Vorbemerkung der Redaktion: Hier werden Helme aus dem 19. und 20. Jahrhundert behandelt. Herstellerland war zunächst im allgemeinen Sprachgebrauch Russland (Russ. Kaiserreich), dann von 1922 bis 1991 die Sowjetunion (UdSSR, CCCP) und anschließend wieder Russland (Russische Föderation), was durchaus auch unterschiedliche Territorien bedeutete. Da diese Helme aber in der UdSSR-Zeit aus Fabriken in der Russischen Sowjetrepublik kommen, sprechen wir durchgängig von "russischen Helmen". Russische Taucherhelme Aus dem Italienischen von Dr. L. Seveke Von Fabio Vitale, Präsident der HDS Italien In der Welt des Sammelns ist es üblich, wenn wir über russische Helme sprechen, zu denken, dass wir es mit etwas von geringem Wert, historisch und materiell, zu tun haben, mit Objekten, die "touristischen Souvenirs" ähneln, bestenfalls "Ich würde gerne, aber ich kann nicht"-Helme. Nichts könnte falscher sein! Die russischen Taucherhelme gehören zu einer Nation mit einer großen Vergangenheit auf diesem Gebiet und sind von großem Interesse auf dem Gebiet des Sammelns, man muss nur wissen, wie man sie auswählt. Es ist gut, ein paar einleitende Worte zu diesem interessanten Sachverhalt zu verlieren, um dann die Objekte zu würdigen, die Teil dieser Geschichte waren. Eine der ersten Tauchausrüstungen, die in Russland entwickelt wurden, stammt aus dem Jahr 1829, als ein gewisser Gauzen dem wissenschaftlichen Komitee des Marineministeriums einen Taucheranzug mit offenem Helm (der nicht am Anzug befestigt ist und die Luft aus dem darunter liegenden Teil, das auf den Schultern ruht, entweichen lässt) vorstellte. Die Erfindung des berühmtesten offenen Helms durch die Gebrüder Deane, Vorläufer des echten Taucherhelms, stammt aus der gleichen Zeit. Wir können also behaupten, dass in Russland die Entwicklung des Tauchens mit "moderner und effizienter" Ausrüstung zur gleichen Zeit begann wie im Westen, was der Geschichte der russischen Taucher eine äußerst wichtige Bedeutung verleiht. Bild 01: Der offene behelmte Tauchanzug von Gauzen [02] Ein wichtiger Anfang, der dann verloren ging, weil dem Gauzen-Tauchanzug keine weiteren Entwicklungen auf diesem Gebiet folgten. Vielmehr dominieren ausländische Tauchergeräte. Bild 02: Ausbilder der Kronstädter Schule an Bord des Begleitschiffes, spätes 19. Jahrhundert [02] Die erste von den Brüdern Deane gekaufte Ausrüstung wurde 1838 von Vizeadmiral Lazarev, dem Kommandanten der Schwarzmeerflotte, importiert. Bild 3: Herstellung von 3-Bolzen-Helmen, Ende der 1930-er Jahre [02] Viele Jahre lang beschränkten sich die Aktivitäten der russischen Taucher auf Einzelinitiativen innerhalb der verschiedenen Flotten der Marine. Erst 1882 wurde dieser Tätigkeit an eine einheitliche Organisation gegeben, mit der Gründung der ersten Schule für Taucher der russischen Marine in Kronstadt, die englische (Heinke, Siebe&Gorman) und französische (Denayrouze-Helm von 1873) Ausrüstung einsetzte. Diese importierten Helme beeinflussten die Produktion der nationalen Helme stark, die wir bis zum Ende des Jahres 1800 zurückdatieren können. Vor allem der Denayrouze-Helm mit seinem 3-Bolzen-Flansch wurde Vorbild für die Herstellung eines Standardhelms für die Marine. Bild 04: Helm der Gebrüder Kolbasiev, hergestellt 1893 in Kronstadt Es handelt sich um einen 3/12- Bolzen-Helm mit einem Kopf, der dem von Denayrouze sehr ähnlich ist. Dieser Helm ist sowohl für 3-Bolzen- als auch für die 12-Bolzen-Anzüge einsetzbar www.pieds-lourds.com . Einer der ältesten derzeit bekannten russischen Helme ist das 3/12-Bolzen-Modell der Gebrüder Kolbasiev, ein Modell, das in den 50-er Jahren von den Werkstätten des Ministeriums für Flusstransport wieder aufgelegt wurde, das wir aber auch in anderen Arsenalen finden, wie dem von EPRON (?????????? ????????? ????? ??????? ??????????, ????? [01]), eines 1923 gegründeten großen landesweiten Unternehmens für Unterwasserarbeiten und Bergungen. Aus Sammlersicht gilt die Regel, die für Helme aus aller Welt gilt: Die Seltenheit wird umso größer, je weiter man in der Zeit zurückgeht. Einen russischen Helm des späten neunzehnten Jahrhunderts zu finden, ist fast unmöglich, aber selbst wenn wir über den Zeitraum vom frühen zwanzigsten Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sprechen, können wir sicher sagen, dass diese Helme selten und sehr schwer zu finden sind. Es wird weniger schwierig, wenn wir anfangen, über die fünfziger und sechziger Jahre zu sprechen, aber erwarten Sie nicht, dass Sie Helme aus diesen Jahren an jeder Straßenecke finden. Bild 05a & 05b: Helm SJA3 (??3), erkennbar an den beiden einzeln Anschlüssen für Telefon und Luft auf der Rückseite, Er wurde bis Ende der 40-er Jahre gebaut, als das Modell USV50 (YCB50) eingeführt wurde. Bild 05: 3-Bolzen-Helm USV50 aus den 1950-er Jahren, eingeführt ab 1950, Das Akronym steht für "Perfectly Ventilated Equipment 1950". Es ist vom Vorgängermodell mit der Bezeichnung SJA3 zu unterscheiden, weil es die Luft- und die Kommunikationsleitung in einem einzigen Anschluss zusammenfasst. Das Modell SJA3 hat stattdessen zwei separate Anschlüsse. Bild 05c & 05d: 3-Bolzen-Helm USV50 M aus den 1950er Jahren, Eingeführt nach dem USV50, stand das M für modifiziert. In der Tat wurde seit 1950 ein Griff an der Oberseite angebracht, um das Tragen zu erleichtern. Auch dieses Modell vereint in einem einzigen Anschluss die Luft- und die Kommunikationsleitung. Einer der Gründe, die zur "Vernachlässigung" der russischen Helme beigetragen haben, ist, dass sie bis heute weiter produziert werden (die Fabriken sind die gleichen, die für die russische Marine produzieren), eine Produktion auch für den Markt der ausländischen Enthusiasten, die mit absolut bescheidenen Preisen einen schönen glänzenden Taucherhelm erwerben können. Und doch sollte dies kein diskriminierender Faktor sein, selbst edle und titelgebende westliche Marken produzieren auch heute noch Helme, die auch auf dem Markt notiert sind, aber sicher nicht zur Depression des Vintage-Sammelns beigetragen haben. Bild 06: 3-Bolzen-Helm, der EPRON zugeschrieben werden könnte, Die Merkmale des Kragens erinnern sehr an Helme, die Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt wurden. Vielleicht ist es an der Zeit, den russischen /sowjetischen Bereich neu zu überdenken und ihm den Platz zu geben, den er verdient, auch in unseren Häusern, wo ein schöner Helm aus den fünfziger, sechziger oder siebziger Jahren eine Quelle des Stolzes sein kann, zu einem viel erschwinglicheren Preis als ein entsprechender westlicher Helm. Bild 07: USV50, ein 3/12-Bolzen-Helm von 1975 Bilder 08 & 09: Handgefertigte Gravuren auf den Kragensektoren des 3/12-Bolzen-Helms, Sie geben die Platzierung am Kragen an (???-vorne, hinten, rechts, ???-links), eine einfache Möglichkeit, um nicht jedes Mal nach der richtigen Position für die vier Sektoren suchen zu müssen. BILD 10: USV50, 12-Schrauben-Helm von 1969, Auch dieser Helm unterscheidet sich vom älteren SJA12 dadurch, dass er einen gemeinsamen Luft-/Telefonanschluss an der Rückseite hat. BILD 11: USV50 M, Helm von 1969, Dieses Modell hat zusätzlich zum Tragegriff ein Gehäuse für die Telefonkapsel auf der Vorderseite. Es ist auch heute noch im Einsatz. BILD 12: USV50 M, 3/12-Bolzen-Helm von 1978 Bild 19: Vorbereitung eines Tauchers mit USV50-3-Bolzen-Helm in den 1960-er Jahren Russische Ausrüstungen für die Tiefe Wie alle Marinen schlug auch die russische Marine den Weg der großen Tiefe ein, der nach dem Aufkommen der U-Boote und den US-Experimenten mit synthetischen Gemischen unabdingbar war. Die ersten Experimente mit dem Einsatz von Heliox (Helium-Sauerstoff-Gemisch) lassen sich bis Ende der 1930-er Jahre zurückverfolgen, aber erst Mitte der 1940-er Jahre wurden sie im Wasser getestet. Ausgehend von einer soliden Erfahrung mit Sauerstoff-Kreislaufgeräten, die sowohl zum Tauchen als auch als Rettungsgeräte für U-Boot-Fahrer konzipiert waren, entwickelten die Russen in der ersten Hälfte der vierziger Jahre ein Kreislaufgerät für die Verwendung von Helium-Sauerstoff-Gemischen, das es ihnen 1946 ermöglichte, die Rekordtiefe von 200 Metern zu erreichen. In diesen Jahren begannen die Taucher, ihre Tauchausrüstung zu modifizieren, um sie an die Verwendung von Helium-Sauerstoff-Gemischen anzupassen, indem sie die Technik des halbgeschlossenen Kreislaufs und der Injektion nutzten, um ein System für die Zirkulation von Atemgemischen zu erhalten, das in der Lage war, Natron-Kalk-Filter zu passieren. BILD 13: Der SKD-Helm in einer seiner ersten Versionen, gebaut vom Werk Nr. 3 in Leningrad, Es handelte sich um einen Helm, der vom Standard-Lufthelm-Modell SJA3 abgeleitet war und an dessen Vorderseite ein Injektor angebracht worden war. Foto von David L. Dekker, www.divinghelmet.nl Der erste russische Helm, bei dem wir die Anwendung des Einspritzsystems finden, ist der ???, der wahrscheinlich um 1948 gebaut wurde. Die Abkürzung SKD stand für "???????? ???????? ????????????" und das bedeutet "Dekompressions-Sauerstoffanzug". In der Praxis erlaubte dieses Verfahren nach einem Tieftauchgang mit Luft eine Dekompression mit Sauerstoff und damit kürzere Zeiten für den Aufstieg. Er war bei russischen Tauchern, die den normalen Lufttauchanzug bevorzugten, nie sehr beliebt. Der SKD wurde in zwei Modellen (SKD1 und SKD2) produziert, und von dieser Ausrüstung wurde später, in den fünfziger Jahren, der erste echte Tieftauchanzug, der GKS-3, abgeleitet, der für das Tieftauchen unter Verwendung von Heliox entwickelt wurde. Das Akronym ??? -3 steht für "???????-K?????????? C???? ?????? 3", also "Modell 3 für Helium-Sauerstoff-Gemisch". BILD 14: Helm GKS -3M für den Einsatz mit Helium-Sauerstoff-Gemischen bis zu einer Tiefe von 200 Metern, Dieses Modell war der Nachfolger des GKS-3 und wurde um 1962 eingeführt. Der einzige Unterschied zu seinem Vorgänger war ein leistungsfähigeres "Venturi-System": Es konnte 10 Zyklen pro Minute machen gegenüber 6 des alten Helms. An der Vorderseite die "Bailout"- und Trimmkanister, die auch als Brustballast dienten. Der Injektor für die Rezirkulation und Reinigung des Gemisches war vor dem Mund des Tauchers positioniert, nach rechts verschoben und in einem Bronzegehäuse untergebracht, das direkt an den Helm geschweißt war. Eine andere Lösung als bei den amerikanischen Helmen, die es auf der Rückseite des Helms hatten oder, wie der DM 20/40 von Dräger, der es im Gehäuse für die Reiningunspatrone installiert hatte. Der GKS-3 wurde für Tauchgänge zwischen 60 und 200 Metern Tiefe konzipiert, obwohl es Berichte über Einsätze bis zu 300 Metern gibt. BILD 15: Filterpatrone des GKS-3M, die auf dem Rücken getragen wird, Sie enthält das chemische Absorptionsmittel zur Reinigung des Kohlendioxid-Gemisches. Später wurde ein verbessertes Modell mit einem schnelleren und leistungsfähigeren Venturi-Einspritzsystem (GKS-3 M) hergestellt. Bild16: Helm WKS-57 (BKC-57), Der Injektor ist in einem Ring untergebracht, der zwischen dem Bund und dem Kopf platziert und zwischen zwei Dichtungen festgezogen ist. Die Luftzufuhr wird durch einen Bypass reguliert, der an einem speziellen Anschluss an der Vorderseite des Kragens angebracht wird. Foto von David L. Dekker www.divinghelmet.nl 1957 wurde ein weiterer Helm entworfen, der WKS 57 ("????????-??????????? ????? 1957" - Modell für Luft-Sauerstoff-Gemisch 1957), der für Nitrox-Tauchgänge bis zu einer Tiefe von 60 Metern konzipiert war und dann auch für Helium-Sauerstoff-Gemische verwendet wurde, aber nur bis zu 100 Metern. Bei diesem Helm war das Injektionssystem in einem Ring untergebracht, der zwischen den Flanschen des Kragens und des Helms eingesetzt ist. Bild 17: Modifizierter WKS-57 Helm, Dieser Helm entpuppte sich als ein Hybrid, der aus dem Kopf eines GKS-3-Helms besteht, an den der Injektorring angeschweißt wurde. Die Bedienung entspricht exakt der des WKS-57, ist aber in dieser modifizierten Form sicher rationeller. Bild 18: Injektor mit den eingravierten Initialen "BKC-57" und der Seriennummer 109 auf der Seite. Anmerkung der Redaktion: Das Heliox-Tieftauchen ist sicher wie mir nicht allen Lesern klar. Ich habe deshalb im HTG-Forum mal unsere Spezis gefragt t1p.de/hvug und dabei viel Neues erfahren. Der geneigte Leser kann das natürlich gern nutzen. Helmkennzeichnungen Es ist sehr schwierig, die kyrillische Schrift auf den Platten zu interpretieren, aber es stimmt auch, dass es nicht viele Informationen über sie gibt und sie in etwa zehn verschiedene Typen eingeteilt werden können. Die Informationen, die fast immer vorhanden sind, betreffen die Fabrik (?????), in der die Helme hergestellt wurden. In der Regel handelt es sich um die Werke Nr. 3 und 21, die um 1943 gegründet wurden, und das Werk Nr. 28, das 1963 gegründet wurde. Die andere Unterscheidung liegt in der Zweckbestimmung der Helme, es gab solche, die für die "Kriegsmarine" (BM? /BMC) hergestellt wurden und solche, die für eine ganze Reihe von Organisationen und Strukturen einschließlich zivilen wie das Ministerium für Flusstransporte (MP?)hergestellt wurden. Bild 20: Platte eines 12-Bolzen-Helms USV50, Sie sagt uns, dass der Helm vom Unterwasser-Militärarsenal (auch Fabrik genannt) Nr. 21 in Leningrad hergestellt wurde. In den Inschriften stehen die Wörter " Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik, RSFSR" und die Initialen des "Ministeriums für Flusstransport", die Nummer des Helms, 1008, und das Baujahr 1969. Dies ist der zweite Typ des Schildes, der dem "Werk 21" zuzuordnen ist, der erste Typ war oval. Dann kann es ein Siegel zur Zertifizierung der Material- und Verarbeitungsqualität geben oder auch nicht, ein Dreieck mit Initialen darin. Einer der am häufigsten anzutreffenden Kürzel ist OTK. Das ist das sowjetische Büro für Technische Kontrolle (????? ???????????? ????????) und entsprach in der DDR dem ASMW. Das Herstellungsdatum und eine Seriennummer sind immer angegeben. Quellen: [01] t1p.de/6uww [02] Borovikov, Pavel A., Illustrierte Geschichte des russischen Tauchens, Moskau 2008 BILD 21: Schild, das zu einem Helm aus dem Werk 21 in Leningrad gehört, Es ist der dritte Plattentyp, den wir aus diesem Arsenal finden. Es trägt die Nummer 33 und das Baujahr 1975. BILD 23: Typenschild eines 3-Bolzen-Helms USV50, Die Inschrift lautet "Werk Nr. 28", gefolgt von den Initialen der "Kriegsmarine" (BM?, ??????-??????? ????) . Im unteren Teil "Helm (????) N. P-140 " gefolgt von "Jahr 1962". Bild 24: Stempel am Flansch eines USV50, der ebenfalls die Wörter "Werk Nr. 3" trägt, gefolgt von den Initialen der "Flotte" BMC , gefolgt von einer römischen Zahl "XI" und 48, die Monat/Jahr angeben könnten. Tatsächlich wurde eine ähnliche Kennzeichnung auf einem modifizierten Lufthelm für die ersten Nitrox-Experimente gefunden, der aus dem Jahr 1948 stammt. Bild 25: Platte eines Schraubhelms USV50 M 3/12, Sie trägt die Initialen des Ministeriums für Flusstransporte MP?, seine Nummer 2130, die Typ-Bezeichnung, den Landeskenner RSFSR, das Baujahr 1978, das Gewicht 21 kg, den Herstellungsort Leningrad und den Stempel (das Dreieck in der rechten unteren Ecke) einer Kontrollstelle für die Zertifizierung der Material- und Verarbeitungsqualität. Normalerweise war die offizielle Stelle der OTK, dessen Initialen im Dreieck erschienen.