Titelseite Kurztitel von 8 Artikeln für die Titelseite: - Hermann Heberlein - Tauchpionier - Die deutschen Kampfschwimmer WKII - Georges Hérail - Poumondeau - CG45-Mistral-Derivate - Dräger-Regler PA60 - Saturn - die Zweischlauch-Legende - Hans-Hass-Expeditionen in der Presse - Kamera Siluro von Nemrod Editorial Liebe Leserinnen und Leser, langsam scheint die TauchHistorie auf angemessen kleiner Flamme in ruhiges Fahrwasser zu kommen. Die Termine werden einigermaßen gehalten und selbst der Vertrieb holpert sich zu recht. Kommen jetzt die Mühen der Ebene? Auch der Herausgeber, die Historische Tauchergesellschaft, konsolidiert sich weiter und nimmt stetig an Mitgliedern zu, 70 aus aller Welt waren es bis Juni 2016. Unser diesjähriges Internationales Treffen in Neustadt/Weinstr. hatte eine Rekord-Teilnehmerzahl, und im nächsten Jahr wird es schon das 10. seiner Art sein. Vielleicht haben Sie ja Vorschläge und Wünsche für dieses Jubiläumstreffen? Wir suchen Verbindungen zu einschlägigen Museen, um unsere Gemeinnützigkeit nachzuweisen, und auch zu den großen Tauchzeitschriften, um noch breiter Interesse an der Tauchgeschichte zu wecken. Bei alldem wollen wir das fachliche Niveau noch erhöhen und kompetenter Ansprechpartner der Liebhaber alter Tauchtechnik und neuer Interessenten an Tauchgeschichte bleiben. Die Zeitschrift TauchHistorie, unser Forum, die Webseite, das Archiv im Web und selbst die Facebook-Gruppe sehe ich dafür als unsere wesentlichen Arbeitsinstrumente an. Nutzen Sie sie mit uns! Wenn Sie nicht alle bisherigen Nummern der TauchHistorie haben, können Sie die bis zur jeweils vorletzten Nummer im Archiv der HTG kostenfrei als PDF lesen. Sie lassen sich aber auch beim Verlag nachbestellen solange der Vorrat reicht. 2017 werden wir auch auf der Boot in Düsseldorf präsent sein, besuchen Sie uns. Auch in dieser Nummer finden Sie am Ende fast jedes Artikels einen Link in das Internet, wo interessante Ergänzungen zum Artikelinhalt stehen. Lassen Sie sich durch die kurze Schreibweise nicht irritieren. Hier wird nur ein Dienst genutzt, damit Sie nicht so viel tippen müssen. Dr.-Ing. Lothar Seveke Titelbild: Tauchanzug, den Carl Heinrich Klingert aus Breslau erfand, baute und 1797 in der Oder erprobte Inhalt Editorial Nick Icorn Award für Andrés Claros und Enrique Dauner Leserbriefe Hermann Heberlein - Tauchpionier der ersten Stunde Die deutschen Kampfschwimmer im II. Weltkrieg Vom Helm in den Äther Georges Hérail und seine Poumondeau Abkömmlinge von CG45 und Mistral Der Dräger-Regler PA60 Saturn - die Zweischlauch-Legende aus der CSSR Hans-Hass-Expeditionen im Spiegel der Presse (Teil 1) Die Unterwasser-Kamera Siluro Bibliophiles Pfiffig gelöst - Sporttauchmuseum Berlin Treffen und besuchte Veranstaltungen Vorschau Dr. Kurt Schaefer in die „International Scuba Diving Hall of Fame“ aufgenommen Diese gute Nachricht wurde am 17. November während der amerikanischen Messe für Tauchtechnik „DEMA“ in Las Vegas bekannt gegeben. www.demashow.com Leslie Leany (HDS USA), Sid Macken (Präsident der HDS USA), Michael Jung und ich, haben unser Ehrenmitglied Dr. Schaefer zur Aufnahme in die ISDHF vor einem Jahr vorgeschlagen. Er gehört zu den bedeutenden Pionieren der Unterwasserfotografie. Dr. Schaefer hat bereits 1943 mit der Konstruktion von Unterwasser-Film- und Fotokameras begonnen. Er gilt als Erfinder der Amphibien-Kamera. Seine 6x6-Unterwasser-Makrokamera hat bis in die heutige Zeit mit einer Tiefenschärfe von 6 cm im Abbildungsverhältnis von 1:1 Maßstäbe gesetzt. 1952 drehte er den Film „Lichter unter Wasser“ während der österreichischen „Tyrrhenia- Expedition“, die von Rupert Riedel geleitet wurde. Über Dr. Schaefer haben wir in der TauchHistorie bereits mehrfach berichtet: TH1, Seite 28, Wolfgang Freihen: „Museums-Schätzchen“ TH3, Seite 59, Dr. Kurt Schaefer: „Meine Geschichte“ TH4, Seite 34, Franz Rothbrust: „Zu Besuch bei Dr. Kurt Schaefer“ TH5, Seite 04, Dr. Kurt Schaefer: „Leserbrief“ Dr. Kurt Schaefer steht künftig in einer Reihe mit Louis Boutan, Yves le Prieur, Benoît Rouquayrol & Auguste Denayrouze, Jacques Cousteau, Emile Gagnan, Hans & Lotte Hass, Frédéric Dumas, Dimitri Rebikoff und Dr. Sylvia Earle, um nur einige Mitglieder der „International Scuba divers Hall of Fame“ zu nennen. goo.gl/4SMZNw goo.gl/wMU9wD Die offizielle Einführung Dr. Schaefers wird am 29. September 2017 auf Grand Cayman stattfinden. Krov Menuhin, Erster Vorsitzender des “Hans Hass Awards Committee“, ist ebenfalls in diesem Jahr in die „International Scuba Diving Hall of Fame“ aufgenommen worden. Wir freuen uns und sind stolz, dass unser Ehrenmitglied mit dieser ganz besonderen Auszeichnung bedacht wurde, und gratulieren ihm von ganzem Herzen! Franz Rothbrust Präsident der Historischen Tauchergesellschaft e.V. "Nick Icorn Diving Heritage Award 2016" der HDS USA für Andrés Clarós (HTG D) und Enrique Dauner (beide Barcelona) Sid Macken, Präsident der HDS USA schrieb: Dear Andrés and Enrique, it gives me great pleasure to inform you that you have been chosen to receive the Historical Diving Society USA's Nick Icorn Diving Heritage Award for 2016. The Nick Icorn Diving Heritage award is presented annually by vote of the Board of Directors to an individual, group, or organization who have promoted the importance of the history of diving to the public. The promotion of the history of diving may not be the primary focus of the nominee's career or organization. It must be outside of their normal professional capacity. You were nominated for your efforts in promoting the history of underwater photography as noted in the commendations below. My hearty congratulations to you both. The award is normally presented at the HDS Conference which will take place in Tacoma, Washington this coming September. We don't expect you to make the trip, unless you want to, and we can designate someone to receive the awards on your behalf, or try to make arrangements to present the awards to you at an event more convenient for you. Please let me know your wishes. Nick Icorn Diving Heritage Award: Dr. Andrés Clarós and Enrique Dauner, Barcelona Spain, for organization of the 1st (2012, Tossa Del Mar, Spain) and 2nd (2014) international Meeting on Vintage Underwater Cameras and the vintage underwater camera exhibit at the Barcelona Maritime Museum (2014-2015). Dr. Clarós and Enrique spent two years developing the 2014 meeting and the display at the Maritime Museum. Dr. Clarós is a plastic surgeon and otorhinolaryngist. He, his brother, and sons operate Clinica Clarós. Dr. Clarós and his family also operate Foundation Clarós which conducts humanitarian medical missions to Africa. Foundation Clarós has served over 3000 patients, provided over 750 hearing aids and installed over 40 Cochlear implants. Andrés’ love of underwater cameras is evident in his massive collection and his dedication to, and promotion of, the history of underwater photography. Enrique Dauner received his education in biology with a special interest in reptiles. He is the author of over 200 articles and reports published in various magazines, and how-to books on terrariums and aquariums. He is a diving instructor, an accomplished aerial and underwater photographer, and teaches underwater photography in universities. His most recent book is Fotografia Subacuatica (Underwater Photography). Enrique is a dedicated diving historian and sits on Board of Directors for HDS Spain. Nick Icorn was a former US Navy Underwater Demolition diver who became a highly regarded professional in the US diving industry. He amassed an amazing collection of diving equipment and displayed it at dive shows around the country. Nick's collection had a major impact on the public's awareness of the history of diving. The collection is now housed in a museum in Tacoma, Washington, and will be on display there on September 23-25, 2016 in conjunction with the annual HDS conference. Again, the HDS USA congratulates you on this prestigious award. My very best regards, Sid Macken, President HDS USA SidM@hds.org Die Mitglieder der HTG schließen sich herzlich den Glückwünschen zum Erhalt des Nick Icorn Awards an. Wir kennen Andrés und Enrique seit Jahren als engagierte und kompetente Sammler alter Tauchtechnik und freuen uns mit ihnen. Der Vorstand der HTG p.s. Andrés ist Autor eines Artikels zu der spanischen Unterwasser-Kamera Siluro in dieser Ausgabe der TH. Dt. bzw. engl. Versionen der beiden Texte unter: goo.gl/ENKROj Leserbriefe Zum Artikel "Vom Leinensignal zum Tauchertelefon" aus der TH4 Als „Museumsmacher“ ist man darauf bedacht, sein Wissen und seine Exponate mit anderen zu vergleichen, um sich immer auf den neuesten Erkenntnisstand zu bringen. Die Zeitschrift „Tauchhistorie“ ist dafür ein nützliches Printmedium, wobei ich persönlich die Betonung auf „Print“ lege, also die „Druckfraktion“ der Leserschaft der Zeitschrift stärken möchte. Umso mehr freut es mich, wenn ich für viele Leser etwas „Neues“ finden kann, wenn man bei einer „Historischen Tauchergesellschaft“ von Neuheiten sprechen kann, besser wäre Entdeckungen. So habe ich beim Blättern in alten Zeitschriften einen Beitrag gefunden, der ganz gut zum behandelten Thema Tauchertelefon passt. In „Zur guten Stunde“ (Jahrgang 1909) entdeckte ich folgenden Artikel: Taucherhelm mit Fernsprecheinrichtung Vor uns liegt ein reich ausgestattetes Werk „Deutscher Schiffbau“, daß aus Anlaß der ersten deutschen Schiffbau-Ausstellung 1908 zu Berlin herausgegeben wurde. Es enthält eine Anzahl von Abhandlungen von hervorragenden Autoritäten, die an Hand zahlreicher und glänzender Illustrationen gewissermaßen ein Résumé, eine Zusammenstellung all dessen geben, was die Schiffbauausstellung ihren Besuchern geboten hat. Wir entnehmen diesem Werke, indem wir uns vorbehalten, später auf weitere Teile seines Inhalts zurückzukommen, für heute die Abbildung eines Taucherhelms, der mit einer Fernsprecheinrichtung ausgestattet ist, welche die Telephonfabrik A.-G. J. Berliner in Hannover1 geliefert hat. Befindet sich der Taucher auf dem Meeresgrunde, so ist es für ihn von höchster Wichtigkeit, sich ständig mit dem Schiffe, von welchem er herabgestiegen ist, verständigen zu können. Früher diente hierzu eine Leine, die er am Gürtel festgebunden oder um die Hand gewickelt hatte und die über der Meeresoberfläche von einem zweiten Mann gehalten wurde. Durch Ziehen an dieser Leine wurden Signale gegeben, die allerdings nur primitivster Natur sein konnten und durch die der Taucher z.B. zu erkennen gab, wenn er in die Höhe gezogen werden wollte und dergl. Die Einführung des Telephonbetriebes bedeutet dem gegenüber einen beträchtlichen Fortschritt. Jetzt wird im Innern des Helmes ein Telephon angebracht, dessen Sprechplatte sich gerade gegenüber dem Munde des Tauchers befindet und die wir in unserer Abbildung deutlich zu sehen vermögen. Das Hörrohr hat seine Stelle dicht neben dem rechten Ohre. Vom hinteren Teil des Taucherhelms aus geht das isolierte Kabel nach oben und ist dort mit einem Telephonapparat verbunden, der sich an einem umgehängten Kasten befindet. Der Träger dieses Kastens steht in ständiger telephonischer Verbindung mit dem Taucher, der ihn ununterbrochen über die Fortschritte der Taucherarbeiten usw. usw. zu berichten vermag. Otmar Richter Zum Artikel "Die Erforschung des reichen Taucherbes von Australien" aus der TH5 Hello Franz, just a quick email to tell you how proud I am to have had my Dykes helmet article published in your FABULOUS magazine. The presentation is amazing! We received a copy of your magazine for our HDS Aus-Pac library and I have reluctantly passed it on to our librarian. I actually scanned the pages of my article to keep a souvenir. The whole magazine is beautifully put together, congratulations!!! I hope your time with Karina Kowalska for the Kilngert project was enjoyable. Karina is a close friend for me too, via email. I have obtained a copy of the Klingert book and it is fabulous, I also see that your had input on that project too .... how do you find the time to do all you do? Best wishes from your HDS friends in Australia, Des Williams Zum Artikel "Unterwasser-Gehäuse für die Exa" aus der TH5 Hier noch eine Ergänzung zu dem "REVUE"-(Heco-Mar)-Unterwassergehäuse. Ich habe dieses Gehäuse mit der EXA 1a auch in den 60er Jahren benutzt. Die EXA war ideal als Unterwasserkamera, da sie sehr robust war und keinen elektronischen Schnickschnack hatte. Aber Zwei Dinge gefielen mir nicht. Erstens war der Arm für den Blitz zu kurz (Plankton im Vordergrund wurde überstrahlt) und zweitens war das Objektiv Meritar meiner Meinung nach auch nur Mittelmaß. In den 80ern hatte ich mir dann für die EXA 1b ein Gehäuse von René Hugenschmidt machen lassen, genannt "Hugyflex". In der EXA 1b habe ich ein besseres Objektiv mit einer Lichtstärke von 1:1,9 verwendet. Außerdem wurde unter das Sucherfenster auf der Oberseite des Gehäuses noch eine Lupe gesetzt, damit eine gute Scharfstellung möglich war. Zusätzlich habe ich an dem Gehäuse außen noch einen Winkel angebracht, an dem eine Nikonos mit dem 28-mm-Objektiv befestigt war. So hatte ich sowohl ein 50-mm- als auch ein 28-mm-Objektiv zur Verfügung. Der Marlin Blitz (von Rainer Jacobs) war so angeschlossen, dass er von beiden Kameras ausgelöst werden konnte. Philipp Jungschlaeger Bilder von dem HugyFlex-Gehäuse finden Sie unter goo.gl/n2aqhT Auch zum Artikel „Unterwassergehäuse für die Exa“ von Hugo Ruys aus der TH 5 Lieber Hugo Ruys, mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel in der „Tauchhistorie 5“ gelesen. Ich stimme völlig zu, dass die „Exa“ bei Konstrukteuren für den Einbau in alle möglichen und unmöglichen Unterwasser-Gehäuse sehr beliebt war. Wie geschickt, einfallsreich und manchmal auch naiv die Bastler auch vorgingen, funktioniert haben fast alle diese Geräte. Als kleinen Beweis zeige ich Ihnen und allen Interessenten ein paar Exemplare aus unserem Sporttaucher-Museum unter goo.gl/n2aqhT Otmar Richter LUGANO AL MARE Lebenserinnerungen von Dr. Hermann Heberlein (1912 - 1999), Schweizer Tauchpionier der ersten Stunde und Ozeanograph (Bearbeitung von Dr. Lothar Seveke, vollständige Dokumente unter dem Link am Ende des Beitrages) Es handelt sich hier nicht um einen chronologischen Bericht, sondern um meinen Werdegang im Laufe der Jahre, die ich in Lugano verbrachte, und der mich von meiner völlig andersgearteten Vorprägung und beruflichen Ausbildung zur Ozeanographie führte. Sollte das Ganze für den einen oder anderen einen gewissen "Lehrwert" haben, würde es mich freuen. Vor allem gilt mein besonderer Dank meiner lieben Frau und Familie, die Nachsicht übten, wenn ich so oft in allen Teilen der Welt meinem Hobby nachging, das mir zum Beruf wurde. 1912-1941 - Vom Juristen zum Weinbauern Wattwil - Trogen - Zürich - Leipzig -- Schulbänke Bild02 Fabrikanlage der Großfärberei Heberlein (Firmenschrift zum Jubiläum) Am 4.9.1912 kam ich als zweiter Sohn in einer Industriellen-Familie (Textilfärberei) in Wattwil zur Welt. Meine Wiege stand mitten im aufblühenden Textilbetrieb, bis wir dann 1918 auf die „Hofstatt“ zogen und ich ins Dorf zur Schule musste. 1927 kam ich an die Kantonsschule Trogen und in Pension. Ein akademischer Abschluss war für mich vorgeplant, auch wenn ich viel lieber Förster oder Bauer geworden wäre. Neben vielen Militär-Diensten und nach bestandener Matura (1932) schrieb ich mich also an der nat.-ök.-Fakultät der Universität Zürich für Jura ein, wechselte dann aber wegen rascherer Abschlussmöglichkeiten an die Universität Leipzig. Juli/August 1939 war es mir wenige Wochen vor Kriegsausbruch noch möglich, an der juristischen Fakultät in Leipzig mit einer Dissertation über den Textilparagraphen des schweizerischen Patentgesetzes von 1907 abzuschließen. Kaum in die Schweiz zurückgekehrt, brach der Zweite Weltkrieg aus und ich rückte als Offizier zu den motorisierten leichten Truppen ein. Wie vom Elternhaus versprochen, durfte ich nach bestandenem Studium heiraten. Mit dem Eintritt in den Familienbetrieb klappte es aber trotz größter Unterstützung von Vater und Bruder nicht. Ein Schnupper-Aufenthalt zwischen zwei Aktivdiensten bei der Schweizerischen Bankgesellschaft in Genf machte schnell deutlich, dass meine Veranlagung nicht bei einer Bank oder Versicherung angebracht war, sondern in einem praktischen Beruf. Bild 03 Reklame für die Weine vom Weingut Heberlein 1948 Jahrelang hatte ich mich auf einen Beruf vorbereitet, der nun für mich nicht infrage kam. Mein Vater war mit meinem Wunsch nach einem landwirtschaftlichen Gut einverstanden. Wir erfuhren zufällig von einem freigewordenen Weingut in Luganos Randgemeinde Pregassone. Die sofortige Besichtigung des 50.000 m² großen Muster-Weingutes "Viarnetto" machte Vater und mir großen Eindruck. Ich war gleich bereit, auf eigenem Grund und Boden die mir völlig unbekannten Berufe Rebbau und Kellerwirtschaft zu erlernen und im Frühjahr 1941 wurde das Weingut auf meinen Namen überschrieben. Meine Frau Erni mit dem kurz zuvor in Wattwil geborenen Töchterchen Maja reisten mir bald nach, und wir lebten trotz Weltkrieg und den für uns völlig neuen Verhältnissen glücklich im eigenen Heim. 1958 gaben wir das Weingut aus wirtschaftlichen Gründen auf und zogen nach Breganzona in unsere "Casa Corallo", die wir erst 1995 altershalber verließen und in die Residenza "Al Lido" in Locarno wechselten. Von der Thur zur Tauchschule Nervi - Fotografieren und Tauchen Unser Wohnhaus in Wattwil lag an einer alten Schleife der durch Korrektion stillgelegten Thur, wo noch viele Frösche und Kröten lebten. Kaum hatte ich laufen gelernt, entwischte ich, um meine Zeit am und im Wasser zu verbringen und das Leben zu beobachten oder in meiner Tasche Tiere ins Haus zu bringen. Vor allem mit meinem Bruder Edi liefen wir barfuß die Seitenbäche um Wattwil herum entlang. Später, im Besitze einer Fischereikarte, durfte ich unter Anleitung mit der Rute Forellen fangen. In unserer engeren Familie befasste sich niemand besonders mit Fotografieren oder gar Filmen. Außer den gewöhnlichen Kodak-Fotoboxen, jenen schwarzen, viereckigen Kästchen, kannte man kaum etwas Handlicheres. Ein Freund meiner Eltern, Walter Mittelholzer, ein bekannter Flieger und Fotograf, weckte mein Interesse am Fotografieren, und ich erhielt meinen ersten Unterricht in dieser Sparte auch gleich von diesem wahren Meister des Faches. Er schaffte kleinen Kodak-Fotoapparat für mich an mit Ausziehbalg, 2-3 Aufnahmezeiten, für Kleinformat. Durch die Auswertung der Fehler, die ich machte, wurden die Aufnahmen (meist Familienbilder, Reisefotos usw.) allmählich etwas besser. Bild04 Contax von 1932-36 Von meinen Trogener Schulkameraden lernte ich Kleinbild-Kameras kennen, mit denen man ausgezeichnete Resultate erzielte. Es war also nicht erstaunlich, dass mit dem Geld, dass ich für das strikte Einhalten des Rauchverbotes bis zum 20. Geburtstag bekam, nach dem Abitur 1932 eine Kleinbild-Kamera kaufte, eine damals hochmoderne “Contax". Nachdem ich im Fotografieren ordentliche Fortschritte gemacht hatte, tauschte ich meine viereckige "Contax" gegen eine moderne und viel handlichere "Leica", mit Zusatzlinsen für Tele- und Weitwinkel. Ich bekam oft Bücher zu meinen Interessengebieten geschenkt. Fasziniert war ich vor allem von Beebes “923 m unter dem Meerespiegel“, aber auch von Professor Auguste Piccards Artikel in der NZZ von 1947 “4000 m unter dem Meerespiegel“. Im selben Jahr schenkte mir Erni, meine Frau, das soeben herausgekommene, herrlich bebilderte Buch von Hans Hass “Drei Jäger auf dem Meeresgrund“, das Tauchen und Fische fangen für jedermann beschrieb, ausgerüstet nur mit Flossen und einer Gesichtsmaske. 1948/49 besuchten Erni und ich mit meinen Eltern Nervi bei Genua. An der “Passeggiata“ erlebten wir zum ersten Mal, wie direkt vor uns ein Taucher in die Tiefe stieß und mit einem Fisch an der Harpune zurückkehrt. Diesen modernen Tauchsport, der nur wenige Hilfsmittel verlangte, musste ich unbedingt lernen. Ich erfuhr, dass es in Italien die Möglichkeit gebe, einen Tauchkurs zu besuchen. Durchgeführt wurde dieser von der Flossen-Herstellerfirma Cressi in Genua 1951 auf der Insel Ponza. Leiter war Professor L. Ferraro, der im Zweiten Weltkrieg unter größter Lebensgefahr vier feindliche Schiffe versenkt hatte und mit einer Goldmedaille ausgezeichnet worden war. 16 Personen konnten an dem zehntägigen Kurs teilnehmen, bei äußerst einfacher Unterkunft und Verpflegung auf dem umgebauten Transport-Segel-Motorschiff "Laura", mit dem wir von Terracina in den Hafen von Ponza fuhren und dort blieben. Als einziger hatte ich noch nie getaucht. Bild06 Tauchausbildung (später, schon mit PTG) (Archiv M. Jung) Frau Ferraro gab mir als ausgebildete Sportlehrerin den ersten Unterricht und half bei der Wahl und beim Anziehen von Flossen und Maske. Nun kam für mich der große Moment. Was man im Meer sah und erlebte, kannte ich bisher nur aus Büchern. Aber bald lag ich im Wasser, unter der Aufsicht und gut instruiert von Frau Ferraro. Das Wasser war klar, und durch die Maske konnte ich mit eigenen Augen diese neue Welt sehen. Wenige Meter vor mir entdeckte ich ein mir unbekanntes, wurstartiges Tier. Langsam bewegte ich die Flossen und schwamm im Kreis herum, ohne das Tier aus den Augen zu lassen. Dieses Erlebnis musste ich sobald wie möglich mit meiner Familie, ja mit vielen naturverbundenen Menschen teilen können. Technischer Leiter des Lehrgangs war der Genuese Duilio Marcante, der von allem Anfang an unser größtes Vertrauen genoss. Duilios Verbundenheit mit dem Meer war vollständig. Sicher hätte kein Schweizer diese Meeresverbundenheit vorführen können, die Duilio schon als Junge mit seinen Kameraden erworben hatte. Er verstand es, jeden, der sich ins Wasser begab, zu überwachen und notfalls einzugreifen. Ausgezeichnet hat er dann auch die Tauchausbildung der kantonalen Zürcher Seepolizei übernommen, die vorher einen schweren tödlichen Unfall erlitten hatte. In Italien sprach man damals, im Gegensatz zu Frankreich, nicht von Tauchsport, sondern von „UW-Fischfang“. Als ich auf Ponza unter Anleitung von Ferraro meinen ersten Fisch unter Wasser harpunierte und an die gleiche Leine einen zweiten, soeben gefangenen, aufreihen wollte, krampfte sich irgendetwas in mir zusammen. Fische sind stumm, zumindest für unsere Ohren. Dennoch sträubte ich mich gegen diese gefühllose UW-Jagd. In Taucherzeitschriften und vor allem in Hans Hass‘ Büchern hatte ich so herrliche unter Wasser aufgenommene Bilder gesehen. Warum also sollte es nicht auch mir möglich sein, solche Fotos zu machen? Bei einer internationalen Fotoausstellung lernte ich 1951 in Lugano Schweizer Tauchsportler kennen, die ebenfalls mit Cressi zur Tauchausbildung gefahren waren. Paul Droz aus dieser Gruppe befasste sich aktiv mit der UW-Fotografie und stellte mir seine Eigenkonstruktion 1952 zur Verfügung, eine seiner ersten “Robot“-Kameras mit Selberaufzug. Bild07 Robot 1 mit Motoraufzug von 1935 Zu jener Zeit konnte man bei weitem nicht einfach in ein Spezialgeschäft eintreten und eine UW-Kamera kaufen. Mit geschickter Hand und sehr viel Geduld mussten die Pioniere selber ein Gehäuse für eine Kleinbildkamera bauen, was wasserdicht war, und durch dessen dicke Wände hindurch man zumindest die Aufnahme auslösen konnte. Zur Sicherheit war in das Messinggehäuse der Robot ein Ventil eingebaut, sodass man das Gehäuse mit einer einfachen Velopumpe unter Druck setzen konnte. War dieses nicht mehr dicht, kamen warnende Luftblasen zum Vorschein: man stieg auf, suchte und behob den Fehler wenn möglich, um die teure Kamera nicht durch Meerwasser zu gefährden. 1952 traf ich mich dann mit den Freunden vom Vorjahr wiederum auf der „Laura“ im Hafen von Lipari. Von dort aus unternahmen wir täglich herrliche Tauchausflüge rund um die Insel, oft auch zur Nachbarinsel Vulcano und zum Abschluss zum Stromboli. Ich tauchte aber anstelle einer Harpune schon mit dem UW-Fotoapparat, knipste fleißig, was mir gefiel, auch wenn ich das Resultat erst nach der Rückkehr in Lugano erfahren konnte. Ich war der einzige mit einer UW-Kamera; die anderen 15, auch die mittauchenden Frauen, wollten nur die UW-Jagd erlernen. Öfter sah ich bei meinen Kameraden ein kleines Lächeln, vor allem dann, wenn ich sogleich an Bord steigen und die Hände mit Süßwasser reinigen musste, um auch ja die kostbare Kamera und die Filme nicht zu beschädigen, oder wenn ich einen Fehler am Auslöser suchte und zu beheben versuchte. Was ich aber beim Tauchen mit der UW-Kamera erlebte, entschädigte mich für alle Mühen. Ich begann die Umwelt mit ganz anderen Augen zu betrachten, sah Details, die ich nie zuvor beobachtet hatte, zum Beispiel das Negativbild der Wellen, das auf den Meeresgrund geworfen und projiziert wurde, ein sagenhaftes Schauspiel, dass ich mit meinen allerersten Aufnahmen festhalten konnte. Auch ein versenktes Kabel bekam plötzlich Bedeutung, und natürlich die Fische, denen ich nichts zuleide tat und die ich hauptsächlich von der Seite, also im Profil, ablichten musste, um später zu wissen, um was es sich überhaupt handelte. Das Ergebnis meiner Auswahl aus 300 Aufnahmen war dann nach dem Urteil eines Berufsfotografen zu Hause erstaunlich gut. Es wurde mir auch bewusst, worin der Unterschied zwischen der UW-Jagd und dem UW-Fotografieren lag: die Jagd beschränkte sich auf den kurzen befriedigenden Augenblick des Abschusses, auf das Erlegen des Wildes. Zugegeben, auch für die UW-Jagd brauchte es viel weidmännisches Können. Dennoch war die UW Fotografie viel anspruchsvoller, vor allem aber währte das Glücksgefühl viel länger, man konnte die Bilder immer wieder anschauen und den Mitmenschen zeigen, wie viel Schönheit unter den Wellen zu entdecken war. Zudem hatten gute Bilder auch einen wissenschaftlichen Wert, denn sie halfen mit, die Welt unter Wasser besser zu verstehen. Ich setzte alle Hebel in Bewegung, um mir einen eigenen UW-Fotoapparat zu verschaffen, was damals durchaus schwierig war. Aber Paul Droz baute mir eine solche Kamera für das folgende Jahr. Beim nächsten Besuch in Zürich nahm ich einige der UW-Fotografien mit einem entsprechenden Text mit und klopfte ohne Voranmeldung bei der NZZ an. Diese neue Art der Fotografie im Wasser gefiel, und bald wurde zu meiner großen Freude ein ganzseitiger Artikel in der Sonntagsbeilage der NZZ veröffentlicht. Bild08 Bucht von Nervi mit dem "Centro Subacqueo" Von Anfang an leitete mich der Wunsch, die bis dahin fast unbekannte Welt unter Wasser jedermann nahe zu bringen, vor allem uns bergverwachsenen Schweizern. Beim nächsten Besuch mit Erni in Nervi kam mir auf einem Marsch am Meer entlang die Idee, hier, nahe der Weltstadt Genua eine Tauchschule zu gründen, mit Duilio Marcante als technischem Leiter und einem befreundeten Hotelbesitzer vor Ort als Geldgeber im Bunde. Tatsächlich konnte 1953 nach längerer Vorarbeit der erste Tauchkurs in Nervi durchgeführt werden, auch verbunden mit einem UW-Foto-Kurs unter Leitung von Paul Droz. Dieses "Centro Subacqueo di Nervi" hat unter dem unermüdlichen Einsatz von Duilio mehrere Jahrzehnte existiert und ist in Kennerkreisen in die Tauchgeschichte eingegangen. Expedition in den Persischen Golf Ausgerechnet am ersten Tauchkurs in Nervi nahm auch mein Freund aus der Pension in Trogen, Augusto Gansser, teil, inzwischen Professor für Geologie, der seinerzeit mit Professor A. Heim das herrliche Buch “Thron der Götter“ herausgegeben hatte. Gansser war vom Tauchkurs begeistert und lud Erni und mich ein, ihn und seine Familie in Teheran zu besuchen, wo er, direkt dem Schah unterstellt, Chef einer hauptsächlich aus Schweizer Geologen bestehenden Forschergruppe war. Anlässlich unseres dortigen Aufenthaltes beschlossen wir, in ein bis zwei Jahren im Persischen Golf eine Expedition durchzuführen, die sogenannte Expedition “SEP“, Submarine Expedition Persischer Golf. Da diese dank Gansser mit der - geheimen - Erforschung von Ölvorkommen in Zusammenhang stand, erhielten wir ungeahnt viel Unterstützung im Iran. Gansser war damals Chef-Geologe der „Iran Oil company“, und es ging dem Behörden darum, durch uns im Golf Quellen zu finden und zu fördern. Literatur über den Persischen Golf gab es kaum. Persönlich konnte ich die technische Leitung in diesen unbekannten und gefahrvollen Gewässern nicht übernehmen. Ich besprach alles mit Duilio Marcante, der zu meiner riesigen Freude bereit war mitzukommen. Er war der einzige, den ich kannte, der sich hundertprozentig zurechtfinden konnte und sich auch nicht vor Haien fürchtete, ganz im Gegensatz zu mir. Die Vorbereitung der "SEP" brachte trotzdem viele Schwierigkeiten mit sich. Im Iran bereitete Gansser alles minutiös vor, während ich für die Materialbeschaffung zuständig war, praktisch ohne Geld, nur mit der Möglichkeit, für die Lieferfirmen Reklame zu machen. Wir wollten überall, wo wir mit Geräten tauchten, moderne Pressluftgeräte benutzen, die in Italien damals kaum bekannt und schon gar nicht beliebt waren, auch Duilio musste davon zuerst einmal überzeugt werden. Es galt also, mich mit einem Hersteller solcher Geräte in der Schweiz in Verbindung zu setzen, der Firma AGA AG in Pratteln, und zu versuchen, sie dazu zu bringen, dass sie uns nicht nur für die Expedition SEP, sondern auch für Nervi ihre Apparate zur Verfügung stellte, gratis unter gewissen Bedingungen. Um im Persischen Golf dann unsere Flaschen selber füllen zu können, brauchten wir einen Kompressor, und die waren damals selten. Ich kannte nur den kleinen „Cornelius“ aus den USA, wusste aber von einer Herstellerfirma in Mailand, Radaelli, die ich besuchte. Es gelang mir, die Geschäftsleitung von der Wichtigkeit unseres Unternehmens zu überzeugen, und außerdem war der damals schon sehr bekannte Duilio ein gutes Aushängeschild. Mein Name hatte keinerlei Bedeutung, ich hatte noch nichts geleistet und konnte bloß ein paar UW-Fotos vorweisen. Besonders wichtig war der Sektor „UW-Fotografie“. Dazu brauchten wir nicht nur das beste Gerät, sondern auch ein Ersatzgerät, denn Reparaturen waren während der Expedition unmöglich. 1954 brachte die berühmte Firma Francke & Heidecke in Braunschweig ein ganz neues Gerät heraus, die „Rolleimarin“ mit Untertitel "Hans Hass". Ich erwarb eine "Rolleimarin" für mich und erhielt eine zweite leihweise für die Tauchschule in Nervi. Auch die Firma Robot, mit deren Kamera ich bisher fotografiert hatte, besuchte ich in Düsseldorf, und man stellte mir eine Kamera zur Verfügung. Dazu kamen Filme, Blitzlampen, Filmkameras mit Beleuchtung, Uhren und … Um sicher mit den Pressluftgeräten umgehen zu können, verbrachte ich 1954 drei Sommerwochenenden in Cannes in der Tauchschule von H. Broussard, wo ich sogar Taucher aus den USA kennen lernte und gute Kontakte knüpfte. Gleichzeitig bildete ich mich in der Handhabung meiner neuen UW-Kameras aus, zum Beispiel der "Rolleimarin", die gerade auf den Markt gekommen war für Schwarzweiß- und Farbaufnahmen (vergleiche die Fotos aus meinem Buch “Unterwasser-Welt“ und das darin abgebildete reichhaltige Material). Bild09 Rolleimarin von 1954 In Cannes trat ich auch dem "Club Alpine Sous-Marine“ bei, der unter seinen Mitgliedern eine Großzahl der Pioniere des modernen Tauchsport hatte. In der Nähe meiner Pension lebte Dimitri Rebikoff mit seiner Frau Ada Niggeler, einer Schweizerin. Sie stellt mich dem eigentlichen Begründer des modernen Tauchsportes vor: Cdt. Yves Le Prieur, den ich später in meinem zweiten Buch „UW-Welt“ ehren konnte, was ihn so sehr freute, dass er mir seinen Original-UW-Farbfilm aus den Jahren ca. 1936-38 schenkte. In Augusto Gansser besaßen wir einen mit Expeditionen ins „Unbekannte“ erfahrenen Leiter des Unternehmens SEP.. Im Januar 1955 starteten Duilio und ich in Rom. Volle 28 Tage lebten wir auf der Fregatte “Paläng“ (Leopard) und fuhren kreuz und quer durch den unbekannten Golf, praktisch unter dem Kommando von A. Gansser. Auf meiner leichten “Hermes Baby“ tippte ich laufend das Geschehen, tauchte daneben fleißig mit Duilio und fotografierte über und unter Wasser. Neben einigen nicht funktionierenden Kameras erlebten wir noch eine Enttäuschung: das Wasser im Golf war ungewöhnlich trübe und zum Fotografieren und Filmen, gar noch in Farbe, äußerst ungünstig. Auch die UW-Filmkamera mit ihren 25 kg Eigengewicht war zu schwer, um eingesetzt zu werden: wir mussten ja mit dem kleinen Dinghi zu den Inseln rudern und alles selber schleppen. Duilio leitete unsere UW-Einsätze vorzüglich. Er kannte keine Furcht, auch nicht vor den großen, in Mengen auftretenden Haien, die Probleme brachten. Von diesen Unannehmlichkeiten abgesehen war es eine hochinteressante Forscher-Fahrt in einer damals noch ganz und gar unbekannten Gegend. Die Ausbeute an UW-Fotos war erwartungsgemäß schlecht; die UW-Filmkamera konnte ich unter den vorgefundenen Verhältnissen nur zweimal einsetzen, und im Übrigen wollte ich mich auch nicht noch mehr zersplittern. Das Fehlen eines Kameramannes brachte - was wir im Vorhinein wussten - nur einen mittelmäßigen Erinnerungsfilm hervor; dennoch fanden die Aufnahmen ihrer Seltenheit wegen guten Anklang. Sogar das Schweizer Fernsehen, das damals noch in den Kinderschuhen steckte, zeigte Interesse für den Film, den ich nach Fertigstellung in Zürich vorführen durfte. Die große Auswahl an unter und über Wasser gemachten Fotos, ergänzt durch Ganssers unterwegs gemachten Fotos sowie seinen Landschafts- und Tierskizzen, machten den großen Buchverlag Orell Füssli geneigt, nach meinem Manuskript ein Buch herauszugeben. Nur aus dem vorgeschlagenen zügigen Titel - für eine Erstveröffentlichung nicht unwesentlich - wurde nichts, der Schah verbot persönlich “Zwischen Öl und Haien“ und auch, was der Tatsache entsprach, "Vergessene Inseln". So musste mein erstes Buch unter dem braven, wenig aussagenden Titel „Einsame Inseln“ 1955/56 erscheinen. Dass der Verlag Orell-Füssli dazu den Mut hatte, war schon erstaunlich. Tauchschule Barakuda Bei der Beschaffung von Material für den Persischen Golf kam ich auch mit der Firma Barrakuda in Hamburg in Kontakt. J. Bergann und zeitweise auch Dr. Ristau haben verschiedentlich unser 1952/53 gegründetes Tauchzentrum in Nervi besucht und wollten nun mit ihrer Tauchsportartikel-Firma eine eigene Tauchschule besitzen. Ich habe auf Elba in der Bucht von Porto Azzurro den passenden Platz gefunden, ganz in der Nähe des Leuchtturms und des festungsartig ausgebauten Gefängnisses. Die Tauchschule Barrakuda, hauptsächlich für Deutsche und Schweden, eröffnete 1956 und arbeitete unter Leitung von Alfred Diener und Dennis Oesterlund. Die Gegend und das Meer waren zauberhaft, nur mit der Unterkunft klappte es anfangs ganz und gar nicht. Dennoch war es ein Erfolg (vgl. Artikel in der "tauchen" von 1988). Bild12 Alfred Diener beim Fotografieren in Apnoe (Archiv M. Jung) Der technische Leiter der Tauchschule Elba, der Deutsche Alfred Diener, war ein draufgängerischer Instruktor, der angeblich im Zweiten Weltkrieg der Abteilung „Skorzeny“ angehört und bei der Befreiung Mussolinis aktiv mitgewirkt hatte (1943). Alfred schreckte vor nichts zurück-und verunfallte leider im Jahr danach (1957) tödlich, weil er mit einem Sauerstoff-Gerät zu tief getaucht war. Die Welt unter Wasser Je besser ich die Welt unter Wasser kennen lernte, desto mehr wuchs mein Bedürfnis, sie auch den Mitmenschen so anschaulich und so ehrlich wie möglich näher zu bringen. Mein Interesse war geweckt, und ich begann, weltweit über "das Meer“ ganz allgemein und über die vielen Aspekte Literatur zu sammeln. Aus der daraus gewachsenen privaten Bibliothek entstand schließlich die "DMH - Dokumenta Maritima Heberlein“. Zu jener Zeit befanden wir uns in einer wichtigen Phase der Meeresforschung. Der moderne Tauchsport hatte es jedermann ermöglicht, im Meer zu fotografieren und zu filmen und die Erkenntnisse weiterzugeben. 1956/58 beschloss ich, ein Buch über die Welt der Meere zu schreiben, dass ich Auguste Piccard und seinem Sohn Jacques widmen wollte. Ich wollte nicht nur Farbbilder zeigen, sondern auch über die Tauchtechnik und die Ausrüstung berichten und möglichst plastisch und verständlich die Ozeanographie und die Geschichte des Tauchens darstellen. Ende 1958 erschien beim Polydruck-Verlag in Distikon das BEA-Buch "Unterwasser-Welt", Deutsch und Französisch, genau nach meinem Vorschlag, in ausgezeichnetem Druck und mit etwa 100 Bildtafeln. Das "Zum Geleit“ verfasste mein lieber Freund Professor Auguste Piccard, nachdem er das Manuskript sorgfältig, Seite um Seite, gelesen hatte. Piccard hatte ich 1953 bei einem seiner Vorträge über seine Taucherfolge mit der Neukonstruktion "Trieste" bei der Insel Ponza kennen gelernt. Damals hatten wir mit der Tauchschule in Nervi ordentlich Erfolg. Piccard interessierte sich ehrlich für dieses “ Mini-Tauchunternehmen“ und lud mich ein, ihn in Lausanne zu besuchen. Die Vielseitigkeit dieses Gelehrten war fast unheimlich, er wusste einfach alles, aus jedem Gebiet. Und alles hatte er in seinem Kopf: Über maritime Belange den Schutz der Alpenflora, die kompliziertesten Konstruktionen modernster Geräte für die Erforschung im Weltall, auf der Erde, in der Tiefsee. Er war ein Universalgenie, dabei äußerst bescheiden, und vertraute sich mutig und ohne Zögern seinen Eigenkonstruktionen an. Während der Vorbereitung der Expedition in den Persischen Golf ergab sich auch Kontakt zu Professor A. Portmann, der uns bat, ihm von unserem Besuch der unbekannten Inseln Kleintiere für seine Studien an der Universität Basel mitzubringen. Die Beziehung zu Professor Portmann hat sich dann fortgesetzt, und ich durfte jederzeit mit meinen vielen Fragen ins Zoologische Institut kommen. Bild14 Professor Adolf Portmann (1897-1982) Eine äußerst wertvolle Hilfe wurde mir Portmann dann beim Aufbau der Zeitschrift "Nautilus", indem er Anregungen gab und Korrekturen übernahm. "Nautilus" wurde ab 1963 von der Firma GEIGY, später CIBA-GEIGY, in fünf Sprachen, 15 Nummern in Auflagen von ca. 500.000 Exemplaren weltweit herausgegeben. Bei dieser Zeitschrift "Nautilus" handelte es sich um eine mehrseitige Werbebroschüre, die an Ärzte und Apotheker der ganzen Welt versandt wurde, um Medikamente bekannt zu machen. Ärzte, die ja naturwissenschaftlich gebildet sind, haben im Allgemeinen auch eine enge Beziehung zur Natur und lesen gerne über ein der Medizin verwandtes Fach, vor allem wenn es interessant und von besten Autoren verfasst ist. Ich aber musste in meinem Hause für dieses Werk mein sogenanntes „Nautilus-Büro“ auftun und zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Aber ohne die Hilfe von Prof. Adolf Portmann wäre diese Zusammenarbeit mit Geigy nicht zustande gekommen: er übernahm mit Freude die wissenschaftlich-redaktionelle Verantwortung. Sein Vertrauen in mich, einen Laien auf diesem Riesengebiet der Ozeanographie, drückte er dadurch aus, dass er mich zu einem der offiziellen Vertreter der Schweiz bei der IOC-Kommission der UNESCO in Paris ernannte. Das war nun für mich ein „gefundenes Fressen“. In diesem Weltzentrum der Ozeanographen konnte ich, vor allem während der Sessionspausen, gleichberechtigt jedermann um Beiträge für Nautilus bitten und bekam auch vorzügliche Artikel aus den unterschiedlichsten Gebieten. Immer wieder versuchte ich, dass durch das moderne Tauchen leichter erschlossene Erleben unter Wasser zu verbreiten. So war ich der Firma Jelmoli in Zürich besonders dankbar für die Einladung, 1952 meinen ersten Vortrag über die UW-Welt in ihren Räumlichkeiten zu halten. Und 1955 konnte ich dort auch den Film über die Expedition in den Persischen Golf öffentlich zeigen. Nun schien auch der Zeitpunkt für eine Ausstellung auf breiterer Basis gegeben mit Vorträgen von Fachleuten. Mein gut ausgearbeiteter Vorschlag wurde vom weitsichtigen Firmenchef freudig begrüßt und die Ausstellung durchgeführt. Erstmals wurde hier auch auf den Schutz der bedrohten Unterwasserwelt und auf die Möglichkeiten hingewiesen, wie befriedigend der unblutige Schuss aus der Kamera sein kann. Im Hinblick darauf wurde ein Wettbewerb für die besten UW-Fotos mit eingebaut. Besuche in den USA Als ich mich 1954 in Cannes im Presslufttauchen ausbildete, lernte ich einen amerikanischen Physikprofessor von der University of Berkeley kennen. Er lebte damals mit Frau und Tochter in Genf und war beim Aufbau des internationalen “CERN“ als Spezialist beschäftigt. Ende 1960 kam ich erstmals nach Amerika, als ich unsere Tochter dorthin begleitet. Mit Professor Bradner, "Brad", hatten wir besprochen, unsere Töchter im Austausch sprachlich ausbilden zu lassen. Anlässlich meines Aufenthaltes konnte ich mit Brad westlich von San Francisco im Pazifik tauchen, wieder ein ganz neues Erlebnis. Hier wurde ich mit dem gewaltigen Unterschied des Tauchens im Mittelmeer und dem wilden Pazifik mit seinen tief gehenden und den Taucher hin und her tragenden Grundwellen konfrontiert und verstand nun auch, warum die Amerikaner so viel größerer Flossen-Blätter benutzen als wir im Mittelmeer. Und durch Bob Kendall, der uns schon einige Male in der Schweiz besucht hatte, kam ich nach La Jolla ins weltbekannte Marineforschungsinstitut“ SCRIPPS". Auch das "NEL" (Navy Electronic Laboratory) in San Diego durfte ich besichtigen. Diese ersten Kontakte mit den USA haben mir sehr viel gegeben, denn es ist etwas anderes, ob man Dinge mit eigenen Augen sieht, als sie in Büchern zu lesen. Vor allem auch die marinen Filme, die man mir im SCRIPPS vorführte, zeigten, was unsere Aufgabe, was möglich oder (noch) nicht möglich war. Und beeindruckend waren die Summen, die in den USA für die Marineforschung und Wissenschaft bereitgestellt und aufgewendet werden. Die Stiftung Documenta Maritima entsteht Bild15 Hermann Heberlein 1980 Das von mir im Laufe der Jahre gesammelte Schrifttum nahm zu meiner Freude, aber platzmäßig beängstigend zu. Ich begann, mir um dessen Zukunft Gedanken zu machen, auf jeden Fall sollte die Sammlung als Ganzes beisammen bleiben. Es war mir aber bewusst, dass ich keinem unserer vier Kinder diese umfangreiche Sammlung zumuten konnte. Was also sollte ich tun? Mit Freunden besprach ich mein Problem. Es kristallisierte sich heraus, dass eine Stiftung die beste Lösung wäre, die öffentlich zugänglich gemacht, weitergeführt und gut betreut wurde. Ich hatte die Sammlung als Laie begonnen, mit dem ersten Buch und dann dem zweiten. Als immer mehr Bücher dastanden, hatte ich sie nach meinem Gutdünken geordnet. Ich fing also an, die wichtigsten Sachgebiete alphabetisch zu ordnen und zu unterteilen. Mit den Jahren wurden daraus 96 verschiedene Gebiete, in 22 Hauptgebiete zusammengefasst. Ich ließ Karteikarten entwerfen und drucken, um jedem Buch, jeder einigermaßen bedeutende Schrift aufzunehmen. Die Stiftung wurde gegründet und fand im Natur-Museum Luzern eine gute Unterkunft. Verschiedene Professoren übernahmen der Reihe nach das Präsidium und kümmerten sich leider wenig um den in den Statuten festgelegten Sinn und Zweck der Documenta Maritima. Jeder dieser Herren konzentrierte sich vorwiegend auf sein eigenes Gebiet, dass sie freilich beherrschten, aber diese Spezialisierung und auch gewisse Scheuklappen haben das Gesicht der DMH leider ungünstig verändert, schon deshalb, weil immer nur Bücher dazu gekauft wurden, die dem Spezialgebiet des jeweiligen Präsidenten nützlich waren. Somit ergab sich eine Unausgewogenheit, und die sehr starke Kasse der Stiftung wurde arg belastet. Bild16 Übergabe der DMH an das Deutsche Schifffahrtsmuseum Die Periodika, deren viele von der ersten Nummer angesammelt worden waren, kamen nur noch unregelmäßig, weil man sich nicht um die Nachlieferung kümmerte und die Zeitungsausschnitte, eine nützliche (und seltene) Ergänzung der vielschichtigen Sammlung, gerieten völlig in Vergessenheit. Ob die DMH wieder einmal zudem auferstehen wird, was sie war und hätte sein können, wird die Zukunft zeigen. Anmerkung der Redaktion: Die gesamte Sammlung Heberlein ist heute im Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven gelagert: Signatur: A 1045/1950 Titel: Documenta Maritima, Stiftung Hermann Heberlein Luzern Entstehungszeitraum: 1978 – 1990 Schutzfristende: 31.12.1990 Physische Benützbarkeit: Uneingeschränkt Zugänglichkeit: Öffentlich Über die DMH wird auch berichtet in den Artikeln: Die Sammlung Documenta Maritima Heberlein, André Foulon, Tauchen 10/1983, S. 44-45 Informationen und Quellen (Hermann Heberlein II), Norbert Gierschner, Tauchgeschichte Spezial 9/2016 Bücher von Hermann Heberlein: Einsame Inseln, Verlag Orell-Füssli, Zürich, 1956 Unterwasserwelt, BEA Bücherdienst, Zürich, 1958 Aus der Pionierzeit der Zivilluftfahrt, Wattwil, Buchdruckerei 1972 Ursus, Gute-Nacht-Geschichten des Großvaters, 198x Weitere interessante Artikel zum Thema: Sporttauchen in Deutschland - Teil 1 - Die Anfänge, DIVEMASTER 56 Sporttauchen in Deutschland - Teil 2 - Der Durchbruch, DIVEMASTER 57 60 Jahre Barakuda, DIVEMASTER 62 Sporttauchen in Deutschland - Teil 3 - Die Auslandstauchbasen, DIVEMASTER 65, S. 59 ff. Am Anfang war das Buch (Hermann Heberlein I), Norbert Gierschner, Tauchgeschichte Spezial 9/2016, Kapitel 6, S. 37 Die ungekürzten Lebenserinnerungen LUGANO AL MARE (24 Seiten) und weitere Informationen zur Familiengeschichte sind zu finden unter goo.gl/h7pTjv Die Entstehung der deutschen Kampfschwimmer bis 1945 Von Jan Nabel Erste militärische Ansätze Die italienische Decima Mas (Decima Flotiglia Mas, die 10. Schnellbootflottille) Die königliche italienische Marine war die erste, welche Kleinkampfverbände, also Verbände kleiner Einheiten, die den Gegner an empfindlichen Stellen treffen sollten, aufstellte. Bereits gegen Ende des ersten Weltkriegs setzten die Italiener Kleinsttorpedoboote und bemannte Torpedos ein. Zwischen den Weltkriegen arbeiteten sie weiter an der Verbesserung ihrer Kleinkampfmittel, was 1935 den SLC (Siluro a Lenta Corsa, langsam laufenden Torpedo) hervorbrachte. Auf dem SLC fanden zwei Taucher im Reitersitz hintereinander Platz. Er wurde aus einem 53,3-cm- Standardtorpedo entwickelt. Der Fahrbereich betrug bei 2,5 Kn immerhin 10 sm und die Einsatztiefe lag bei 30 m, wurde aber häufig überschritten. Das Kopfteil bestand aus einer 300-kg-Sprengladung. Der erste Einsatz der SLC fand in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 1941 statt, als acht Sprengboote zusammen mit zwei SLC die britisch besetzte Insel Malta angriffen. Allerdings wurde bei der Sprengung der Hafensperre auch ein Brücke zerstört und somit die Zufahrt zum Hafen versperrt. Die Kampfmittel wurden von den Küstenbatterien zusammengeschossen und gingen verloren. Dagegen gelang drei SLC in der Nacht zum 20. September 1941 ein spektakulärer Erfolg als sie in den Hafen von Gibraltar eindrangen und Schiffsraum von insgesamt mehr als 50.000 BRT versenkten. Im weiteren Verlauf des Krieges gelangen der Decima Mas immer wieder beachtliche Erfolge durch den Einsatz von SLC, Sprengbooten oder Kampfschwimmern, allerdings wurden diese auch immer von hohen Eigenverlusten begleitet. Beim Angriff einer Gruppe von Kampfschwimmern und SLC auf den Hafen von Algier, bei dem 56.000 BRT versenkt wurden, kehrten zum Beispiel von 54 eingesetzten Soldaten nur 11 zurück, 16 starben, 27 gerieten in Gefangenschaft. Das letzte Unternehmen der Decima Mas im zweiten Weltkrieg fand im September 1943 in türkischen Gewässern statt. Der als Mitarbeiter des italienischen Konsulats getarnte Kampfschwimmer Oberleutnant Ferraro versenkte an drei Tagen drei Schiffe (15.000 BRT) mit Sprengladungen. Der italienische Kleinkampfverband war der erfolgreichste des 2. Weltkrieges. Von den insgesamt versenkten 31 Schiffen (225.298 BRT) entfielen 13 auf die Torpedoreiter (SLC), 10 auf Kampfschwimmer, 4 auf Kooperationen von Kampfschwimmern und SLC und 4 auf die Sprengboote. Wichtigste Ausbildungsstandorte der italienischen Kampfschwimmer-Verbände waren La Spezia (Marinetaucherschule), Valdagno Nincenza (Kampfschwimmerschule), Termoli (Meeresschwimmerschule) und Serchio (Ausbildungscamp für Torpedoreiter). Nach der Kapitulation Badoglio-Italiens kämpften viele Männer der Decima Mas auf Seite der Deutschen weiter, einige schlossen sich den Partisanen an. Der britische "Service for Special and Hazardous Operations" Die Royal Navy verließ sich als traditionell stärkste Flotte der Welt bis in den zweiten Weltkrieg hinein auf ihre konventionelle Überlegenheit. Erst die beachtlichen Erfolge des italienischen Kleinkampfverbandes, besonders der erfolgreiche Einsatz von drei SLC gegen den Hafen von Alexandria, den britischen Haupthafen im Mittelmeer, veranlasste die Führung der Royal Navy, über eigene Kleinkampfmittel nachzudenken. Anfang 1942 wurde der "Service for Special and Hazardous Operations" gegründet, und im April trafen die ersten Freiwilligen, meist Taucher und U-Bootfahrer, in Port Blockhouse bei Portsmouth ein, wo die Sonderausbildung durchgeführt werden sollte. Die ersten britischen Kommandounternehmungen, die sich vorwiegend gegen Häfen des von Deutschland besetzten Norwegens und die Nordatlantikküste Frankreichs richteten, waren allerdings nur von mäßigem Erfolg begleitet. Oft handelte es sich bei den Operationen um Stoßtrupp-Unternehmungen bis hin zur Regimentsstärke, welche häufig von hohen Verlusten begleitet waren. Am 30. November 1942 startete die Royal Navy ein völlig neuartiges Unternehmen. 11 Mann unter der Führung von Major Hasler sollten mit Faltkanus in den Hafen von Bordeaux eindringen und dort Schiffe versenken. Sie waren mit .45er Colt-Pistolen, Kampfmessern, Magnet-Haftladungen, wasserdichten Anzügen und Trillerpfeifen, die den Schrei der Seemöwe imitierten, ausgestattet. Nachdem das U-Boot "Tuna" die Männer verbracht hatte, zerbrach das erste Kanu beim Zuwassergehen, zwei weitere zerstörte die Springflut beim Anlanden an der Küste. Die restliche Strecke zum Hafen sollte in drei Nächten zurückgelegt werden, tatsächlich erreichten aber nur Major Hasler selbst und sein Hintermann das Ziel. Sie konnten Sprengladungen an sechs Schiffen anbringen, von denen vier sanken. Danach flüchteten sie, wie es der Auftrag vorsah, über die Pyrenäen in das neutrale Spanien. Die vier weiteren Kanuten, die es bis zur Küste geschafft hatten, wurden von den Deutschen gefangen genommen und später als Agenten erschossen. Auch Torpedoreiter wurden von den Briten eingesetzt. Dabei handelte es sich um einen Nachbau des italienischen SLC, von denen der Royal Navy bei missglückten Angriffen der Decima Mas einige in die Hände gefallen waren. Ab dem Frühsommer 1944 verlagerte die Royal Navy ihre Angriffe in den asiatischen Raum und konnte dort zunehmend Erfolge erzielen. Der Kleinkampfverband der Kriegsmarine und die ersten deutschen Kampfschwimmer Die Entstehung der Idee vom deutschen Kampfschwimmer Die Geschichte der deutschen Kampfschwimmer beginnt mit einer Ägäis-Expedition des Meeresforschers Hans Hass Mitte Juli 1942. Bei seiner Expedition wurde Hass von Alfred von Wurzian begleitet, den er schon 1937 während seines Studiums der Rechtswissenschaften in Wien kennen gelernt hatte. Bereits 1939 ging Hass mit Wurzian auf eine Expedition in die Karibik (Curacao und Bonaire). Dort erlitt Wurzian beim Tauchen mit einem offenen Taucherhelm einen Dekompressionsunfall, der aber glimpflich verlief. Wegen des Ausbruchs des 2. Weltkriegs wurden Hass und Wurzian länger als geplant auf Curacao festgehalten und mussten über die USA, China und Russland nach Wien zurückkehren; die Reise dauerte insgesamt 18 Monate. Bei der nächsten Expedition in die Ägäis wurden erstmals Taucherflossen in Kombination mit einem von Hass und Dräger umgebauten Sauerstoff-Kreislaufgerät eingesetzt, was sich als sehr vorteilhaft erwies. Während Hass im Folgenden die Nutzung des Sauerstoff-Kreislaufgerätes zu Forschungswecken vorantrieb, hatte Wurzian die Idee, das Gerät für militärische Zwecke zu nutzen. Während eines Besuchs der Expedition durch den kommandierenden Admiral Ägäis, Vizeadmiral Erich Förste (die Kriegsmarine und der Reichsforschungsrat unterstützten die Expedition von Hass finanziell), nutzte Wurzian die Gelegenheit und stellte dem Admiral seine Kampfschwimmeridee vor. Förste leitete einen Bericht mit Wurzians Idee an das Marinegruppenkommando Süd in Sofia weiter. Dort las der Chef des Stabes, Kapitän Helmut Heye,den Bericht mit großem Interesse. Heye, der im September 1942 selbst kommandierender Admiral für des Scharze Meer wurde, hatte fast zeitgleich von großen Erfolgen der Decima Mas im Schwarzen Meer erfahren und entwickelte sich zum Fürsprecher und Wegbereiter für diese Art von Sondereinheiten. Nach der Ägäis-Expedition begann für Wurzian im November 1942 der militärische Alltag als Unteroffizier und Ausbilder in der Artillerie-Ersatz-Abteilung 102 in Olmütz. Auch hier warb er unermüdlich für seine Idee, so dass ihn sein Kommandeur schließlich beurlaubte, damit er in Berlin dafür werben konnte. Anfang 1943 in Berlin angekommen, sprach Wurzian zuerst beim Waffenhauptamt der Kriegsmarine vor. Seine Pläne überzeugten die Kommission, die in viel größeren Dimensionen dachte, allerdings nicht. Auch bei der Pionierabteilung des Heeres und bei der Waffeninspektion der SS hatte Wurzian keinen Erfolg. Erst beim OKW-Amt Ausland/Abwehr Abt.lI (abgekürzt Abwehr II), dessen Amtschef Admiral Wilhelm Canaris war, fanden Wurzians Vorschläge Gehör. Die Abwehr II war zuständig für Sabotage, aktiven Sabotageschutz und die Vorbereitung und Durchführung von Kommando-Unternehmen. Da solche Unternehmungen einen speziellen Typ von Soldat erfordern, wurde eine geheime Haustruppe der Abwehr II ins Leben gerufen, die später nach ihrem ersten Aufstellungsort, der Stadt Brandenburg, benannt wurde. Die "Brandenburger" verfügten über ein Ausbildungslager am Quenzsee, welches jeder zukünftige Agent durchlaufen musste. Im Laufe des ersten Weltkriegs hatte die Abwehr bereits fünf Spezialisten für Schiffssabotage ausgebildet, von denen besonders Friedrich Hummel hervorzuheben ist. Allerdings waren die Methoden der Abwehrmänner meist auf Überwassersabotage von Schiffen beschränkt und da die Führung der Abwehr bereits von den großen Erfolgen der italienischen Decima MAS, speziell der Gamma-Schwimmer, gehört hatte, aber deren genaue Einsatzverfahren, Taktiken und Ausrüstung nicht kannte, sah sie durch Wurzian die Möglichkeit, eine eigene Kampfschwimmergruppe aufzubauen. Wurzian hielt sich einige Zeit auf dem Quenzgut und in den Entwicklungslaboren des Regiments Brandenburg auf und absolvierte auch Teile der Agentenausbildung auf dem Quenzgut, bevor er im April 1943 ganz von seiner alten Einheit zur Abwehr wechselte. Kurze Zeit später wurde das Regiment Brandenburg nach einigen Umbenennungen allerdings aus der Abwehr II ausgegliedert und dem Wehrmachtführungsstab unterstellt. Lediglich das Lehrregiment Kurrust wurde aus der Division Brandenburg herausgelöst und blieb der Abwehr erhalten; neben den meisten Ausbildern und Experten wurde auch Alfred von Wurzian hier geführt. Parallel zu seiner Ausbildung auf dem Quenzgut begann Wurzian in Zusammenarbeit mit Neumeyer, dem Leiter der geheimdienstlichen Forschungsstelle der Abwehr, die Ausrüstung der zukünftigen Kampfschwimmer zu entwerfen. Dazu und zur Erprobung bekam Wurzian den Gefreiten Reimann vom Regiment Brandenburg an die Seite gestellt. Bereits im April sollte Wurzian seine Fortschritte im Berliner Olympiabad anlässlich des Besuchs der italienischen Offiziere Borghese und Masciullni vorfuhren. Grund des Besuchs war ein Gedankenaustausch der Verbündeten. Da die Italiener auf dem Gebiet der Unterwassersabotage viel weiter waren als die Deutschen, diese aber einen Vorsprung bei der Landsabotage hatten, beschloss Borghese, die Geheimnisse der italienischen Kampfschwimmer gegen deutsches Know-How zur Überwasser-Sabotage zu tauschen. Dazu sollten einige Soldaten der Abwehr zum Ausbildungskurs der Decima Mas geschickt werden, um dann später in Deutschland als Lehrer zu fungieren. Außerdem wurden einige italienische Unterwasseratemgeräte und Freitauchanzüge gegen deutschen Plastiksprengstoff getauscht. Im Juli 1943 machten sich Wurzian und Reimann auf den Weg in das italienische Ausbildungslager Quercianella-Sonnino, etwa 10 km südlich von Livorno, und traten dort am 1. August ihr neues Kommando beim Chef der italienischen Kampfschwimmerausbildung, Kapitänleutnant Eugen Wolk, an. Zwischen Wolk und Wurzian, die ihre Zuneigung zum Wasser verband, entwickelte sich schnell ein vertrauensvoll bis freundschaftliches Verhältnis und Wurzian konnte in der Zeit bei der Decima Mas viel lernen. Er und Reimann beschäftigten sich nicht nur eingehend mit der Ausrüstung der Italiener, sie nahmen auch an Schwimm-, Tauch-und Sportübungen teil, übten das Ausschleusen aus einem U-Boot und das Anbringen von Unterwasser-Haftminen und weitere Verfahren der Italiener. Am 8. September 1943 beendete der Waffenstillstand der italienischen Regierung mit den Alliierten die Zusammenarbeit zwischen Wolk und Wurzian. Da diese Wendung auch Wolk unvorbereitet traf, ließ dieser Wurzian und Reiman vorerst in einem Zelt festsetzen. Wurzian wollte keine Gefangennahme riskieren und flüchtete noch am selben Tag mit Reimann auf einem LKW, der Richtung Livorno abfuhr, wo sich die italienische Kommandantur befand. Auf der Ladefläche des LKW befand sich ein Koffer mit Geheimdokumenten, Bauplänen für italienische Einmann-Tauchboote und andere Kleinkampfmittel der italienischen Marine. Kurz vor Livomo sprangen Wurzian und Reiman mit dem Koffer von der Ladefläche und versteckten sich bis zum nächsten Morgen, um dann Livorno in einem großen Bogen zu umgehen und parallel zur Straße Richtung Pisa auf deutsche Truppen zu stoßen, denen sie sich anschlossen. Schnellstmöglich kehrte Wurzian nach Berlin zurück, Reimann musste in Italien bleiben. Als Wurzian am 13. September in Berlin ankam, lieferte er die Geheimdokumente bei Neumeyer, dem Oberingenieur der Abwehr, ab und bekam daraufhin einige Tage Sonderurlaub. Schon nach zwei Tagen rief Abwehrchef Admiral Canaris an und vereinbarte ein Treffen mit Wurzian. Canaris erläuterte Wurzian, dass Borghese erklärt habe, mit der Decima Mas auf deutscher Seite weiterzukämpfen, und gab ihm den Auftrag, als Verbindungsoffizier in La Spezia, dem Hauptquartier der Decima Mas, zu fungieren. In dieser Zeit als Verbindungsoffizier brachte Wurzian alIe seine Pläne bezüglich einer deutschen Kampfschwimmertruppe zu Papier. Als er schließlich im November von Korvettenkapitän Kamptz-Borken von seinem Posten abgelöst werden sollte und seinen Nachfolger in die Gegebenheiten vor Ort einwies, warb Wurzian auch hier für seine Idee. Kamptz-Borken war von Wurzians Plänen beeindruckt und versprach, sich dafür einzusetzen. Tatsächlich kam Anfang Dezember eine Marinekommission nach La Spezia, um Wurzians Idee zu prüfen und einer Tauchvorführung beizuwohnen. Wurzian führte dazu mit Reimann, der direkt aus Pisa nach La Spezia gereist war, einen gefechtsmäßigen Übungsangriff auf ein im Hafen liegendes Kriegsschiff durch. Beide blieben trotz erhöhter Wachmaßnahmen unerkannt und beeindruckten damit die Kommission, die mit dem Versprechen abreiste, bald wieder von sich hören zu lassen. Einige Tage später erhielt Wurzian die Nachricht, dass Anfang Januar eine Gruppe von Marinesoldaten kommen sollte, um einen Kampfschwimmer-Ausbildungskurs zu absolvieren. In der Zwischenzeit hatte Eugen Wolk ein neues Quartier für seine Kampfschwimmertruppe ausfindig gemacht, um diese besser geheim halten zu können: Valdagno im südlichen Dolomitengebirge sollte auch der Ausbildungsstandort der ersten deutschen Kampfschwimmer werden. Die Ausbildung der ersten deutschen Kampfschwimmer Anfang Dezember 1943 kamen Wurzian und Wolk mit seiner Truppe von ca. 80 italienischen Kampfschwimmern in Valdagno an. Der Ort bot sich u.a. wegen seiner exzellenten Trainingsmöglichkeiten (Schwimmhalle, Sportstadion und Turnhalle), die alle von der deutschen Kommandantur beschlagnahmt waren, an. Hierher kamen nun auch die ersten deutschen Soldaten zur sogenannten Meereskämpfer-Ausbildung. Es waren Soldaten der Abwehr, des SS-Reichssicherheitshauptamtes und der Kriegsmarine sowie Fallschirmjäger und Gebirgsjäger. Mit den ersten etwa zwei Dutzend Abwehrleuten kam auch Hauptmann Neizert, der erste Kommandeur der neu aufgestellten "Meeresjäger-Abteilung Brandenburg" und Wurzians Vorgesetzter. Die verschiedenen Gruppen der Auszubildenden waren sehr unterschiedlich. Die Soldaten der Abwehr waren durchweg hoch motiviert und gut ausgebildet. Sie hatten die Sonderausbildung der Abwehr im Quenzgut durchlaufen und waren auf gefährliche Einsätze vorbereitet. Die ersten Kampfschwimmereinsätze wurden später fast ausschließlich mit Freiwilligen aus ihren Reihen bestritten. Die SS-Angehörigen hingegen waren degradierte und zum Tode verurteilte Soldaten von der "Sondereinsatzabteilung z.b.V. Oranienburg", der Bewährungskompanie innerhalb des SS-Jagdverbandes Mitte. Sie waren aus verschiedensten Gründen an der Front verurteilt worden und sollten durch einen besonders gefährlichen Einsatz ihr Todesurteil egalisieren und ihre Sünden wieder gutmachen. Mit diesen Männern, deren Hintergrund anfangs unbekannt war, sollten sich fortlaufend unliebsame Zwischenfalle ereignen. Das große Problem war, dass sie disziplinarisch nicht dem Kommandeur der Meeresjäger-Abteilung unterstanden, sondern dem Chef des Amtes VI-S im Reissicherheitshauptamt, dem SS-Sturmbannführer Otto Skorzeny. Die ca. 20 Mann der Kriegsmarine waren durchweg erstklassige Sportschwimmer. Es waren bekannte Namen wie Herbert Klein, Hans Bretschneider, Albert Lindner, Karl-Heinz Kayser und Werner Bullin und weitere, die teilweise Weltrekorde geschwommen waren oder noch schwimmen sollten. Ein Teil von ihnen war zuvor als "Wettkampftruppe Schwimmen" eingesetzt gewesen und körperlich in glänzender Verfassung, aber ihr Wille, gefährliche Einsätze durchzuführen war sehr zurückhaltend. Ihr einhelliger Kommentar gegenüber Wurzian lautete anfangs: "Wenn Sie glauben, dass wir bei Ihrem Selbstmörderkommando mitmachen, da irren Sie sich." Wurzian gelang es aber, sie von der sportliche Seite an die Sache heranzuführen und zunächst einmal zur Teilnahme an der Sportausbildung zu bewegen, so dass die ehemaligen Wettkampfschwimmer nach und nach ihre Voreingenommenheit verloren und sich später vermehrt freiwillig zu Einsätzen meldeten. Zu diesen ca. 60 Erstankömmlingen aller Dienstgradgruppen stießen nach und nach immer mehr Freiwillige hinzu, vor allem aus den Reihen der Kriegsmarine/U-Boot-Flottille. Nach außen hin war das Ausbildungslager in Valdagno als Soldatenerholungsheim getarnt. Der eigentliche Tagesablauf bestand überwiegend aus Langstreckenschwimmen, Tauchen, Nahkampfausbildung und Leichtathletik. Anfangs gab es noch große Probleme und die Stimmung war schlecht. Auch die Versorgung ließ zu wünschen übrig. Im März kam der Hauptmann Friedrich Hummel nach Valdagno (hier arbeitete er unter dem Decknamen Helmers) und übernahm Neizerts Posten. Durch seine herausragenden Führungsqualitäten schaffte Hummel es, die Rivalitäten zwischen den einzelnen Gruppen zu unterbinden und einen gemeinsamen Gruppengeist zu formen. Wurzian meinte später, dass Hummel der Einzige gewesen sei, "der in der Lage war, diesen wilden Haufen zu führen". Um Gruppenbildung zwischen den Wehrmachtsteilen zu vermeiden und die Ausbildung besser zu strukturieren, wurden die Soldaten in drei Leistungsgruppen eingeteilt. Als dann am 20. April der neue Kleinkampfverband der Kriegsmarine (KdK) unter Konteradmiral Helmuth Heye gebildet wurde und die Kriegsmarine die Meeresjäger darin integrierte, waren alle Rivalitäten zwischen den Gruppen endlich aufgehoben und die Stimmung wurde zunehmend besser. Auch die Versorgungslage wurde dadurch positiv beeinflusst. Die "Meeresjäger-Abteilung Brandenburg" wurde im Zuge der Herauslösung aus der Abwehr in "KdK-Lehrkommando 700" umbenannt. Auch die "Küstenjägerabteilung Brandenburg", die überwiegend aus Sturmund-Landungsbooten bestand, wurde in den K-Verband integriert und bildete zusammen mit der ehemaligen Meeresjägerabteilung die Keimzelle des neuen Verbandes. Auch die Führung wurde gewechselt. Hummel musste sein Kommando über die Meeresjäger widerwillig an Doktor Armin Wandel, einen Stabsarzt der Kriegsmarine, abgeben. Wandel brachte wichtige Erfahrungen in der Tauchmedizin mit und diente als Aushängeschild für die als Erholungsheim getarnte Abteilung. Parallel zu der Umorganisation der Kampfschwimmereinheit versuchte Otto Skorzeny, seinen Einflussbereich zu erweitern und hoffte, auf Dauer die alleinige Kontrolle über diese Sondereinheit zu bekommen. Im Februar 1944 war Skorzeny Leiter des SS-Projektes Sonderwaffen geworden, daher beanspruchte er nun auch eine Mitsprache bei der Unterwasserkriegsführung. In der Theorie war die Kriegsmarine für Küstengebiete und die SS für Binnengewässer zuständig, doch aufgrund von Rivalitäten und Machtbestrebungen sollte es in der Praxis immer wieder zu Streitigkeiten zwischen K-Verband und SS kommen. Ende Mai waren die ersten Kampfschwimmerschüler nach 5-monatiger Hallenausbildung mit ihrem Training weit genug fortgeschritten, um mit der Meeresausbildung zu beginnen. Auch hier war es wieder Eugen Wolk, der den passenden Standort ausfindig machte. In Alga auf der kleinen Insel San Girgio, etwa drei Kilometer südlich von Venedig und abseits der hoch frequentierten Fährstraßen gelegen, befand sich ein altes Munitionsdepot des italienischen Militärs. Die Insel war durch hohe Mauern gegen neugierige Blicke geschützt und wurde wie Valdagno auch als Soldatenerholungsheim getarnt. Da die Wassertemperaturen Mitte Juni in der Lagune von Venedig gestiegen waren, konnten die ersten Aspiranten nun mit der Meeresausbildung beginnen. Ein Teil der Kampfschwimmerschüler verblieb in Valdagno. Außerdem wurde parallel zu Valdagno seit dem Frühjahr ein weiterer Standort für die Hallenausbildung an der SS-Junkerschule in Bad Tölz aufgebaut. Die SS-Junkerschule war die Kaderschmiede der Waffen-SS. Der erste Lehrgang dort umfasste 68 Teilnehmer, die im Anschluss an ihre Hallenausbildung ebenfalls nach Venedig verlegt wurden. Als zweites Ausbildungslager für die Freiwasserausbildung wurde List auf Sylt ausgewählt. List wurde aber erst im November in Dienst gestellt und diente dann nur noch als Ausweichquartier für die Ausbildungslager Valdagno und Venedig, die aufgegeben werden mussten. Eine weitere Kampfschwimmerschule in der Slowakei in Bled wurde nicht mehr realisiert. Am 30. Juni besuchte Otto Skorzeny, der inzwischen erheblich an Macht gewonnen hatte, da laut Führerbefehl vom 1. Juni große Teile der Abwehr der SS unterstellt worden waren und Skorzeny nun das Kommando über die ehemalige Division Brandenburg und sämtliche Kommandoeinsätze hatte, Valdagno und Venedig, um hier jeweils einen Übungstauchgang durchzuführen. Anfang Juli kommandierte Skorzeny den hochstrebenden SS-Untersturmführer Walter Schreiber nach Valdagno. Schreiber, der eine NS-Eliteausbildung absolviert hatte (NAPOLA und Universität Wien), sollte neben der Kampfschwimmerausbildung als Verbindungoffizier zwischen Kriegsmarine und SS fungieren. In Alga stärkte Wurzian weiter den Zusammenhalt zwischen den Männern. Zum Beispiel gab es Schlafräume für vier Mann und Wurzian richtete diese so ein, dass immer eine gemischte Belegung quer durch alle Wehrmachtsteile und Dienstgrade zustande kam. Auch Italiener und Deutsche wurden zunehmend gemischt und alle Mahlzeiten, gleich ob Offiziers-oder Mannschaftsdienstgrad, gemeinsam eingenommen. Bald entwickelte sich innerhalb der Gruppe ein echtes Teambewusstsein. Bei der Meeresausbildung versuchte Wurzian, möglichst alle denkbaren Gefahren durch pausenloses Training beherrschbar zu machen. Die regelmäßige Tagesschwimmleistung mit Flossen lag bei 10 km. Die Übungseinsätze begannen immer vor der ehemaligen Kirche von Alga an einem kleinen Bootssteg und führten die Männer je nach Ausbildungsstand in die Kanäle Venedigs und das Arsenal der italienischen Marine Venedigs. Die Aufträge waren abwechslungsreich, kamen den Aufgaben echter Einsätze sehr nahe und wurden ausschließlich nachts durchgeführt. Wenn der Ausbildungsstand hoch genug war, wurden die Männer losgeschickt, um etwas zu rauben. Einmal war es ein Ruderboot aus dem Marinearsenal, ein anderes Mal eines der Schnellboote auf dem Canale Grande, ein weiteres Mal eine Kiste Obst vom Obstmarkt. Manchmal wurden die Männer auch nachts mit Motorbooten auf die Adria herausgefahren und mussten jeder für sich allein per Kompass den Weg zurück zur Insel finden. Auch der Unterwasserschrei wurde geübt. Wurzian selbst ging bei vielen Übungen gemeinsam mit seinen Schülern ins Wasser, teilweise absolvierte er 12 und mehr Tauchgänge an einem Tag. Bei all den Übungen, die jeden EinzeInen an seine Leistungsgrenze führen sollten, gab es auch zwei Todesfälle. Am 20. Juni 1944 ertrank der ehemalige Meisterschwimmer Werner Bullin, vermutlich aufgrund einer Blockade der Sauerstoffzufuhr seines Gerätes, die zur Ohnmacht unter Wasser führte. Am 31. August erlitt der Falschirmjäger-Obergefreite Herbert Klein einen Schwächeanfall unter Wasser und erbrach sich in sein Gerät, woraufhin er erstickte. Anfangs waren die Meereskämpfer von den UnfäIlen schockiert und verunsichert, aber schnell gewann der Gedanke, auf sich allein gestellt etwas Großes leisten zu können, wieder die Oberhand. Aufgrund dieser tragischen Ereignisse plante Wandel auch die Einführung einer Sicherheitseinrichtung (einer Art Sicherheitskragen), mit der sich in Not geratene Taucher an die Wasseroberfläche befördern sollten. Die deutsche Industrie konnte diese Idee in der späten Phase des Krieges aber nicht mehr umsetzen. Die Versorgung mit Tauchgeräten war seit der Übernahme der Meereskämpfer durch die Kriegsmarine enorm besser geworden. So schrieb Wandel am 27. August an Heye, dass aufgrund nun ausreichend vorhandener Tauchgeräte die Freiwasserausbildung der Kampfschwimmer von vier auf zwei Monate verkürzt werden konnte. Woran es noch mangelte, waren Zünder für die Sprengstoffpakete der Schwimmer. Ab Ende August kamen auch die ersten Männer aus der SS-Junkerschule in Bad Tölz nach Venedig. Die Ausbildung der Männer in Bad Tölz hatte im Schnitt sieben Wochen gedauert und musste aus Geheimhaltungsgründen in der Zeit zwischen 22 und 6 Uhr stattfinden. Wandel und Wurzian beschrieben den Ausbildungsstand der Bad Tölzer später als "über den Erwartungen". In Alga entwickelte Wurzian die Angriffstaktiken weiter, die er von den Italienern erlernt hatte. Statt, wie es bisher üblich war, sich die letzten 200 m bis zum Schiff unter Einsatz eines Tarnnetzes (beispielsweise ein Stück Treibgut) treiben zu lassen und erst an der Bordwand des Schiffes abzutauchen (und dabei auch erst unter dem Schiff auf Geräteatmung zu gehen), lehrte Wurzian seine Schüler, bereits 100-200 m vor dem Ziel mit dem eingelegten Mundstück abzutauchen und per Kompass zum Ziel zu navigieren. Danach sollten die Männer ihre Ladungen an der Schlingerleiste des Schiffes verklemmen, sich von der Strömung in sichere Entfernung treiben lassen und erst dort auftauchen, um dann unter Umständen kilometerweit bis zu einem wartenden Boot oder an Land zu schwimmen. Ab September wurde die Kampfschwimmerabteilung sowohl in Valdagno als auch in Venedig durch die stark sinkenden Temperaturen eingeschränkt. Dadurch wurde die Ausbildung auch erstmals mit infanteristischen Inhalten gefüllt. Der September 1944 markierte den Bruch zwischen Kriegsmarine und SS und das Ende der gemeinsamen Kampfschwimmerausbildung. Zunehmend beklagte Wandel die andauernden disziplinarischen Schwierigkeiten mit den kommandierten SS-Soldaten, die direkt Otto Skorzeny unterstanden. Auch ihr Ausbildungsstand war schlecht, wodurch der allgemeine Ausbildungsbetrieb gestört wurde. Ausgangspunkt des endgültigen Zerwürfnisses zwischen SS und Kriegsmarine war der Fall des SS-Angehörigen Rockstroh, der nach seiner Festsetzung bei einem Fluchtversuch vom Wachposten erschossen wurde. Ende September erging der Befehl, dass alle SS-und Abwehr-Angehörigen des LK 700 nach Bad Tölz kommandiert werden sollten. Aus Bad Tölz wurden alle Angehörigen der Kriegsmarine nach Valdagno geschickt, und die SS-Junkerschule wurde nun ausschließlich zur Ausbildung von SS-Kampfschwimmern genutzt. Parallel zu Bad Tölz bauten SS und Abwehr auch noch eine Kampfschwimmerschule im Dianabad in Wien auf. Führer der neuen SS-internen Kampfschwimmer-Ausbildungseinheit wurde Hummel. Zusätzlich war er noch Administrator und Koordinator der Kapfschwimmer-Einsätze der SS und das in Personalunion zu seiner Planstelle als Kommandeur des SS-Jagdverbandes Leistelle West. Im Zuge des Wechsels von der Kriegsmarine zum Reichsicherheitshauptamt wurde aus dem Hauptmann Helmers der Hauptmann Wimmel. Zwischen Wandel und Skorzeny entbrannte noch eine Art privater Krieg, bei dem Skorzeny aufgrund seiner Nähe zu Hitler große Vorteile für sich ausspielen konnte. So warf er Wandel die nicht genehmigte Benutzung eines Dienstwagens vor und forderte über Dönitz von Heye, ein Strafverfahren gegen Wandel einzuleiten. Dieser konnte die Vorwürfe abmildern, bekam allerdings drei Wochen Stubenarrest und war so als Einheitsführer des LK 700 unhaltbar geworden. Im Januar 1945 musste Heye Wandel schließlich durch Korvettenkapitän Lüdke, der kurz zuvor einen Kampfschwimmergroßeinsatz im Weichselbogen geleitet hatte, ersetzen. In der zweiten Hälfte des Jahres 1944 befand sich der Krieg schon in einem Stadium, in dem alle Fronten in Europa zusammenbrachen und der Sieg der Alliierten nur noch einige Monate dauern konnte. Am 30. November schließlich wurden die Lehrgangslager in Valdagno und Venedig endgültig vom Kampfschwimmer-Lehrkommando aufgegeben, allerdings noch bis Kriegsende von anderen Einheiten des K-Verbandes genutzt. Alle Lehrgangsteilnehmer wurden zum Lehrgangslager in List auf Sylt in Marsch gesetzt. Hiermit endete auch die Verwendung von Alfred von Wurzian als Ausbildungsleiter. Er wurde am 26.11. in den Stab des Admirals der Kleinkampfverbände versetzt und sollte dort die Erprobung neuer Tauchgeräte vorantreiben. Nach dem Verlassen von Valdagno und Venedig fand praktisch kaum noch Ausbildung statt. Anfang Januar versuchte Wandel nochmal eine Schule in Breslau aufzubauen, aber die Front war schon zu nah und auch der Versuch des Aufbaus einer Schule in Dresden scheiterte am herannahenden Feind. Insgesamt wurden im Lehrkommando 700 bis Kriegsende etwa 400 Kampfschwimmer ausgebildet, von denen allerdings laut Wurzians Einschätzung nur 90 die Ausbildung in Alga wirklich komplett abschließen konnten. Von diesen 90 Kampfschwimmern wurden maximal 60 eingesetzt. Einsatzberichte, Kurzbiographien relevanter Personen und Zusatzinformationen finden Sie unter goo.gl/z6m9s2 Dies ist ein Manuskript für den Unterricht im Rahmen einer Einsatzleiterschulung, das uns freundlicherweise überlassen wurde. Aus dem Taucherhelm hinaus in den Äther Von Heinz-Dieter Seiffert Der gute Kontakt des Vorsitzenden Fred Methner vom Deutschen Unterwasser-Club Berlin e.V. (DUC Berlin) zum Sender Freies Berlin (SFB) machte es bereits im Juni 1957 möglich, aus einem offenen Taucherhelm heraus eine aktuelle Reportage in einem Berliner See durchzuführen und zeitgleich über den Äther zu senden. Vor dieser Presse-Aktion wurde der Taucherhelm bereits mehrfach werbewirksam auf Ausstellungen an Land sowie erfolgreich in tieferen Schwimmbecken für die Tauchausbildung eingesetzt. Tauchbegeisterte und engagierte Mitglieder des Clubs hatten diesen offenen Taucherhelm nach einer Fotovorlage aus dem Hans-Hass-Buch „Jagd unter Wasser“ von 1939 sowie nach weiteren technischen Erkenntnissen gefertigt. Einsatzbereit war die komplette Gerätschaft ab September 1956 und wurde sogleich für die Tauchausbildung im Schwimmbad genutzt. Mit geschützten Sichtfenstern nach oben, seitlich und nach vorne, schweren Bleigewichten auf der Vorder- und Rückseite im Inneren des Helms, sowie mit einem obenliegenden Anschluss für einen Luftschlauch versehen, machte dieser Helm nach der Endlackierung einen gut funktionellen Eindruck. Die Versorgung mit Atemluft erfolgte über eine vierfache Kolbenpumpe, die über einen langen Hebelarm bedient wurde. Die Luft gelangte daraufhin in einen Zwischentank, an dem ein Manometer für die Kontrolle des Luftdrucks eingebracht war. Als Verbindung zum Taucherhelm diente ein spezieller fester und für diese Zwecke geeigneter Gummischlauch. Für die geplante Rundfunksendung aus einem heimischen See stellte sich ein Reporter des SFB zur Verfügung, der in einem Schnellkurs über den Druckausgleich und die Druckverhältnisse im Wasser unterwiesen wurde. Ein wasserdichtes Mikrofon, das im Taucherhelm angebracht war, übertrug sehr authentisch die aktuellen Eindrücke des Reporters aus einer geringen Wassertiefe. Trotz Druckproblemen mit den Ohren und den beschlagenen Sichtfenstern wurden die UW-Beobachtungen, wie z.B. auf die sichernden Sporttaucher und auch die Begegnungen mit einigen kleinen Fischen sehr eindrucksvoll geschildert. Abschließend konnte diese bisher einmalige UW-Reportage eines Senders im Hörprogramm als äußerst erfolgreich und als echter und interessanter Sende-Beitrag bezeichnet werden. Heute dient dieser offene Taucherhelm als ein Schmuckstück im kleinen Taucher-Archiv des Vereins. Die Bleigewichte zum Ausgleich sind jedoch inzwischen eingeschmolzen worden, aber der Anblick des Objektes lässt auch heute noch Erinnerungen und Vorstellungen auf die einstige Nutzung aufkommen. Georges Hérail und seine autonomen Tauchgeräte Poumondeau Autoren: Jacques Chabbert und Philippe Rousseau Übersetzung aus dem Französischen von Christian Jeanrond und Lothar Seveke Unter den Tauchpionieren gibt es wenig bekannte Erfinder, die trotzdem viel zur Entwicklung des Tauchens beigetragen haben. Philippe Rousseau und Jacques Chabbert haben den genialen Erfinder Georges Hérail dem Vergessen entrissen, der einen Regler herausgebracht hat, der die Vorteile der Lösung von Cousteau/Gagnan mit einem anderen technischen Ansatz erreichte. Wer erinnert sich heute schon noch an Georges Hérail und das bemerkenswerte autonome Tauchgerät Poumondeau, dass er entwickelt und hergestellt hatte? Wir gehen in der Zeit zurück und erzählen Ihnen die Geschichte dieses Erfinders und seiner hervorragenden Leistungen. Georges Hérail wurde am 27. April 1925 in Serignan (Hérault), Frankreich, geboren. Dort besuchte er die Grundschule "Paul Bert" und dann das Collège und schließlich die sogenannte Ecole Pratique (Berufsschule) in Beziers. In dieser Berufsschule erwarb er drei C. A. P. (certificat d'aptitude professionnelle, Facharbeiterbrief), einen als Werkzeugmacher, einen als Elektromechaniker und einen als Flugzeugmechaniker. Er beendete seine technische Ausbildung mit dem Diplom für Industrie-Ausbildung (brevet d'enseignement industriel, BEI). Georges heiratete Claire in Serignan. Sie hatten drei Kinder, und Claire Hérail erwartete das vierte, als Georges 1959 mit 34 Jahren umkam. Georges begann seine berufliche Laufbahn 1945 als technischer Zeichner bei einem Hersteller von Segelflugzeugen im südfranzösischen Castelnaudary. Dort arbeitete er bis 1946. Danach, von 1946-1954, war er technischer Zeichner für die Firma Sud-Aviation in Blagnac (31, Haute Garonne), vor allem im Konstruktionsbüro für das erfolgreiche Flugzeugmodells "Caravelle". Georges arbeitete hier an der Flugsteuerung und an einem System zum Abbremsen der Maschinen bei der Landung. Dieser Beginn seiner Laufbahn brachte ihm gute Kenntnisse über die Luftfahrtindustrie und lehrte ihn, die außerordentliche Fertigungsqualität in diesem Bereich hoch zu schätzen. Die Leidenschaft für das Tauchen und eingereichte Patente Georges war ein leidenschaftlicher Taucher. Er wurde Mitglied im Club Sub-Aquatique in Toulouse und fing an, die Funktionsprinzipien der Atemgeräte für das Tauchen zu studieren. Am 29.1.1953 meldet er sein erstes Patent mit der Nummer fr 1.073.608 an, für ein "autonomes amphibisches Atemgerät". Er entwirft es mit einer, zwei oder drei Pressluft-Flaschen aus Chrom-Nickel-Stahl von BRUNON-VALLETTE oder aus Leichtstahl von GERZAT, jede mit 6-7 l Innenvolumen und für einen Druck um 165 bar. Er entscheidet sich die Flaschenventile nach unten zu legen und setzt den Regler oben auf die Flaschen, geschützt durch eine Metallverkleidung. Der Regler ist einstufig, aber mit zwei Membranen ausgestattet. Die beiden Membranen sind parallel zueinander angeordnet, aber rechtwinklig zum Rücken des Tauchers und auf derselben Höhe wie das Ausatemventil. Damit gibt es keinen Druckunterschied zwischen der Einatem- und der Ausatemphase. Das Übersetzungsverhältnis wird durch zwei Hebel realisiert, einer für jede Membran. Diese beiden Hebel sind untereinander über einen Kolben verbunden. Der Regler hat zwei Faltenschläuche, die an ein T-förmiges Mundstück angeschlossen sind. Das Ausatemventil ist vom Typ "Entenschnabel". Schließlich erlaubt eine Sicherheitsvorrichtung, eine Schwimmweste aufzublasen, um den Taucher aufsteigen zu lassen, wenn der Druck in der oder den Flaschen einen Wert unterschreitet, den man zuvor eingestellt hat, oder wenn der Taucher dies selbst auslöst. Anfang 1954 begann Georges auf eigene Rechnung mit der Herstellung seiner ersten Tauchgeräte, indem er in Blagnac, Chemin de la Gare, seine Werkstatt einrichtete. Die Prototypen dieser Tauchgeräte wurden einfach “Autonomes Tauchgerät G. H. …“ genannt, gefolgt von einer aufsteigenden Nummer mit den schrittweisen Verbesserungen (zum Beispiel G. H. 05 oder G. H. 08). Die Buchstaben G. H. meinen offensichtlich Georges Hérail, so wie G. C. 42 Georges Commeinhes 1942 bedeutete und einige Jahre später C. G. 45 von Cousteau/Gagnan 1945 abgeleitet war (Anmerk.d.Übersetzers: Wobei dies wohl nie eine offizielle Bezeichnung von La Spirotechnique war. Dort hieß der Regler einfach „Scaphandre Autonome“, "Détendeur Dorsal“ bzw. „Aqua Lung“). Georges reichte am 17. August 1954 ein zweites Patent mit der Nummer fr1.106.529 ein, das einen "Regler für ein Atemgerät" betraf. Dabei handelte es sich eigentlich um Präzisierungen der ersten eingereichten Patente. Er erklärt darin, dass sich das Ausatemventil in der Mitte zwischen den zwei Membranen befinden muss (Mittelwert der Drücke auf die beiden Membranen). Bild 06 so groß, dass Einzelheiten gut zu erkennen sind Er gibt darin auch an, dass der Kraftansatz für das Ausatemventil genau mit der vertikalen Achse und dem Schnittpunkt der Längs- und Querachsen übereinstimmt, der so auch identisch mit dem Kraftmittelpunkt der Membranen ist. Die wesentliche Neuheit des von Georges Hérail entworfenen Reglers besteht in seinen zwei parallelen Membranen, die sich gegeneinander bewegen, und dem Ausatemventil, das in der Mitte zwischen diesen beiden Membranen sitzt. Man kann einen kontinuierlichen Luftstrom erzielen, wenn man mit dem Finger leicht auf die Mitte der Membran drückt. Am 14. Oktober 1954 reichte Georges ein drittes Patent mit der Nummer fr1.110.036 ein zu einer "Vorrichtung für Atemgeräte zur Änderung der Luftverteilung“. Dies ist eine Verbesserung des bisherigen Mundstücks durch die Ergänzung mit einem Schnorchel, der dauerhaft am Mundstück befestigt ist, und einen Umschalt-Schieber, der die Luft entweder vom Regler oder vom Schnorchel zum Bissstück leitet. Nennenswert ist auch die Vorrichtung, bestehend aus zwei übereinander liegenden Richtungsventilen, zur Evakuierung von Wasser oder Speichel bzw. zur Verhinderung des Eindringens von Wasser in das Mundstück. Die Idee einer eingebauten alternativen Luftversorgung beim Aufenthalt an der Oberfläche fand damals großes Interesse. So haben auch Cdt. Yves le Prieur und der Ingenieur Dimitri Rebikoff an ähnlichen Systemen mit beim Abtauchen verschließbaren Schnorcheln gearbeitet, haben dazu auch Patente eingereicht und Prototypen hergestellt, hatten aber keinen kommerziellen Erfolg damit. Auch produzierten die Hersteller Cristal und Piel einige Jahre später einen „TS 7“ genannten Trockentauchanzug für Berufstaucher, in dem der eingebaute „Cristal“-Atemregler mit einem Schnorchel und einem Umschalter ausgestattet war. Am 16. Februar 1955 trug sich Georges bei der Handwerkskammer ein, für die Herstellung von Unterwasser-und Atmungstechnik. Am 2. März 1955 beantragte er bei der I.N.P.I. (Institut National de la Propriété Industrielle) die Marke “Poumondeau, das ideale autonome Tauchgerät für Unterwasser-Aktivitäten“. Am 18. April 1955 meldete Georges die Marke "Poumondeau" auch beim Handelsgericht Toulouse unter der Nummer 5.043. an. Archivfotos bestätigen die Herstellung dieser ersten Tauchgeräte von Georges Hérail und ihren Einsatz beim Tauchen. Im April 1955 erschien die erste Reklame-Anzeige in der fünften Ausgabe der Zeitschrift "L'Aventure Sous-Marine". Dann kamen ab Ende 1957 in den Ausgaben 10, 11 und 12 von "L'Eau et la Vie Sous-Marine" redaktionelle Artikel heraus, die die Funktion des Tauchgerätes Poumondeau erklärten. Wir können uns heute fragen, warum Georges die Bezeichnung "Poumondeau" (Wasserlunge) gewählt hat. Sollte er wirklich nicht gewusst haben, dass das autonome Tauchgerät von Cousteau-Gagnan seit einem halben Dutzend Jahren in den USA durch das nordamerikanische Unternehmen "Aqua-Lung“ (Wasserlunge) produziert wurde, eine Filiale der französischen Muttergesellschaft „La Spirotechnique“? War die Benennung "Poumondeau" ein zusätzlicher Grund (der jedoch von La Spirotechnique nicht offiziell aufgeführt wurde), um den zukünftigen Prozess gegen Georges Hérail anzustrengen? Der Konflikt und der Prozess mit La Spirotechnique Schon am 27. August 1953 richtete La Spirotechnique einen ersten Brief an Georges Hérail, in dem ihm vorgeworfen wurde, dass er mit seinem autonomen Tauchgerät nach dem System Cousteau-Gagnan gegen das Patent fr937.032 vom 8. Juli 1943, eingereicht von Air Liquide und Jacques Yves Cousteau, verstoßen würde. Die Absicht war, auf “freundschaftliche“ Weise die Einstellung der Produktion bei Georges Hérail zu erreichen. In Anbetracht der Weiterführung seiner Entwicklungen schickte La Spirotechnique ihm am 6. Juni 1956 ein weiteres formelles Mahnschreiben und teilte ihm mit, dass man rechtliche Schritte gegen ihn ergreifen wolle. Merkwürdigerweise liefen die Beschwerde und das Verfahren unter dem Namen von Jacques Yves Cousteau und nicht unter dem von La Spirotechnique. Der Prozess und das Urteil vom 31. März 1958 der ersten Zivilkammer des Gerichtshofes von Toulouse lehnten in erster Instanz das Begehren von Jacques Yves Cousteau nach Bestätigung der Patentrechtsverletzung ab und gaben Georges Hérail Recht. Niemand widersprach diesem Urteil in erster Instanz (siehe auch im Anhang die Begründung des Urteils). Die verschiedenen Modelle des Tauchgerätes Poumondeau Alle Modelle zeichnen sich durch eine besonders hohe Herstellungsqualität aus, wie sie in der Luftfahrtindustrie üblich ist. Die Gasflaschen, die Verkleidungen und die äußeren Metallteile der Regler haben veredelte Oberflächen (eloxiert bzw. verchromt) und sind metallic-blau. - Das Rückengerät Poumondeau Dorsal gibt es in Einflaschen-Version und als Doppelflaschengerät mit nach unten gerichteten Ventilen. Die Gasflaschen haben 8 oder 12 l Volumen bei einem maximalen Druck von 200 bar. Der Regler ist an der Bebänderung auf der Brust befestigt. - Das Brust-Gerät Poumondeau Ventral ist ein kleines Zwei-Flaschen-Gerät mit den Ventilen nach oben, das vor der Brust getragen wird. Die Leichtmetallflaschen haben 2 oder 3 l Volumen bei einem maximalen Druck von 178 bar. Der einstufige Regler wird durch eine weiche, durchsichtige und röhrenförmige Membran gesteuert. Er hat nur einen Faltenschlauch zur Pendelatmung. Das Ausatemventil ist vom Typ „Entenschnabel“. Das Gerät konnte mit oder ohne ein zweiseitig ablesbares Manometer geliefert werden, von vorn, damit es von einer gegenüber dem Nutzer befindlichen Person lesbar ist, oder nach hinten zum Ablesen durch den Nutzer. Das Brustgerät Poumondeau war für eine schnelle Einsatzfähigkeit und für Tauchgänge in mittleren Tiefen (maximal 25 m) vorgesehen. - Das Poumondeau Junior (ab Januar 1958) war ein 2-Flaschen-Rückengerät mit Ventilen nach oben und nur einem Faltenschlauch (Regler auch auf dem Rücken). Das war das meistverkaufte Modell. Der tödliche Unfall vom 5. Februar 1959 Am Donnerstag, dem 5. Februar 1959, wurde Georges Hérail gebeten, einen Inspektionstauchgang an der Staumauer eines Wasserkraftwerkes in Saint-Lizier (Ariège) vorzunehmen. Ausgestattet mit einem Neoprenanzug und einem kleinen 2-Flaschen-Brustgerät Poumondeau aus seiner Produktion ging Georges um 11:30 Uhr ins Wasser. Er führt eine erste Untersuchung unter Wasser stromabwärts des Schiebers aus, dann steigt er zum Staudamm hoch. Gegen 11:50 Uhr taucht er stromaufwärts am Staudamm ab, um eine vermutete Unterspülung in Höhe des Mittelpfeilers des Schiebers zu suchen. Trotz eines um die Taille gebundenen Seiles und der Signalleine in einer Hand wird Georges plötzlich in die Unterspülung gerissen. Das Seil ist zum Zerreißen gespannt und kann nicht zurückgezogen werden. Bei einem weiteren Versuch durch die Assistenten, ihn an die Oberfläche zurückzuziehen, reißt das Seil schließlich. Am Einsatzort ist kein weiterer Taucher vorhanden. Die Assistenten telefonieren, um Hilfe herbei zu rufen. Nach etwa 1 Stunde trifft ein Vorausteam von einem Tauchclub in der Nähe vor Ort ein. Ein Taucher wird zu Erkundung an den Punkt stromaufwärts hinter den Staudamm geschickt, wo Georges verschwunden ist. Er ist durch zwei starke Taue gesichert und wird sehr straff geführt. Am unteren Dichtschirm stellt er fest, dass die Unterspülung scheinbar 1,20 m breit und 1 m lang ist. Beim Versuch hinein zu sehen, wird dem Taucher durch den Sog die Maske weggerissen. Drei Tage lang wechseln sich zahlreiche Helfer aus drei Clubs der Umgebung bei den Bergungsarbeiten ab. Ein Zwischendamm wird errichtet, aber die Suche bleibt erfolglos. Einige vermuten ein Loch von 5 m Tiefe unter dem Grund des Flusses. Glücklicherweise wagt sich niemand dorthin. Der Körper von Georges Hérail wird niemals gefunden. Ein unbewiesenes Gerücht behauptet später, dass eine seiner Flossen etwa 20 km stromabwärts gefunden wurde. Als der Unfall 1959 passierte, hat ein Jugendlicher aus Saint Lizier an den erfolglosen Versuchen teilgenommen, den Körper von Georges zu bergen. Der Zufall wollte es, dass dieser Jugendliche viele Jahre später Bürgermeister von Saint Lizier wurde. Das Ereignis hat ihn wohl besonders geprägt, denn 2008 ließ der Gemeinderat von Saint Lizier eine Gedenktafel an der Stelle des Verschwindens von Georges errichten, die jedes Jahr zum 5. Februar mit Blumen geschmückt wird. Obwohl heutzutage jedes Jahr mindestens ein Taucher in solch einer Unterspülung umkommt, ist Georges Hérail wahrscheinlich der einzige Taucher, der von den Verantwortlichen einer Gemeinde, wo der Unfall sich ereignete, geehrt wird. Außerdem trägt eine Straße in Serignan den Namen von Georges Hérail. Gedenktafel für Georges Hérail: goo.gl/xDYYw1 Erprobungen des Brust-Poumondeau durch die G.E.R.S. Wenige Monate nach dem Tod von Georges Hérail, am 17. Juli 1959, gab Fregattenkapitän Duray, der Kommandant der G.E.R.S. (Groupe d’Études et de Recherches Sous-marines) den Prüfbericht Nr. 349 über das autonome Tauchgerät mit Luft Poumondeau Ventral heraus. Dieser Bericht stellt die hohe Fertigungsqualität und die Originalität des Reglers mit seiner Membran fest, die sich in einem zylindrischen Gehäuse aus Weichplastik bewegt, und betont die große Kompaktheit des Gerätes. Er kritisiert allerdings die geringe Kapazität der zwei Gasflaschen und die Luft-Lieferleistung unterhalb von 20 m Tiefe. Der Prüfbericht schließt mit: "Tauchgerät geringer Kapazität und Leistungsfähigkeit, gerade ausreichend für seine Grenzen, neuartiges Design an mehreren Stellen und sorgfältige Fertigung." Dieses Gerät ist für die Marine nicht von großem Interesse. Seine Kapazität ist für das übliche Tauchen unzureichend und es lässt sich unter den Rettungsgeräten einordnen, für die es durch sein Design geeignet wäre. Sein Schöpfer hat es für das Höhlentauchen entwickelt, wofür er ein besonders kompaktes Gerät haben wollte, dass an den Felswänden nicht beschädigt wird (Brustbegurtung, geschützter Regler). Gemeinsamkeiten zwischen zwei «Georges» Es gibt mehrere Gemeinsamkeiten zwischen den zwei Georges, die die Technikgeschichte des Tauchens mitbestimmt haben: Georges Commeinhes und Georges Hérail. Sie haben beide sehr einfallsreiche autonome Tauchgeräte entwickelt und hergestellt, vor allem mit einer Produktionsqualität, die wir heute im Nachhinein als außergewöhnlich bezeichnen können. Ihre jeweiligen Firmen waren klein im Vergleich zu ihrem Konkurrenten La Spirotechnique, einer Tochterfirma von Air Liquide. Wie konnten sie solange wirtschaftlich gegen den Hersteller des Tauchgerätes Cousteau-Gagnan kämpfen? Trotz der einfacheren Herstellung erreichten sie eine Solidität und Zuverlässigkeit, die im Weltmaßstab beeindruckend war. Die zwei Georges sind beide kurz nach dem Beginn der Vermarktung ihrer Produkte gestorben: Georges Commeinhes am 23. November 1944 als Panzerkommandant in der 2. Panzerdivision bei der Befreiung von Straßburg (siehe Magazin SUBAQUA Nr. 159, Juli-August 1998), und Georges Hérail ist am 5. Februar 1959 in einer Staudammunterspülung ertrunken. Der letztere hat uns aber einige bemerkenswerte autonome Tauchgeräte Poumondeau hinterlassen. Philippe ROUSSEAU und Jacques CHABBERT danken herzlich Frau Claire Hérail und ihrer Tochter Gisèle Bertomeu für die liebenswürdiger Weise überlassenen biografischen Dokumente und Bilder. Les auteurs remercient chaleureusement madame Claire HÉRAIL et sa fille Gisèle BERTOMEU pour les éléments biographiques et iconographiques aimablement communiqués. Zusatzinformationen, Texte der relevanten Patente u.a. unter: goo.gl/8vJjfG Unsere Autoren: Jacques Chabbert (Jg. 1946) ist ein langjähriger Sammler von alter Tauchtechnik und anerkannter Spezialist besonders für die Produkte von La Spirotechnique, deren Fachhändler er auch seit langem ist. Er hat einen großen Fundus von technischen Dokumenten, an dem er auch bereitwillig andere teilhaben lässt, und ist aktiv in der HDS France und den einschlägigen Facebook-Gruppen, wo er oft als "Guru" um Rat gebeten wird. Philippe Rousseau hat eine der größten Sammlungen von Tauchtechnik in Frankreich, zu der sogar Klein-U-Boote gehören und sammelt seit über 40 Jahren. Er war Offizier in einer Fliegerstaffel der Polizei und arbeitet nach seiner Pensionierung noch als Sachverständiger für Unterwasser-Technik bei Gericht. Er war auch Vizepräsident der HDS France. ######################################################################################### CG45, Mistral und ihre Verwandten Von Frank Werthwein Cousteau, Gagnan, La Spirotechnique - Die Worte gehen durch den Kopf, wenn man vom ersten wirtschaftlich erfolgreichen Atemregler mit Pressluft für Sporttaucher spricht. Der CG 45 ist als erster Atemregler der renommierten Tauchsportschmiede „La Spirotechnique“ bekannt, als Nukleus des Tauchsports, wie wir ihn heute kennen. Er war quasi das Urmodell der später entwickelten Atemregler und wurde einige Jahre später durch das bekanntere Modell „Mistral“ ersetzt und einige Jahre danach durch den noch schöneren "Royal Mistral". Diese Modelle wurden in [01] und [02] in den beiden vorhergehenden Ausgaben der Tauchhistorie detailliert beschrieben. Da Cousteau und Gagnan ihre Atemregler patentieren ließen, kam es in Folge zu einer quasi Zweiteilung der Welt von Zweischlauch-Atemreglern. In vielen anderen Ländern wurden der CG 45 (oft auch nur Scaphandre Cousteau-Gagnan oder Scaphandre Autonome bzw. Aqua-Lung benannt) und später auch sein kleinerer Bruder Mistral in Lizenz gefertigt. Andere Hersteller versuchten, die Patente zu umgehen und entwickelten alternative Konzepte. Heute noch lässt sich die Grenze einfach ziehen: Ein sehr gutes Indiz zu den verwandtschaftlichen Verhältnissen ist der Durchmesser der Einatem-Membran – alternative Konzepte hatten in der Regel auch andere Abmessungen. Hier versuche ich, eine Übersicht über die vielen Varianten der Familie von CG45 und Mistral darzustellen. Deutlich abweichende Konstruktionen sollen nicht behandelt werden. Frankreich Beginnen wir mit dem Mutterland: La Spirotechnique selbst entwickelte seine Modelle weiter. Auf Basis des CG 45 bot man auch bald ein oberflächengestütztes System (im englischen „Hookah“ genannt) an: Das Narghilé bestand aus einer separaten ersten Stufe, langem Mitteldruckschlauch und einem „kastrierten“ Zweischlauchautomaten, dem man die erste Stufe entfernt hatte. Die ersten Modelle (1954-55) hatten noch das Label „Scaphandre Autonome Cousteau Gagnan“ wie es auch beim CG 45 verwendet wurde. Bald jedoch (1956-1967) wurde es durch das neue Label „Mistral“ ersetzt, was zu ziemlicher Konfusion führt, da dieser Regler nun gar nichts mit dem normalen Mistral zu tun hat. Erst ab 1968 wurde das danach folgende Modell dann wirklich auf Basis des Mistral angeboten…. Der 1955 eingeführte Mistral wurde von La Spirotechnique auch weiterentwickelt und einerseits später zum Royal Mistral und andererseits zum oberflächenversorgten Regler „Narghilé“, auch "Narguilé", verändert. Des Weiteren wurde auch für die heute unter „Beuchat“ bekannte Firma von George Beuchat ein Lizenzbau des Mistral gefertigt: Die genannte Firma startete 1934 unter dem Namen Pêche-Sport und verkaufte unter dem Label „Tarzan“. Damit bekamen sie dann aber gerichtliche Probleme mit MGM (Metro-Goldwyn-Mayer), die sich diesen Namen bereits gesichert hatten. Daher wurde dann umbenannt: Erst wurde unter Espadon-Tarzan, später nur noch unter Espadon (franz. für Schwertfisch, ein weiteres Label, das verwendet wurde) verkauft. Heute kennen wir als Abkömmling des Mistral den Dorsal Souplair und als Abkömmling des Royal Mistral den Souplair mit zwei verschiedenen aufgeklebten Namensplaketten. USA U.S. Divers Die Geschichte der US-Firma U.S. Divers wurde in [02] bereits skizziert. Durch den Umzug von Emile Gagnan zu Air Liquide Kanada verschob sich auch viel Wissen und Entwicklungspotential in die Neue Welt. U.S. Divers profitierte hiervon durch eine intensive Zusammenarbeit. Während in Europa die Neuentwicklung bis zum Mistral stagnierte, wurde der der CG45 in den Staaten weiterentwickelt und der Mistral im Grunde vorbereitet. Nachdem Cousteau den gigantischen Aufstieg der Firma realisierte, kaufte Air Liquide 1957/58 U.S. Divers mit allen Patenten auf und integrierte sie als Tochtergesellschaft. Anders als in Frankreich, wurde die Linie der zweistufigen Zweischlauchregler weiter gepflegt und entwickelt. So wurde aus dem ursprünglichen CG45 der Aqua Lung und in Folge der Navy Type DA (1953-57), der DA Navy approved (1957-58), Two Stage DA (1958) und schließlich der DA Aqua Master (1958-72). Für das Militär wurde der Aqua-Master auch in einer antimagnetischen Version gefertigt. Als Nebenlinien gab es die balancierten Versionen Royal Master (1964-66) und Royal Aqua Master (1966-1973) sowie den oberflächenversorgten DA Hookah (1953-1957). Parallel dazu entwickelte man den einstufigen Zweischlauchregler mit dem DX Overpressure (1954-56), nachfolgend dem DW Stream Air (1956-57) und dann dem DW Mistral (1958-1970). Beide DW-Versionen wurden auch mit einem Plastgehäuse (Phenol bzw. Cycolac) als DY Jet Air (1956-57 mit braunem und schwarzem Gehäuse bzw. 1962-64 nur mit schwarzem Gehäuse) angeboten. Mit Einführung des Mistral wurde ein Upgrade für die vorher produzierten einstufigen Regler angeboten, so dass wir heute DX Overpressure und DW Stream Air – Regler mit einem Mistral Aufkleber finden. Diese Regler wurden intern auf die Venturi-Düse des Mistral umgebaut. Als balancierten einstufigen Zweischlauchregler bot man den Royal Mistral (1966-1968) an. Auch wenn er den gleichen Namen wie der französische Vetter hatte, so hatte der Europäer doch keine Balancierung. Zwar fertigte Aqualung, wie sie heute heißen, in jüngsten Zeiten auch noch den Mentor für das Militär und den neuen Mistral, doch beide können nicht mehr als direkte Abkömmlinge betrachtet werden. Nachdem U.S. Divers 1973 den Bau der Zweischlauchregler für die Öffentlichkeit eingestellt hatten, wurde das Militär noch eine Weile versorgt, bis die Firma Biosystems den Bau für einige Zeit übernahm. U.S. Divers lieferte auch die Regler für Sears (Kaufhauskette) unter dem Label J.C. Higgins und für Voit. Unter J.C. Higgins wurde der Aqua Air Lung (1956-58) angeboten. Es handelt sich hier um einen DX Overpressure Breathing oder DW Stream Air, dessen Gehäuse blau lackiert wurde und mit separatem Label für Sears versehen wurde. Vermutlich wurden Überbestände nach Ende der Kooperation von U.S. Divers mit dem Label „Aqua-Lung“ (Trade Mark) Mistral versehen und an das Militär verkauft. Während Mitte der 50er bis Mitte der 60er Jahre kooperierte U.S. Divers mit Voit und lieferte die Grundlage für die Atemregler. Daher gibt es viele gleiche Atemregler bei beiden Herstellern, lediglich die Gehäuse und Farben bei den Gummiteilen variieren. Bei den Zweischlauchreglern waren das: Der VR 2 Mariner (1956-59) war ein U.S. Divers Navy Type DA und der V66 Navy (1962-64) ein U.S. Divers DA Aqua Master. Bei den einstufigen: Der VR 1 Sportsman (1956-59) entsprach dem U.S. Divers DW Stream Air, der V22 Polaris 50 (1962-63) entsprach dem U.S. Divers DW Mistral-und der V55 Polaris 50 (1962) dem U.S. Divers Jet Air. Italien Lizenznehmer für Italien war Salvas in Rom. Hier wurde als CG45-Verwandter der Acquasub produziert. Dieser zweistufige Regler soll nur an das Militär geliefert worden sein. Auch ein Verwandter des Mistral wurde unter gleichem Namen gefertigt. Im Gegensatz zu den Reglern aus Frankreich verwendete Salvas für seine Produkte eine modifizierte Hauptmembrane. Diese war so geformt, dass sie sich an der Unterschale festklemmte und damit nicht verrutschen konnte. Eigentlich keine so schlechte Idee, die aber von keinem anderen Hersteller kopiert wurde. Von Salvas wurden zwei weitere Modelle angeboten. Der Acquasprint ist eine Eigenentwicklung und zum Ocean konnte bisher keine Information gefunden werden. Daher ist bei diesem Modell unklar, ob es mit den Franzosen verwandt ist. In Genua gab es einen weiteren Lizenznehmer: Cressi. Diese boten in den 50er Jahren unter dem Namen Spiro Sub und dann Anfang der 60er Jahre unter Aer Sub den Mistral an. Vermutlich wurden die Regler in Frankreich hergestellt, denn Cressi nützte diese Marken für Waren, die sie nicht selbst hergestellt hatten. Spanien Nemrod Auch in Spanien gab es Abkömmlinge des CG45 – doch diese wurden nicht in Lizenz gefertigt. Die Geschichte hierzu ist recht spannend: Der Gründer von Villarubís y Sagués (die später in Nemrod umfirmierten) – Juan Villarubis entdeckte bei einem Ausflug nach Perpignan den CG 45 in einem Schaufenster und kaufte ihn sofort, da er ein begeisterter Wassersportler war. Er war begeistert und wollte diese Regler nach Spanien importieren, was damals extrem schwierig war. Da er aber auch gleich merkte, dass La Spirotechnique seinen Regler zwar weltweit patentiert hatte – das Armenhaus Spanien aber ausgelassen hatte – ging er einen unkonventionellen Weg: Er kaufte die Regler in Frankreich, und diese wanderten dann an den Wochenenden als privates Tauchgepäck nach Barcelona, wo sie ein neues Label von Nemrod bekamen. Sie hatten den Vermerk des spanischen Patents auf dem Label – das allerdings nicht für Cousteau eingetragen war, sondern für Nemrod… Frech, aber rechtlich nicht angreifbar! Dass das Ärger gab, ist klar. Doch die Weltfirma in Frankreich konnte sich nicht durchsetzen. Die ersten Nemrod waren also waschechte CG45er. Als nächstes wurde der Regler noch optimiert und unter neuem Namen als Asteria vermarktet. Die Verwandtschaft zum CG45 war aber immer noch da. Erst mit dem Folgemodell „V2“ änderte sich das Ventildesign, weshalb man diesen dann auch nicht mehr als Abkömmling ansehen kann. Deutschland Da Barakuda als größter Anbieter in Deutschland lange keine eigenen Atemregler fertigte, wurden Produkte anderer Hersteller vertrieben. Das waren im Atemreglerbereich hauptsächlich Produkte von Dräger und La Spirotechnique. Als man dann unter eigenem Namen anbieten wollte, wurde anfänglich unter dem Label „Barakuda Pressluftgeräte“ ein Zweischlauchgerät angeboten. Hierbei handelt es sich um eine Mischung verschiedener Komponenten: Die Unterschale mit Ventil stammt vom Mistral und wurde alternativ mit DIN- oder INT-Anschluss angeboten. Die Oberschale entstammt dem Royal Mistral, und das Mundstück ist den Automaten des britischen Herstellers Submarine Products Inc. entliehen. Tauchtechnik hatte lange Zeit die Regler von Spirotechnique importiert und in Deutschland vertrieben. Sie entwickelten daraus dann ihren eigenen Regler namens „Passat“, der jedoch deutliche Abweichungen zum Mistral aufweist. Kanada Die in Kanada ansässige Firma International Divers bot Zweischlauchregler von U.S. Divers unter eigenem Label an. Angeboten wurden: Der D1F „Scuba 1 Stage“ overpressure fiberglass als Abkömmling des U.S. Divers Jet Air und der D1D 2Scuba 1 Stag” overpressure chrome, der dem U.S. Divers DX Overpressure entspricht. Des weiteren wurden noch zwei zweistufige Atemregler angeboten. Der D2N Scuba 2 Stage „Navy Type“ entsprach dem U.S. Divers Navy Type DA und der D2V Scuba 2 Stage „Venturi Action“ war eine Version des Vorgenannten mit Venturi-Unterstützung, vergleichbar dem U.S. Divers DA Aquamaster. Jugoslawien Auch die im heutigen Kroatien ansässige Firma Duro Dakovic (Slavonski Brod) produzierte den Royal Mistral in Lizenz. Es wurden der HR-M74 für Sporttaucher und der Jadran für das Militär mit einem selbst entwickelten Mundstück gefertigt. Japan In Japan produzierte Kawasaki in Lizenz den Aqua Master und Aqua Master II für Nihon Aqualung kk – die japanische Tochter von Air Liquide. Beide sind vergleichbar zum U.S. Divers DA Aquamaster. Zuvor hatte schon Toa Abkömmlinge des CG45 angeboten. Dies war wohl, bevor Nihon Aqualung kk gegründet wurde. Wir kennen heute noch den TOA Lung und den TOA Sensuiki Scuba, die beide dem CG 45 entsprechen. Großbritannien Im Vereinigten Königreich ging die Lizenz an Siebe Gorman, die den CG 45 unter dem Label „SIEBE GORMAN & CO LTD - MAKERS – LONDON“ produzierten. In Anzeigen wurde er als Siebe Gorman Lung beworben – eine Typenbezeichnung hatte er noch nicht. Da das Folgemodell dann aber als Beschriftung „Essgee Aqualung MK II“ aufweist, wird das erste Modell auch landläufig als Essgee MK I bezeichnet. EssGee ist die lautmalerische Abkürzung für Siebe Gorman. Interessanterweise ist wohl auch Siebe Gorman dafür verantwortlich, dass der erste Einschlauchautomat erfunden wurde. Die Firma hatte die Lizenz für das gesamte UK incl. Australien, konnte aber nicht genug produzieren, um Down-Under auch ausreichend zu beliefern. Daher – so die Überlieferung – ging der australische Ingenieur Ted Eldred her und versuchte, um das Patent herumzukommen. Er trennte die beiden Stufen und konstruierte damit 1949 den Porpoise, der jedoch außerhalb Australiens keine Verbreitung fand – obwohl er leistungsmäßig dem Ursprungsregler überlegen war. Auch der Mistral wurde dann von Siebe Gorman in Lizenz produziert und man machte sich Gedanken zur Verbesserung. So sind heute noch Prototypen vorhanden und auch die Serienproduktion wurde während der Produktionszeit immer wieder angepasst, weshalb wir heute diverse Varianten kennen. Anfang der 60er Jahre kaufte dann Siebe Gorman den Konkurrenten Heinke und übernahm dessen zweistufigen Merlin ins Programm. Dafür entfiel dann die Reihe der CG45er Abkömmlinge und nur der Mistral als einstufiger Zweischlauch wurde weiterproduziert. In Osteuropa nahm man sich den CG 45 und Mistral als Vorbild, um eigene Atemregler zu entwickeln. Die jeweiligen Modelle sind jedoch als eigenständige Konstruktionen und nicht als direkte Abkömmlinge anzusehen, weshalb es Sinn macht, diese separat zu behandeln wie z.B. den Saturn aus der CSSR in dem Artikel in diesem Heft. Literaturnachweis: [01] CG45 und Mistral - DIE Initiatoren für das Sporttauchen, Teil 1, L. Seveke, TH4 [02] CG45 und Mistral - DIE Initiatoren für das Sporttauchen, Teil 2, L. Seveke, TH5 ########################################################################################## Dräger PA 60/1 Der erste einstufige Zweischlauchregler von Dräger für Sporttaucher Von Franz Rothbrust Einleitung Während der 1950er Jahre wurden bei Dräger in Lübeck zwei verschiedene Zweischlauch-Regler unter dem Namen „PA 60“ produziert. Wie schon bei der Namensvielfalt um den „Delphin“ [01] macht es Sinn, die Regler etwas eindeutiger zu bezeichnen als vom Hersteller vorgegeben. Der „PA60“, um den es sich in diesem Beitrag handelt, ist einstufig, nennen wir ihn daher „PA60/1“. Der zweite „PA 60“ wurde mit einem zweistufigen Druckminderer ausgestattet. Diesen sollten wir, der gleichen Logik folgend, mit „PA60/2“ bezeichnen. Bei den Folgemodellen aus den 1960er und 1970er Jahren sind die Namen von Haus aus eindeutig: Der „PA61/1“ ist einstufig, der „PA61/2“ zweistufig. „PA“ steht für „Pressluftatmer“. Rückblick Den ersten Lungenautomaten für Sporttaucher aus deutscher Produktion hat Dräger zusammen mit Barakuda 1953 auf den Markt gebracht. Der Pendelatmer „Delphin“ war eine einfache und relativ preiswerte Konstruktion, mit nur einem Faltenschlauch, um im damaligen, noch sehr kleinen Markt bestehen zu können. Er ist ausführlich in [01] beschrieben. Der Lungenautomat PA60/1 Zwei Jahre nach der Einführung des „Delphin“ wurde 1955 in Lübeck der „PA60/1“ präsentiert. Dieser ist aus dem „Delphin“ unter Verwendung des gleichen Automatengehäuses und Druckminderers hervorgegangen. Die Membran und das Ausatemventil wurden ebenfalls übernommen. Der PA60/1 ist jedoch mit zwei Faltenschläuchen und einem anderen Mundstück ausgestattet. Der Atemregler war nur zwei Jahre im Verkauf, er ist in folgenden Katalogen erstmalig zu finden, im Dräger-Katalog vom August 1955 und im Dräger-Barakuda-Katalog von 1956. Barakuda zeigt ihn bis 1960 in seinen Katalogen. In den zugehörigen Texten ist jedoch ab 1956 von einem zweistufigen Automaten zu lesen, obwohl in den Bildern noch der einstufige PA60/1 zu erkennen ist. Ein Nachfolger des „Delphin“ im Sinne des Wortes ist der „PA60/1“ nicht, denn der „Delphin“ wurde wesentlich länger verkauft, bis 1966. Die Einzelteile des PA60/1 Eine schematische Darstellung des PA60/1 habe ich nicht finden können. Die beiden folgenden Darstellungen wurden nach Zeichnungen und Beschreibungen zum Dräger „Delphin“ [02][03] erstellt. Ein Ausatemstutzen wurde hinzugefügt und das Ausatemventilgehäuse entsprechend modifiziert. Die technische Funktion Die gespeicherte Pressluft P strömt bei geöffnetem Flaschenventil zum Schließbolzen 8 des Lungenautomaten. Beim Einatmen entsteht im Einatemschlauch E und im Raum unter der Membran 16 ein geringer Unterdruck, unter dessen Einwirkung sich die Membran nach unten durchwölbt. Sie nimmt dabei den Oberhebel 15 mit, dessen Bewegung sich auf den Unterhebel 11 entgegen der Wirkung der Schließfeder 10 überträgt. Dadurch hebt sich die auf den Schließbolzen 8 drückende Stellschraube. Der viereckige Schließbolzen kann jetzt durch den vor dem Ventilsitz befindlichen Druck angehoben werden. Die Pressluft strömt nun am Schließbolzen vorbei in den Lungenautomaten zum Einatemschlauch E. Sobald die Einatmung beendet ist und damit der Unterdruck im Lungenautomaten aufhört, bewegt sich die Membran unter dem durch die Hebel übertragenen Druck der Schließfeder wieder nach oben. Dabei drückt die Schließfeder 10 über den Unterhebel 11 gleichzeitig wieder den Schließbolzen 8 auf den Ventilsitz. Damit hört die Luftzufuhr auf. Bei der Ausatmung strömt die Ausatemluft durch den Ausatemschlauch A in die Ausatemventilkammer. Durch den entstehenden Überdruck öffnet sich das federbelastete Ausatemventil 20 und die Ausatemluft strömt ins Wasser aus. Das Mundstück Das Mundstück vom Sauerstoffgerät ist auch für einen Zweischlauchregler von Vorteil. Durch Hochstellen des Hebels werden der Ein- und der Ausatemschlauch geschlossen. So wird verhindert, dass die Schläuche und das Automateninnere voll Wasser laufen, wenn das Mundstück unter Wasser herausgenommen wird. Durch das kleine Langloch oben kann der Taucher das Mundstück wasserfrei blasen, bevor der Hahn wieder geöffnet wird. Es stellt sich die Frage, ob es wegen der fehlenden Richtungsventile zu einer Pendelatmung mit erhöhten C02 -Werten kommen kann? Zu CO2 in Mundstücken gibt es eine ausführliche Abhandlung [04]. Darin ist dies zwar mit dem Blick auf Rebreather untersucht worden, triff aber adäquat auch auf das Mundstück des PA60/1 zu. Es wird gezeigt, dass das pendelgeatmete CO2 durchaus merkbaren Einfluss haben kann, vor allem in größeren Tiefen. Das Ausatemventil Glimmerscheiben bieten eine Reihe von Vorteilen bei der Ventilkonstruktion. Sie sind hitzebeständig und formstabil, verziehen sich nicht beim Verlöten der Ventilkapsel, bleiben eben dichtend am Ventilsitz. Ihre Wandstärke kann sehr dünn (0,25 mm) sein. Damit wird an entscheidender Stelle Gewicht gespart, die Ventilfeder kann dadurch leichtgängig sein. Das wirkt sich positiv auf die Ventilphysik aus und reduziert den Ausatemwiderstand. Glimmerscheiben korrodieren nicht, auch nicht in Salzwasser. Es setzt sich auch kaum Belag auf ihnen ab. Weil sie besser abdichten als Gummischeiben, werden sie gerne in Kreislaufgeräten verwendet, um CO2-Probleme zu reduzieren. Nachteilig sind die Größe des Bauteils und dessen teurere Konstruktion. Varia und Zubehör Verschiedene Varianten des Automaten sind nicht bekannt. Tauchpraxis Der Automat ist für sein Alter noch in einem guten Zustand. Das Mundstück ist weder rissig, noch in Auflösung begriffen. Die Faltenschläuche zeigen nur sehr wenige Alterungsspuren. Das ist für einen 60 Jahre alten Automaten recht ungewöhnlich und spricht für die damalige Fertigungsqualität. Nur die Membran musste ausgetauscht werden. So stand einem Tauchgang mit dem schönen historischen Stück nichts mehr im Wege. Das Metallmundstück ist etwas schwerer als eines aus Kunststoff. Die Beißwarzen stehen ungewohnt eng beisammen, man hält sie mit den vorderen Zähnen, daran gewöhnt man sich schnell. Ich war sehr angenehm überrascht, wie leicht sich der einstufige Automat atmet, subjektiv war kein Unterschied zu Automaten späterer Generationen zu bemerken. Der Tauchgang dauerte mehr als eine Stunde, wir waren bis 8 Meter tief. Blick über den Maskenrand Der PA60/1 kam 1955 auf den Markt. Im Mai desselben Jahres trat die Bundesrepublik der NATO bei und die DDR wurde Mitglied des Warschauer Vertrages (Nichtangriffspakt unter Führung der SU). Fortan existierten zwei eigenständige Staaten auf deutschem Boden, die sich voneinander in ihren Grundfesten unterschieden. Bundeskanzler Konrad Adenauer ermöglichte nach Verhandlungen in Moskau mehr als 10.000 Kriegsgefangenen, die sich noch in sowjetischer Gefangenschaft befanden, die Rückkehr in ihre Heimat. Eine gute Übersicht zu den Ereignissen von 1955 ist in Wikipedia zu finden: goo.gl/1zdFKX Alle Fotos vom Autor Quellenverzeichnis: [01]: Rothbrust, Franz, Der "Delphin" und die Dräger-Barakuda-Kleintauchgeräte, TAUCHHISTORIE 3, 2015, S. 38 ff. goo.gl/MIzGgc [02]: Dräger Einzelteilliste 1956 [03]: Dräger Gebrauchsanweisung „Presslufttauchgerät Modell Delphin“ 1961. goo.gl/nDLpQF [04]: Dr. Bob Davidov, Victor Sudakov, Turbulent CO2 Bypass in Rebreather One-Way Valves, DeepLive 2011, goo.gl/rHv1aQ ######################################################################################### Saturn - die Zweischlauch-Legende aus der CSSR Von: Dr. -Ing. L. Seveke, D. Šuráni Die wirtschaftliche Situation und damit die Verfügbarkeit von Tauchtechnik waren nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1960er Jahre in der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (CSR/CSSR, heute geteilt in Tschechische und Slowakische Republik), vielleicht noch schlechter als in der DDR [Sev1]. Das Land besitzt zwar keine Anbindung zum Meer, aber professionelles, militärisches und sportliches Tauchen hatten natürlich auch für die Binnengewässer entsprechende Bedürfnisse. Maschinenbau und feinmechanische Kapazitäten (z.B. Fahrzeug- und Waffenfertigung) waren vorhanden, sodass ab den 1960er Jahren Atem- und Tauchtechnik für den Eigenbedarf der CSSR industriell gefertigt wurde. Für den militärischen Bereich und die vormilitärische Ausbildung importierte man auch Geräte aus der Sowjetunion (AWM) und der DDR (MEDI-Nixe und MEDI713). Natürlich wurden mit Privatinitiative von Sporttauchern und Clubs auch Möglichkeiten für Eigenkonstruktionen von leichten Tauchgeräten gefunden. Ein signifikantes Beispiel für die privaten Initiativen sind zunächst die Regler, die ab Ende der 1950er Jahre aus dem ehemaligen Sauerstoffregler KP-14 in relativ großer Anzahl in Kellerfertigung hergestellt bzw. gebastelt wurden [Kat2]. Der KP-14 war ein Regler zur Versorgung von Piloten der deutschen Luftwaffe in großen Höhen mit Sauerstoff, der auf Schrottplätzen aus Flugzeugwracks ausgebaut und angepasst wurde. Er wurde später als KP-18 auch in der UdSSR und der CSSR für die Luftwaffen der Staaten des Warschauer Vertrages weiter gefertigt. Neben einigen gewagten und monströsen Konstruktionen, wie es sie auf der Basis von industriellen Gasreglern aber auch in den 1950er Jahren in Frankreich parallel zum CG45 gab [Sev2], entstanden auch eindrucksvolle und solide Geräte, wie z.B. das hier gezeigte 1962-63 von Josef Voríšek, der später auch den Saturn entwickelte [Kat2]. Der originale KP14/18 ist zweistufig getrennt, wobei beide Stufen über ein Kupfer-Druckrohr verbunden sind. Der Konstrukteur integrierte die erste Stufe, eine Flaschenbrücke, ein Hochdruckmanometer und die zweite Stufe mit zwei Membranen sehr schön in einen großen Reglertopf, der optimal zwischen den Flaschenventilen eines Doppelgerätes lag. An die erste Stufe ist außerdem noch eine dritte kleinere Flasche angeschlossen, die als Bailout diente. Das ganze Gerät, von dem aber wohl nur drei Stück entstanden, ist sehr kompakt aufgebaut und bestimmt optimal zu tragen. Eine weitere ernst zu nehmende Hobby-Konstruktion, auch auf der Basis der ersten Stufe eines KP-18 aus einem sowjetischen Düsenjäger MIG15, ist die in [Spa] vorgestellte, ein zweistufiger Regler mit außerhalb des Reglertopfes liegender erster Stufe. Die zweite Stufe war eine Eigenkonstruktion und mit einem Injektor versehen. So entstanden vielfältige Hobbykonstruktionen mit dieser umgewidmeten Reglerstufe, teilweise sogar für Geräte mit Sauerstoff, da Pressluft wegen fehlender Kompressoren schlecht erhältlich war [Sur2]. Die Verwendung von Schrottplatzreglern war natürlich keine Basis für eine bedarfsdeckende Tauchgeräte-Produktion. So baute man ab 1961 in semi-industrieller Kleinserienfertigung zwei Reglertypen in der CSSR, den einstufigen AV1 bzw. AV2 und den zweistufigen PL40 bzw. PL401, genannt Chirana. Ab 1961 stellte man in einem Werk in Brno den einstufigen AV1 her, der vom Aufbau des Reglers her dem Mistral von La Spirotechnique sehr ähnelte und sicher einer europäischen Patentprüfung nicht unbedingt standgehalten hätte. Das Gehäuse war jedoch weniger elegant nur mit Hammerschlaglack beschichtet. Als wesentliches Charakteristikum war ein relativ kleines Ausatemventil als Flatterventil im Ausatemstutzen am Reglergehäuse untergebracht, was den Ausatemwiderstand sicher stark lageabhängig machte, so aber wenigstens das erste Gagnan-Patent umging [Cou]. Ohne ein innen liegendes Entenschnabel-Ventil konnte der Reglerdeckel sehr flach gehalten werden, was das Gehäuse insgesamt kleiner erscheinen lässt. Das Mundstück sieht aus wie ein einfaches T-Stück, hat aber doch Richtungsventile, wenn auch mit kleinem Durchmesser. Interessant und innovativ ist noch die Konstruktion des INT-Bügels, der so sehr einfach gefertigt und abgenommen werden konnte. Die Durchmesser dieses Anschlusses entsprechen übrigens nicht den international üblichen (18/13 mm), sondern sind nur 14,5/10 mm. Nach zwei Jahren folgte für zwei weitere Jahre der AV2, immer noch einstufig, aber mit einem Tellerventil im Zentrum einer Ausatemkammer im Deckel des Reglers, ähnlich wie im Nemrod Snark III. Der Regler hatte außerdem ein Injektorrohr, das vom Reglerteil in den Einatemstutzen ragte. Laut den Messprotokollen (siehe Zusatz-Link unten) hatte der AV2 ein deutlich verbessertes Atemverhalten bei steigendem Luftbedarf als der AV1. Zu diesen Reglern entstand auch das erste tschechoslowakische System von Komplettgeräten, die Rekord-PTG, vom Ein- bis zum Vierflaschen-Gerät. Auch eine Ausführung zum oberflächenversorgten Tauchen wurde hergestellt, der Regler LP4 (Bilder von Rekord und LP4 siehe Zusatz-Link). In Prag (Chirana Praha, noch existent) wurde ebenfalls ab 1961 der zweistufige Regler PL40 (bis 1964), später PL401 (1964-67), in relativ großer Stückzahl von einigen hundert pro Jahr hergestellt, der dem CG45 von La Spirotechnique sehr ähnlich war (membrangesteuert, nicht kompensiert, Hufeisen-Hebel, Entenschnabel-Ventil) [LOLA]. Durch das verchromte Gehäuse sah er gegenüber dem AV1/2 sehr viel moderner und hochwertiger aus. Das Mundstück enthielt noch keine Richtungsventile, es gab aber verschließbare Ausführungen. In einer Variante war das Bissstück abschraubbar, sodass man es gegen eine Vollgesichtsmaske austauschen konnte. Beide Schläuche wurden über entsprechende Stutzen an den Regler angeschraubt, um sie für die Trocknung leicht entfernen zu können. Für den professionellen Einsatz wurde der Chirana auch mit Schlauch-Luftversorgung (Nargileh/Wasserpfeife) verwendet, und es gab Doppelflaschen-Geräte (2x6 l, siehe Bilder im Zusatz-Link). Über die Produktionszahlen all dieser Regler ist nichts Genaues mehr bekannt. Sie wurden ausschließlich in der CSSR eingesetzt und waren auch nicht für den Export bestimmt. Erst nach der Wende 1989 sind einige Exemplare in die Hände von Sammlern in der ganzen Welt gelangt. In relativ geringer Anzahl kamen in den 60er Jahren auch MEDI713 aus der DDR in das Land. Sie wurden meist beim Militär und der zur GST adäquaten Jugendorganisation SVAZARM eingesetzt [Kat1] [Sur3]. Die Krönung der Entwicklungen von Zweischlauchreglern in der CSSR war aber wohl der Saturn, der ab etwa 1968 gebaut wurde, zunächst als Regler für Atemgeräte der Feuerwehr. Schon in den 1970er Jahren geisterte die Mär von einem legendären einstufigen Regler aus der CSSR durch Taucherkreise in der DDR. Er sollte sich besser atmen als seine westlichen Brüder Royal Mistral oder Dräger Monomat. Heute wissen wir, dass es sich um den Regler Saturn handelte, den Josef Voríšek (1923-2012) am Institut für Festkörperphysik CSAV in Prag zwischen 1960 und 1969 entwickelt hat (Mitarbeiter Miroslav Kdér, Francis Hajek, Francis Step, Josef Mandl) [Sur1]. Voríšek hatte ja schon das oben vorgestellte schöne KP-14-Gerät entwickelt und arbeitete wohl während seiner gesamten Laufbahn an Tauchreglern. Wenn Gagnan und er sich gekannt hätten, wären sie sich bestimmt sehr nahe gewesen. Bevor man sich auf die relativ einfache Form des Saturn festlegte, wurden viele verschiedene Prinzipien und Konstruktionen realisiert und getestet (Entwicklungsmuster in den Bildern). Der Regler sollte einfach sein nach dem Vorbild des Mistral und sich so leicht atmen wie dieser. Dessen Nachteile wie den kurzzeitig hohen Einatemwiderstand am Beginn eines Atemzuges und die Gefahr des Nachschiebens des Injektors am Ende eines tiefen Atemzuges wollte der Entwickler aber vermeiden. Interessant war auch das Entwicklungsmuster des Mundstücks. Es war mit unverwüstlichen Glimmerscheiben-Ventilen bestückt, was für Mundstückventile durchaus unüblich war. Leider wurden es für die Produktion dann doch nur die üblichen Gummi-Flatterventile. Tschechische Tauchfreunde erzählten mir 2016, dass um 1967 auf Kuba ein "Wetttauchen" von Reglern aus dem sozialistischen Lager stattgefunden hätte, zu dem Josef Voríšek zwar nicht mitreisen durfte, bei dem aber der Saturn als "Sieger" hervorging. Daraufhin durfte die Produktion aufgenommen werden. 1967 baute man erste Saturn-Regler für den Einsatz bei der Feuerwehr, und 1969 wurde eine Version für Taucher in Produktion gebracht. Hersteller war 1970 der MH Libcice nad Vltavou (VEB Libschitz/Moldau), man baute aber nur etwa 55 Stück (Deckelprägung: CSR Libcice nad Vltavou). Danach wurde die Produktion zu MEVA in Roudnice nad Labem (Raudnitz/Elbe, verantwortlicher Mitarbeiter Miroslav Kdér) verlagert, aber nur noch die Atemgeräte-Version hergestellt (um 10.000 Stück). Sie ist auch heute (2015) u.a. bei der Feuerwehr noch im Einsatz (Deckelprägung: Roudnice nad Labem), und es werden aktuell auch noch Ersatzteile hergestellt. 1997 gab es von MEVA nochmal eine kleine Probe-Auflage von fünf Tauchreglern Saturn (PM01-PM05) mit der Deckelprägung "SATURN MEVA MADE IN CZECH REPUBLIC", identisch zu den Vorgängern, aber mit dem inzwischen üblichen G5/8"-Anschluss versehen. Aber da man die am Einschlauchregler orientierten Zertifizierungen für das CE-Zeichen nicht erreichen konnte, ging es damit nicht weiter [Kat1]. Warum ausgerechnet der Name Saturn für den Regler gewählt wurde, weiß man nicht. Ende der 1970er Jahre lief ja gerade das Pioneer-Programm der USA zur Erforschung des Saturn (1968 Pioneer 9). Aber ob das in der sozialistischen CSSR so viel Beachtung fand? Der Reglerkörper des einstufigen Reglers ist prinzipgemäß sehr ähnlich zu dem des Mistral, aber in dem Hebelwerk steckt die geniale Idee von Voríšek! Das Abrollen des oberen Hebels auf dem unteren nach einer wohlberechneten Kurve steuert die Injektorwirkung in Abhängigkeit von der Membranstellung. Und das führt zu einem unmerkbaren Einsatz der Injektorwirkung, zu einer starken Wirkung im Maximum des Atemzuges und zum sicheren Stopp des Injektors am Ende [Kat1]. Durch diese mechanische Unterbrechung des Injektorstroms kann der Düsendurchmesser im Vergleich zum Mistral größer gewählt werden, da nicht die Gefahr des Abströmens am Ende des Atemzuges besteht, sodass die Luftlieferleistung höher als beim Mistral ist. Nach meinen Erfahrungen atmet sich der Automat unter allen Bedingungen ausgezeichnet. Der Injektor springt nicht an, sondern setzt weich ein. Es kommt scheinbar immer genau so viel Luft, wie man braucht, auch bei hohem Bedarf. Das erklärt sicher die Beliebtheit, die der Automat heute noch bei den tschechischen Feuerwehrleuten genießt. Der Saturn wurde vom Hersteller messtechnisch mit den Reglern Mistral/Royal Mistral, PA-60/61 und Dacor R4 verglichen und schnitt als Bester ab [Luk]. Atemwiderstand bei 20 l/min: 16 mmWS (150 bar) Atemwiderstand bei 100 l/min: 34 mmWS Atemwiderstand bei 200 l/min: 62 mmWS Aber auch zum Tauchen unter modernen Bedingungen wird der Saturn noch genutzt, was man daran sieht, dass er von professionellen Bastlern mit einem Hochdruckabgang für das Manometer versehen wurde. Statt diesem gab es aber auch schon früher eine Saturn-Variante, bei der eine im Reglertopf befindliche Trillerpfeife anspricht, wenn der Flaschendruck einen Grenzwert erreicht hat. Wie beim Mistral steht allerdings beim Saturn auch kein Mitteldruck für einen Bailout-Regler und den Inflator zur Verfügung. Da von der Tauchausführung des Saturn (höherer Reglerdeckel mit Ausatem-Stutzen und -Ventil) nur geringe Stückzahlen produziert worden waren, haben sie einen hohen Sammlerwert und sind praktisch nicht mehr erhältlich. Die Feuerwehrversion ohne Ausatemventil am Regler ist dagegen noch ausreichend verfügbar. Wenn man diese Regler nicht im Originalzustand sammeln, sondern mit ihnen tauchen will, ergibt sich eine einfache Möglichkeit zum Umbau der Oberschale. Der trockene Regler ist mit einem Anschluss-Stutzen für einen Ausatemschlauch und ein Ausatemventil auszustatten. Um die schöne Deckelprägung zu erhalten, wird das Ausatemventil nicht auf dem Deckel angebracht. Der Deckel muss angehoben und dann ein Ventil darin untergebracht werden. Nach dem Abdrehen der Deckplatte kommt zwischen die beiden Deckelteile eine 10 mm starke Kunststoff-Platte, in die dann das Ausatemventil eingearbeitet wird. Die drei Teile werden mit Epoxidharz verklebt. An der Platte wird außen der Schlauchstutzen befestigt. Auf dem Einatem- und dem neuen Ausatemstutzen werden Gewinderinge befestigt, die mit Überwurfmuttern die Befestigung der Schlauchstutzen ermöglichen. So lassen sich die Schläuche zum Trocknen leicht entfernen. Auch der originale Saturn war wie schon der Chirana mit verschraubbaren Schlauchstutzen ausgestattet, was gegenüber dem Mistral durchaus einen Vorteil darstellt. Das originale (Tauch-)Mundstück und Schläuche für den Saturn sind ebenfalls schwer beschaffbar. Man kann auf den Nachbau verzichten, da diese Teile keine Besonderheiten aufweisen, und verwendet ein universelles Schlauch-Set vom Royal Mistral, was hier auch passt, wenn man, ähnlich wie beim Hydromat nötig, den Ausatemstutzen nach Backbord und den Einatemstutzen nach Steuerbord verlegt. Da man den Deckel mit der Prägung sowieso neu ausrichten muss, erhält er gleich die dafür richtige Lage. So kann aus dem verfügbaren Feuerwehrregler also der legendäre Tauchregler Saturn erzeugt werden, um seine Vorzüge zu genießen. In der CSSR gab es für ein Binnenland eine erstaunlich frühe, zahlreiche und vielgestaltige Eigenbauszene für Tauchgeräte (viele Beispiele in [Kat1]). Sie ergänzte die industriellen Kleinserien für den privaten Bedarf (Trygon, Neptun,...), später natürlich auch für 1-Schlauch-Regler. Aus diesem Engagement vieler Enthusiasten ist bestimmt auch das rege Interesse erklärbar, das viele Mitglieder der tschechischen HDS noch der alten Tauchtechnik entgegenbringen. Aber es werden auch heute noch Tauchtechnik-Komponenten für das professionelle und technische Tauchen gebaut, siehe z.B. [LOLA]. Quellenverzeichnis: [Cou] J.Y. Cousteau Perfectionnements aux installations pour la respiration des scaphandriers, Patent FR937.032, 08.07.1943 [Kat1] P. Katz Potápecské prístroje a automatiky, CD, privates Archiv Katz [Kat2] P. Katz Luftwaffe Below in the Wild, Wild East, The Journal of Diving History, Fall 2011, vol. 19, Issue 4, Number 69 [LOLA] M. Lukáš , goo.gl/9Vt9Lm [Luk] O. Lukš Plicní automatika Saturn, Vodní revue vol 6, 1974 [Sev1] L. Seveke Tauchtechnik bei MEDI Leipzig, Tauchhistorie Spezial, 02/2014 [Sev2] L. Seveke CG45 & Mistral - DIE Initiatoren für das Sporttauchen, TauchHistorie 4/2015 [Spa] K. Spacek, J. Sebestik Amateurkonstruktion eines zweistufigen Lungenautomaten, Poseidon 7/1964, S. 30 [Sur1] D. Šuráni, www.vsc-ds.cz [Sur2] D. Šuráni Milan Suchan - 52 let mezi sterkovnami a morem, Dobrá voda ?. 3/4 podzim/zima, S. 30-31 [Sur3] D. Šuráni, Auf den Spuren des MEDI713 in der Tschechoslowakischen Republik, TauchHistorie 4/2015, S. 58 Übersicht zu tschechoslowakischen 2-Schlauch-Reglern [Kat1, übersetzt] Typ: Hersteller: Ansprech- widerstand Pa Einatemwiderstand Pa, Atemvolumen l/min max. Durchfluss 1. Stufe l/min max. Durchfluss 2. Stufe l/min Flaschen- druck bar 100 200 300 400 500 KP-14 40 280 990 *) 620 440 150 AV-1 Stavební stroje 380 850 *) - 680 150 AV-2 Stavební stroje 620 810 760 740 940 *) - 910 150 PL-401 Chirana Prag 380 610 1050 *) - 440 150 SATURN MH Lib?ice 160 330 610 *) - 810 150 Atomic Aquatic zum Vergleich 320 240 150 80 30 120 1760 1260 200 *) außerhalb des Bereiches der vorhandenen Ausrüstung Die Autoren: Dr. Lothar Seveke ist Jahrgang 1949 und taucht seit 1964. Das Tauchen ist für ihn nur Hobby. Er ist Gründungsmitglied der Historischen Tauchergesellschaft und interessiert sich für die Geschichte des Schwimmtauchens mit Beginn in den 1930er Jahren und speziell für Zweischlauchregler von Herstellern aus aller Welt. Er sammelt keine Regler, restauriert aber seine ausgesuchten Exemplare zum bestmöglichen Originalzustand oder baut sie so um, dass sie auch unter heutigen Bedingungen zum Tauchen verwendet werden können. Er betreibt die Internetseite www.altes.tauchen.seveke.de Dušan Šuráni wurde 1946 geboren und taucht seit 1961. Er ist Mitglied der Historischen Tauchergesellschaft der Tschechischen Republik. Fünfundzwanzig Jahre lang war er Tauchlehrer und hat sich neuen Tauchern in Klubs in Ceské Budejovice, Tábor und Olomouc gewidmet. Zurzeit beschäftigt er sich besonders mit Unterwasserfotografie. Er interessiert sich auch für die Tauchgeschichte und Hersteller von alter Tauchtechnik aus der ehemaligen CSSR und aus aller Welt. Er ist Sammler von Tauchtechnik, speziell von Tauchreglern. Die gefundenen Informationen editiert er mit sehr guten Technikfotos auf seiner Webseite www.vsc-ds.cz * Zusatzinformationen zum Thema unter: goo.gl/wuyvw8 ######################################################################################### Hans-Hass-Expeditionen im Spiegel der Presse (Teil 1) Von Michael Kranzler (Von den Bildern kann im Druck meist nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt werden. Die kompletten Seiten sind in hoher Auflösung über den u.g. Link erreichbar!) Über Jahrzehnte hinweg waren Hans und Lotte Hass so berühmt wie heutzutage Superstars, Top-Fußballer oder Spitzenpolitiker. Diese außergewöhnliche Popularität vor allem in den fünfziger Jahren verdankten sie nicht nur ihren erfolgreichen Filmen, Büchern und Vortragsreisen. Zu einem guten Teil beruhte sie auch auf den zahllosen Veröffentlichungen in Illustrierten, Zeitschriften und Zeitungen. Kaum ein Blatt, das damals nicht über die aufsehenerregenden Erlebnisse der beiden Tauchpioniere berichtete. Aller Anfang ist schwer Hans Hass erkennt schon sehr früh, wie wichtig es für seine weiteren Pläne ist, seine Taucherlebnisse zu veröffentlichen. Der äußere Anstoß dazu kommt ihm zufolge von seinem Onkel Erich Zugmayer. Als Hass 1937 von der Côte d’Azur zurückkehrt, muss er enttäuscht erleben, dass die Schilderungen seiner Abenteuer unter Wasser häufig auf Desinteresse oder gar Unglauben stoßen. Onkel Erich gibt ihm daraufhin den lebensklugen Tipp, dass sportliche oder wissenschaftliche Leistung an sich einem noch keine öffentliche Aufmerksamkeit verschaffe. Erst wenn darüber etwas im Wochenblatt stehe, interessiere sich plötzlich alle Welt dafür. Hans befolgt den Rat, doch die ersten drei Versuche scheitern kläglich – er bekommt weder Antwort, noch die eingesandten Manuskripte zurück. Beim vierten Anlauf dann erhält er wenigstens Bescheid: Die Redaktion bedaure, das Thema sei zu entlegen. Trotzdem lässt er sich nicht entmutigen, versucht es hartnäckig weiter, und schließlich hat er doch Erfolg. Im Sommer 1938 erscheint der erste Artikel aus seiner Feder. Der neunzehnjährige Student, leidenschaftlicher Sportler und voller Abenteuerlust, schreibt begeistert über die „Fischjagd unter dem Meere“. Das allein schon ist Ende der Dreißiger nicht gerade alltäglich. Wirklich erstaunlich aber ist, welchen Weitblick dieser junge Mann bereits zeigt. Seinen Bericht leitet er mit Worten ein, die heute geradezu prophetisch klingen: „Seit langen Jahren habe ich von einem Sport geträumt, bei dessen Ausübung ich auch wissenschaftlich nützlich tätig sein könne. […] Ein Sport schwebte mir vor Augen, der nicht nur Körper und Geistesgegenwart schult, sondern durch dessen Praxis ich mein Wissen – und vielleicht auch das meiner Mitmenschen – bereichern könnte.“ Freilich kann Hass damals nicht voraussehen, wie bald die Wirklichkeit seinen Traum weit überflügeln wird und dass in den folgenden Jahren seine Taten der Wissenschaft tatsächlich völlig neue Wege bereiten werden. Ebenso wenig kann er ahnen, wie viele Millionen Menschen weltweit tatsächlich durch ihn erstmals die Wunder der Meere kennenlernen und dann seinen Spuren folgen werden. Nichtsdestoweniger sieht er von Anfang an im „Fischestechen“ weit mehr als einen spleenigen Sport, erkennt gleich zu Beginn, dass darin ungeheure Möglichkeiten schlummern. Darüber hinaus fasst er einen ganz entscheidenden Entschluss. Zwar hat er seinen ersten Artikel mit Fotos illustriert, doch diese – sämtlich an Land aufgenommen – können nichts aussagen über die fremdartige Welt unter dem Meeresspiegel. Unterwasser-Aufnahmen sind damals aber noch so gut wie unbekannt. Dennoch – authentische Fotos vom Meeresgrund könnten all die überzeugen, die seine Berichte der jugendlich überschäumenden Fantasie zuschreiben. Das Vorhaben, ursprünglich in verletzter Eitelkeit begründet , brächte aber noch einen weiteren Vorteil. Mit solch sensationellen Bildern illustriert, würden seine Artikel sicher weit mehr Aufsehen erregen, sowohl in den Redaktionen als auch bei den Lesern. Deshalb muss er seine Abenteuer unter Wasser unbedingt fotografieren! Also kauft er vom Honorar für den ersten Artikel eine Robot-Kamera und lässt eine wasserdichte Hülle anfertigen für die Fahrt nach Dalmatien im folgenden Sommer . Als Autodidakt muss er sich mühsam in das noch völlig unbekannte Metier „Unterwasser-Fotografie“ einarbeiten. Doch bald findet er die Jagd mit der Kamera nicht weniger aufregend, ja sogar noch schwieriger und lohnender als mit der Harpune. Erste Erfolge Schon in seiner ersten Jagdsaison im August 1937 hat er beschlossen, alle Einnahmen aus der UW-Jagd stets in weitere Unternehmen zu stecken. So ist es nur folgerichtig, dass er sich nun in Split vornimmt, auch alles Geld aus Veröffentlichungen und Vorträgen für künftige Fahrten zu verwenden. Publikationen sollen also weniger dem Ego des jungen Draufgängers schmeicheln, vielmehr von Anfang an kommenden Unternehmen dienen. Über ein kurioses Ärgernis berichtet Hass später: Der einheimische Fotograf, bei dem er seine Filme entwickeln lässt, fertigt nicht nur große Abzüge von den Negativen, um damit für sich zu werben, sondern leitet sie auch gleich weiter an eine jugoslawische Zeitung, die sie unter einem fremden Namen abdruckt. Hass‘ allererste UW-Aufnahmen von der dalmatinischen Küste erscheinen demnach als Raubdruck und bringen ihm keinerlei Ertrag. Leider sind bis heute keine Einzelheiten bekannt, wann genau und in welcher Zeitschrift diese Bilder erschienen sind. Nach Wien zurückgekehrt, gelingt es Hass, mehrere Berichte – jetzt mit eigenen UW-Fotos von beachtlicher Qualität illustriert – in verschiedenen Zeitschriften unterzubringen. Die so erworbenen Honorare tragen dazu bei, dass Hass voller Stolz seinen Anteil an der im Sommer 1939 folgende Expedition in die Karibik aus selbstverdienten Mitteln bestreiten kann. Dort, bei seiner Ankunft in Curaçao, erlebt Hass zum ersten Mal, wie hilfreich illustrierte Zeitschriftenartikel – richtig eingesetzt - wirken können. Wegen fehlender Einreiseerlaubnis will der Chef der Einwanderungsbehörde die drei Studenten umgehend zurückschicken; sie werden für Spione gehalten. Zwischen Haien herumschwimmen und fotografieren zu wollen, gilt damals als völlig ausgeschlossen. So etwas übersteigt einfach jede Vorstellungskraft. Statt gegen die Abschiebung erfolglos aufzubegehren, breitet Hass vor dem gestrengen Herrn sein Buch, seine Fotos und Berichte über bisherige Unternehmen aus; er und seine beiden Gefährten reden ununterbrochen auf den Mann ein und allmählich wird aus dem „Unmöglich“ ein „Vielleicht“. Von dieser 14-monatigen Reise, die ihn um die ganze Welt führt, bringt Hass tausende Fotos mit. Wieder in Wien, stellt sich dem jungen Studenten eine grundsätzliche Frage. Mit den bis dahin veröffentlichten Artikeln hat er stets nur einen begrenzten Leserkreis erreichen können. Ein großer Bericht in einem auflagenstarken „Wochenblatt“ aber fehlt noch immer. Auf der Heimreise aus der Karibik hat er neue Erfahrungen sammeln können: Um Geld für die Weiterreise zu beschaffen, ist es ihm gelungen, die Rechte für einen Teil seiner Karibikbilder an die Bildagentur „Black Star“ in New York zu verkaufen. Bedauerlicherweise konnte bisher nicht ermittelt werden, inwieweit dieses Bildmaterial je veröffentlicht wurde. In Japan dann bringen bedeutende Tageszeitungen Bildreportagen über die „exotischen“ Taucher. In Osaka berichtet die >Asahi Shinbun< über die „Weltreise der drei Vagabunden mit der selbstgebauten Kamera“. Die >Yomiuri Shinbun< meldet am 19. August 1940, dass für die jugendlichen Abenteurer das Meeresfest zu Ende sei und vier Tage später erzählt sie vom „Tarzan aus Wien“. In der Heimat aber stößt der Abenteurer erneut auf wenig Resonanz. Deshalb packt er jetzt den Stier bei den Hörnern bzw. sein Bildmaterial aus Westindien zusammen und fährt damit kurzentschlossen nach Berlin. Natürlich mag ihn auch die Aussicht auf höhere Honorare dorthin locken, ließen sich damit künftige Unternehmen doch leichter finanzieren. Aber vor allem ist ihm bewusst, dass er durch eine Reportage in einem großen Blatt schlagartig in aller Munde wäre. Und ihm ist klar, dass wachsende Bekanntheit nicht bloß eine Hilfe, sondern geradezu eine Voraussetzung dafür ist, seine hochgesteckten Ziele zu erreichen. Zur >Berliner Illustrirten Zeitung< (künftig >BIZ<) besteht ja bereits Verbindung. Denn schon im August 1938 – Hass tauchte da längst in der Karibik – hat sein Konterfei die Titelseite der damals auflagenstärksten deutschen Wochenzeitschrift geziert. Das Foto zeigt ihn als UW-Jäger; ausgerüstet mit Tauchbrille und Harpune, stößt er bildwirksam diagonal in die Tiefe hinab und auf den Betrachter zu. So demonstriert er dem erstaunten Leser diesen neuen „Sport in den klaren Küstengewässern des Mittelmeers“. Ein zweites, kleines Bild präsentiert dann den Erfolg: An der Harpune zappelt ein erlegter Fisch. Einen weiterführenden Text im Heftinneren gibt es aber nicht – diesmal noch nicht. Der Durchbruch Doch jetzt, mit der reichen Ausbeute an ungewöhnlichen UW-Fotos, entschließt sich Chefredakteur Lechenperg, die abenteuerlichen Erlebnisse des jungen Wieners und seiner beiden Gefährten in fünf Folgen groß herauszubringen. Eröffnet wird die Reihe „Wir lebten unter Fischen“ mit einem spektakulären Titelbild: Jörg schwimmt mit der Harpune in der Hand auf einen Hai los. Der erste Teil ist ein reiner Bildbericht; auf zwei Seiten im Innern des Heftes erläutern kurze Texte die Fotos. Diese stellen sie die drei jungen „Helden“ vor und zeigen deren Robinsonalltag. Manche der Bilder erscheinen nur dieses eine Mal, andere werden auch in späteren Publikationen verwendet, am häufigsten wohl das berühmte Foto vom Hai mit einem Saugfisch an der Rückenflosse. Der eigentliche Text beginnt dann in der ersten Fortsetzung. Der Tauchpionier schildert hier aber nicht nur die Abenteuer bei der Jagd auf seltsame oder gefährliche Meeresbewohner, sondern ebenso deren sonderbares Verhalten. Zum Beispiel berichtet er vom „braunkarierten Trompetenfisch“, der sich an seine Beute heranschleicht, indem er auf dem Rücken der harmlosen Papageienfische „reitet“ und kann dieses seltsame Gebaren mit Fotos belegen. Außerdem beschreibt er, wie Haie unmittelbar vom Gezappel harpunierter Fische angelockt und von unter Wasser ausgestoßenen Schreien abgeschreckt werden. Hier plaudert der Chronist munter drauflos. Dabei dramatisiert er hin und wieder zu sehr. Der Text holpert an manchen Stellen etwas, wirkt spontan niedergeschrieben, wie Tagebuchaufzeichnungen eben so sind. Er ist weniger harmonisch formuliert als dann in dem Buch „Unter Korallen und Haien“ und bei weitem nicht so überlegt, humorvoll und elegant wie noch später in „Drei Jäger auf dem Meeresgrund“. Woher dieser auffallende Unterschied des Stils? Zweifelsohne ist Hass in den Jahren, die zwischen den einzelnen Niederschriften liegen, reifer geworden und hat an Erfahrung gewonnen. Doch der eigentliche Grund für die ungleiche Qualität liegt wohl bei einem Redakteur, der entscheidend mitwirkt beim Abfassen des Textes für die >BIZ<. Aber vielleicht verleiht gerade diese Naivität der Reportage ihren besonderen Charme; jedenfalls wird diese willkommene Ablenkung vom zunehmend tristen Alltag während des 2. Weltkrieges ein Riesenerfolg. Denn in einer Zeit, in der die meisten Menschen durch die allgemeinen Lebensumstände aus ihrer engeren Heimat kaum je herausgekommen sind, berichtet hier ein junger Student von aufregenden Erlebnissen in den Korallenriffen ferner Tropeninseln. Unter Wasser mit dem Speer Fische zu jagen, ist allein schon außergewöhnlich genug. Diesen besonderen Sport aber auch noch in karibischen Gewässern zu betreiben, wo es nach allgemeiner Auffassung von menschenfressenden Haien nur so wimmelt, scheint in jenen Tagen den Lesern geradezu unglaublich. Entsprechend groß ist die Sensation, und die ausführliche Berichterstattung über fünf Wochen sorgt für anhaltende Aufmerksamkeit. Onkel Erich hat Recht behalten! Ab 1940 brachte die >BIZ< zusätzlich alle zwei Wochen eine Sonderausgabe heraus, die >Signal<. Diese Illustrierte, die wohl außer in Großbritannien in fast ganz Europa und den USA erhältlich war, wurde zu Propagandazwecken auch in fremdsprachigen Ausgaben gedruckt. In dieser Zeitschrift erschien im ersten Januarheft 1941 der Beitrag „Als Fisch unter Fischen“. Dieser Artikel schildert anders als in der >BIZ< und entgegen seinem Untertitel „Seltsame Abenteuer in der Karibischen See“, nicht nur die Erlebnisse in Westindien. Im Text auf den sechs Seiten nehmen die Anfänge an der französischen Riviera und an der dalmatinischen Küste etwa den gleichen Raum ein wie die Abenteuer in der Karibik; die Fotos jedoch stammen fast alle von dort. Ein Bildtext erwähnt, was der „berühmte Tiefseeforscher William Beebe“ zu einem der Fotos bemerkte. Herausragend aber ist vor allem die Abbildung des „Venusgürtels“, meines Wissens nach das erste von Hass veröffentlichte UW-Foto in Farbe überhaupt. Aus den Filmaufnahmen, die auf Curaçao und Bonaire entstanden, stellt die UFA den Kulturfilm „Pirsch unter Wasser“ zusammen. Hass räumt später ein, dass bei ergänzenden Außenaufnahmen in Dubrovnik eine amerikanische Journalistin die drei Freunde aus höchster finanzieller Not rettet. Weil das Geld der Filmgesellschaft noch nicht eingetroffen ist, stehen sie ohne alle Zahlungsmittel da. Hass gelingt es, seine Story an die Journalistin zu verkaufen. Leider ist auch in diesem Fall bis heute unbekannt, ob diese Geschichte jemals irgendwo veröffentlicht wurde. Wenn der 16-minütige Streifen auch nur als Vorfilm zu den Wochenschauen gezeigt wird, so verschafft er Hass doch Zutritt in die Welt des Films. Erstmals taucht der Name Hans Hass in Filmzeitschriften auf, und auch das ist neu: Nicht er hat die Texte verfasst, sondern jetzt schreiben die Blätter über ihn und seine Arbeit. Wie unbedarft man mit dem Thema „Tauchen“ damals umgeht, zeigt eine Stilblüte aus der >Filmwelt<: „Es werden dies die ersten Aufnahmen sein, die mit einer Filmkamera ohne Taucherhelm gedreht wurden“. Ob da alle Leser erkannt haben, dass die Taucher ohne Helm filmten und nicht die Kamera? Der Text ist im Übrigen ähnlich wie im >Signal< aufgebaut; etwa die Hälfte beschreibt die Anfangszeit und dann erst folgen die Erlebnisse in der Karibik. Der Artikel in der >Filmwoche< ist als Interview gestaltet. Der Reporter, der das Gespräch mit dem jungen „Tiefseetaucher“ aus Wien führt, überhäuft Hass hier mit drolligen Bezeichnungen geradezu: Riesenfischjäger, Meeressportler, Unterwassermensch und unvermeidlich Tiefseeforscher. Ausdrücklich weist der Text darauf hin, dass Hass „ein amerikanischer Sportsmann an der französischen Riviera in die Anfangsgründe dieses seltenen Sports eingeweiht habe“. Bereits an dieser Stelle äußert er Pläne für die Zukunft: „Es geht auf große Fahrt nach dem Kriege.“ Mitten in den Vorbereitungen für seine nächste Expedition erörtert Hass in einem Aufsatz, welche Bedeutung die Eroberung und Erforschung der Ozeane für die rasch wachsende Menschheit gewinnen werden – nach dem Krieg. Seine Gedanken richten sich dabei auf das große Ganze. Zwar ist der ganzseitige Artikel mit vier seiner Fotos illustriert, doch die eigenen Aktivitäten unter Wasser lässt er unerwähnt. Vielmehr weist er hellsichtig darauf hin, dass die Meere als Nahrungs- und Ressourcenquelle bald immer wichtiger sein werden, warnt aber zugleich vor den Gefahren unsachgemäßer Ausbeutung, wie z.B. der Überfischung. Pikantes Detail: Ausgerechnet Hans Hass, der begeistert ist von der Schönheit der eleganten und kraftvollen Haie, dessen legendärer Ruf maßgeblich auf seinem unerschrockenen Verhalten gegenüber diesen gefürchteten Raubfischen gründet, überschätzt hier deren Vorkommen maßlos, hält sie für unerschöpflich. Es gebe von ihnen in den Weltmeeren „mehr als Rinder auf der Erde“. Da sie darüber hinaus ausgezeichnet verwertbar seien, müsse die Meeresforschung neue Methoden anwenden, um mehr über sie zu erfahren. Nur so könne die Haifangindustrie aufblühen. Sein Patent und die späteren Versuche, Schwingungen harpunierter Fische auf Magnetband aufzuzeichnen und damit Haie anzulocken, zeigen, wie beharrlich Hass seine einmal gesteckten Ziele zu erreichen versucht. Jedoch wird der Tauchpionier diese frühe Fehleinschätzung später grundlegend revidieren. Weil weltweit die Haipopulationen dramatisch dahinschwinden, wird er sich aktiv für den Schutz dieser gefährdeten Tiere einsetzen. Er übernimmt die Schirmherrschaft über die Aktion „Stop Finning“ von >sharkproject< und will gemeinsam mit dieser Organisation „einen kleinen, aber wichtigen Sieg gegen die hemmungslose Ausbeutung unserer Meere und die kalte Profitgier erfechten.“ Andere Entwicklungen jedoch wie z. B. Aqua-Farming sieht er damals zutreffend voraus: „Auch im Wasser werden wir dereinst säen, züchten und ernten…“. Die Schrecken des Krieges dagegen realisiert er überhaupt nicht. Er umschreibt sie pathetisch und – aus heutiger Sicht – stark beschönigend: „Die Zeit, der wir angehören, kennzeichnet der Wille, große Neuordnungen durchzuführen, die das friedliche Fortleben […] gewährleisten“. Seine Überlegungen in jenen Tagen gelten der Zukunft, nicht der traurigen Gegenwart. Erst viel später wird er darüber schreiben: „Ich habe diese furchtbare Kriegszeit und auch die Nachkriegszeit immer nur als halbe Realität empfunden. Die eigentliche Realität für mich waren die weiten Meere und meine Sehnsucht, sie kennenzulernen.“ Gleichwohl ist er schon seinerzeit überzeugt, dass Wirtschaft und Technik sich nach Kriegsende der friedlichen Nutzung der Meere zuwenden werden. Die Unterstützung, die ihm von militärischer Seite bei der Vorbereitung seiner geplanten Expedition und der Entwicklung des Schwimmtauchgeräts zuteil wird, schreibt er eben dem Krieg zu. Ein grundsätzliches Interesse an der Eroberung der Meere aus machtpolitischen bzw. militärstrategischen Gründen erkennt er nicht. Die Expedition im Sommer 1942, die unter den schwierigen Bedingungen des Krieges in die Ägäis führt, bringt dennoch reiche Ergebnisse: Kisten voller Sammlungen, tausende Meter belichteten Film und massenhaft Fotos. Eine solide Grundlage für eine neue Serie in der >BIZ<. Doch zuvor stellt eine Tageszeitung Hass als Vertrauten der Haie vor, diesmal ohne Bilder. Ein Mitarbeiter des Blattes lässt ihn erzählen von der Wunderwelt der Ägäis und natürlich von den Haien: „Wir haben im Ägäischen Meer viel mehr Haifische gesehen als in der Karibischen See“. Dass diese häufigen Begegnungen vor allem dem unseligen Treiben der Dynamitfischer zu verdanken waren, übergeht er mit Schweigen – noch. Angesprochen werden die ganz neuartigen Tauchgeräte, die Hass mit Hermann Stelzner vom Drägerwerk entwickelt hat. Genannt werden auch die umfangreiche Ausrüstung (mehr als drei Tonnen) und die Probleme bei ihrem Transport, ebenso die Gefahren des Tauchens. Zweimal, so Hass, sei er dem Tod nur knapp entronnen. Erneut lässt er erkennen, wie sehr er das Ende des Krieges herbeisehnt. Dann endlich könne mit den gesammelten Erfahrungen die Arbeit in tropischen Gewässern aufgenommen werden. Die Ägäisexpedition sei lediglich „eine Art Generalprobe auf dem Meeresgrunde“ gewesen. Die BIZ kündigt ihre neue Serie über die Griechenland-Expedition wieder mit einem Titelbild an: „Den Haien entgegen“. Der Tatsachenbericht „Mein Weg zu den Haien“ beginnt dann im folgenden Heft, am Heiligen Abend 1942. Zufällig am selben Tag erscheint in Bremen ein Bericht von Heinz Gervais über die Ägäis-Expedition, der einen aufschlussreichen Vergleich erlaubt. In diesem Artikel lässt sich Gervais gehörig ins rechte Licht rücken. Haie habe es „zu Hunderten gegeben“ und so habe er einmal Portraitaufnahmen „in einer Entfernung von einem halben Meter mit 30 bis 35 Haifischen um sich herum“ gemacht. Erstaunlich! Umso mehr, als er meines Wissens nirgendwo als Kameramann erwähnt wird und die sechs UW-Fotos des Beitrags sämtlich von Hass stammen und zweifelsfrei aus der Karibik, nicht – wie angegeben – von Gervais und ebenso wenig aus griechischen Gewässern. Auch die Bildtexte haben wenig Bezug zur Ägäis und sind teilweise irreführend. So kann man z.B. lesen: „Mit einem scharfen Beil hackt der Taucher, der sich mit seinem neuartigen Sauerstoffgerät mühelos auf dem Boden des Meeres freischwimmend bewegen kann, die harten Korallen“. Dieses Foto zeigt aber Alfred eindeutig als Freitaucher, wie er tropische Korallen bearbeitet. Doch zurück zur Serie in der >BIZ<. Gleich im ersten Teil verdeutlicht Hass, wie verheerend sich „das schreckliche Verbrechen des Fischens mit Dynamit“ auf die Fischwelt auswirkt. Anschließend schildert er anschaulich, wie griechische Fischer die Kraken ködern, beschreibt seine gefährlichen Abstiege in Tiefen über zwanzig Meter, turbulente Kämpfe mit „Riesenrochen“ und die schwierige Foto- und Filmarbeit, sowie die anstrengende Tätigkeit in Taucherhelm und Overall für die wissenschaftlichen Sammlungen. Er weiß, was er seinen Lesern an Spannung schuldig ist; den Höhepunkt hebt er sich auf für die letzte Folge, berichtet aber merkwürdigerweise nicht ausführlich, sondern eher knapp gedrängt über die aufregendsten Ereignisse. Nun bekennt er offen, wie sie bei Psathura Raubfischern begegnen und deren Explosionen zahlreiche Haie anlocken. Hier erweist sich das Anschreien dieser Raubfische als wirkungslos, sind sie doch an die Detonationen des Dynamits gewöhnt. Bei Santorin schließlich treffen sie auf „ganze Haifischrudel“. Doch im Gegensatz zu Gervais schreibt Hass bloß „von zehn, fünfzehn oder sogar zwanzig Haien zur gleichen Zeit“. Zum Schluss schaut er auch hier nach vorn in eine Zeit nach dem Krieg, für die er „größere Pläne als je zuvor“ hat. Sämtliche Fotos, mit denen die einzelnen Folgen illustriert sind, stammen tatsächlich aus der Ägäis. Der gesamte Bericht ist erkennbar gewandter formuliert als die erste Serie. Wenn die Schilderung auch noch nicht so ausgereift ist wie hinterher in „Menschen und Haie“, kommen die Fortsetzungen bei den Lesern wieder bestens an. So gut, dass die >BIZ< in der nächste Ausgabe eine komplette Seite mit Karikaturen „Ihr Weg zu den Haien“ bringt. Ein schöner Beweis dafür, wie populär Hass nach dieser zweiten Artikelserie nun schon ist, bekannt und beliebt nicht zuletzt durch seine Veröffentlichungen in der Presse. Aus den umfangreichen Filmaufnahmen einen abendfüllenden Film zu gestalten, gelingt Hass nach Abschluss der Expedition nicht sogleich. Lässt ihm zunächst seine Doktorarbeit keine Zeit dafür, verhindern dann die Wirren des Zusammenbruchs eine weitere Arbeit daran. Doch wenigstens bleiben die Filmrollen weitgehend erhalten. So kann „Menschen unter Haien“ erst gut zwei Jahre nach Kriegsende in die Kinos kommen. Dann interessiert sich auch die Presse wieder für den umtriebigen „Tiefseetaucher“ aus Wien. Die vollständigen Fotos und weitere Zusatzinformationen finden Sie unter: goo.gl/TAAIYx Der Artikel wird in der TH7 fortgesetzt. Unser Autor Michael Kranzler ist Jahrgang 1947, Dipl. Ing. (FH) und Studiendirektor a.D. Bereits als Kind durch die Filme und Bücher von Hans Hass mit dem Tauchvirus infiziert, begann er in heimischen Gewässern zu schnorcheln und ab 1968 zu fotografieren (Exa Ia im Hecomar, Eigenbau für Rolleiflex, später Nikonos III und Pentax LX). Er taucht seit 1972 mit Gerät und war viele Jahre Rettungstaucher und Tauchausbilder in der Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes. Neben der allgemeinen Entwicklung des Tauchens interessiert er sich besonders für Hans Hass. ########################################################################################## Die Geschichte der Unterwasser-Kamera Siluro von Nemrod Hauptüberschrift Von Andrés Clarós (aus dem Englischen übersetzt von F. Rothbrust, Original siehe Link) grau kleiner Als mein Freund Franz Rothbrust mich um Beiträge zur Geschichte von Unterwasserkameras für die TauchHistorie fragte, konnte ich aus verschiedenen Gründen nicht widerstehen. Zum Ersten wegen meiner Mitgliedschaft in der HTG und zum Zweiten wegen meiner großen Passion für Unterwasser-Kameras. Besonders jedoch wegen meines Stolzes, darüber berichten zu können, was sich in Barcelona, meiner Stadt, vor 50 Jahren ereignete. Die Siluro von Nemrod ist die weltweit am meisten verkaufte Unterwasserkamera ihrer Zeit aus spanischer Produktion. Nemrod wurde international bekannt durch die Konstruktion und Herstellung von Ausrüstungen für Unterwasserjäger, von Pressluft-Tauchgeräten, Atemreglern sowie professionellen Taucherhelmen und militärischen Taucherausrüstungen. So war Nemrod ein bevorzugter Lieferant von Feuerwehren, der Polizei, Rettungsdiensten und dem Militär in verschiedenen Ländern, unter anderem auch in den USA. Einleitung Unterüberschrift Im Gegensatz zur üblichen Weise während der 1950er Jahre, separate wasserdichte Gehäuse für Foto- und Filmkameras zu verwenden, kam in diesen Jahren eine kleine einfache wasserdichte Kamera mit dem Namen „Aqua-Cam“ in den Handel. Bild01 Die verschiedenen Aqua-Cam-Modelle Die Idee und Konstruktion stammten von E. E. Pedersen aus Kalifornien. Die Kamera erschien in drei verschiedenen Farbvarianten, in grau (Mark 1) sowie in grün und schwarz, die jeweils kleine Änderungen und Verbesserungen aufwiesen. Es handelte sich um lackierte Gehäuse mit einem Griff an der linken Seite. Die Gehäuse waren rechteckig mit einer Flachdichtung zwischen Gehäuse und Deckel. Ein Motorradventil gehörte damals üblicherweise dazu. Die Kameratechnik entsprach der „Brownie“ von Kodak mit einem 620-er Filmformat (Six-20, zwölf 6x6 Bilder). Die Unterwasser-Kamera war mit einem Rahmensucher, Fix-Focus und einem einfachen Vacublitz mit entsprechender Elektronik und Batterie ausgestattet. Es gab keine anderen Einstellmöglichkeiten als Auslöser und Filmaufzug. Die Verschlusszeit und die Blendeneinstellung konnte man nicht verändern. In Summa war es ein wasserdichtes Metallgehäuse mit Kodak-Brownie-Kameratechnik im Inneren. Bild02 Innenansicht einer Aqua-Cam Zur gleichen Zeit hat der Hersteller Mako, gegründet und geleitet von Jordan Klein, Unterwasser-Gehäuse aus Plexiglas (Luctite) für die Rolleiflex 6x6, Kodak-Brownie und viele andere Modelle geliefert. Nach drei Jahren der Zusammenarbeit mit Kodak hatte J. Klein die Idee, eine eigene Unterwasser-Kamera zu entwickeln. So wurde die „Mako Shark“ geboren. Es handelte sich um ein preiswertes wasserdichtes Gehäuse, konstruiert 1957 von Robert Thompson, für eine „Eyehawk“ von Eastman, um damit unter Wasser fotografieren zu können. Mechanik und Objektiv waren in ein Spritzguss-Gehäuse aus Kunststoff eingebaut. Die verschiedenen Teile bezog man direkt von Kodak. Mako begann ursprünglich 1947 mit seiner Produktion, als Jerry Greenberg und Jordan Klein die Firma „Marine Enterprises“ gründeten. Ein Jahr später entschieden sich die Partner, jeweils eigene Firmen zu gründen, „Seahawk“ (Greenberg) und „Mako“ (Klein). Mako produzierte viele Unterwasser-Gehäuse für Amateure und professionelle Nutzer bis schließlich Jordan Klein das Mako-Patent an „Healthways“ zusammen mit einer 8-mm-Filmkamera verkaufte, die jedoch nie produziert wurde. Mako blieb im Geschäft mit Spezialanfertigungen für professionelle Filmer und großformatige Kameras für 35- und 70-mm-Film, die sowohl verkauft als vermietet wurden. Jordan selbst war als Kameramann für große Filmgesellschaften tätig. Er war ein Schüler von Lamar Boren, der viele bekannte Unterwasser-Filmszenen gedreht hat, beginnend mit "Creature from the Black Lagoon" (1954), "Sea Quest" (1999) sowie die meisten Unterwasser-Aufnahmen für die James-Bond-Filme. Richten wir unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Geschichte der Mako Shark. Das Konzept von Mako war ein Novum, in das sie ihre Erfahrungen als Hersteller von wasserdichten Plastikgehäusen einbrachten, die als festes Gehäuse entworfen waren und den Wasserdruck über einen O-Ring abdichteten. Es gab keine Verschlüsse mit Schrauben, Exzentern oder Muttern, nur eine einfache Schraube auf der Rückseite. Der Wasserdruck sollte die beiden Hälften des wasserdichten Gehäuses zusammenhalten. Es hatte keine Sicherheitsverschlüsse, um den Zusammenhalt der beiden Gehäusehälften zu gewährleisten, was ein durchaus revolutionäres Konzept war. Es schloss die Möglichkeit von Brüchen und Rissen im Unterwassergehäuse aus, die durch die große Kraft von Schrauben und Muttern bei kleinen Unebenheiten verursacht werden. Auslöser und Filmtransport wurden vereinfacht, Entfernungseinstellung und Verschlusszeit fixiert und damit das Risiko von Wassereinbrüchen verringert. 620er Filmrollen kamen zum Einsatz. Es war eine einfache und erschwingliche Kamera für Amateurfotografen. Bild03 Originale Verpackung der Mako mit Aufdruck der drei Varianten Es wurden drei verschiedene Modelle hergestellt. Das erste war grau und hatte die Modellnummer 1951. Es gab keinen Blitz, dieser war jedoch im Gehäuse bereits vorgesehen. Es wurde für 14.95 USD verkauft. Die zweite Kamera, mit der Modellnummer 1960, war schwarz und von besserer Kunststoffqualität und höherer Festigkeit. Es gab auch hier noch keinen Blitz, obwohl ein Batteriefach vorhanden war. Der Preis lag bei 29,95 USD. Die dritte Kamera hatte die Modellnummer 1950, und es stand ein Blitz mit eingebauter Elektronik zur Verfügung. Kamera und Blitz wurden in einer attraktiven Display-Box mit Gebrauchsanweisung zum Preis von 36,90 USD angeboten. Das Blitzsystem konnte für Modell 1960 zu einem Preis von 9,95 USD nachgerüstet werden. Bild04 Die drei verschiedenen Modelle 1951, 1960 und 1950 der Mako Shark Der Verkaufserfolg dieser Kameras überraschte selbst Jordan Klein, der mir im Jahr 2014 bestätigte, dass insgesamt etwa 55.000 Einheiten verkauft wurden. Konstante Qualität, einfache Bedienung und ein günstiger Preis waren die Grundlage für den Erfolg. Wir können sagen, dass dies der erste massenhafte Verkauf von Unterwasserkameras in der Geschichte war. Der Verkauf von wasserdichten Gehäusen und Unterwasser-Kameras vor der Mako Shark war dagegen sehr begrenzt, trotz der Tatsache, dass Calypso und Nikonos in den sechziger Jahren die "Top Gold" in der Unterwasserfotografie waren. Die Produktion der Calypso PHOT (1962-1968) blieb unter 9.000 Einheiten, und die Nikonos I (1963-1968) wurde nicht mehr als 30.700-mal verkauft. Von den Nachfolgemodellen Nikonos II (1968-1976) wurden 92.935 Stück und von der Nikonos III (1975-1983) 79.309 Kameras verkauft. Aber das waren andere Zeiten, denn inzwischen hatte sich die Unterwasser-Fotografie zu einem zunehmend globalen Phänomen entwickelt. Die Geschichte von Nemrod Unterüberschrift Das katalanische Unternehmen wurde im Jahre 1939, einige Monate nach dem Ende des spanischen Bürgerkrieges, von den Brüdern Juan und Pedro Vilarrubís gegründet. Sie begannen in den eigenen vier Wänden mit handgemachtem Spielzeug und Rollschuhen unter dem Namen "Industrias Vilarrubís". Sie wurden zu Spezialisten in der Herstellung von Spielzeug, Orthopädie-, Sport- und Freizeitartikeln für die Nutzung im Wasser. Bild05 Spielzeugwerbung der Fa. Nemrod Bild06 Angelrolle von Nemrod Bild07 Modelle der Masken "Asteria" um 1941 Ihre ersten Unterwasser-Produkte waren die "Asteria" Taucherbrillen und Masken von ca. 1941. Als sich das Geschäft weiterentwickelte und sie die Produktionslinien erweitern konnten, zogen sie in eine kleine Fabrik in Pasaje Vilaret (Barcelona) und anschließend in eine größere in der La-Sagrera-Straße 44-58. Der Markenname dieser Firma war „Nemrod“, zunächst nur als „Nemrod Industrias Vilarrubis“ bekannt. Später integrierten sie in ihr Logo das Bild eines mesopotamischen Bogenschützen und den Text "Nemrod der Jäger, König von Babylon". Internationale Anerkennung erreichten sie mit Artikeln für professionelle und Amateurtaucher. Bild08 Frühe Broschüre von Industrias Vilarrubis Bild09 Frühe Werbung mit Nemrod dem Bogenschützen Bild10 Ursprüngliches Nemrod-Logo mit Text kann klein sein Die Anforderungen der Verbraucher erhöhten sich, und um die Qualität zu verbessern, entschieden sie sich, einen kompetenten Partner für Gummiprodukte zu suchen. In der Vergangenheit hatten sie hin und wieder mit Ricardo Sagué, einem Mitglied ihrer Familie, zusammengearbeitet. Er fusionierte seine 1914 gegründete Fabrik für die Vulkanisierung von Gummi 1957 mit Industrias Vilarrubís unter dem Namen „Vilarrubís y Sagué S.A.“. Sagué wurde in der Folge zu einem der größten Anteilseigner der Firma. Bild11 Werbung von Vilarrubis y Sagué S.A. Sein Beitrag und Wissen über die Gummiproduktion ermöglichten Nemrod die Verbesserung der Herstellung von Tauchausrüstungen wie Anzüge, Flossen, Schnorchel, Masken und von anderen Gegenständen des täglichen Lebens wie orthopädische Artikel, Wärmflaschen usw. unter der Marke „Sigma Orthopedics“. 1959 unterzeichneten sie einen Vertrag über den Vertrieb ihrer Produkte in den USA mit „The Seamless Rubber Co.“, einem Unternehmen von „Rexall Drugs“. Im Jahr 1964 wurde eine Vereinbarung mit Zodiac unterzeichnet über die Vertretung und Produktion von deren Gummibooten in Spanien. Im Jahr 1965 kam Nemrod in eine schwere Krise und wurde schrittweise von „Metzeler Kautschuk“ übernommen, bis die Firma in den frühen achtziger Jahren vollständig absorbiert wurde. Jahre später, als die Metzeler-Gruppe wirtschaftliche Probleme hatte, wird Bayer, welcher der Hauptgläubiger war, der neue Eigentümer der Metzeler-Gruppe. Die Nemrod-Metzeler-Unternehmen mit Sitz in Barcelona, ??kamen in finanzielle Schieflage und wurden etwa zwei Jahre später an Pirelli verkauft. Die italienische Firma übernahm bald die Zügel; aber sie interessierten sich lediglich für die Einfuhrquoten von Gummi und einige technische Details, um ihre Fabrikation von Unterwasser-Gummi-Produkten zu verbessern (Flossen, Masken, etc.). Kurz danach, um 1990, ging Nemrod endgültig bankrott und in Liquidation. Die Nemrod-Archive galten lange Zeit als verloren, bis im Jahr 2012 Mitglieder der HDS Spanien einen ehemaligen Nemrod-Mitarbeiter kennen lernten, José Maria Zapata, und ihn zu ihrem Ehrenmitglied ernannten. Ein Teil der Geschichte von Nemrod wurde damit gerettet, vor allem weil er 2015 ein Buch darüber schrieb, welches von der spanischen HDS veröffentlicht wurde [01]. Bild12 Titelseite von Zapatas Buch über Nemrod Die Geschichte der Siluro Unterüberschrift Unsere Geschichte beginnt 1957, als Nemrod, immer den amerikanischen Markt im Blick, den man schon umfangreich mit Tauchausrüstungen beliefert hatte, in die Welt der Unterwasser-Fotografie einstieg, so wie das andere Unternehmen dieser Branche schon getan hatten. Sie beantragten beim spanischen Patentamt ein "Einführungspatent" [02], mit dem sie sich 10 Jahre lang die Herstellung und Nutzung der amerikanischen „Mako Shark“ sicherten. Diese wurde in den USA damals von „Healthways“ vertrieben. Es war die graue „Mako Shark“, deren Lizenz mit der Nummer 247376 im Februar 1959 zugelassen wurde. Bild13 Mako Shark in Lizenz für Nemrod, Bild aus [02] Wir wissen nicht, ob es wegen Meinungsverschiedenheiten mit Healthways war, aufgrund des enormen wirtschaftlichen Erfolges der „Mako Shark“ in den USA oder höchstwahrscheinlich ein Problem der Handelsspannen.... Tatsache ist, dass Vilarrubís und Sagué dachten, es sei besser, ihre eigene Kamera zu entwickeln, und so beschloss Nemrod 1961, mit der Produktion von Unterwasser-Kameras zu beginnen. Im Jahr 1961 fing auch ein junger Maschinenbauingenieur aus Barcelona, ??der mit Nemrod schon gelegentlich zusammengearbeitet hatte, an, für das Unternehmen zu arbeiten. Der neue Mann bei Nemrod war José Maria Zapata, der an nahezu allen Entwicklungen und der Herstellung der wichtigsten Nemrod-Produkte teilgenommen hat. Er wurde 1934 geboren und ist derzeit 82 Jahre alt. Dank seines guten Erinnerungsvermögens war es möglich, seine Informationen für diesen Artikel zu verwenden. José Zapata erklärte, dass im Jahr 1961 Juan Vilarrubís seine Entwicklungsgruppe versammelte, ihnen eine Graue-Hai-Mako-Kamera zeigte und vorschlug, eine Unterwasser-Kamera mit ähnlichen Eigenschaften wie die von Mako in den USA produzierte, zu entwickeln. Während die Entwicklungsphase noch andauerte, schlug Pedro Vilarrubís einen Namen für die Kamera vor, Siluro (dt. Wels). Der neue Name klang in vielen Sprachen gut und assoziierte den Unterwasser-Einsatz. Es waren offensichtlich viele Konstruktionsprobleme zu lösen, wirtschaftliche Probleme wie ungültige Patente und fehlende Verfügbarkeit von Teilen der Kamera. Sie beschlossen, der Idee und dem Design der wirtschaftlichen Mako-Unterwasser-Kamera zu folgen und technische Verbesserungen aus eigener Erfahrung mit einzubringen. Produktion der Siluro Unterüberschrift Der Kamera-Berater (Nemrod hatte bis dahin noch nie eine Kamera gemacht) war ein Herr Dürsteler, ein Deutscher, der in Barcelona lebte und Spezialist für Voigtländer-Kameras war. Die Nemrod-Konstrukteure waren klug genug, eigene Teile ähnlich denen der Kodak-Brownie-Kamera zu entwickeln oder diese zu beschaffen. So war es möglich, Lizenzgebühren zu vermeiden. Sie entwarfen eine neue Andruckplatte, welche den Film völlig flach hielt. Das Ergebnis war eine deutlich verbesserte Bildschärfe. Zunächst hat man eine Nullserie, bestehend aus etwa zehn Exemplaren, gefertigt. Sie wurde einem Team von Beratern und Mitarbeitern zum Testen übergeben, unter denen Eduard Admetlla, Roberto Diaz, Raimundo Sagué und José Maria Zapata waren. Bild14 Juan Vilarrubís & Eduard Admetlla Bild15 Roberto Diaz mit einer Nemrod-Siluro unter Wasser Bild16 José Zapata bei der Überprüfung seiner Kamera im Meer, ca. 1961 Der gesamte Entwicklungsprozess hat etwas mehr als ein Jahr gedauert. Die ersten Einheiten trugen den Namen "Siluro", und "Nemrod" war auf der Vorderseite der Kamera unterhalb der Linse eingraviert. Bild17 Erstes Siluro-Modell mit dem Nemrod-Schriftzug auf dem Novadur-Gehäuse Einige Jahre später, ca. 1966, wurde ein blaues Etikett mit dem Namen "Nemrod", statt der Gravur, unter dem „Siluro“-Schriftzug aufgebracht. Bild18 Das zweite Siluro-Modell mit blauem Etikett auf dem Gehäuse Der wahrscheinlichste Grund dafür war wohl die Möglichkeit, „Siluro“ an Fremdmarken oder Händler wie „Seamless“ zu verkaufen, so wie es Mako mit Healthways getan hatte. Das „Made in Spain“ war allerdings auf der Rückseite immer zu lesen. Der Test war ein Erfolg, und sie begannen mit der Massenproduktion in der Fabrik „La Sagrera“ in Barcelona. Jede der Kameras wurde von Antonio Escobosa geprüft, dem Montage-Techniker, und die Qualitätskontrolle mit einem Anhänger bestätigt, auf dem seine Initialen „A. E.“ an der Unterkante zu lesen sind. Bei der Qualitätskontrolle wurden vier verschiedene Punkte berücksichtigt: Objektivqualität, Verschlussfunktion, die Wasserdichtheit und die Blitzelektronik. Nemrod setzte globale Maßstäbe mit seiner methodischen Qualitätskontrolle der Siluro. Bild19 Qualitätsanhänger, mit A. E. unterzeichnet von Antonio Escobosa Man begann schließlich, die Kameras auf dem Anhänger der Qualitätskontrolle zu nummerieren. Die Seriennummern der ersten Kameras sind nicht bekannt, da sie ohne Nummerierung hergestellt wurden. Von den letzten nummerierten Kameras können wir ableiten, dass wahrscheinlich 25.000 bis 30.000 Siluro-Kameras produziert wurden. Neben der Qualitätssicherung verbesserte Nemrod auch einige Funktionen. So vermied man den starken Auftrieb der Mako Shark durch Anbringung von Blei. Um Lecks zu verhindern, wurde ein Motorrad-Ventil im oberen Teil der vorderen Schale eingebaut. Die Kamera wurde für einen externen Druck von 60 psi / 4 bar bzw. für eine Arbeitstiefe bis zu 120 ft / 30 m konzipiert, so dass es nur notwendig war, das Gehäuse mit einer Handpumpe unter geringen Überdruck zu setzen. Wenn der Druck zu hoch war, verbogen sich allerdings die Halteclips und das Gehäusevorderteil wurde abgesprengt. Das Ventil war auch nützlich, um Probleme beim Öffnen nach Flugreisen zu vermeiden. Die Qualität des Gehäusematerials wurde mit ABS-Spritzguss (Novodur von Bayer) verbessert und die Wandstärken höher als jene der Mako Shark ausgelegt. Das Verriegelungssystem wurde durch vier Clips gesichert, und die Wasserdichtheit unter Verwendung eines ausgeklügelten O-Ring-Systems garantiert. Das optische System für die Siluro wurde von der INDO-Gesellschaft aus Barcelona geliefert. Dessen Techniker Pedret war für die Berechnungen der Linsen verantwortlich. Die Brennweite der Linse betrug 70 mm für das 6x6-Format. Der Schärfenbereich der Siluro wurde von 1 m bis 2,5 m ausgelegt, dem empfohlenen Bereich für die UW-Fotografie, und die Blende legte man auf 1:16 fest. Bild20 Das erste Modell der Siluro Die Verschlusszeit der Siluro war auf 1/55 s fest eingestellt und perfekt mit den Blitzlampen synchronisiert. Zum System passten Blitzlampen „No. 5“ oder „No. 25“, beziehungsweise M 2, M 3 oder XM-Lampen mit einem Adapter. Für Überwasser-Farbfotografie wurden blaue Birnen empfohlen, für Unterwasser-Farbfotos weiße Blitzbirnen. Das elektrische System wurde von einer 22,5-V-Batterie gespeist und war mit einem Kondensator 100 ?F 25/30 Volt bestückt. Maße und Gewicht: Dicke: 16,5 cm, Breite: 27 cm, Höhe 20 cm. Das Gewicht einschließlich Blitz betrug 1,55 kg. Der Preis lag 1969 bei 2.185 spanischen Peseten, auf aktuellen Wechselkurs umgerechnet etwa der gleiche Preis wie von einer „Gopro“-Kamera im Jahr 2016. Während der Produktionsjahre gab es bis zur Einführung der Siluro "S" (Sport) Mitte der 1970er Jahre, als die deutsche Firma „Metzeler“ Nemrod aufkaufte, nur geringfügige Änderungen in der äußeren Form des Gehäuses. Das gesamte Design wurde auch dann beibehalten, aber man wollte einen moderneren und sportlicheren „Look“. So wurde das Gehäuse in schwarz mit roten Griffen oder in rot mit schwarzen Griffen im Wechsel eingeführt. Ziel war auch, die Siluro als amphibische Kamera zu propagieren. Bild21 Die ganze Fertigungsreihe der Siluro Kameras: vordere Reihe von links nach rechts, das älteste Modell von Siluro, das zweite Modell mit dem schwarzen Aufkleber, der Prototyp zwischen der Siluro und der Siluro "S". In der hinteren Reihe von links nach rechts, die Siluro "S" in schwarz und rot. Weitere vorteilhafte Veränderungen wurden an der Siluro "S" vorgenommen, wie der verstellbare Sucher auf der Oberseite der Kamera mit einstellbarem Fokus von 0,8 m bis unendlich. Dieser Sucher war für die Überwasser-Fotografie jedoch nützlicher als für unter Wasser. Eine verstellbare Blende mit einem Wahlschalter auf der rechten Vorderseite der Kamera ließ den Taucher zwischen Blende 1:16 und Blende 1:22 wählen. Zur Siluro "S" passt der gleiche Satz von Blitzlampen. Mit der Siluro und der Siluro "S" konnte in schwarz/weiß oder Farbe unter Verwendung von 120er oder 220er Farbfilmrollen mit 12 bzw. 24 Aufnahmen im 6x6-Format fotografiert werden. Beide Kameras waren wasserdicht bis 40 Meter Tauchtiefe. Auf Anregung von Victor de Sanctis (bekannter UW-Fotograf [03]) wurde eine kleine Serie mit einem längeren Blitzarm aus Aluminium produziert. Bild22 Siluro-Blitz mit längerem Arm nach einer Idee von Victor de Sanctis Siluro Verpackungen Unterüberschrift Es ist sehr merkwürdig, dass eine ganze Reihe verschieden gestalteter Verpackungen verwendet wurde, obwohl es nur 2 verschiedene Kameramodelle gab, die Siluro und die Siluro "S". Bis jetzt habe ich vier verschiedene Modelle der Verpackung gefunden: Bild23 Die erste Nemrod-Verpackung 1) Erste Verpackung: Sie wurde im Zeitraum von 1962 bis zur ersten Hälfte der 1970er Jahre verwendet. Das schwarz/weiß Foto auf dem Deckel der Box zeigt „Margarita“, die jugendliche Tochter von Eduard Admetlla, dem bekanntesten spanischen Taucher und persönlichen Freund der Familie Vilarrubís. Auf dem Karton ist das Logo mit Nemrod als Bogenschützen zu sehen. Die Textmenge auf dem Nemrod-Logo wurde schrittweise verringert, um sich an den veränderten Zeitgeschmack und den Export anzupassen und da es sehr schwierig geworden war, den vollen Text auf Gummiprodukten und dem immer kleineren Zubehör anzubringen. Das gleiche geschah auf der Verpackung für den Blitz, in der Bedienungsanleitung und den Explosionszeichnungen. Es gab drei Typen von Logos in dieser Zeit. Bild24 Die Entwicklung des Nemrod-Markenlogos A) Die erste Verpackung zu den ersten Einheiten trug das Logo des Unternehmens mit dem Bild des Bogenschützen Nemrod und dem Satz: "Nemrod el Cazador, Rey de Babilonia" (Nemrod der Jäger, König von Babylon), wahrscheinlich 1962-1966. B) In der zweiten Variante blieb der Stempel mit dem Schützen und dem Satz "Equipos Nemrod" (Nemrod-Ausrüstungen), wahrscheinlich 1966-1970. C) In der dritten Variante folgt das Logo mit dem Bogenschützen Nemrod im Wasser, ohne Text. Das Gesicht und die Gestalt des Schützen sind moderner und weniger fein strukturiert, wohl um 1970... 2) Die zweite Version der Boxen ist auf den amerikanischen Markt ausgerichtet. In den USA wurde die ursprüngliche Nemrod-Siluro von der Firma Seamless Rubber Company (New Haven, Connecticut) mit einer speziellen Display-Box vertrieben. Das Logo zeigt den Bogenschützen Nemrod mit dem Aufdruck "Nemrod by Seamless", wahrscheinlich 1966-1975. Bild25 Nemrod-Logo, wie es in den USA von Seamless verwendet wurde 3) Das dritte Modell ist für die Siluro "S" noch mit der Aufschrift NEMROD. Auf dem Karton ist das Logo mit dem Bogenschützen in blau und weiß, ohne Text, es entspricht dem Typ C der ersten Serie, wohl um 1975. Bild26 Nemrod-Verpackung für die Siluro "S" Bild27 Geöffnete Nemrod-Metzeler-Verpackung für die Siluro "S" Bild28 Nemrod-Logo kurz vor der Übernahme durch Metzeler 4) Die vierte Version stammt aus der Metzeler-Ära, wo der Bogenschütze Nemrod durch den Metzeler-Elefanten ersetzt wurde, offensichtlich ohne Text, wahrscheinlich Anfang 1980. Die Nemrod-Angestellten waren nicht sehr zufrieden mit der Übernahme durch Metzeler, so dass sie hofften, dass eines Tages der Bogenschütze den Elefanten überwinden würde. Sie machten sogar Witze über die Logos... Bild29 Nemrod-Verpackung für die Siluro "S" während der Ära Metzeler Bild30 Geöffnete Nemrod-Metzeler-Verpackung für die Siluro "S" Bild31 Neues Nemrod-Logo während der Ära Metzeler Bild32 Spöttische Anordnung der beiden Logos, Bogenschütze schießt auf Metzeler-Elefanten Zusammenfassung Unterüberschrift Die Siluro war für mehr als 25 Jahre im Verkauf, und auch heute noch werden viele Kameras an Sammler über das Internet oder Zeitungsanzeigen verkauft. Es ist interessant und erstaunlich, wie ein Projekt, das als verbesserte Kopie einer amerikanischen Kamera entstand, sogar in den USA über so viele Jahre verkauft wurde. Dank Unterüberschrift Alle Informationen über Mako wurden überarbeitet und genehmigt von Jordan Klein Senior. Schließlich möchte ich José María Zapata für alle Informationen, die er zur Verfügung gestellt hat, seine freundliche Geduld und das Geschenk einer Siluro aus der "Null" Serie, um die er sich gekümmert hatte, danken. Sie bereichert nun seit dem 18. Mai 2014 meine Sammlung von Unterwasserkameras Bild33 Herr Zapata gibt mir seine eigene Kamera als Geschenk, Mai 2014 Einige Quellen: [01] Zapata, José Maria, Ingenería Subaquatica del Siglo XX, Herausg. HDS Spanien [02] Vilarrubis y Sagué S.A., Patente de Introduction 247376, Una camera fotografica estanca y submergible, 02/1959, goo.gl/NlikqP [03] Victor de Sanctis, goo.gl/qfKXLB Link: Bilder in hoher Auflösung, englischer Original-Artikel usw. unter goo.gl/11XdGJ Bild34 Andrés mit einem RolleiMarin-Prototypen, Foto F. Rothbrust Unser Autor Andrés Clarós ist einer der bekanntesten und größten Sammler von Unterwasserkameras. Er lebt in Barcelona und ist Mitglied der HTG und der HDS Spanien. Andrés unternimmt viele Aktivitäten zum Erhalt der alten Technik und zur Erforschung und Propagierung ihrer Geschichte. Dafür wurde er 2016 mit dem "Nick Icorn Diving Heritage Award" der HDS USA ausgezeichnet, siehe Seite 4 dieser TH. ########################################################################################## Bibliophiles Überschrift Karl Heinrich Klingert – ein Bürger von Breslau Unterüberschrift Karina Kowalska & Justyna Wasiak grau kleiner Von Frank Werthwein Bild03 Bereits 1998 hatte Michael Jung ein Buch über den damals unbekannten Erfinder und seine Tauchermaschine geschrieben. Da Breslau 2016 die Kulturhauptstadt Europas ist, kommt nun passend ein neues Buch über das Universalgenie Klingert. Es basiert auf dem Werk von Michael Jung (im speziellen der Biografie) und wurde vom Museum of Diving Art in Warschau in Kooperation mit Michael Jung und der Historischen Tauchergesellschaft erweitert. Es wurde teilweise durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit kofinanziert. Mit dabei ist als separates Büchlein ein Nachdruck der Originalbeschreibung des Erfinders sowie eine Ergänzung des Breslauer Gewerbevereins von 1822. Beide Bücher nun zu vergleichen, ist der Versuch, den Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen zu wagen. Während Michael Jung sich stark um die technische und taucherische Seite bemühte, ist der Ansatz nun ein neuer: Man versucht, sich dem Menschen und verkannten Universalgenie Klingert zu nähern und sein Lebenswerk nachzuzeichnen. Hierzu muss erwähnt werden, dass wenig gesicherte Kenntnisse über die Person Klingerts und seine Lebenssituation überliefert sind. Daher versuchen die Autorinnen durch Auswertung neuer Quellen (zugänglich durch die zunehmende Digitalisierung von historischem Schriftgut) und Beschreibung der allgemeinen Lebensumstände und der Stadt Breslau in damaligen Zeiten ein Bild zu zeichnen. Herausgekommen ist ein wundervolles buntes Bild der damaligen Zeit und des Lebenswegs von Karl Heinrich Klingert mit Beschreibungen seiner wichtigen Werke. Wer sich nur für die „Tauchermaschine“ interessiert, wird wohl - ob der vielen Details zu anderen Themen – irgendwann die Segel streichen und das Buch zur Seite legen. Doch das Buch will ja auch nicht den Menschen Klingert nur auf diese eine Erfindung beschränken – hier soll das große Ganze präsentiert werden. Und da gibt es viel zu entdecken! Ein schönes und interessantes Buch – kein Ersatz, aber eine ideale Ergänzung zum Buch von Jung (das wir separat besprechen werden), das die taucherische Seite besser abdeckt. Ich kann beide Bücher nur empfehlen…. Vgl. auch: Karl Heinrich Klingert - neue Recherchen, K. Kowalska, J. Wasiak, TauchHistorie 4, S. 6 ff. Die besondere Seite im Netz Unterüberschrift zu Bibliophiles von Dr. Lothar Seveke Tausende Web Sites im Internet beschäftigen sich mit der Tauchgeschichte und der verwendeten Technik. Einige, die aus der Masse herausragen, und vielen Interessierten schon bekannt sind, möchten wir hier in lockerer Folge vorstellen, heute die vor allem den Selbstschraubern gut bekannte Seite www.oxydiver.de von Dipl.-Ing. Michael Müller: Bild01 Schrift muss nicht komplett lesbar sein Die Seite ist einfach und ohne Schnickschnack aufgebaut. Micha verzichtet auf Zappel-Gifs und stellt seine Selbstbau-Projekte und Restaurierungen alter Technik in gut verständlichen Bild-Protokollen dar. Hervorzuheben sind seine fast schon genialen Lösungen für nützliche Werkzeuge und den Ersatz oder die Nachbildung von nicht mehr beschaffbaren Werkstoffen und Ersatzteilen. Mr. McGiver wäre stolz auf solche Kollegen. Wer Micha Müller kennt, weiß, dass die Arbeiten mit soliden Kenntnissen, Patent- und Literatur-Recherchen über die Historie der Geräte und Erfindungen untermauert sind, auch wenn das in seinen knappen Texten noch nicht so deutlich wird. Manchen mögen seine Eigenkonstruktionen, vor allem von Kreislaufgeräten mit einem Anteil von Baumarkt-Materialien, gewagt erscheinen, und vom Nachbau wird natürlich auf der Webseite auch abgeraten. Aber die einfachen Geräte sind solide konstruiert und vermitteln durch ihre Einfachheit auch gute Basiskenntnisse über die Funktion solcher Technik. Wer lebendige Anregungen für den Selbstbau oder die heutige Nutzung alter Tauchausrüstung braucht, dem sei der regelmäßige Besuch dieser immer wachsenden Seite empfohlen. ##################################################################################### Aus dem: Bild01 Ein Museum lebt, wenn es gelingt, den Besuchern die Eigenarten einer vergangenen Epoche nachvollziehbar zu machen. Neugierde wollen wir wecken durch die Vorstellung interessanter Exponate, um unserem Museum einen Besuch abzustatten. Aus dem Bastelkeller Überschrift Von Otmar Richter Ende der der sechziger Jahre begannen viele Sporttaucher der DDR ihren Sommerurlaub in Bulgarien am Schwarzen Meer zu verbringen, um dort zu tauchen, unter Wasser zu fotografieren und zu filmen. Die Beschaffung von Druckluft für die mitgenommenen Presslufttauchgeräte war oft schwierig und zeitraubend. Was lag näher, als einen kleinen Kompressor mitzunehmen. So begannen einige Tauchsportsektionen mit dem Eigenbau eines Kleinkompressors Unterüberschrift Die Basis war der dreistufige Kompressor AK 150B, der aus sowjetischen Panzern und Fluggeräten stammte. grau kursiv Hersteller:"Znamia" Moscow Engineering Anlagen, Kurbelwellendrehzahl: max. 2100-2150 U/min Betriebsdruck: 150 bar, 7-l-Flasche in 30 min Schmierung: Zentral über das Kurbelwellengehäuse Bild02 eingetauscht Erste Gedanken galten natürlich der Beschaffung des Kompressors. Etwa bei der NVA mit deutscher Bürokratie und Gründlichkeit? Also ran an den Ursprung und nach Wünsdorf ins Hauptquartier der „Freunde“. Das war damals die gängige Bezeichnung für die Soldaten der sowjetischen Truppen und sollte sich diesmal als völlig zutreffende Vokabel erweisen. Zunächst war es nicht ganz einfach, über den Wachhabenden an den Offizier vom Dienst heranzukommen. Als das gelungen war, trugen wir ihm mit unserem Schulrussisch und einigen für diesen Zweck zusätzlich eingeprägten Vokabeln unser Anliegen vor, einen ausgemusterten, aber noch betriebsfähigen Kompressor zu erwerben. Der Offizier hörte aufmerksam zu, um dann auf Deutsch zu sagen: „Sprechen Sie bitte deutsch, dann verstehe ich besser.“ Im Nu waren alle Unklarheiten beseitigt, der Offizier verließ mit einem „Einen Moment“ den Raum. Nach einer guten halben Stunde kam er mit einem mit Ölpapier umwickelten Gegenstand zurück. „Poschalsta – AK150W!“ Wir hätten jubelnd an die Decke springen können. Geld nahm der Mann nicht an, wohl aber die beiden Flaschen feinsten Nordhäuser Doppelkorns samt Dederon-Beutel. Nach seinem Namen befragt, meinte er nur: „Bulgakow, wie der Dichter. Do swidanja und viel Spaß beim Basteln.“ Wieder draußen, war ich zunächst sprachlos, dann zu meinem Partner Franz: „Kneif mich mal, damit ich‘s glaube!" Für den Antrieb wurde ein Motor des (raren) Mopeds Simson KR51 (Schwalbe) geopfert, Hubraum: 49,6 cm³ Leistung: 3,4 PS bei 6500-5500 U/min. Das Getriebe, heutige „Schwalbenschrauber“ mögen es mir verzeihen, war für unseren Zweck überflüssig und wurde abgesägt. Bild03 abgesägt Was dann folgte, muss man eher mit fließender Projektierung als mit der Umsetzung einer ingenieurtechnischen Konstruktion bezeichnen: Motor und Kompressor wurden auf eine Grundplatte in einem Rahmen geschraubt. Die Reduzierung der Umdrehungszahl des Motors auf die Solldrehzahl des Kompressors erfolgte mit Hilfe einer großen Schwungscheibe kompressorseitig und einer kleinen Antriebseinheit auf der Motorwelle mit einer Rille für die Schnur zum Anreißen des Motors. Der Abstand hatte sich zu richten nach der Länge der verfügbaren Keilriemen. Bild04 angetrieben Die Anfertigung eines Öltanks für die Schmierung erwies sich als nicht problematisch, der Bau einer Ölpumpe schon; bis zu dem Zeitpunkt, als wir die Ölpumpe des Motorrads AWO als wie dafür gemacht entdeckten. Die bei der Ölverwirbelung durch die Zahnräder der Pumpe entstehenden feinen Ölnebel leiteten wir zusätzlich über eine extra Bohrung zum Luftansaugstutzen als ergänzende „Obenschmierung“. Die Schmierung der Kurbelwelle des Motors kam über einen kleinen Ölvorratsbehälter sowie über vier zur Kontrolle durchsichtige Zuleitungen direkt in das Kurbelgehäuse. Bild09 Vorderseite Der Lüfterpropeller des PKW „Wartburg“ erwies sich in der Größe und der Luftleistung für die Kühlung als ideal. Über einen Lagerbock wurde er durch hinter der Schwungscheibe befindliche Keilriemen angetrieben. Für die Filterung wurde von zwei Kohlensäureflaschen der Boden abgesägt, zwei Verschlüsse gedreht, die mit den Bohrungen für die Luftleitungsanschlüsse versehen waren und zur Befüllung der Filter dienten. Ein Hochdruckschweißer schweißte uns die Verschlüsse an die Flaschen, und die kompletten Filter wurden mit 220 bar zur Sicherheit abgedrückt. Die erste Flasche war als Öl- und Wasserabscheider vorgesehen, Flasche Nummer zwei wurde mit Aktivkohle gefüllt. Dadurch war gewährleistet, dass wir immer geruch- und geschmacklose, also saubere Atemluft, in unsere Taucherflaschen mit einem Betriebsdruck von 150 bar füllen konnten. Alle Luftleitungen waren aus Kupfer und durch selbstdichtende Verschlüsse verbunden. Bild10 Rückseite Die Tauchfahrten nach Bulgarien konnten beginnen, und über Jahre tat dieses Gerät treue Dienste und sicherte die Luftversorgung unserer „Expeditionen“. Heute hat er seinen Platz neben einem ähnlichen Modell Leipziger Taucher in unserem Museum, und beide zeugen von dem Einfallsreichtum und dem handwerklichen Geschick der damaligen Sporttaucher. Artikel mit noch mehr Detailbildern unter goo.gl/9HMlYT ############################################# Internationales Klassik-Tauchertreffen 11. & 12. Juni 2016 Überschrift Von Franz Rothbrust Zweites Juniwochenende, nach monatelanger Vorbereitung war es endlich soweit, die europäische „Szene“ traf sich zum Internationalen Klassik-Tauchertreffen in Neustadt an der Weinstraße. Mehr als sechzig Teilnehmer aus 14 Ländern sind wieder in die Pfalz gekommen. Die Historischen Tauchergesellschaften aus unseren Nachbarländern wurden durch ihre Vorstandsmitglieder vertreten: Peter Dick, HDS England, Herausgeber der Historical Diving Times und des International Journal of Diving History, Jean Grépinet, Präsident der HDS Frankreich, Old?ich Lukš, Präsident der HDS in Tschechien, Wieslaw Wachowski, Vorsitzender der HDS in Polen. In diesem Jahr zum ersten Mal in Neustadt: Gyözö Horwath, Vorsitzender der HDS in Ungarn, die erst vor wenigen Wochen ins Leben gerufen wurde. Aus Dänemark reiste der HDS-Vorsitzende Paul Erik H. Christensen zusammen mit Sven Eric Jørgensen an, Herausgeber der „Dykkehistorisk Tidsskrift“. Der STC Nautilus wurde durch seinen ersten Vorsitzenden, Volker Wolf, präsentiert. Um hier zu sein, nahmen einige Gäste sehr weite Anreisen in Kauf, das ehrt uns als Veranstalter: Dr. Inge Kendall-Maranto aus den USA, Iain Baston aus Tansania und, wie fast jedes Jahr, Adair Ribeiro aus Brasilien. Unser Ehrenmitglied, Frau Marianne Dräger, war zusammen mit ihrem Mann bereits am Donnerstag angereist. So konnte der Freitag für eine gemeinsame Tour zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Weinstraße um Neustadt genutzt werden. Bild02 Am frühen Samstagnachmittag versammelten sich alle Teilnehmer in Deidesheim zur Ausstellungseröffnung „Vom Eigenbau zur professionellen Unterwasserkamera“ im „Deutschen Film und Fototechnik Museum“. In mehreren Vitrinen waren Unterwasserkameras unseres Mitglieds Wolfgang Mackowiak aus Köln ausgestellt. Bild 01 grauer Text kursiv Eröffnet wurde das Museum vor 26 Jahren, es gehört zu einem der besten seiner Art europaweit und basiert auf zwei Privatsammlungen von Foto- und Filmapparaten. Heute verfügt es über eine Ausstellungsfläche von 400 m² mit etwa 5500 Exponaten. Das Hauptziel besteht darin, anhand der Exponate die dahinter stehende Technik und deren Weiterentwicklung aufzuzeigen. Gerade die Weiterentwicklung auf dem Foto- und Filmsektor hat sich in einem atemberaubenden Tempo vollzogen. So ist innerhalb weniger Jahre die analoge Technik von der digitalen nahezu vollends abgelöst, ja verdrängt worden. Zum Thema Foto und Film gehört natürlich auch das Fernsehen. Auch dieses Gebiet findet in Deidesheim seinen Niederschlag mit vielen Exponaten. Das Museum ist nichtstaatlich und wird von einem Förderverein mit etwa 140 Mitgliedern getragen. Alle Mitarbeiter des Museums sind ehrenamtlich, also ohne Bezahlung, tätig. Es finanziert sich weitgehend aus Sach- und Geldspenden sowie aus den Eintrittsgeldern. Text, vom Autor gekürzt: Deutsches Film und Fototechnik Museum, Horst-Werner Kasch. www.film-fotomuseum.de An dieser Stelle gilt nochmal unser Dank dem Deutschen Film- und Fototechnikmuseum, seinem Vorsitzenden Dr. Heide und den Mitarbeitern, welche die Ausstellung möglich gemacht haben. Auszug aus der Rede des Autors zur Eröffnung der Ausstellung: grauer Text kursiv Das Tauchen hat sich erst ab den 1950-er Jahren zu einem Breitensport entwickelt. - In den 1940-er Jahren wurden die technischen Möglichkeiten dazu erfunden und dann realisiert. - Durch die Filme und Vorträge von Hass und Cousteau wurden viele für die Welt unter Wasser begeistert. - Der allgemeine wirtschaftliche Aufstieg zu dieser Zeit verschaffte den Menschen ein geregeltes Einkommen und mehrere Wochen Jahresurlaub. Die ausgestellten Unterwasserkameras spiegelten diese ersten Jahre bis fast in die Gegenwart wider. Als Mackowiak in den 1950-er Jahren mit dem Tauchen begann, gab es kaum Unterwasserkameras zu kaufen, die allgemein erschwinglich waren. Die wenigen damals serienmäßig produzierten Modelle waren sehr teuer, kosteten mehrere Monatslöhne. So war es allgemein üblich, Unterwassergehäuse in Heimarbeit selbst zu bauen. Um die Kamera im Innern bedienen zu können, waren wasserdichte Gehäusedurchführungen notwendig. Wolfgang Mackowiak hat das auf genial einfache Weise gelöst indem er z.B. Teile von Wasserhähnen verwendete. Mit beginnender Massenproduktion sanken die Preise und so konnten sich auch technisch nichtversierte Sporttaucher Unterwassergehäuse leisten. Einige erfolgreiche Modelle aus dieser Zeit werden in Deidesheim ausgestellt. Wolfgang Mackowiak betrieb die Unterwasserfilmerei auch professionell, er drehte u. A. Filme für den WDR. Dazu hat er eine 16-mm-Bolex-Filmkamera in einem Gehäuse von „Hugyfot“ verwendet, auch diese Unterwasserkamera ist in der Ausstellung. Am späten Nachmittag ging die Veranstaltung im historischen „Saalbau“ in Neustadt in die zweite Runde. Vier Vorträge zu tauchhistorischen Themen wurden gehalten: - Josef Helpenstein, HDS D:  Entwicklung der Technischen Standards (Normung) für das Tauchen in Deutschland. - Sven Erik Jørgensen, HDS DK: Peter Hansen und der dänische Zweibolzenhelm - Old?ich Lukš, HDS CZ: Unbekanntes tschechoslowakisches Atemgerät aus den 1930-er Jahren - George Kamarinos, HDS DE: Schwammtauchen in Griechenland Die Vorträge können über den Link unten gelesen werden. Der Tag klang aus mit einem gemeinsamen Abendessen im Hotel Palatina. In diesem Jahr verbrachten wir den Sonntag nicht am Marxweiher, wie in den acht Jahren zuvor. Dort musste wegen Sturmschäden die große schattenspendende Pappel leider gefällt werden. So sind wir mit unserer Veranstaltung an den nahe gelegenen Lingenfelder See umgezogen. Wegen der hohen Regenwahrscheinlichkeit haben wir unsere Geräte auf der überschirmten Terrasse und in zwei Pavillons ausgestellt. Das sollte sich noch als gute Voraussicht erweisen. Der schön gelegene See, seine Umgebung und die gute Gaststätte passen in unser Konzept. Es hat den Teilnehmern gefallen, und wir werden auch in Zukunft dort unsere Zelte aufschlagen. Allen Rednern, Ausstellern und Helfern nochmals unseren herzlichen Dank an dieser Stelle! Ohne das Engagement vieler der Teilnehmer wäre die Veranstaltung nicht durchzuführen gewesen. Ein besonderer Dank geht an den STC Nautilus aus Neustadt für seine logistische Unterstützung. Die Vorbereitungen zu unserem nächsten Treffen laufen bereits, es wird am 17. und 18. Juni 2017 stattfinden und unser 10. Treffen sein, also ein Jubiläum. Wir freuen uns schon darauf. Bild03 Bild04 Bild05 Bild06 Bild08 Bild10 Weitere Bilder und die am Samstag gehaltenen Vorträge unter: goo.gl/Tvo6ZC ###################################################################################### Klingert Weekend in Wroclaw im Juni 2016 Überschrift Von Lothar Seveke Bild01 Das 2007 gegründete Tauchmuseum in Warschau hat, basierend auf langjährigen Forschungen von Michael Jung vom Hans-Hass-Institut, neue europaweite Recherchen mit den verbesserten Möglichkeiten der modernen digitalen Archivierung zu Person und Werk von Carl Heinrich Klingert aus Breslau unternommen (vgl. den Artikel in der TauchHistorie 4, S. 6), auch mit Unterstützung der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit. Bild02 Die Ergebnisse gingen in ein animiertes Video und ein Buch ein, das 2016 erschienen ist (ISBN: 978-83-942616-0-3). Ein weiteres Ergebnis ist die Replik des Tauchanzuges, den Klingert 1797 gebaut und in der Oder erprobt hat. Das Tauchen mit diesem Anzug, fast am Originalschauplatz, war die Hauptattraktion des "Klingert Weekend", zu dem das Tauchmuseum am 25.6. in Wroclaw eingeladen hatte. Vertreter von vielen Historischen Tauchergesellschaften und andere Interessierte, insgesamt etwa 60, waren gekommen. Am Freitag und Samstagnachmittag haben wir uns die attraktiv wieder aufgebaute Altstadt von Wroclaw angesehen, die schon die Reise wert war. Bild04 Am Freitagabend erklärte Karina Kowalska, die Direktorin des Tauchmuseums, in einem Vortrag die Herstellung der Anzug-Replik. Bild06 Am Samstagmorgen ging's dann in einen Park auf einer Oderinsel, wo Karinas Mann in Klingert's Anzug stieg und eine kleine Runde in dem nicht gerade lockenden Oderwasser drehte. Sicherlich mehr helfende Hände und Sicherheitskräfte, als Klingert sie damals hatte, unterstützen ihn dabei. Die Anzug-Replik funktionierte, aber der Altingenieur in mir war wegen der Realisierung mit heutigen Materialien und Komponenten doch ein bisschen enttäuscht. Die Verwendung von Stahlblech statt Kupfer, von Neopren statt Leder, von Edelstahl-Spannbändern statt Kupfer-Ringen erleichterte und verbilligte sicher die Herstellung, aber wenn man sich schon die Arbeit macht,… Na gut, alles ging glatt, die anwesenden Medien und das Publikum waren sehr interessiert. Bild10 Bild16 Bild18 Bild22 Bild24 Bild20 Zum gemeinsamen Abendessen waren wir in einer historischen Gaststätte im altehrwürdigen Rathaus von Breslau und lernten die überbordende polnische Gastlichkeit kennen. Das Tauchmuseum vergab an Beteiligte des Projektes Ehrenplaketten und Andenken, auch die HTG erhielt zum Dank für kleine Hilfen einen symbolisierten Klingert-Anzug. Michael Jung bekam außerdem von der Stadt Wroclaw eine Ehrenplakette mit Urkunde für die Förderung des Ansehens der Stadt durch seine Arbeiten. Bild26 Bild34 Wir drei teilnehmenden Mitglieder der HTG sehen die Veranstaltung als sehr gelungen an und bedanken uns herzlich bei Karina Kowalska, Justyna Wasiak und den anderen Helfern für die schönen Tage. ################################################### 2. Treffen "In memoriam Ji?í Trpik" der HDS CZ Überschrift Von Dr. Lothar Seveke Die Freunde der HDS Tschechische Republik www.hdsczech.cz luden uns für Anfang September zu ihrem zweiten Treffen in Gedenken an ihren verstorbenen Vorsitzenden Ji?í Trpik in Bo?ená Hora, 60 km südlich von Prag ein (in Navis gelistet, etwa 230 km von Dresden oder 300 km von Nürnberg). Bild01 alle Bilder ohne Unterschriften Dort ist ein gefluteter ehemaliger Granit-Steinbruch (max. 22 m tief) mit einer hervorragenden Infrastruktur für so ein Treffen und zum Tauchen potya.cz . Es gibt preiswerte Holzhütten zum Übernachten und Waschräume mit warmem Wasser, eine kleine Gaststätte und sogar ein "Konferenzzelt". Bild02 Bild03 Nach der Anreise und ersten Kontakten am Freitagabend verbrachten wir den Samstag direkt am Wasser mit der Besichtigung und Diskussion der ausgestellten Technik und Literatur, vielen Gesprächen mit den alten Hasen der tschechischen Tauchgeschichte und Tauchgängen mit schwerer und leichter alter Tauchtechnik. Bild06 07 08 Ähnlich wie in der DDR gab es in Tschechien eine reiche Bastelszene im Sporttauchbereich, von der noch viele Stücke existieren, aber auch professionelles Tauchen in den Binnengewässern. Einige der alten Berufstaucher sind heute in der HDS und bewahren die alte Technik. Im Technischen Museum in Brno soll eine Abteilung Tauchen eingerichtet werden. Bild04 05 Besonders interessant war bei dieser Gelegenheit der Kontakt mit Pavel Gross, genannt Matto, und seiner Frau, die seit langem in der Schweiz leben und zu den Pionieren des Sporttauchens in der CSSR zählen. Matto hat später als Ingenieur mit Prof. Bühlmann zusammengearbeitet und u.a. Kleinst-U-Boote (z.B. GEO mit Prof. Fricke), Deco-Timer für SOS und ein Rettungsgerät für Apnoe-Taucher entwickelt und arbeitet jetzt an Rebreathern [01]. Neben uns zwei Vertretern der HTG waren auch Freunde der HDS Polen gekommen, die in Vorträgen ihr Projekt "Tauchanzug Klingert" vorstellten, über das wir schon in dem Bericht über die "Klingert-Tage" in Wroclaw und den Artikel in der TH5 schrieben. Ich möchte den tschechischen Freunden für die Einladung und das interessante Wochenende herzlich danken. Weitere Bilder und Videos finden sich unter den folgenden Links: goo.gl/yWl2Kc und goo.gl/A2qJ39 [01] Gross, Pavel, Hlubiny a posedlosti podle pravdy sepsal a p?ílohami vypravil (Abyss und Besessenheit), ISBN: 978-80-905625-0-9 ################################################### Herbsttreffen Altes Tauchen 2016 am Helenesee bei Frankfurt/O Überschrift Von Lothar Seveke Unsere Treffen wiederholen sich ja inzwischen regelmäßig, so dass es schon schwerfallen müsste, etwas Neues darüber zu sagen. Das hat sich auch dadurch ausgedrückt, dass ich diesmal in der Einladung zum Programm geschrieben habe: Das Programm ist selbsterklärend wie jedes Jahr: grau kursiv - klönen, - Technik und Papier tauschen, - alte Freunde wieder sehen, - neue Bekanntschaften knüpfen, - Erfahrungen austauschen, - Sammelstücke demonstrieren. Nur, dass eben die alten Freude, zu denen durchaus auch neue stoßen, neue Erfahrungen und Sammelstücke mitbringen und die Zeit zum Klönen (und Tauchen) immer kaum ausreicht. Bild02 und Bild03 Nach Einladungen über Email, unser Forum und Facebook kamen immerhin 18 aktive Besucher, teilweise von ihren Frauen begleitet, bei herrlichem Spätsommer-Wetter zu uns an auf den Tauch-Stützpunkt des TC Fürstenwalde am Helenesee, einem ehemaligen Braunkohlen-Tagebau. Die meisten stammen aus dem Raum Berlin und der reichen Ost- und Westberliner Tauchszene von damals. Hajo aus Hamburg hatte die weiteste Anreise, um seinen sowjetischen CV-Anzug weiter zu erproben. Micha breitete seine gut gepflegte Sammlung aus, der neue Argonaut Kraken von Helmut musste getestet werden, ein Zweischlauchregler, den das KSK18 1960 für den eigenen Bedarf in Kleinserie baute, wurde erstmals gezeigt und Jürgen hatte seinen tauchbaren Hydromaten mit komplettem Zubehör aus NVA-Zeiten vor Ort. Bild04 und Bild05 In Eigenverantwortung konnte in der schönen Helene auch getaucht werden, was bei dem schönen Wetter, natürlich mit alter und topgepflegter Technik auch gerne wahrgenommen wurde. Wie das Bild zeigt, kam dabei eine wirklich bunte Truppe zusammen, alte und neue Zweischlauchregler, alte Kreislaufgeräte, der CV-Anzug von Hajo, Helmut mit Vollgesichtsmaske und Gerhard Steinert als Schnorchler nur mit Badehose. Bild01 Zuvor gab's noch Kartoffelsuppe von Jürgen, der die Hausherren repräsentierte, und danach einen Film über anspruchsvolles Eistauchen in der Helene als Teil der GST-Ausbildung und mit Orientierungstauchen unter Eis, Brrrh! Der harte Kern konnte sich dann schließlich doch gegen 17 Uhr von diesem schönen Platz trennen, für dessen Nutzung wir Jürgen und seinem TC Fürstenwalde danken möchten, nicht ohne Hintergedanken an Wiederkehr. #################################################### Vorschau Überschrift grau bitte fett Das Heft 7 der „TauchHistorie“ wird im Juni 2017 zum Jubiläumstreffen der HTG, dem zehnten, erscheinen. Eine Vorschau kann man allerdings nur ohne Gewähr geben, da wir immer wieder überraschend interessante Angebote erhalten. Wir wollen über einen (West-)Berliner Tauchpionier berichten, Fred Methner, und noch einmal über das professionelle UW-Schneiden und die Tauchgeräte, die Ted Eldred erfand, bevor er den ersten Einschlauchregler der Welt baute. Außerdem beschreiben wir die Entwicklung von Reglertechnik von Dräger und Scubapro und das wenig beachtete aber wichtige Bestandteil von Zweischlauch-Automaten, das Mundstück. Der zweite Teil zu dem Artikel in diesem Heft führt fort, wie Hans Hass sich in der zeitgenössischen Presse abbildete. Wir beschreiben den für die professionelle Fotografie wichtigen Klarwasserkonus und stellen die Kamera Aquamatic und ihren Erfinder vor. Der Artikel zu den Messern der DDR-Kampftaucher aus der TH5 wird (hoffentlich) mit dem zweiten Teil abgeschlossen und die Entwicklung der Schwimmflossen beschrieben. Das Sporttauchmuseum Berlin wird einen Eigenbau-Scooter aus seinem Fundus vorstellen. Schließlich informieren wir auch wieder über die Aktivitäten und Treffen der Historischen Tauchergesellschaft und die unserer Partner-Gesellschaften aus aller Welt und stellen Schriften aus der historischen Tauchliteratur vor. Weiteren Lesestoff zum Thema bietet die „Tauchgeschichte Spezial“ (TGS), die von unserem Mitglied Norbert Gierschner in Eigenverantwortung herausgegeben wird. Die Artikel 6, 7 und 8 stellen eine sehr gute Ergänzung zu einigen Artikeln in unserem aktuellen Heft dar. Bild01 TGS 9/2016 (November, 104 Seiten): 1. Tauchabenteuer zwischen 1601-1649 / 7-12 2. Der Vater der Nautilus / 13-18 3. Heart of Oak, George Wookey / 19-23 4. Alte Atemregler in Reprints: Aqua-Matic / 24 5. Hans Hass: Im Roten Meer / 25-36 6. Am Anfang war das Buch (H. Heberlein I) / 37-42 7. Informationen und Quellen (H. Heberlein II) / 43-52 8. Spirotechnique Narguiles Twin Hose Regulators / 53-60 9. Wie man sich früher vor Kälte schützte / 61-66 10. Leseprobe: Unterwasserfotografie - 100 Jahre / 67- 70 11. Die Calypso-Phot / 71-72 12. Eine Nikonos-Geschichte und ihre Modelle / 73-76 13. Berühmte Zitate, der "Stelzner" und was er kostet... / 77-80 14. Eine Firmengeschichte: White Stag / 81-90 Bestellen kann man die TGS direkt im Verlag Norbert Gierschner unter NGierschner@t-online.de. --------------------------------------------------------------------------------------------- Impressum der TauchHistorie Herausgeber: Historische Tauchergesellschaft e.V. Villenstraße 6, 67433 Neustadt/Weinstr. Tel.: +49 (0) 6321 8 09 23 franz.rothbrust@historische-tauchergesellschaft.de www.htg-th.eu Verlag: Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH Ernst-Udet-Straße 17, 67435 Neustadt/Weinstr. 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Auf den Ausstellungen 1882 in München, 1883 in Wien und 1891 in Frankfurt/Main stellte er erfolgreich seine neue Übertragungstechnik aus. Das Körner-Mikrofon (Universal Transmitter), ein Kohlemikrophon, wurde Ende 1880 erstmals an die Deutsche Reichspost geliefert. Damit hatte die Firma großen Erfolg, denn die Post benutzte Kohlemikrophone bis in die 1970er Jahre. --------------- ------------------------------------------------------------ --------------- ------------------------------------------------------------