Methoden der Taucheruntersuchung an Großreusen 1959, Institut für Hochseefischerei und Fischverarbeitung Rostock-Marienehe Von Hermann Winkler Taucherbeobachtungen an fischereilichen Fanggeräten haben in letzter Zeit nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Praxis der Fischerei eine immer größere Bedeutung gewonnen. Beschränkte man sich in der Vergangenheit noch darauf, durch Helmtaucher die Reusenfangplätze von Steinen und dergleichen säubern zu lassen, so lässt man heute von sogenannten "Froschmännern" den Unterwasserteil der Geräte auf fängige Stellung überprüfen und beginnt mit der Untersuchung der Reaktionen der Fische auf die Fanggeräte. Vom Institut für Hochseefischerei werden seit 1955 Reusenuntersuchungen in den Küstengewässern der DDR durchgeführt. Insbesondere im Bereich der FGS Warnemünde wird eine größere Anzahl Reusen nach dem Aussetzen in der Frühjahrs- und Herbstsaison durch einen Taucher des Instituts auf ihre Fängigkeit untersucht. Dadurch können festgestellte Mängel noch vor Beginn der eigentlichen Fangzeit beseitigt werden. Darüber hinaus ermöglichen die Untersuchungsprotokolle ein Urteil über den Zustand der Reusen und über die Möglichkeiten der Verbesserung und der konstruktiven Weiterentwicklung dieser Geräte. Als Tauchgeräte kommen neben ausländischen Modellen entweder das Sauerstoffgerät "Medi Nixe" oder das Pressluft-Tauchgerät "MEDI 713" des VEB Medizintechnik Leipzig zur Verwendung. Beide Typen sind autonome Freitauchgeräte, mit denen der Taucher sich frei im Wasser bewegen kann, ohne dass eine Schlauchverbindung notwendig ist. Die Fortbewegung erfolgt durch Schwimmflossen. Gegen die Kälteeinwirkung wird ein leichter, wasserdichter Schutzanzug aus gummiertem Gewebe getragen. In neuerer Zeit hat sich das Pressluft-Tauchgerät durchgesetzt, da es betriebssicherer in seiner Funktion, einfacher und sparsamer im Gebrauch ist. Das Pressluft-Tauchgerät, wo mit reiner atmosphärischer Luft ohne Sauerstoff-Zusatz geatmet wird, gestattet das Aufsuchen auch von Wassertiefen über 20 m. Die Pressluft-Tauchausrüstung besteht aus einer oder zwei, gelegentlich auch drei Druckflaschen, einem Atemventil (Lungenautomat), das die Atemluft auf den jeweils erforderlichen Druck regelt, und zwei zum Mundstück führenden Atemschläuchen. Die verbrauchte Luft wird im Gegensatz zum Kreislaufgerät direkt ins Wasser abgegeben. Die große Beweglichkeit des autonomen Tauchers bietet gegenüber dem Helmtaucher besondere Vorteile beim Einsatz als "Forschungstaucher". Abb.1 zeigt den Ablauf einer Taucheruntersuchung an Kumreusen: E Einstieg, 1 Lage und seitliche Versetzung des Untersims, Stellung der Netzwände, Verschmutzungsgrad, 2 Lage des Untersims, 3 Lage des Untersims beim Übergang vom Rückfang zum Kum, HerdsteIlung, 4 Stellung der Kehle (Öffnungsbreite, Form und Spannung), 5 Stellung der Wände, Zustand des Bodens, Beschädigungen, Verschmutzung, 6 Lage und seitliche Versetzung des Untersims, Stellung der Netzwände, Beschädigungen, Verschmutzungsgrad, A Ausstieg. Es ist verständlich, dass der Praktiker dieser Methode zunächst skeptisch gegenübersteht, da es zu beweisen gilt, dass die Untersuchungen exakt und fachkundig durchgeführt werden können. Die Voraussetzung dafür ist ein fischereilich geschulter Taucher, der in der Lage ist, nicht nur vorhandene Mängel zu registrieren, sondern auch ihre Ursachen zu erkennen. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, Fehler an Ort und Stelle im Beisein der Fischer zu beheben. Der Taucher steigt am Punkt E von einem kleineren Boot aus ins Wasser und taucht die Reuse in der angegebenen Reihenfolge ab. Je nach Wetter und hydrographischen Verhältnissen können der Ablauf und der Umfang der Untersuchung erweitert oder verkürzt werden. Von Zeit zu Zeit kommt der Taucher an die Oberfläche, um seine Beobachtungen zu Protokoll zu geben. Eine derartige Untersuchung erfordert je nach Größe des Fanggerätes 1-2 Stunden. Die Zahlen 1-6 zeigen, welchen Teilen des Fanggerätes bei der Untersuchung besonderes Augenmerk geschenkt werden muss. Daneben wird das Vorkommen von Steckfisch nach Fundort und Art registriert. Seegang, Strömung, starke Wassertrübung und niedrige Wassertemperaturen sind Faktoren, die den Einsatz eines Tauchers erschweren oder unmöglich machen können. Unterwasseraufnahme des Wehrs einer Reuse (Hagensche Wieck), Die Kette hat sich teilweise vom Untersim gelöst, das Untersim hat an dieser Stelle keinen Bodenschluss mehr. Die Bilder 02 und 03 sind Unterwasseraufnahmen von Reusen in der Hagenschen Wieck (Greifswalder Bodden) und zeigen, dass die Unterwasserfotografie da, wo die Bedingungen dafür gegeben sind, eine wertvolle Ergänzung der direkten Beobachtung darstellen kann. Sie gestattet einem größeren Personenkreis, sich über den Zustand der Elemente des Fanggerätes zu informieren. In unseren Meeresgebieten wird ihre Anwendung durch die teilweise nur geringen Sichtweiten jedoch sehr erschwert und ist in der Nähe von Flussmündungen, nach langen Stürmen oder bei starker Wasserblüte völlig erfolglos. Unterwasseraufnahme eines Reusenwehrs (Hagensche Wieck), Die Anwendung eines doppelten Untersims, einer sogenannten "Schürze", garantiert auch auf unebenem Boden einen hundertprozentigen Bodenschluss