TH07 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, vielleicht interessiert den einen oder anderen, wie wir die TauchHistorie so machen? Eigentlich läuft das ganz einfach und geradlinig, meistens. Ich erhalte von lieben Autoren Manuskripte, um die ich aus Kenntnis der Szene gebeten habe, oder, wünschenswert, die sie für interessant halten. Parallel suchen wir in bisherigen, meist ausländischen Veröffentlichungen nach geeigneten Beiträgen. Fremdsprachige Artikel werden von mir oder hilfswilligen HTG-Mitgliedern übersetzt. Es ist erstaunlich, dass man mit moderner Software auch aus Sprachen ins Deutsche übersetzen kann, die man überhaupt nicht beherrscht, wenn man prinzipiell den Inhalt kennt. Ich habe so schon aus dem Dänischen, dem Tschechischen, dem Niederländischen, … übersetzt. Das Programm liefert die Rohübersetzung, die poliert man mit Kenntnis der Inhalte und erhält, wenn man Glück hat, noch eine Korrektur des Autors oder eines andern Sprachkundigen. Wenn es gut geht, habe ich so zwei Ausgaben voraus genügend Artikel vorliegen. Trotz aller Anleitungen packen es natürlich nicht alle Autoren, ihre Texte im gewünschten Format, also reinen Text plus separate, gut druckbare Bilddateien, abzuliefern, so dass einige Nacharbeit bleibt. Dazu kommen auch noch die Berichte von unseren aktuellen Treffen und den besonderen Ereignissen wie Ausstellungen, Preisverleihungen oder Nachrufe. Diese Form der Artikel, also unformatierter Text und Bilder, wird für eine Ausgabe in einer Cloud (Speicher im Internet) mit autorisiertem Zugang für Autoren, Vorstand und Bearbeiter des Verlages gespeichert. Darauf greift unsere Layouterin, Frau Theis, etwa zwei Monate vor Erscheinen zu und generiert mit ihrem DTP-Programm (desktop publishing) daraus eine PDF, die ein Abbild der zukünftigen Ausgabe darstellt. Diese PDF kommt an mich und hoffentlich die Autoren zur Korrektur. Nach Realisierung der Korrekturen und der Hinzufügung der Umschlagseiten, um die sich Franz Rothbrust (Titelbild) und Bernhard Schuster (Anzeigen) kümmern, geht die PDF zum Druck und anschließend über den Versand vom Verlag in Papierform zu Ihnen. Einen leider wichtigen Punkt habe ich noch nicht hervorgehoben. Da wir zu wenige Abonnenten haben, etwa 60 sind es bisher, benötigen wir dringend Anzeigen von Sponsoren für die drei freien Umschlagseiten bzw. eigentlich deren finanziellen Beitrag, um die Kosten ohne einen zu großen Zuschuss aus der Vereinskasse tragen zu können. Da die sonst üblichen Verkaufsanzeigen bei uns kaum sinnvoll sind, handelt es sich um Imagewerbung, zu der leider nur wenige Firmen bereit sind. Dräger als geschichtsbewusste Firma ist hier unser stabilster Partner. Erst wenn hiervon genug eingeworben ist, kann es also losgehen mit dem Drucken. Titelbild: Tauchermesser MEDI-721 mit originalem Leibgurt, Foto: Ulf Barthel Siehe Artikel: Tauchermesser der Organe der DDR (2), ab Seite 62 Inhalt Seite 3 Editorial Seite 4 Leserbriefe Seite 6 Taucher-Tagebuch von Fred Methner Seite 15 Metall unter Wasser - schneiden oder … Seite 26 Ted Eldred - Er veränderte die Tauchwelt Seite 31 Der Atemregler Dräger PA 60-2 Seite 38 Ungewöhnliche zweite Stufen Seite 44 Mundstücke von Kompaktreglern (1) Seite 54 Hans-Hass-Expeditionen in der Presse (2) Seite 62 Tauchermesser der Organe der DDR (2) Seite 68 Bibliophiles Seite 70 Archivierung eines Taucher­nachlasses Seite 75 Vorankündigung Das Tauchboot GEO Seite 76 Sporttaucher-Museum Berlin: UW-Scooter 1961 Seite 78 Nachrichten Seite 83 Vorschau Leserbriefe TauchHistorie 07/2017 Leserbriefe Zu TH5, S. 30 „Das Ei des Jan van Buuren“ Von Jeroen Gompelman From: Franz Rothbrust To: Sven Eric Jørgensen; Peter Jackson, Jeroen Gompelman Hello Peter, Sven Eric and Jeroen, here is another very interesting construction showing a Dutch "Loosco" from 1957. - The high pressure valve is very unusual; there is just an elastic tube, inside, no spring. -The regulator is balanced. - Water does not come inside. The function of the high pressure valve is a riddle. I have some theories, but do not really believe in them. Franz Englische Originaltexte der beiden folgenden Leserbriefe: goo.gl/Q2dMkw (Übersetzer Franz Rothbrust) Peter Jackson schrieb: Die erste Stufe ist sicherlich ungewöhnlich und die Gestaltung des Ventils scheint ein Versuch zu sein, mehrere Ziele gleich­zeitig zu erreichen. Erstens wirkt die elastische Hülse um den Kolben herum als Dichtung, wodurch die Notwendigkeit von O-Ringen entfällt, die eine Schmierung erfordern und eine gewisse Reibung des Mechanismus bewirken würden. Zweitens wirkt die Hülse als Feder und liefert die Kraft, um das Ventil zu schließen. Drittens ist es ein Versuch, den Kolben zu balancieren, so dass er sich von Änderungen der Schließkraft aufgrund von Ände­rungen des Versorgungsdrucks frei macht. Allerdings den­ke ich nicht, dass dieses Ziel vollständig erreicht wird, da der Versorgungsdruck durch das elastische Material übertragen wird, um auf den Kolben einzuwirken und die Schließkraft zu unterstützen. Je höher der Versorgungsdruck, desto höher ist die Schließkraft, so dass das Ventil nicht wirklich balanciert werden kann. Die Verwendung eines elastischen Materials, um als Feder zu wirken, führt zu einer Reihe weiterer Probleme. Am wichtigs­ten ist, dass die Eigenschaften des Materials durch Tempera­ turänderungen beeinflusst werden. Wie wir wissen, kann die Expansion von Luft durch das Ventil, insbesondere bei hohen Strömungsgeschwindigkeiten, einen erheblichen Wärmever­lust verursachen, was wiederum einen erheblichen Verlust an Elastizität und eine erhöhter Hysterese (Begriffserklärung unter goo.gl/0LRm94) verursacht. Dies gilt insbesondere für härtere Elastomere. Gefrorenes elastisches Material ist nicht sehr effektiv! Der Koeffizient der linearen Ausdehnung von elastischen Ma­terialien scheint ziemlich hoch zu sein, so dass es möglich ist, dass, wenn die Temperatur weit genug fällt, die Hülse nicht mehr genügend Kraft auf den Kolben ausübt, um ihn richtig zu schließen. Es ist ein geniales Design und ich nehme an, dass es in der Pra­xis gut funktioniert, aber ich wäre interessiert zu wissen, wie gut es unter harten Arbeitsbedingungen in sehr kaltem Wasser funktioniert. Jeroen Gompelman schrieb: Die Erklärungen sind richtig, aber die meisten Personen und Konstrukteure von damals sind nicht mehr unter uns. Wir müs­sen versuchen, wie sie in den 1950er Jahren zu denken, ohne die Taucherfahrung und das Wissen, das wir heute haben. Ich bin sicher, sie wussten nicht genug über Materialeigenschaften zur damaligen Zeit. Es war eine Versuch-und-Fehler-Phase, vielleicht waren sie auf einem guten Weg, um das Beste zu schaffen. Was ich in den niederländischen Büchern aus dieser Zeit gele­sen habe, ist, dass die Plastikhülse um den Hochdruckkolben ein weiches Schließen des Ventils bewirkt und als Feder dient. Der Durchmesser des Hochdrucksitzes ist jedoch doppelt so groß wie wir ihn heute kennen (Anmerk. d. Redakt.: Damit ist auch der Druck auf den Schließkolben wesentlich höher). Zwei Kräfte addieren sich, wie wir in der Zeichnung sehen können, so dass der Hochdruckkolben während des Gebrauchs fast schwebt. Der nächste Faktor ist, dass sie mit diesem Prinzip einen höhe­ren Durchfluss durch die Ventilöffnung und minimale Kraftein­wirkung auf den Hochrucksitz erreichten. Ohne hohen Druck auf den Dichtsitz hatten sie einen Regler, der über längere Zeit wartungsfrei war. Der nächste Schritt war, die Kraft des Versorgungsdruckes zu kompensieren (balancieren), damit der Mitteldruck sowohl bei 10 bar als auch bei 200 bar, konstant blieb. So blieb im Ergebnis der Mitteldruck bei konstant 4 bar. Wenn wir das alles ganz genau wissen wollen, können wir das Loosco-Ei in einer ANSTI-Maschine testen, um alle Bedingun­gen auszuprobieren. www.ansti.com goo.gl/C2Cmhf Hat jemand Zugang zu einer solchen Testumgebung? Anm. der Redaktion: Wir hatten nach dem Erscheinen der TH6 die Abonnenten um ihre Meinung gebeten. Die folgenden Leser­briefe sind Reaktionen darauf, teilweise gekürzt. Michael Kranzler: Die TH 6 ist doch noch im alten Jahr angekommen. Wer sagt‘s denn! Wie mir die TH gefällt? Papier- und Druckqualität überzeugen; auch das Layout finde ich ansprechend. Inhalt: Ich staune über die Vielfalt an Themen und Aspekten, mit denen sich die einzelnen Beiträge beschäftigen und mit welcher Liebe zum Detail das geschieht. Dass dabei „Technik“ überwiegt, liegt in der Natur der Sache; Tauchgeschichte ist eben zu einem guten Teil Technikge­schichte. Ich bin überzeugt, dass mit der TH im Laufe der Zeit ein einzigartiges Nachschlagewerk über die internationale Tauchgeschichte entsteht. David Dekker, NL: Heute ist die TH6 angekommen. Bin stark beschäftigt, aber ich habe das Heft mal schnell durchgesehen, weil Du mich ja um ei­nen Reaktion gebeten hattest: sieht alles PRIMA aus. Schade aber das Philippe Rousseau mich nicht um ein paar Bil­der gefragt hat, da ich auch ein Poumondeau in der Sammlung habe, und da handelt es sich um eine andere Variante des Gerä­tes (interessant, würde ich denken). Und zu dem Bild auf der Rückseite: Das hab ich so nicht ange­liefert. Der Helm war auf weißem Hintergrund und der Helm hat einen Schatten gehabt. Ein Ausschnitt ist natürlich möglich, aber normal wird sowas dann mit dem Fotografen zusammen gemacht … Sonst also alles PRIMA. Philipp Jungschlaeger: Also ich meine mit den Links, das ist sehr gut so gekennzeich­net. Man braucht ja nur das einzugeben, was dort steht. Ich nutze die Links zu vielen Themen. Ich habe im Moment auch keine Idee, wie man das noch vereinfachen kann. Ich finde das übrigens eine super Sache, dass man auf diese Weise sich noch weiteres Hintergrundmaterial ansehen kann. Ist ja auch nur für die gedacht, die das jeweilige Thema interessiert. Also ich denke, wer ins Internet kann, der wird sich auch die jeweiligen Links ansehen. Und wer trotzdem überfordert ist, kann ja si­cher bei Euch mal fragen. Ulf Barthel: Ich habe nicht wirklich die Kenntnisse von Layout und Gestal­tung, um so etwas umfangreich zu analysieren. Daher ist folgen­des nur meine ganz persönliche Anmerkung. Umschlag: Im Sinne von Wiedererkennung sollten wir vielleicht wirklich das Cover so belassen. Ich finde jedoch dann eine grüne Farbschat­tierung besser - weil, blaues Wasser haben wir in Deutschland nicht. Auf der TH6 ist ja jetzt auf der Rückseite ein Drägerhelm - diese Darstellung gefällt mir gar nicht. Hier wäre ein komplett weißer (oder auch farbiger) Background besser als das „blaue Wasserspiel“. In jedem Museum, auf jeder Auktion werden die Exponate immer auf neutralem, einfarbigem Grund dargestellt. Das Auge soll in voller Konzentration auf dem zu betrachtendem Teil ruhen. Texte: Ich mag in einer deutschen Fachpublikation in solch geringer Auflage keine Fremdsprachtexte. Das hat nur zweitrangig mit meinen nur sehr schlechten Englischkenntnissen zu tun. Aus ei­gener Erfahrung weiß ich ja nun, wie schwer es ist, einen Text für die TH zu schreiben, ohne dabei in Fachkauderwelsch zu verfallen. D.h. es wird nur sehr guten Fremdsprachlern gelingen, sich diese Texte in´s Deutsche zu übersetzen. Aber gerade das erwarte ich von unserem Heft, eine sehr genaue Wiedergabe ur­alter oder fremdsprachlicher Schriften. Schriftart: Hier ist vielleicht noch Gestaltungsraum. In den meisten Fach­zeitschriften wird, auch/gerade wenn es um Darstellung, Auf­arbeitung alter Techniken, Methoden, Maschinen und Geräte geht, immer mit moderner Typografie gearbeitet. Hier sollten wir vielleicht den Ratschlag eines Fachmanns einholen. Verweis auf Weiterführung oder Ergänzungen im Netz: Hier ist fraglich, wie viele der Leser wirklich über das Kürzel ge­hen und diese zusätzlichen Infos einholen. Weil: 1. wir nicht wissen, wie viele der Leser bereit sind, diesen Weg zu beschreiten, 2. wir nicht wissen, wie viele über die techn. Voraussetzung und die Fertigkeit dazu verfügen, 3. es ein absoluter Balanceakt ist, dadurch nicht eventuell Abon­nenten an das Netz zu verlieren. Inhalte: Wir haben technisch gesehen oft sehr tiefgehende Texte, stel­lenweise wird hier langwieriges Entwickler- oder Ingenieurs-schaffen auf 2-4 Seiten reduziert. Das Verstehen dieser Texte setzt bei jedem Interessierten und einigermaßen Tauchtechnik- Begeisterten ein qualifiziertes Grundwissen auf mindestens CMAS***- oder Master-Diver-, Militär- oder Berufstaucher-Ni­veau voraus. Ist das immer gegeben??? Ich frage mich manchmal beim Lesen der Texte, ob auch die anderen Leser wirklich die genannten physikalischen Gesetze, mechanischen Prinzipien, industriellen Fertigungsprozesse oder Materialeigenschaften, die dort aufgeführt werden, kennen. Denn nur dann ist ein Ver­ständnis für das Gelesene gegeben. Ich kenne die Meinung der Redaktion dazu. Aber vielleicht ist einer der Gründe, warum an­dere mehr Abonnenten haben, die einfachere, verständlichere Lesart. Hier jedoch ist die Idee mit den weiterführenden Infos im www. dann wieder revolutionär, aber erkennen es die Leser (auch wenn im letzten Editorial darauf verwiesen wurde)? Anmerk. d. Redakt.: Ulf hat hier wesentliche Aspekte ange­sprochen, zu denen wir uns teilweise auch unsicher sind. Schreiben Sie uns Ihre Meinungen dazu! ls@htg-th.eu Berichtigungen Zu TH6, S. 67 „Sporttauchmuseum, Aus dem Bastelkeller“ von Otmar Richter 1. Das Foto „Abgesägt“ müsste um 90° im UZS gedreht sein, um die richtige Arbeitslage zu verdeutlichen. 2. Das Foto „Rückseite“ zeigt die Rückseite eines ähnlichen Kompressors Leipziger Taucher (auch im Museum) und nicht die des im Artikel beschriebenen Kompressors. Zu TH6, S. 75 „Herbsttreffen Helenesee“, von Lothar Seveke Das Foto auf der S. 75 links unten und das auf der S. 76 unten sind von Ingrid Seiffert. Wir entschuldigen uns für die Fehler, wissen aber genau, dass es wieder welche geben wird. Aus dem Taucher-Tagebuch des Tauchpioniers Fred Methner (*16.7. 1927 - †12.11.1996) Von Heinz-Dieter Seiffert Titelseite des Tauchertagebuchs von Fred Methner Der Gedanke, über einen Berliner Vorreiter und Pionier in der Sporttaucherei zu berichten, kam mir als Hüter unseres kleinen Vereins-Museums im Deutschen Unterwasser Club (DUC Berlin) [01], nachdem ich zum wiederholten Male das Tauchertagebuch von Fred Methner in den Händen hielt. Über die Bücher von Hans Hass wurde ebenfalls mein frühes Interesse an der UW-Welt geweckt und schließlich machte mich auch noch ein Freund auf den DUC Berlin und dessen aktiven Vorsitzenden Fred aufmerksam. So kam bereits im Frühjahr 1955 meine erste Begegnung mit diesem Verein zu­stande, dem ich spontan beitrat und bis heute noch die Treue halte. Heute, nach vielen Jahrzehnten, nutze ich endlich die Gelegen­heit, einen zusammengerafften Rückblick über diesen schon sehr frühzeitigen Tauchpionier zu veröffentlichen. Langjährige persönliche Kontakte und gemeinsame Aktionen erleichtern es mir, diese Zusammenfassung eines Taucherlebens zu erstellen. Als Jugendlicher mit knapp 14 Jahren begeisterte sich Fred be­reits für die Welt unter Wasser, wobei er natürlich durch die Bücher des damaligen Studenten Hans Hass und nach dessen Lichtbilder-Vortrag, im „Planetarium am Zoo“ am 13. Mai 1941, intensiv auf die Schönheiten der Korallenriffe in der Karibik auf­merksam gemacht wurde. Der Traum eines angehenden Sport­tauchers war geweckt, diese Welt jetzt auch persönlich kennen zu lernen. Handwerklich geschickt und von Freunden unterstützt, bas­telte er sich schon 1941 aus einer mit Kitt abgedichteten Auto-Brille seine erste Taucherbrille. Mit einem Marmelade-Eimer, dessen Sichtfenster aus einer kleinen Fotoplatte von 9 x 12 cm² bestand, sowie über einen mit einem Gashahn verschließbaren Gartenschlauch für die Luftzufuhr erfolg­ten die ersten, aber nicht so erfolgreichen Tauchversuche in Berliner Gewässern. Mit der Austarierung und der erforder­lichen Luftzufuhr gab es noch reichliche Probleme, die dieses Projekt verzögerten. Die erste UW-Kamera kam dann im Sommer 1942 im Flakensee zum Einsatz. Es handelte sich um eine SIDA-Kamera von Wool­worth (Preis 1,50 RM) in einem einfachen Gehäuse, welches an­schließend im Juni 1943 durch ein verbessertes Unterwasser­gehäuse aus Metall ersetzt wurde. Mit dieser UW-Ausrüstung konnten im Heinitzsee bereits 1944 die ersten brauchbaren UW-Aufnahmen, z.B. Barsche über Wasserpflanzen, erstellt werden. Hier kam dann ebenfalls schon eine Dräger-Tauchbrille zum Einsatz. Da jetzt die große Begeisterung an der Unterwasserwelt geweckt war und weiterhin im Vordergrund der Interessen stand, meldete sich Fred im Frühjahr 1948 für Hilfsarbeiten am Fischerei-Institut in Berlin-Friedrichshagen an. Von dort bekam er die Genehmigung für Unterwasseraufnahmen im Sakrower See ausgestellt. 8 Taucher-Tagebuch von Fred Methner TauchHistorie 07/2017 Im Auftrag des Instituts machte er anschließend zahlreiche Tiefen-Temperatur-Messungen im Heinitzsee und bekam da­raufhin ebenfalls von den Rüdersdorfer Kalk-Zement-u. Beton-werken im Mai 1948, für sich und für seine Mitarbeiter, eine Erlaubnis über „Tauchungen“ im See. Hier vor Ort gab es dann auch bereits die ersten positiven Kontakte mit den sogenannten „freien Tauchern“ aus Ost-Berlin und der Umgebung [02, 03, 04]. Diese ausgezeichnete Chance, seinen geliebten Sport jetzt ohne Einschränkungen in einem klaren Gewässer ausüben zu können, beflügelte fortan die Bemühungen, die Tauchaus­rüstung zu ergänzen und zu verbessern. So erstand er eine „Robot II“ Kamera und ließ sich dafür ein UW-Gehäuse nach Maß anfertigen. Mit großen Bemühungen und über gute Beziehungen ge­lang es ihm schließlich 1948, sich einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen und ein erstes eigenes Tauchgerät zu erwerben. Es handelte sich hierbei um ein „Dräger Sauer­stoff-Kleintauchgerät“, eine Weiterentwicklung des Tauch­retters der Marine. Da seit April 1948 ein von der Landesregierung in Branden­burg ausgestelltes Empfehlungsschreiben an die Wasser- und Forstbehörden zur Unterstützung von Fred Methner bei Tauchunternehmungen vorlag, gab es für seine zukünftigen Aktionen keine behördlichen Einschränkungen mehr. In mehreren Tageszeitungen und Illustrierten (u. a. Die Neue Zeitung; Telegraf-Illustrierte) berichtete er ab jetzt begeistert über erfolgreiche Unternehmungen in den Berliner Seen und gewann so nach und nach um sich herum einen kleinen Kreis von ebenfalls begeisterten Tauchjüngern. Wie es sich so in Deutschland gehörte, entstand in dieser Runde schließlich der Gedanke, einen Verein zu gründen. So wurde am 13. Januar 1951 die DAFU (Deutsche Arbeits­gemeinschaft für Unterwasserforschung) in Berlin-Charlotten­burg gegründet, die sich kurz darauf in AFU umbenannte und sich hauptsächlich mit hydrobiologischen Arbeiten befassen wollte. Eine zusätzliche Aufgabe bestand ebenfalls darin, die natürliche und künstlerische Wiedergabe der Unterwasser­welt in Bild und Ton zu fördern. Empfehlungsschreiben der Landesregierung von Brandenburg von 1948 Auf der Gründungsversammlung wurde natürlich Fred Methner einstimmig zum ersten Vorsitzenden gewählt, der sich jetzt auch begeistert in die Werbung für die Gruppe stürzte. In zahlreichen Berliner Tageszeitungen sowie auch im Rundfunk (z.B. dem NWDR) brachte er ausführliche Hinweise auf diese neue Sportart ein. Als organisierter Verein bekam man jetzt auch mehr Trainingszeiten in den Schwimmbädern zugeteilt und konnte dort werbewirksamer für den Tauchsport und für den jungen Verein tätig werden. In dem Bestreben von Fred, den geliebten Tauchsport intensiv auszuüben, war und blieb Hans Hass weiterhin sein Idol und Vorbild, dem es galt nachzueifern. Nach dem Erwerb eines neuen Tauchgeräts 1951, einem „Dräger Sauerstoff-Tauchgerät Modell 138“, war dies der ganze Stolz des Besitzers und auch der gesamten Taucher-Gruppe. In Schwimmbädern und im Freigewässer erfolgte ab jetzt für die Mitglieder, die hauptsächlich Studenten der Berliner Hoch­schulen und Mitarbeiter aus Photo- und Filmarbeitskreisen waren, eine gewissenhafte Ausbildung an diesem Tauchgerät. Für Fred kam es im Sommer 1951 mit seiner ersten Tauch-Fahrt an das Mittelmeer zu seinem bisherigen Höhepunkt in der Sporttaucherei. Mit dem Dräger-Tauchgerät, einer Robot-Kamera und einer Harpune ausgestattet, war das Reiseziel zu­nächst einmal Korsika, um dort das Verhalten von Fischen und Kleinlebewesen im Meer ausführlich kennen zu lernen. Von Korsika ging es zurück nach Cannes, wo er am Cap Mitgliedskarte von Fred Methner von 1951 d‘Antibes mit dem deutschen Sauerstoff-Tauchgerät bei den 10 Taucher-Tagebuch von Fred Methner TauchHistorie 07/2017 dortigen Sporttauchern im „Club Alpine sous Marine“ großes Interesse erzeugte, obwohl die Franzosen hier bereits mit Pressluft-Tauchgeräten größere Tiefen im Meer erreichen konnten. In diesem Tauchclub machte er auch seine erste per­sönliche Bekanntschaft mit dem Franzosen Jaques Yves Cou­steau, dem mit großzügiger Unterstützung seiner Regierung vor Ort ein komplettes Taucherschiff ausgerüstet wurde. Mit reichhaltigen Erfahrungen und ausgiebigen Ergebnissen aus seiner Tauchreise fand er in der heimischen Presse und auch in Fernseh-Interviews sowie bei vielen Vorträgen eine aufmerksame und begeisterte Zuhörer- und Leserschaft. Auf Grund seiner Erkenntnisse aus dem Korsika-Urlaub, dass die Fische im Wasser sich gar nicht so stumm verhalten, star­tete er 1953 mit großzügiger Unterstützung eine Versuchsrei­he im Berliner Aquarium, um mit Schallmessungen die Laute der verschiedenen Fischarten aufzuzeichnen. Die Ergebnisse dieser Versuche wurden in Presse- und Rundfunk-Interviews dankbar wiedergegeben und verbreitet. UW-Mikrofon im Aquarium von Berlin 1953 Arbeitspause mit Aquarium-Direktor Schröder 1953 Erklärung des Berliner Aquariums von 1953 Um dem Aquarium auch eine Gegenleistung zu erbringen, sam­ melte Fred aus der Havel Seerosenpflanzen für verschiedene Fisch-Becken, die vom Direktor Werner Schröder dann auch be­geistert weitergeleitet wurden. Neben seinen privaten und beruflichen Verpflichtungen nahm sich Fred stets aber immer wieder die erforderliche Zeit, um sich für seinen Verein, der inzwischen als DUC Berlin (Deutscher Unterwasser Club Berlin) in der Öffentlichkeit etabliert war, als 1. Vorsitzender aktiv einzusetzen. Im August 1953 ging ihm ein weiterer Wunsch an der Côte d´Azur in Erfüllung. Als neues Mitglied im „Club Alpine sous Marine“ hatte er die Gelegenheit bekommen, mit einem Press­luft-Tauchgerät bis auf 50 m Tiefe zu tauchen und eine histori­sche Galeere zu erkunden. Diese neue Ausrüstung mit seinem eigenen Pressluft-Tauchgerät, einem verbesserten Kamerage­häuse für die Robot IIa mit Vacu-Blitz erbrachte hier auch eine „Ausbeute“ an guten Fotos. Einige Sammlerstücke, wie Stern­ korallen, Rote Korallen, Bryozoen, Haifisch-Eier, Gelbe und Rote Gorgonen, essbare Seeigel und rote Kammsterne, fanden sich wieder als Erinnerungsstücke, die eine Wand in seinem Wohnzimmer zieren sollten. Ein erfreuliches Wiedersehen mit Jaques Yves Cousteau ge­noss Fred Methner bei einem Empfang im Maison de France, in Berlin am Ku-Damm, als er dort am 30.10.1953 erneut mit dem Kommandanten zusammentraf und sich beide über ihre erste Begegnung 1951 austauschen konnten. Durch die aufwändigen Tonaufnahmen im Berliner Aquarium, die bis 1960 fortgeführt wurden, und mit den entsprechenden Veröffentlichungen in verschiedenen Tageszeitungen wurde auch der Rundfunk stärker aufmerksam und es kam zu ver­mehrten Sendungen im Hörfunk. So wurde unter dem Thema „Ein Ferientag im Aquarium“ ausführlich über die gelungenen Unterwasser-Tonaufnahmen berichtet und diskutiert. Inzwischen hatte sich auch die Mitgliederzahl des noch recht jungen Tauchvereins weiter positiv entwickelt. So wurde zur aktuellen Information untereinander ein Mitteilungsblatt ins Leben gerufen, das von 1955 bis 1959 als „Der Froschmann“ un­ter der Redaktions- und Herstellungsleitung von Fred seinen Weg zu den Mitgliedern fand. 12 Taucher-Tagebuch von Fred Methner TauchHistorie 07/2017 Nach einem Farblichtbilder- und Farbfilm-Vortrag zum Thema „Wunderwelt der Tiefsee“ ergab sich in Berlin im Mai 1955 die Gelegenheit, den Erfinder der Torpille und des Unterwasser-Elektronenblitzes, Herrn Dr. Dimitri Rebikoff aus Cannes, in den Club einzuladen. In einer interessierten Mitgliederrunde kam es zu lebhaften Diskussionen und neuen technischen Ausfüh­ rungen in Richtung der UW-Fotografie. An diesem Clubabend erhielt Dr. Rebikoff vom Vorsitzenden Fred Methner die Ur­kunde zur Ehrenmitgliedschaft im Verein überreicht, die er erfreut und dankbar entgegennahm. Durch die inzwischen hervorragenden Kontakte von Fred zu den Medien wurde es auch möglich, sich mit einem Reporter vom SFB (Sender Freies Berlin) an einem klaren See im Norden von Berlin zu verabreden, um von dort aus einem offenem Taucherhelm heraus eine aktuelle Reportage vom Grund des Sees durchzuführen. Mit allen Nebengeräuschen verbunden, wurde diese Reportage vom April 1957 als großer Erfolg gewertet [05]. Das Leben ging inzwischen natürlich auch privat weiter und so heiratete Fred seine Verlobte Sigrid im Februar 1959, be­glückwünscht durch ein Spalier von mit Harpunen bestückten Tauchkameraden. Auch in der Filmproduktion wurde man inzwischen auf den aktiven Tauchverein aufmerksam, so dass für bestimmte Film­szenen vielfach Taucher des Clubs zum Einsatz kamen. So er­gab es sich im August 1959, dass für einen Film mit Caterina Valente, betitelt „Du bist wunderbar“, auch Vereinskameraden angefordert wurden, die ihre Aufgaben im Film dann auch an­erkannt gut ausführten. Ein weiterer guter Kontakt des Vereins unter der Regie von Fred Methner bestand zum Vorstand des VDST (Verband Deut­scher Sporttaucher). Auf Antrag des Vereins wurde beschlos­sen, dass die 7. Bundestagung des Verbandes im April 1960 zum ersten Mal in Berlin ausgerichtet werden sollte. Unter der Leitung des VDST - Präsidenten Herrn Jens Peter Paulsen verlief das Tagungs-Programm in der Kongresshal­le zur vollsten Zufriedenheit aller angereisten Tauchvereine und Gäste. 10 Jahre DUC Berlin mit einer Ehrung für Dr. Schröder, Direktor des Berliner Aquariums Am 13. Januar 1961 feiert der DUC Berlin schließlich sein 10jähriges Club-Jubiläum. Auf Grund der jahrelangen guten Kontakte zum Berliner Aquarium hatte sich der Vorstand des Vereins entschieden, dem Direktor Dr. Werner Schröder die Eh­renmitgliedschaft des Clubs anzutragen. Das Angebot wurde dankend angenommen und aus den Händen des Vorsitzenden sowie einiger Clubkameraden konnten die Urkunde sowie der Hals einer Amphore den Weg ins Berliner Aquarium antreten. Die filmtechnische Erfahrung von Fred Methner hatte sich in­zwischen noch weiter in der breiten Filmszene herumgespro­chen, so dass er von der Berliner Werbefunk GmbH verpflichtet wurde, seine fachliche Begutachtung über 9 Filme der belieb­ten Serie „Abenteuer unter Wasser“, mit Lloyd Bridges als Haupt­akteur, abzugeben. 14 Taucher-Tagebuch von Fred Methner TauchHistorie 07/2017 Tauchergruppe an der Kiesgrube Spandau Anlässlich des „2. Internationalen Unterwasser Filmwettbewerbs“, der erneut vom DUC Berlin im November 1971 ausgerichtet wurde, übernahm wieder Prof. Dr. Hans Hass die Schirmherr­schaft. Bei einer Signierstunde kam es zur Freude von Fred zu einem angenehmen Gespräch mit seinem Idol aus Jugendzeiten. Leider war inzwischen wegen gesundheitlicher Probleme der Kontakt zu seinem Verein nur noch sehr eingeschränkt. Jedoch ließ es sich Fred Methner nicht nehmen, anlässlich der Eröff­nung seiner Ausstellung „Welt unter Wasser“ im April 1991 in ei­nem Berliner Einkaufszentrum, sein Jugendidol Prof. Dr. Hans Hass vor Ort zu begrüßen. Im Clubhaus des Vereins gab es dann auch noch eine sehr unterhaltsame und nette Gesprächs-runde mit dem Ehren-Gast. Am 12. November 1996 musste sich der Club jedoch recht überraschend von seinem Gründer und Wegbereiter nach des­sen schwerer Krankheit endgültig verabschieden. Für seine Clubkameraden sowie auch für Tauchhistoriker hat sich dieser bereits mit jungen Jahren begeisterte Sporttaucher Fred Methner eine bleibende Erinnerung geschaffen. Mit einer Spende an das kleine Taucher-Museum im Club hat er sein ers­tes „Dräger-Sauerstoff-Tauchgerät Typ 138“ zur öffentlichen Prä­sentation von frühzeitigen Tauchgeräten für immer zur Verfü­gung gestellt. Ergänzende Dokumente zum Artikel unter: goo.gl/VE15QR Interessante Informationen zu Fred Methner und seiner Tä­tigkeit finden sich auch in den ersten Jahrgängen der Zeit­schrift „Delphin“, die man über das Archiv der HTG lesen kann. www.htg-th.eu Literaturstellen: [01] Die kleine Atemreglersammlung im DUC Berlin, Heinz-Dieter Seiffert, Tauchgeschichte Spezial 04, S. 81 ff. [02] Unsere ersten Pressluft-Tauchgeräte, Gerhard Steinert, TauchHistorie 5, S. 27 ff. [03] Die ersten deutschen DIY-Sauerstofftauchgeräte, Gerhard Steinert, Heinz-Dieter Seiffert, Tauchgeschichte Spezial 05, S. 49 ff. [04] Mein Freund Helmut Keßner (1931-1949), Gerhard Steinert, Tauchgeschichte Spezial 05, S. 57 ff. [05] Aus dem Taucherhelm hinaus in den Äther, Heinz-Dieter Seiffert, TauchHistorie 6, S. 23 ff. Metall unter Wasser - schneiden oder nicht schneiden, das ist die Frage Von Jaap Stenger (Übersetzung aus dem Englischen von L. Seveke, Originalartikel unter: goo.gl/TMQ4mN) Einführung Unterwasser-Schneiden von Stahl war in der Vergangenheit (und ist es immer noch zu einem großen Teil) eine Aufgabe für Taucher. Dafür wurden verschiedene Verfahren und Geräte entwickelt. Heute kann fast jede technische Anwendung so angepasst wer­den, dass sie auch unter Wasser funktioniert. Sobald es möglich wurde, einen Taucher unter relativ erträglichen Bedingungen unter Wasser arbeiten zu lassen (etwa um 1850), wurde deut­lich, dass auch spezielle Ausrüstung und Werkzeuge benötigt wurden. Wir dürfen dabei das Verdienst der „Glockentaucher“ nicht vergessen, die schon vor dieser Zeit alle möglichen raffi­nierten Methoden für Arbeiten unter der Taucherglocke aus­gedacht hatten! Viele Werkzeuge wurden direkt bei den Tätigkeiten von den Männern erfunden, die den Job machten. Und den Leuten, die kompliziertere Ausrüstung, wie z. B. Schneidwerkzeuge entwi­ckeln, aber in der Regel nicht unter Wasser gehen, war und ist der Rat von Tauchern sehr wertvoll. Nach www.weldinghistory.org soll das erste Unterwasser-schneiden mit einem Brenner um 1915-16 stattgefunden ha­ben. Ich möchte Ihnen hier einen Überblick geben, wie Metall in den letzten 100 Jahren geschnitten wurde. Welche Werkzeuge stehen zur Verfügung? • Sprengstoffe • Gas-Schneidbrenner • Oxy-Arc-Schneidbrenner (O2-Lichtbogen) • Thermische Schneidbrenner • Hochdruck-Wasser / Schleifmittel-Düsen • Diamant-Kabel Das Trennen mit Sprengstoffen ist sicher die älteste Möglich­keit, um etwas unter Wasser zu zerkleinern. Ich beziehe mich auf einen gewissen Colonel Pasley, der mit Schießpulver ge­füllte Metallkanister benutzte, um das Wrack der Royal George (und andere) aus dem Hafen von Portsmouth zu entfernen [1]. Es ist nicht der Zweck dieser Zusammenfassung, das Zerteilen mit Sprengstoffen zu tief zu behandeln. Aber Sprengstoffe sind sicherlich eine sehr nützliche Hilfe, wenn man einen Schnitt angebracht hat und es zu schwierig oder zu gefährlich wird, das Teil komplett durchzuschneiden. In dem Buch „Ordeal by Water“ von Peter Keeble [2], einem Bergungsspezialisten der Royal Navy im Mittelmeer am Ende des 2. Weltkrieges, findet man den folgenden Bericht: „Die Propeller und Ruder des Schlachtschiffes Valiant waren durch 16 Metall unter Wasser - schneiden oder … TauchHistorie 07/2017 die Zerstörung eines Trockendocks stark beschädigt und zwei von vier waren unbrauchbar geworden, so dass das Schiff auf­grund der dadurch verursachten Vibrationen nicht mehr funk­tionsfähig war. Siebe-Gorman O2-H2 Zusammen mit seinem Cheftaucher schaffte es Keeble, beide Propellerwellen und Klammern mit einem Gasbrenner fast ab­zuschneiden. Die Stücke hatten ein Gewicht von 40 t! Daher vollendeten sie die Abtrennung mit Sprengladungen, da man sich vorstellen kann, wie gefährlich es für den Taucher gewor­den wäre, dies mit seinem Brenner zu tun.“ Um den „explosiven“ Teil 1 zu beenden, möchte ich nur er­wähnen, dass ich an einem Lehrgang teilgenommen habe, bei der uns eine (militärische) Anwendung gezeigt wurde, die aus einem dreieckigen Bleiprofil bestand, das mit einem sehr schnellen Sprengstoff gefüllt war, wodurch eine biegsame Formladung entsteht. Auf einer Seite des Profils sind kleine Öffnungen, so dass die Kraft der Explosion auf eine kleinere Oberfläche trifft. Diese Ladung soll trotz ihrer geringen Dicke von nur 4 cm durch 30 mm Stahl schneiden! Patentierter thermischer Schneidbrenner Der thermische Schneidbrenner basiert in etwa auf demselben Prinzip wie das Oxy-Arc-Schneiden. Der Brenner ist genau der gleiche, aber die Elektrode ist ein dünnwandiges Stahlrohr anstelle der festen Sauerstoff­Lichtbogen-Röhre. Das Rohr wird mit dünnen Stahlstäben (Durchm. 1 mm) gefüllt. Für höhere Temperaturen und effizi­enteres Schneiden können einige Stahlstäbe durch Magnesi­um- oder Aluminiumstäbe ersetzt werden. Der Unterschied besteht darin, dass die Elektrode selbst brennt, sobald man sie mit einem Lichtbogen angezündet hat und ein O2-Strom aufrechterhalten wird. Für Arbeit im Flach­wasser kann man die Elektrode mit einem Gasschneid- oder Schweißbrenner an der Oberfläche zünden. Das zu schneidende Metall wird geschmolzen und gleich­zeitig durch die Hitze des brennenden Stabes und die Sau­erstoffströmung verbrannt und weggeblasen. Man benö­tigt einen viel kleineren Generator, und sogar eine große Autobatterie reicht aus. Theoretisch kann man den Strom abschalten, sobald es brennt. Das System ist ausreichend für leichte Arbeiten und für einen Noteinsatz. Um den Aus­tausch von Elektroden zu vermeiden, wurden Experimente mit einem Stahlkabel in einem Kunststoffschlauch oder einer Hülse durchgeführt. Die Idee ist in Ordnung, aber das Kabel begann schneller zu brennen als die Hülse und wegen der Flexibilität des Kabels ließ es sich schlecht führen. Darüber hinaus war das Kabel sehr teuer. Dies bedeutet nicht, dass es nicht gut ist, aber ich habe es nie für eine tatsächliche Aufga­be verwendet. Schneiden mit Hochdruckwasser und Schleifmitteln hat den Vorteil, dass dieser Strahl durch alles schneidet. Es wurde teilweise von einem belgischen Kollegen (Deco diving) entwickelt. In der Schneiddüse wird das Hochdruckwasser mit einem spe­ziellen „Granit-Sand“ gemischt, der irgendwo in Afrika gefun­den wird. Normaler Sand (Silizium) wird zu Staub, wenn er auf den Stahl trifft wegen der enormen Geschwindigkeit, die der extrem hohe Druck erzeugt. Folglich hat er keine Schneidkraft mehr. Nur Hochdruckwasser reicht nicht aus, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen. 20 Metall unter Wasser - schneiden oder … TauchHistorie 07/2017 Praktisch jede Aufgabe braucht eine spezielle Vorbereitung, und die Hochdruckpumpe ist eine schwere und empfindliche Maschinerie mit einem riesigen Motor, so dass der Betrieb nicht billig ist. Es ist auch langsamer als die anderen Schneid­techniken. Heute wird ein Arbeitsdruck von 3.000 bar ver­wendet, die Pumpe könnte bis zu 3.800 bar erzeugen, aber es gibt noch keinen Schlauch, der das aushält. Aber es gibt mehrere einzigartige Vorteile: • Das System funktioniert ohne Feuer. • Sie können durch Beton und Stahl gleichzeitig schneiden. (z.B. 300 mm Beton auf 30 mm Stahl!). • Sie können einen sehr glatten Schnitt mit einem vorgege­benen Winkel durchführen (für glatte Schnitte an Teilen, die ohne Nachbearbeitung neu verschweißt werden sollen, oder zur Herstellung von Präzisionsbohrungen für das Heben von schweren Lasten). Schneiden mit einem Diamantkabel Ich erwähne diese Methode, um die Liste abzuschließen. Vor hundert Jahren wurden nicht zu große Schiffswracks mit einer Ankerkette zwischen zwei Kränen auf jeder Seite des Wracks von unten nach oben buchstäblich in Stücke gesägt. Ein Taucher machte mit seinem Brenner einen Einschnitt im Kiel in dem die Kette geführt wurde. Das Sägen war dann eine große Hilfe. Heutzutage wird die Kette durch ein Diamantkabel ersetzt. Der Kern ist ein gewöhnliches Stahlseil, auf dem etwa 30-cm­lange Rohrabschnitte befestigt sind, die man mit Diamanten beschichtet hat. Normalerweise erfolgt das Schneiden von unten und oben. Zuerst wird ein Führungsdraht durch ge­richtetes Bohren unter das Wrack gelegt, und dann wird das Sägen mit Hilfe von Hydraulikzylindern durchgeführt. So ein Kabel schneidet alles durch. Es wurde verwendet, um den Bug (Titanium!) des russischen nuklearen U-Bootes Kursk abzuschneiden, hier wegen der großen Tiefe von oben nach unten. Die Brenner für das Schneiden Schauen wir uns genauer an, was meiner Mei­nung nach zwei der zuverlässigsten und leis­tungsstärksten Brenner sind: der Picard H7 (Wasserstoff) und P7 (Propan), die 1937 von der französischen Firma Air Liquide entwickelt wur­den, und der deutsche Benzinbrenner von der Firma Messer-Griesheim. Ich weiß nicht, wann der zum ersten Mal benutzt wurde. Vielleicht weiß es ja ein Leser? Das ist aber meine persönliche Meinung und ich sage sicher nicht, dass andere Brenner nicht gut sind, aber sehr viel hängt von den Vorbereitun­gen, der Genauigkeit der Regulierung des Gas­drucks, dem allgemeinen Know-how und der Ausbildung der Taucher ab, da der kleinste Fehler eine Störung des Brenners verursacht. Was macht den Picard-Brenner so besonders? Er hat nur drei Schläuche und die „schützende Blase“ wird durch die „O2-Flamme“ gebildet. Er hat nur einen Hahn mit einem 90°-Bereich von zu bis auf für die Gasmischung. Der Brenn-Sauerstoff wird in gleicher Weise mit einem Rad mit auch 90° von geschlossen bis offen zugegeben. 22 Metall unter Wasser - schneiden oder … TauchHistorie 07/2017 Der Picard hat (oder besser hatte) eine automatische Steuer­einheit. Dies bedarf einer weiteren Erläuterung, da wir über historische Tauchausrüstung sprechen. Alle Drücke werden an der Oberfläche voreingestellt: Brenngas 0,75 bar, Brenn-O2 3,75 bar und Schnitt-O2 6 bar (abhängig von der Dicke des zu schneidenden Stahls). Das Steuergerät verfügt über ein einzigartiges Merkmal: Die drei Hochleistungsregler sind mit der Handpumpe für den Helmtaucher verbunden, womit sich der Brennerzufluss auto­matisch an die Wassertiefe des Tauchers anpasst (So kann z.B. ein vertikaler Schnitt von der Oberfläche bis zur maximalen Tiefe gemacht werden, ohne die Regler nachzustellen). Übri­gens verwendete das deutsche Unternehmen Dräger das glei­che Prinzip für den Regler, der dem Taucher Atemluft zuführte. Wenn er in eine größere Tiefe abstürzte, kompensiert das der Regler automatisch, um ein „Squeeze“ (zusammenquetschen) zu vermeiden. Man kann drei O2-und drei H2-Flaschen anschließen, damit der Taucher weiterarbeiten kann, während die Flaschen aus­getauscht werden. Der Sauerstoff geht durch einen Silikagel-Trockner und zur Sicherheit wird der Wasserstoff-Druck in zwei Stufen durch einen zusätzlichen Regler von 150 zu 60 bar gemindert. Ende der 1950er Jahre änderte der Hersteller den Brenner­kopf von Wasserstoff zu Propan. Das war eine riesige Verbes­serung, denn 47 kg Propan reichen für etwa 20 Sauerstoff-Fla­schen. Die Arbeitstiefe war wegen des geringen Propandrucks auf ca. 22 m begrenzt, was aber im Allgemeinen für Küstenge­wässer reicht. Unter winterlichen Bedingungen kann man das Propan in einem Fass heißen Wassers anwärmen. Die Steuereinheit wurde überflüssig, wegen ihres lästigen Ge­wichtes und weil man keine Wasserstoff-Explosionen mehr zu befürchten brauchte. Dadurch musste man natürlich den rich­tigen Druck von Hand auf die richtige Wassertiefe einstellen. Das ist sehr einfach: Man schlägt einfach den Wasserdruck auf die ursprünglichen Einstellungen auf - 0,1 bar für jeden Meter plus 0,1 bar, um sicherzustellen, dass der Druck nicht zu nied­rig ist. Bis zu 10 m Arbeitstiefe konnte man den Brenner an der Oberfläche anzünden, aber es bestand das Risiko, dass die Schema der Steuereinheit Picard 24 Metall unter Wasser - schneiden oder … TauchHistorie 07/2017 Schema des Griesheim-Systems Ein Teil meiner Sammlung (von links nach rechts): 1: Amerikanischer Schräder-Wasserstoffbrenner 2: Niederländische Wasserstoff-Brenner von Loosco 3: Griesheim-Benzin-Brenner Das kann man mit Benzin natürlich nicht machen! Zuerst muss man den Schlauch füllen und dies geschieht, indem man den Hahn des Brenners öffnet, wenn der Stickstoffdruck anliegt, und man schließt ihn, sobald man das Benzin herauskommen sieht. Dann muss man nochmal überprüfen, dass alle Anschlüs­se dicht sind! Jetzt ist es Zeit, den Taucher anzuziehen und wenn er bereit ist, entlang der Grundleine ins Wasser zu steigen, übergibt man ihm den Brenner. Der Helfer benutzt einen Stock, an dem ein Lappen mit einer kleinen Menge Benzin befestigt ist. Sobald der Taucher den Brenn-Sauerstoff und das Benzin geöffnet hat, entzündet der Helfer den Brenner mit dem brennenden Lappen. Dann bringt der Taucher den Brenner ins Wasser. Ich sehe ein, dass das gefährlich klingt, aber in der Praxis, wenn man den logischen Schritten der Operation folgt, gibt es kein Problem und man hat einen sehr starken und zuverlässigen Unterwasser-Brenner zur Verfügung. Ich habe solche Brenner bis etwa 10 m Tiefe benutzt. Epilog Eine letzte technische Bemerkung: Acetylen erzeugt eine hei­ßere Flamme als Propan, kann aber nicht unter Druck verwen­det werden (max. Wassertiefe 5 m!), da die Mischung instabil wird und explodiert! Ich hoffe, dass ich Sie nicht mit zu vielen Details genervt habe und dieses Dokument ist nicht als Handbuch für das UW-Schneiden gedacht. Aber zu viele Menschen haben noch keine Ahnung, wie man unter Wasser mit einem anderen Werkzeug schneiden kann als mit einer Bügelsäge! Wie ich bereits erwähnt habe, stammt mein Kommentar über Schneidbrenner aus meiner persönlichen Erfahrung und ich bin mir sicher, dass viele Taucher eine Menge wertvolle Arbeit mit anderen Brennern gemacht haben. Mea culpa! Ich denke, dass die Anwendung von Unterwasser-Gas-Schneid­brennern auf lokale Arbeitsplätze, wie Schiffsreparatur (Frei­machen von unklaren Propellern) und andere Flachwasser-Arbeit beschränkt bleibt. Benzin-Brenner sind ausgezeichnete Geräte, aber ich fürchte, dass sie nicht mehr verwendet werden. Es gibt nicht genügend Schneidarbeit, um die Ausbildungskosten von Tauchern und Oberflächenpersonal zu decken, und wenn das Brennen mit Benzin nicht ordnungsgemäß gehandhabt wird, kann es ge­fährlich werden. Oxy-Arc- und thermische Brenner werden als die wichtigsten Unterwasser-Schneid-Techniken angewendet, auch offshore, wenn es sich nicht vermeiden lässt! Der Artikel ist 2013 schon in der Zeitschrift der Dänischen HDS Dykkehistorisk Tidsskrift 50 erschienen. Die Jahrgänge dieser Zeitschrift können Sie im Archiv der HTG lesen. www.htg-th.eu Unser Autor Jaap Stenger gründete 1967 die Firma Benelux Diving Corporation in Antwerpen und war Tau­cher, Eigentümer und Ge­schäftsführer für diese Fir­ ma bis er 40 Jahre später im Jahr 2007 in den Ruhestand ging. Unter anderem hat das Un­ternehmen viele UW-Schneidarbeiten durchgeführt, und Jaap ist ein Experte auf diesem Spezialgebiet von Unterwasser-arbeiten geworden. Von Des Williams, HDS Australien-Pazifik Übersetzung aus dem Englischen von L. Seveke, Fachberatung M. Müller Originaltext unter: goo.gl/GFY9Md Ted Eldred wurde am 16. Dezember 1920 in der australischen Provinz Victoria geboren, er war das einzige Kind der Familie. Seine Eltern waren Hoteliers in der Küstenstadt Sorrento, süd­lich von Melbourne, wo sie ein großes Gästehaus führten. Ted war während seiner Schulzeit in Melbourne in einer Internats-schule. Jedes Wochenende fuhr er mit einem der schönen alten Raddampfer nach Sorrento, die den Liniendienst von Port Phil­lip aus in jenen Tagen versahen. Man kann annehmen, dass Ted während der Reisen auf die­sen Dampfern sein Interesse am Maschinenbau fand. Er hatte Freundschaft mit den Bordingenieuren geschlossen, die ihm erlaubten, im Maschinenraum mit zu fahren. Die See rund um Sorrento weckte Teds Leidenschaft für das Meer, und er verbrachte einen Großteil seiner Zeit mit Schnor­cheln, Schwimmen und sogar dem Erlernen von Bergungs­techniken, um mit Apnoe-Tauchen nach Stürmen gesunkene Fischerboote zu heben. Er benutzte dabei Tauchbrillen wie sie von den Muscheltaucherinnen in Japan getragen wurden. Mit 16 Jahren nahm Ted in Melbourne eine Ausbildung als Dre­her auf und spielte auch Wasserball. Als der Zweite Weltkrieg 1939 begann, versuchte er, in die australische Marine einzutreten, wurde aber wegen seiner für die kriegswichtige Industrie nützlichen Qualifikationen nicht eingezogen, da er gerade seine Ausbildung als Maschinenein­richter abgeschlossen hatte. So war Ted während der Kriegsjahre verantwortlich für eine Abteilung mit 200 weiblichen Arbeitskräften, die Radargeräte und andere elektronische und medizinische Ausrüstungen pro­duzierten. Während dieser Kriegsjahre studierte er auch noch Maschinenbau und Metallurgie und stand so nach dem Krieg mit zwei Berufsabschlüssen und einem Ingenieurdiplom da. Sein sportliches Interesse war zum Eishockey übergegangen und etwas widerwillig zum Eiskunstlauf, als Tanzpartner. In dieser Zeit experimentierte er auch schon mit dem Bau eines eigenen Sauerstoff-Kreislauf-Tauchgerätes und dem Umgang damit. Er las viel über Atemphysiologie und verschlang alles, was er zu diesem Thema finden konnte. 1948 heiratete er seine Frau Elaine und gründete zeitgleich in Melbourne eine kleine Druckgießerei mit Spezialisierung auf Magnesium- und Zinklegierungen. In der unmittelbaren Nach­kriegszeit hatte Ted seine kreativsten Jahre beim Selbstbau von Tauchausrüstungen. Leser, die von seiner PORPOISE-Tauchausrüstung der 1950­er Jahre gehört haben, werden überrascht sein, dass Ted vor der kommerziellen Produktion seines berühmten Pressluft­Einschlauch-Reglers der Marke PORPOISE diesen Namen schon einem Sauerstoff-Kreislaufgerät gab, das aber ein reines Hobby-Produkt war. Viele Wochenenden verbrachte er mit seinem Tauchbuddy Bill Taylor, um diesen Sauerstoff-Kreisel zu verbessern. Bill Taylor traf Ted Eldred kurz nach dem II. Weltkrieg beim Eissport, da Bill auch Eiskunstläufer war. Nach dem Beenden der Schule war Bill zur australischen Luftwaffe (RAAF) gekom­ men und flog in der 76. Schwadron Kittyhawk-Jagdflugzeuge in Borneo, Neuguinea und den Philippinen. Nach dem Krieg begann er ein Studium an der medizinischen Fakultät und während seiner Eiskunstlauf-Aktivitäten ent­stand eine feste Freundschaft mit Ted, die sich sehr schnell auch auf das gemeinsame Tauchen mit den PORPOISE-Kreis­laufgeräten ausdehnte. Sie verbrachten viel Zeit abseits der schönen Strände der Mornington-Halbinsel, südlich von Melbourne, und trugen nur Schwimmanzüge und Fußballpullis, um sich vor der Kälte zu schützen. Bills Bruder Geoff, ein sehr fähiger Amateurfotograf, fotogra­ fierte viele der Variationen der Tauchausrüstung, die Ted und Bill während dieser Entwicklungsstadien der beiden POR­POISE, Sauerstoff- und Pressluft-Geräte, gemeinsam erprob­ten. Bill erinnerte sich daran, dass sein Interesse am Tauchen durch die Veröffentlichungen von Hans Hass zu diesem Zeit­punkt noch verstärkt wurde. Während eines Interviews (im Jahr 2003) mit dem Autor, be­richtete Bill Taylor ausführlich über die Herstellung, die Nut­zung und die Verbesserungen, die Ted an den drei Modellen der PORPOISE-Sauerstoff-Einheiten in den späten 1940-er und frühen 1950-er Jahren gemacht hatte, unter Bezugnah­ me auf mehrere große Schwarz-Weiß-Fotografien seines Bruders. 28 Ted Eldred - Er veränderte die Tauchwelt TauchHistorie 07/2017 Die meisten Sauerstoff-Kreislaufgeräte im Frei­zeitbereich während der späten vierziger Jahre in Australien waren aus dem II. Weltkrieg übrig­gebliebene Geräte des italienischen Herstellers Salvas (Pendelatmer). Ted wollte diese Geräte verbessern, indem er vom Pendelatmungsprinzip auf das echte Kreis­laufprinzip umstieg. Als Vorteil sah er die bessere Ausnutzung des Atemkalkes und die Vermeidung von Gefahren durch ungenutzte oder vorzeitig verbrauchte Bereiche (dead spots) im Kalkbehäl­ter an. Anmerk. d. Redaktion: Durch Untersuchungen weiß man heute, dass der Hauptnachteil der Pendelatmer im höheren CO2-Gehalt des Atemgases liegt, beson­ders bei stärkerer Arbeit. Die Ausnutzung des Kalkes ist in der Regel sogar besser. Ob sich unbenutzte Be­reiche oder Kanäle im Kalk bilden, ist in erster Linie von der geometrischen Gestaltung des Kalkbehälters und der Kalkpackung abhängig. Seine erste Herausforderung war die Produktion der Atembeutel, die sehr schwer herzustellen waren. Sie mussten von Hand aus Leinwand genäht, dann in Gummi getaucht und vulkanisiert werden. Die Faltenschläuche kamen von Gasmasken, Überbleibseln aus dem Krieg, die es in Heeres-Entsorgungsläden gab. Längere Schläuche an den verbesserten MK2 & 3-Einheiten fertigte man durch die Verbindung von zwei normalen Schläuchen, damit sie für eine bequeme Nutzung lang genug waren. Die Atemschläuche des MK1-Modells wurden mit einfachen, pilzförmigen Flatterventilen auf einer perforierten kreisförmigen Scheibe ausgerüstet, bei den späteren Modellen waren es jedoch effizi­entere Schnabelventile, ovale Gummiklappen, die auf den schräg angeschnittenen Rohren montiert waren. Diese Ventile wurden sehr nahe am Mund­stück montiert, um den Totraum auf ein Minimum zu beschränken. Ted merkte, dass die Schnabelventile wesentlich effizienter waren, da sie eine „laminare“ Luftströ­mung erzeugten und im Gegensatz zu den Pilz­ventilen den Strom nicht behinderten, da sie keine Turbulenzen erzeugten. Die Faltenschlauch-Enden beim MK1-Modell wurden einfach auf die Stutzen des Atembeutels geschoben, während die späteren MK2 & 3-Mo­delle viel sicherere Klemmen verwendeten. Die mit dem Atemkalk-Kanister verbundenen Schläuche wurden auch nur auf die Stutzen der MK1-Einheit gesteckt, während die MK2 & 3-Ein­heiten eine sicherere Verschraubung aufwiesen, ähnlich einer Gartenschlauch-Armatur, wie sie auch bei frühen britischen Siebe-Gorman-Reglern verwendet wurde. Die Mundstücke aller Geräte fertigten sie aus Me­tall und überzogen sie mit Latex, wobei sie keine Bill Taylor mit dem MK2-Modell, zeigt den Abström-schlauch des Überdruckventils (Foto: © W. Taylor) Anmerk. d. Redaktion: Eine derartige Überwachbarkeit des Überdruckventils erscheint in der routinierten Nutzung nicht besonders notwendig, da der Druck im Mund und der Auftrieb durch den Atemsack sich ohnehin erhöhen und bemerkt werden. anatomische Passform hatten und sich wohl nicht besonders angenehm trugen. Die MK2 & 3 Modelle wurden mit einem Druck-Zug-Verschluss am Mundstück verbessert, um die Einatem-Öffnung verschließen zu kön­nen, wodurch das Eindringen von Wasser in das System verhindert wird, wenn der Taucher das Mundstück im Wasser aus dem Mund nimmt. Die Sauerstoffflasche wurde mit Gurtband an den Atembeutel gehängt, und eine Schnellverschluss-Schnalle aus Armee-Beständen erlaubte es, die gesamte Einheit nach dem Atembeutel in einer Notsituation abzu­stoßen. Der Sauerstoff aus der Flasche musste bei dem Modell MK1 vom Tau­cher sehr vorsichtig dosiert in das System eingelassen werden, da das Gerät kein Druckminderventil hatte und das Gas also unter Hochdruck zugegeben wurde! Eine Füllstandsanzeige war am Flaschenhals auf dem Rücken angebracht und konnte so beim Tauchen nicht direkt abgelesen werden. Ein Konstantstrom-Ventil zur Reduzierung des Hochdrucks der Flasche wurde erst zu einem Merkmal der MK2 & 3 Modelle. Ein sehr interessantes und innovatives Sicherheitsmerkmal der POR­POISE-Sauerstoffkreisel war ein Tiefenbegrenzungsventil, das Ted El­dred erfunden hatte, um den Taucher beim Überschreiten der sicheren Tauchtiefe für Sauerstoff zu warnen, wenn er im Eifer nicht auf den Tie­fenmesser achtete. Das System war einfach: Zwei weiche Gummiröhren, die Teile des Atmungskreises sind, gehen durch einen Block mit zwei gegenüberliegenden stumpfen „Schneiden“. Eine Schneide steht fest und die andere ist an einer druckabhängig be­ wegten flexiblen Membran befestigt. Die Membran wird durch eine Feder vorgespannt, deren Kraft man zur Vorwahl der Ansprechtiefe einstellen kann. In der gewählten Tiefe drückt die bewegliche „Schneide“ auf die feste, presst damit die wei­chen Gummi-Atemschläuche zusammen und erzeugt so einen erhöhten Atemwiderstand. Der Taucher bemerkte diese Warnung auf jeden Fall! Die Baugruppe konnte durch Drehen eines Knopfes in der Mitte der Scheibe auf der Rückseite des Geräts ein- oder voreingestellt werden. Sie wurde normalerweise so eingestellt, dass der Durchfluss ab einer Tiefe von 8 m beschränkt wurde, wodurch der Taucher über der sicheren Grenze für das Atmen von Sauerstoff gehalten wird. Anmerk. d. Redaktion: Das beschriebene Prinzip müsste zu einer gleichmäßi­gen Erhöhung des Atemwiderstandes mit größerer Tiefe führen. Vielleicht wa­ren die Gummischläuche von ihrer Elastizität oder ihrem Querschnitt her be­sonders, damit ab der voreingestellten Tiefe ein Sprung im Widerstand eintrat, oder das übertragende Hebelwerk war entsprechend ausgebildet. Alle Geräte rüstete man mit einem Überdruckventil am Atembeutel aus, um zu vermeiden, dass sie beim Aufstieg platzten. Auch das war eine einfache Anordnung, bestehend aus einem Stück Kette, welches im Inneren des Atemsacks von seiner Rückwand hinüber zum Über­druckventil montiert war. Beim Aufstieg, wenn sich der Atemsack bis zur maximalen Länge der Kette ausdehnte, öffnete das Entlastungsventil und ließ Gas durch ein dünnen Schlauch ab, der außen an einem der Atemschläuche befestigt war, so dass der Taucher die Blasen gut sehen und das überwachen konnte. Der Kalkbehälter wurde von den Modellen MK1 bis MK3 um einiges ver­bessert, da Ted die Probleme der Bildung von Kondenswasser in seinem Inneren erkannte. Bill Taylor erinnert sich an den Kalkbehälter, der während eines Tauch­gangs eine so große Hitze entwickelte, dass man ihn kaum anfassen konnte, 30 Ted Eldred - Er veränderte die Tauchwelt TauchHistorie 07/2017 obwohl er in kaltem Meereswasser war. Deshalb ließ man Kon­denswasser, das sich im Kalkbehälter des MK1 gebildet hatte, nach dem Tauchgang über einen kleinen Hahn ab. Die MK2- und MK3-Einheiten wurden dann mit doppelwandi­gen Behältern mit evakuiertem Zwischenraum ausgestattet, um das Innere vom kalten Meerwasser thermisch zu isolieren und so die Bildung von Kondenswasser zu reduzieren. Zusätz­lich waren die Anschlüsse des Kanisters spiralförmig als aus­laufsichere „Wasserfallen“ ausgebildet, so dass sich das Kon­densat darin sammelte und eine Vermischung mit dem Kalk verhindert wurde. Eine weitere Verbesserung gab es vom MK2-Modell, das vier Flügelmuttern hatte, um den Deckel zu befestigten, zum MK3­Modell mit einer einfacheren Einzelschrauben-Befestigung, was das Nachfüllen des Kalks viel einfacher machte. Alle Einheiten wurden von Ted Eldred wunderschön gebaut, was sein Talent und seine handwerklichen Fähigkeiten sehr deutlich machte. Das MK3-Sauerstoff-Gerät trug zum ersten Mal das POR­POISE-Markenschild von Ted. Keines dieser Sauerstoff-Geräte ging jemals in eine kommer­zielle Produktion, da Ted sehr schnell begriffen hatte, dass die Zukunft des sicheren Sporttauchens in Pressluft-Geräten lag, die kaum Tiefen-Einschränkungen hatten und die Gefahren des Sauerstoff-Atmens unter Wasser vermieden. 1950 begann Ted die Entwicklung seines PORPOISE-Pressluft-Tauchgerätes mit einem Einschlauch-Regler, was schließlich die Welt des Tauchens für immer veränderte. Leider hat keines von Teds Sauerstoff-Kreislaufgeräten den Lauf der Zeit überlebt, so dass Dr. Bill Taylors Fotografien tat­sächlich eine sehr kostbare Aufzeichnung für die australische Tauchgeschichte sind. Unser Autor Des Williams ist ein pensionierter Geschäfts­mann, der 1968 sein Interesse an australischer Seefahrtsgeschichte mit dem Sporttauchen verband. Er hat sowohl Berufstaucher- als auch Sporttaucher-Qualifikatio­nen und ist ein aktiver Unterwas­serarchäologe, Enthusiast für das historische Tauchen, Forscher und Autor. Des ist aktuell der Schatzmeister der HDS Australia-Pacific. Er leitet eine Gruppe der „Maritime Archaeology Association of Victoria“, die momentan die versunkenen Reste eines Ber­gungsschiffes aus dem 19. Jahrhundert nahe bei Melbourne MK2-Modell in Farbe (Foto: © I. Howitt) erforscht und überwacht. 32 Der Atemregler Dräger PA 60-2 TauchHistorie 07/2017 Die Einzelteile des PA 60/2 Die Nummerierung ist anders aufgebaut als im Lehrbuch der dänischen Marine. [4] 1 Bodenschale 2 Dichtring (Gummi) 3 Sieb (Nickel) 4 Sieb (Bronze) 5 Gleitring (Zinn) 6 Siebschraube 7 Distanzfeder 8 Feder 9 Schließbolzen 10 Kraterstück 11 Stift 12 Druckstift 13 Membrankappe 14 Membran 15 Gleitring (Messing) 16 Gewindering 17 Feder 18 Feder 19 Gleitring (Messing) 20 Federgehäuse 21 Membran 22 Ventilscheibe 23 Deckel 24 Feder 25 Kraterschraube 26 Hebel 27 Lagerstift 28 Buchse 29 Ventilteller 30 Feder 31 Lagerstift 32 Spannringhälfte 33 Spannschraube 34 Sechskantmutter 35 Faltenschlauch 36 Anschlusstülle 37 Dichtring (Gummi) 38 39 Mundstück vollst. 38 Mundstücktülle 39 Gummimundteil 34 Der Atemregler Dräger PA 60-2 Das Rätsel der Distanzfeder Peter Jackson (HDS UK), ehemaliger Ingenieur bei Siebe Gor-man, gab die entscheidenden Hinweise, er schrieb mir unter Verwendung der Nummerierung von Dräger: Die Feder 7 ist offensichtlich ein Teil der Konstruktion, wie es in der Explosionszeichnung zu sehen ist. Ihre Funktion ist nicht gleich zu erkennen, sie spielt aber eine wichtige Rolle. Im Falle eines hohen Luftdurchlasses durch den Regler, kann der Druck unter der Mit­teldruckmembran 14 soweit abfallen, dass sie sich mit der Mem­brankappe 13 stark nach innen durchwölbt und den Luftstrom TauchHistorie 07/2017 wirkungsvoll abschneidet. Dieses nachteilige Merkmal des Reglers wurde zweifellos erst entdeckt, nachdem er in Produktion gegangen war, so dass man annehmen kann, dass die Feder nachträglich hin­zugefügt wurde. Eine bessere technische Lösung wäre es gewesen, den Rand der Membrankappe mit Zinnen zu durchbrechen. Die Bedingungen, die ich beschrieben habe, sind dynamisch. Wenn hohe Luftströme durch den Druckminderer fließen, kann es vor­kommen, dass der Druck unter der Membran soweit abfällt, dass die Membrankappe den Gehäuseboden berührt. Die Luft aus der Pressluftflasche kann jedoch nicht immer schnell genug nachflie­ßen, um den gewünschten Mitteldruck aufrecht zu erhalten. Es gibt viele Faktoren, welche die Strömungsgeschwindigkeit in der ersten Stufe beeinflussen. Dazu zählt der gesamte Strömungswiderstand aller Durchgänge, einschließlich des Flaschenventils. Beim Automa­ ten wird der Durchfluss vom Filter und dem Hochdruckventil selbst bestimmt. Bei Mehrflaschengeräten ist noch der Strömungswider­stand in der Brücke zu addieren. Hinzu kommt noch die Schlepp­wirkung des hohen Luftstroms auf das mit dem Druck schließende Ventil in Richtung des Dichtkegels. Dies ist besonders relevant in der Tiefe, wenn die Dichte der strömenden Luft zunimmt, sich ihr Strömungsdruck erhöht und eine zunehmende Schließkraft auf das Ventil bewirkt. Dies geschieht folglich, weil der Druck in der ersten Stufe um 1 bar je 10 meter Tauchtiefe zunimmt. Es gibt noch eine weitere potenzielle Einschränkung des Luftdurch­ flusses in die Mitteldruckkammer, die in der Schnittansicht aus dem Lehrbuch der Dänischen Marine zu sehen ist. Unter der Annahme, dass in der Zeichnung die Proportionen stimmen, kann es sein, dass wenn die Membran in Extremstellung (ohne Feder) den Boden der Kammer berührt und die konische Stirnfläche des Druckstifts 12 sehr nah an der hinteren Öffnung des Ventilkegels steht, ein höherer Luftdurchlass in der Mitteldruckkammer erheblich behindert wird. Ein weiterer Nachteil dieser Reglerkonstruktion ist die Tatsache, dass die Luft direkt aus dem Bereich unter der Membran, die das Vo­lumen innerhalb der Membrankappe umfasst, zum Ventil der zwei­ten Stufe fließt. Da sich der Rand der Membrankappe der Innensei­te des Gehäuses bei hohen Strömungen nähert, wird die Membran durch eine zunehmende Druckdifferenz beeinflusst. Luft tritt in den Bereich innerhalb der Membrankappe, fließt jedoch aus dem Be­reich außerhalb ab. Wenn diese beiden Volumen, unabhängig vom Luftstrom, nicht ständig unter gleichem Druck stehen, dann ist eine korrekte Regulierung des Mitteldrucks unter solchen Bedingungen nicht möglich. Wenn der Rand der Membrankappe sich dem Gehäuseboden nähert, kann sich durch den höheren Strömungswiderstand der Druck außerhalb der Membrankappe bei hohem Luftdurchgang absenken. Das Ergebnis könnte womöglich sein, dass der Rand der Membrankappe gegen das Gehäuse abschließt. Dies wiederum wird nicht nur die Luftzufuhr zum Taucher behindern, sondern auch die anschließende Wiederherstellung des richtigen Mitteldrucks im In­neren der Membrankappe verzögern. Dieser muss sich zunächst auf ein deutlich höheres Niveau bewegen, um die Membrankappe vom Gehäuseboden zu lösen, damit die Druckluft wieder auf die Innen­seite der Membran wirken kann. Die daraus resultierenden schnellen Schwankungen im Mitteldruck können auch dazu führen, dass die erste Stufe, beim Bestreben eine konstante Position einzunehmen, „hämmert“, insbesondere weil die Konstruktion keine andere Dämpfung als die beiden Membranvor­spannfedern 17 & 18, hat. Ohne Zweifel dienen die beiden Federn mit ihren deutlich unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften auch dazu, das Auftreten von Schwingungen zu reduzieren. Diese können auch durch Turbulenzen in der Strömung aus der ersten Stufe entstehen. Insbesondere, wenn die Luft direkt aus dem Be­reich entnommen wird, wo sie auf die Membran gegen die Federn wirkt, um damit den Druck zu regulieren. Wenn der Regler nicht in Gebrauch ist, wird der Rand der Memb­rankappe gegen das Gehäuse gedrückt, so dass, wenn Hochdruck­ luft durch Öffnen des Zylinderventils einfließt, erneut der Druck unter der Nabe auf ein Niveau wesentlich über dem vorgesehenen Mitteldruck der zweiten Stufe ansteigt, mit allen negativen Folgen für die Druckregulierung. Also, Sie sehen, es ist unbedingt notwendig zu verhindern, dass der Rand der Membrankappe den Boden der Mitteldruckkammer be­rührt, und das ist genau das, was die kleine Distanzfeder tut! Der Regler sollte keinesfalls ohne die Feder verwendet werden. Einfaches Mundstück mit Schraubanschlüssen ohne Ventile. H.D. Seiffert: In der Mitte unser Freund Manfred Drosch, der in Berlin einen guten großen Tauchladen betrieben hat, rechts auf dem Bild steht Peter Kopsch, den ich als Mitglied in die HTG werben konnte und der im Oktober 2016 ein kleines Taucher-Museum in Flensburg eröffnet hat. Links stehe ich selbst. Foto Archiv H.D. Seiffert Unser Mitglied Heinz Dieter Seiffert schildert seine persön­lichen und praktischen Erfahrungen mit dem Dräger PA 60/2 Atemregler: Nach einem mehrjährigen aber auch tiefenbegrenzten Einsatz mit unseren in Eigenbau gefertigten Sauerstoff-Pendelatmern kamen meine Tauchkameraden und ich zu dem Entschluss, endlich auf Pressluft-Tauchgeräte umzusteigen. Zunächst fand der Dräger Delphin II Regler aus Kostengründen seinen Einsatz, aber das Ergebnis war hier noch nicht befriedi­ gend, so dass wir uns ab 1959 auf den Dräger Regler PA 60/2 konzentrierten und diesen dann in Freundeskreisen sowie auch im Verein jahrelang im Einsatz hatten. Schon 1960 tauchte ich mit Freunden (u. A. mit Manfred Drosch und Peter Kopsch, heute auch Mitglied in der HTG) begeistert in Berliner Gewässern. Auch im Roten Meer konnte 1964 dieser Regler zufriedenstellend, gerade beim Fotografieren unter Wasser, genutzt werden. Weiter­hin fand der Regler ohne Probleme seinen Gebrauch beim Eistau­chen mit Freunden. Persönlich hatte ich noch einmal einen positiven Tauchgang auf Teneriffa. Gemeinsam mit einem Freund stieg ich auf eine heute unzulässige Tauchtiefe hinab, um aus einem Feld von Kaltwasser­korallen eine private Trophäe heraufzuholen. Während dieser jahrelangen Nutzungen hat uns der Regler PA 60/2 nie in Stich gelassen. Mit der erforderlichen Pflege und Wartung diente er uns stets verlässlich als Atemregler und Luftspender. Erst mit der Einführung der Einschlauch- Regler kam schließlich das gute Stück vorerst auf das Altenteil zur persönlichen Tauchausrüstung. Alle Fotos, bis auf die gekennzeichneten, vom Autor Quellenverzeichnis: [1] F. Rothbrust, TauchHistorie, H. 4, Der „Delphin“ und die Dräger-Barakuda-Kleintauchgeräte [2] F. Rothbrust, TauchHistorie, H. 6, Der erste einst. Zwei­schlauchregler von Dräger für Sporttaucher - PA 60/1 [3] Dräger Presslufttauchgerät PA 60 Gebrauchsanweisung Mai 1956 [4] Dräger PA 60 Einzelteilliste 1956 Unter dem folgenden Link können Prospekte und Handbücher zum PA 60/2 eingesehen werden: goo.gl/NnaXW3 Mein besonderer Dank geht an Peter Jackson HDS UK, Heinz Dieter Seiffert HTG DE, Sven Eric Jørgensen HDS DK, Dieter Harfst HTG DE und Stefan Linke vom Dräger Archiv. bringen sei, so ist man in den Katalogabbildungen schon eine Ecke weiter und hatte etwas weiterentwickelt. Folgt man der Grafik der Kataloge, so hatte die zweite Stufe nun eine zweitei­lige Membran, die gleichzeitig als Ausatem-Membran fungiert oder sie hatte – was wahrscheinlicher ist - eine an einer Seite aufgehängte Membran, wie sie später bei Pilot und AIR I reali­siert wurde. Das Design dieser neuen zweiten Stufe stellt eine deutliche Neuorientierung dar, wenn man es mit damaligen konventionellen Entwürfen vergleicht. Das Erscheinungsbild ist sehr puristisch und für die damalige Zeit radikal. Es gibt allerdings beim Ventil einen gewaltigen Unterschied zur Konstruktion von Demone. Nun wird die Fail-Safe-Methode an­gewandt und nicht mehr ein Upstream-Ventil. Doch scheint der neue Regler noch nicht so ausgereift gewesen zu sein 7 – wo­möglich kam das gute Stück nicht einmal über den Papiersta­tus hinaus – denn bis heute ist nicht eine solche zweite Stufe effektiv erschienen und damit ist fraglich, ob es jemals zum Verkauf kam. Schade eigentlich, denn optisch ist diese zweite Stufe ein Leckerbissen. Die P.V.B taucht in den folgenden Kata­logen nicht mehr auf und lediglich im Nordic-Katalog 1975/76 ist noch ein Bild ohne Beschreibung zu finden. Pilot Aber schon 1975 kann Christianson den Nachfolger paten­tieren lassen 8 und diesmal kommt der Regler wirklich in die Läden. Der – nomen est omen – Pilot wird ab 1977 unter der Katalognummer 128, im Folgejahr unter 11-128-000 geführt. Zur Einführung dieses neuen Reglers passt Scubapro im Engi­neering Bulletin # 88 die Art der Seriennummernvergabe 9 an. Auch wenn laut dieser Veröffentlichung erst ab 1978 speziel­le Seriennummern gelten sollten, so wurde diese Systematik schon vorher verwendet. Wir kennen heute zweite Stufen des Pilot mit den Nummern 68XXXXX für 1976 (Produktion vor der Einführung), 78XXXXX für 1977, 88XXXXX für 1978 und es wurden wohl auch noch zu Anfang von 1979 einige Stü­cke produziert, da in Japan ein Exemplar mit einer 98XXXXX – Nummer existiert. Mit dem Pilot bietet Scubapro letztmalig eine neue zweite Stufe mit Gehäuse aus Metall an. Die folgen­den Neuerscheinungen erhalten alle Plastikgehäuse, bis dann 2009 mit dem A700 wieder auf ein Metallgehäuse zurückge­griffen wird. Das Gehäuse ist formschön und bietet im Gegensatz zu manch anderen zweiten Stufen viel Platz für die Finger, wenn es mal wieder an den Druckausgleich geht. Diese Formgebung ist der Ventilbauweise geschuldet, denn anders als sonst ist das Ven­til nicht horizontal sondern vertikal verbaut. Die Luftdusche findet sich auf der Rückseite der zweiten Stufe, wo auch die Hauptmembran platziert ist. Diese Bauweise hat besonders bei Strömung Vorteile für den Taucher – die Membran wird durch die Strömung nicht beeinflusst. Ein Auslassventil ist nicht ein­gebaut – die Hauptmembran ist nur einseitig fixiert, hebt sich beim Ausatmen ab und lässt die Luft entweichen. Hierdurch ergibt sich eine Ausatemarbeit nahe Null – leider mit dem Ne­beneffekt, dass beim Tauchen über Kopf Wasser in die zweite Stufe eindringen kann und diese damit nicht trocken bleibt. Als neues Merkmal hat diese zweite Stufe erstmalig einen Dive/Predive-Schalter, wie er dann auch bis zum D 400 ver­wendet wird. Im Grunde wird hier nur ein Federdraht im Predi­ve-Modus hinter den Ventilhebel gelegt, um das Ventil schwer­gängiger zu machen. Dies hat zwei Auswirkungen: Zum einen kann nun das Ventil an der Oberfläche nicht mehr so leicht abblasen, zum anderen kann das Ventil für den Dive-Modus besonders feinfühlig und damit leicht ansprechbar eingestellt werden. Im Übrigen ist der Effekt nur eine leichte Erschwerung der Atemarbeit – auch im Predive-Modus kann ohne größere Probleme – mit eingeschränkterem Komfort – getaucht werden. Wie der Name schon sagt, verrichtet auch bei dieser zweiten Stufe ein Pilotventil seine Arbeit. Das System war so leistungs­fähig, dass die Navy diese zweite Stufe zu simulierten Tieftauch­gängen bis zu 1800 Fuß (ca. 550 m) erfolgreich verwendete. Die Schönheit der Pilot-Stufe, vollständige Scubapro-Werbung unter [Link1] Bestandteile der Pilot-Stufe auch in Schnittdarstellung 7 Im deutschen Katalog von 1974 wird auf eine lange und schwierige Entwicklungsgeschichte verwiesen. 8 US Patent No. US4076041 vom 16.10.1975 und Folgepatente No. US4029120 vom 30.6.1975, US4147176 A vom 30.6.1975 und USD245121 vom 14.08.1975. 9 Seit 1974 waren für Regler der Serie 108 6-stellige Seriennummern und für Regler der einstellbaren Serie 109 7-stellige Seriennummern reserviert. Nun wurde für die Regler mit einer zweiten Stufe Pilot (128) die Seriennummer 88XXXXX reserviert. 40 Ungewöhnliche zweite Stufen TauchHistorie 07/2017 Hiervon zeugt eine Wandtafel mit aufmontierter zweiter Stufe Pilot und Danksagung durch die Navy, die stolz im Hauptquar­tier von Scubapro ausgestellt wird. Auch die NEDU 10 untersuchte im Oktober 1976 diesen außer­gewöhnlichen Automaten und kam zu diesem Resultat: „The Scubapro MK V Pilot Regulator meets mil spec requirements and is recommended for placement on the list of equipment autho­rised for Navy use. The pilot-assisted second stage provides excepti­onally easy breathing with low diver work rates.” 11 Des Weiteren kamen sie zu einer recht interessanten Erkennt­nis: Der Anstieg der Atemarbeit bei großer Tiefe war der ers­ten Stufe MK 5 geschuldet und nicht der zweiten Stufe Pilot – die Luftlieferleistung war trotz vergleichbar hoher Leistung von etwa 2300 l/min noch nicht ausreichend und es kam zu einem zu starken Mitteldruckabfall. Hieraus resultierte dann auch die Bemerkung, dass mit einer zweiten angeschlossenen ersten Stufe der Einatemwiderstand unabhängig von Tiefe oder Atemvolumen gleich bleiben sollte. Dies wurde jedoch nicht getestet und sei in den meisten Tauchsituationen nicht notwendig. Allerdings wurde auch auf einen potenziell problematischen Punkt verwiesen: „The complexity of the pilot second stage with three times as many parts (as) most other second stages is one area of concern. Mainte­nance will require considerable skill and training, and could present problems for fleet operators unless special training is made available.” Hier wurde bereits der Nachteil dieser ganz speziellen Stufe bemerkt: Die Wartung war längst nicht so einfach wie die eines ganz normalen Automaten. Man stelle sich bei diesen vielen Teilen eine Revision auf einem schwankenden Schiff durch ei­nen Techniker vor, der das nicht so oft macht. Das dürfte nicht einfach zu machen sein. Um ein Bild der Revisionsarbeiten zu bekommen: Der Regler musste durch 3 verschiedene Einstel­lungen präpariert werden: Zuerst am Ventil, dann an der Mem­bran und danach noch am Luftführungsblech....12. Zudem dürf­ten die Herstellungskosten nicht sehr niedrig gewesen sein. Das Ende des Lieds: Nach nur etwas über 2 Jahren Verkauf findet sich die Pilot nicht mehr im 1979er Katalog und wird im Laufe des Jahres dann durch einen neuen Atemregler ersetzt. Heute sind diese zweiten Stufen - von denen es noch einige gibt - sehr begehrt und von einem Hauch von Mythos umge­ben. Die Stufen Pilot und A.I.R. II (erste Generation) sind die einzigen zweiten Stufen von Scubapro, die nicht mehr mit Ersatzteilen unterstützt werden – welche andere Firma kann das von sich behaupten…. Allerdings konnten die Pilot-Regler auf das Ventil des nachfolgenden Modells umgestellt werden und sind damit heute noch revisionsfähig – sofern nicht die Membran verschleißt. A.I.R. I Wer in den 1979er Katalog schaut, der findet die zweite Stufe Pilot nicht mehr. Diese hatte man aus dem Programm genom­men, doch ein Nachfolger wurde noch nicht präsentiert. Erst in der 2. Jahreshälfte wurde dieser dann angeboten: Die neue A.I.R. I (Air Inhalation Regulator) basierte auf der Hochleistungs­stufe Pilot, hatte aber eine optisch geänderte Form. Da das Pilot-Ventil sehr diffizil war, suchte und fand man eine Alter­native. Der Nachfolger hat ein neu entwickeltes Spulenventil, das einfacher aufgebaut ist und sogar bei Normalbedingungen bessere Leistungen bietet (siehe Marktübersicht der NEDU von 1980). Mit dem koaxialen Spulenventil (genau betitelt ist es ein luft­balanciertes koaxiales Durchflussventil) entwickelte Scuba­pro 1979 eine ganz neue Art von Ventilen. Erstmals wurde in A.I.R.-I-Stufe 10 Navy Experimental Diving Unit, Report No. 8-77 Evaluation of Scubapro Mark V Pilot Open-Circuit Scuba Regulator, siehe [Link1] 11 oben genannte NEDU-Untersuchung, Seite 15: Conclusions and Recommendations. 12 Scubapro Engineering Bulletin Nr. 110 vom September 1978 42 Ungewöhnliche zweite Stufen TauchHistorie 07/2017 Während der Produktionszeit kommt es zu einigen kleinen Verbesserungen. So wird im März 1980 eine Gleitscheibe zwi­schen Spulenventil und Feder eingeführt 15 und auch die Feder selbst wird gegen eine etwas längere ausgetauscht.16 Zu guter Letzt wird dann ab dem 21.8.1981 ein neues weißes Ventil statt des bisher schwarzen eingeführt – Regler ab der Nr. 23381001 haben dieses auch schon verbaut.17 Nachdem der A.I.R. I 1987 im Katalog nicht mehr enthalten war – es gab ja da schon den Nachfolger D 300 – kommt es 1988-1990 nochmals zu einem Revival mit einer optisch minimalen Veränderung: Die Schrau­ben am Schlauchanschluss und gegenüber waren nun nicht mehr sechseckig sondern dem gängigen Design angepasst und damit zylindrisch mit Längsschlitzen zur Montage. Interessan­terweise wurde nun in den Katalogen die Ausatemarbeit etwas höher ausgewiesen – womöglich, um den D 300 nicht schlecht aussehen zu lassen. Dieser hatte konstruktionsbedingt auf der Ausatemseite eine höhere Atemarbeit durch ein neues (tro­ckenes) Membrankonzept. Hier die Veränderung noch in tabellarischer Übersicht: Veränderung der 04.12.1979 33879001 Luftsteuerung neues Gehäuse mit 31.01.1980 03180017 kleinerem Luftauslass zusätzliche Gleitscheibe 01.04.1980 09280001 neue Feder 04.08.1980 21780051 kein Befestigungs­ 29.12.1980 36480017 riemen mehr neues Spulenventil 21.08.1981 23381001 neues Spulenventil Nov. 1987 neue Einstellschraube Okt. 1991 D 300 D 300-Stufe Unter dem Techniker Doug Toth (damit wurde er auch Na­menspate) entstand 1986 dann der Nachfolger der A.I.R. I in Form des D 300. Das war nicht einfach ein überarbeite­tes Modell sondern eine – bis auf das Ventil – grundlegende Neukonstruktion. Das Gehäuse ist nun viel gerundeter und die Frontfläche ist eine einzige große Luftdusche – eine un­erhörte Neuerung. Die Membran ist neuerdings vorne und zweiteilig mit einer Auslassmembran in der Mitte. Wenn man berücksichtigt, dass die Druckdifferenz zwischen Einatem- und Ausatem-Membran immer eine technische Klippe für die Optimierung eines Reglers darstellt, so hat man mit dieser Konstruktion (wie auch bei der alten von Pilot + A.I.R. I) die Königslösung, da keine Differenz auftritt. Wenige Lungenau­tomaten wurden nach diesem Prinzip gebaut und doch sorgt sie für Abhilfe bei zwei Problemen der Vorgänger Pilot und A.I.R. I – das Eindringen von Wasser in ungünstiger Lage und die vergleichsweise schlechte Erreichbarkeit der Luftdusche. dive-pre dive switch poppet pneumatically balanced demand valve dive-pre dive spring diaphragm soft rubber cover exhaust valve Querschnitt der D 300 Die große weiche Außenhaut hat – für den Techniker – leider auch einen Nachteil. Die Montage und Demontage ist nicht ganz einfach – doch sind die Vorteile für den Anwender enorm. Durch die doch gewöhnungsbedürftige Form wurde dieser Atemregler nicht sehr populär und auch die folgenden Model­le konnten das nicht ändern – auch wenn in technischer Hin­sicht diese Regler Meisterwerke waren. Eine Typenbezeich­ nung findet man bei der D 300 nicht – Understatement pur… Die D 300-Stufe bekam folgende Optimierungen: neues Ausatemventil 17.09.1986 26086000 neue Membranabdeckung 06.11.1986 31086000 neues Spulenventil Nov. 1987 neuer oberer Deckel 07.09.1989 25089000 und Gehäuse neue Einstellschraube Okt. 1991 15 Engineering Bulletin Nr. 135 16Engineering Bulletin Nr. 141 17Engineering Bulletin Nr. 146, in dieser Information findet sich auch eine Übersicht der Veränderungen seit Einführung des A.I.R. I bis 1981 D 350 D 350-Stufe Nach 5 Jahren stand eine Überarbeitung an, was dann zum Nachfolger D 350 führte. Äußerlich unterscheidet er sich vom D 300 nur durch die Typbezeichnung „D 350“ auf dem Dive/ Predive-Schieber. Innerlich hat er an Leistung zugelegt: Der Membranhebel wurde geringfügig verlängert und die Schalt­mechanik wurde überarbeitet. Die D 350 bekam folgende Optimierungen: neue Einstellschraube Okt. 1991 D 400 Bereits 1994 prangt dann auf dem optisch unveränderten Lungenautomat das „D 400“. Wieder hatte man an der Leis­tungsschraube noch etwas gedreht und eine höhere Luftlie­ferleistung herausgekitzelt: Der Membranhebel war geändert (dicker) worden und auf die andere Seite gewandert. Damit einhergehend wurde auch ein neues Ventilgehäuse einge­führt. Im Laufe der Zeit bekam dann die D 400 auch noch eine neue Softcover-Gestaltung (CE) – doch im Grunde blieb sie eine etwas veränderte D 300, wofür auch Umrüstkits zur Verfügung standen. Das soll nicht auf fehlende Fantasie für Verbesserungen schließen lassen. Wenn etwas schon sehr gut ist, wird die Luft für Optimierungen eben einfach sehr dünn. Gegen 1997 wird versuchsweise auch die D 400 in der Farb­gebung „Blue Rhapsody“ angefertigt, es bleibt jedoch ein Pro­totyp, der heute in der Sammlung des Seastar in Wien seine Bleibe gefunden hat. Die D 400 bekam folgende Optimierungen: neues Spulenventil (zerlegbar) neue Federplatte (drehbar) neuer Ventilhebel mit beidseitigen Nuten 1998 1998 1998 Ungewöhnliche zweite Stufen 43 2002 wird die D 400 dann letztmalig angeboten, womit dann auch die Ära der „Spulenventiler“ ihr Ende erreicht hat. Zwar bietet Scubapro schon im Folgejahr mit der X 650 ein optisch ähnlich aussehendes Spitzenmodell an, das aber mit einem normalen balancierten Downstream-Ventil arbeitet. Laut Scubapro kam es zur Ablösung, da das in den anderen zwei­ten Stufen verbaute balancierte Downstream-Ventil ein Leis­tungsniveau erreicht hatte, das dem des Spulenventils nicht nachstand und daher kein Grund für die Sonderkonstruktion mehr gegeben war. Die Liebhaber der D 400 wird es vielleicht trösten: Mit dem Quasi-Nachfolger X 650 hatte Scubapro wenig Glück: Als Top­modell gestartet, musste die erste Generation wegen Herstel­lungsfehlern zurückgerufen werden und auch die zweite Ge­neration blieb nur wenige Jahre in den Regalen, da schon bald das neue Topmodell A 700 folgte – nur dass dieses nun so gar nichts mehr mit den Tugenden der Spulenventiler zu tun hatte. Vielmehr besann sich Scubapro der Wurzeln und gestaltete einen Edelmetaller. [Link1] Weitere Bilder und Kopien relevanter Patente finden Sie unter goo.gl/4ne8fA Unser Autor Frank Werthwein, Jahrgang 1970, ist Tauchlehrer seit 1996 und Gründungs- und Vorstandsmitglied der Histori­ schen Tauchergesellschaft. Er befasst sich schon lange mit Tauchgeschichte, speziell mit der Entwicklung der Atemregler. Darüber hat er auch ein Buch und mehrfach für die TauchHis­torie geschrieben. Seine Internet-Seite www.scubacollector.de wird weltweit gelesen und zitiert. 44 Mundstücke von Kompaktreglern (1) TauchHistorie 07/2017 Mundstücke von Kompaktreglern (Teil 1) Von Dr.-Ing. Lothar Seveke Moderne Sporttaucher finden wenig Bemerkenswertes an dem Mundstück ihres Einschlauchreglers. Das ist auf das Biss­stück des Mundreglers aus Gummi, Silikon oder einem Plastik­werkstoff reduziert und wird höchstens nach ergonomischen Gesichtspunkten für einen bequemen und ermüdungsarmen Sitz im Mund ausgewählt (verschiedene Größen und ev. individuelle Anpassung an die Kieferform). Für moderne Rebreather gewinnt die Mundstück-Gestaltung wieder erhebliche Bedeutung, was hier aber nur am Rande be­handelt werden soll. Bei Kompaktreglern mit Ein- und Ausatem-Faltenschlauch ist das Mundstück aber immer ein wesentlicher qualitätsbestim­mender Bestandteil des Gesamtsystems gewesen. Es soll den Atemwiderstand nicht zusätzlich erhöhen und eine einfache ermüdungsarme Tragbarkeit der Schläuche bei unbehinderter Kopfbeweglichkeit unterstützen. Außerdem kommt es darauf an, Pendelatmung und damit CO2-Belastung und das Volllau­fen mit Wasser zu verhindern. Manchmal ist das Mundstück gar in die Reglerfunktion integriert, z.B. mit einem Injektor direkt vor dem Bissstück. Das folgende aktuelle Beispiel mag die Bedeutung des Teilsystems Mundstück/Schläuche am Zweischlauchregler verdeutlichen: Eines unserer HTG-Mitglieder mit wenig Zweischlaucherfahrung hatte als einer der ersten den neu von VDH produzierten Regler Argonaut-Kraken erworben, der zunächst mit der Silikon-Nachbil­dung des USD-curved-Mundstücks mit 1.5“-Schlauchanschlüssen ausgeliefert wurde. Ich war sehr gespannt auf seine Aussagen zum Atemverhalten des Reglers, hörte aber nur etwas über Probleme mit dem „schlabbrigen“ Mundstück, das keinen festen Sitz habe, und den hohen Auftrieb der Schläuche, die fast das Mundstück aus dem Mund rissen. Und, jaja, der Regler atme sich schon ganz gut. Der neue gute Regler trat also ganz in den Hintergrund gegenüber der „usability“ des Mundstücks. Urform der Mundstücke Vor der entscheidenden Idee von Gagnan und Cousteau 1943 [Gag01]) zum Tauchregler wurde die lästige Ausatemluft der Tauchgeräte mit offenem Kreislauf genau wie bei trockenen Atem(schutz)geräten auch direkt am Mundstück über ein Richtungsventil in das Wasser abgeblasen (Rouquayrol, B. De­nayrouze, Fernez/Le Prieur, Commeinhes u.a.). Das Prinzip des Mundstücks für kompakte Atemregler, das später in dem des Royal Mistral oder dem Hope Page Vollen­dung finden sollte, wurde aber schon 1872 von Louis Denay­rouze (1848-1910) erfunden. Er produzierte zusammen mit Auguste Rouquayrol (1837-1883) ein Atemgerät, das dieser ge­meinsam mit seinem Bruder Benoit Denayrouze (1826-1875) erfunden hatte, das „Aerophore“. Das diente vornehmlich für Rettungen im Bergbau, wurde aber auch zum Tauchen einge­setzt. Es hatte schon zwei Richtungsventile, wofür man da­mals die sog. „Entenschnabel“-Bauform nahm. Bis auf die zum Einsatz unter Wasser wesentliche Idee zur Lage des Ausatem­ventils, die dann erst 1943 Gagnan hatte, war damit das mo­derne Kompaktregler-Mundstück vorgedacht. Maurice Fernez (1885-1952) übernahm dieses Prinzip für sein einfaches Freeflow-Schlauchtauchgerät [Fer01] und verrin­gerte den Totraum im Mundstück etwas. Yves le Prieur (1885­1963) ersetzte die Schlauchversorgung in dem Fernez-Gerät durch tragbare Pressluft-Flaschen und ließ im Mundstück das Einatemventil weg, wodurch dieses kürzer wurde. Der Free­flow ging ohnehin ständig in Richtung Mundstück und verhin­derte das Eindringen von Wasser. Dieses Mundstück übernahm Cousteau einfach für den ersten Versuch mit dem Gasregler Gagnans in der Marne 1943. Aber bei dem Test mit dem CG43-Prototypen floss Luft beim Tau­chen entweder schon ohne Ausatmung ab oder ließ sich nur schwer ausblasen, je nach Schwimmlage des Tauchers. Es gab nur einen relativ kleinen Lagebereich, wo Ein- und Ausatmung gleichermaßen gut abliefen. Gagnan und Cousteau erkannten bei ihren Versuchen, dass das Ausatemventil sich möglichst auf der Ebene gleichen Drucks mit der regelnden Hauptmem­ bran befinden muss. Und das ist optimal dann der Fall, wenn die Ausatemluft über einen zweiten Faltenschlauch zu einem Ausgang zurückge­führt wird, der möglichst nahe am Zentrum der Membran liegt. Das Mundstück verband jetzt den Mund des Tauchers mit dem Ein- und Ausatemschlauch. Angenehm war auch, dass die Luft nicht mehr am Gesicht entlang blubbernd aufstieg, sondern hinter dem Kopf. Als Mundstück für den ersten Zweischlauch-Regler, den CG45, nahm man zunächst das vom Freeflow-Gerät von Le Prieur. Das ursprünglich direkt angebrachte Ausatemventil wurde einfach durch den Ausatemschlauch abgelöst. Leider verlor sich damit auch das Richtungsventil zum Ausatmen, nachdem zuvor schon wegen der freeflow-Geräte das Eina­temventil entfallen war. Sie sollten erst Jahre später wieder­entdeckt werden. Le Prieur mit seinem Tauchgerät Aus dem Le-Prieur-Mundstück entwickeltes Zweischlauch-Mundstück der ersten CG45 Ausatemventil wird vom Mundstück zur Reglermembran verschoben (J. Chabbert) 46 Mundstücke von Kompaktreglern (1) TauchHistorie 07/2017 Die langen steifen Stutzen erwiesen sich bald als ungünstig, da die Schläu­che durch die Hebelwirkung bei Kopf­bewegungen zu große Kräfte auf die Zähne übertrugen. Gagnan verkürzte also die Schlauchstutzen auf die unbe­dingt nötige Länge, wie das auch noch beim Mistral eingesetzt wurde. Der Stutzen für das Bissstück war aber im­mer noch zu lang, so dass die Schläuche viel Kraft übertragen konnten. Beim ersten Mundstück des MEDI713 und auch bei dem leicht gekrümmten Mundstück von LOOSCO wurde das berücksichtigt und auch dieser Stutzen nur so lang wie nötig gemacht. Normalerweise wurden die Schläuche durch Abbindungen oder verschieden­artige Klemmen direkt am Mundstück befestigt und nur für die Wartung ent­fernt. Aber für die Verwendung von Vollgesichtsmasken oder CV-Anzügen mit integrierter Maske setzte man auch für diese einfachen Mundstücke in der sogenannten Profiversion schon leicht lösbare Verbindungen mit Über­wurfmuttern ein (hier La Spirotechnique und LOOSCO). Schlauchstutzen mit Überwurfmuttern erlauben auch die einfache Ausrichtung der Mundstü­cke, ohne die Schlauchklemmen lösen zu müssen. Dafür sollten allerdings die Muttern orthogonal auf der Schlauch-Mittelachse angeordnet sein (richtig beim Duomat-, falsch beim Hydromat-Mundstück, siehe Teil 2). Die Befesti­gung mit Ringmuttern erleichtert au­ßerdem die Trocknung der Schläuche nach dem Tauchgang. Einen anderen Weg gingen der tsche­chische Hersteller des Kompaktreg­lers Chirana und auch Dräger mit dem Einschlauchmundstück des Delphin. Hier blieben die Schläuche am Mund­stück, nur das Bissstück wurde abge­schraubt und konnte auch gegen eine Vollgesichtsmaske getauscht werden. Ähnlich war auch ein Mundstück von Dräger für den PA60 aufgebaut, das noch eine Speichelfangbüchse hatte, da das Mundstück unter bestimmten Umständen nicht aus dem Mund ge­nommen werden konnte. Wohl we­gen der Klobigkeit verschwand dieses Merkmal schnell wieder. Leichtere Mundstücke Zunächst waren die Mundstücke aus relativ schwerem Metall, meist ver­chromtem Messing, auf das ein aus­wechselbares Bissstück aus Gummi aufgesteckt und befestigt wurde. Die französische Firma Godel und auch USD für seine Aqua-Lung-Familie brachten dann relativ schnell leichtere Mundstücke aus Gummi heraus, in die zudem das Bissstück gleich integriert war. Das erübrigte eine zusätzliche Befestigung, die oft das weiche Gum­miteil beschädigte, ermöglichte aber keine individuellen Bissstücke. Dies entsprach aber der damaligen militä­risch bestimmten Nutzerphilosophie der Marinen, so auch dem Denken von Cousteau, nachdem der Taucher sich den Gegebenheiten anzupassen und damit seine Aufgaben befehlsgemäß zu erfüllen habe. Das Streben nach optimaler Ergono­mie entstand erst mit der Dominanz der „Warmduscher-Sporttaucher“, die durch keine Unannehmlichkeiten von ihrem für die Hersteller gewinnträch­tigen Hobby abgehalten werden soll­ten, drang dann aber mit der immer steigenden Leistungsoptimierung auch in den militärischen und professionel­len Bereich ein. Charakteristisch für die Gummimund­stücke der französischen Regler bis hin zum Royal Mistral (RM) war noch die in­tegrierte Befestigungsmöglichkeit für ein Nackenband, das den Regler sicher im Mund halten sollte. Das Nacken-band behinderte den Taucher aber un­ter normalen Bedingungen mehr als es nützte. Im Sporttauchbereich wurde es meist entfernt. Gagnan hat an den einfachen Mund­stücken für die Aqualung noch weiter gearbeitet [Gag02 von 1960], um sie zu verbessern. Das beschränkte sich aber scheinbar auf das Einbringen von Leitblechen, die das Strömungsver­halten und damit den Atemwiderstand verbessern sollten. Eine Besonderheit stellen die Mund­stücke von einschläuchigen Kom­paktreglern (Pendelatmer) dar, wo Ein- und Ausatemschlauch in einem vereinigt sind. Die einfachen sind qua­si nur ein Rohr, auf das das Bissstück gesteckt wird. Um das unangenehme Volllaufen mit Wasser zu vermeiden, sind die besseren mit einem Ver­schluss versehen, der das Wasser fern hält, wenn man das Mundstück aus dem Mund nimmt. Mundstücke mit Richtungsventilen Nachdem es also in den ersten etwa acht Jahren nach der Erfindung prak­tikabler Zweischlauch-Regler nur mar­ginale Veränderungen an den Mund­stücken gegeben hatte, kam 1953 in den USA das Hope-Page-Mundstück, zunächst als Option, auf den Markt. Das Mundstück sollte das damalige Hauptproblem beim Tauchen mit Kom­paktregelern beseitigen, das Fluten der Schläuche mit Wasser, wenn das offene Mundstück ins Wasser tauchte. Für Taucher, die dieses Problem sehr störte, hatte es vorher schon Versu­che gegeben, Ventile in vorhandenen Mundstücken aus Gummi nachzurüs­ten, z.B. die Einzelventile der Firma Mar-Mac Ind. in den USA. Da die nicht dafür vorgesehenen Mundstücke aber nur einen geringen Durchmesser hatten, war der Ventil­durchsatz zu gering, was den Atemwi­ derstand signifikant verschlechterte und häufig zu Vorurteilen gegen Rich­tungsventile führte. 48 Mundstücke von Kompaktreglern (1) TauchHistorie 07/2017 Schema des originalen Hope-Page-Mundstücks [Hop01] Metall-Mundstück Hope-Page mit zwei Richtungsventilen (Hope-Page-Prosp.) Das Hope-Page-Mundstück aus eloxiertem Aluminium beinhaltete zwei Richtungsventile (Flatterscheiben) für die beiden Atemrichtun­gen und verhinderte so das Volllaufen der Schläuche, verringerte auch die Pendelatmung und insgesamt das zu bewegende Luftvolumen, was wiederum geringere Atemarbeit bedeutete. Der Ingenieur Rory E. Hope aus Kalifornien hatte es entwickelt, erhielt 1954 ein Patent dar­auf [Hope01] und stellte es in seiner Firma mit seinem Finanzierungs­partner Charles L. Page in Metallausführung her. Das Ausatemventil war etwas größer als das Einatemventil. Der bekannte Commander Francis „Doug“ Fane vom UDT (Underwater Demolition Team der US Navy), der viele Entwicklungen für das Tauchen befördert hat, zeigte großes Interesse an dem Mundstück, ließ es erfolgreich für das UDT testen und empfahl es auch für das Sporttauchen [Mill02]. Für das Tauchen mit Zweischlauchreglern war die Erfindung eine wertvolle Innovation, da vor allem für Neueinsteiger die Nutzung des Tauchgerätes wesentlich angenehmer wurde und die Hemmschwelle sich absenkte, was die Popularität des Sporttauchens deutlich stärkte. Im Katalog der deutschen Firma Tauchtechnik von 1963, die zu dieser Zeit überwiegend Mistral-Regler anbot, heißt es: Es zeigte sich aber, dass auch die erfahrenen Taucher bald die Vorteile der Richtungsventile zu schätzen wussten, zumal diese einen ausrei­chenden Durchmesser hatten, um die Atemarbeit nicht zu stark zu erhöhen. Technisch gesehen waren die Richtungsventile nicht neu, da sie bei Rebreathern schon einige Zeit angewendet wurden, um das Eindringen von Wasser in die Kalkpatrone zu verhindern, den Kreis­lauf der Luft eindeutig zu steuern und CO2 fern zu halten. Von 1954 bis Januar 1955 wurde das metallene Hope-Page-Mund­stück auch von USD als Option für seine Regler vertrieben [Spen01]. Dann eignete sich Healthways, aus denen später Scubapro hervorging, die Erfindung an und produzierte von Februar 1955 bis 1961 ein modi­fiziertes Hope-Page-Mundstück aus Plastik (gleich große Flatterventi­le), das sich in der Massenproduktion wesentlich preiswerter herstel­ len ließ. Hope und Page kamen gegen die Verletzung ihres Urheberrechts nicht an und hatten Mühe, die finanziellen Verluste zu begrenzen [Mill01]. Bei der Plastikausführung von Healthways kann man wie bei einem Profi-Mundstück durch die Überwurfmuttern auch einfach die Ausrichtung des Mundstücks ändern und die Schläuche zum Austrocknen entfernen, was bei der Verbindung mit den üblichen Schlauchklemmen sonst bei­des nicht so leicht möglich war. Dass das Trock­nen durchaus wichtig war, unterstreicht Miller in [Mill02]. Viele Sporttaucher litten in dieser Zeit an Lungenkrankheiten, die durch Bakterien in den ständig feuchten Faltenschläuchen hervorge­rufen wurden. Das Hope-Page-Mundstück wird trotz seiner Vor­teile durchaus auch kritisiert. Der Durchmesser der Ventile in dem originalen Metall-Mundstück ist noch zu klein, so dass für professionellen Ein­satz der Luftdurchsatz zu gering sein kann. Im Plastik-Nachfolger wurden dann schon größere Flatterscheiben eingesetzt. Der Ansatz für das Bissstück ist zu lang, da der Stutzen nicht in den Ventilkörper eingelassen ist, so dass durch die Hebelwirkung die von den Schläuchen auf den Mund wirkenden Kräfte vor allem bei langen Tauchgängen ermüden. Die Schlauchstutzen sind gerade axial angesetzt, was nochmal die Momente durch die Schläuche er­höht. Bei einigen Weiterentwicklungen anderer Hersteller wurde versucht, diese Nachteile einzu­schränken, relativ gut dann beim Mundstück des Mistral61/Royal Mistral. Die U.S.-amerikanischen Hersteller folgten schnell dem Trend zu Richtungsventilen (Aqua-Stop) in den Mundstücken. Nachdem der größte Hersteller, U.S. Divers, 1956 das sog. Kleer E-Z-Mundstück (zunächst gerade, dann gebogen) für seine Regler eingeführt hatte, gab es dort prak­tisch nur noch solche Mundstücke (Kleer E-Z steht für clear easy). Das Kleer E-Z hat Ventile mit genügend großem Durchmesser, die im Schlauchansatz sitzen und wird so nicht sehr breit, da die Schläuche bis an das Bissstück heran kommen. Das wird allerdings mit einem Schlauchdurchmesser von 1.5 inch er­kauft, so dass das Mundstück sehr dick wird und andere Mundstücke nicht eingesetzt werden können, die von 1-inch-Schläuchen ausgehen. Die Schläuche kommen günstig schräg an, aber das in­tegrierte Bissstück ist so klein, dass Männer-Ge­bisse es schlecht halten können. Die verfügbaren Nachfertigungen aus Silikon sind zudem noch so weich, dass die Anordnung vor allem bei starker Gegenströmung sehr schwammig wird [Sea01]. Europa folgte dem Trend zu Richtungsventilen bei Kompaktreglern langsamer. Zwar hatte Gazaix schon 1952 in Frankreich ein Patent eingereicht [Gaz01], das u.a. ein Aquastop-Mundstück mit Scheibenventilen für Schwimmtaucher beinhaltete, aber erst, nachdem 1961 La Spirotechnique als führender Hersteller seine weit verbreiteten Mistral 61 mit einem solchen Teil ausgestattet hatte, kamen auch Dräger, Submarine Products, MEDI,... mit Aqua-Stop auf den Markt. Patente und Entwicklungen gab es natürlich hier auch schon früher, z.B. [Vil01] von 1956. 50 Mundstücke von Kompaktreglern (1) TauchHistorie 07/2017 Mundstück des AV2 (CSSR) mit Richtungsventilen (D. Surani) Gummi-Mundstück für PA61 von Dräger Metall-Mundstück für PA61 von Dräger Mundstück des polnischen Reglers MORS (D. Surani) Oft wurde dabei der Anfangsfehler gemacht (wie schon von Mar-Mac s.o.), den zu durchströmenden Ventilquerschnitt zu klein zu wählen, wie bei dem hier gezeigten Mundstück des Reglers AV2 aus der CSSR. Ein- und Ausatemwiderstand erhöhten sich damit gegenüber dem ventilfreien Mundstück so stark, dass einige Taucher lieber auf diese Neue­rung verzichteten. Ein Durchmesser der Ventil­scheibe von 25 bis 35 mm hat sich bei den weiteren Entwicklungen dann durchgesetzt. Die sparsame Firma MEDI aus der DDR stattete 1960 nur die Einatemseite des MEDI713-Mund­stücks mit einem Ventil aus, wie übrigens auch Northill und der polnische Hersteller des Reglers Mors. Am Mors wurden aber auch Mundstücke mit zwei Glimmerventilen oder ganz ohne Ventile ver­wendet. Die Bauform des zweiventiligen Mors-Mundstü­ckes ist für die damalige Entwicklungsetappe wohl optimal zu nennen. Es ist trotz der Glimmer-Ventile sehr kurz, hat ein dezentral angesetztes Bissstück und Schraubringe zum schnellen Öffnen für die Trocknung, leider keine abgewinkelten Schlauch­anschlüsse. Die üblichen Mundstücke mit zwei Richtungsven­tilen waren in preiswerter Ausführung aus Gummi, meist mit einem integrierten Einheitsmundstück, und man konnte sie schlecht öffnen. Teurere Mund­stücke, meist für professionellen Einsatz, waren aus verchromtem Messing und ließen sich durch Rändelringe leicht öffnen, an die Schlauchführung anpassen und auch an Vollgesichtsmasken schrau­ben. Das separate Bissstück konnte man individuell wählen. Typi¬sche Vertreter sind die hier gezeig­ten Mundstücke zu Dräger-Zweischlauchreglern, solide und funktionell gefertigt. Demontiertes Standard-Mundstück für MEDI-Hydromat 52 Mundstücke von Kompaktreglern (1) TauchHistorie 07/2017 Schema des Hydromat-Mundstücks Eine etwas kuriose, überschwere Ausführung ist das Mund­stück zu den Hydromat-Reglern von MEDI. Es ist sehr breit, so dass die Schläuche erheblich am Gebiss zerren und hat ein großes Bissstück, dass für Frauen und Kinder kaum geeignet ist. Beim Springen in das Wasser muss man es wirklich fest­halten, um Nasenstüber zu vermeiden. Trotzdem hat es auch seine Liebhaber, die die Robustheit, die relativ großen Ventile, das leichte Öffnen zum Trocknen und die Ausstauschbarkeit des Bissstücks schätzen. (M. Klokosch) Dass Regler-Entwickler dem Mundstück erhebliche Bedeu­tung beimessen, zeigte sich, etwas unglücklich, an diesem Mundstück. Die letzte Version des Hydromat-2-Schlauch­reglers hatte noch einen Mitteldruck-Abgang erhalten, wofür man etwas unbedacht den Luftaustritt der zweiten Stufe vom Einatemstutzen weg drehte. Als dann Klagen über einen er­höhten Atemwiderstand kamen, entwickelte man ein Mund­stück mit vergrößerten Richtungsventilen, um das Defizit wie­der auszugleichen. Beim überwiegenden Teil dieser etwas moderneren Mundstücke ist zu beachten, dass sie nicht in beliebiger Ausrichtung ein­gesetzt werden können, da das Bisstück nicht zentrisch angesetzt ist, sondern etwas zum oberen Rand verschoben, damit das Mundstück in hängender Position stabiler liegt und sich am Kinn abstützen kann. Außerdem ist damit mehr Platz für den Nasen-eingriff zur Herstellung des Druckausgleichs. Da sich die Regler aus westlicher Produktion (USA, GB, Frankreich, Spanien,...) von denen östlicher Herkunft (DDR, CSSR,...) in der Ausrichtung von Ein- und Ausatemstutzen unterscheiden, sind deren Mundstü­cke nicht ohne weiteres austauschbar. Bei Hydromat und Saturn z.B. lassen sich allerdings die Gehäuseschalen um die notwendigen 120° verdrehen, so dass man z.B. auch Mundstücke vom Royal Mistral einsetzen kann. (Ende Teil 1, wird fortgesetzt) 1872 Mundstück für das Aerophore von Louis Denayrouze mit Richtungsventilen Frankreich 1912 Mundstück nach Maurice Fernez mit zwei Ventilen Frankreich 1926 Fernez-Mundstück für das Le-Prieur-Tauchgerät Frankreich 1943 Fernez-Mundstück ohne Ventile für CG43/45 Frankreich 1945 kleines T-Mundstück ohne Ventile für CG45 und ab 1955 für Mistral Frankreich 1952 Patent Gazaix zum Aquastop-Mundstück Frankreich 1953 Hope-Page-Metall-Mundstück mit Richtungsventilen, 1954-55 bei USD USA 1955 Hope-Page-Plastik-Mundstück von Healthways produziert, bis 1956 USA 1956 Kleer-E-Z-Mundstück für USD-Regler USA 1956 verschließbares Mundstück mit Einatemventil von Northill USA 1958 verschließbares Mundstück o. Ventile von Godel für Mistral (Pat.1967?) Frankreich 1959 verschließbares Mundstück mit Ventilen von Godel Frankreich 1959 Ventil-Metall-Mundstücke für PA61 von Dräger BRD 1960 Mundstück mit Einatemventil für MEDI713 DDR 1961 Ventil-Mundstück für Mistral 61 von La Spirotechnique Frankreich 1961 Hartplast-Mundst. Aquastop von Submarine Prod., Black Prince/Espadon England 1962 Mundstück mit extrem kl. Totraum von Siebe & Gorman für Merlin England 1962 Ventil-Gummi-Mundstück für Pa61/II von Dräger BRD 1965 schweres Metall-Mundstück für MEDI-Hydromat DDR 1968 Vollgummi-Ventil-Mundstück für Duomat von Dräger BRD 2015 verschließbares Ventil-Mundstück für Argonaut-Kraken von VDH USA 2015 verschließbares Ventil-Mundstück für Seawolf Mk5 USA Quellennachweis: [DLive) Dr. Bob Davidov, Victor Sudakov, Turbulent CO2 Bypass in Rebreather One-Way Valves, DeepLive 2011, goo.gl/rHv1aQ [Fer01] Maurice Fernez, Appareil respiratoire pour séjourner sous l‘eau ou dans des milieux irrespirables, Pat. FR443.802, 14.05.1912 [Gag01] J.Y.Cousteau, Air Liquide, Perfectionnements aux installations pour la respiration des scaphandriers,Pat. FR937.032, 08.07.1943 [Gag02] J.Y.Cousteau, Emile Gagnan, Mouthpiece for breathing apparatus, Pat. US3,147,752, 28.10.1960 [Gaz01] Hubert-Joseph Gazaix, Perfect. aux installationspour la respiration des scaphan-driers se servant d‘appareil scaphandre autonome..., Pat. FR1.059.236, 27.06.1952 [Hop01] Rory E. Page, Charles L. Hope, Safety-First Underwater Breathing Apparatus, US-Pat. US2,823,670, 29.3.1954 [Mill01] Dr. Sam Miller, Hope Page Ads, VDH group, 20.4.2013 [Mill02] Dr. Sam Miller, Rory‘s Magic Mouthpiece, Historical Diver, No. 8, Summer 1996 [Sea01] John Ratliff (Searat), Dive Surface Valve, vintagescuba.proboards.com 8.4.2015 [Spen01] Ryan Spence, L‘embout Hope-Page, Facebook Groupe „Les Mistralopithèques“, 3.5.2015 [Vil01] Juan y Pedro Vilarrubis Ferrando, UN APARATO REGULADOR DE LA RESPIRACION EN INMERSIONES ACUATICAS, Pat. ES231.378, Barcelona, 9.10.1956 Die Patente können direkt eingesehen werden unter goo.gl/9QgEzp Ich möchte Facebook-Mitgliedern der VDH-Groupe, von Les Mistralopitèques und Freunden aus der HTG herzlich für die hilf­reichen Diskussionen und Informationen danken! 54 Hans-Hass-Expeditionen in der Presse (2) TauchHistorie 07/2017 Hans-Hass-Expeditionen im Spiegel der Presse1 (Teil 2) Von Michael Kranzler (Von den Bildern kann im Druck meist nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt werden. Die kompletten Seiten sind in hoher Auflösung über den u.g. Link erreichbar!) Wer den Bestseller „Manta - Teufel im Roten Meer“ liest, muss den Eindruck gewinnen, Hans Hass habe sich 1949 an einem schönen Sommerabend ganz spontan entschlossen, mutter­seelenallein ans Rote Meer zu fahren und dieses Vorhaben dann unverzüglich in die Tat umgesetzt. 2 Kurz entschlossen einen Neuanfang wagen, gehört zu jener Zeit; viele sind da­mals dazu gezwungen. Aber entspricht diese Version der Re­alität? Die Veröffentlichungen von damals lassen ein anderes Bild entstehen: Ein Neuanfang? Ganz gewiss! Spontan? Eher nicht. Denn wie sich zeigen wird, hat der Tauchpionier wohl auch dieses Ein-Mann-Unternehmen wie all seine Expeditio­nen langfristig geplant und sorgfältig vorbereitet.3 „Vergeudete“ Jahre Das Fundament für den Neubeginn bilden die bereits 1942 in der Ägäis gedrehten Filmaufnahmen, aus denen die UFA ur­ sprünglich zwei Kulturfilme herstellen wollte. Die Produktion leitet wie schon bei „Pirsch unter Wasser“ Dr. Nicholas Kauf­mann. Noch im Sommer 1944 berichtet die >Rhein-Mainische Zeitung< über die Griechenland -Expedition von Hans Hass und seinen „jüngsten Film Menschen unter Haien“.4 Der Ver­fasser kolportiert, Dr. Hans Hass behaupte, „jede Stunde über Wasser sei vergeudet“. Doch der frischgebackene Doktor wird noch mehr als fünf lange Jahre notgedrungen auf dem Tro­ckenen „verschwenden“ müssen, ehe er endlich ins Meer zu­rückkehren kann. Denn zunächst verhindert der Kriegsverlauf den Abschluss der Produktion in doppelter Weise. Zum einen rückt der Zusammenbruch des „Tausendjährigen Reiches“ unaufhaltsam näher und erschwert die Arbeit in Babelsberg immer stärker. Zum anderen ist wohl keiner der Beteiligten ernsthaft daran interessiert, diese Aufgabe tatsächlich abzu­schließen. Denn das hätte für die meisten beteiligten Männer bedeutet: Marschbefehl an die Front.5 Die Frage ist ja nicht, ob Hass sich damals für Politik interessiert.6 Die Frage muss viel­mehr lauten, warum sich die Politik oder genauer das Militär nicht für Hass interessiert. Er muss einflussreiche Beschüt­zer haben in diesen letzten Monaten, in denen selbst Kinder und Greise noch zum sogenannten Volkssturm eingezogen werden. Nur sein ärztliches Attest, das ihm die Raynaudsche Krankheit7 und allgemeine Erschöpfung bescheinigt, hätte al­lein wohl kaum ausgereicht, ihn vor einem solchen Schicksal zu bewahren. „Die Krankheit verschwindet sofort nach Kriegsen­de“, wird viel später ein Wiener Magazin spötteln.8 Als der Krieg dann endlich vorbei ist, sind im besetzten und wirt­schaftlich schwer geschädigten Österreich die Bedingungen auch für Filmschaffende äußerst schwierig.9 Doch Hans Hass wäre nicht der umtriebige Tausendsassa, ließe er diese Jahre an Land ungenutzt verstreichen; er weicht einfach aus in die Schweiz.10 Dort kann zu guter Letzt mit dem Rohmaterial aus der Ägäis ein abendfüllender Film fertiggestellt werden.11 Da­bei will der promovierte Biologe auf der Leinwand auch zeigen, dass das „Schwimmtauchen“ mehr ist als ein „schönes Spiel“, das zwar als sportliche Leistung Mut verlange und Anerkennung verdiene, aber eben keine Wissenschaft sei.12 Hass hat jedoch nie behauptet, Tauchen an sich sei eine Wissenschaft. Vielmehr lässt er nicht ab zu betonen, dass seine Art des Tauchens eine völlig neue Methode sei, die der Forschung in den marinen Wis­senschaften nie da gewesene Möglichkeiten eröffne. Aus dem Filmmaterial werden sorgfältig alle Szenen heraus­geschnitten, in denen Uniformen, Kriegsschiffe o.ä. zu sehen sind.13 Diese „entmilitarisierte“ Fassung erlebt schließlich Erst die tatkräftige Unterstützung durch Michael Jung vom Archiv des Hans-Hass-Instituts (künftig HH-Archiv) hat es ermöglicht, dieses Thema so detailliert darzustellen. Ihm sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt. 2 Hans Hass: Manta – Teufel im Roten Meer. Berlin 1952, S. 7. Im Gegensatz zum deutschen Original nennt die USA-Ausgabe (Chicago 1953) ausdrücklich das Jahr 1949. Obwohl die britische Edition (London 1952) ebenfalls von James Cleugh übersetzt wurde, fehlt die exakte Jahreszahl dort ebenso wie in anderen fremdsprachigen Ausgaben. 3 Kurt Schäfer berichtet, schon Anfang 49 habe er gewusst, dass Hass eine Vorexpedition ins Rote Meer plane. Leserbrief von Dr. Kurt Schäfer in: TauchHistorie (künftig TH) Nr. 5/2016, S. 4. Darüber hinaus schreibt Hass, auf sein Visum für den Sudan habe er lange Zeit warten müssen; das klingt nach deutlich mehr als ein paar Wochen. In: Hans Hass, wie 2, S. 23. 4 „Auch ein Haifisch hat Angst“ in: Rhein-Mainische Zeitung vom 25.7.1944; HH-Archiv. 5 Siehe dazu: Michael Jung: „The Power of an Idea” in: TH Nr. 2/2014, S. 8. 6 Die Frage, ob er sich vom Dritten Reich vereinnahmt gefühlt habe, beantwortet Hass viel später in einem Interview mit: „Nein, Politik hat mich nicht interessiert.“ In: P.M. History vom Dez. 2008, S. 90. 7 Diese Gefäßerkrankung ruft Krämpfe der Arm- und Beingefäße mit starken Schmerzen hervor und kann im Extremfall zum Absterben von Finger oder Zehen führen. Benannt nach dem Pariser Neurologen Maurice Raynaud (1834-81). Unklar bleibt, warum diese Symptome nicht auftraten, wenn Hass stundenlang mit Flossen an den Füßen im Meer schwamm. 8 „Der Taucher, Hans Hass wird 80“ in: Format Nr. 2 v. 1999, S. 101. 9 Noch 1950 beklagte Dr. Warhanek aus dem Bundesministerium für Unterricht die „teilweise in Österreich geradezu filmfeindliche Landesbestimmung über das Kinowesen“. In: Die Filmwoche Nr. 9 v. 4.3.1950, S. 161. 10 Dabei unterstützt ihn ein alter Bekannter von der UFA, Nicholas Kaufmann, mittlerweile Produktionsleiter der Züricher Kulturfilm-AG IRIS-Film. 11 Zu den besonderen Problemen bei den Dreharbeiten und der Fertigstellung des Films siehe goo.gl/Ue2NBw. 12 Die Ichthyologin Erna Mohr hatte diesen Vorwurf erhoben. Sie hatte den „zoologische[n] Gehalt“ von Hass‘ Buch „Fotojagd am Meeresgrund“ äußerst „kritisch betrachtet“. In: Der zoologische Garten, 14. Jg., Heft 4 1942, S. 221-223. 13 Vgl.: Kapitän Thie: Mit Hans Hass im Ägäischen Meer. Berlin 1953, S.22. Ebenso wie bei Thie wurden auch sonst nur ganz wenige Fotos von dieser Expedition veröffentlicht, die Militärisches zeigen; eine dieser seltenen Ausnahmen siehe TH Nr. 2/2014, S. 7. 1947 in Zürich ihre Uraufführung; im Jahr darauf wird sie zum ersten Mal in Österreich gezeigt und 1949 dann schließlich in Deutschland. Für ‚Menschen unter Haien‘ bemühte der Filmverleih als Vergleich sogar das Weltall: Weder vom Mars (Illustrierter Film-Kurier) noch vom Mond (Illustrierte Film-Bühne) könnte eine Expedition fremdartigere Aufnahmen heimbringen als vom Meeresgrund. Der Titel „Menschen unter Haien“ erweist sich als so ein­prägsam, dass noch fast zwei Jahrzehnte später die Wiener >Kronenzeitung< den „weltbekannten Forscher“ ihren Le­sern vorstellt als Dr. Hans Hass, der „Mensch unter Haien“.14 Und genau diese Überschrift trägt dann auch der Nachruf der >Süddeutschen Zeitung< im Internet.15 Neben der Arbeit an seinem Film fasst Hass seine bishe­rigen Erlebnisse zusammen in zwei überaus erfolgreichen Büchern.16 Zusätzlich schreibt er unter dem Pseudonym Gregor von Montecuccoli ein komplettes Drehbuch für sei­ nen geplanten Unterwasserspielfilm „Mbongo“.17 Außerdem befasst er sich mit der Idee für einen unter Wasser spielen­ den Jugendfilm „Romulus und Sylvia“, die Geschichte eines Goldfisches und eines Mädchens.18 Damit nicht genug, betei­ligt er sich mit einem weiteren Drehbuch-Entwurf am Wett­ bewerb für den besten Österreich-Werbefilm und gewinnt einen ersten Preis.19 Ebenso nutzt er das Medium Rundfunk zunehmend.20 Natürlich beschäftigt den besessenen Meeresforscher auch das Tauchen weiterhin. Er gründet erneut ein Organisations­büro für Unterwasserforschung, diesmal in Wien, entwickelt mit der Firma Semperit die Hans-Hass-Flosse und lässt sich ein Gerät patentieren, das mechanische Schwingungen ins Wasser aussendet, um Haie anzulocken und Fischschwär­me zu lenken.21 Kurt Schäfer konstruiert und baut für Hass in diesen Nachkriegsjahren verschiedene UW-Gehäuse für Foto- und Filmkameras. Er berichtet, Hass habe ihn im Som­mer ‘47 über sein Vorhaben informiert, in den Seen des Salz­ kammergutes einen Kulturfilm zu drehen.22 Wie oft schon war Hass fälschlich als Tiefseetaucher bzw. Tiefseeforscher bezeichnet worden! Vermutlich aber hat ihn eher das Vorbild von Beebe dazu angeregt, sich in jenen „ver­geudeten“ Jahren tatsächlich auch mit der Erkundung der Tiefsee zu befassen: „Haifischjäger wird Tiefseeforscher“.23 Wenn der Berliner >Telegraf< Recht hat, hegt Hass diesen Wunsch bereits seit 1943.24 Dabei verfolgt er einen völlig neuen Ansatz. Statt wie Beebe und später Piccard Menschen in einer großen Kugel hinabzulassen, möchte Hass nur Ka­meras (Film, Foto, TV) und Scheinwerfer in die Tiefe senden. Diese sind einzeln in kleinen, kugelförmigen Gehäusen auf einem Trägergestell in einem Halbkreis so befestigt, dass alle auf den Mittelpunkt des Halbkreises gerichtet sind, wo Kö­der die Bewohner der Tiefe anlocken sollen. Dieses Grund­prinzip fußt auf den Patenten von Hofmann sowie Sandvoss, jedoch hat Hass deren Ideen weiterentwickelt.25 Über einen Kabelstrang, der an der Haltetrosse befestigt ist, kann von der Oberfläche aus alles beobachtet und gesteuert werden.26 Die später auf der zweiten Xarifa-Expedition verwendete UW-TV-Anlage kann man als kümmerlichen Rest dieser Vi­sion betrachten. Wenn auch mit der heutigen Meerestech­nik nicht vergleichbar, steckt in diesem „Tiefsee-Auge“ doch bereits das Grundprinzip, nach dem moderne Tauchroboter aufgebaut sind. Damals ein revolutionäres Projekt, ist das Vorhaben sogar dem Nachrichtenmagazin >Der Spiegel< ei­nen Bericht Wert. 27 14 In: Illustrierte Kronenzeitung, Wien, Nr. 2173 v. 17.6.1966, S. 1. 15 „Mensch unter Haien.“ Unter: goo.gl/GV1dCHv.23.6.2013. 16 Hans Hass: Drei Jäger auf dem Meeresgrund. Zürich 1947. Bald darauf folgt: Menschen und Haie. Zürich 1949. 17 Dieses Drehbuch widmete Hass seinem Freund Emil Jannings, dessen Tod 1950 das Vorhaben beendete. Neben Jannings sollte Gattin H. Schroth die weibliche Hauptrolle spielen. Weitere Einzelheiten siehe: goo.gl/ KcLSuS. 18 Siehe: goo.gl/NBQLl5. 19 Die Ausschreibung war am 17.1.49 in der Presse veröffentlicht worden, der Einsendeschluss war der 15. Februar (Pressemeldung, Name und Datum der Zeitung unbekannt). Die Jury in Wien vergab im April 1949 insgesamt vier erste Preise, einen davon für Hans Hass. Die 2.500 Schilling bildeten einen willkommenen, aber völlig unzureichenden Zuschuss für die Fahrt zum Roten Meer. Ein Foto von der Preisverleihung findet sich in: Michael Jung: Hans Hass – Ein Leben lang auf Expedition. Stuttgart 1994, S. 157. 20 Siehe z.B. die Sendetermine neben seiner fünfteiligen Artikelserie in: Schweizerische Rundfunkzeitung vom 23.10.1948 bis 1.1.1949. 21 Siehe Hans Hass: Aus der Pionierzeit des Tauchens. Hamburg 1996, S. 398. 22 Leserbrief von Dr. Kurt Schäfer in: TH Nr. 5/2016, S. 4f. Vgl. dazu auch: „Kurt Schäfer – meine Geschichte“ in: TH Nr. 3/2015, S. 61. 23 Weltpresse, Wien, vom 30.6.1949; HH-Archiv. 24 „Als Nomaden auf den Ozeanen“ in: Telegraf vom 28.10.1951. 25 Dr.-Ing. Rudolf Hofmann: „Anordnung zur Herstellung von fotografischen oder kinematografischen Aufnahmen unter Wasser.“ Patentschrift Nr. 708 920, ausgegeben am 31.7.1941. Carl Sandvoss: „Beobachtungsgerät für schwer zugängliche unterseeische Räume.“ Patentschrift Nr. 749 694, ausgegeben am 16.3.1944. Auf dieses technische Detail hat mich Michael Jung hingewiesen. Hass‘ handschriftliche Skizzen des „Bathyophthalm“ aus seinem Tagebuch sind abgedruckt in: Michael Jung: wie 19, S. 131 und 132. 26 Diese Idee deutet Hass auch an in: wie 16, Zürich 1949, S. 308 f. Indem er statt Menschen nur Geräte in die Tiefsee hinablassen will, wählt er eine weit billigere und gefahrlosere Variante, muss allerdings für große Tiefen das Problem von Haltetrosse und Verbindungskabel lösen. Auftriebskörper sollten deren enormes Gewicht ausgleichen. 27 „Dr. Hass will tief sehen“ in: Der Spiegel Nr. 10 v. 5.3.1949, S. 27-28. Auch in Österreich wird über dieses neue Vorhaben des Meeresforschers berichtet in: Wiener Illustrierte Nr. 28 v. 9.7.1949. 56 Hans-Hass-Expeditionen in der Presse (2) TauchHistorie 07/2017 Vermutlich von Beebes „Bathysphäre“ inspiriert, entwirft Hass Ende der 40er Jahre das zukunftsweisende Konzept des „Bathyophthalm“. Leider hat Hass sein Projekt „Tiefseeauge“ später aus Kostengründen nie mehr weiter geführt. Einzelne Zeitungsartikel offenbaren, wie weit das Vorhaben im Sommer 1949 schon gediehen ist. Hass hat die Planungs­phase so gut wie abgeschlossen und kämpft bereits mit Prob­lemen der Beschaffung. Die Firma „Alpine Montan“ habe sich bereit erklärt, die etwa 20.000-Schilling-teuren Kugelgehäuse kostenlos zu fertigen. 28 Dagegen soll das erforderliche Stahl­seil von angeblich 10 km Länge eine halbe Million verschlin­gen! Wohl deshalb hat der „Tiefseeforscher“ schon im März die Tauchtiefe lieber auf 1.000 m begrenzt und schließlich das gesamte Projekt ganz fallen lassen.29 Diese veröffentlichten Geldsorgen lösen auch spontane Hilfsbereitschaft aus. Laut >Arbeiterzeitung< spendiert eine Arbeiterfamilie 15 Schil­ling, in der Hoffnung, andere mögen dem Beispiel folgen.30 Denn gäben alle Österreicher einen kleinen Betrag, könnte das Tiefseekabel bezahlt werden. Auch die fünfte Klasse ei­nes Wiener Mädchengymnasiums führt eine Schulsammlung durch; 31 crowdfunding anno 1949 im Nachkriegs-Österreich. Ein Phantom greift ein Auch „sponsoring“ ist durchaus keine Erfindung unserer Tage. Um die dringend nötigen Mittel für seine geplanten Projek­te zu beschaffen, muss Hass kräftig die Werbetrommel rüh­ren. Denn nachdem der Tauchpionier sein von Graf Luckner erworbenes Expeditionsschiff und fast die gesamte Ausrüs­tung verloren hat, verfügt er über keine ausreichenden Mittel mehr, um seine hochfliegenden Pläne zu verwirklichen. In die­ser prekären Situation kommt völlig unerwartet Hilfe. Hass erhält die wohl seltsamste Finanzspritze, die jemals einer Tau­chexpedition zu Gute kam. Sie stammt von einem Unbekann­ten, dem „Würger vom Heumarkt“. Ab dem Frühjahr 1949 sorgt ein anonymer Catcher bei den Wettkämpfen in der Eis­laufhalle am Heumarkt in Wien zunehmend für Furore. Mit einem speziellen Würgegriff fällt er auch die stärksten Geg­ner. Was die herbeiströmenden Massen fasziniert und ihnen zugleich missfällt: Stets bleibt sein Gesicht von einer Maske verhüllt, und nie spricht er auch nur ein Wort. Auf seinem Ba­demantel trägt er die Initialen J.K. Die werden aber fälschlich als I.K. gelesen und so wird er nun allgemein genannt. Wilde Spekulationen, wer sich unter der Maske des anscheinend Unbesiegbaren verbirgt, reichen vom ungarischen Raubtier­ dompteur über einen britischen Offizier bis zum Jiu-Jitsu- Lehrer. Seine Gegner greift der „Würger“ nicht von vorn an, sondern umschleicht sie lauernd wie ein Raubtier, um sie im günstigen Moment von hinten anzuspringen und ihren Hals zu umklammern. Als der Unbekannte auf diese Weise dann auch noch den Liebling des Publikums, den „bärenstarken mehrfachen österreichischen Meister“ niederwirft, verliert er die Gunst der Zuschauer vollends, sie randalieren. In die­ser für die Veranstalter misslichen Lage erreicht ein Brief die Redaktion der >Weltpresse<. 32 Darin erklärt I.K. sich bereit, anstelle seiner Gagen einen Betrag für die Expedition von Dr. Hass zu stiften, dessen Höhe der Eislaufverein bestim­men möge. Daraufhin erhält die Redaktion einen Scheck über 10.000 Schilling. 33 Noch in der Abendausgabe des gleichen Tages meldet die >Weltpresse<, dieser Scheck werde heute Abend an Dr. Hass überreicht, vom „Würger“ persönlich. Am nächsten Morgen erfahren die Leser: „In der Heumarktarena, die manchmal einem Hexenkessel vergleichbar ist, herrsch­te gestern Abend eine beifallsfreudige Stimmung. Als durch den Lautsprecher der Inhalt des Schreibens wiederholt wur­de, das der geheimnisvolle ‚I.K.‘ an die ‚Weltpresse‘ gerichtet hatte, wurden – wohl zum ersten Mal seit seinem Auftreten im Ring – dem Mann mit der Maske Ovationen bereitet.“ 34 Bildwirksam besiegeln der Catcher und der Meeresforscher anschließend die Übergabe des Kuverts per Handschlag. Mit dieser versöhnlichen Wendung ist den Veranstaltern gedient, dem „Würger“ und vor allem Hans Hass. Doch das Geschehen beschäftigt die Öffentlichkeit weiterhin. Um Ge­rüchten entgegenzutreten, muss der Eislaufverein seinen Ge­neralsekretär drei Tage später in der Presse erklären lassen, dass „sich unter der Maske des ‚Schwarzen Würgers‘ kein Mit­arbeiter von Dr. Hans Hass verbirgt.“ 35 Erst zwei Jahre danach enthüllt der >Spiegel< das Geheimnis „I.K.“, der mittlerweile seine Maske im Ring abgelegt hat. 36 Dem Nachrichtenmaga­zin zufolge handelt es sich um Josef Krivincka, tschechischer Dachdeckermeister und mehrfacher Meister im Halbschwer­gewicht des ehemaligen Protektorats. Freiwillig hatte er in einer tschechischen SS-Einheit gedient. Deshalb hatte er nach dem Krieg vorsichtshalber die Tschechoslowakei verlas­sen und wollte lieber unerkannt bleiben. Obwohl in jüngerer Zeit die Biografie von I.K. wissenschaftlich untersucht wurde, 28 In: Arbeiterzeitung vom 23.6.1949 und Weltpresse vom 30.6.1949; beide HH-Archiv. 29 Spiegel, wie 27. 30 „Eine Arbeiterfamilie aus Leopoldau“. In: Arbeiterzeitung v. 23.6.1949; HH-Archiv. 31 Hans Hass in: Im Roten Meer, Wiederkehr nach 30 Jahren. Wien 1980, S. 184. 32 „Mann mit der Maske stiftet 10.000 Schilling“ in: Weltpresse vom 30.6.1949; HH-Archiv. 33 Die Kaufkraft dieser Summe entspricht heute ganz grob etwa 5.000 Euro. 34 „Der 10.000-Schilling-Scheck des „Mannes mit der Maske“ im Freistilring dem Meeresforscher Dr. Hass übergeben“ in: Weltpresse v. 1.7.1949; HH-Archiv. 35 „Streit um das Geheimnis des Kapuzenmannes. Generalsekretär Eder dementiert angebliche Entlarvung des ‚Würgers‘ vom Heumarkt“ in: Der Abend. Nr. 153 v. 4.7.1949, S 1; HH-Archiv. 36 „Eine schöne Hals für mich“ in: Der Spiegel v. 17.10. 1951, S. 24-25. Auch die Catcher Hansi Waldherr und Schurli Blumenschütz wurden später als „Würger vom Heumarkt“ bezeichnet. 58 Hans-Hass-Expeditionen in der Presse (2) TauchHistorie 07/2017 konnten keine wesentlichen neuen Erkenntnisse gefunden werden. 37 Bleibt das wirkliche Leben des „Würgers vom Heumarkt“ auch voller Rätsel, seine fa­belhafte Unterstützung damals ist für Hans Hass ein Segen. Denn diese spektakuläre Spende verschafft dem Meeresforscher nicht nur eine außergewöhnli­che Publicity, sondern sie wird später zum Anlass für eine weitere, noch bedeutendere finanzielle Hilfe. Neben all diesen Aktivitäten steht zunehmend „Menschen unter Haien“ im Fokus der Presseberich­te; die Werbung läuft. In der Reihenfolge, wie der Film in die Kinos kommt, er­scheinen zunächst in der Schweiz Artikel, dann auch in Österreich und Deutschland, die den sensationellen Film oder auch die sonstigen Tauch-Aktivitäten seines Schöpfers vorstellen. Beschreibt Hass einmal, wie griechische Fischer während der Dreharbeiten eine Mee­resschildkröte jagen (Bild), 38 schildert er ein andermal die besonderen Schwierigkeiten, mit denen ein Kameramann unter Wasser kämpfen muss.39 37 Im Oktober 2014 tagte in Oldenburg die Fachkommission Volkskunde des Johann Gottfried Herder-Forschungsrates und des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. In seinem Beitrag „Ketsch ist ein Ausdruck unserer Zeit – Zur Geschichte des Schauringens in den 1950er Jahren“ stellte Tilman Kasten am Beispiel von I.K. dar, wie Identitäten während der Nachkriegszeit in Österreich und der BRD aufgebaut und für Werbung inszeniert werden konnten. 38 „Doppelte Jagd“ in: Film und Funk, Nr. 36 v. 3.9.1948, S. 10. Auf Seite 23 wirbt eine Anzeige für „Menschen unter Haien“. 39 „Sorgen auf dem Meeresgrund“ in: Mein Film Nr. 43 v. 22.10.1948, S. 4-5. Die >Film-Illustrierte< berichtet über die Ägäis-Expedition und die Dreharbeiten. 40 Bereits im Juli zeigt eine Filmzeit­schrift, wie der „Tiefseeforscher“ mit Herbert Tischendorff vom Herzog-Film-Verleih zusammentrifft. 41 Demnach ver­handelt er bereits im Sommer über sein neues Vorhaben, einen„Film mit Spielfilmhandlung“ im Roten Meer zu drehen. Vier Wochen darauf berichtet >Wochenend< unter dem Motto „Mein Handwerk ist Gefahr“ über Hass, wieder als „Mensch unter Haien“. 42 Diese „Bilderzeitung zur Erholung vom Alltag“ ist damals zwar noch nicht die Sex-Postille spä­terer Jahre, gleichwohl aber giert sie schon jetzt nach Sen­sationen. Ihre Serie „Abenteuerliche Unterwasserkämpfe mit den Bestien der Tiefsee“ eröffnet sie mit großem Pathos: „Taucher sind die Helden der Tiefe. Tausendfach lauert in den geheimnisvollen Gefilden des Meeres der Tod…“ Und die Sen­sationslust der Leser wird weiter gekitzelt: Ein Textabschnitt, in dem Hass erzählt, dreimal habe er bei Zwischenfällen mit Haien beinahe ein Bein verloren, ist überschrieben: „Dreimal vom Hai gebissen“! Solch aufbauschende Berichterstattung trägt sicher dazu bei, dass etliche Fachkollegen im Laufe der Zeit auf Hass als „unseriösen Abenteurer“ herabblicken. Die beiden Fortsetzungen der Serie behandeln andere Themen; lediglich einige wenige Fotos stammen von Hass. Reißerisch aufgemacht! So mancher Bericht übertreibt die Gefahren des Tauchens recht ungeniert. Das ist nicht im Sinne von Hass, der das „Schwimmtauchen“ als Forschungsmethode etablieren will. 40 „Menschen filmen unter Haien“ in: Film-Illustrierte Nr. 37 v. 13.9.1949, S.10. 41 Film-Express Woche Nr. 7 v. 13.7.1949, ohne Seitenzahlen. 42 „Mensch unter Haien“ in: Wochenend, Nürnberg, Nr. 32 v. 11.8.1949, ohne Seitenzahlen. 60 Hans-Hass-Expeditionen in der Presse (2) TauchHistorie 07/2017 Die >Lese Illustrierte< adelt den Tauchpionier gar zum „Ritter der Tiefe“, der während seiner zehnjährigen Unterwasser­studien eine völlig neue Fischfangmethode entwickelt habe und nun eine Expedition zur Erforschung des Roten Meeres vorbereite. 43 Eines der beiden Fotos, auf dem Hass mit ange­legtem Tauchgerät zu sehen ist, soll angeblich in Kairo ent­standen sein. Tatsächlich wurde es jedoch in der Ägäis aufge­nommen. Wo um alles in der Welt hätte Hass in Kairo denn auch tauchen sollen, im Nil etwa? Das zweite Bild zeigt als Familienidyll den „bekannten österreichischen Meeresfor­scher“ mit seiner Gattin Hannelore Schroth und Sohn Hans am Wolfgangsee, wo er sogar beim Baden „die Flossen und die große Kamera“ mitnehme. 44 Jetzt, nach dem Krieg, erobert der Tauchpionier zunehmend auch die internationale Presse. Im britischen Magazin >Illus­trated< erzählt er auf vier Seiten von „Kämpfen mit riesigen Weit sachlicher sind hingegen die Artikel, die Hans Hass selbst verfasst. Selbst da sind sie noch sensationell genug. Als sein erster Bericht über die Abenteuer in Karibik und Ägäis in einer englischen Zeitschrift erscheint, taucht er bereits im Roten Meer. Menschenfressern und von den Späßen mit erlegten Haien“, denen sie in der Karibik und in der Ägäis begegnet sind, wo­her auch die Fotos stammen. 45 Den Höhepunkt des Berichts bildet die Episode, in der Hass von zwei Tigerhaien angegrif­fen wird. Nur die unter Wasser ausgestoßenen Schreie seiner beiden Kameraden retten ihn. 46 Zum Schluss bezieht Hass Stellung gegen die Auswüchse der modernen Fischjagd mit Schuss-Harpunen: „Inzwischen hat sich die Unterwasserjagd über die ganze Welt aus­gebreitet, und sogar beleibte Damen schwimmen mit einem UW- Gewehr und schießen Fische von der Oberfläche aus, indem sie einen Auslöser drücken. Diese Art des Fischens ist kein Sport. Es ist überhaupt keine Schwierigkeit, auf eine Entfernung von 3 bis 4 Me­ter an einen Fisch heranzukommen. Wenn aber ein Jäger mit einer Harpune gegen einen Hai angeht, wird nicht einmal diese Waffe ein Vorteil sein, weil das Maul eines Hais definitiv überlegen ist.“ 47 Dieser Absatz belegt, wie kritisch Hass die Entwicklung der UW-Jagd bereits Ende der vierziger Jahre sieht, also lange Zeit, bevor deren verheerende Auswirkungen erkannt und allgemein anerkannt wurden. Im gleichen Jahr (1949) jagt Alfred von Wurzian ebenfalls wieder Haie, wenn auch nur auf dem Papier. 48 Unaufgeregt berichtet er über seine Erfahrungen mit den „Tigern des Mee­res“ in Karibik und Ägäis. Allerdings hat dem Artikel zufolge nicht Hass, sondern er, Alfred, die „todsichere“ Methode ent­deckt, Haie vor die Kamera zu locken: Einfach wegschwim­ men als wolle man fliehen. Die vorgetäuschte Flucht wecke zwangsläufig den Jagdtrieb des Raubfisches; er folge der ver­ 43 „Der Ritter der Tiefe“ in: Deutsche Lese Illustrierte vom 16.12.1949, S. unbekannt. 44 Hans Hass und Hannelore Schroth heirateten kurz nach Kriegsende am 30.6.1945 in Mayrhofen. Sohn Hans jr. wurde am 30.9.1946 in Zinkenbach am Wolfgangsee geboren. Siehe dazu: Michael Jung: wie 19, S. 315. 45 „Shark Hunters“ in Illustrated v. 17.12.1949, S. 12-15. 46 Diese Attacke ist beschrieben in Hans Hass, wie 16, Zürich 1947, S.269 f. 47 Wie 45, S. 15. Übersetzung vom Verfasser. meintlichen Beute. Wenn er dann dem Taucher nahe genug gekommen sei, brau­ che sich dieser bloß schnell umzudrehen und auszulösen. 49 Ab Mitte des Jahres 1949 setzen die Presseartikel über Hans Hass fast ein Jahr lang unterschiedliche Schwerpunkte. Während die einen ihr Augenmerk auf die Person des Meeresforschers und seine Familie richten, besprechen andere nach wie vor den Ägäis–Film, der weiterhin zahllose Menschen in die Kinos lockt. Da­rüber hinaus tauchen nun auch immer häufiger Meldungen auf, die neben abs­trusen Angaben auch das tatsächliche Ziel seiner bevorstehenden Expedition nennen: das Rote Meer. Diese Themenvielfalt hält eine ganze Weile an. Selbst als Hass nach seiner Rückkehr schon mehrfach aus Port Sudan berichtet hat, schreibt beispielsweise >Der Stern< noch über den „neuen Herzog–Film Men­schen unter Haien“. 50 Und als schließlich der >Rheinfunk< über diesen Film berichtet, bricht Hass be­ reits zum zweiten Mal nach Port Sudan auf. Eins der neun Fotos in jenem Ar­tikel zeigt Lotte mit dem neuen Kameragehäuse für die Leica. Der Text dazu lautet: „Die Wie­nerin Lotte Bayerl war bei den Unterwasserjagden im Roten Meer dabei“. 51 Damit greift der übereifrige Reporter den Er­eignissen um Monate voraus. Auch wenn Irrtümer und Ver­wechslungen deutlich zuneh­men, durch die wachsende Zahl von Presseberichten wird Hans Hass immer bekannter und mit ihm das Tauchen. Die vollständigen Bilder in hoher Auflösung mit lesba­ren Texten finden Sie unter: goo.gl/gLLma5 Der 1. Teil des Artikels ist in der TH6 erschienen, der 3. Teil kommt in der TH8. 48 Alfred von Wurzian: „Unterwasserjagd auf Haie“ in: Hamburger Echo, Nr. 21 v. 19.2.1949, S. 5. 49 Hass beschreibt dieses Verfahren als seine eigene Entdeckung in: Hans Hass, wie 16, Zürich 1947, S. 149. 50 „Menschen unter Haien“ in: Der Stern Nr. 12 v. 19.3.1950, S. 10. 51 „Menschen unter Haien“ in: Rheinfunk, Die Sürag, Nr. 15 v. 9.4.1950, S.6-7. Hervorhebung vom Verfasser. Tauchermesser der bewaffneten Organe der DDR Teil 2: Helmtaucher-Messer im Tauchdienst Von Ulf Barthel Prolog Durch den II. Weltkrieg waren auch im Ostteil Deutschlands viele Schiffe versenkt worden, Brücken, Schleusen und Ha­fenanlagen zerstört, die Wasserstraßen stellenweise unbe­fahrbar gemacht und Waffen und Munition in den letzten Kriegswochen tonnenweise in die Gewässer verklappt. Bei den Bergungen, Reparaturen, Wieder- und Neuaufbauarbei­ ten nach 1945 fiel eine sehr große Menge an Taucherarbeiten an. Diese Unterwasser-Arbeiten wurden durch Helmtaucher ausgeführt - eine harte und gefährliche Arbeit, die sich über Jahrzehnte hinzog und für die sich nur schwer geeignete und qualifizierte Taucher finden ließen. Wenn dann endlich eine Tauchergruppe aufgestellt war, kam die nächste große Her­ausforderung, die Beschaffung der Taucherausrüstung. In dieser Zeit konnte nur auf wenige vorhandene Schlauch­tauchgeräte zurückgegriffen werden. Das waren in den meis­ten Fällen Tauchgeräte der Firmen DRÄGER und HAGENUK, die vor dem Krieg von Berufstauchern oder während des Krie­ges in der Kriegs-Marine bzw. in der Wehrmacht verwendet worden waren. Spätestens ab 1959 kauften Taucherbetriebe in der DDR jedoch Tauchausrüstungen von Dräger zu [Q1]. Demzufolge finden sich bei den ersten Tauchermessern, die bei der Kasernierten Volkspolizei (KVP), der Seepolizei und den Bergungsbetrieben der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und späteren DDR benutzt wurden, Tauchermesser der Hersteller DRÄGER oder HAGENUK. Die Drägerwerke Lübeck nahmen in der Belieferung der Tauchbetriebe und der bewaffneten Organe der DDR eine exponierte Stellung ein. Ein Grund für diese Favorisierung dürfte wohl sein, dass die wichtigsten DDR-Tauchermeister der ersten Stunde, Otto Lechner und Karl-Heinz Hoffmann, mit Dräger-Tauchausrüstungen tauchen gelernt hatten, lange so arbeiteten und in den ersten Nachkriegsjahren dann Ande- Dräger-T508-Messer (rechts: mit Messing-Griffhülse, ca. 1939, links: Ersatzstoffmaterial von ca. 1944) Foto: Autor re damit das Tauchen lehrten. Da zudem nach dem Krieg die Drägerwerke sehr zeitig die Produktion von Helmtauchge­räten wieder aufnahmen, ist es nicht verwunderlich, dass bis 1970 immer wieder von diesem Lübecker Produzenten Helm­taucher-Ausrüstungen erworben wurden. Mit diesem zuge­kauften Equipment kamen logischerweise auch immer wieder neue Dräger-Tauchermesser in die DDR. Das Dräger-Tauchermesser T508 Die Tauchermesser der Drägerwerke gehören zu den bekann­testen deutschen Tauchermessern. Fast 90 Jahre lang wurden in Lübeck über 5.600 Helmtaucherausrüstungen gebaut. Zur Gesamtausrüstung zählte auch immer ein schweres Helm­taucher-Messer [Q2]. Rechnet man die Tauchermesser hinzu, die bei Verlust oder Defekt als Ersatzteil nachgekauft werden konnten, kann von einer Mindestanzahl von schätzungsweise 6.000 produzierten Messern ausgegangen werden. Während und nach dem Krieg wurde das dargestellte Messer T508 produziert. Griffhülse und Scheide bestehen aus Mes­sing. Die massive Klinge wurde von traditionsreichen, deut­schen Messerschmieden in Solingen hergestellt und ist mit der Henckels-Zwillingsschmiedemarke geprägt. Die Klinge besteht aus rostfreiem Messerstahl. Die volle Klinge hat einen breiten Rücken. Die Schneide ist ungefähr von der Mitte bis zum Beginn des Ortbereichs mit einer feinen Zahnung verse­hen. Der Klingenkopf geht in eine, sich konisch verjüngende Spitzangel über. Am Ende der Angel befindet sich ein Gewin­de. Wird das Griffstück (Griffgefäß) über die Angel geschoben, kann es durch die Knaufmutter, die auf das Gewinde der Angel gedreht wird, fixiert werden. Die Griffhülse wurde mit MEX­PHALT ausgegossen. Wie fast alle deutschen Helmtaucher­messer wird das Messer nach dem Verbringen in die Scheide durch Verschrauben vor Verlust gesichert. Die Scheide besteht aus der langen Messinghülse und dem daran angelöteten, ver­stärkten oberen Scheidenmund mit Innengewinde. Während des Krieges wurden, auf Grund von Engpässen in der Messing­belieferung, Griffhülse und Scheide auch aus Ersatzstoffen hergestellt. Aus dieser Zeit sind auch Tauchermesser erhalten, die mit einer Klinge aus normalem, rostenden Stahl bestückt sind. Durch eine Gummidichtung auf dem Grifffuß wird eine Abdichtung des in die Scheide geschraubten Messers erreicht. Auf der Scheide, direkt unter dem Scheidenmund, befindet sich eine eckige Öse. Mit dieser wird das Messer am Leibrie­men (Leibgurt) getragen. Dieser schwarze Leder-Leibriemen war sehr sauber gearbeitet und mit Messing-Rollschnallen ausgestattet. Das Dräger-Tauchermesser ist sehr robust und pflegeleicht (wenn Klinge ROSTFREI) und erfüllt alle Aufgaben, die der ar­beitende Helmtaucher an dieses Werkzeug stellt. Das ist wohl auch der wichtigste Grund dafür, dass die Dräger-Taucher­messer ohne große politische Diskussionen in den Dienstein­heiten und Truppen der SBZ/DDR geführt werden durften, zumal außer der Zwillingsmarke nichts auf die Herkunft des Tauchermessers verwies. Die sehr sichere Dräger-Taucherausrüstung, inklusive dem Tauchermesser, war bei den Tauchern beliebt und geschätzt. Warum also reichte dieses Equipment nicht aus? Die SBZ/ DDR hatte neben dem Wiederaufbau eine weitere große Last zu tragen, die Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Ihr wurden damit von der Siegermacht UdSSR auch der Bau und die Übergabe von Schiffen an die Sowjetunion aufgezwun­gen. Vertraglich war unter anderem vereinbart, dass zu jedem größeren Schiff auch eine Helmtaucherausrüstung mit aus­geliefert werden musste [Q3]. Die ersten Schiffe wurden mit Dräger-Helmtaucherausrüstungen bestückt. Spätestens nach der Trennung der Währungen, durch die Währungsreform 1948, ist das für die SBZ und später für die DDR auf Grund des hohen Umrechnungskurses ein sehr teures Unterfangen geworden, der junge Staat hatte das dauerhafte Problem des Devisenmangels. Dieser generelle Umstand, der Reparati­onsdruck durch die Sowjetunion und eine erhöhte Nachfra­ge der staatlichen Taucherbetriebe sowie der entstehenden militärischen Strukturen nach Helmtauchgeräten führten zu dem Entschluss des Wirtschaftsministeriums, in der DDR selbständig Schlauchtauchgeräte zu produzieren. Die staatli­chen Planstellen ordneten daraufhin die Entwicklung und den Bau eigener Helmtaucherausrüstungen an. Den Auftrag dazu erhielt der VEB Medizintechnik Leipzig (MEDI). Im Ergebnis entstanden ab 1953 die Helmtauchgeräte MEDI STG-463 und MEDI STG-721 (STG =Schlauchtauchgerät). Die „Entwicklung“ des STG-463 bestand im Großen und Ganzen darin, dass die „Schlauchversorgte Helmtaucher-Ausrüstung T2215“ der Drä­gerwerke Lübeck kopiert wurde. Im militärischen Einsatz wur­de das MEDI STG-468 unter dem Codenamen STG-53 bekannt. Die Betrachtung dieses Schlauchtauchgeräts in Gesamtheit wird in einem späteren Beitrag genauer erfolgen, ich möchte mich hier speziell auf das Tauchermesser konzentrieren. Tauchermesser MEDI-463 (STG-53) Nicht aufzufindende Konstruktionszeichnungen, extrem we­nig Bildmaterial und nur ein einziger, fachkundiger Zeitzeu­ ge führten zu großen Schwierigkeiten bei der Identifizierung des MEDI-463/STG-53 und seiner Komponenten. Die 1954 in Kraft gesetzte Dienstvorschrift DV 45-9 der Kasernierten Volkspolizei „Schlauchtauchgerät STG-53“ [Q4] ist bei der Klä­rung des Sachverhalts mehr hinderlich als aufklärend, aber lei­ der das derzeitig einzige mir bekannte offizielle Dokument zu dieser Ausrüstung. Das Problem besteht darin, dass in dieser DV auf Fotos und Abbildungen originale Dräger- zusammen mit MEDI-Ausrüstungsteilen gezeigt werden. 64 Tauchermesser der Organe der DDR (2) TauchHistorie 07/2017 Die Frage, ob es sich bei den dort gezeigten Messern um Drä­ger- oder MEDI-Produkte handelt, beschäftigte mich jah­relang. Hinsichtlich der Tauchermesser wird es dann noch verwirrender, weil auf den beiden wichtigsten Darstellungen der Gesamt-Ausrüstung zwei verschiedene Messer abgebil­det sind. Anhand der Abbildungen der DV 45-9 und anderen Fotos war mir eine eindeutige Unterscheidung der Messer nicht möglich. Die Frage, ob es sich auf Abb. 6 um ein Dräger-Tauchermesser oder um ein MEDI STG-53-Messer handelt, kann nicht beantwortet werden. Auf Abb. 39 ist jedenfalls ein MEDI-721-Messer abgebildet. Mit hoher Sicherheit kann festgestellt werden, dass für das STG MEDI-463 und das STG MEDI-721 zeitgleich zwei ver­schiedene Tauchermesser hergestellt wurden. Eine eindeuti­ge Identifizierung von MEDI-Tauchermessern ist nur bei physi­scher Untersuchung möglich. Der Grund dafür ist ganz einfach. MEDI machte es sich ja seinerzeit sehr einfach und nahm als Vorlage für sein STG-463 die Dräger-Standard-Helmtaucher­ausrüstung. Bis auf sehr wenige, kleine Unterschiede wurden alle Ausrüstungsteile 1:1 kopiert und gleichen damit dem Vorbild auf den ersten Blick wie ein Ei dem anderem. Erst bei genauerem Hinsehen fallen dann jedoch zwischen einzelnen Komponenten Unterscheidungsmerkmale auf. Für das MEDI-Tauchermesser des STG-463 wurden gegenüber dem Drä­ger-T508-Messer folgende Unterschiede festgestellt: • Die Scheiden der STG-463-Messers machen äußerlich einen klobigen, unebenen Eindruck. • Die groben Scheidenoberflächen sind weder abgedreht noch plan und meist sehr grob mit Feile oder Schleifstein nachgearbeitet. • Das Scheideninnere ist gußrau. • Die Scheiden sind dickwandiger und damit schwerer als ihre Dräger-Vorlage. • Die Gewinde Griffhülse/Scheide sind gröber und metrisch. • Im Zentrum des Scheidenortes befindet sich eine Bohrung (meist Ø11 mm). • Das untere Ende der Griffhülse ist oberhalb des Gewindes zylindrisch. • Das Gewinde der Griffhülse hat keinen Einstich zur Aufnah­me eines Flachringes. • Der Klingenstahl ist nicht rostfrei. • Die Klingenschneide ist ohne Wellenschliff, das Klingenblatt ist schmaler und ohne Logo (extrem seltene Ausnahme: Logo „Pophal/Dresden“). Dieses STG-463-Tauchermesser von MEDI ist also konzeptionell wie alle deutschen Helmtauchermesser aufgebaut. Eine Griff­hülse (Griffgefäß) mit Griffrillen nimmt die massive Klinge auf und wird ebenfalls durch Einschrauben in die Scheide gesichert. Das Messer hat eine Gesamtlänge von ca. 333 mm. Mit ei­nem Gewicht von 1.900-2.000 g sind die MEDI-Messer etwas schwerer als die Dräger-Messer. Damit sind sie ein, im wahrs­ten Sinne des Wortes, gewichtiger Parameter für das Gesamt­gewicht der Helmtaucherausrüstung. Die Griffhülse mit einer Gesamtlänge von 115 mm hat 12 Rillen, die Stege zwischen den Rillen sind vertikal relativ fein gerändelt. Am unteren Griffhülsenende befindet sich das Gewinde (mindestens 4 Ge­windegänge), mit denen das Messer in die Scheide geschraubt werden kann. Trotz konischer Griffhülsenform und eingearbei­teten Rillen liegt das Messer zwar gut in der Hand, hat aber ei­nen negativen Schwerpunkt (Griffstück mit eingesetzter Klin­ge ist wesentlich schwerer als das Blatt), der durch das hohe Gewicht der Griffhülse (850 g) verursacht wird. Im unteren Teil Messer grob und unsauber aufgenäht. Es konnten auch Gurte nachgewiesen werden, bei denen Gurtschnalle und Befesti­gungsriemen aufgenietet worden sind. Das MEDI-721-Tauchermesser Warum der Typ 463 nur in sehr kleiner Menge produziert wurde, bedarf noch weiterer, eingehender Untersuchungen. Nach einer sehr kurzen Konstruktions- und Bauphase wur­de jedenfalls Ende der 1950er Jahre das Schlauchtauchgerät MEDI-721 eingeführt. Helm, Schulterstück, Brust- und Rü­ckengewicht, Schuhe und natürlich das Tauchermesser wur­den technologisch verändert und bekamen ein neues Design. Da bereits in der DV 45-9 ein Messer abgebildet ist (Abb. 6), dass diesem Messer äußerlich ähnelt, ist es durchaus möglich, dass dieser Messertyp von Beginn an mit geplant und konstru­iert wurde. Mir ist zudem kein weiterer Tauchermessertyp mit durchgehend zylindrischer Scheide bekannt. Die Gesamtlänge dieses Messers ist identisch mit dem des der Griffhülse ist die Aufnahme für die Angel, eine ca. 6 mm dicke, runde Platte mit quadratischer Öffnung, eingeschraubt und verlötet. Scheide und Griffhülse bestehen aus Messing. Die Scheide wurde in einem Leipziger Buntmetall-Gussbetrieb hergestellt. Nach dem Guss wurde lediglich die Ortmitte auf­gebohrt, das Gewinde eingeschnitten und der Scheidenmund plan gedreht. Genau wie bei der „Dräger-Kopiervorlage“ gibt es bei der MEDI-Scheide, vom Scheidenmund abwärts, eine sich verbreiternde Wulst. Die ca. 16 mm breite Wulst der Scheide mit Ø 44 mm erweitert sich an dieser Stelle auf einen Außendurchmesser von ca. 48 mm. In diesem Bereich ist auch die rechteckige Öse, zur Messer-Befestigung am Leibgurt, mit der Scheide verbunden. Die MEDI-463-Messer wurden wie die Dräger-Messer mit einem zusätzlichen, schmalen Rie­men, der sich auf dem Leibgurt befindet, befestigt. Die wirk­lich primären Unterscheidungsmerkmale sind also von außen betrachtet nur die an der Scheide feststellbare markante, sehr unsaubere Scheidenoberfläche, das gröbere Gewinde und die Bohrung im Scheidenort. Diese Bohrung ist ein unauffälliges, aber sicheres Erkennungsmerkmal der MEDI-Messer. Die al­lermeisten MEDI-463-Messerscheiden haben im Ortzentrum eine 11 mm große Bohrung. Nachgewiesen sind aber auch Messer dieses Typs mit 4-mm-Bohrungen. Wenn sich die Scheide über diese Bohrung mit Wasser füllt, kann der Taucher das Messer viel leichter herausdrehen, als das bei einer Scheide ohne Bohrung im Ort und mit flachen Dichtungsringe (Leder oder Gummi) wie bei der Dräger-Aus­führung möglich ist. Außerdem kann das eingedrungene Was­ser an Land aus der Scheide ablaufen. Dieser Abfluss funktio­niert jedoch nur, wenn sich das Messer in vertikaler Position, mit nach unten gerichtetem Ort, befindet. Nachweislich sind übrigens auch bei originalen Dräger-Tauchermessern diese Bohrungen nachträglich angebracht worden. Das Helmtauch­gerät STG-463 wurde nur sehr kurze Zeit produziert und dann vom STG-721 abgelöst. Darum sind auch nur noch sehr weni­ge dieser Messer im Umlauf. Da für Untersuchungen lediglich fünf verschiedene MEDI-463-Messer zur Verfügung standen, deren Klingen alle sehr starke Abnutzungs- und Korrosions­spuren aufweisen, konnte keine empirische Erfassung der Klingenblätter-Daten erfolgen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die vollen Klingen im Gegensatz zu denen des MEDI-721- Messers schmaler im Profil waren und vor allem zum Ort hin verjüngt auslaufen. Auf den Leibriemen aus naturbelassenem, braunem, 4-5 mm starkem Rindsleder ist der kleine Befestigungsriemen für das MEDI-463. Der Scheidendurchmesser beträgt nun durchge­hend 48,5 mm. Das Gesamtgewicht hat sich damit allerdings mit 2.500 g deutlich erhöht. Die Gussqualität dieser Scheiden ist wesentlich verbessert worden, so dass keine Bearbeitung der äußeren Oberfläche mehr notwendig war. Es musste nur noch das Innengewinde für die Aufnahme der Griffhülse ge­schnitten, der Scheidenmund plan gedreht und das Loch im Scheibenort gebohrt werden. Diese für alle MEDI-Messer obligatorische Bohrung wurde jedoch auf generell Ø 4 mm reduziert. Interessanterweise hat dieses Modell eine viel brei­tere Gurtkausche bekommen (rechteckige Trageöse), mit der das Messer direkt auf den 40 mm breiten Leibriemen gezogen werden kann. Die Fixierung mit dem kleinen Riemen entfiel also. In der Praxis erwies sich das als wenig sinnvoll, da das Messer beim An-/Ablegen des Leibgurtes durch sein Gewicht leicht vom Leibriemen rutschte. Die Klingen wurden in der Dresdener Messerschmiede Po­phal hergestellt [Q3]. Es gibt nur wenige bekannte Klingen mit der Pophal-Schmiedemarke. Die allermeisten MEDI-Klingen sind ohne Schmiedekennung. Eine serielle Nummerierung der Klingen hat es nicht gegeben. Die Möglichkeit, dass die Firma Pophal schon weit vor 1953 Klingen für andere Helmtauch­geräte-Hersteller produziert/vertrieben hat, ist noch nicht endgültig geklärt. Die volle 208 mm lange Klinge mit flachem TauchHistorie 07/2017 Rücken besteht durchgehend aus ca. 7,8 mm starkem, normalem Stahl und ist beidseitig geschliffen. Auf den breiten Klingenrücken kann gut mit einem Hammer geschlagen werden. So konnten Seile, Taue, ggf. Schläuche schnell gekappt werden. Die Fehlschärfe mit einer Länge von 24 mm ist bei einer Blattlänge von 208 mm nicht ungewöhnlich. Der Ort des Klingenblatts ist in Form der eigenwilligen Pandurspitze ausgelegt, eine nicht sehr zweckmäßige, aber bei Helmtaucher-Messern oft anzu­treffende Form. Größter Vorteil dieser Ortform ist wohl der Sachverhalt, dass sich der Taucher damit kaum das derbe, gummierte Gewebe des Taucheranzugs durchstechen kann, falls er beim Verbringen in die Schei­de, das Messer daneben steckt. Der bei allen MEDI-Klingen sehr sauber gearbeitete Klingenkopf passt dichtschließend in die untere, rechteckige Montageöffnung der Griffhülse. Die Griffhülsen wurden manuell in den MEDI-Werkstädten produziert. Vermutlich wurde die hohe Präzision des Klingenkopfes durch Bearbeitung auf den guten feinmechanischen Ma­schinen dieses Betriebes erreicht. Das Blatt geht wie beim Dräger- bzw. MEDI-463-Messer nach dem Klingenkopf in eine Spitzangel (Spitzerl) über. Am Ende der Spitzangel befindet sich ein Gewinde. Die Griffhülse wird auf der Spitzangel durch die konische Knaufmutter fest arretiert. Trotz oder gerade wegen der Bohrung im Scheidenort waren MEDI-Mes­ser ständig verrostet. Nicht nur die Scheide, auch die Griffhülse füllen sich während des Tauchgangs mit Wasser. Wenn das Wasser aus der Scheide schon mäßig abfloss, lief das Wasser aus dem Griffstück nur ungenügend ab und hinterließ im Bereich der Spitzangel ein wahres Rost-Dorado. Da­durch wurde oft das feine Gewinde für die Knaufmutter so in Mitleiden­schaft gezogen, dass nur noch aufgebohrt werden konnte. Zwar wurde die Griffhülse ab ca. 1970 mit ELASKON ausgegossen, einem klebrigen, wach­sähnlichen Rostschutzmittel (muss heiß verarbeitet werden und erstarrt bei Raumtemperatur). Das half aber gegen Rost kaum, besonders beim Einsatz im Salzwasser. Trotz dieser Maßnahme und ständigem Einfetten der Klinge machte der Rost die Klingen schnell stumpf und unbrauchbar. Der Bezug und das Schmieden rostfreien Stahls zu qualitativ brauchbaren, nicht rostenden Messerklingen war jedoch auf Grund der geringen Stück­zahl wirtschaftlich nicht vertretbar und durch das Fehlen einer dafür ge­eigneten Gesenkschmiede (siehe Teil 1) nicht möglich. Nach der Montage des Messers wurden Scheide und Griff mit farblosem Zapon-Lack außen behandelt. Ausgeliefert wurden die Messer mit gut eingefetteten Klingen. Die Leibriemen bestanden aus derbem, naturfarbenen 4-5 mm starkem und 40 mm breitem Rindsleder. Wegen chronischem Buntmetallmangel wurden die Lederriemen manchmal auch mit normalen, vernickelten oder schwarz lackierten Stahl-Rollschnallen ausgeliefert. Da das Tauchermesser schon immer ein Ausrüstungsteil war, welches oft, teilweise oder im Ganzen, „verloren“ ging, sind garantiert deutlich mehr Tauchermesser als komplette Helmtaucherausrüstungen produziert worden. Das Produktionsvolumen der MEDI-Messer wird jedoch maxi­mal 350 Stück nicht überschritten haben. Sämtliche Einzelteile des Mes­sers sind jedoch in den Depots der Diensteinheiten vorgehalten worden. Der Autor hat z.B. noch 1987 in der Tauchergerätewerkstatt der TLE40 mehrere Ersatzklingen und Knaufmuttern gesehen. In der DV 45-9 heißt es: „Das Tauchermesser dient dem Taucher als Waffe und als leichtes Werkzeug. Es ist mit Gewinde in eine Scheide geschraubt und wird, am Leibriemen befestigt, an der linken Seite getragen.“ Der erste Satz der Ausführung ist sehr streitbar. Allein die Zeit, die man zum Auffin­den und Ausschraubens des Messers (vier volle Gewindegänge!) aus der Scheide benötigt, lässt einen Überraschungsangriff oder blitzschnelle, effektive Gegenwehr nicht zu. Jeder der einmal mit Helmtauchgerät ge­taucht hat, weiß, wie schwerfällig und eingeengt der Helmtaucher agiert. Ein wirkungsvoller UW-Messerkampf mit diesem Messer ist also mehr als unwahrscheinlich. Vermutlich haben die Autoren der DV 45-9 damals den militärtechnischen Einsatz dieser Blankwaffe einfach überbewertet. Sicherlich wird das MEDI-Tauchermesser in den allermeisten Fällen treu und brav in seiner Scheide gesteckt haben oder schlicht als Werkzeug und Rettungsmittel eingesetzt worden sein, wenn sich der Taucher in Lei­ne oder Schlauch verfangen hatte. Der wichtigen Funktion als Rettungs­mittel ist es in erster Linie zu verdanken, dass die Taucher mit großer Disziplin nie einen Tauchgang ohne Messer unternahmen. Sie schliffen, hegten und pflegten ihr persönliches Tauchermesser. Verständlich, dass, nach Ende der Dienstzeit oder dem Ausscheiden aus der Berufstauche­rei, das Tauchermesser dann gerne als bleibendes Erinnerungsstück mit nach Hause genommen wurde. Es sind insgesamt nur ca. 220-250 von beiden Typen der MEDI-Helmtaucher-Ausrüstungen gebaut worden. Eingesetzt wurde das STG-463 (bzw. STG-53) und STG-721 in allen Or­ganen, die über Helmtauchergruppen verfügten. Das waren in der da­maligen Zeit: Kasernierte Volkspolizei, Bergungstaucher der Marine, Schiffstaucher, Pioniertaucher, Grenztruppen, Polizei- und Feuerwehr­taucher. Auch bei der GST und dem Taucherzug des MfS waren Helm­tauchgeräte im Einsatz. Die Berufstaucher und die wenigen Forschungs­taucher hatten ebenfalls Zugriff auf diese Geräte. Durch Vermischung von Dräger-, STG-463- und STG-721-Ausrüstungen war eine 100%ige Übereinstimmung von Messer und Helm selten gegeben. Dadurch kann die Trageweise von z.B. MEDI- und Dräger-Helmtauchermesser bzw. umgekehrt erklärt werden. Verbürgt und auf Fotos nachweisbar ist auch die Tatsache, dass Kampf­schwimmer, Marine- und Pioniertaucher in den Anfangsjahren mit den schweren MEDI-Helmtauchermessern tauchen gingen. Schon immer waren die Helmtaucher-Messer begehrte Präsentations­geschenke. Zu besonderen Anlässen, Geburtstagen oder Dienstjubilä­en wurden schwere Helmtauchermesser, die z.B. mit Gravuren auf der Scheide oder der Klinge versehen wurden, an Offiziere und Taucher für besondere Verdienste überreicht. Helmtaucher-Messer werden in heutiger Zeit von vielen Tauchern und noch viel mehr Blankwaffensammlern gesucht. Da die MEDI-463- und MEDI-721-Messer zudem in militärischer Verwendung waren, gibt es hier eine sehr starke Nachfrage. Sammler zahlen mittlerweile sehr hohe Preise für solche Messer. Das ruft natürlich Fälscher auf den Plan. Lei­der musste in letzter Zeit vermehrt festgestellt werden, dass Kopien als Originale zu horrenden Preisen angeboten werden. Immer wieder fallen kaufinteressierte Taucher und Blankwaffensammler auf solche dubiosen Fakes (Replikate) herein. Sollte man ein Angebot erhalten und nicht si­cher sein, ob es sich um ein originales Stück handelt, dann auf keinen Fall ein Tauchermesser kaufen, das man nur vom Foto her kennt. Eindeutige Bestimmungen sind fast immer nur durch direkte, physische Prüfung möglich. Der Autor ist gerne bei der Identifizierung behilflich. Zwei MEDI-STG-721, als Ehrengeschenk verwendet Fälschung des T508, Der Nachweis dieser Tanto-Klingenform für originale MEDI-Messer konnte nicht erbracht werden Fotos: KDF Während der Untersuchungen für diesen Beitrag konnte ich 21 STG-721, 5 Stück STG-463 und 6 Stück T508-Dräger-Tauchermesser vermes­sen. Durch manuelle Fertigung, Abnutzung und Korrosion sind Abweichungen der angegebenen Messwerte zwischen den Messern der einzelnen Typen nachvollziehbar. Alle Werte sind daher als durchschnittliche Angaben zu betrachten. Auch Teil 2 der „Tauchermesser der bewaffneten Orga­ne der DDR“ erhebt keinen Anspruch auf absolu­te Vollständigkeit. Anregungen, ergänzende Hinweise, Infos, Bild­material zum Thema nimmt der Autor unter ulf.barthel@historische-tauchergesellschaft.de entgegen. Mein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle beson­ders Herrn Hans Pelz und Herrn K.-D. Frank für die Hilfe und fachliche Unterstützung bei diesem Projekt. Quellen: [Q1] Drägerwerke Lübeck, Handschriftliche Nummern-/Lierferliste [Q2] Drägerwerke Lübeck, Ausrüstungskataloge [Q3] Hans Pelz, Ltr. der Versuchswerkstatt MEDI Leipzig, Interview [Q4] Kasernierte Volkspolizei der DDR, Dienstvorschrift DV 45-9 Einige Fachbegriffe und Bilder in hoher Auflö­sung: goo.gl/cHeUQm 68 Bibliophiles TauchHistorie 07/2017 Bibliophiles Von Frank Werthwein Submarin (1973-1983) Die Zeitschrift „Submarin“ wurde im Walter Heering Verlag verlegt und hatte während der Dekade, in der es sie gab, ihr eigenes Publikum. Aufgelegt wurde sie für Sporttaucher und Berufstaucher. Initiator und langjähriger Autor war der Berufstaucher Peter H. Krause – auch als Unter-wasser-Krause und Mit­wirkender an Unterwas­ ser-Produktionen einem breiteren Publikum bekannt. Besonders die immer wieder pu­blizierten Marktübersichten für bestimmte Themen machen diese Zeitschrift heute für Interessenten der Tauchgeschichte sehr lesenswert. Gegen Ende der Produktionszeit veränderte sich das Layout der Titelseite immer mehr zu dem, wie später die „Tauchen“ aussah, mit der sie auch im Oktober 1983 fusio­niert wurde. Eine Übersicht über die Inhalte dieser Zeitschrift finden die Mitglieder der HTG in ihrem Archiv. Das Handbuch zur Tauchgeschichte, Michael Jung ISBN 3-925342-35-4 Im deutschsprachigen Raum ist dieses Buch ein­zigartig. Der Anspruch als Handbuch ist es, dass es als Nachschlagewerk dienen kann. Diesem An­spruch wird es gerecht, auch wenn seit der Druck­legung 1999 weitere De­tails zur Tauchgeschichte bekannt wurden, die na­turgemäß noch nicht ver­ wendet werden konnten. So werden z.B. noch die Franzosen Bronnec und Gautier als Erfinder des Einschlauch-Automaten genannt. Nach aktuel­lem Stand gebührt diese Ehre den Herren Ted Eldred aus Aus­tralien und E.R. Cross aus den USA. In diesem Buch wird man immer wieder viele Details entde­cken, die man bisher nicht kannte – es ist eine Fundgrube von Informationen, so dass es teilweise unübersichtlich in der Ent­wicklung wird. Das ist wohl der Nachteil, wenn es gilt, eine so große Zeitspanne von Entwicklungen weltweit darstellen zu wollen. Den immensen Zeitaufwand zur Erstellung dieses Mammutwerks mag ich mir gar nicht vorstellen. Schön wäre es, wenn in einer Neuauflage die Zeit nach 1943 stärker beleuch­tet würde. Diese Zeit, in der das Sporttauchen einen wahn­sinnigen Aufschwung erlebte und viele Detailerfindungen ge­macht wurden, hätte etwas mehr Raum benötigt. Aber es gilt: Es ist ohne Frage ein Standardwerk zur Tauchgeschichte welt­weit und in deutscher Sprache DAS Standardwerk schlechthin. Ein Muss für jeden Interessierten an Tauchgeschichte. Schiffswracks – Auf Spurensuche vor Rügen und Hiddensee, Dr. phil. Thomas Förster ISBN 978-356-02061-8 Das vom Kurator für Maritimes Kulturgut des Deutschen Meeresmuseum Stralsund geschriebene Buch macht schon von außen einen hochwertigen und sehr guten Eindruck. Der schön gestaltete feste Bucheinband verführt dazu, sich in dieses nicht alltägliche Buch zu versenken. Thema sind die Wracks des äußersten Ostens von Deutschland in den heu­tigen Grenzen, die Dr. Förster mit viel Liebe zum Detail be­schreibt und dazu auch anschaulich die Geschichte aufzeigt. Hierzu hat er ausführlich recherchiert und auch viele Abbil­dungen aus der jeweiligen Zeit ausgegraben. Das, was eigent­lich ein Sachbuch sein sollte, wird durch die langjährige Erfah­rung des äußerst sachkundigen Autors mit einem Erzählbuch gemixt. Das macht es dem Leser manchmal nicht ganz einfach, zu folgen, doch gibt es viel Interessantes zu entdecken: Nach einem kurzen Streifzug durch die Geschichte des Wracktau­chens werden Ergänzungen zur Taucherei in Zeiten der DDR gegeben, worauf sich der Leser schon im Getümmel der Ge­ schichten rund um die Schifffahrt und die zwangsläufigen Wracks im Heimatgebiet des Autors wieder findet. Ich kann nur ermuntern, das Buch auch öfters zu lesen – man wird im­mer wieder auf neue Details stoßen, die man beim vorherigen Lesen so nicht wahrgenommen hat. Das Buch wird sicherlich in einigen Jahren als relevante Quelle zum Wracktauchen vor der deutschen Ostseeküste wahrgenommen werden - bei mir bekommt es im Buchregal einen Ehrenplatz… Basic Scuba, Fred M. Roberts Auch wenn sich der Autor ein umfassendes Buch über das „Scuba“-Tauchen (S.C.U.B.A. ist die Abkürzung für self-contained underwater breathing apparatus – d.h. selbstversorgtes Unterwas­seratmungsgerät) vorgenommen hat und dies auch umgesetzt hat: Man merkt dem Ingenieur sein Steckenpferd an und dafür ist dieses Buch auch berühmt: Sehr ausführlich werden die zur Zeit der Niederschrift in den USA ver­fügbaren Atemregler und deren Vorversionen vorgestellt. Der Autor beschreibt jeden Regler detailliert in Funktion (mit Ex­plosionszeichnung), Wartung und Problembehandlung – ver­gleichbare Bücher aus dieser Zeit existieren nicht. Zwar gibt es heutzutage Bücher wie das „Regulator Savvy“, doch sind die deutlich neueren Datums. Wer sich hingegen für die alten amerikanischen Atemregler interessiert, kommt um eine der beiden Ausgaben nicht herum. Die erste Ausgabe erschien 1960 und deckt 22 Atemregler ab, wohingegen die zweite erweiterte Ausgabe von 1963 ganze 72 verschiedene Atem­regler vorführt. Diese Erweiterung von etwa 100 zusätzlichen Seiten war nötig, da sich der Atemreglermarkt in diesen Jah­ren so exorbitant vergrößerte. Der Buchsammler wird sich wohl stark für die Erstausgabe interessieren, hingegen inter­essiert den Atemregler-Enthusiasten mehr die zweite Ausga­be, die bis auf eine Ausnahme (Christensen Viking) auch alle Regler der ersten Ausgabe beinhaltet. Die erste Ausgabe gibt es ausschließlich als Hardback, die zweite wurde als Hardback und als Paperback gedruckt. Ein gut erhaltenes Exemplar der zweiten Ausgabe mit hartem Einband gibt es zwar nicht jeden Tag, dafür ist es mit etwa 20-30 USD noch moderat bewertet. Dieses Buch sollte nicht im Regal fehlen…..Eine Übersicht über die in den Büchern dargestellten Atemregler finden Mitglie­der der HTG im Archiv. Die besondere Seite im Netz: www.vsc-ds.cz , Dušan Šuráni Von Dr. Lothar Seveke Die Tauchtechnik der ehemaligen sozialistischen Staaten ist vielen Sammlern und Liebhabern von solchem Gerät noch re­lativ unbekannt. Aber es hat auch hier interessante Entwick­lungen gegeben, teilweise Nachbauten westlicher Technik und auch eigenständige Erfindungen und Umgehungslösungen, die unbedingt Teil der Technikgeschichte sind. Dušan, ein Mitglied der tschechischen HDS, gibt auf seiner Web-Seite (mit Hilfe seines Sohnes) mit ausgezeichneten Technik-Fotos und einigen technischen Daten einen Überblick über viele Tauchregler und andere Teile, überwiegend aus dem ehemaligen Ostblock, interessanterweise neben den industri­ell gefertigten auch solche aus der „Garagen-Produktion“. Die Komponenten sind gegliedert in - Einschlauchregler (19 Typen) - Zweischlauchregler (23 Typen) - Tiefenmesser (30 Typen) - weiteres Tauchzubehör Zu jedem Exponat sieht man viele sehr gute Technik-Fotos, die eine Menge Details und einen guten Überblick vermitteln, und wertvolle Kurzbeschreibungen mit Daten, die man sonst nur mühevoll finden kann. Darüber hinaus ist in der letzten Zeit eine wahre Bibliothek von Dokumenten, Büchern, Firmenschriften und Zeitschriften zum Tauchen hinzugekommen, die immer in einigen Bildern und Informationen vorgestellt werden. Die Seite ist in Tschechisch geschrieben, kann aber mit Hilfe des integrierten Google-Übersetzers auch auf Deutsch an­nehmbar gelesen werden. 70 Archivierung eines Tauchernachlasses TauchHistorie 07/2017 Eberhard Bundtzen - Die Archivierung eines Tauchernachlasses Von Thomas Binder Vorbemerkung der Redaktion: Neben der Vorstellung von Eberhardt Bundtzen, der zu seiner Zeit ein bekannter aber auch umstrittener Unterwasser-Fotograf im DDR-Tauchen war, berührt der Beitrag wunde Punkte unserer Sammeltätigkeit. Ist es nötig, meine Sammlung systematisch zu dokumentieren oder reicht es, dass ich mich an meinen Schätzen freue, damit auch meine Nachkommen es tun? Wie bereitet man seine Sammlung auf, damit sie für Andere und auch Erben über­schaubar und nützlich bleibt? Soll ich sie digitalisieren, damit die wertvollen historischen Informationen erhalten werden und wie­derauffindbar sind? Wem überlasse ich überhaupt mein „Lebens­werk“, wenn meine Kinder es nicht wollen? Will ein Stadtarchiv - so auch dasjenige in Kamenz - tatsäch­lich als gesellschaftliches Gedächtnis einer Kommune fungie­ren, kann und darf es nicht nur die Überlieferung seines Regis­traturbildners im Auge haben. Auch die vielfältigen Zeugnisse privater oder juristischer Personen im Stadtgebiet müssen Berücksichtigung in der Bestandsbildung finden. Die Arbeit eines Stadtarchivs beruht auf seiner Satzung und Sammlungskonzeption. Sammlungsgut im Sinne dieser Kon­zeption kann sein: Printmedien jeder Art inkl. Kleinschrifttum, audiovisuelle Medien und elektronisch gespeicherte Informa­tionen einschließlich der zugänglich machenden Gerätschaf­ten, persönliche und private Unterlagen und Aufzeichnungen Marianne und Eberhard Bundtzen sowie in Ausnahmefällen museale Sachzeugen, soweit sie in Zusammenhang mit einzelnen Archivfonds stehen. Meist wer­den die Sachzeugen aber dem stadtgeschichtlichen Museum überlassen, da dieses über technisch bessere Möglichkeiten der Aufbewahrung verfügt. Den Fremdbeständen bzw. Samm­lungen des Stadtarchivs eingeordnet werden Unterlagen, die für die Geschichte und Umgebung der jeweiligen Stadt be­deutsam sind oder geschichtlichen, künstlerischen oder sonst bleibenden Wert haben. Bei der Erfassung ist die Provenienz unerheblich; primär ist der Erhalt von einmaligem Kulturgut und relevanter Information. Im ersten Jahrzehnt der Wiedereinsetzung eines Stadtarchi­vars in Kamenz galt bei Fremdbeständen resp. Sammlungen das Hauptaugenmerk vor allem ihrer Sicherung. Unter Be­rücksichtigung der mitunter stürmischen Ereignisse infolge der Wiedervereinigung genoss diese Aufgabe Priorität. Ein erheblicher Teil konnte dabei nur durch unplanmäßige Not-übernahmen erhalten werden. Dementsprechend muss jetzt, nachdem die Erschließung der Bestände mit „rathäuslicher“ Provenienz sowie der archivischen Sammlungen inzwischen weit fortgeschritten ist, auch die Ordnung und Verzeichnung der Fremdbestände in den Mittelpunkt rücken. Eine beson­dere Herausforderung stellt dabei der hier nun näher vorzu­stellende Bestand dar, der durch seine umfangreiche fotogra­ fische Überlieferung herausragt. Die Sammler und Erblasser Emil Eberhard Bundtzen wurde am 21. September 1931 in Ka­menz geboren. 1 Er besuchte in Kamenz die Volks- und höhere Handelsschule, erlernte von 1946 bis 1948 bei seinem Vater den Beruf eines Friseurs und arbeitete bis 1973 in dessen Ge­schäft. Bereits um 1952 zeigte Eberhard Bundtzen großes In­teresse am Schmalfilm. Er nahm über die Fachgruppe „Schmal­film“ des Kulturbundes (nationale Rahmenorganisation der DDR für die verschiedensten nichtprofessionellen kulturellen Aktivitäten der Bürger) an Lehrgängen teil (1963 bis 1966 z.B. Speziallehrgang für Filmamateure an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg) und probierte sich bereits in der Unter­ wasserfotografie aus. Anfang der 1960er Jahre nahm er außerdem - zusammen mit seiner Ehefrau - an einem Tauchlager der GST-Tauchsportgrup­pe der TU Dresden in Lohme auf Rügen teil. Es schlossen sich diverse Tauchgänge in der Ostsee und verschiedenen Binnen­gewässern der DDR an. Aber Bundtzen wollte mehr. So reiste er erstmals 1964 nach Kuba, um dort zu tauchen und wahr­scheinlich auch erste Unterwasseraufnahmen zu machen. Im Juni 1969 erteilten der Deutsche Fernsehfunk und das Staatliche Tierkundemuseum Dresden den Auftrag zu einer dreimonatigen Unterwasser-Film-Expedition nach Kuba, an der auch Bundtzen teilnahm. Von dieser Auslandsreise stam­men auch die ersten, wenigen, nun im Stadtarchiv Kamenz überlieferten Fotografien. Bereits 1971 beantragte er erneut eine Reise. Unterstützt wurde er dabei durch die Forschungs­stelle des Staatlichen Museums für Tierkunde in Dresden. An­fang des Jahres 1974 fand die Expedition statt, die Bundtzen diesmal mit seiner Frau durchführen konnte. Allerdings stand die Reise unter einem schlechten Stern: Technik ging verloren und die Unterstützung der kubanischen Behörden blieb aus; nicht zuletzt, weil Bundtzen quasi auf eigene Faust anreiste. Es entstand wieder eine umfangreiche Fotodokumentation und auch eine Publikation war geplant. Anfang der 1960-er Jahre verbrachte das Ehepaar schon einen Tauchurlaub am Schwar­zen Meer, dem mindestens zwei weitere Reisen nach Bulgari­en aber auch nach Ungarn und in die CSSR folgten. 1969 will sich Bundtzen übrigens auf eine Reise begeben haben, die ihn . und weitere Mitglieder einer Unterwasserforschungsgruppe nach West-Samoa führte, wofür jedoch kein Beleg existiert. Darüber hinaus dokumentierten beide natürlich auch das Unterwasserleben in der heimischen Ostsee sowie in den Bin­nenseen der DDR - unter anderem in den gefluteten Steinbrü­chen der Lausitz, wobei zugleich Fotografien der Fauna und Flora an Land entstanden. Spätestens mit seiner 1974 durchgeführten Kuba-Reise muss in wissenschaftlichen Kreisen die Erkenntnis gewachsen sein, dass die Arbeit Bundtzens für die Forschung wenig Relevanz besitzt. So kam es bereits in den 1950er Jahren zu Zerwürfnis­sen mit der genannten Fachgruppe „Schmalfilm“ des Kulturbun­des. Im November 1976 gründete sich im Dresdner Klub des Kulturbundes die Bezirksarbeitsgemeinschaft Tierfotografie (die erste dieser Art in der DDR), in der sich Bundtzen zumin­dest engagierte. In der weiteren Leitungstätigkeit der Bezirks­arbeitsgemeinschaft sowie in der Arbeit des Zentralvorstandes der Gesellschaft für Fotografie blieb Bundtzen allerdings zu­sehends außen vor. Daraufhin erklärte er seinen Rücktritt als Vorsitzender der Bezirksarbeitsgemeinschaft Tierfotografie und seinen Austritt aus der Bezirkskommission Fotografie. Ein weiterer Hinweis auf seine wissenschaftliche Wahrnehmung kann in der ersten Ablehnung der URANIA (Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse der DDR) bezüglich des Lichtbildervortrages über Kuba gesehen werden. Die Zeit­schrift URANIA lehnte zudem einen Artikel Bundtzens ab. Den­noch hielt er in der DDR und auch in der CSSR im Auftrag der URANIA und der Konzert- und Gastspieldirektion Lichtbilder­vorträge über Meeresbiologie und Tauchexkursionen. Daher bezeichnete er sich seit 1974 als freischaffender Tierfotograf, . womit er anfänglich einen guten Verdienst hatte. Dennoch oder gerade deswegen: Mit dem Wissen, dass es ihm zukünftig schwieriger werden würde, Auslandsreisen durch­zuführen, um seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Tauchen, nachzugehen, muss es ihm wie ein Wunder vorgekommen sein, als im Frühjahr das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) auf ihn zukam, um ihn als inoffiziellen Mitarbeiter zu werben. Zu diesem Zeitpunkt war dem MfS die Stellung von Bundtzen im wissenschaftlichen Diskurs allerdings unbekannt. Mit dem Auftrag, einerseits auf seinen Reisen DDR-Bürger zu überwa­chen, als auch Kontakte zu Personen aus dem nichtsozialisti­schen Ausland herzustellen sowie andererseits zu Hause über Künstler bzw. Intellektuelle Informationen zu sammeln, ge­lang es ihm, das Vertrauen des Ministeriums zu gewinnen. Der Lohn waren weitere Auslandsreisen, die ihn und seine Frau un­ter anderem nochmals nach Kuba aber auch in die Volksrepub­lik Jemen zu einer Tauchexpedition ans Rote Meer führten. Ein operativer Nutzen für das MfS blieb aber weitestgehend aus. Inzwischen musste das Ministerium auch erkennen, welchen Stand Bundtzen in der Forschung einnahm. Letztlich verhielt es sich offenkundig bei seinen Berichten an das MfS ähnlich wie bei seinem wissenschaftlichen Werk: großen Ankündi­gungen folgten kaum nennenswerte konstruktive Ausführun­gen. Nicht zuletzt deshalb legte das MfS 1988 seinen Vorgang ab. Zugleich wurde aber auch seine eigene Überwachung ge­plant, da er wiederholt durch Hochstapelei und Vortäuschung falscher Tatsachen auffiel, um neuerlich Auslandsreisen zu er­wirken. Im Grunde war Bundtzen ein „travelholic“, dem jedes Mittel recht war, (in südliche Gefilde) reisen zu können. 1 Die folgenden Angaben stützen sich auf von Eberhard Bundtzen selbst zusammengestellte biografischen Informationen aus dem im Stadtarchiv Kamenz verwahrten Bestand „B 6. B-1 NL Eberhard Bundtzen“, konnten jedoch durch den beim BStU unter der Signatur „MfS, BV Dresden, AIM 815/92, I/I“ überlieferten Vorgang präzisiert und teilweise auch richtig gestellt werden. 72 Archivierung eines Tauchernachlasses TauchHistorie 07/2017 So war es wiederum sein Glück, als sich 1989 die Grenzen öff­neten und er weiter die Länder der Welt bereisen konnte. Seine Tauchgänge wurden allerdings seltener. Dafür schien für ihn die Zeit gekommen, die Veröffentlichung seiner Untersuchungen umzusetzen, die nun nicht mehr staatlichen Zwängen unter­lag. Er gründete 1991 seinen eigenen Buchverlag mit Namen „Strombus“, der allerdings drei Jahre später in ein, nach der hier ausgeführten Einschätzung durch Dritte vorhersehbares finanzielles Desaster mündete. Ein weiteres Jahr später (1995) verstarb Eberhard Bundtzen. Seine Ehefrau folgte ihm 2014. 2 Einige Bücher von Bundtzen aus dem Strombus Naturverlag: „Was sich Fische zu sagen haben“ 144 S., 1993, ISBN 9783928530026 (früher: 392853002X) s.u. „Korallen aus der Nähe betrachtet“ 180 S., 1991, ISBN 9783928530019 (früher: 3928530011) „Haie total erlebt“ 138 S., 1991 Die Archivierung Das Stadtarchiv Kamenz verwahrt den Nachlass von Eberhard Bundtzen. Er gab unzählige Artikel heraus, war an der Erstel­lung von Dokumentationen für das Fernsehen und den Rund­funk oder innerhalb des Kulturbundes beteiligt, erarbeitete aber auch in Eigenregie Natur- und Tierfilme sowie umfang­reiche Lichtbildervorträge und war selbstverständlich auch privat fotografisch aktiv. Die daraus resultierende Überlieferung wurde in drei Etappen von seiner Frau bzw. der Tochter an das Stadtarchiv überge­ben. Bei der ersten Übergabe 1996 handelte es sich vor allem um stadt- und familiengeschichtliches Filmmaterial, Tonband­aufzeichnungen und Pressedokumentationen. Bei der zweiten Übergabe 2002 erfolgte die Übernahme des meisten Bildma­terials, der Dia- und Tonvorträge sowie von Teilen der Technik. Die dritte Übergabe 2011 wurde durch das Stadtgeschicht­liche Museum ausgeführt und umfasste in der Hauptsache Filmmaterial und Abspielgeräte. Mit Blick auf die Zusam­menführung des Gesamtbestandes kam es zur Übernahme der Filme durch das Stadtarchiv, wobei die Aufnahme- und Vorführtechnik heute geschlossen in der Stadtgeschichte ver­wahrt wird. Bereits 1996 und 2002 wurden durch Hilfskräfte im Stadtarchiv ausführliche Verzeichnisse erstellt und dann in die seit 1997 genutzte Datenbank „FAUST“ eingespielt, wobei eine wenig aussagekräftige Objektart ausgewählt wurde, die lediglich die standardmäßigen Informationen Signatur, Titel und Datierung neben Angaben zum Bestand abbilden kann. Gerade mit Blick auf audiovisuelle Sammlungen sind aber sol­che Angaben wie Anlass/Ort/Datum der Aufnahme, Fotograf, Bildtyp oder Format bzw. Laufzeit der Aufnahme – die so ge­nannten Metadaten – von essentieller Bedeutung für die Be­standsgeschichte bzw. -ordnung. Der Nachlass wurde vor der Verzeichnung geordnet und in die Gruppen Ablage, Vorträge, Fotoabzüge, Negative, Dia-Positi­ve, Filme und Magnetbänder aufgeteilt. Daraufhin erfolgte die Erschließung weitestgehend nach fortlaufender Nummerie­rung. Hierbei bilden die Dia-Vorträge eine Ausnahme, da sie in ihrem Entstehungszusammenhang abgebildet werden sollten. Der Nachlass umfasst weit über 3.000 Dia-Positive, rund 1.700 Fotoabzüge, ca. 5.000 Negative und wahrscheinlich mehr als 2 km Filmmaterial. Bei annähernd zwei Fünftel des Materials steht die detaillier­te Aufnahme noch aus, sprich das Einscannen und Zuordnen zu den Datensätzen. Der Nachlass Bundtzen beinhaltet in der Masse Negative und Dia-Positive im Format 6 x 6 cm². Somit wurde bei einer anstehenden Neuanschaffung, nicht zuletzt mit Blick auf diesen Nachlass, ein Scanner ausgewählt, der auch großformatiges Filmmaterial im Durchlichtverfahren einlesen kann – bis maximal 20,8 x 25,7 cm². Der Scanvorgang ist abhän­gig von der Vorlagegröße: Je größer das Bild, desto geringer die Auflösung. Diese liegt zwischen 300 und 1.200 dpi, wobei meist zur geringeren Auflösung tendiert wurde. Speicherka­pazität und Zeitaufwand spielen hier eine wesentliche Rolle, denn je höher die Auflösung desto länger dauert das Scannen. Im Übrigen komprimiert die Datenbank beim Speichern des Bildes, wobei die resultierende qualitative Einschränkung aber vernachlässigbar bleibt. Schließlich sollen die Digitalisa­te vorrangig nur einen ersten, vor allem schnellen Überblick verschaffen. Sofern mal ein Interesse an einer publizistischen Nutzung besteht, wird nochmals gescannt werden müssen. Für diese Objekte drängt sich auch keine zusätzliche Datensi­cherung der Digitalisate auf, da ja die Vorlagen gesichert sind. Sie werden lediglich im Rahmen der normalen Sicherung der Datenbank auf dem Server gesichert. Dies gilt nicht nur für den Nachlass Bundtzen, sondern überhaupt für alle in Frage kommenden Bestände des Stadtarchivs Kamenz. Bislang zeig­te sich aber, dass die vorliegende Qualität für das Nutzerinte­resse vollkommen ausreichend war. Entscheidend bleibt die analoge Vorlage. Sie wird nach archivtechnischen Parametern verwahrt und für die Zukunft gesichert. Ein weiteres Problem stellen die Nutzungs- aber auch Urhe­berrechte dar. Abgesehen von den Nutzungsrechten, die dem Stadtarchiv Kamenz eingeräumt wurden, bestehen Ansprü­che aus dem Urheberrecht noch 50 Jahre. Allerdings gilt dies nicht für alle Teile des Nachlasses. Abgesehen von den Foto­ grafien, auf denen Bundtzen oder auch seine Ehefrau zu sehen sind und demnach ein Dritter die Aufnahme vorgenommen hat, ist der Bestand von Fotografien durchzogen, die eindeu­tig das Werk einer anderen Person sind. Heute sind diese Ur­heber jedoch nicht mehr oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu ermitteln. Damit besäßen diese Fotos Merkmale verwaister Werke im Sinne des Urheberrechtsgesetzes. Denn als verwaist gelten „Werke und sonstige Schutzgegenstände 2 Eine ausführlichere Bewertung seiner Person würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen und wird nach Abschluss der Ordnung und Verzeichnung des Nachlasses im Stadtarchiv nochmals separat erfolgen. in Büchern, Fachzeitschriften, Zeitungen, Zeitschriften oder anderen Schriften, Filmwerke sowie Bildträger und Bild- und Tonträger, auf denen Filmwerke aufgenommen sind, und Tonträger aus Sammlungen (Bestandsinhalte) von öffentlich zugänglichen Bibliotheken, Bildungseinrichtungen, Museen, Archiven sowie von Einrichtungen im Bereich des Film- oder Tonerbes, wenn diese Bestandsinhalte bereits veröffentlicht worden sind, deren Rechtsinhaber auch durch eine sorgfäl­ tige Suche nicht festgestellt oder ausfindig gemacht werden konnte.“ Es wäre somit ein Leichtes, diese Fotos als verwaiste Werke auszuweisen. Aber die Voraussetzungen sind andere: Die Abbildungen waren nicht bereits bei ihrer Entstehung ver­waist, sondern wurden erst durch die naive Vorgehensweise von Bundtzen zu solchen. Ferner soll noch erwähnt werden, dass im Gegensatz zu den Dia-Positiven der Lichtbildervorträge, die quasi in „Einzel­blattverzeichnung“ aufgenommen wurden, der überwiegende Teil des Filmmaterials - nicht zuletzt im Interesse der Effekti­vität - nun vereinfacht eingescannt wird. Dies bedeutet, dass die in einer Fotomappe zusammengefassten und zumeist auch thematisch zusammengehörigen Aufnahmen in einem Daten­satz abgespeichert werden. Die Datenbank ermöglicht dann die verkleinerte Ansicht von Vorschaubildern (Thumbnails) und das Durchblättern der einzelnen Reihen eines Datensat­zes in einem extra sich öffnenden Fenster, das eine vergrößer­te Ansicht bietet. Dies gilt natürlich auch für die einzeln ver­ zeichneten und eingescannten Fotografien. Parallel zur Digitalisierung des Fotobestandes erfolgt zugleich eine Umbettung des Bildmaterials. War es bis jetzt in Kisten oder Fototaschen abgelegt, kommt es nun zu einer im wahrsten Sinne des Wortes planmäßigen Aufbewahrung. Dies hat neben der platzsparenden Magazinierung vor allem die übersichtli­chere Anordnung der Fotos zum Vorteil. Hierin liegt auch der Grund, warum die Papierabzüge vorerst bei der Digitalisierung zurückgestellt wurden. Im Gegensatz zu den Dia-Positiven und noch mehr zu den Negativen liegt mit den Rückvergrößerun­gen nämlich eine ohne technischen Aufwand einsehbare Be­standsgruppe vor. Da diese wiederum teilweise auf den Nega­tiven des Nachlasses beruht, konnte mit dem Einscannen der Bestandsverzeichnis im Datenbanksystem FAUST Negative dasjenige der Papierabzüge erspart werden. Ohne Frage handelt es sich bei dem Vorhaben der Digitali­sierung des Nachlasses um eine zeitintensive Aufgabe. Selbst wenn dies Hilfskräfte leisten, werden durch den Archivar - so auch hinsichtlich des Nachlasses von Bundtzen - stets er­hebliche Nachbearbeitungen anstehen. Hierunter zählen im vorliegenden Fall einerseits der für die Handhabung und Aus­wertung des Bestandes dringend notwendige Aufbau einer Klassifikation und andererseits die detailliertere Verzeich­nung hinsichtlich der Metadaten. Bislang sind die Fotografien, mit Ausnahme von denen der Lichtbildervorträge, die über die dazugehörigen Vortragsmanuskripte ausführlich beschrieben wurden, meist nur summarisch erfasst, weshalb bereits durch Bundtzen thematisch oder zeitlich zusammengefasste Foto-strecken in ihrer Gesamtheit verzeichnet wurden. Ein wesentlicher Vorteil der Digitalisierung hat sich diesbe­züglich bereits gezeitigt. Wie zu erahnen war, hat Bundtzen nicht selten mehrere Fotos zu einem Anlass aufgenommen, die heute in verschiedenen, teilweise nummerisch weit ent­fernten Fototaschen abgelegt wurden. Nun können diese the­matisch zusammengehörigen Fotostrecken über Verschlag­ wortung und Klassifizierung wieder vereinigt werden. Die Verzeichnung der Metadaten wiederum schließt ferner auch das Hauptproblem der Urheberschaft der einzelnen Bilder ein. Diese müssen in besonderer Weise markiert und somit se­pariert werden, wenn jene nicht einwandfrei geklärt werden kann. Zumindest solange die Urheberschaft nicht abschlie­ßend festgestellt werden konnte, wird der Bestand auch noch nicht über das Internet zugreifbar sein, es muss nach wie vor im Stadtarchiv Kamenz recherchiert werden. Es muss nochmals festgehalten werden, dass die von Bundt­zen erfolgte Beschreibung der Abbildungen nur spärlich, teil­weise sogar überhaupt nicht vorgenommen wurde. So fehlt es vielfach an handfesten Metadaten, was wiederum die fehlen­de wissenschaftliche Methodik Bundtzens unter Beweis stellt. Die daraus resultierende Erschließung hinsichtlich Orts-, Per­sonen und Datumsangaben muss daher unvollständig bleiben oder könnte nur nach unverhältnismäßig großer Recherche­leistung erbracht werden. 74 Archivierung eines Tauchernachlasses TauchHistorie 07/2017 Weitestgehend ausgeblendet blieben bislang Schmalfilme und Tonbänder (akustische Unterwasser-Aufnahmen), die aus Kostengründen nicht digitali­siert werden können. Auch hierzu existiert eine Dokumentation, deren Umfang noch bei Weitem nicht überschaubar ist. Zusammenfassend kann festgestellt werden: Einen wissenschaftlichen Wert besitzt der Nachlass nicht. Im Grunde dient der - fotografische - Nachlass zu­künftig der Erforschung stadtgeschichtlicher Themen. Das Hauptwerk Bundt­ zens bildet die Unterwasserfauna und -flora südlicher Gefilde ab, was heute vor allem wegen seiner wenig wissenschaftlichen Vorgehensweise kaum noch von Interesse ist. Doch er nutzte die ihm zur Verfügung stehende Technik ebenso für den Pri­vatgebrauch. Er dokumentierte zugleich die Ortschaften, die er auf seinen vielen Reisen besuchte. So werden im Nachlass unter anderem auch Schmalfilme zur Seiffener Volkskunst und zur Herstel­lung von Meißner Porzellan sowie zu ei­ner Führung durch Stralsund verwahrt. Überhaupt ist der Nachlass besonders aussagekräftig zu Leben und Arbeit an der Ostsee. Somit dürfte der Bildbestand für die orts- und regionalgeschichtliche Forschung für den Freistaat Sachsen aber auch über dessen Grenzen hinaus von Interesse werden. Wahrscheinlich liegt hierin auch der eigentliche historische Wert des Nachlasses. Unser Autor Thomas Binder ist Stadtarchivar in der Lessingstadt Ka­menz, einer Kleinstadt in Ostsachsen. Er studierte Germanistik sowie Neuere und Neueste Geschichte und Historische Hilfswissenschaften/Archivwissenschaft in Leipzig und arbeitet seit 2006 in seiner Funktion. Ein Artikel Bundtzens und eine Kritik dazu aus der Akademie der Wissenschaften und eine Kritik zu einem seiner Bücher sind hier zu lesen. goo.gl/l5N1sS 76 Sporttaucher-Museum Berlin: UW-Scooter 1961 TauchHistorie 07/2017 Unterwasser-Scooter von 1961 Jedes Alter braucht sein Spielzeug (altes Sprichwort) Von Otmar Richter In Heft 4 der 1962 erstmals erschienenen Zeitschrift „poseidon“ war unter dem Titel „Unser Scooter“ u.a. zu lesen: Seit dem Sommer 1961 verfügt unsere Tauchsportgruppe (Dt. Akademie der Wissenschaften, DAdW) über einen Scooter, den wir selbst angefertigt haben. Nach dreiwöchigem Einsatz in der Ostsee sowie bei Tauchfahrten im Heinitzsee und Liebnitzsee haben wir uns so an dieses UW-Fahrzeug gewöhnt, daß wir es nicht mehr missen möchten. Der Konstrukteur dieses Unterwas serfahrzeugs war der Ingenieur Gün ter Kaufmann. Das zweiteilige Ge häuse wurde aus 1-mm-Stahlblech gefertigt. Zur Stabilisierung wurden acht Ringspanten eingeschweißt. Als Antrieb diente ein 6-V-Startermotor, gespeist von einer auf 2x6V geteilten 12-V-Bleibatterie, die dann parallel geschaltet eine Energie von 168 Ah hatte. Bei Belastung und 3000 U/min nahm dieser Motor stolze 125 A auf. Bei der hohen Belastung der Batterie bestand die Möglichkeit einer An sammlung von Knallgas im Gehäuse. Motor und Batterieteil konnte man mit einer durchgehenden Dichtung voneinander trennen, um einer mög lichen Entzündung durch Funkenbil dung vorzubeugen. Über eine kugelgelagerte 20-mm-An triebswelle, die durch einen Kautasit-Ring gedichtet war, wurde die selbst gefertigte Schraube betrieben, die dem Scooter eine Geschwindigkeit von 5 km/h verlieh. Die Bedienung erfolgte über einen handelsüblichen LKW-Hauptstrom schalter. Der Minuspol lag an Masse. Der Pluspol wurde durch zwei was serdichte Kabeldurchführungen zum Schalter geleitet, der so geändert war, dass er selbsttätig ausschaltete, wenn man die Hand vom Griff nahm. So konnte man den Scooter bei Ge fahr loslassen und er stieg infolge sei nes Auftriebes von 500 g langsam zur Oberfläche. Viele Berliner Tauchgruppen liehen sich dieses Unterwasser-Fahrzeug, von den Tauchern der DAdW bereit willig zur Verfügung gestellt, im Laufe der Zeit öfter aus, um diesen Fahr spaß unter Wasser auch genießen zu können. Der Scooter wurde von der „Allianz der Wasserfreunde“ dem Sporttaucher-Museum als Dauerleih gabe zur Verfügung gestellt. Alles auf einen Blick: Eigenbau: Tauchsportgruppe DAdW, 1961 Konstrukteur: Günter Kaufmann Material: Stahlblech geschweißt Stromversorg.: 12-V-Bleibatt. (2x6 V parallel), 168 Ah Antrieb: 6-V-Auto-Starter Geschwindigkeit: 5 km/h bei 3000 U/min Gewicht: 78 kg (mit Batterie) Auftrieb: 0,5 kg Länge: 1030 mm Durchmesser: 460 mm Maßzeichnung: goo.gl/o5GbBg 78 Nachrichten TauchHistorie 07/2017 Wie kommt man eigentlich auf die Idee, ein Tauchermuseum einzurichten? Nun, die Frage ist leicht zu beantworten: Man nehme 60 Jahre Taucherfahrung zusammen mit all den Tauchutensilien, die sich in dieser Zeit angesammelt haben und paare das Ganze mit viel Idealismus und Freude, Wissen und Anschauungsmaterial an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Eröffnung „Kleines Tauchermuseum“ Von Gerda & Peter Kopsch Am 15. Oktober 2016 war es soweit. Nach etwa dreimonati­ger Vorbereitungszeit konnte das „Kleine Tauchermuseum“ in Flensburg, Fahrensodde feierlich eröffnet werden. Etwa 60 Gäste aus Nah und Fern waren der Einladung gefolgt und wurden im Clubraum des Unterwasserclubs Baltic herzlich begrüßt. Es war uns eine besondere Freude, dass auch Mitglie­der der HTG den zum Teil weiten Weg nach Flensburg gefun­den hatten, um bei der Eröffnung dabei zu sein. Nach der Begrüßung und einem kurzen Rückblick, wie die Idee des Tauchermuseum geboren wurde, ließ es sich der Prä­sident den Tauchsport-Landesverbandes Schleswig-Holstein, Norbert Amm, nicht nehmen, mit seinem Grußwort die enge Verbundenheit von Peter zum Tauchen eindrucksvoll und mit Humor zu schildern. Etwas zeitlich verzögert zum Eröffnungsprogramm wurde dann kurz vor 12:00 Uhr erstmalig für die Gäste die Tür zum „Kleinen Tauchermuseum“ geöffnet. Sie waren gespannt, was es im ers­ten und einzigen Tauchermuseum in Schleswig-Holstein zu be­staunen gibt. So mancher wunderte sich, mit welchen zum Teil selbstgebastelten Gerätschaften die Tauchpioniere sich in die Unterwasserwelt gewagt haben. Deutlich wird aber auch prä­sentiert, wie die technische Entwicklung des Tauchens voran­geschritten ist, mit einem immer größer werdenden Spektrum. Da nicht alle Gäste zeitgleich den Ausstellungsraum betreten konnten, wurde im Empfangs- und Leseraum eifrig in alten Tauchzeitschriften und historischen Büchern gestöbert, sich bei einem Gläschen Sekt angeregt über das Tauchen unterhal­ten oder es wurde einfach nur der herrliche Blick auf die schö­ne Flensburger Förde genossen. Es gab aber noch mehr zu bestaunen. So fanden die Tauchbü­cher von Norbert Gierschner, der aus Berlin angereist war, ebenso großes Interesse wie die historischen Tauchausrüs­tungsteile aus der Helmtaucherei von Dieter Harfst aus Bad Segeberg und der russische Trockentauchanzug von Hajo Richter aus Hamburg. Alle drei sind Mitglieder der HTG und haben durch ihr Dabeisein sehr zu einer informativen und in­teressanten Eröffnungsveranstaltung beigetragen. Nach einem gemeinsamen Essen gab es laut Programm eine Gesprächsrunde mit „Tauchveteranen“. Gerda begrüßte in dieser Runde Norbert Gierschner, Dieter Harfst, Jerk Hansen, Philipp Jungschlaeger, Peter Kaupp, Hajo Richter und Peter Kopsch. Jeder erzählte anschaulich von seinen anfänglichen Taucherlebnissen und die Zuhören lauschten gespannt, was früher mit einfachen Ausrüstungen alles möglich war. Erstaun­lich, dass auch ohne Digitalkamera schöne außergewöhnliche Unterwasseraufnahmen zustande gekommen sind. 80 Nachrichten TauchHistorie 07/2017 Helmtaucher-Workshop der HTG Von Ulf Barthel Vom 18.-19.03.2017 trafen sich 14 Mitglieder der Historischen Tauchergesellschaft in Koblenz zum 1. Helmtaucher-Workshop. Vereinsmitglied Josef Helpenstein hatte es möglich gemacht, dass wir Schulungsräume, den Tauchturm und die Unterkünfte der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule Rheinland-Pfalz nutzen konnten. Am Samstag wurden nach der Eröffnung, in einem kleinen theoretischen Teil, Zweck und Ziel des Workshops definiert. Anschließend sprachen wir in einer offenen Diskussion über die Gefährdungspotentiale bei Tauchgängen mit Helmtauch­geräten. Es zeigte sich, dass sich die Mitglieder der HTG sehr wohl der besonderen Aspekte bei der Tauchgangsplanung, der Auswahl des Tauchplatzes, der Geräteauswahl und Über­prüfung, sowie den Risiken bei Tauchabstieg, Aufenthalt in der Tiefe und dem Austauchen mit Schlauchtauchgeräten be­wusst sind. Erste Punkte für die zu erarbeitenden „Richtlinien für Sporttauchgänge mit Helmtauchgeräten“ sind definiert worden. Zügig ging es danach an den Zusammenbau der beiden Tauch­ausrüstungen. Volker Lekies stellte sein Dräger-Helm-Tauch­gerät und Ulf Barthel ein STG-721 von MEDI zur Verfügung. Aufgeteilt in zwei Gruppen war das Equipment schnell über­prüft und einsatzbereit. Das absolute Highlight dieser Veran­staltung war sicherlich der Tauchturm. Mit einem Durchmes­ser von 4 m und dem bis auf 10 m absenkbaren Boden war das Tauchen im 30 Grad warmen Wasser, auch für gestande­ne Helmtaucher, ein fantastischer Spaß. Josef hatte extra für diese Veranstaltung einen Taucherlift gebaut. Der Taucher musste sich an Land also nur auf diesen „Fahrstuhl“ stellen und wurde dann über der Mitte des Pools sachte auf 5 m ab­gelassen. Nachdem er den Korb verlassen hatte, konnte dann auf Wunsch der Boden zusätzlich bis auf 10 m abgesenkt wer­den. Aus dem Wasser heraus ging es dann per Lift genau so bequem. Bei jedem Tauchgang war ein Sicherungstaucher mit im Wasser. George Kamarinos, Frank Werthwein und Christi­an Horn haben neben diesem Job jede Menge Fotos gemacht. Nach dem Abendessen wurde natürlich ausführlich gefach­simpelt. Die angenehmen Zimmer der zum Schulungszent­rum gehörenden Unterkunft konnten wir zu einem günstigen Preis nutzen. Am Sonntag ging das praktische Tauchen sofort weiter. Einige Freunde nutzten die Gunst der Stunde und probierten beide Tauchgeräte aus. Die zwei anwesenden dienstältesten Be­rufstaucher Gerhard Hebborn und Dieter Harfst haben uns mit vielen Ratschlägen und Tipps bei diesem Workshop sehr geholfen. Nach dem Tauchen wurde durch alle Teilnehmer das Tauchmaterial demontiert und verstaut. Bei einem Rund­gang erklärte Josef uns dann noch die technische Ausstattung seines Fachbereichs, die Haux-Druckkammer, eine moderne Kompressoranlage und ein imposantes Grundmodul „Einrich­tung Tauchplatz“ der Feuerwehr. Das ist modernste Ausrüs­tung, die keine Wünsche offen lässt. Einige Teilnehmer haben sich bereits für den nächsten Helm­taucher-Workshop angemeldet. Sicherlich werden dann, im Freiwasser, erste Punkte unserer „Richtlinien“ in der Praxis erprobt und auf Tauglichkeit überprüft. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle nochmals an Jo­sef Helpenstein für die perfekte Sicherstellung vor Ort und die Nutzungsmöglichkeit der technischen Basis dieses Schu­lungszentrums. Andrés Claros, Jaques Chabbert und Christian Pétron in der Ausstellung Eingang zu dieser Sonderausstellung im 19. Tauchsalon Paris Ausstellung „125 Jahre Unterwasser- Bilder“- vom 6. bis 9.1.2017 in Paris Alle Fotos von Jacques Chabbert. Ergänzungen zum Inhalt: goo.gl/1iXigs Nachbildung einer Boutan-Kamera Frühe Kamera von Hans Hass Unser Mitglied und Autor Andrés Claros aus Barcelona, einer der be­kanntesten und bestorganisierten Sammler von Unterwasser-Kame­ras, hat gemeinsam mit Christian Pét­ron, einem berühmten französischen UW-Fotografen und Filmemacher, und dem Museum Frédéric Dumas die­se Ausstellung organisiert. Sie fand parallel zum „19ème Salon Interna­tional de la Plongée sous-marine“ in Paris statt. Ein Großteil der Exponate stammte aus der Sammlung von Andrés. Un­ter ihnen waren unikale Stücke und Kameras für bekannte Filme wie „Le Grand Bleu“ oder „James Bond“ und für Forschungen, die Entdeckungen wie die des Wracks der Titanic er­möglichten. Die Ausstellung zeigte anschaulich die Entwicklung von UW-Aufnahme­technik von Louis Boutan bis heute. Interessant waren auch die Nach­bildungen historischer Kameras, z. B. von Boutan, die besser als Ab­bildungen verdeutlichen, wie inno­vativ man damals auf neuen Wegen unterwegs war.