Editorial Liebe Leserinnen und Leser, das Heft vier der TauchHistorie (Nr. 1 in meiner Zeitrechnung) haben wir (fast) pünktlich im Dezember herausgebracht. Die Reaktionen darauf waren nicht besonders zahlreich, hoffentlich nach dem üblichen Motto der Ehemänner “Wenn ich nicht meckere, hat`s geschmeckt!“. Egal, nun haben wir das Heft fünf vorliegen, und es ist wieder ziemlich technik- und regler-lastig geworden. Auf diesem Gebiet ist es aber nicht wie bei den Krimis, hier die Autoren, dort die Leser. Hier rekrutieren sich die Autoren aus dem Kreis der Leser. Und Schreibwillige scheint es unter den Technikern deutlich mehr zu geben als unter den Bibliophilen, Historikern, Biografen, … Wenn Sie das ändern wollen, bin ich für jedes Angebot offen. Uns fehlen auch Beiträge zu anderen Teilen unseres Interessengebietes, UW-Fahrzeuge/Schiffe und -Stationen, Kälteschutz und Beleuchtung, Tauchmedizin, Uhren und andere Instrumente, ... Dafür gilt der gleiche Aufruf wie oben. Wir haben auch Artikel aus anderen Zeitschriften übernommen, nicht, weil wir Seiten füllen mussten, sondern um mit herausragenden Inhalten unsere Vielfalt zu erhöhen. Wer wird schon dänische oder tschechische Zeitschriften lesen oder akribisch andere Spezialzeitungen zu Fotografie, Uhren, … auf Berührungspunkte Tauchtechnik durchsehen. Das wollen wir auch fortsetzen, und sie können uns dabei helfen, indem Sie auf geeignete Artikel aufmerksam machen, auf die Sie gestoßen sind. Wir übersetzen die meisten Artikel ins Deutsche, speichern aber die originalen Artikel immer unter den angegebenen Links ab. Die Übersetzung ist wegen der vielen Spezialtermini oft recht schwierig. Wenn Sie als Kenner der jeweiligen Sprache Fehler entdecken, bin ich für Korrekturen dankbar. Im letzten Heft hatte ich versucht, über jeweils einen Link interessante Zusatzinformationen zu jedem Artikel bereitzustellen. Ich habe keine Kontrolle, wie weit das genutzt wurde, aber einige jüngere Leser fanden es schon ziemlich «vintage», einen Link per Hand eintippen zu sollen. Deshalb sehen Sie jetzt neben diesen Links die kleinen blau-weiß gemusterten Quadrate (QR-Code, Quick Response Codes), die über ein Smartphone oder den Windows-PC mit WebCam, verbunden mit dem Internet, die sofortige Anzeige der Zusatzinformationen ermöglichen. Ich hoffe, Sie machen sich diese moderne Methode zunutze. Zum Üben ;-) unsere Internet-Auftritte: www.htg-th.eu Ihr Dr.-Ing. Lothar Seveke Titelbild: Unser Autor Gerhard Steinert 1954 mit einem Eigenbau­CV-Anzug am Heinitzsee bei Berlin Inhalt Seite 3 Editorial Seite 4 Leserbriefe Seite 6 Die Erforschung des reichen Tauch-Erbes von Australien Seite 11 Brennen unter Wasser mit dem Messer-Griesheim-Verfahren Seite 18 CG45 und Mistral -DIE Initiatoren für das Sporttauchen Teil 2 Seite 27 Unsere ersten Pressluft-Tauchgeräte Seite 30 Das Ei des Jan van Buuren Seite 36 Die Tauchgeräte von Cousteau Seite 42 Unterwasser-Gehäuse für die Exa Seite 48 Jürgen Hermann - Vater des Deco Brain Seite 54 Tauchermesser im Militärdienst der DDR Seite 62 Bibliophiles Seite 64 Pfiffig gelöst - Sporttauchmuseum Berlin Seite 65 Vereinskleidung der Historischen Tauchergesellschaft Seite 66 Frühjahrstreffen 2016 - Altes Tauchen am Kulkwitzsee Seite 68 Vorschau Leserbriefe Zum Artikel „Die frühen Filmkameras von Hans Hass“ aus der TH 4 Pressbaum, den 3.1.2016 Lieber Herr Franz Rothbrust! Habe vor einigen Tagen die neue Tauchhistorie 04/2015 bekommen. Danke für das nachträgliche Weihnachts- und Neujahrs Geschenk! ... Zu dem Artikel „Die frühen Filmkameras von Hass“ muss ich noch sagen, was ich schon in meiner Autobiografie erwähnt habe und hier in der Beilage in übersichtlicher Kurzfassung beiliegt, um diese verworrene Materie überbli­cken zu können - zeitliche Zusammenhänge, die dem Autor dieses Artikels, Mr. Patrick McCoole, offenbar unbekannt waren. ... Mit besten Grüßen Kurt Schaefer Beilage - kurze Zusammenfassung • Seit 1943 war ich mit H. Hass von meiner Wehrmacht-Dienststelle (Luft-Torpedo-Schule Grosseto) über Feldpost in Verbindung. Hass beauftragte mich, den Titelvorspann für seinen Film „Menschen unter Haien“ zu zeichnen. • 1944 im April war mein erstes persönliches Treffen mit Hass in der Filmmetropole UFA in Berlin. Ich gab meine Zeich­nung an Hass, der seinen Film aus der Ägäis zeigen wollte, der auf 16-mm-schwarz-weiß aufgenommen und auf 35­mm-normalen Kinofilm umkopiert wurde. Da dieses „Auf­blasen“ sehr teuer und umständlich war und außerdem kaum eine Verbesserung der Bildqualität bewirkte, wurde in der Fachdiskussion empfohlen, die nächsten Filme gleich auf 35-mm-Filmen aufzunehmen! • 1946, habe mein Studium an der TH Wien begonnen. Hass lädt mich zu einer Besprechung in seine Wohnung (Wien 1, Haarhof 4) ein und übergibt mir eine Reporterkamera “Bell & Howell“ 35 mm mit 30-m-Spulen, Federwerk und Objektiv-Revolver zum Einbau in ein UW-Gehäuse aus Messingblech. • Ende 1946 war dieses „Ungetüm“ fertig, Tauchproben an der Alten Donau und Übergabe an Hass. • Offenbar kamen ihm aber Bedenken, da dieses Gerät doch ziemlich groß und unhandlich war und er übergab mir eine “Siemens“ 16 mm und eine Leica II zum Einbau in UW-Gehäuse. Ich machte beide in Alu-Guss. • 1947, Alu-Siemens-Gehäuse fertig und Übergabe an Hass, siehe auch Abbildung in TH 4, Seite 29, Gehäuse “E“. • 1947 im September lud mich Hass nach Zinkenbach am Wolfgangsee ein, wo er mit seiner Frau Hannelore Schroth und Söhnchen eine Sommerwohnung hatte, und übergab mir das von mir gemachte Alugehäuse samt Kamera mit dem Auftrag, ich solle am Traunsee, wo ich in der Bootswerft tätig war, Probeaufnahmen für einen geplanten UW-Kultur­film über österreichische Alpenseen machen! Das habe ich gemacht und die Siemens mit Alugehäuse und belichtetem Film in Wien an Hass im Oktober 1947 zurückgegeben. Von dem “ Kulturfilmprojekt“ habe ich nichts mehr gehört, und das Gehäuse sah ich erst wieder in der TH 4, Seite 29 rechts oben! Ein Stück Probefilm ist noch erhalten. • 1948, Arbeitsbeginn für Alu-Gehäuse (Holzform für den Alu-Guss für die Leica II). • 1948 Sommer war das Leica-Gehäuse fertig, Probeaufnah­men in der Alten Donau, Übergabe an Hass. • Anfang 1949, Hass wollte unbedingt für seine geplante Vor­expedition, allein ins Rote Meer, ein zweites UW-Gehäuse für die Siemens, aber aus Messingblech!!! Beginn der Vorar­beiten in Wien bei Autowerkstatt Kolosseus und in der elter­lichen Wohnung. • 15.11.1949, Anruf von Hass: „Wochenschau-Bericht über die Expeditionsabreise wird im Haarhof gemacht, komm sofort her. Du hast den gleichen Bart wie ich - wird im Film gut aussehen!“ Für mich Zeitverlust, da… • 19.11.1949, gebuchte Abreise war 18.11.1949! Das Messing-Gehäuse wurde in der letzten Nachtarbeit knapp fertig!!! Um 6:00 Uhr morgens holte es Hass bei mir ab und fuhr schnurstracks zum Flughafen - “Mit brausendem Propeller im Knopfloch“ - wie er sagte. Ich habe dieses Messing-Gehäuse erst in der Tauchhistorie 04/2015, Seite 30 links unten, als Gehäuse 01-“C“ wieder gese­hen - also nach 66 Jahren!! “C“ wird aber hier unter „Hersteller unbekannt“ gezeigt! Ich kann im Folgenden beweisen, dass es von mir gemacht wurde. Beweis 1: Seite 30, Ansicht Gehäuse „C“ links unten: Diese Form des Abzugshebels und des oberen Teils des Ver­schluss-Bügels sind auf allen Kameras von mir so zu sehen. Beweis 2: Der Verschluss-Deckel, der im Bild nicht voll gesehen werden kann, hat zur Versteifung gegen den Wasserdruck eine Rippen- Einpressung im Verlauf der Diagonalen. Dies ist auf dem klei­nen Foto unter Nr. 5 zu sehen. Man wird das im Löbbecke-Mu­seum bestätigen können! Das konnte Mr. McCoole natürlich nicht wissen! Soviel also zu dieser verworrenen Geschichte! Seit ich mein „Marina“-System (Amphibien-Kamera) habe, sind UW-Gehäuse - siehe “Retina“-UW-Blitz-Entwicklung - für mich nicht mehr interessante Provisorien! Grüße, Kurt Schäfer Siemens 16 Hass wollte die Siemens als erste haben, da die Absicht bestand, im Sommer 1948 (?) In den Salzkammergut-Seen zu filmen. Näheres war noch nicht bekannt (Unterwasser-Kulturfilm, sie­he Brief vom 1.6.1947). Meine MO/2 hatte ich ja schon in Arbeit, da konnte ich die Holzmodelle für „Siemens“, „Leica“ und „Retina“ in einem Zug machen..... Die handelsübliche „Überwasser“-Kamera der Firma Siemens war ein leichtes, handliches Stück mit 15-m-Film-Kassetten. Das ist für Unterwasser-Verwendung sehr wenig, da sich eine höhere Laufgeschwindigkeit vorteilhaft auswirkt. Bei einem Umbau auf mein „Marina-System“ wäre die kom­plette Unterwasser-Kamera mit 30-m-Spulen auch nicht grö­ßer geworden als diese 15-m-Kassetten-Kamera im extra UW-Gehäuse! Aber davon wollte Hass nichts wissen. Weitere Bilder und die deutsche Übersetzung der ug. Antwort unter: www.htg-th.eu/th5/schae-coole.pdf Antwort des Autors Patrick McCoole Dear Editor I am very pleased that Dr. Schaefer read my article on ‚Hans Hass and his early filming cameras‘ and in particular that he took the time to correct some of the facts regarding the fabri­cation of the ‚housings‘. Yes, I was aware that HH ordered the second housing for the Siemens camera, in ‚brass‘, for his solo expedition to the Red Sea in 1949. I did not know that it was Dr. Schaefer who again fabricated that housing and in very short time to meet the de­parture date deadline. I can only conclude that HH was concerned about the ‚weight‘ of the earlier aluminium housing that Dr. Schaefer had cons­tructed for the same camera, since he was flying to his desti­nation and not travelling by ship! He was also travelling alone without assistance. I would have considered the first housing to have been more robust and it would have been my personal choice! Yes, I was also aware that Dr. Schaefer had been requested by HH to construct a housing for a Bell & Howell camera - I thought 16 mm but no it was 35 mm, as per Dr. Schaefer. Even though that housing was also constructed using ‚brass sheeting‘ it was found to be too large and cumbersome to use and was therefore dismissed. Thereafter HH when using 35 mm film was to use Arriflex (also in a very large aluminium housing) but at this time he was not concerned about transportation matters as he had his own ship available to him. An example of that housing is with AQUAZOO - Loebbecke Museum in Dusseldorf. We are very fortunate to have people like Dr. Schaefer available to HDS in order to correct our errors when we continue to our research of that period of diving and underwater filming. May I wish him continued good health. Patrick McCoole Zum Titelbild der TH4 von unserem Mitglied David Dekker Du kannst die Geschichte des Flaschenpaketes auf meiner Webseite finden: www.divescrap.com/DiveScrap_INDEX/La_ Spirotechnique_1.html Und da kann man sehen, dass das Dreiflaschengerät schon in der zweiten Auflage der Anleitung von 1946 abgebildet ist. Das Gerät mit ‚réserve en bas‘ wurde bis 1950 hergestellt, danach ist das Gerät mit Ziehstange an der Reserve erschienen. Die alten Geräte sind aber noch lange eingesetzt worden. In der Anleitung von 1955 ist zu lesen, dass es eine alte und eine neue Variante gab. Die Erforschung des reichen Tauch-Erbes von Australien Von Des Williams - HDS Australia-Pacific (Übersetzung aus dem Englischen von Lekies/Seveke) Mitglieder der HDS Australien-Pazifik haben frühe Tauchar­beiten und die Herstellung von Tauchtechnik in den damals jungen Kolonien, während des frühen 19. Jahrhunderts, unter­sucht und damit Australiens Tauch-Erbe reicher und interes­santer gemacht. Hinweise auf die sehr frühe Einführung des Deane-Helm­tauchsystems aus England wurden entdeckt, zusammen mit körperlichen Beweisstücken zur sehr frühen Herstellung von Helmen in Australien. Beides zusammen verschob den Zeitbe­reich der Entwicklung des historischen Tauchens in Australien um Jahrzehnte nach hinten. Die neue Forschung des Autors hat offenbart, dass der Deane-Tauchapparat schon um 1837 in der Kolonie Neu-Südwales eingeführt wurde. Bis dahin dachte man, dass Australien das 13. Land gewesen sei, dass in der zeitlichen Folge (1853) das Deane-Helm-Tauchgerät eingeführt hätte. Nun nimmt Austra­lien die vierte Position auf der Deane-Zeitskala ein, gemeinsam mit den Vereinigten Staaten von Amerika, die auch seit 1837 Deane-Geräte verwendeten. Einfuhr von Deane-Ausrüstungen Captain Fotheringham, ein bekannter Geschäftsmann aus Syd­ney, importierte eine patentierte Slipanlage und ließ sie 1833 in der Herzmuschelbucht (Cockle Bay) im Hafen von Sydney aufbauen. Im Sydney Herald vom 27. Mai 1833 stand dazu: „Die patentierte Slipanlage von Captain Fotheringham ist jetzt fertig gestellt, und es wurde mitgeteilt, dass heute Vormittag um 11:00 Uhr der Dreimaster Tamar damit geslipt wird, um ihre Leistungsfähigkeit zu zeigen. Seine Exzellenz (Anm.d.Übers.: der Gouverneur von Neu Südwales), hat angedeutet, dabei anwesend sein zu wollen, um den Erfolg des Experimentes zu bestätigen.“ Als Fotheringhams Unternehmen für Schiffbau, Reparatur und Unterhaltung weiter wuchs, erweiterte er seine Belegschaft und setzte bei jeder Gelegenheit moderne Ausrüstung ein. Begeistert durch viele Presse-Berichterstattungen über den Erfolg von Deanes Taucharbeiten in England im Jahre 1836, führte Fotheringham einen kompletten Satz von Deanes Tauchapparat ein, um das Serviceangebot für die Schiffseigner im Hafen von Sydney zu erweitern. Er kann sehr gut an der Unterwasser-Ausstellung teilgenommen haben, die Charles Deane 1836 in London abhielt, um der Welt seine Apparate zu präsentieren. Das Eintreffen des neuen Tauchgerätes im Hafen von Sydney wurde ordnungsgemäß im Sydney Morning Herald am 31. Juli 1837 angezeigt: „Captain Fotheringham hat mit der „Achilles“ einen Tauch­apparat von demselben Typ importiert, mit dem der Patentinha­ber Deane 5 Stunden und 40 Minuten unter Wasser geblieben ist, um von den Wracks der Royal George und der Mary Rose (letz­tere ist 1544 gesunken) und anderen Schiffen wertvolle Dinge in beträchtlichem Umfang zu bergen.“ Nur einen Monat später, im August 1837, wurde der Tauchap­parat verwendet, um vom Grund des Hafens von Sydney eine Kiste mit Silber zu bergen, und die Nachricht von dem großen Gewinn dieses Tauchgangs hat in der Sydney Gazette and New South Wales Advertiser (NSW : 1803 - 1842) vom Samstag, dem 19. August 1837, überlebt: „Am Donnerstagnachmittag begaben wir uns an Bord der „Gi­raffe“, um den Tauchapparat von Capt. Fotheringham zu besich­tigen. Der Taucher Gilchrist von Capt. Barney stieg in eine Tiefe von acht Faden (ein Faden etwa 1,8 m), um eine Kiste zu suchen, die 500 Pfund Silber enthielt, die vor ein paar Tagen versehent­lich über Bord gefallen war. Der Apparat besteht aus einem großen Helm aus Zinn (Anm.d.Übers.: wohl eher Kupfer), der den Kopf vollständig be­deckt und durch eine Leinenjacke gehalten wird, die um die Tail­le festgebunden ist. Es gibt drei Bullaugen, um Licht hereinzulassen, und an der Rück­seite des Helmes ist ein langer Schlauch von etwa 20 Faden (etwa 36 m) Länge befestigt, der mit einer Luftpumpe verbunden ist. Die Luftpumpe wird von zwei Mann im Langboot des Schiffs betrieben, das direkt über dem Punkt vertäut ist, wo man den Schatz vermutet. Der Taucher, bekleidet mit Flanellstrümpfen, Hose und Jacke, zog einen speziell angefertigten Gummianzug an, der wasserdicht und mit zwei Gewichten von 5 lbs beschwert war (Anm.d.Übers.: 1 lb etwa 450 g, zusammen nur 5 kg, Das könnte gereicht haben, da es kein geschlossener Anzug war.), damit er untergehen kann. Er stieg über eine Leiter zum Grund hinab, während die Männer die ganze Zeit pumpten, um ihn mit dem „Odem des Lebens“ entsprechend seinem Bedarf zu versorgen. Er blieb 25 Minuten unter Wasser, ohne dass er den Schatz fin­den konnte. Als er von unten hoch kam, sagte er, dass er nicht er­schöpft sei aber vor Kälte zittere. Er wollte auf der anderen Seite des Schiffes noch einmal herabsteigen, was dann ausgeführt wur­de. Nach einer mühsamen Suche von über einer halben Stunde fand er erfolgreich die Kiste. Ein Tau wurde daran befestigt, und sie wurde zur großen Befriedigung aller Beteiligten herausgezo­gen. Der Taucher wird hoffentlich nicht vergessen.“ Von den nächsten 30 Jahren ist bisher nur bekannt, dass es eine prosperierende Perlen- und Perlmutt-Fischerei, gestützt durch Taucher, vor den Inseln „Broome“ und „Thursday“ gab. Künf­tige Forschungen kommen hier vielleicht noch zu weiteren Er­gebnissen. Solche Luxusgüter wurden immer populärer durch den weltweiten Einfluss des viktorianischen Zeitalters. Anfangs wurde nach Perlen mit angehaltenem Atem getaucht, und obwohl es schwer zu sagen ist, ab wann Tauchhelme von Herstellern wie Heinke und Siebe zur Nutzung in dieser Industrie zuerst importiert wurden, wissen wir, dass das sehr teure Stücke waren. Nach diesen ersten bescheidenen Helmtauch-Aktivitäten, die 1837 begannen, wuchs der Gebrauch von Helmtauchsystemen in Australien nach den Goldräuschen der 1850er Jahre sehr schnell, als die neuen Kolonien ihre Infrastruktur stark erwei­terten und entwickelten, Eisenbahnen, Staudämme, Brücken, Werften und Reparaturwerkstätten bauten. Die Forschung hat jedenfalls bestätigt, dass C.E Heinke & Co aus London während der 1850er Jahre australische Vertreter für ihre Tauchapparate quer durch das Land schickten, und die Lieferung von Tauchapparaten an die australische Perlenindus­trie dominierten. Erste Helm-Herstellung in Australien Von der Einführung des ersten importierten Deane-Tauch­systems 1837 gehen wir nun über zur Entwicklung der Helm­herstellung in Australien, etwa 30 Jahre später. Ernsthafte Helmsammler aus der ganzen Welt kennen zwei in Australien hergestellte Tauchhelme aus dem 20. Jahrhundert. Das bekannte Melbourner Unternehmen Robison Bros., In­genieure und Kupferschmiede, stellte in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs nach dem Muster der Heinke-Helme eine begrenzte Anzahl von Tauchhelmen her, und es gab auch noch den experimentellen Clifford Double Helmet & Dress, der während der 1930er Jahre in Australien produziert wurde. Die Clifford-Technik beruhte auf einer lückenhaften Kenntnis der Tauchphysik, die zumindest einen Berufstaucher das Leben kostete, der es wagte, den Versprechungen des Erfinders zum sicheren Tieftauchen zu vertrauen. Heute gibt es nur noch ein Muster des Clifford-Doppelhelms, und unglücklicherweise für unser australisches Taucherbe wurde er an einen amerikani­schen Sammler verkauft und hat unsere Küsten vor einigen Jahren verlassen. So war es eine echte Überraschung für den Autor, unlängst auf einen alten Haudegen der Tiefe zu stoßen, der nun die Ge­schichte der Helmherstellung in Australien auch in die viktori­anische Zeit, in das 19. Jahrhundert, verlegt. Ein Taucherhelm, hergestellt in Melbourne, gestempelt mit dem Namen des Herstellers “Henry Dykes Coppersmith 113 Flinders St W1”. Wer hätte das für möglich gehalten? Die Herstellung von Tau­cherhelmen in dem winzigen Melbourne in der kleinen briti­schen Kolonie auf der anderen Seite der Welt in Relation zu den Großherstellern von Tauchausrüstungen, sowohl aus Großbri­tannien als auch Europa. Also wie alt ist der Dykes-Helm, war er einer von vielen und was wissen wir über seine Geschichte? Wenn er nur sprechen könn­te… Oh, was für eine Geschichte das sein würde? Es ist das Privileg des Autors gewesen, viele lange Tage damit verbringen zu können, die Ursprünge dieses seltenen Helms und seine Geschichte zu erforschen. Aber es gibt noch viele unbeant­wortete Fragen, die weitergehende Forschungen erfordern, umsie zu beantworten. Das Überraschendste ist aber die Verbin­dung gewesen, die der Autor zwischen Robison Bros. und Henry Dykes entdeckt hat, beides australische Helmhersteller in zwei Jahrhunderten. Die winzige Stadt Melbourne wurde 1834 gegründet, es waren der fabelhafte Reichtum und die Möglichkeiten, die sich durch den viktorianischen Goldrausch von 1851 ergaben, die die Entwick­lung der Kolonie vorantrieben. Melbourne wuchs während der Jahre des Goldrausches sehr schnell. Aber der Reichtum auf den Goldfeldern wurde überflügelt durch die fantastischen Geschäfts­und Kapitalmöglichkeiten, die denen in Melbourne zur Verfügung standen, die bereit waren, in die Herstellung von verschiedensten Produkten zu investieren, um die Bedürfnisse der wachsenden Kolonie zu befriedigen. Die Importhändler konnten einfach nicht mit dem Bedarf Schritt halten. Verfolgen wir die Entwicklung von Robison Bros, mit eingeblen­deten Informationen, die ich über Henry Dykes erfahren habe. Beide waren mit Kupferschmiede-Arbeiten beschäftigt, wobei die geschäftstüchtigeren und scharfsinnigeren Robison Bros. ihr Geschäft schneller vergrößerten und auch in Richtung Gießerei und Maschinenbau verbreiterten. Sie haben alles von Blitzablei­tern bis zu Dampflokomotiven in staatlichem Auftrag für das viktorianische Eisenbahnnetzwerk hergestellt. 1854 gründeten James McFarland Robison und seine Brüder Thomas und William „Robison Bros. Entwicklung & Produkti­on“ in “99 & 103 Wharf, Melbourne”. Hier folgen im englischen Original weitere Fakten, die der Autor zur Entwicklung der Firmen der Robison-Brüder ermittelt hat. Sie können detailliert hier nachgelesen werden: www.htg-th.eu/th5/australia.pdf Die Brüder Robison haben ihre Geschäfte und Liegenschaf­ten dann unter sich aufgeteilt (William: „Melbourne Copper­works“ und James & Thomas: „Robison Bros. & Co“) stellten Kupferschmiede- und verschiedenartigste Metall-Produkte in Konkurrenz her und vertrieben auch Tauchapparaturen von C.E Heinke & Co aus dem Mutterland (Robison Bros & Co) bzw. bauten sie nach (Melbourne Copperworks). Ansichten eines zeitgenössischen Heinke-Helms von 1860 Ein Robison-Bros.-Helm, der während des Zweiten Weltkrieges in Melbourne hergestellt wurde Anzeigen zwischen November 1863 und Januar 1864 zeigen, dass William Robison sein Geschäft verkaufen wollte. Es fand sich aber kein Käufer, so dass William das Geschäft Henry Dykes führen ließ, einen talentierten Angestellten, und ihn auf den Verkauf des Unternehmens vorbereitete. Henry Dykes, der in Melbourne geboren wurde, war also alt eingesessen in der Kolonie und muss Mitte der 1860er Jahre noch ein ziemlich junger Mann gewesen sein. Am 6. Februar 1867 beschloss die Regierung, die örtliche Industrie durch wirksame neue Schutzzölle auf eingeführte Güter zu schützen, die auch in der Kolonie herge­stellt werden konnten. Das schloss auch importierte Tauchtechnik ein. Im folgenden Jahr 1868 zog William Robison nach Sydney um und richtete dort ein Kupfer-Unternehmen ein. Sein Eigentum in 113 Flingers Street, Melbourne, verpachte­te er an Henry Dykes, der ab dann das Geschäft auf eigene Rechnung betrieb. Dykes erwarb sich rasch einen ausgezeichneten Ruf als Kupferschmied und Klempner, und sein neues Geschäft wuchs schnell durch die große Menge an Arbeit aus der Berg­bau- und Werftindustrie, von der privaten Nachfrage ganz zu schweigen. Hier folgen im Original weitere Fakten zur Entwicklung der Firmen, siehe vorhergehenden Link. Beide Unternehmen, das von Dykes und Robison Bros., entwickelten sich erfolgreich und stellten eine große Breite von Metall-Produkten her. Robison Bros. vertrieben auch weiter Siebe-Tauchausrüstungen, produzierten solche aber nicht. Aber Dykes an sich florierendes Unternehmen ging schon 1881 zu Beginn einer 15-jährigen Rezession in Victoria aus unbekannten Gründen in Insolvenz, und Robison Bros. brach während der Spitze der Rezession zwischen 1888 und 1894 ebenfalls zusammen. Das Unternehmen existierte aber in kleinerem Umfang bis in das 20. Jahrhundert hinein weiter. Wir wissen jetzt, dass Henry Dykes 1907 schon tot war. Über diesen talentierten Kupferschmied gäbe es noch viel mehr zu entdecken. Es ist offensichtlich, dass er talentiert war, denn der Dykes-Taucherhelm ist ein feines Stück Handwerkskunst. Seine Form und technischen Merkmale wurden sicherlich durch die zeitgenössi­schen Muster der Heinke-Helme beeinflusst, die von Robison Bros & Co. vertrieben wurden. Nur einen Helm für einen Auftrag herzustellen, wäre für Dykes zu teuer gewesen. So ist es sehr wahrscheinlich, dass eine gewisse Anzahl von Dykes-Helmen aus den existierenden Formen und Mustern gemacht wurde, die zu der Zeit angefer­tigt worden waren, als William Robison noch die Firma unter der Marke „Melbourne Copperworks“ gehörte. Importierte Helme waren unter den vielen Produkten, die mit der Einführung der Schutzzölle im Januar 1867 sofort teurer wurden. Daher bot Dykes einfach eine preis­wertere, in Australien gemachte Alternative zu dem von Robison Bros./Heinke im­portierten Produkt an. Dykes hatte ohnehin einen Preisvorteil gegenüber Robison Bros., da zu dem schon ziemlich hohen Preis von Heinke in England noch die hohen Transportkosten über das Meer kamen. Trotzdem erfreute sich Robison einer sehr langen Geschäftsbeziehung mit Heinke & Co. So waren die im Zweiten Weltkrieg produzierten Robison-Helme Spiegelbilder der Heinke-“Pearler-Helme“ nach Form und Stil. Wie können wir also die obigen Erkenntnisse nutzen, um auf das mögliche Produk­tionsdatum des Dykes-Helmes zu schließen? Der Helm ist gestempelt mit „Henry Dykes 113 Flinders St“ nicht mit „Dykes & Edwards“ oder „Melbourne Copperworks“, was auf eine Herstellung zwischen 1864 und 1867 hinweist, als Dykes das Unternehmen alleine betrieb. Dykes ging nach seiner Insolvenz 1881 an einen anderen Standort in Carlton, so dass nicht anzunehmen ist, dass der Helm an diesem Standort gemacht und trotzdem mit der alten Adresse gestempelt wurde. Die Einführung der Schutzzölle auf importierte Tauchausrüstung 1867 deckt sich per­fekt mit Dykes Jahren im Geschäft, so dass wir vernünftigerweise schlussfolgern kön­nen, dass der Helm 1867 oder 1868 hergestellt wurde, als Dykes kein Importeur war. Der Helm zeigt die Fähigkeiten und materiellen Möglichkeiten eines kolonialen Her­stellers dieser Zeit, der sich weit vom Mutterland befand und in seinen Geschäften innovativ sein musste, wenn es notwendig war. Vorderansicht des Dykes-Helmes Der Dykes-12-Bolzen-Helm ist in überraschend gutem Zu­stand für sein Alter, aber er ist nicht ohne Mängel, bedingt durch den Zahn der Zeit. Der Helm hatte ursprünglich ein auf der Brustplatte montiertes Auslassventil, das typisch für Helme aus der Mitte des 19. Jahrhunderts war, aber das wurde später irgendwann entfernt. Vor den Sichtfenstern wurden Draht­schutzgitter auf ziemlich amateurhafte Weise hinzugefügt. Das bedauerlichste ist, dass der Anschlussring des Schulter­stückes fehlt. Dieser Ring befindet sich oben am Schulterstück und ist das Gegenstück zum Anschlussring des Helmes. Die untere Hälfte des Schulterstückes ohne den Halsring Das Schulterstück ist aus schwerem Kupfer und etwas grob von Hand geformt, der obere Teil des Helmes ist auf traditionelle Weise geformt und geschlossen, eine schöne Handwerksarbeit. Zwölf Schlitzschrauben sind von unten durch das Schulterstück geführt und dort hart eingelötet. Sie bilden den Anschluss für den Gummikragen des Taucheranzuges. Durch das Schulterstück geführte Gewindebolzen, um den Gummikragen des Taucheranzuges abzudichten Ein Luftauslass in Form einer „Pfefferstreuers“ ist auf der oberen rechten Seite des Helms angebracht Helmes Henry Dykes Herstellername findet sich auf dem vorderen An­druckbügel (mit denen der Anzug auf dem Helm verschraubt wird) auf beiden Seiten neben der mittleren Schraube. Es handelt sich um vier Andruckbügel, jeweils einer vorne und hinten unten, sowie zwei Bügel über die Schultern, was typisch ist für die Heinke-Helme von 1860. Vier der original zwölf Flügelmuttern sind verloren gegangen.Drei weitere Ähnlichkeiten mit zeitgenössischen 1860er Heinke-Helmen sind: (a) Eine grob gefertigte Helmverriegelung befindet sich direkt unter dem linken Fenster, wo eine Gewindeschraube mit Flü­gelkopf Druck auf den Halsring des Schulterstückes ausübt. (b) Ein Auslassventil im Pfefferstreuer-Stil auf der Haube zeigt keine Hersteller-Marken und ist ein sehr einfaches Teil. Es war so gestaltet, dass es beim Einschrauben Druck auf eine innen liegende Feder ausübt (die hier fehlt), welche wiederum auf den Ventilsitz eines kleinen Auslassventils drückt. Flügelschraubenanschluss als Helm-Sicherung (c) Die Rückansicht des Helms zeigt einen großen, geschwun­genen Lufteinlassfitting, der kein Rückschlagventil enthält. Aber eine Aussparung mit Feingewinde ist vorgesehen, um ein Rückschlagventil einzusetzen. Der Dykes-Helm zeigt eine schöne unverletzte schokoladen­braune Patina. Der gebogene Luftanschluss, versehen mit einem Gewinde zum Anbringen eines Rückschlagventils Im Helm führen Luftkanäle die Atemluft über jedes der drei Fenster, ein vierter Kanal bedeckt den Zulauf des Auslassventils. Der hochwertige extra große Halsring aus Messing hat ein Verschlusssystem aus unterbrochenen Segmenten (Anm. d. Übers.: Der Helm wird also mit einer Vierteldrehung oder einer Sechsteldrehung, je nachdem wie groß die Aussparungen sind, verriegelt). An dieser Stelle ist es wichtig, die Experten-Ratschläge zu wür­digen, die Dr. John Bevan von der HDS UK dem Autor gegeben hat. John hat auf den Fotografien einige interessante Beobach­tungen gemacht, die er mir gemailt hat. John bestätigte, dass der Dykes-Helm auf einem Vorbild von Hein­ke beruht, und wenn man die Entwicklung von Heinke-Helmen betrachtete, war es möglich, den Dykes-Helm um 1860 zu datieren. In der Zeit nach Heinkes Tod 1869 wurde der untere Halsring des Schulterstücks mit einer Nut für eine Lederdichtung versehen. Der Dykes-Helm ohne Dichtungsnut war bündig mit dem Halsring, und er hatte einen viel größeren Durchmesser als das Modell mit Dichtung. Der Speihahn tauchte bei den Heinke-Helmen erst ungefähr ab 1865 auf. Die Dykes-Helme zeigen viele Übereinstimmungen mit den Heinke-Modellen wie: das viereckige Schulterstück, den geschwungenen Lufteinlassfitting, das „Pfefferstreuer“­Luftauslassventil und die seitlichen Fenster. Daher scheint die Zeit der Herstellung sowohl durch die his­torische Erforschung der Geschäfte von Henry Dykes als auch durch die Entwicklung der Heinke-Helme bestätigt zu sein. Wenn wir den Dykes-Helm mit einem zeitgenössischen Hein-ke-Helm vergleichen (siehe Bilder), sind die Ähnlichkeiten verblüffend. Henry Dykes verwendete sicherlich einen Heinke-Helm als Vorlage für seine Arbeit, er kopierte sogar die ungewöhnliche Flügelschrauben-Helmsicherung, die auf den 1860er Heinke- wie auch den Dykes-Helmen zu finden ist. Der Autor dankt persönlich für die Unterstützung Geoff & An­nette Sparkes (Melbourne), Greg Langley (Tasmanien) und Dr. John Bevan (HDS UK) für die wissenschaftliche Beratung und die Kommentare zu den frühen Helmentwicklungen von 1860. Ein Quellennachweis ist dem englischen Originaltext, siehe Link, zu entnehmen. Der englische Originaltext kann gelesen werden unter: www.htg-th.eu/th5/australia.pdf Unser Autor Des Williams ist ein pensionierter Geschäftsmann, der 1968 sein Interesse an australischer Seefahrtsgeschichte mit dem Sport­tauchen verband. Er hat sowohl Be­rufstaucher- als auch Sporttaucher-Qualifikationen und ist ein aktiver Unterwasserarchäologe, Enthusiast für das historische Tauchen, For­scher und Autor. Des ist aktuell der Schatzmeister der HDS Australia-Pacific. Er leitet eine Gruppe der „Maritime Archaeology Association of Victoria“, die momentan die versunkenen Reste eines Ber­gungsschiffes aus dem 19. Jahrhundert nahe bei Melbourne erforscht und überwacht. Ohne Taucher geht es nicht - Das Brennen unter Wasser mit dem Messer­Griesheim-Verfahren1 Von Dieter Harfst Unterwasserbrenn- und Schweißarbeiten gehör­ten zu den alltäglichen Aufgaben in der gewerb­lichen (Bau-) Taucherei. Immer wieder mussten in den täglichen Arbeitsabläufen unter Wasser in unterschiedlichen Tiefen Spundwände2, „Peiner“­Träger3, Wellen in allen Dicken, Bolzen, Drahtseile oder auch sogenannte „Fenster“ in irgendwelche Stahlbauten geschnitten oder abgebrannt werden. Schon Hermann Stelzner, der Direktor des Drä­gerwerkes (1884-1942), beschrieb in seinem Buch „TAUCHERTECHNIK“ die Methode im Kapitel „D. Taucher-Hilfsgerät – 2. Mechanisches Hilfsgerät – c) Schneid- und Schweißgerät“: „Das Schweißen von Stahlplatten, Trägern und Spundwänden usw. unter Wasser kann autogen erfolgen mit Wasserstoff oder Benzin und Sauerstoff - oder elektrisch durch einen Lichtbogen oder im kombinierten Verfahren mit atomarem Wasserstoff oder Benzin und Sauerstoff - oder elektrisch durch einen Lichtbogen...“. Weiter beschreibt Stelzner den „Griesheim“-Unterwasser-Schneidbrenner. Es konnte nicht festgestellt werden, ob die Firma Dräger Versuche mit den von ihnen hergestellten Schneidgeräten unter Wasser durchführte. In der Erstausgabe der „TAUCHERTECHNIK“ von 1931 erwähnt Stelzner ledig­lich, dass es Unterwasser-Schneid- und Schweißgeräte gäbe. Ich bin fest überzeugt davon, dass die Dräger-Taucher schon längst Ver­suche durchgeführt hatten für das Abbrennen von Metallen unter Wasser! Auf Nachfrage im Archiv des Drägerwerkes in Lübeck konnten meine Fra­gen diesbezüglich nicht beantwortet werden. In einer kleinen Zeitschrift „Das Leben im Bild – Kriegsbilder“ Nr. 31a, 1915,4 S. 5, steht unter der Überschrift „Die Arbeit unter Wasser – neuzeitliche Hilfsmittel für den Taucher“ geschrieben, dass zu diesem Zeitpunkt beim Bau des Spreewaldtunnels im Jahr 1915 nicht nur eine neuartige Luftschleuse in Betrieb genommen, sondern auch ein „Unter­wasser-Metallschneideapparat“ für das Abbrennen von Spundwänden genutzt wurde. 1 alle Bilder aus dem Archiv des Autors 2 z.B. Larssen-, Krupp-, Hoesch-Profile 3 Doppel-T-Träger- auch oft als gemischte Spundwand, z.B., Peine-Larssen und Peine-Krupp 4 illustrierte Halbwochenchronik des „Generalanzeigers für Hamburg-Altona“ Hier heißt es u.a. das Brennen betreffend: „... Welche Bedeutung diese Taucherschleuse im Verein mit dem Wasserstoff-Sauerstoff-Apparat, der auch unter Wasser Metalle zu schneiden vermag, für militärische Zwecke besitzt, liegt auf der Hand. Aber auch bei Werken des Friedens findet namentlich der letztere, dessen Flamme unter Wasser brennt, nützliche Verwendung, wovon unser zweites Bild oben ein bemerkenswertes Beispiel bietet.“ 5 Auf dem Foto oben ist gut zu sehen, dass der Taucher mit einer Signalleine in Verbindung „nach oben“ steht. Der Brenner wurde vermutlich mit dem vom Spiraldraht umwickelten Schlauch für Azetylen und die beiden anderen Schläuche für Brenn- und Schneid-Sauerstoff-Versorgung genutzt. Aus „DRAEGER DIVING APPARATUS” – Self-contained and with hose; Catalogue T 1. English Edition, September 1946. 5 Vermutlich handelt es sich hier um die Berliner U-Bahn-Linie D (heute U8), die als Untergrundbahnstrecke ausgeführt wurde. Nach Zustimmung der Genehmigungsbehörden für den Plan der AEG wurde 1913 mit den Ausschachtungen dieser Tunnelstrecke begonnen. Hauptauftragnehmer war vermutlich die Firma Holzmann AG. Ich erlernte bei meinem Lehrherrn, Heinrich Prehn („Tau­cher Prehn“), in Lübeck von 1961 bis 1963 die Unterwas­serbrennerei in der Methode mit „Leichtbenzin, Stick- und Sauerstoff “. In dieser Zeit, als noch kein Leichttauchgerät in der gewerb­lichen Taucherei in Deutschland gestattet wurde (dies än­derte sich meiner Kenntnis nach erst 1963), wurde bei uns an Bord von Taucherschiff „Falke“ nur im Helmtauchgerät (Dräger) getaucht und gearbeitet.6 Auszug aus „Die Messer-Griesheim Unterwasser-Brennmethode“, Juli 1947. Wichtigste Grundregel: Nie mit Fett oder Öl an Sauerstoff, da Explosionsgefahr! 6 Die „Richtlinie für den Einsatz von Leichttauchgeräten“ (R 10) mit dem Hinweis: „Für Taucherarbeiten gilt die Unfallverhütungs-Vorschrift Taucherarbeiten grundsätzlich“ (VBG 39), war ab 1966 gültig. Kurzbeschreibung: Nach gewissenhaftem Zusammenbau der Bren­neranlage an gefüllten Benzin-Flaschen (Wet­terlampen- oder Fliegerbenzin, Farbe rot), der Stickstoff- (Farbe grün) und den Sauerstoff-Fla­schen (diese im Batteriepaket von 10 Flaschen, Farbe blau) ist die Einstellung der Druckma­nometer für die Regulierung maßgeblich. Die Einstellung des Druckes am Manometer betrug 12 bar, an dem Stickstoffmanometer für den erforderlichen Druck auf das Benzin 9 bar. Die Benzinflasche hatte einen Inhalt von ca. 52 liter. Es war erforderlich, sie in gesichertem Abstand zu dem für die Erwärmung der Sauerstoff-Zu­fuhrleitung erforderlichen Heizofen für warmes Wasser zu stellen (vor allem im Winter froren die Kupferleitungen zu und mussten deshalb erwärmt werden). Benzin und Sauerstoff flossen dem Brenner in je einem Druckschlauch zu. Im Brennerhand­stück teilte sich die Sauerstoffleitung in eine Rohrleitung für den Heiz- und eine Rohrlei­tung für den Schneid-Sauerstoff. Diese beiden Sauerstoffleitungen und die Benzinleitung – in jede war ein Absperrventil eingebaut – münde­ten in der Mischkammer im Brennerkopf. Zur Inbetriebnahme des Brenners öffnet man zunächst das Heiz-Sauerstoffventil, dann wird die Zündflamme vor die Brennerdüse gehalten und nun erst das Brennstoffventil aufgedreht. Die Übergabe von Bord oder vom Arbeitsboot an den Taucher erschien mir immer gefährlich, weil der Brenner wie mit einem Düsenantrieb entgegen der austretenden Flamme am Düsen­kopf durchs Wasser fegte und manchmal unbe­rechenbaren Kurs einschlug. Aber mit Routine bekamen wir das Gerät immer sicher zum Tau­cher gebracht, der immer schon „zu Bach“ war, wie wir uns auszudrücken pflegten, um den Brenner so schnell wie möglich zu kühlen. Das Schneidsauerstoffventil selbst öffnete der Taucher kurz vor Beginn des Schneidens unter Wasser. Wenn man, wie auf den oben gezeigten Bildern klares Wasser hat, ist dieser Arbeitsvor­gang leichter zu bewerkstelligen als in der „Sup­pe“, in der wir zu jener Zeit tauchen und arbeiten mussten.7 Wenn wir selbst die eigene Hand vor dem Helmfenster sehr schlecht sehen konnten, hieß es bei uns immer: „Dat is duster as in´n Ne­ger sien Mors“. Das ist plattdeutsch und wird hier nicht übersetzt. Wir hielten die Flamme an das ertastete und abzubrennende Werkstück. Nach einigen Se­kunden konnte man an dem durch die Wärme orange gefärbten Stahl sehen, wann das Schneid­sauerstoffventil aufzudrehen war. Nun begann der eigentliche Schneidevorgang. Das Brennen selbst barg auch Gefahren. So weiß ich von einem Gelsenkirchener Kollegen, der Ende der 1970er Jahre an der Bergung des Wracks eines gepanzerten Kriegsschiffes vor der ägyptischen Küste bei Port Said beteiligt war, dass sich bei seiner Arbeit an einer dicken Stahlplatte in einem Hohlraum Ben­zingase sammelten und verpufften. Der Rückschlag war so heftig, dass er querschnittgelähmt war und später im Rollstuhl saß. Wenn man über Wasser genau hinsah, konnte man die Dämpfe sehen, die aus den vom Taucher und Brenner erzeugten Blasen an der Wasserober­fläche heraustraten und dort schwerfällig, weißgräulich waberten. 7 Dazu muss man bemerken, dass die Gewässer im Laufe der Zeit in Elbe, Weser, Rhein oder Trave bedeutend sauberer geworden sind.. Auch bei meiner Prüfung zum Tauchermeis­ter bei der Rhein-Main-Donau A.G. (RMD) in Herrsching am Ammersee 1975 war in einem praktischen Teil diese Brennmethode ein Be­standteil. Es musste ein 20 cm breiter Streifen einer Spundbohle abgeschnitten werden. Ich war zu dieser Zeit als Bauleiter und Taucher bei der Firma Josef Riepl Bau A.G., München, in der Abteilung Düker- und Wasserbau angestellt. Den ersten Hinweis darüber, warum die Firma Dräger nicht selbst ein Unterwas­ser-Brenngerät auf den Markt brachte, fand ich in dem Drägerheft Nr. 7, Januar 1913: „... hat sich das autogene Schneiden zu einer unentbehrlichen Arbeitsmetho­de entwickelt. Denn in allen Werkstätten, die Eisen wirtschaftlich verarbeiten, sind die Schneid-Apparate in Gebrauch, die das Drägerwerk für die Chemische Fa­brik Griesheim-Elektron, der Inhaberin des Patentes D.R.P 137588 und Neben­patente, herstellt ... .“ „... Es war von Anfang an Grundsatz der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron und des Drägerwerks, den Erfolg bei der Ausführung autogener Metallarbeiten nicht nur von einer erstklassigen Ein­richtung, sondern in gleichem Maße von der Geschicklichkeit und von der Erfah­rung des Arbeiters abhängig zu machen und bei Verwendung des Arbeitsverfah­rens auf noch nicht probierten Gebieten zur Vorsicht zu mahnen... .„ Elektroschweißen und -schneiden Beim Elektroschneiden wird zwischen einer Elek­trode und dem Werkstück ein Lichtbogen von ho­her Temperatur erzeugt, der den Werkstoff zum Schmelzen bringt. Damit das Verfahren auch un­ter Wasser wirksam werden konnte, musste dem Lichtbogen Sauerstoff unter Druck zugeführt werden. Der Sauerstoff wurde meist einer Fla­schenbatterie entnommen, um die Zeitdauer für derartige Arbeit so lang wie möglich zu halten. Der Flaschendruck - in gefülltem Zustand zwi­schen 180 und 200 bar - wurde auf 6 bis 9 bar entspannt und dem Elektrodenhalter zugeführt. Dieser hatte einen gesonderten Anschluss für den Sauerstoffschlauch. Am Elektrodenhalter war ne­ben dem Pluskabel ein Handschlussventil ange­bracht, mit dem durch den Taucher die Zufuhr des Sauerstoffs gesteuert wurde. Im vorderen Teil des Elektrodenhalters wurde eine Hohlelektrode auf einen Loch-Dichtgummi festgesetzt. Durch Drehen des Kopfes wurde die Elektrode durch Klemmbacken gehalten. Beim Ansetzen der Elektrode auf das Werkstück wurde sofort o.g. Licht­bogen erzeugt und der Brennvorgang unmittelbar gestartet. Am Aufbau eines „Arcair“-Elektrodenhalters mag man erkennen, dass der Verschleiß dieser Kleinteile groß war, wenn die Elektrode nicht fest an der Dichtung saß. Zog man die Spannmutter nicht fest genug an, verschmurgelte der Kopf samt Innereien. Vor allem beim Anziehen der Verschraubung mit Neoprenhandschuhen im Winter geschah dies öfter. „Arcair“-Brennzange “Broco“-Brenner Die Versorgung mit Strom erfolgte über einen Schweiß­gleichrichter mit einem Strom bis 650 A und einer Leerlauf­spannung von 65 V. Die Leerlaufspannung im Handbereich des Tauchers durfte 42 V8 nicht überschreiten. Die Erdung (-) erfolgte am Werkstück. Dieses galt natürlich auch für das Schweißen, aber mit einer gewöhnlichen, isolierten Zange für die Elektrode. Hierbei wechselten wir allerdings an der Schweißmaschine die Pole: Aus plus (+) wurde minus (-) und umgekehrt. Warum? Bei normalem Anschluss des Versorgungs- und des Erdungs­kabels zerfiel die Ummantelung der Schweißelektrode sofort, und mit blankem Kabel konnte man natürlich nicht schwei­ßen. Ein starkes „Kitzeln“ im Mundbereich, auch im LT mit isolierter Vollsichtmaske, war nicht angenehm, musste aber in Kauf genommen werden. Wir sagten dann immer, auch wenn dies nie zu beweisen war: „Das ist gut gegen Ischias!“ Natürlich hatten wir auch extra für diesen Markt angebotene Elektroden, die waren aber sehr teuer. Von uns wurden handels­übliche KB-Elektroden (basisch) von 2,5 bis 5,0 mm Durchmes­ser mit Lackanstrich versehen und getrocknet, aber auch das war zu zeitaufwändig – also machten wir es auf unsere Art. Die am Schweißgerät einzustellende Schweiß-stromstärke für Schweißarbeiten unter Wasser lag zwischen 140 A bis 180 A. Es kam auch vor, dass wir ohne Erdung arbeiten konnten. Hier genügte das Schiff, das mit einem Festmacherdraht an einem Poller festgemacht wurde, der eine direkte Verbindung zu dem bearbeiteten Werkstück hatte. UWSG-Schneidgeräte 9 mit UW-Schneidkabel (Ende 1970er Jahre) Das UWSG ist ein Unterwasser-Sauerstoff-Schneidgerät zum kontinuierlichen Dauerschneiden in beliebigen Tiefen. Die­ses Gerät war mir 1976 als Abteilungsleiter „Taucher-Service“ bei der Schleppreederei Johannsen & Sohn in Lübeck nicht bekannt. Es wurde uns von der Bremer Firma Domeyer 1977 offeriert und empfohlen. Die Firma Domeyer besaß die alleinige Berechtigung für den Verkauf von Dräger-Tauchgeräten. Gut, dass ich für die Testphase für diese Art der Unterwasser­brennerei auf Anraten ohne die teure Investition des komplet­ten UWSG das Schneidkabel auf einfache Art selber testete. Bei dem Auftrag einer Baufirma in Dahme/Ostholstein sollte ein unter der Wasserlinie stehender 300er Peiner-Träger auf Sohlhöhe in ca. 5 m Wassertiefe abgetrennt werden. Da kam das Schneidkabel (in kleinen Ringbunden angeliefert, 16 mm Ø, 30 m lang, in einem hellen Kunststoffmantel verlaufende Drähte) gerade recht: Das Umladen eines entsprechenden Gerätes (ein mit Motor angetriebenes Gleichstrom-Schweißgerät) auf unser Ein­satzfahrzeug oder eine Versorgung eines stromabhängigen Gerätes an/von Land für das Abbrennen in der kommerzi­ellen Methode (elektrisch) entfielen. Allerdings musste die Sauerstoffzufuhr gewährleistet sein. Deshalb mussten zwei Flaschen und eine als Reserve fernab der industriellen Zivi­lisation, in diesem Fall Lübeck, an Bord genommen werden. Wir hatten selber eine Verbindung über den Druckminderer, einen Sauerstoffschlauch mit Notverschluss, zum Schneidka­bel 10 hergestellt. Nach Entzünden eines dieselgetränkten Putzlappens zum Anwärmen des Schneidkabelausgangs bei geringer Sauer­stoffzufuhr (die Vorschriftenfanatiker mögen hier die Augen verschließen und einfach nicht lesen), fing dieses nach Erhö­hung des Druckes auf ca. 6 bar an abzubrennen. Es war schon jetzt erkennbar, dass die Methode zum Erfolg führen musste, da man den fast gleichen Lichtbogen wie beim Abbrennen mit der Elektrode hatte. Das Sauerstoff-Schneidkabel wird hier wie eine Elektrode verbraucht. Ich übernahm das brennen­de Schneidkabel und fing kurz über dem zuvor etwas tiefer gespülten Bodeneintritt des Peiners an, diesen abzubrennen. Das flutschte! Nachdem ich ca. ¾ des Peiners durchtrennt hatte, war plötzlich keine Flamme mehr am Kopf (Austritt), sondern schoss als Stichflamme ca. 5 cm hinter meiner rech­ten Hand aus dem Kabel heraus, das ich zum Nachschieben benutzte. Was für ein Schreck! Auf meine Order wurde sofort die Sauerstoffzufuhr abgestellt, da das Kabel unkontrolliert weiterbrannte. Das ca. 40 cm lange Kabelstück hatte ich noch in der Hand, als ich auftauchte. Wäre das direkt in der Hand passiert, hätte ich sie wohl nicht mehr. Ich war mir schon in diesem Moment sicher, dass mit diesem Kabel in Zukunft unter meiner Leitung nicht mehr gearbeitet werden sollte. Natürlich beendete ich diese Arbeit in Selbst­verantwortung, denn eine Umrüstung für diesen kleinen Rest der Arbeit hätte einen Haufen Geld verschlungen. Mir ist nicht bekannt, ob das Kabel weiter vertrieben wurde, zumal neue Produkte in Form von Kernlanzen auf den Markt kamen. Das Unterwasser-Trennen mit dem UWSG und der Kerie- und/oder Weka-Lanze (Ende 1970er Jahre) Die Betriebsanlage ist/war die gleiche. Sie beruht auf dem Prinzip einer Sauerstoff-Kernlanze (= Mantel-rohr mit 12 Kerndrähten), bei dem Stahl bei Hin­zufügen von Sauerstoff unter großer Hitzeentwicklung zum Schmelzen gebracht wird. Diese extrem hohe Temperatur wird dazu genutzt, viele Materialien zum Schmelzen zu brin­gen – Stahl, Beton und auch Felsgestein. In der Beschreibung wird extra darauf hingewiesen, dass das „... UWSG auch ohne elektrische Vorrichtung in Betrieb gesetzt werden kann.“ 8 Unfallverhütungsvorschrift „Schweißen, Schneiden und verwandte Verfahren“ (VBG 15). 9 UWSG = Unterwasserschweißgerät 10 Das Schneidkabel bestand aus einem durchsichtigen Kunststoffmantel, in dem ein mehrkardeliger Draht verlief. Statt einer Seele war für den Sauerstoffdurchgang ein Hohlraum geblieben. Drahtseil-Seele: Es werden mehrere Litzen um eine Einlage (Seele) herum zum fertigen Seil geschlagen. Die Einlage kann aus Natur- oder Kunstfasern oder einem Stahldraht bestehen. Prospekt der Firma „Linde – Technische Gase“. Durch die Entwicklung einer neuen Zündanlage musste nicht mehr mit brennender Lanze getaucht werden, sondern konnte vor Ort gezündet werden, wobei dieser Vorgang max. 20 s dauerte, ein Fortschritt. Aber auch hier gilt: Wenn es denn so einfach wäre wie auf diesem Werbeprospekt dargestellt, wäre der Beruf des Tauchers wirklich ein Traumjob! In dieser UVV-VBG 15 sind auch die Verhaltensmaßregeln für das Brennen mit Sauerstofflanzen unter Wasser geregelt. Ein spätes Bekenntnis: Wir hätten die VBG nicht immer in der Tasche haben dürfen, um es einmal vorsichtig auszudrücken! Dies sind Kenntnisse, die ich mir hauptsächlich von 1961 bis in die 1980er Jahre angeeignet habe. Sehen Sie mir bitte nach, dass ich nicht auf dem neusten Stand der Technik bin und auch in der Erinnerung Fehler enthalten sein können. Das Brennen mit Wasserstoff habe ich nicht erlernt. Es wäre toll, wenn sich jemand finden ließe, der sich mit heutigen Brennmethoden auskennt und diese beschreiben könnte. Weitere Bilder und Infos finden Sie unter: www.htg-th.eu/th5/brennen.pdf Dieter Harfst, Jahrgang 1941, hat den Taucher-Beruf von der Pike auf ge­lernt, wurde 1967 Wasserbauwerks­meister und 1975 Tauchermeister. Er arbeitete bei verschiedenen bekann­ten Taucher- und Wasserbau-Firmen und ist seit 2002 im (Un)Ruhestand, in dem er noch Bücher schreibt, Vor­träge hält und für unsere TH arbeitet. CG45 und Mistral ­DIE Initiatoren für das Sporttauchen Teil 2 des Artikels aus der TH4 12/2015 Von Dr.-Ing. Lothar Seveke Zwischenzeitlich bin ich noch auf das wichtige Patent P19 von 1940 gestoßen, das eindeutig die erfinderische Leistung Emile Gag­nans am CG43/45 aufzeigt, in dessen Erstpatent P08 Gagnan ja nicht namentlich auftaucht. Der dort beschriebene Gasregler hathohe Ähnlichkeit mit dem CG43, was auch die im Teil 1 zitierte Angabe, dass der verwendete Gasregler von der Fa. Piel stammte, unwahrscheinlich werden lässt. Alle relevanten Patente sind über den am Ende des Artikels genannten Link direkt erreichbar. Der wirkliche Durchbruch - Le Mistral 1947 ging Gagnan mit seiner Familie nach Montreal in Kanada, arbeitete dort aber weiter in einem Entwicklungslabor der Canadian Liquid Air Ltd., einem Unternehmen von Air Liquide France, an neuen Tauchausrüstungen. Von nun an muss man die Entwicklung in Frankreich und in den USA wohl zweigleisig betrachten. La Spirotechnique produzierte in Paris bis 1955 massenhaft und erfolgreich den CG45, ohne noch wesentliche Änderungen vorzunehmen. In Kanada lief ebenfalls ab 1949 die Montage bzw. Produktion des CG45, der hier den Markennamen Aqua-Lung erhalten hatte, und die schrittweise an USD in Kalifornien überging. Auch hier war die Weiterentwicklung zunächst nicht wesentlich, die Umstellung auf imperiale Gewinde und verschiedene Formen der Plaketten für SPACO, USD usw. Aber anders als in Europa wurden hier auch einige Zwischenformen aus Gagnans Entwicklung eines einstufigen Automaten, die schließlich zum Mistral führten, produziert, der DX Over-pressure, der DW Stream Air und der DY Jet Air. Mit der Leistungsfähigkeit (der hohen Einatemarbeit) des CG45, typisch für konventionelle zweistufige Regler, und dem zweiten Schlauch für das Ausatemventil war Gagnan nie zufrieden gewesen. Er wollte versuchen, dies durch einen Regler, der durch eine Venturi-Düse bei der Luftlieferung unterstützt wurde und neue Ausatemmöglichkeiten, zu verbessern. Die Venturi-unterstützte Einatmung war zunächst am besten mit einem einstufigen Regler zu realisieren. So begann Gagnan ab 1950 neben anderen Entwicklungsarbeiten einen Regler zu entwickeln, der den Flaschen-Hochdruck in einer einzigen Stufe auf den atembaren Umgebungsdruck herabsetzen sollte. Für La Spirotechnique war besonders interessant, durch die Einstufigkeit die Anzahl der notwendigen Teile drastisch zu verringern und damit Kosten zu sparen, so dass Interesseneinklang herrschte. Ausatemventile von Gagnan (Patent P22) Das Weglassen des zweiten Schlauches löste Gagnan zwischenzeitlich durch spezielle Konstruktionen des Ausatemschlauchs. Dafür erhielt er das Patent P13. Aber niemand wollte den Einschlauch-Regler haben, die Marketing-Leute nicht, weil der Zweischlauch-Aqua-Lung inzwischen ein eingefahrener Artikel war, und die Taucher nicht, weil sie die nach hinten wegblubbernde Luft liebten. Also blieb er in der Schublade. Vielleicht war Gagnan deswegen nicht zu böse, da die Lösung immer noch nicht zu seiner vollen Zufriedenheit funktionierte [Nuy]. Gagnan konnte sich jedenfalls weiter seinem einstufigen Regler mit Venturi-Unterstützung widmen. Schema DX Over-pressure (Patent P26) Mundstück des DX Over-pressure (Forum VDH) Der Regler sollte mit dem Anatmen praktisch einen freien Luftstrom auslösen, der keine weitere Anstrengung des Tau­chers mehr erforderte und der mit dem Ausatmen sicher wie­der stoppte. Dies gelang Gagnan zunächst mit dem DX Over­pressure (P15, eingereicht 1955), der von 1955 bis 1957 von USD hergestellt wurde. Der Over-pressure legte mit einem dünnen Schlauch, der im Einatemschlauch verlief, die Venturidüse in das Mundstück. Das erfüllte zwar die Aufgabenstellung der hohen Luftliefer­leistung, der Strom setzte aber unangenehm schlagartig ein, da die Membran plötzlich nach unten gezogen wurde. Das Strö­men war auch etwas unsicher zu stoppen, zur Not mit der in das Mundstück gedrückten Zunge des Tauchers. Der DX Over-pressure wird wegen seiner Leichtgängigkeit heute noch gern von Vintage-Tauchern benutzt. Sie mildern den Luftstoß durch längere Faltenschläuche. Originale DX sind aktuell nur noch schwer zu finden (selbst Bilder davon), da sie von vielen Nutzern in Richtung DW umgebaut wurden, um et­was schwerer aber dafür ohne Druckstoß zu atmen. Dazu wur­de nur der dünne Schlauch entfernt und dessen Stutzen mit einer Düse versehen [Pen3]. Wegen des vor allem für Anfänger unangenehmen Verhaltens wurde in einer zweiten Variante, die man praktisch zeitgleich herstellte, dem DW StreamAir, der Hilfsschlauch weg gelassen. Die Venturi-Düse lag im Reglergehäuse nahe vor dem Eina­temstutzen. DY JetAir im braunen Phenolharz-Gehäuse (Forum VDH) DY JetAir im schwarzen ABS-Gehäuse (Forum VDH) Diesen Regler gab es als DY JetAir auch in kostengünstigen braunen (Phenolharz, 1956-57) oder nochmal in schwarzen Plastikgehäusen (ABS, 1961-63), die vielen Tauchinteressierten mit wenig Geld auch den Einstieg ermöglichten [Pen3]. Die Venturi-Düse konnte hier aber nicht direkt vor dem Eina­tem-Stutzen angeordnet werden, wo sie strömungsmäßig ideal gewesen wäre, da dann der Luftstrom am Ende des Atemzuges nicht mehr aussetzte. Erst als er schräg seitlich verlegt wurde, funktionierte der Regler wegen der entstehenden bremsenden Turbulenzen wieder. Welche Titanenarbeit und Erfahrung das damals erforderte, kann man sich heute, wo solche Probleme weitgehend mit Computersimulationen gelöst werden, kaum noch vorstellen. Gagnan wollte aber das Optimum erreichen, minimalen Ein­atemwiderstand bei sicherer Abbrechbarkeit des Luftstromes. seitlich ausströmende Luft verhindert einerseits, dass die Mem­bran schlagartig nach unten gerissen wird wie beim DX, und gleichermaßen hilft ihre Strömung mit, die Membran wieder anzuheben, wenn der Einatemsog aufhört [Ros]. Das spektakuläre und geniale Ergebnis war der Mistral, den Gagnan sich 1955 zuerst in den USA patentieren ließ [P16], als beratender Ingenieur mit der Entwicklungsabteilung von La Spirotechnique France in die Produktion überleitete und später auch bei USD in die Herstellung brachte (1958-70). Die anderen Vorstufen von DX Overpressure bis DY JetAir waren bei Spirotechnique France nicht in Produktion gegangen, dort verdiente man noch am CG45. Heute schwer erklärbar ist die gleichzeitige Produktionseinführung 1955 von DX Over-pres­sure in den USA und Mistral in Europa. USD und Spirotech­nique waren zwar (noch) nicht im gleichen Unternehmen, aber doch über Lizenzen eng liiert, und der Mistral war der deutlich bessere Regler. Wollte man den erstarkenden Konkurrenten kurz halten? Querschnittszeichnung Injektorrohr des Mistral (F. Roberts [Ros]) Die überragende Idee, die Gagnan einbrachte, um den einstu­figen Regler trotz des notwendig kleinen Düsendurchmessers zu einem leichtgängigen Atmer mit akzeptabler Luftlieferleis­tung zu machen, war das gegenüber DX und DY neu gestalte­te unscheinbare Injektorrohr. Es ist nun wieder direkt auf den Ein-atemschlauch gerichtet und verstärkt ohne bewegte Teile den Luftstrom nach dem Anatmen, und es wurde gemeinsam mit dem Gehäuse und der Membrane und zwei Steuerlöchern so optimiert, dass der Luftstrom wirklich abbricht, wenn der Atemzug zu Ende ist. Durch die Hauptöffnung wird die Luft direkt in den Einatemschlauch geblasen und reißt wesentlich mehr Luft aus dem Gehäuse mit. Die aus den beiden Löchern Experimentelle und patentierte Injektorformen des Mistral (Patent P27) Dass die Form des optimalen Injektorrohres beim Mistral kein Zufallstreffer war, zeigen die beiden Bilder aus P16. Es wurde offensichtlich mit vielen Formen des Rohres und seiner Lage experimentiert, bis sich das obige glatte Rohr mit Querboh­rung als Optimum ergab. Für Taucher, die von einem zweistufigen Regler mit seinem weichen Anatmen auf den Mistral wechseln, ist der immer noch etwas härtere Einsatz auffallend, wird nach einiger Ge­wöhnung aber kaum noch wahrgenommen. Die Entwickler des Hydromat im VEB Medizintechnik Leipzig in der DDR hatten übrigens als einziges reales Referenzobjekt ei­nen französischen Mistral zur Verfügung und bewerteten seinen kurzzeitig hohen Anatemwiderstand so negativ, dass sie lieber auf die Zweistufigkeit für ihre Entwicklung setzten [Sev1]. Der Mistral wurde ab 1955 von La Spirotechnique und ab 1958 dann auch von USD, die nun auch zu Air Liquide gehörten, in großen Stückzahlen produziert, während der CG45 nur noch eine gewisse Zeit an Behörden, Feuerwehr usw. in Frankreich ging. Sein Gehäuse wurde aber noch lange für die schlauch-versorgten Regler (Narghilé) von Spirotechnique und auch die USD-Ausführungen des Mistral und Royal Mistral und andere USD-Regler verwendet. Der Mistral besteht aus erstaunlich wenigen Teilen und Dich­tungen und kommt mit einer einzigen Einstellschraube aus. Außer der Hauptmembran und dem Entenschnabel aus Gum­mi gibt es quasi nichts, was verschleißen konnte oder viel Pflege erforderte. Er hatte damit das Zeug zu einem echten „Volksregler“, der er dann auch wurde. Durch seine Unkom­pliziertheit und Zuverlässigkeit fand er gemeinsam mit seinem Nachfolger, dem Royal Mistral, eine ungeheure Verbreitung in allen Bereichen des Tauchens, militärisch, professionell und sportlich, und dominierte in Europa unangefochten das Feld der Kompaktregler. In den USA wurde der Mistral immerhin auch 13 Jahre produ­ziert (bis 1970, Royal Mistral parallel dazu 1965-67), dann aber schon 1958 beginnend von dem zweistufigen DA Aqua-Master überflügelt. Als vox populi möchte ich MasterDiver aus dem bekannten VDH-Forum zitieren, einen vintage diver aus USA: „I have been diving almost all summer with my Holy Trinity of USD single stage regulators: Stream Air, Jet Air and Mistral. Love them all, but the Mistral is the best of the bunch for diving and auditory bliss, not to mention those yellow hoses. What a great sound when you inhale. No wonder Cousteau favored the Mistral, it is just so good.“ Zu dem Erfolg, vor allem in Europa, haben neben Emile Gag­nan auch andere Ingenieure und Techniker und natürlich auch weiterhin Cousteau mit seinen werbewirksamen Aktionen und populärwissenschaftlichen Filmen beigetragen. Stellvertretend möchte ich Raymond Deloire (geb. 1935) anfüh­ren, der 1952 als junger Ingenieur und begeisterter Sporttau­cher unbedingt zu La Spirotechnique wollte. Charakteristisch für die bescheidene Größe der dortigen Entwicklungsabteilung war, dass er hier zunächst nur als Arbeiter anfangen konnte, weil man schon einen (!) Ingenieur hatte [Aug]. Er brachte es dann aber bis zum Chef der Entwicklungsabteilung und arbei­tete gemeinsam mit dem beratenden Ingenieur Gagnan aus dem fernen Kanada am Mistral/Royal Mistral. Viele techno­logische Details und die Gestaltung des Royal Mistral mit sei­nen schönen und dem Zeitgeschmack entsprechenden Formen entstammen seiner Kreativität. Dieser äußerliche chic français ist bestimmt auch eine der Erfolgsursachen des Royal Mistral in Europa, gegenüber dem etwas „technischen“ Aussehen der USD-Regler (abgeleitet aus den alten CG45-Gehäusen). Die Gebrüder Mistral wurden in Frankreich über 30 Jahre pro­duziert und noch 1989 in der französischen Marine eingesetzt [Rob]. 1987 stellte man die Produktion für den Sporttauchbe­reich ein. Die französischen Taucher der 1970er Jahre kann­ten praktisch kaum andere Regler. Der Mistral war außer in Frankreich überwiegend in Italien, Belgien und über Lizen­zen in Spanien, den USA und auch in Großbritannien (Siebe/ Gorman) verbreitet. In den USA ging die Ablösung der preiswerten einstufigen Reg­ler durch zweistufige Kompaktregler (Aqua-Master) und dann Einschlauchregler schneller voran. 1970 wurden hier die letzten Mistral produziert. Eine interessante Erklärung dafür ist, neben der insgesamt höheren Dynamik in der USA-Wirtschaft, dass dort überwiegend größere Pressluft-Flaschen verwendet wer­den, die aus Trimmgründen höher am Rücken getragen werden müssen. Da der einstufige Regler für eine erträgliche Atemarbeit aber zwischen den Schulterblättern sitzen muss, resultierte ein schlechteres Atemverhalten, das sich auf die Akzeptanz und da­mit die Verkaufszahlen auswirkte [Nuy]. In einigen britischen, deutschen und anderen U.S.-amerika­nischen Unternehmen setzte man aber auch auf zweistufige Kompaktregler, anfangs auch, um teure Mistral-Lizenzen zu umgehen. Wenige erste Mistral aus der direkten Produktion bei Spirotechnique kamen noch mit den Gehäuse-Verschluss­klemmen des CG45 und mit einem fest in den Reglerkorpus integrierten Ventilsitz und fast alle bis 1961 mit einem einfa­chen Metallmundstück ohne Richtungsventile und dem gro­brippigen Faltenschlauch (danach auch noch so nach Wahl in der preiswerten Variante D-10). Der besser handhabbare große Verschlussring wurde schnell eingeführt, und ab 1958 gab es für einen Teil der ausgelieferten Mistral ein neues Hartgummi-Mundstück mit Flatterventilen (Aquastop) und für den militärischen Einsatz ein umschaltbares Mundstück der Fa. Godel [P18]. Reglerteile des RM, 2. Version mit dem austauschbaren Ventilsitz Relativ unbemerkt und wenig bekannt ist der frühe Ersatz des integrierten Ventilsitzes durch einen austauschbaren Sitz beim französischen Mistral (im Bild für einen Royal Mistral gezeigt). Das war eine sehr intelligente Verbesserung für Wartungsar­beiten, die bis zum Produktionsschluss für den amerikani­schen Mistral nicht erfolgte. Mit dem Mistral 61 wurden ab 1961 alle Mistral auch mit dem bekannten feinrippigen Faltenschlauch ausgestattet (D-10-E), eine spezielle professionelle Variante (D-10-P) auch noch mit verschraubbaren Schlauchanschlüssen für die Maske eines Trockentauchanzugs. Im Mundstück gab es anfangs eine so genannte „Membrane phonique“, ein nach vorn gerichteter runder Bereich aus dün­nerem Gummi, der das Sprechen unter Wasser ermöglichen sollte, was aber nie zufrieden stellend funktionierte. Daneben gab es auch Modelle für Schlauchversorgung (Narghi­lé), auf die hier nicht eingegangen werden soll, da sie für das Sporttauchen kaum Bedeutung haben. Bevor allgemein Nullringe verwendet wurden, dichtete der Hochdruckanschluss mit einem Hartpapierring. Zum dazu notwendigen kräftigen Anziehen der INT-Bügelschraube über einen Sechskant wurde ein separater Bronzeschlüssel beigelegt. Mit Einführung der Nullring-Dichtung genügte dann ein klei­nes fest montiertes Handrad am INT-Bügel. Die Mistral/Royal Mistral wurden überwiegend mit INT-Anschluss pro­duziert, nur für den deutschen Markt lieferte man später auch welche mit DIN-Anschluss. Der INT-Anschluss war meist in der F-Variante (für fran­zösisches Maßsystem) für den Export auch in einer I-Variante (internatio­nal), die etwas kleiner im Durchmes­ser war. Der erste 1955 serienmäßig produ­zierte Mistral trug die Seriennummer 123, 1956 war man schon bei 2967 an­gekommen. 1959 hatte La Spirotech­nique 100.000 Tauchgeräte produziert, 1962 dann 200.000! Die grobe zeitliche Herkunft eines Mistral lässt sich gut nach der auf der Plakette eingeprägten Hersteller-Adresse vornehmen, siehe Tabelle am Ende des Artikels. Gegen 1955 kam auch ein Konkurrenzprodukt für den Mist­ral auf den Markt, das Spirotechnique als beachtenswert ansah. Georges Hérail de Blagnac (1927-1959) hatte seine Poumondeau (Wasserlunge) entwickelt [P12], die dem Prinzip des Commein­hes-Gerätes folgte, aber viel kleiner war und überwiegend auf der Brust getragen wurde (später auch Rückengeräte). Das Ge­rät fand seine Anhänger, weil es preiswert und bequem war und sich gut atmete. Es wurde sogar von der G.E.R.S. bei der Marine Nationale erfolgreich getestet. La Spirotechnique bzw. Cousteau versuchten trotz der geringen Erfindungsnähe, die weitere Her­stellung dieses Gerätes gerichtlich untersagen zu lassen, schei­terten damit jedoch [Cha2]. Da Hérail 1959 bei einer Tauchun­ternehmung tödlich verunglückte, verlief die Konkurrenz im Sande, und der Siegeszug des Mistral wurde nicht beeinträchtigt. Ab 1962 lief dann in Paris die Produktion des Royal Mistral (RM) an, der sich womöglich noch größerer Beliebtheit er­freute. Da er sich technisch nicht vom Mistral unterscheidet, wird das wohl an seiner leichten und eleganten Gestalt gelegen haben. Alle guten Eigenschaften des Mistral blieben erhalten. Das Gehäuse hatte weniger Totraum und wirkte durch die neu­en Kegelstumpf-Halbschalen eleganter. Die Luftaustrittslöcher in der Oberschale wurden umgestaltet, um Eindringen von Fremdkörpern zu verringern. Mundstück mit zentrischem Bissstück (Les Mistralopitèques) Mundstück mit Bissstück außerhalb der Mitte (Les Mistralopitèques) Die Faltenschläuche waren generell feinrippig und an ein Mund­stück mit Richtungsventilen angeschlossen. Es hatte zunächst ein mittig sitzendes Bissstück, das später für den optimalen Sitz (Auflage auf dem Kinn) etwas nach oben geschoben wurde. Manche sind auch der Meinung, dies geschah, um den Eingriff in den Nasenerker der Maske zum Zwecke des Druckausgleichs zu erleichtern oder für einen weniger verwirbelten Luftstrom... Links: Innenansicht Royal Mistral 1. Generation; Rechts: Innenan­sicht Royal Mistral 2. Generation Die Royal Mistral der lange gelieferten ersten Generation waren ohne einen Anschluss für ein Manometer. Die zweite Generation hatte in der ersten Version einen solchen Anschluss mit einem noch nicht standardisierten Gewinde, bei der zweiten und letzten Version dieser Generation mit schwarzem Etikett war es dann das üblich gewordene 3/8“-Gewinde. Der französische Royal Mistral ist heute noch bei Vintage-Tau­chern ein sehr verbreiteter und beliebter Regler, nicht zuletzt, weil er relativ klein und leicht, sehr einfach zu warten ist und eigentlich noch alle Ersatzteile verfügbar sind. Kombiniert mit einem mo­dernen Zweitregler lassen sich seine Vorzüge auch unter aktuellen Einsatzbedingungen genießen [Sev2]. Dem Royal Mistral von USD, der 1965, also drei Jahre nach sei­nem europäischen Pendant in den USA auf dem Markt kam, war nicht so viel Erfolg wie dem französischen beschieden. Sein Äußeres war gegenüber dem USD-Mistral, der ohnehin schon mit dem zweistufigen DA Aqua-Master auf dem Markt kämpfen musste, nicht attraktiver geworden. Aber Gagnan hatte ihm doch noch ein wesentliches neues Merk­mal mitgegeben, was dem französischen RM versagt blieb, aber auch in den Royal Aqua-Master von USD eingebaut wurde. Die Hochdruckregler-Stufe wurde mit einer Kompensation (balan­ced) versehen, was die Atemeigenschaften mit abnehmendem Fla­schendruck nicht mehr schlechter werden ließ. Der USD-RM scheint so selten geworden zu sein, dass man kaum Bilder von der kompensierten Stufe findet. Das Foto von M. Ovanessian aus [Pen3] zeigt den Vergleich des Mistral- und des Royal-Mistral-Reglers. Am Reglerblock des USD-RM ist auch kein Injektor-Rohr mehr und sogar ein Abdeck-blech vor dem Einatemstutzen. Ich wüsste sehr gern, welche Motive Gagnan dafür hatte. Leider hatte der RM aber auch einen Kon­struktionsmangel, den man nicht korrigierte. Das Material des Ventilkegels verschliss sehr schnell, so dass der Regler immer leicht ab­blies. Die Produktion wurde nach nur drei Jahren, noch vor der des USD-Mistral, wie­der eingestellt. Man übernahm die Kompensationskammer auch nicht für den französischen RM. Damit endete praktisch auch die Entwicklung von einstufigen Reglern, da der RM in Frankreich zwar noch einige Jahre produziert aber nicht mehr verändert wurde. Die Nachfolger Trotz seiner Popularität (und den Bemühungen von Spirotech­nique, ihre umfassenden Patente durchzusetzen) gab es neben und nach dem Mistral natürlich andere Entwicklungen, auch in Europa. Hauptproblem für den einstufigen Regler war, dass durch den notwendigerweise kleinen Düsendurchlass trotz der eingesetz­ten Strömungsbeschleunigung die Luftliefermenge in größeren Tiefen und bei nachlassendem Flaschendruck zu gering wurde. Gagnan ließ deshalb schon früh einen zweistufigen Regler mit Venturi-Wirkung in der zweiten Stufe nicht außer Betracht, die durch den geringeren Druck in der zweiten Stufe naturgemäß weniger einflussreich ist. Er arbeitete parallel zu den einstufi­gen Reglern weiter am zweistufigen CG45 und entwickelte zwi­schenzeitlich den DA Navy Approved für tiefere Tauchgänge und Unterwasserarbeiten, der zwar genug Luft gab, aber im­mer noch ein harter Atmer war. Er wurde trotzdem erfolgreich in der US Navy eingesetzt. Durch die Ergänzung eines Venturi-Systems in der zweiten Stufe kam es schließlich 1958 zum DA Aquamaster, der sich wesent­lich leichter atmete und trotzdem ausreichend Luft für große Tiefen und abnehmenden Flaschendruck gab. Der Regler hatte ab 1959 auch einen sog. Hookah-Port, über den man ihn auch in schlauchversorgten Systemen einsetzen oder Luft mit Mittel­druck für den Kälteschutzanzug oder einen Rettungskragen ent­nehmen konnte. Das Anschlussgewinde war zunächst ein spezi­elles, wurde dann aber auf 3/8“ geändert, so dass die inzwischen üblich gewordenen Inflatoren oder Oktopus-Zweitregler direkt angeschlossen werden konnten. Der 1010 DA Aqua-Master wurde mit 15 Jahren der am längsten produzierte Kompaktregler von USD. Ab 1964 wurde dieser Regler dann mit einer kompensierten ersten Stufe ausgestattet, die inzwischen bei industriellen Reglern Stand der Technik geworden und auch 1961 schon beim 1030 Calypso, einem Einschlauchregler von USD, und beim USD Royal Mistral eingesetzt worden war. Der Regler wurde dann 1046 Royal-Master genannt und parallel zum DA Aqua-Master verkauft. Die Bedeutung der Kompensation liegt darin, dass damit der Mitteldruck über den gesamten Bereich des Flaschendrucks nahezu gleich bleibt, was für die Stabilität des Atemverhaltens natürlich von großer Bedeutung ist. Royal Aquamaster von USD, 1967 (Forum VDH) Regler Argonaut Kraken (Forum VDH) TauchHe istorie 05 /20 16turi a op, k C G4 5 r un d Mistral - Teil 2 on,er. 27 Von E. Gagnan u. a. für La Spirotechique und U.S. Divers entwickelte Kompaktregler Lothar Sevek© Bemerkungen unbalanced, upstream, no ven wie CG45, Prod. in Kanad wie CG45, wie CG45, wie CG45, ab jetzt Aquast Vorgänger Aqua Master ab 1961 gebogenes Mundstüc ab 1970 rundes Schild Rue Henri Laroche, 60 Crépy-en-Valois Sitz ab 1978: 1er Avenue 14ème Rue, 06513 Carros Injektor im Mundstück Mistral-Injektor versetzter Injektor wie Stream Air Mistral-Injektor wie Stream Air Mistral-Injektor kompensiert, neuer Injekto USD 1962: Calypso, Hydrolung, Aqua-Dive,..Spiro 1958: Einschlauchregler wie Aquamatic, Cristal, ... . Spiro steht für La Spirotechnique S.A.R.L. bzw. S.A in Frankreich, USD für U.S. Divers Ltd.in den USA. steht für unterschiedliche Angaben in verschiedenen Quellen, noch Entwicklung oder schon Produktinoch Produktion oder Lieferung aus Lagerbeständen ? Die Produktionsadressen wurden bei Spiro und USD auf den Typschildern angegeben und ermöglichen so neben den Seriennummern eine zeitliche Einordnung der ReglAlle diese Reglertypen beruhen auf Arbeiten von Emile Gagnan, die er von Paris und dann von Montreal aus gemeinsam mit den Entwicklungsabteilungen von La Spirotechnique, Canadian Liquid Air und U.S. Divers entwickelt und in die Produktion gebracht hat. Innerhalb der angegebenen Produktionszeiträume gab es immer noch einige kosmetische Veränderungen wie unterschiedliche Verchromung, unterschiedlich gestaltete x bedeutet relativ sichere Angaben aus allen verfügbaren Quellen, o Schilder, längere und verstärkte INT-Bügel, Spannring statt Clips zum Verschluss des Gehäuses, andere Schläuche, Mundstücke und Schlauchklemmen, die hier aber nicht USD gehört zu Spiro/Aqualung 3323 West Warner Ave. (nur Umbenennung West Delhi) 75 Modell D Aqualung = DA, ab 1954 Mundstück mit Aquastop o o 114 Rue Marius Aufan, L 74-76 x 74-87 x 74 o 73 o x 73 x x 72 x x 72 x x 71 x x 71 x x 70 x x 114 rue Marius Aufan, 92 Levallois 92 Levallois 70 x x x 69 x x 69 x x x 68 x x 68 x x x o 67 x x 27 rue Trébois, Levallois (Seine) 67 x x x x 66 x o o 66 x x x x 65 x x 1046 Royal Aqua-Master, kompensierte 1. Stufe 65 x x x o 64 x o 64 x x o x 1054 Royal Mistral $65 63 x 104x Royal Master, Gummi-Handrad am INT-Bügel, kompensierte 1. Stufe 63 x x x x 62 x 62 x x x x Delhi 61 x 61 x x o Royal Mistral 420 F 60 x 60 x x 1020 Jet Air schwarzes ABS-Gehäuse West Pico 59 x 59 x x 58 x x 58 x x 57 kleines Schild SA o x 1000 Two Stage DA ohne Hookah-Port 1010 DA Aqua-Master blue label, ab 1959 mit Hookah und Venturi 57 o x x x 1008 DW Mistral $50 USD selbständig Broxton Ave. 56 o x Navy Approved DA orange label 56 x x x x 55 x x Cours de la Reine, Boulogne-Billan-Court 6, rue Cognac Jay, Paris VII 55 x x o DY Jet Air braunes Plastik-Gehäuse 54 x x Navy type DA black label, DA Navy blue label 54 o o DW Stream Air 53 x x 53 DX Over Pressure Mistral 52 x x Aqua-Lung red/green/blue labels 52 51 x x 51 50 kl. SARL x x 50 49 x x 49 48 groß SARL x Aqua-Lung black labels 48 47 x 47 46 x 46 Adresse Typschild USD Reglertyp 2-stufig CG45 Produktion La Spirotechnique Adresse Typschild Spiro Reglertyp 1-stufig Herst Spiro Spiro USD USD USD USD USD USD USD Herst USD Spiro USD USD USD USD Spiro USD 1966 wurde die balancierte erste Stufe nochmal verbessert, und der Regler mutierte zu dem populären Royal Aqua-Master (RAM), der bis 1973 produziert wurde. Der USD-RAM war bei den zweistufigen Kompaktreglern das ähnliche Spitzenprodukt wie der französische RM bei den einstufigen. Und beide gehen auf Arbeiten von Emile Gagnan zurück, was seine Bedeutung für die Tauchtechnik deutlich macht und auch so gewürdigt wurde. 1949 machte das berühmte Centre de Recherches et d‘Etudes Sous-Marines in Paris ihn zu seinem Ehrenmitglied. Der RAM ist auch die Basis für heutige Entwicklungen von Kompaktreglern wie Mentor, Phoenix, Argonaut-Kraken und Mossback, die ihn für den Einsatz in aktuellen Technikumgebungen tauglich machen [Sev2]. Neben dieser Perfektionierung des zweistufigen Kompaktauto­maten parallel zum Mistral, die am erfolgreichsten in den USA lief und kaum auf den europäischen Markt fand (Produktion des RM in Frankreich bis in die 1980er Jahre), sind natürlich die Einschlauchregler die erfolgreichen Erben der Entwicklungen aus den 1940er Jahren. Sie wurden auch schon parallel zur Laufzeit der Kompaktregler entwickelt und verkauft, konnten dann aber Mitte der 1970er Jahre diese fast komplett vom Markt verdrängen. Aber das ist schon eine neue Geschichte. Weitere Informationen, eine Liste der relevanten Patente und ihre Kopien sind einzusehen unter: www.htg-th.eu/th5/mistral.pdf Quellennachweis: [Aic] Aicardi, Jean, Par 60 mètres de fond en rade de Marseille ...mais en plongée libre!, Le Petit Marseillais, 27 oct. 1943 [Arm] Ministère des Armées, Manuel technique de l‘équipement de plongée cirquit ouvert, Cousteau-Gagnan, 1967, GEN 5006-11-50 [Aug] Augusto, Louis, Mistral - Détendeur de légende, Les Presses du Midi, 2009, ISBN 978-2-8127-067-5 [Cha] Chabbert, Jacques, George Hérail et son Poumondeau, Gruppe Les Mistralopitèques in Facebook, 2013-15 (Cha2] Chabbert, Jacques, Rousseau, Philippe, Georges Herail et les scaphandres autonomes Poumondeau, Octopus, 7-9/2015, S.63 ff. 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Aber schon drei Jahre früher hatte der Westberliner Hass-Nachfolger Fred Methner eine Taucherlaubnis für sich und seine AfU ( Arbeitsgemeinschaft für Unterwasserforschung) von den Rüders­dorfer Kalk-, Zement- und Betonwerken be­kommen. Eines Sonntags im Mai 1951 fand dann zufällig das erste Tauchertreffen zwischen uns zwei Ost­berlinern (Helmut Keßner und Gerhard Steinert) und drei Westberliner Tauchern am Ufer des Heinitzsees statt. Ohne es geplant zu haben, sind wir uns am gleichen Tauchplatz begegnet. Zum ersten Mal sahen wir Tauchtechnik aus Italien, den USA und Westdeutschland. Zwei von den Westberlinern hatten Schwimmflossen vom Mo­dell Hans Hass, wir hatten ein Paar davon. Einer von den Dreien, er war Arzt, zog ein nagelneuesSauerstoff- Kreislauftauchgerät von DRÄGER aus einer Tragetasche. Helmut Keßner, mein Tauch­kamerad, wurde nicht müde, sich das Gerät vom tauchenden Mediziner erklären zu lassen. Bis zur Wende fand dann kein Tauchertreffen mehr statt. Die Westberliner durften nicht mehr frei Berliner Grenzen in Richtung DDR passieren. Helmut und ich machten uns mit großer Motivation an den Bau von zwei Sauerstoff-Kreislaufgeräten. Ein Jahr später tauchten wir mit selbstgefertigten Kreislauf-Tauchgeräten im Heinitzsee. die Selbstversorgung Rechts: Tauchen mit dem Eigenbau-Regler von Helmut Keßner Alle Neuigkeiten zum Thema Tauchen interessierten uns. Durch Zeitungsberichte hatten wir erfahren, dass ein neues Tauchgerät in Frankreich von sich reden machte. Die äuße­re Form stellte sich auf Abbildungen verblüffend einfach dar. Zwei Pressluft Flaschen, dazwischen eine Metalldose, von der zwei Faltenschläuche abgingen, die sich an einem Mundstück wieder vereinigten. Mit zwei Tragegurten und einem Bauch­riemen versehen, sollte man damit gefahrlos wesentlich tie­fer tauchen können als mit Sauerstoff. Das neue Tauchgerät verwandte nur komprimierte Atemluft. Mein Freund Helmut fing an, sich Gedanken zu machen, wie das alles funktionie­ren könnte. Tiefer zu tauchen und den teuren Atemkalk ein­zusparen, waren richtungsweisende Argumente, sich damit zu beschäftigen. Ich war zu der Zeit noch Mechaniker-Lehrling im letzten Lehrjahr. Helmut Keßner, von Beruf Elektro-Me­chaniker, war vier Jahre älter als ich. Gespannt wartete ich auf das Ergebnis seiner Vorstellungen. Um unsere Ideen umsetzen zu können, meldeten wir unser Projekt als Verbesserungsvor­schlag (Neuerer-Vorschlag) im Büro für Neuererwesen im Betrieb Funkwerk Köpenick an. Nur dadurch konnten wir Material beziehen und die notwendigen Werkzeugmaschinen benutzen. Auf dem Schrottplatz in Weißensee suchte Helmut eine 7-l-Stahlflasche aus und ließ sie prüfen und füllen. Hel­mut hatte den Atemregler allein entworfen und angefertigt. Für die 7-l-Flasche hatte er ein einfaches Gurtgestell hergestellt. Im Sommer 1953 machten wir dann den ersten Tauchversuch mit dem ersten Regler. Der Atemwiderstand erwies sich als noch zu hoch und die Luft-menge als zu gering. Helmut meinte aber, die Mängel durch Veränderung des Hebelverhältnisses beheben zu können. Durch weitere Tauchversuche im Schwimmbad gelang es ihm zwar, den Regler zu verbessern, doch letztendlich blieb auch noch zu viel Luft in der Flasche. Über die Konstruktion seines Reglers hatte ich mit Keßner erhebliche Meinungsverschie­denheiten, die sich zunächst nicht beilegen ließen. Inzwischen hatte ich meine Lehrzeit beendet und hatte meinen Facharbei­terbrief in der Tasche. Mit gestärktem Selbstbewusstsein wollte ich einen neuen Regler bauen, der nach einem zweistufigen Prinzip funktionieren sollte. Die Idee kam mir beim Studium einer Autogen-Schweißarmatur. Das entscheidende Detail in meiner Konstruktion bestand darin, daß die Ventile im Regler mit dem Flaschendruck dicht werden sollten. Dadurch konnte ein annähernd gleichbleibender geringer Atemwiderstand er­reicht werden. Im Frühjahr 1954 hatte ich meinen ersten zweistufigen Ver­suchsregler fertiggestellt. Schema des ersten zweistufigen Reglers des Autors Keßners Konstruktion mit dem von oben gegen den Druck dichtenden Ventil musste mit einer Feder dicht gedrückt werden. Dadurch stieg aber der Atemwiderstand mit ab­nehmendem Flaschendruck an, und die Flasche konnte auch nicht leer geatmet werden. Helmut wollte beweisen, dass sein einstufiger Regler ausreichend funktioniert, musste aber nach einem Tauchversuch in größerer Tiefe eingestehen, dass die Luftmenge zu gering und der Atemwiderstand zu groß war. Wir suchten noch einige Leichtstahlflaschen vom Schrott­platz in Weißensee für unsere Tauchgruppe. Mit Hilfe zweier Schellenbänder hatte ich zwei 7-l-Stahlflaschen zu einem Tauchgerät vereinigt. Trage- und Bauchgurt sorgten für einen stabilen Halt des über 14 kg schweren Tauchgerätes. Der Druckregler wurde in ein Ver­bindungsstück geschraubt, das die beiden Flaschen verband. Keßner hatte den Wasserrettungsdienst für das neue Tauch-gerät interessiert. Wir erhielten eine Einladung zu einer Schauvorführung nach Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz). Gleichzeitig wollte der VEB Medizintechnik Leipzig seine ersten Modelle des Sauerstoff-Kreislauftauchgerätes Medi-Nixe der Öffentlichkeit präsentieren. In Karl-Marx-Stadt fanden gerade Bezirksmeisterschaften im Schwimmen statt. In den Wettkampfpausen führte Medi Leipzig ihre Nixe vor und wir überzeugten mit der schnel­len Einsatzbereitschaft unseres neuen Pressluft-Tauchgerätes. Medizintechnik Leipzig zeigte sich für unser Gerät interes­siert, wollte aber zunächst die Medi-Nixe weiter fertigen. Bis zu welcher Wassertiefe der Regler noch ausreichend Luft hergab, wusste ich nicht. Was uns fehlte, war ein Tauchanzug, der sich zum Tieftauchen eignete. Keßner und ich hatten schon 1952 Trockenanzüge, die wir den Anzügen der Kampfschwimmer nachgefertigt hatten. Die Anzüge ließen Füße, Hände und Gesicht frei. Der Ein­stieg befand sich im Rücken. Er musste eingerollt und abge­klemmt werden. Durch die vielen Dichtstellen kam immer etwas Wasser in den Anzug. Was ihn aber völlig ungeeignet machte, er drückte seine Falten beim Tiefertauchen schmerz­haft an den Körper. Wir brauchten einen Tauchanzug der den Wasserdruck kompensieren konnte, ähnlich einem Skaphan­der-Taucher. Am Rüdersdorfer Heinitzsee hatte sich 1952 der Feuerwehr­taucher Kurt Mallwitz unseren sportlichen Tauchversuchen angeschlossen. Ich hatte noch zwei Druckregler in Arbeit, für die uns Kurt Faltenschläuche von der Feuerwehr besorgen konnte. Nach Abwägung unserer Möglichkeiten entschieden wir, zwei neue Tauchanzüge nach Art der Dräger-Anzüge für schwere Taucherei zu fertigen. Der Unterschied bestand dar­in, daß wir statt des Kupferhelms eine Kapuze mit eingekleb­ter Tauchmaske verwenden wollten. Glücklicher Weise war Kurts Frau gelernte Schneiderin. Sie wurde damit betraut, aus dünnem, einseitig gummiertem Stoff den Zuschnitt und das Nähen des Anzugs zu bewerkstelligen. Für die Hände hatte ich Säurehandschuhe vorgesehen, die mit dem Anzug verklebt wurden. Die Einstiegs-Halsmanschette wollten wir aus Ballon Gummi kleben. Das Material dafür wurde in einem speziellen Gum­mi Geschäft in der Kastanien Allee an der Schönhauser Allee angeboten. Der Zuschnitt des Tauchanzugs war so reichlich, dass wir trotz unterschiedlicher Körpergröße (einzeln ;-) bequem da­rin Platz hatten. Über einem Zink-Waschtopf gelang es mir dann, auch den Anzug mit der Halsmanschette faltenfrei mit Gummilösung zu verkleben. Die Kapuze erhielt im unteren Bereich eine Gummi Manschette und ein Mundstück für die Atemschläuche. Zum Schluss mussten die Nähte noch mit Streifen dichtgeklebt werden. Die Manschetten von Anzug und Kapuze garantierten, über einen Metallring gezogen, eine perfekte Abdichtung des Tauchanzugs. Ich hatte mich entschlossen, die Atemschläuche nur auf das Mundstück auf­zuschieben und nicht zu verschrauben oder abzubinden. Da­durch war der Taucher in der Lage, im Notfall die Schläuche abzuziehen. Im Monat März 1954 hatte ich meinen Anzug fertig. Mit einem Tauchkameraden unserer Gruppe fuhr ich an einem Wochentag nach Rüdersdorf. Spätnachmittags versuchte ich, mit einer Flasche Preßluft im neuen Anzug abzutauchen. Zu­nächst gelang es mir nicht, die Wasseroberfläche zu verlassen. Es verblieb immer noch zu viel Luft im Anzug. Erst mit einer größeren Kalksteinplatte klappte es. Der Wasserdruck press­te den Anzug mit zunehmender Wassertiefe an den Körper. Der Druck ließ aber sofort nach, als ich durch die Nase, in den Anzug ausatmete. Die 6 °C Wassertemperatur spürte ich überhaupt nicht. Der Anzug hatte seine Probe bestens bestanden, kein Was­ser war eingedrungen. Ohne Gewichtsgürtel war es nicht möglich abzutauchen. Mit Eifer machte ich mich daran, die etwa 10 cm großen und 1 cm dicken Eisenschei-ben, die ich im Betriebsschrott gefunden hatte, mit Blechbügeln zu ver­schrauben. Ich besaß ein Militärkoppel, das sich bestens als Gewichtsgürtel für meine Eisenscheiben eignete. Das letzte wichtige Zubehör für den großen Tauchversuch, einen Tiefenmesser, musste ich noch aus einem Manometer fertigen. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Am 18.April 1954 war es dann so weit. Vier Sporttaucher erreichten den Grund des Heinitzsees in 30-m-Wassertiefe. Der neue zweistufige Druckregler funktionierte bestens. Man konnte die Stahlfla­sche restlos leer atmen. Auch der Tauchanzug bewährte sich für die nun folgende Phase, das Tieftauchen. 1954/55 begann unsere Gruppe mit dem Eistauchen. Bis Anfang der 60er Jahre hatten wir die zweistufigen Atemreg­ler in Anwendung. Dann konstruierte ich einen neuen Einstu­fenregler. Das ist aber schon eine neue Geschichte. Anmerkung der Redaktion: Viele originale Stücke aus dieser Zeit, Fotos und andere Doku­mente werden im Tauchsportmuseum Berlin bewahrt, siehe Artikel weiter hinten. Das Museum lohnt auch deswegen einen Besuch! Unser Autor Gerhard Steinert, Jahrgang 1934, war Sporttaucher der ersten Stunde im Ostteil Nach­kriegsdeutschlands. Die Ausrüstung entwickelte und baute er selbst für sich und seine Freunde in der DDR-Mangelwirtschaft. Dadurch ist er einer der bekanntesten Urgesteine der ostdeutschen Tauchtechnik-Bastler, er besucht auch heute noch unsere Treffen zum Alten Tauchen. Das Ei des Jan van Buuren Von Jeroen Gompelman (Übersetzung aus dem Niederländischen durch den Autor und L. Seveke) Im Jahre 1890 gründete Goossen Leendert Loos (1845-1943), der vorher als Handelskorrespondent tätig gewesen war, mit einem ersparten Kapital von 1.000 Gulden ein kleines Einmann-Unternehmen im unteren Teil eines Grachten-Hauses, an der Sin­gel 342 in Amsterdam (Miete 5 Gulden pro Wo­che). Unter dem Namen Loos & Co handelte er mit dem bekannten stillen Mineralwasser Victoria und ergänzte das kurze Zeit später durch den Import und Vertrieb von Kohlendioxid für Mineralwasser. Das Unternehmen begann zu wachsen und schon bald stellte er mehr Personal ein. Um 1896 zog man in größere Räumlichkeiten ein paar Häuser weiter in die Singel 262. Durch fleißige Arbeit er­höhte sich der Umsatz immer mehr. 1901 zog die Firma erneut um, nun in die Gro­enburgwal-Gracht, Ecke Staalstraat. Unten waren Lagerräume und in der ersten Etage das Büro und eine kleine Werkstatt für das Schleifen von Werk-zeugen. In diesem Jahr begann man auch die Direktbelie­ferung von Kunden mit Maultier- und später Pfer­de-Wagen. 1910 wurde die Palette um den Handel mit Sauerstoff erweitert. Dies machte wieder einen Umzug erforderlich. Ein großes Grachtenhaus an der Keizersgracht 689, Ecke Utrechtsestraat, wurde dafür 1916 neu ausgebaut, Ställe und große Lager­halle im Erdgeschoss, große Büros im 1. Stock und zwei Stockwerke darüber für die Familie. Dadurch ergaben sich neue Möglichkeiten, 1918 wurde die Firmensitz 1890 eigene Produktion von Sauerstoff beschlossen. 1919 kaufte man ein Stück Land im Norden von Amsterdam, das ehema­lige Sägewerk Bogaard. Hier wurde 1920 die erste Sauerstoff-Produktionsanlage in Betrieb genommen mit Werkstatt und Lager und einem großen Fabrik-Büro. Der Aufstieg von Loos & Co schien unaufhaltsam. 1938 fir­mierte das Unternehmen um zu G.L. Loos & Co‘s Fabrieken N.V. mit dem Markennamen „Loosco“. 1971 wurde das Un­ternehmen vom Mitbewerber Hoek übernommen. Man setz­te aber unter dem Firmennamen Hoekloos mit dem gleichen Produktspektrum fort, in dem auch weitere Tauchtechnik war, bis etwa 1975 auch das Ei des Jan van Buuren. Im Jahre 1928 kam Jan van Buuren (geb. 1913) als Junge von 15 Jahren in die Dienste der Firma. Das Unternehmen importier­te inzwischen auch Schweißbrenner, Schneidbrenner und Re­duzierventile aus Deutschland. Den Monteur-Beruf lernte Jan von seinem deutschen Lehrmeister Gilrath, und mit 18 Jahren war er schon Ausbilder für Schweißer. Die Firma übernahm in den 1930er Jahren auch den Vertrieb von medizinischen Geräten und Jan van Buuren spezialisierte sich auf deren Reparatur und die Fehlersuche in den sogenann­ten „Pullmotoren“, die für die Anästhesie verwendet wurden. Es wurde sein „Hobby“, mit Verbesserungen an den amerika­nischen Ausrüstungen zu experimentieren. 1930 schlug er seinem Lehrmeister Gilrath vor, einen „druck­losen“ Regler (den ersten kompensierten Hochdruck-Regler) zu konstruieren, der viele Probleme lösen könnte und eine „ewige“ Lebensdauer hätte. (Anmerk. der Redakt.: Ein kom­pensierter Regler war allerdings schon 1944 von Georges Com­meinhes erfunden worden (Patent fr989.153a), was Jan aber wahrscheinlich nicht kannte.) Dass er ein guter Fachmann war, bewies Jan van Buuren oft in der täglichen Arbeit. 1938 wurden im Groninger Krankenhaus Anästhesiegeräten eingesetzt, von denen ein Gemisch aus 80% Lachgas und 20% Sauerstoff abgegeben werden sollte. Aber diese Geräte funktio­nierten schlecht und erzeugten oft 100% Lachgas. Jan van Bu­uren wurde mit der Problemlösung beauftragt, und es dauerte nur zwei Tage, bevor er die Ursache und die Lösung gefunden hatte. Lachgas wird ab einem bestimmten Druck schon flüssig, während Sauerstoff noch gasförmig bleibt. Dies führte zu Ge­misch-Druckdifferenzen, die man nicht vermeiden konnte. Jan fügte zwei Manometer mit Stellventilen zwischen den beiden Gasflaschen ein, und das Problem war gelöst. Der Anästhesist wollte keine andere Ausrüstung mehr. Diese Narkose-Geräte waren auch die Grundlage für die Ent­ wicklung eines Atemreglers für Taucher. Aber zunächst gehen wir zeitlich etwas zurück. 1939 bat ein Tauchunternehmen aus Rotterdam Loos & Co, ein Problem mit einem schweizerisch/französischen Unterwasser-Schneid­brenner zu lösen. Er brannte zwar unter Wasser, schnitt aber nicht. Jan van Buuren drehte eine neue Schneidspitze für den Brenner und dieser funktionierte damit einwandfrei. Im Zweiten Weltkrieg hat Jan van Buuren über 35 Unterwasser-Schneidbrenner aus Messing gefertigt, mit von den deutschen Besetzern gestohlenem Material. Jan war klar, dass es nach dem Krieg sehr viel aufzuräumen und zu reparieren geben würde, sowohl über als auch unter Wasser, und dass die Firma Loos & Co darauf vorbereitet sein müsse. Gleich nach dem Krieg stieg der Bedarf der Tauchfirmen an UW-Schneidbrennern wirklich stark an. So konnte man die gefertigten Brenner sämtlich ver­kaufen. Der Rotterdamer Hafen, der bombardiert worden war, musste über und unter Wasser beräumt werden. Das waren die ersten Kontakte von Jan mit der Welt des Tauchens. In den frühen fünfziger Jahren gab es eine Anfrage des belgi­schen Zivilschutzes für die Lieferung von Atemschutz-Ausrüs­tungen zur Brandbekämpfung, die auch tauchbar sein sollten. Loos & Co hatten ein amerikanisches Narkosegerät (Scott) im Programm. Da Jan van Buuren ein sportlicher Typ war, nahm er eine Flasche Druckluft und das Scott-Anästhesiegerät und sprang in ein Schwimmbecken. Er hielt das Ausatemventil in die Nähe des Einatemventils und experimentierte mit dem Gerät bis Wasser eindrang. 15 Minuten blieb er dazu auf dem Boden des Schwimmbeckens sitzen. Aus den Erkenntnissen entwickelte er einen ersten experimentellen Tauchregler. Während seiner Versuche schwammen auch ein paar Jungs von 15-16 Jahren in dem Schwimmbecken herum und sahen ihm interessiert zu. Die jungen Leute hatten ein altes Sauer­stoffgerät gefunden, mit dem sie erste Tauchgänge versuchten. Mit der Gruppe Jugendlicher aus dem Schwimmbad entstand schließlich im März 1952 der Unterwasser-Jäger-Club (OJC) mit Jan als Vorsitzendem. Sie und andere fragten Jan van Buuren um Rat und baten ihn, auch für sie Tauchregler zu entwickeln. Unterwasser-Brenner Jan van Buuren in der Werkstatt Mit den Kenntnissen und Fähigkeiten, die er besaß, baute Jan van Buuren also einen Zweischlauchregler mit einem kompensier­ten Reglerventil. „Ich habe tausend Regler gemacht, bevor ich endlich den richtigen entwickelt hatte“, sagte Jan van Buuren. „Ich wusste genau, wie es nicht sein durfte, aber wie es sein musste, dazu hatte ich keine Idee.“ Schließlich schuf er in den Jahren 1955/56 das innovative kompensierte Reglerven­til, das die Grundlage für das ganze „DIVE SAFE DIVER EQUIPMENT“ der Firma Loos & Co. bildete. Die ersten Regler, die den Spitznamen „Loosco Ei“ trugen, kamen im August 1957 auf den Markt. Auf Anfrage der Französischen Marine ließ Jan van Buuren seinen Regler von dieser tes­ten. Dazu fuhr der Leutnant zur See J.P.H. Huijskens (Autor der Broschüre „Safe Di­ving“ von Loos & Co.) mit einem versiegel­ten Regler nach Marseille, versiegelt, weil Cousteau angeblich auf der Lauer lag nach Verbesserungen an Atemreglern (Gab es ein Komplott zwischen Cousteau und der Marine Nationale? Wir wissen es nicht.). Das Loosco Ei wurde bis zu 150 Meter Tiefe getestet und überraschte alle. Das „drucklose“ Ventil funk­tionierte hervorragend. Huijskens kam mit dem versiegelten Regler in die Niederlande zurück. Aber ab etwa 1963 brachte Cousteau einen Regler mit kompen­sierter Hochdruckstufe auf den Markt, den Aquilon. Jan van Buuren sagte: „Cousteau hat eindeutig meine Idee kopiert, aber er hat den gleichen Fehler gemacht, den ich auch vorher schon unzählige Male gemacht hatte. Sein Ventil entspricht einer dieser misslungenen Ideen. Es kann nicht optimal arbeiten!“ Schema des Reglers Zielstellung der neuartigen Konstruktion war, den Mitteldruck, der an die zweite Stufe abgegeben wird, unabhängig vom (abnehmenden) Flaschen-druck konstant zu halten. Damit kann die zweite Stufe auf minimalen Eina­temwiderstand eingestellt werden, da nicht die Gefahr besteht, dass sie we­gen eines steigenden Mitteldrucks abbläst. Das wurde mit dem Ei erreicht, der Mitteldruck bleibt zwischen 30 bis 200 bar Flaschendruck konstant auf 4 bar und der Einatemwiderstand bei 18-20 mm WS, was für einen Regler von 1957 beeindruckend war. Es konnte eine maximale Luftlieferleistung von 400 l/min erzielt werden. Abhängigkeit des Einatemwiderstandes vom Atemvolumen und Flaschendruck Die erste Stufe dieses Reglers beruht auf eini­gen innovativen Ideen, die sich heute nicht in den modernen kompensierten Einschlauch-Reglern, hier allerdings zum Teil Prinzip be­dingt, aber auch nicht in dem ersten kom­pensierten Zweischlauchregler von Gagnan, dem Royal Master von 1963, wiederfinden. Auf den Hochdruckkolben wirkt hier für die Kompensation der Druck in der Mem­brankammer, der über die Membran vom Umgebungsdruck abhängt, nicht der Mittel­druck wie im Royal Master und den heutigen Reglern. Die gesamten beiden Reglerstufen können trocken bleiben, da der Wasserdruck nur indirekt über die Hauptmembran ein­wirkt (siehe Schema des Reglers), was für die Vereisungssicherheit wichtig ist. Aus diesem Prinzip resultiert auch die ungewöhnliche Form des Loosco Eies, die sich nur noch einmal bei dem Viking-Regler aus den USA wieder findet, der 1955 auf den Markt kam. Welche Rolle bei der Entwicklung die Umge­hung von Cousteau/Gagnan-Patenten spiel­te, ist leider nicht bekannt. Der Hochdruck-Kolben gleitet nicht mit einer O-Ring-Dichtung in der Kompensationskammer, sondern wird mittels einer elastischen Manschette geführt und gedichtet. Diese Methode erscheint zwar relativ aufwändig, ist aber eventuell der Nichtverfügbarkeit von O-Ringen für Hochdruck geschul­det, die prinzipiell schon in den 1930er Jahren erfunden worden waren. Der Verschleiß der nur gering verformten Manschette ist außerdem deutlich ge­ringer als bei einem gleitenden harten O-Ring. Von dem Regler kamen drei sich nur leicht unterscheidende Ausführungen auf den Markt. V1 ist die ursprüngliche Form für das professionelle Tauchen mit Rollgewinde-Anschlüssen für die Schlauchstutzen. Bei V2 wurden Ringe zur direkten Anbringung der Tragegurte am Regler für die Geräte zum Sporttauchen vorgesehen. Für diese beiden Ausführungen wurden von Loos & Co ei­gene Faltenschläuche mit einem gebogenen Mundstück (das hintere im Bild) geliefert, das aber ein ungeeignetes Bissstück hatte und von vielen Tauchern abgelehnt wurde. Deshalb kaufte man später Schläuche und Mundstücke von La Spirotechnique zu (vorn im Bild) und lieferte das Loosco Ei damit aus. Für diese Schläuche, die ohne Schraub-stutzen angesteckt wurden, änderte man den Regler in die Form V3. Der Regler wurde von 1957 bis etwa 1975 produziert, über das Produktionsvolumen ist leider nichts bekannt. Er war aber unter nie­derländischen Militär-, Berufs- und Sport­tauchern in relativ großer Zahl im Einsatz und dies auch noch bis in die 1980er Jahre hinein. Die Firma stellte in ihrem großen Sortiment aus Medizin- und Tauchtechnik auch weiterhin Tauchgeräte her, auch nach der Verbindung mit Hoek 1972, auf die hier aber nicht weiter eingegangen wird. 1961 gab das Unternehmen Loos & Co den internationalen Wettbewerb mit La Spiro­technique verloren. Van Buuren wurde ent­lassen und durch zwei Ingenieure ersetzt, die auch weitere Tauchgeräte für den ein­heimischen Markt entwickelten. Nach ei­nem Jahr gründeten Jan und sein Sohn Bas eine Fabrik für Formenbau für Guss- und Spritzguss-Erzeugnisse. Hier entwickelte er den Einschlauch-Automaten Divemaster, von dem über 150 Stück im eigenen Haus Einschlauch-Regler Divemaster von Jan van Buuren Mundstück von Loos & Co und la Spirotechnique gebaut wurden. Das ist ein Regler mit einer kompensierten Hochdruckstufe und einem Schnorchel am Mundstück, auf den mit ei­nem Drehknopf umgeschaltet werden kann, ein Prinzip, das sich langfristig nicht durch­gesetzt hat. Aufgrund seines Erfahrungsschatzes kehrte Jan van Buuren nach sieben Jahren wieder zu Loos & Co zurück und arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung. Oft kamen noch Kun­den mit Reglern, die repariert oder gewartet werden mussten. Jan van Buuren und seine Frau tauchten auch regelmäßig. Sie besuch­ten in diesen Jahren z.B. Malta und Saint Tropez. Das kompensierte Reglerventil von Jan van Buuren wird auch heute noch wegen seiner Wartungsfreiheit in der medizinischen In­dustrie in Druckreglern verwendet. Seine Idee wurde leider nie patentiert. Das niederländische Original und weitere Bilder und Infos zum Thema finden Sie unter: www.htg-th.eu/th5/ei.pdf Der Autor Jeroen Gompelman ist 1969 in Amster­dam geboren und wurde seit 1974 von seinem Va­ter zum Schnorcheln und Tauchen in den Vereinen „Nemo“ und „KLM Flying Divers“ mitgenommen. 1978 wurde er Mitglied im NOB (Nederlandse On­derwatersport Bond) und hat viele Qualifikationen als Sporttaucher erworben. Ab 1989 entwickelte er großes Interesse für alte Tauchregler und ihre Geschichte. Das bestimmte auch seine berufliche Entwicklung. Seit 2001 betreibt er eine Reparatur­ werkstatt für Atemregler, Ventile, Flaschen..., worüber auch seine Website informiert www.hydrogom.com Jacques-Yves Cousteau mit einem RAID von technisub 2016 ist es 60 Jahre her, dass der bahnbrechende Film von Jacques-Yves Cousteau und Louis Malle „Die Welt der Stille“ in Cannes mit der „Palme d’Or“ ausgezeichnet wurde. 2016 sollen die Arbeiten für die Restaurierung der „Calypso“ endlich wieder aufge­nommen werden. 2016 kommt im Oktober der französische Film „Odyssee“ von Jérôme Salle in die Kinos. Der Film erzählt, wie aus dem abenteuerhungrigen Marineoffizier Cousteau -nicht zuletzt durch den Einfluss seines jüngsten Sohnes Philippe - ein Verteidiger der Meere und globaler Fürsprecher des Umweltschutzes wurde. Da 2016 die Öffentlichkeit anscheinend wieder Interesse an Cousteau gefunden hat, darf natürlich für uns Tauchgeräte-Vernarrte eine kleine Retrospektive über Cou­steaus Tauchausrüstung nicht fehlen. Doch wo soll man anfangen? Der Erfindungsreichtum von Cousteau und seinen Mitarbeitern war schliesslich enorm! Von Atemreglern über Taucheruhren bis hin zu U-Booten, alles war irgendwie im Katalog von Cousteau oder dessen Hausspon­sor „Spirotechnique“ vertreten. Der heutigen Öffentlichkeit ist bestimmt die stilprägende rote „Cousteau-Mütze“ am geläufigsten. Etwas ältere Taucher haben aber wohl auch noch die futuristisch anmu­tenden Tauchausrüstungen der Dokumentarserien „Geheimnisse des Meeres“ (Ori­ginaltitel: The Undersea World of Jacques Cousteau oder The Cousteau Odyssey) und „Wiederentdeckung der Welt“ (Originaltitel: The Rediscovery of the World) in bester Erinnerung. Um diese Gerätschaften soll es hier vornehmlich gehen. Es begann damit, dass Cousteau - beflügelt durch seinen Erfolg mit „Die Welt der Stil­le“- es nun im Fernsehen versuchen wollte. Der amerikanische TV-Produzent Turner war der Idee prinzipiell nicht abgeneigt, hatte aber Bedenken, ob eine „Dokumentar­serie über Fische“ gegenüber Science-Fiction-Serien auf den Konkurrenzkanälen zur selben Hauptsendezeit im Kampf um die Einschaltquoten bestehen könnte. Cousteau sicherte sich daraufhin die Dienste eines visionären Designers: Jean-Charles Roux. Dieser entwarf ein futuristisch angehauchtes Konzept für die gesamte Serie. Das lei­tende Motto war dabei „die Erforschung des Inneren Raumes“ (Innerspace) und sollte verdeutlichen, dass die Erforschung der weitgehend unbekannten Weltmeere min­destens genauso interessant und abenteuerlich sei wie die Erforschung des Weltraums (Outerspace), ein in den 60er Jahren natürlich höchst beflügelndes Thema. Demensprechend ersann Roux eine Tauchausrüstung, die mehr wie der Weltraum­fahreranzug aus einem Flash-Gordon-Comic aussehen sollte als die eines Wochen­endtauchers. Das Pipeston Seine Skizzen zeigten daher einen Taucher in hautengem schwarzen Neopren-Nass­anzug, der mit gelben Kontraststreifen verziert war. Das sah schon mal knackiger aus als die sackartigen, aber wohl wärmeren „Phoque“-Trockenanzüge, die es zu dieser Zeit schon länger gab. Um dem Weltraumfieber der 60er Jahre Rechnung zu tragen, bekam der Taucher dann keine schnöde Druckluftflasche auf den Rücken geschnallt, sondern eine „hydrodynamische“ also wasserschnittige Karosserie, die auch als Ra­ketenrucksack durchgehen konnte und von den Tauchern der Calypso nach ihrem Hersteller „Pipeston“ getauft wurde. Cousteau war wohl begeistert, die tech­nische Realisierung dieses Entwurfs musste jedoch auch Cousteaus persön­lichen Vorgaben genügen und die waren nicht immer in Richtung Fortschritt. Bei aller Erfindungswut ließ Cousteau näm­lich erhebliche Vorsicht walten, wenn es darum ging, technische Neuheiten in Sachen Tauchausrüstung auch operativ für die Expeditionen seiner „Equipe“ zu übernehmen. Als echter Marineoffizier bevorzugte er eher Konstruktionen, die ihre Zuverläs­sigkeit auch unter widrigen Umständen seit langem bewiesen hatten und nach Möglichkeit auch sehr einfach instand zu halten oder zu reparieren waren. Be­dienungskomfort und Fortschrittlichkeit waren zweitrangig, und entsprechende Schwachpunkte waren durch geeignetes Antrainieren von Techniken und Fertig­keiten auf Seiten des Taucher zu kom­pensieren. Diese Einstellung erklärt auch, warum das Innenleben des „Pipeston“­Gerätes weit simpler ausfiel als es das fu­turistische Äussere erahnen liess. Was nämlich wie ein Urahn des heute bekannten APD-Inspiration-Kreislauf­geräts erscheinen mag, war im Grunde genommen ein simples, offenes Druck­luft-Tauchgerät. Herzstück blieb ein „Narghuilé“- Mistral-Atemregler, der aus dem Hause Spirotechnique, den man aber zur Reduzierung des Einatemwider­standes auf die Brust des Tauchers ver­legte und hinter einer Art „Brustschild“ versteckte. Der Atemregler wurde über einen Mitteldruckschlauch von vier ne­beneinanderliegenden 5-Liter-Flaschen gespeist, die samt erster Druckstufe auf dem Rücken getragen wurden. Die Flasche rechts aussen wurde dabei als Reserve genutzt. Spürte der Taucher durch erhöhten Atemwiderstand, dass der Gasvorrat der ersten drei Flaschen erschöpft war, musste er diese vierte Flasche manuell öffnen, um auf diese Reserve zu­greifen zu können. Das Konzept der getrennten Reserveflasche konnte man üb­rigens schon bei Cousteaus Aqualung- Prototypen 1943 fin­den, und selbst in den 80er Jahren, als Finimeter schon im Begriff waren, die mechanische Reserveschaltung zu ersetzen, blieb Cousteau der Idee der separaten Reserveflasche oder der mechanischen Reserveschaltung treu. Wie bereits angedeutet schien er jedes sicherheitsrelevante Teil der Tauchausrüstung so einfach und robust wie möglich halten zu wollen. Keine schlechte Idee, wenn man bedenkt, dass die Equipe Cousteau oft monatelang weitab der Zivilisation unterwegs war. Die Karosserie des Pipeston bestand aus Glasfasern in Poly­esterharz und setzte sich aus einer oberen und unteren Scha­le zusammen. Die untere Schalenhälfte ging in die Tragevor­richtung über, die jedoch nur von einem festen Schultergestell gebildet wurde, durch das der Taucher seinen Kopf stecken musste. Um das ganze Konstrukt halbwegs fest am Taucher zu halten, sicherte ein breiter Schrittgurt den Taucher davor, sein Gerät beim kopfüber Abtauchen zu verlieren. Wie man schon ahnen kann, war dies in der Praxis aber nicht unbedingt über­zeugend. Die meisten Taucher der Calypso waren von dem Pipeston-Gerät nicht sehr angetan. Es hatte nur wenige Fans und wurde schnell als schwer, unhandlich und empfindlich be­wertet. Die Glasfaserschale des Pipeston hatte ein erhebliches Eigengewicht und wurde durch Stöße leicht beschädigt. Oft musste man nach einem Tauchgang mit Harz und Farbe anrü­cken, um den Schaden vor der nächsten Filmaufnahme wieder zu beheben. Ursprünglich war die Idee, dass das Pipeston das neue Stan­dard-Tauchgerät der Calypso werden sollte. Deshalb wurden nicht weniger als acht Exemplare hergestellt. Mit zunehmen­den Problemen wurden jedoch nur noch die sogenannten Zwischen den äußeren Flaschen montiert sieht man die Kommuni­kationseinheiten, in der Mitte der Akku der Helmlampe. „Subjekte“, also die Darsteller vor der Kamera mit diesen Gerä­ten ausgestattet. Der Rest der Crew tauchte üblicherweise mit normalen Doppelflaschen. Dann gab es die Ernüchterung mit der eingebauten UW-Kom­munikationsanlage. Diese basierte auf dem ERUS-System der Spirotechnique und sollte per Ultraschall eine Kommunikation unter Tauchern ermöglichen. Auch ein Hochfrequenzfunkge­rät war im Glasfasergehäuse untergebracht, damit ein Taucher an der Oberfläche Funkverbindung mit dem Mutterschiff aufnehmen konnte. Zu letzterem Zweck war der gelbe Glasfa­serhelm, der ebenso zum optischen Erscheinungsbild beitrug, mit einer Funkantenne und Kopfhörern ausgestattet. Das Mi­krophon war in einem speziellen Mundstück des Atemreglers untergebracht. Beim Gebrauch stellte sich aber schnell heraus, dass kaum verstanden werden konnte, was die Taucher in ihr Mundstück sagten. Die elektronische Rauschunterdrückung steckte damals noch in den Kinderschuhen, und eigentlich war das ganze ERUS System eher für den Gebrauch mit einer Voll­gesichtsmaske vorgesehen. Nicht viel besser stand es um die Helmlampe. Diese sah zwar gut aus, brachte damals auf Grund ihrer geringen Grösse aber keine erhebliche Beleuchtung. Die dazugehörige Batterie war im Pipeston-Gehäuse untergebracht und über ein Kabel mit der Lampe verbunden. Chronische Probleme durch fehler­hafte Kontakte führten jedoch auch hier dazu, dass man die Helmlampe selten in Betrieb sieht. Von diesen Erfahrungen frustriert, dauerte es verständlicherweise nicht lange, bis das Cousteau-Team das Kommunikationssystem und die Beleuch­tungseinrichtung rasch wieder ausbaute. So konnte das Ge­samtgewicht wenigstens wieder etwas vermindert werden, was umso wichtiger war, wenn man bedenkt, dass die Equipe Cou­steau ausnahmslos ohne Tariermittel tauchte. Das RAID Anfang der 70er Jahre suchte Cousteau nach einem entscheidend besseren Nachfol­ger für die Pipeston. Dabei sollte das äussere Erscheinungsbild beibehalten werden, denn die „Ozeanauten“ in ihren schwarz-gelben „Raumanzügen“ samt Helm waren inzwischen zum echten Markenzeichen der Equipe Cousteau geworden. Da die Spirotechnique damals gerade den italienischen Kunststoffspezialisten tech­nisub aufgekauft hatte, notierte Cousteau seine Vorgaben und schickte damit einen seiner erfahrensten Taucher, Bernard Delemotte, nach Genua. Dort sollte er mit dem charismatischen Chef der technisub, Luigi Ferraro, das „perfekte Gerät“ für die Taucher der Calpyso entwerfen. Obwohl in den 70er Jahren Einschlauchregler schon auf dem Vormarsch waren, blieb Cousteau bei seinem Lieblingsregler, dem einstufigen Zweischlauchregler Royal Mistral. Ebenso blieb der Einbau jeglicher Tariereinrichtungen verpönt. Ferraro sah für das Konzept wohl sogar eine Markt­chance, schliesslich war die TV-Serie Cousteaus weltbekannt, und andere Herstel­ler hatten schon ähnliche „verschalte“ Tauchgeräte auf den Markt gebracht, um aus der Aura Cousteaus Profit zu schlagen. Als Ergebnis brachte technisub schliesslich das RAID auf den Markt. RAID steht dabei für „Respiratore Aire IDrodinamico“, also hydrodynamisches Lufttauchgerät. In einer zweiteiligen Verschalung aus leichtem aber stabilen ABS-Kunststoff sind zwei 10-Liter-Stahlflaschen kopfüber durch eine Brücke miteinander verbunden. In diese Brücke ist ebenfalls eine mechanische Reserveschaltung eingearbeitet, die auf die zwei Flaschen wirkt. Diese Reserveschaltung ist die damals von technisub neu erdachte „halbautomatische Reserve“. Gegenüber den bisher üblichen Mechanis­men hatte diese erhebliche Vorteile, die wahrscheinlich auch Cousteau dazu beweg­ten, einmal ausnahmsweise von der Idee der separaten Reserveflasche abzusehen. Zum einen wurde das alte Problem des „Füllens mit geschlossener Reserve“ gelöst. Füllt man nämlich eine Flasche, ohne die Reserveschaltung vorher geöffnet zu ha­ben, wird die Flasche nicht vollständig gefüllt. Das kann unter Umständen bei dem nachfolgenden Tauchgang zu bösen Überraschungen führen. Beim RAID hingegen öffnet sich die Reserve automatisch, sobald die Flasche gefüllt wird. Ist der Reserve-druck erreicht und überschritten, schliesst die Reserve selbständig und erlaubt das vollständige Füllen der Flaschen (bis zu 200 bar). Auch das damals häufige Pro­blem des versehentlichen Öffnens der Reserve vor oder während des Tauch­gangs war gelöst: Öffnet man nämlich die Reserve, obwohl der Reservedruck noch nicht erreicht ist, so schließt die Reserve wieder automatisch. Hinter der Reserveschaltung liegen beim RAID zwei getrennt absperrbare INT-Ausgänge, wobei einer mittig für den Royal Mistral platziert ist und der andere nach hinten abgeht, um einen redundanten Reserveregler montieren zu können. Hier ist zu bemerken, dass das Cousteau schon wieder zu viel des Guten war. Schaut man sich nämlich die von der Equipe Cousteau verwen­deten RAID an, so stellt man fest, dass der zweite Abgang in der Regel einfach abgesägt und zugeschweisst worden ist. Cousteau vertraute dem Royal Mistral derart, dass ihm die Idee eines zusätzli­chen Reglers völlig überflüssig erschien. Das RAID hatte einen begrenzten kom­merziellen Erfolg. Zum einen war es um ein Vielfaches teurer als eine nor­male Doppel-10, zum anderen ist das innere Rohrwerk kompliziert und auf­grund der beengten Verhältnisse in der Verschalung schwierig zu warten. So ist eine komplette und zeitaufwen­dige Demontage notwendig, nur um beispielsweise eine Dichtung an der Reserveschaltung erneuern zu können. Auf Cousteaus Calypso jedoch fand das RAID regen Zuspruch und blieb fast 20 Jahre sowohl vor als auch hinter der Ka­mera im Einsatz. Das Rediscovery 1979 starb Cousteau’s jüngster Sohn Philippe bei einer kata­strophalen Landung seines Wasserflugzeugs in Portugal. Für Cousteau war dies ein fürchterlicher Schlag, nicht zuletzt, weil er in Philippe auch den Nachfolger für die Weiterführung sei­nes Lebenswerks sah. Jean-Michel, Cousteaus ältester Sohn, brachte sich daraufhin wieder mehr in die Arbeit seines Vaters ein, weil dieser sonst alles aufgegeben hätte. Es war eine Art Neuanfang nach einem tiefen Bruch. Allein das Konzept der neuen TV-Serie sollte dies verdeutlichen. Es ging um die „Wiederentdeckung der Welt“, eine Welt, die sich in den 40 Jahren seit Cousteaus ersten Forschungsexpeditionen schon dramatisch verändert hatte und die es nun unter dem neuen Ge­sichtspunkt der Erhaltung und des Schutzes zu betrachten galt. Das Rediscovery der Equipe Cousteau Geöffnetes Rediscovery Das Erscheinungsbild der Taucher und deren Ausrüstung wurde deshalb wieder überdacht. Die schwarz-gelben Tau­cher der „Odyssey“-Periode erschienen nun als zu martialisch und wenig zukunftsweisend. Schliesslich hatten in den letzten Jahrzehnten beinahe alle Hersteller von Neoprenanzügen die schwarzgelben Anzüge der Equipe Cousteau kopiert, so dass etwas grundlegend Neues anders aussehen musste. Cousteaus Designer Jean-Charles Roux ersann daher das Bild des „Man-Fish“, einen fischähnlichen, optisch unaufdringli­chen und gleichzeitig sehr anmutenden Taucher, der von Kopf bis Fuss silbrig schimmerte wie eine Makrele. Die Ausrüstung dieser Taucher blieb dabei Cousteau-typisch auf ein Minimum reduziert, damit die Taucher wie „natürlich dem Lebensraum Wasser angepasst“ erschienen. Die ehemals gelben RAID und die dazugehörigen Helme wurden anfangs kurzerhand mit sil­berner Farbe besprüht, nebenbei wurde aber auch ein anderes filmtaugliches Gerät entworfen. Quasi als Rückbesinnung auf Cousteaus erste Ideen für das Pipeston handelte es sich wieder um vier 5-l-Flaschen die ne­beneinander verbaut wurden, um den Schwerpunkt der Aus­rüstung möglichst nahe am natürlichen Schwerpunkt des Tau­chers zu halten. Auch das Prinzip der vierten “Reserveflasche“ wurde wieder aufgenommen. Die Flaschen waren von einer silbernen Halbschale aus Glasfaser bedeckt und nur mit einem rudimentären Abgang für den obligatorischen Royal Mistral versehen. Der eigentliche Clou aber waren die Flaschen selbst. Cousteau hatte nämlich vom französischen Rüstungskonzern Dassault gefertigte Flaschen aus einer speziellen Titanlegie­rung verbaut. Diese unglaublich teuren aber sehr leichten Flaschen waren für einen Betriebsdruck von über 340 bar ausgelegt und wurden auf der Calypso anfangs auch oft auf weit über 300bar gefüllt. Wie sich dieser Flaschendruck in der Praxis auf den Atemkom­fort des einstufigen und gegen den Druck öffnenden Royal Mis­tral auswirkte, ist mir nicht überliefert. Man darf aber davon ausgehen, dass es nicht sonderlich positiv war. Diese Hoch­druckexperimente wurden jedoch rasch eingestellt, nachdem eine dieser Flaschen beim Füllen auf der Calypso explodierte. Niemand kam zu Schaden, jedoch wurde der Fülldruck für die Flaschen fortan erheblich reduziert. Der Cousteau-Stil lebt fort Wie bereits erwähnt versuchten mehrere Hersteller, in den 70er Jahren Tauchgeräte zu verkaufen, die den TV-bekannten Geräten von Cousteau ähnelten. Nennenswert sind zum Bei­spiel das AT-PAC von Watergill und das CVS von Dacor, wo­bei diese Geräte sogar versuchten, ein Tariersystem innerhalb der Verschalung zu beherbergen. Ebenfalls den auf der Ca­lypso verwendeten Geräten nachempfunden war das UDS-1 von U.S.Divers, das einige Jahre in den USA verkauft wurde. Letztlich erwies sich die Idee eines verschalten Tauchgeräts jedoch als unpraktisch, und diese Geräte verschwanden Ende der 70er Jahre wieder aus den Katalogen. Die Kunststoffschale blieb weit empfindlicher als der nackte Stahl der Flaschen, und die hydrodynamischen Eigenschaften der Schale waren bei der Langsamkeit eines Gerätetauchers reines Wunschdenken. Im Grunde genommen waren diese Geräte auch bei Cousteau eigentlich nur als Blickfänger gedacht, quasi als optisches Ge­ Aktuelle Geräte der Ocean Futures Society von Jean-Michel Cousteaus, samt „Parierstange“… genstück zum Tauchgerät des Wochenendtauchers vom nächs­ten Baggersee. Diese Aufgabe erfüllten die Geräte vortrefflich, und sie prägten das Publikum so stark, dass die Nachbeben bis heute bemerkt werden können. Da gibt es zum Beispiel die höchst erfolgreichen Kreislaufgeräte der Inspiration-Reihe vom Marktführer Ambient Pressure Diving. Aus einiger Entfernung sind sie von den RAID Cousteaus kaum zu unterscheiden, in den wundervollen Filmen der aktuellen Gombessa-Reihe von Laurent Ballesta ist die visuelle Hommage an die Geräte der Equipe Cousteau kein Zufall. Auch innerhalb der aktuellen Cousteau-Familie wird dieser visuelle Stil fortgeführt. Die Ocean Futures Society von Jean-Michel Cousteau benutzt bei den Filmaufnahmen beispielswei­se verschalte Geräte aus drei Druckluftflaschen. Das Farbsche­ma hat sich vom silbrigen zum blauen gewandelt, die Helme sind verschwunden und ein Wing hat sich unter die Schale geschlichen. Auf den Bildern erscheinen die Geräte, die Jean-Charles Roux ein letztes Mal entwarf, jedoch so anmutig un­aufdringlich wie schon zu den Zeiten von Cousteaus Odyssey. Angesichts der heute immer schwerer und unförmiger behäng­ten Techtaucher kann man davon ausgehen, dass solche Geräte im Stil von Cousteau auch noch in der Zukunft auf den Bild­schirmen zu sehen sein werden. Quellen: Frank Machu - Un cinéaste nommé Cousteau (Ed. Du Rocher) C.Tchou/J.Pass - Encyclopédie Cousteau (Ed. Robert Laffont) The Cousteau Society - La Collection Cousteau (Universal) Unser Autor, Christian Jeanrond, Jahrgang 1976, ist ehrenamtlicher CMAS-Tauchlehrer. Er entdeckte das Oldschool-Tauchen für sich, als er nach unterhaltsamen Trainings­einheiten für taucherische Grund­fertigkeiten suchte und fand darüber wieder zu seinen Jugendhelden der Equipe Cousteau. Unterwasser-Gehäuse für die Exa Von Hugo Ruys (Übersetzung aus dem Englischen von F. Rothbrust und L. Seveke) Vorbemerkung der Redaktion: Die Kleinbild-Spiegelreflex-Kamera Exa wurde in mehreren Versionen von der Ihagee Kamerawerke AG und dann vom Nachfolger VEB Kombinat Pentacon in Dresden in der DDR hergestellt. Sie war sehr verbreitet und wurde auch in die BRD exportiert. Die Exa wurde oft für die Konstruktion von Unterwasser-Gehäusen verwendet, da sie robust, ausreichend leistungsfähig, für externe Einstellung gut zugänglich und preis­wert war. Der Autor dieses Artikels ist ein bekannter Sammler von Iha­ gee-Kameras und ist auch an solchem Zubehör interessiert, ob­wohl er selbst nicht taucht. „Die Alten“: Exa-Marin I und II Der Text über die Exa-Marin beruht auf zwei Artikeln [Mey1, Mey2], die von Friedrich-Karl Meyer aus Warnemünde, DDR, geschrieben wurden. Das erste Modell der Exa-Marin, einem Gehäuse, um die Exa unter Wasser verwenden zu können, wird in einem Artikel in der Ausgabe von Juni 1955 der DDR-Zeitschrift „Fotografie“ erwähnt [Mey1]. Dieser Artikel behandelt die Unterwasserfo­tografie und Fotoapparat-Gehäuse im Allgemeinen. Die Exa-Marin I wurde von Meyer 1954 aus seewasserbeständigem „Hydronalium“, einer Aluminium-Legierung, gebaut. Die ein­gesetzte Exa hat ein Objektiv Zeiss Tessar 3,5 (50 mm nehme ich an). Ein Unterwasser-Gehäuse sollte mindestens zwei Tas­ten oder Hebel aufweisen, um den Filmtransport und den Aus­löser zu betreiben. Meyer bemerkte, dass die Lichtstärke unter Wasser überraschend hoch ist. Eine feste Auslösezeit von 1/100 s genügt normalerweise für eine Tiefe von 2-3 m. Das zweite Modell, Exa-Marin II genannt, wird viel detail­lierter in der Ausgabe vom Januar 1957 der „Fototechnischen Rundschau in Wissenschaft und Praxis“ betrachtet [Mey2], auch einer DDR-Zeitschrift, die später in der „Fotografie“ auf­ging. Meyer beschreibt die Verbesserungen der Exa-MARIN II, die 1956 gebaut wurde, gegenüber dem ersten Modell. Der Gehäuse-Körper besteht aus drei miteinander verschweiß­ten Teilen aus 8-mm-Hydronalium mit zwei Verschlussschrau­ben. Die Kamera ist auf eine Bodenplatte geschraubt, die durch zwei Schrauben mit dem Gehäuse verbunden ist. Die Griffe sind an das Gehäuse angeschweißt. Das Objektiv-Fenster ist aus 5-mm-dickem Kristallglas und hat einen Durchmesser von 74 mm, sodass es möglich wird, ein 35-mm-Weitwinkelobjektiv zu verwenden. Dass ist sinn­voll, da die Brennweite eines Objektivs sich unter Wasser ver­längert. Die Deckplatte des Gehäuses hat ein Sucherfenster von 4 mm Dicke. Dieses Fenster ist größer als das Sucherfenster der Kamera, sodass man die Entfernungs- und Blendeneinstellun­gen am Objektiv mit einsehen kann. Die Achsen der Bedienhebel werden durch Bronzebuchsen geführt. Es gibt vier Hebel: Filmtransport, Auslöser, Entfer­nungs- und Blendeneinstellung. Das Gehäuse hat auch einen Blitzanschluss. Ein Hebel für die Belichtungszeit-Einstellung war geplant. Das Gehäuse ist hellgrau lackiert, um es einfacher wieder zu finden, wenn es mal fallengelassen wurde; der Rah­mensucher ist weiß. So ein Gehäuse hätte man auch für die Exakta bauen können. Meyer meinte jedoch, dass das nicht viel genützt hätte, wenn man nicht kürzere oder längere Belichtungszeiten benötige, als die Exa sie bietet. Die Exa war zudem billiger und leichter. In seinem Buch „Exa - Die preiswerte Kleinbildreflex“ [Wi1], geht Klaus Wichmann davon aus, dass man die Exa-Marin II auch kaufen konnte (Anm. d. Übersetzers: Als Zeitzeuge be­zweifle ich das stark.). Der Artikel ist mit mehreren Schwarz­Weiß-Bildern illustriert, die ursprünglich in Farbe aufgenom­men wurden. „Das Goldene“: Das Unterwasserge­häuse „Revue“ für die Exa 1a Die Exa-Marins sind wahrscheinlich nur Prototypen gewesen. Das Unterwassergehäuse Revue ist jedoch in Serie gebaut wor­den. Ich habe einige von ihnen gesehen, ich besitze eines und meine Tochter hat es erfolgreich getestet. Das Gehäuse Revue wurde von Heckenrainer & Co, Amalien­straße 44 in München, gebaut. 1968 wurde es unter dem Na­men Heco-Mar II in blauer Farbe für 440 DM verkauft. Das Versandhaus Quelle vertrieb das goldfarbene Revue-Gehäuse mit Blitz für 349 DM. Es wurde nur für die Exa 1a entwickelt, keine andere Kamera passte in das Gehäuse. Die Exa 1a war für diesen Zweck sehr geeignet, da sie einen Lichtschacht-Sucher und einen Filmtransporthebel hat und preiswert war. Das ein­zige Objektiv, das zu dieser Kombination passt, ist eine beson­dere Version des Ludwig-Meritar: Die Ringe, Zahnräder und Gestänge, die die äußeren Hebel mit dem Objektiv verbinden, passen nur zu diesem Objektiv. Soweit ich weiß, gibt es keine andere Möglichkeit. Das Gehäuse wird mit vier Flügelmuttern verschlossen. Der Frontdeckel hat einen großen Gummi-O-Ring, der das Ge­häuse abdichtet. Selbst nach 35 Jahren sieht dieser Ring immer noch gut aus, fühlt sich elastisch an, und es hat sich erwiesen, dass er noch verwendungsfähig ist. Der Tragegurt ist aus weißer Nylon-Schnur, die mit einem „goldenen“ Kunststoffschlauch überzogen ist, so dass er zum goldfarbigen Gehäuse passt. Außen hat das Gehäuse einen Hebel für den Filmtransport, der mit dem Transporthebel der 1a gekoppelt ist, einen Hebel für die Blen­deneinstellung und einen weiteren, um den Verschluss auszulösen. Ein Drehknopf betätigt den Entfernungseinstell-Ring des Objektivs. Das Meritar-Objektiv ist mit einer Blenden-Vor­einstellung ausgestattet, aber diese Funktion ist von außen nicht nutzbar. Trotzdem bietet das Gehäuse eine Voreinstell-Funktion für die Blende. Der lange Blendenhebel auf der Gehäuserückseite wird über ein Viertelkreis-Segment mit sechs Löchern für die sechs Blendenstufen bewegt. Ein Stift, der am Gehäuse mit einer dünnen Kette gesichert ist, kann in die entsprechende Bohrung für die beabsichtigte Blende gesteckt werden (2,9-4­5,6-8-11-16). Ohne hinzublicken kann man dann die Blende für die Scharfstellung nach links öffnen und vor dem Aus­lösen auf den vorgewählten Wert nach rechts schließen. Der ungewöhnliche Maximalwert 2,9 verweist auf die Verwen­dung des Meritar, auch ohne, dass mir das Objektiv vorliegt. Der Blitz sieht gut aus, ist aber nicht besonders nützlich. Er ist über einen normalen Stecker mit einer Buchse an der Vor­derseite verbunden. Die übliche Elektronik zur Zündung der Blitzlampe ist im Gehäuseinneren. Ich habe den Blitz nicht getestet. Mir wurde gesagt, dass ein Blitz dicht neben dem Objektiv in so trübem Wasser wie bei uns unbrauchbar sei. Die Schwebeteilchen reflektieren das meiste Licht zurück in das Objektiv. Auch in klaren tropischen Gewässern ist es empfehlenswert, einen Blitz mit einem viel längeren Arm zu verwenden, besser noch zwei davon. Der frühere Besit­zer meines ersten Revue-Unterwasser-Gehäuses hat einen professionell aussehenden Blitz ohne Typkennzeichnung mit einer Armlänge von etwa 50 cm verwendet. Er hatte einen Spezialfuß auf das Gehäuse geschraubt, um das Blitzgerät zu befestigen. Meine jetzige Revue ist aber noch im ursprüngli­chen Zustand. Für dieses Gehäuse gab es eine Pilotlam­pe (Sucherlampe) zur Unterstützung der Scharfstellung bei ungünstigen Licht­verhältnissen. Sie wurde mit zwei 1,5 V-Batterien betrieben. Ich habe nur eine Fotokopie der zugehörigen dreiseitigen Gebrauchsanleitung. Natürlich wollte ich wissen, ob das Ge­häuse noch funktioniert. Ich bin kein Tau­cher, musste also jemand anderen für den Test finden. Glücklicherweise sind meine jüngste Tochter und ihr Mann begeisterte Sporttaucher. Zu meiner Freude gab sie mir einen Streifen mit drei Bildern, die bei dem schlechten Licht in den niederländi­schen trüben Gewässern aufgenommen waren und einen kleinen vorbeischwim­menden Hecht zeigten. Das hat mir be­wiesen, dass nicht nur der O-Ring in Ord­nung, sondern auch die Dichtungen der Hebel noch wasserdicht waren. Diese Bilder wurden zwischen Oktober 2002 und Januar 2003 auf der großen Kamera-Ausstellung in Maastricht und Zoetermeer gezeigt, die ich mithalf zu organisieren. In der Sonderschau für Un­terwasserkameras und Gehäuse, in der die Revue-Gehäuse (und andere) prä­sentiert wurden, waren sie die einzigen unter Wasser aufgenommenen Fotos der Ausstellung. „Das Rote“ Das andere Unterwasser-Gehäuse, das ich besitze ist namen­los, aber wegen seiner auffallenden Farbe nenne ich es „Das Rote“. Seine Konstruktion unterscheidet sich völlig von jener der Revue-Gehäuse. Es wird oben geöffnet und dichtet mit einer Flachgummidichtung. Das gesamte Innenleben ist an diesem Deckel befestigt undwird beim Öffnen mit angehoben, also die Hebel, Zahnräder und die Kamera. Dies ist hier eine ältere Exa-Version mit graviertem Typenschild. Die Kamera wurde modifiziert, um den Filmtransport zu ermöglichen: Anstelle des normalen Transportknopfes wurde ein Zahnrad angebracht. Der Innenraum ist korrodiert und riecht muffig, die Dichtun­gen sind also offenkundig nicht mehr in Ordnung. Der Mecha­nismus für die Scharfstellung ist ziemlich kompliziert, mit fünf Zahnrädern und einem Wellband um das Objektiv. Die ersten beiden Zahnräder sind über einer Kette verbunden, die aber leider verrostet und gebrochen ist. „Das Rote“ hat eine eingebaute Blitzelektronik. Man kann einen Kondensator, einen Widerstand und ein Batteriefach im Innern sehen. An der Frontseite sind zwei Anschlüsse für ein Blitzkabel. Man kann also einen Unterwasserblitz mit dem Gehäuse verwen­den. Es ist aber nicht zu erkennen, wie er befestigt werden soll. Im Oberteil sind eine große Plexiglasscheibe und eine Lupe. Der Benutzer kann das Sucherbild und die Verschlusszeit-Ein­stellung deutlich erkennen. Weder die Verschlusszeit noch die Blende lassen sich von außen steuern. Alles in allem sieht das Gehäuse wie eine Einzelanfertigung aus. Ein Freund von mir meinte, es könnte aus einem Feuchtraumschalter gebaut wor­den sein, womit er wohl Recht haben wird. „Das Blaue“ Über dieses Gehäuse weiß ich nur, was man auf den Bildern bei eBay erahnen konnte. Im zugehörigen Text war von einer Mar­ke „Stahl“ die Rede, womit eventuell nur das Gehäusematerial gemeint war (Anmerk. d. Redakt.: Das Gehäuse war aus rostfrei­em Stahl gefertigt). Durch einen speziellen Prismenaufsatz ist es möglich, von hinten in den Sucher zu schauen. Ich weiß nicht, was das blaue Rechteck auf der Gehäuse-Ober­seite zu bedeuten hat. (Anmerk. d. Redakt.: Es handelt sich um einen Belichtungsmesser und bei dem hinteren Instrument um eine Ladestandsanzeige für das Blitzgerät. Der Belichtungsmes­ser ist auch auf der Gehäusevorderseite hinter dem schmalen rechteckigen Fenster über dem Objektiv zu erkennen. Die Kame­ra wurde über diesen Belichtungsmesser mit einer halbautomati­schen Blendeneinstellung ausgestattet [Got1].) „Das Braune“ Von diesem Gehäuse habe ich nur ein paar Bilder aus dem In­ternet (Anmerk. d. Redakt.: Es befindet sich im Besitz unseres Vereinsmitglieds Dr. Andrés Clarós). „Das Teure“ Dieses „Teure“ stand seit 2007 bei eBay zum Verkauf und war Ende Juni 2009 immer noch im Angebot. Das Unterneh­men Foto-Herbst, 1955 in der DDR in Dittersdorf gegründet (siehe www.fotoherbst.de), war der Hoffnung, es für 995 € verkau­fen zu können. Sie vermuteten, dass es von Ihagee produziert wor­den sei, aber ich denke, dass das nicht sein kann; wir hätten nach der langen Zeit sicher davon gewusst. Die Lampe trägt die Mar­kenbezeichnung Aqua Elektronik und die Typenbezeichnung SL4. Es sieht so aus, als ob die Exa in diesem Unterwasser-Gehäuse über eine speziellen Spiegel- oder Prismensucher verfüge, über den man das Sucherbild von schräg hinten erkennen kann. Exa-Gehäuse der Fa. Brodthagen Klaus Wichmann gibt in [Wi1] zwei weitere Anbieter von Un­terwasserhäusen für die Exa an: Hugyfot (R. Hugenschmidt, Thalwil / Schweiz) und H. Brodthagen (Berlin). Das Brodthagen-Gehäuse verfügt über externe Elemente für den Auslöser, den Filmtransport, eine Entfernungs- und Verschlusszeit-Einstellung. Es ist mit einem Einblick für den Spiegelreflex-Sucher versehen. Eine Lupe vergrößert das Such-erbild. Als Blitzlampe ist die handelsübliche ST 10 einsetzbar. Insgesamt ist wenig über das Hugyfot- und das Brodthagen-Gehäuse bekannt. Wenn Sie etwas über diese oder andere Unterwasser-Gehäuse für die Exa oder Exakta wissen, infor­mieren Sie mich bitte. Gehäuse von Rainer Siegert Rainer Siegert begann mit der Unterwasser-Fotografie, als er 13 Jah­re alt war. Er steckte eine Pouva Start in ein selbst gebautes Unter­wassergehäuse. Mit 17 Jahren baute er das Unterwassergehäuse für eine Exa, das hier dargestellt ist. Seine Wahl der Kamera war nicht allzu überraschend, wie wir bereits wissen: Die Exa war bei weitem die geeignetste und preiswerteste unter den Kandidaten. Außerdem war Rainer Dresdener, sodass er ein weiteres Motiv für diese Kame­ra hatte. Für Leute, die ein Unterwassergehäuse selbst bauen wollen, hat er ein komplettes Handbuch geschrieben. Weil ich nicht wirk­lich glaube, dass heute viele Kamera-Sammler sich damit noch be­fassen werden, will ich das hier nicht ausführlich darstellen. Rainer hat eine Reihe von Zeichnungen und eine Liste der benötigten Teile zur Verfügung gestellt. Um einen Eindruck zu vermitteln, werden einige der Zeichnungen hier wiedergegeben. Wenn Sie doch dazu animiert werden, es selbst zu versuchen, fragen Sie mich nach dem vollständigen Wortlaut (auf Deutsch natürlich). Unterwassergehäuse von Werner Fiedler Dies ist bei weitem das beeindruckendste Unterwassergehäuse von allen. Es wurde von Herrn Werner Fiedler aus Leipzig für die Nachkriegsausführung der Exakta 66 gebaut. Leider sind keine weiteren Informationen verfügbar. „Das Andersartige“ Quellennachweis: [Mey1] Vom Fotografieren unter Wasser, Friedrich-Karl Meyer, Fotografie 06/1955, S. 152ff. ISSN 0015-8836, z.B. SLUB Sig. Z.4.4545 [Mey2] Konstruktion der Exa-Marin II, Friedrich-Karl Meyer, Fototechnische Rundschau in Wiss. und Praxis, 01/1957, S. 8ff., z.B. SLUB Sig. Y.8.314 [Wi1] Exa - Die preiswerte Kleinbildreflex, Klaus Wichmann, Lindemanns, Stuttgart 1997 [Got1] Belichtungssteuerung halbautomatisch, Franz Gottschlich, Poseidon 1965, 06, S.32ff. Die englischsprachigen Originalartikel und Quellenkopien finden Sie unter: www.htg-th.eu/th5/exa.pdf Das vorletzte Unterwassergehäuse, das ich Ihnen zeigen kann, ist ganz anders gemacht. Die bisher genannten sind alle aus Metall und deshalb sehr schwer. Das „Goldene“, die Re­vue, wiegt 4 kg, das „Rote“ 7 kg! Dieses hier ist komplett aus transparentem Kunststoff gemacht und sicherlich sehr viel leichter. Abgesehen davon ist es für die Exakta VX500 vorge­sehen, nicht für die Exa. „Das Letzte“ Ich nenne dies „Das Letzte“, weil es für die Exa 1b gemacht oder zumindest verwendet wurde. Ich nehme an, eine Exa 1c könnte man auch einsetzen. Ich habe nur die Bilder von Michel Rouah davon. Der Autor Hugo Ruys, ist Holländer und wurde 1938 geboren. Seit 1975 sammelt er Ihagee-Produkte und alle Informationen über diese Firma und ihren Gründer Steenbergen. Er ist Mitglied verschiedener internationa­ler Sammler-Gesellschaften für alte Foto-Technik und betreibt die Inter­net-Seite www.ihagee.org Jürgen Hermann - Vater des Deco Brain Interview des Magazins DivInside von 2011, das wir mit freundlicher Genehmigung von taucher.net nachdrucken Erst seit 1982 auf dem Markt, stellt ein mitführbare Computer für die Berechnung der Dekompression einen der jüngsten Ausrüstungsgegenstände dar. Die Einfüh­rung der ersten Modelle wurde von starkem Misstrauen gegenüber der ungewohn­ten Technik begleitet. Heute sind die kleinen „elektronischen Helfer“ nicht mehr wegzudenken. Tabelle, Tiefenmesser und Uhr waren die Mittel der Wahl zur Planung und Durch­führung eines Tauchgangs seit dem Beginn des Tauchsports. Gelehrt wird er heute noch, der Umgang mit den Tabellen. Am Tauchgewässer wird diese Urform der Tauchplanung immer seltener praktiziert. Im Sporttauchbereich hat sich der Com­puter als Planungs- und Durchführungswerkzeug fast vollständig durchgesetzt. In einigen Tauchgebieten gibt es sogar den Zwang, Computer einzusetzen – sinnvolle Entwicklung? Nein, der Umgang mit dem Basiswerkzeug Tabelle ist für ein tieferes Verständnis der Sättigungsvorgänge ein mehr als sinnvolles Tool. Der Computer erleichtert den Tauchgang, eine fundierte Planung sollte er nicht ersetzen. Trotz der kurzen Geschichte des Tauchcomputers weiß heute kaum jemand, wie der erste „echte“ dieser Taucher-Rechner erfunden wurde. Ein nicht nur in dieser Hin­sicht prominenter Ingenieur wurde von DiveInside zwischen dem kalifornischen Silicon Valley, Hawaii und dem europäischen „Money Valley“ in Liechtenstein auf­gespürt und für unsere Leser interviewt - der Vater des Tauchcomputers Deco Brain. DiveInside (DI): Jürgen, was hat Dich zum Tauchsport gebracht? Jürgen Hermann (JH): Ich bin gebürtiger Liechtensteiner. Mein Vater war in un­serem Ort Feuerwehrhauptmann, hatte auch den Gasschutz unter sich und war seinerzeit Mitbegründer des Tauchclubs Liechtenstein. Dort begann ich mit 14 Jahren das Tauchen, vor allem inspiriert durch einen weiteren Tauchclubgründer und Berufstaucher – Heinz Wegelin – der Korallentaucher im Mittelmeer war und Begeisterndes zu erzählen wusste. Tauchclub Bubbles Liechtenstein mit dem 15-jährigen Jürgen DI: Wie bist Du auf die Idee gekommen einen Tauchcomputer zu bauen? JH: Als Hobby- bzw. Vereinstaucher unternahm ich mit den Jahren ungezählte Tauchgänge und bemerkte, dass bei dem mitgeführten SOS-Decometer die Anzeige oft im roten Bereich stand, ohne dass mir das logisch erschien. Für mich war klar, dass das im SOS-Decometer verwendete Dekompressionssche­ma nicht wirklich die Realität des Tauchens abbildet, sondern eher so eine Art Richtwert über die Stickstoffsättigung der Ge­webe vermittelt, aber sicher nichts Verlässliches. Beim Tauchen nach Tabelle lag es auf der Hand, dass diese fast nur Alibifunk­tion hatte, denn kaum jemand tauchte das der Tabelle zugrun­de gelegte Rechteckprofil. Also schaute man auf die Tabelle und improvisierte nach Gutdünken. Hinzu kam die Ungenauigkeit der damaligen mechanischen Tiefenmesser, die bis zu 10m Un­terschied in den Messtiefen anzeigten und der Umstand, dass bei Beginn des Tauchgangs zu oft vergessen wurde, den Tauch-ring auf der Uhr einzustellen, so dass es zu Zeitschätzungen während des Tauchens kam. Beide Ungenauigkeiten, gepaart mit der Unzulänglichkeit der Tauchtabellen, die jeden Taucher zur Improvisation zwang, führten zu vielen Tauchunfällen. DI: Und das wolltest Du verbessern? JH: Ja genau. Als angehender Elektronikingenieur war ich der Überzeugung, dass das von einem Computer, der die Wasser­tiefe und die Zeit genau misst, und den man sich beim Tau­chen an den Arm schnallt, berechnet werden könnte. Denn In­tel hatte 1974 den Mikroprozessor erfunden und brachte 1977 den ersten 8-bit-Mikroprozessor, den 8080, auf den Markt. Mit dem kam ich während meines Studiums in Kontakt und entwi­ckelte dafür Programme. DI: Du warst also der Überzeugung, dass Du damit einen Tauch­computer würdest bauen können? JH: Ja, mein Wunsch nach Verbesserungen auf diesem Gebiet ergänzte sich hervorragend mit meiner Berufswahl, denn an der Universität Zürich wollte es der Zufall, dass Professor Dr. med. A. Bühlmann einen Lehrstuhl für hyperbare Medizin innehatte. Er entwickelte für das Militär der Schweizer Eid­genossenschaft die Bühlmann-Tauchtabelle, mit der wir alle tauchten. Professor Bühlmann beschäftigte sich unter anderem mit der Behandlung von Lungenkranken. Zur Heilung dieser Kranken verwendete er eine hyperbare Sauerstofftherapie und behandelte die Patienten über Wochen in der Druckkammer der Uniklinik. Die daraus gewonnenen Erfahrungen setze er zusammen mit ETH-Mathematikern in ein Rechenmodell um, das im Rechenzentrum der ETH auf einer Großrechenanlage von IBM aufgesetzt war. Ich machte es mir 1980 zur Diplomar­beit, dieses Rechenmodell in einen der ersten Intel-Mikropro­zessoren zu programmieren. DI: Der Dekocomputer wurde also zum Gegenstand Deiner Diplomarbeit? JH: Korrekt, doch vorerst winkte Professor Bühlmann ab. Er meinte, das sei unmöglich, das hätten schon ganz andere ver­sucht als ich. Das ginge nicht. Er könne ein solches Vorhaben nicht unterstützen. Es seien schon mehrere ETH-Mathemati­ker daran gescheitert. Ich solle mir eine andere Diplomarbeit suchen. DI: Wie hast Du es dennoch geschafft? JH: Ich ließ nicht locker und wandte mich an den Leiter des Druckkammerlaboratoriums der Universität, Herrn Benno Schenk. Er war als Ingenieur mit dem Rechenmodell von Bühl­mann bestens vertraut und obendrein von meiner Idee begeis­tert. Irgendjemand müsse es doch schaffen, meinte er und bediente mich mit den Daten des Bühlmannschen Rechenmo­delles ZHL-12, das 12 Gewebetypen berücksichtigte. Im Rah­men meiner Diplomarbeit gelang es mir, das Rechenprogramm zu optimieren und der Leistungsfähigkeit des damals erst an­gekündigten INTEL-Mikrocomputers 80C48 anzupassen. Der 80C48 war ein Single-Chip-Mikrocomputer und verfügte über 4 KByte ROM-Programmspeicherplatz und 128 KByte RAM Arbeitsspeicher. In diese wirklich kleine Mini-Computerhard­ware hatte ich das gesamte ZHL-12-Rechenmodell von Prof. Bühlmann hineinzupacken und mit dem kleinen RAM und knapp 1 MHz Taktrate zum Laufen zu bringen. Dabei konnte der 80C48 nur 8-Bit-Additionen und -Subtraktionen. DI: Wie konntest Du denn damit das komplizierte ZHL-12-Re­chenmodell überhaupt nachbilden? JH: Ich musste die Multiplikation, die Division, die ln- und e-Funktion, die Tylor-Reihen usw. als eigene Mathematik-Lib­rary für den 80C48 schreiben, um die Differentialgleichungen des ZHL-12- Systems rechnen und numerisch integrieren zu können. Auch die 8-Bit-Rechenbreite des 80C48 musste ich programmtechnisch auf 16-bit- und 64-bit-Resultate erhö­hen, um genügend Rechengenauigkeit zu erhalten. Als ich all das programmiert hatte, stellte ich fest, dass ich bereits an der 4-KByte-ROM-Kapazität des 80C48 angelangt war und sich Prof. Bühlmanns Prophezeiung bewahrheiten würde, wenn ich da nicht eine kleine aber bahnbrechende Erfindung gemacht hätte, die noch heute eingesetzt wird, um den Adressbereich eines Computers zu erweitern. Ich erfand das Memory- Bank-Switching, mit dem ich den adressierbaren Speicherbereich des 80C48 extern vervielfachen konnte und setzte ein externes 8-KByte-ROM dazu, womit ich den Speicherbereich des 80C48 von 4 auf 12 KByte erweitert hatte. Dieser Platz genügte, um den Rest des Programms unterzubringen. INTEL nahm das Memory-Bank-Switching in die eigenen Applikationshandbü­cher auf, was mich unheimlich motivierte. DI: Woher nimmst Du Dir die Ideen, woher kommen die bei Dir? JH: Ich denke es hat damit zu tun, wie intensiv man sich mit einem Problem auseinandersetzt. Je mehr man darüber nach­denkt, umso mehr man alle Möglichkeiten abgecheckt hat, die nicht funktionieren, umso grösser wird der Überblick, sprich das Wissen über die Problematik. Letztendlich kann man sich nämlich aus dem, was eben nicht funktioniert, was sich als Sackgasse herausgestellt hat, die man bis zum Ende ausge­forscht hat, ausdenken, was funktionieren könnte. Schlimms­tenfalls befindet man sich wieder in einer Sackgasse, hat aber etwas dazugelernt. Irgendwann kennt man alle Sackgassen und hat den richtigen Weg zur Lösung des Problems gefunden. Mit anderen Worten: Verloren ist nur, was man aufgibt. Ohne Fleiß keinen Preis! DI: Heute haben die Prozessoren 10.000 mal mehr Leistung. Wa­rum können heutige Tauchcomputer nicht wesentlich mehr als der Deco Brain? JH: Seit Intel 1981 mit dem 8048 auf den Markt kam und ich mein Dekocomputer-Programm auf ihn transferierte und die zugehörige Hardware mit dem Drucksensor, dem Sig­nalverstärker, dem A/D-Wandler und der Anzeige baute, hat sich am Rechenmodell nicht viel verändert. Denn es gilt, die Stickstoffsättigung beim Tauchen zu berechnen und den Tau­cher sicher an die Oberfläche zurückzuführen. Daran hat sich nichts geändert. Der menschliche Organismus ist derselbe geblieben und der Tauchcomputer ist nichts anderes als ein künstliches Organ. DI: Aber der Deco Brain war wesentlich größer als heutige Tauchcomputer. JH: Natürlich, der INTEL 80C48 Singlechip-Mikrocomputer verfügte zwar über die CPU, den RAM und den ROM, ich musste aber den ROM extern erweitern und mit den pro­grammierbaren In- und Output-Lines den Sensorschaltkreis und die Anzeige steuern, die ebenfalls mit eigenen Bauteilen aufzubauen war. Dazu gehörte auch der Akkupack, damit der Deco Brain mindestens 36 Stunden lief und binnen acht Stun­den nachgeladen werden konnte. Heute können Singlechip-Mikrocomputer mit integrierten Anzeigentreibern und A/D-Wandler gekauft werden, die über ungeheuerlich viel mehr RAM und ROM verfügen, gleichzeitig aber wesentlich weniger Strom verbrauchen. DI: Wann bist Du das erste Mal mit Deinem Tauchcomputer tauchen gegangen und wie schaute der aus? JH: Nun, ich musste die Elektronik, bestehend aus zwei Plati­nen (eine Anzeigenplatine und eine Rechnerplatine) und ei­nem Drucksensor, in einem druckfesten Gehäuse unterbrin­gen. Dieses ließ ich mir aus einem Alu-Block fräsen, klebte ein Glas ein, und baute noch einen wasserdichten Ein-/Aus-Schalter sowie eine Ladebuchse ein. Den Akkupack legte ich unter die Schalt- und Anzeigeplatinen. Fertig war der welterste Tauchcomputer. Ich tauchte mit ihm das erste Mal im Herbst 1980 im Walensee/Ostschweiz, danach in Portofino/Italien. DI: Was hat Professor Bühlmann gesagt, als Du ihm den Tauch­computer vorgeführt hast? Er war ja so kritisch und befürchtete das Schlimmste für Deine „hirnverbrannte“ Diplomarbeit? JH: Die Freude, dass ich es geschafft hatte, war natürlich rie­sengroß. Professor Bühlmann war begeistert. Von da an war ich quasi seine rechte Hand und programmierte ihm das ZHL­12-System in Basic auf seinem PC im Büro. Das war gleichzei­tig ein Spiegel der Optimierungen, die ich für das Mikropro­zessor-Programm vorgenommen hatte und ermöglichte ihm, alle seine Tabellen und Berechnungen im Büro durchzuführen, und das, ohne an das Rechenzentrum der ETH zu gehen! DI: Wie hast Du Professor Bühlmann den Tauchcomputer vorge­führt und wann war das? JH: Das war Ende Oktober 1980, zusammen mit Benno Schenk, im Druckkammer-Laboratorium der Universität Zürich. Schenk und ich stellten den Dekocomputer in eine Wasserschüssel an ein Bullauge innerhalb der Druckkammer und ließen ihn „tauchen“. Professor Bühlmann gab das Tauch­gangprofil vor und Benno Schenk fuhr es ab. Er staunte nicht schlecht, als der kleine Alukasten alles richtig anzeigte. Die Nullzeiten, die einzelnen Dekozeiten und Dekostopps, auch die Gesamtaufstiegszeit und natürlich die Tiefe und die Tauch­zeit. Auch die Aufstiegsgeschwindigkeitswarnung blinkte ab 10m/min korrekt und wurde immer schneller, bis sie bei 20m/ min in ein rotes Dauerlicht überging. Links: Der erste Prototyp DecoBrain von 1980 Rechts: Der Divetronic I im Hugyfot-Gehäuse (1981 auf der SPOGA, heute ISPO) ausgestellt DI: Wie ging es dann weiter? JH: Ich gründete im Sommer 1981 die Divetronic AG in Liech­tenstein und hatte die ersten sechs Prototypen fertig gestellt. Die Prototypen nahm ich im Herbst 1981 mit auf die SPOGA nach Köln (heute ISPO). Diese erste Kleinserie wurde in einem eigens dafür entwickelten Gehäuse von Hugyfot untergebracht. Auf der SPOGA stellte ich auf dem Stand von TauchTeam aus und wollte das Interesse für eine Kommerzialisierung ausloten. Dies versuchten wir auch mit einem Fragebogen im Tauchmagazin Aquanaut zu erfahren. Die Rückfragen waren ermutigend, und so fand ich in Liechtenstein und Umgebung mehrere Unterneh­mer, die mir Geld gegen Aktien der Divetronic AG gaben. Mit diesem Geld ging der Tauchcomputer unter der Modellbezeich­nung „Hans Hass Deco Brain“ 1982 in Produktion. DI: Wie kam Professor Dr. Hans Hass mit ins Spiel? JH: Professor Dr. Hans Hass spielte eine sehr wichtige Rolle. Erstens drückte er mir nach einer zweistündigen Präsentation einen Scheck über 100.000 Franken in die Hand und sagte mir: „ Das wird Ihnen sicher helfen, weitere Investoren zu finden.“ In der Folge schaffte er das nötige Vertrauen und unterstütze mich auch als Mentor und Promotor. Ohne ihn hätte ich die Dievtronic AG und die immensen Geldmittel, die wir benötig­ten, um den Deco Brain in die Produktion zu nehmen, nicht auf die Beine gebracht und die Wirren und Probleme nicht überstanden, die noch folgten, bis wir endlich auch finanziell Erfolg hatten. Wir waren Pioniere und traten gegen Tabelle, Uhr und Tiefenmesser an. DI: Du hast auch den US-Navy-Tauchcomputer entwickelt, wie kam es dazu? JH: Ohne mein Wissen arbeitete die US-Navy ungefähr zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls an einem Tauchcomputer, dem das US-Navy-Modell mit neun Gewebetypen zugrunde lag. Auf diesem Modell beruhte auch die US-Navy-Tauchtabelle, die man als PADI-Tabelle kannte. Der US-Navy gelang es nicht, ihre Tauchcomputerentwicklung zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Das war mein Glück, denn im Januar 1982 präsentierte ich den Deco Brain auf der DEMA in Las Ve­gas. Die US-Navy sah den Computer und ließ ihren Chefent­wickler Kirk Jennings aus Hawaii vom dortigen Naval Ocean System Center (NOSC), sowie einen Anwalt aus Washington einfliegen. Kurze Zeit später saß ich im Pentagon und wurde gefragt, ob ich meinen Tauchcomputer für die Zwecke der US-Navy umprogrammieren und bauen könne. Dies bejahte ich und verbrachte dann die nächsten zwei Monate in Hawaii im NOSC und bei der Naval Experimental Diving Unit (NEDU) in Panama City, Florida. Dort hatte Dr. Thalmann das US-Navy-Rechenmodell entwickelt und ich strickte dann das Programm der US-Navy zur Programmierung auf den Deco Brain um. DI: Ein toller Erfolg! JH: Ja, das war mein erster Auftrag als frischgebackener Di­plomingenieur und Unternehmer. Mit einem Produktions­auftrag in der Tasche machte ich mich auf den Heimweg nach Liechtenstein, wo der Deco Brain schon in Fertigung war. Die US-Navy hatte es ebenfalls eilig und sandte schon bald Offizie­re zur Begutachtung nach Liechtenstein. Das waren wohl die aufregendsten Tage: Fürst Hans-Adam, damals noch Erbprinz, besuchte mich in meinem Büro. Es war schier unglaublich, dass die US-Navy kommt, um sich in Liechtenstein Tauchcom­puter entwickeln und in der Schweiz produzieren zu lassen. Der Deco Brain kam dann in der zivilen Version im Sommer 1982 auf den Markt. Der damalige Ladenpreis: 1.200 DM. DI: Hattet Ihr auch Probleme bei der Weiterentwicklung des Tauchcomputers? JH: Es ergab sich bald, dass das reine Bühlmannmodell im Tauchcomputer bei grenzwertigen Tauchgängen zur DCS 1 bzw. zu den dabei charakteristischen Hautrötungen führte. Ich weihte daraufhin Dr. Max Hahn von der Universität Aachen in das Rechenmodell ein und setzte es auf Max’ Rechner auf, so dass er tüfteln und es verbessern konnte. Zwecks Verbesse­rungen des Rechenmodells setzten Max, Professor Bühlmann und ich uns in Klausur und berieten. Professor Bühlmann sah zunächst keine Notwendigkeit für Verbesserungen wie z.B. die Übernahme von Sicherheitspuffern und Absetzung von Grenz­werten für tolerierbare Gewebeüberdrücke, weshalb diese in Eigenregie von Dr. Max Hahn ersonnen und in das Bühlmann­modell eingearbeitet wurden. Die Bühlmann/Hahn-Tabelle kam so zustande. Der neue Algorithmus wurde dann in die Produktion des Deco Brains übernommen und fand schließ­lich auch die Zustimmung von Professor Bühlmann. DI: Welche Funktion bekleidete Dr. Max Hahn, VDST ***M und deutscher Taucherpapst bei der Divetronic AG? JH: Max war unser externer Berater. Er reiste zu Symposien und Kongressen in aller Welt, um das Rechenmodell weiter fortzuentwickeln und neueste Forschungsergebnisse aus den USA und Japan auf ihre Brauchbarkeit hin zu untersuchen. Das manifestierte sich in der Weiterentwicklung des Deco Brain-Programms, welches dann auch die Bildung von Mikroblasen berücksichtigte. Max mauserte sich aber nicht nur zu meinem wissenschaftlichen Berater. Uns verband eine tiefe Freund­schaft und natürlich das Tauchen. Wir unternahmen zusam­men unzählige gemeinsame Testtauchgänge. Wo wir auch hin­kamen, wir wurden begeistert empfangen, denn wir brachten immer eine Kiste voll mit Tauchcomputern mit. Diese verteil­ten wir an die Tauchlehrer und Gäste, um mit ihnen abends die Ergebnisse auszuwerten. Lange Gesichter sahen wir immer erst dann, wenn wir abreisten und die Tauchcomputer wieder ein­sammelten. Den Basisleitern schenkten wir meist einen oder zwei - ja, das waren noch Zeiten… DI: Wo wurde der Deco Brain produziert und gab es Produkti­onsprobleme? JH: Der Deco Brain wurde in der Schweiz bei der „Keller Druckmesstechnik“ in Winterthur produziert, während ich in Kalifornien an neuen Entwicklungen und Chips arbeitete. Als die Produktion des Gehäuses 1985 auf einen preiswerte­ren Kunststoff umgestellt wurde, der uns empfohlen worden war, um Kosten zu sparen, konnte es bei Kontakt z.B. mit Sei­fe, Shampoo oder bei starken Temperatursprüngen zu Span­nungsrissen kommen. Das war ein Desaster für uns. Wir be- Der Micro Brain, ab 1987 im Handel kamen ca. 30% aller mit dem neuen Kunststoff produzierten Geräte mit defekten Gehäusen und abgesoffener Elektronik zurück und hatten horrende Ersatz- und Reparaturkosten zu tragen. Vom Imageschaden ganz zu schweigen! Als Folge stell­ten wir 1986 die Produktion des Deco Brain ein. DI: Wie ging es danach weiter? JH: Zwischenzeitlich hatte ich für Rolex die Super Submari­ner entwickelt. Diese elektronische Uhr verfügte über einen Nullzeit-Tauchcomputer mit EPROM, was eine Betriebsdauer von über 10 Jahren ohne Batteriewechsel ermöglichte. Schluss­endlich nahm Rolex die Tauchcomputeruhr aber nicht in Pro­duktion. Rolex sah sich seinerzeit als Hersteller mechanischer Uhren und der technische Direktor R. Le Coultre, der unsere Entwicklung unterstützte, ging in Pension. Die technologi­schen Erkenntnisse und die Chipentwicklung für das Rolex-Projekt kamen aber der Entwicklung des Micro Brain zugute, den wir Anfang 1987 auf den Markt brachten. DI: Wann kam denn der erste Konkurrent auf den Markt? JH: In den USA kam 1984 der EDGE von Orca in die Läden. Das war ein reiner Nullzeitcomputer. Er zeigte bei Dekopflicht lediglich die SAD (Safe Ascent Depth) oder Ceiling (Tiefe, bis zu der man aufsteigen konnte) an. Der EDGE von Orca war jahrelang die einzige Konkurrenz. Orca ging 1986 in den Kon­kurs und wurde von Oceanics aufgekauft, die dann 1987 mit ihrem eigenen Tauchcomputer auf den Markt kam, ebenfalls ein Nullzeitrechner. Microbrain (Dacor) und DC 12 (Scubapro) DI: Wann kam Uwatec mit dem Aladin? JH: Ende 1987 kam Uwatec mit dem Aladin-Tauchcomputer auf den Markt. Die erste Version war ebenfalls nur ein Null­zeitcomputer. Richtig ersetzt wurde der Deco Brain erst durch den Micro Brain Pro, den wir 1988 auf den Markt brachten. Er war wieder ein vollwertiger Dekocomputer. Uwatec zog 1989 mit ihrem Aladin Pro nach. Die Rechenmodelle, die ja auch auf dem PC von Professor Bühlmann liefen, der auch Uwatec beriet, machten langsam aber sicher die Runden. Auch die Mi­kroprozessoren hatten mehr Leistung, mehr RAM und ROM, waren stromsparender und schneller geworden. Die Tauch­computer-Entwicklung wurde mit dem technologischen Fort­schritt wesentlich einfacher. DI: Wie kam Suunto zu Tauchcomputern? JH: Zu dieser Zeit erhielten wir Anfragen von Suunto. Suun­to kam ebenfalls zu uns nach Winterthur. Sie fragten uns, ob wir nicht bei ihrer Tauchcomputer-Entwicklung kooperieren könnten. Das entsprach aber nicht unserer Firmenpolitik, wo­durch es zur Zusammenarbeit von Uwatec mit Suunto kam. Wir kooperierten mit Dacor und ab 1989 mit Scubapro. Ich entwickelte für Scubapro den DC 11 und den DC 12. Das wa­ren die ersten Tauchcomputer, die die Mikroblasenbildung bei Jo-Jo- und Wiederholungstauchgängen berücksichtigten. Der dafür notwendige Algorithmus hatte das ZHL-16-Modell von Bühlmann zur Grundlage, wurde aber im Wesentlichen von Max Hahn optimiert und von mir programmtechnisch umge­setzt. Das war ein weiterer Meilenstein in der Tauchcomputer-Entwicklung und erhöhte die Sicherheit nochmals um einen wesentlichen Schritt. DI: Warum bist Du heute nicht mehr bei der Entwicklung neuer Tauchcomputer dabei? JH: 1991 gab es eine Menge Hersteller von Tauchcomputern, aber ich habe nie Lizenzgebühren für die Verwertung der Er­gebnisse aus meiner Diplomarbeit bekommen. Ich hatte sorg­fältig darauf geachtet, für die Ergebnisse meiner Arbeit welt­weite Patente anzumelden und mich auch so zu verhalten, dass ich den Patentschutz nie verliere. Aus diesem Grund verlangte ich 1988 von Uwatec, als sie mit dem Aladin auf den Markt kam, Lizenzgebühren. Darüber kam es zu einem gerichtlichen Verfahren, das für mich in mehrfacher Hinsicht zu einer Ent­täuschung führte. Mein Tauchcomputer-Patent wurde vor dem deutschen Patentgericht in München für ungültig erklärt, weil anlässlich der Diplomausstellung die Wahrscheinlichkeit be­standen haben könnte, dass Einblick genommen worden wäre. Jedoch hatten wir weder etwas präsentiert, noch den Erfin­dungsgegenstand herausgegeben. Mir war natürlich schon vor dem Erstellen der Diplomschrift bekannt, dass Patentansprü­che, die vorveröffentlicht werden, ungültig sind. Daher stell­ten wir die Diplomschrift ja auch nicht aus und gaben sie auch nicht in die Bibliothek. Es nützte nichts. Alle Tauchcomputer-Hersteller konnten sich über das Urteil freuen. Mir hingegen blieb nur das Nachsehen. Zwar war die Ertragssituation aus der Produktion und dem Verkauf von Tauchcomputern sehr er­freulich - aber bei mir herrschte eine Grundenttäuschung vor, so dass ich die Divetronic-Produktion und Anlagen 1991 an Scubapro verkaufte und mich mit meiner Familie in die USA zurückzog. DI: Was hast Du danach gemacht? JH: Ich habe mehr als ein Jahr lang Kreativurlaub gemacht, mich um meine Familie gekümmert. In der Folge habe ich in Kooperation mit Scubapro noch den TRAC, den weltersten luftintegrierten Tauchcomputer entwickelt, der auch die RAT (Remaining Air Time) anzeigte. Scubapro brachte den TRAC 1992 auf den Markt. Ich verbrachte die folgenden acht Jahre in Hawaii und im Silicon Valley. Unser Jüngster kam auf Ha­waii zur Welt. Er und seine beiden älteren Geschwister sind mit dem Meer so vertraut und verbunden wie ich, denn sie sind in Hawaii am Strand aufgewachsen. Der zweitälteste studiert heute an der Universität von Hawaii, der UHM in Honolulu, Ozeanographie und Meeresbiologie. DI: Und wie ging es beruflich bei Dir weiter? JH: Ich kümmerte mich ab 1993 um neue Entwicklungspro­jekte, die die US-Navy, das DOD und andere, darunter auch Firmen wie Nike, Seiko, IDT, Swatch Group, Cateye, HIREL etc. an mich herantrugen. Mittlerweile hatte ich als Chip-, Soft­ware und Systemdesigner einen hervorragenden Ruf, hatte im Silicon Valley und auf Hawaii Entwicklungslabors gegründet und bin mit Richard Kash und seiner KMOS INC eine Part­nerschaft eingegangen. Richard war ein genialer Physiker und Elektroingenieur. Unsere Chips und Computersysteme fin­den sich in den verschiedensten Produkten, beispielsweise in GPS-Geräten, Sensoruhren, Fahrradcomputern, Höhenmes­sern, Temperaturmessern, Kompassen und vielen anderen Sensorsystemen militärischer, industrieller und medizinischer Anwendungen. Nur ein Beispiel: Die Chips und Systeme sind auch in der TISSOT Touch und der Fun-Scuba eingesetzt. DI: Wann bist Du nach Liechtenstein zurückgekehrt und was machst Du seither? JH: Ich bin 2000 mit meiner Familie nach Liechtenstein zu­rückgekehrt, damit unsere Kinder das Gymnasium in Deutsch abschliessen konnten, also eine familiäre Entscheidung. Dar­auf folgend hatte ich die Idee, mein Technologieinvestment in einen Fonds zu kleiden und gründete 2001 in Vaduz eine Investmentfirma, die Hermann- Finance. Was mir daraufhin passierte, war der blanke Horror. Ich habe so gut wie mein gesamtes Vermögen verloren. Aktuell läuft eine Klage gegen das Land Liechtenstein und weitere Verantwortliche, darunter auch die Bank Frick AG und ehemalige Verwaltungsräte. Ein laufendes Verfahren, weshalb ich hier nicht weiter darauf ein­gehen möchte. Trauriger Nachtrag der Redaktion: Jürgen Hermann konnte sich mit seiner Klage nicht durchsetzen und hat nach aussichtslos erscheinendem Kampf 2014 angeblich einen verantwortlichen Manager der Bank Frick AG erschossen und anschließend Selbstmord begangen. Zusatzinformationen unter: www.htg-th.eu/th5/hermann.pdf Tauchermesser der bewaffneten Organe der DDR Teil 1: Die Geschichte der Taucher-Messerschmiede Mühlhausen Von Ulf Barthel Jedes Wissensgebiet hat sein ganz spezielles Vokabular. Im vor­liegenden Bericht wurden die „Fachwörter zur Blankwaffen­kunde“ nach Gerhard Seifert (1923-2007)[1] verwendet. Laien und Interessierte finden im Anhang unter [Link1] eine Erklä­rung der wichtigsten Begriffe für die im folgenden Artikel vor­gestellten Taucher-Blankwaffen, sowie weitere Erläuterungen. Prolog Die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR wurde 1956 ge­gründet. Strukturelemente der bis dahin existierenden kaser­nierten See-Polizei Ostdeutschlands gingen in den Bereich Seestreitkräfte (SSK), die spätere Volksmarine (VM), über. Ende 1956/Anfang 1957 gab es im Kommandostab der SSKerste Überlegungen, eine Kampfschwimmereinheit aufzu­stellen [2]. Diese resultierten grundlegend aus den Analy­sen der Kampfschwimmereinsätze im 2. Weltkrieg und der Erkenntnis der hohen Effektivität amphibischer Kampfein­heiten bei verhältnismäßig geringem Personal- und Materi­aleinsatz. Am 27.04.1958 begann Oberleutnant Kurt Klingbeil (1926-2012) mit dem Aufbau eines Spezialtaucherkomman­dos. Dieses Datum gilt als die offizielle Geburtsstunde des Kampfschwimmerkommandos 18 (KSK-18). Klingbeil hatte die schwierige Aufgabe, in der Nachkriegszeit eine schlag­kräftige Kampfschwimmer-Einheit aufzubauen, auszubilden und auszurüsten. Nach Bestandsaufnahme und Bedarfser­mittlung wurde ihm schnell klar, dass in der Truppe, neben Tauchgeräten und Spezialwaffen, ein robustes Tauchermesser fehlte. Klingbeil selbst fertigte Entwürfe und Zeichnungen für solch ein Messer[3]. Skizzen und Ideen sind das Eine, in der jungen DDR einen Betrieb zu finden, der diese umsetzen konnte, das Andere, Schwierigere. In Mühlhausen/Thüringen fand er schließlich in den hervorragenden Messerschmie­den Wilhelm Dittrich und Fritz Plaß verlässliche Partner. Die Messerschmiede-Familien Dittrich und Plaß hatte es 1945/46 zusammen mit anderen Familien als Heimatvertriebene aus dem Sudetenland nach Mühlhausen verschlagen. Dort fan­den sie ein neues Zuhause, bauten sich mühselig kleine Werk­stätten auf und begannen, in ihrem alten Beruf zu arbeiten. Diese kleine Handwerksfirma wagte sich also an die Herstel­lung so eines Messers heran. Über dreißig Jahre lang sollte dieser Betrieb der einzige in Ostdeutschland sein, der bis zum Ende der DDR Tauchermesser für den militärischen Ge­brauch der bewaffneten Organe und den Bedarf der Sporttau­cher herstellte. Phase 1 – Das “Klingbeil-Messer“ – Start der Tauchermesser-Produktion Bei einem Interview im November 2015 hatte der Autor Gele­genheit, sich von Herrn Jürgen Dittrich, ehemaliger Betriebsdi­rektor des VEB Messerschmiede Mühlhausen, die tatsächliche Geschichte der Tauchermesser-Produktion in Mühlhausen er­zählen zu lassen. Das ist eine Zeitreise, die teilweise auch die Entwicklung der Messerschmiede Mühlhausen darstellt. Erin­nerung Herr Dittrich [4]: „Mitte 1958 bekamen wir den Auftrag, eine kleine Serie spezieller Tauchermesser für den militärischen Gebrauch zu fertigen. Skiz­zen, Beschreibung und Anforderungen an diese Messer wurden von Oberleutnant Klingbeil vorgelegt. Die Herstellung war von Anfang an keine leichte Aufgabe. Da zu dieser Zeit im Gebiet Thüringens durch Kriegszerstörung und Reparationsleistungen keine geeignete Gesenkschmiede zur Verfügung stand, musste der Rohling des Messers aus dem Rutenmaterial (Grundmaterial für die Klingenfertigung) in groben Schnitten gefräst werden. Wo­bei schon allein die Beschaffung des chromveredelten, rostfreien Rutenmaterials nicht einfach war. Nach der groben Beformung musste die Klinge gehärtet werden. Danach haben dann die Kol­legen in vielen Schritten die Anpassungen vorgenommen. Vom Ort aufwärts war die Klinge beidseitig ca. 15 mm stumpf ausge­prägt, dadurch sollte eine unbeabsichtigte Beschädigung der da­maligen dünnen Gummi-Tauchanzüge verhindert werden. Vie­les, was uns auf Grund unserer Erfahrungen nicht praxisgerecht vorkam, musste jedoch auf Grund der Vorgaben 1:1 umgesetzt werden. Die laut Vorgabe hohlgeschliffene Gratklinge z.B. be­trachteten wir von vornherein sehr skeptisch. Vier Teilsegmente mit jeweils 5 Zähnen wurden in eine der Klingenschneiden ein­geschliffen. Diese Sägestruktur sollte ein Durchtrennen von Sei­len und Netzen erleichtern. Bei dieser ersten Version war die Au­ßenseite der Schlagplatte grob gehobelt, ähnlich der Struktur des Hammerkopfs eines Zimmermannhammers. Das sollte ein griffi­geres Schlagen/Hämmern ermöglichen. Bei den ersten Modellen wurden die Schlagplatte und das Parierstück mit der Flachangel vernietet. Das Parierstück dieser ersten Serie war wesentlich di­cker als bei allen späteren Modellen und durch die Kreuzform aufwendiger gearbeitet. Bei den letzten Chargen dieses Mes­sertyps war dann die eingesetzte Schlagplatte verschweißt, und nur das Parierstück wurde noch durch Niete befestigt. Die aus rotbraunen PVC-Tafeln geschnittenen und bearbeiteten Kunst­stoffschalen wurden mit sechs V2A-Drahtstiften auf die Angel genietet. Für die Scheide wurde der zur damaligen Zeit schnell und am einfachsten zu beschaffende Kunststoff verwendet. Den Mitarbeitern unserer Messerschmiede Mühlhausen war es je­doch trotz vieler Schwierigkeiten gelungen, ein Tauchermesser für den leichten Tauchereinsatz herzustellen. Das Ur-Messer nach Entwurf von Oltn. K.Klingbeil (Foto: U. Bar­thel) Die Scheide ist originalgetreu nachgebaut. Leider zeigte die Praxis, dass dieses Messer einige Nachteile hatte. Weil die Struktur des Stahls nicht durch Schmiedever­fahren verdichtet wurde, war der Stahl sehr spröde. In Folge brachen einige Messerklingen im Einsatz. Die Klinge hatte durch das Fertigungsverfahren eine sehr hohe Oberflächen­güte/Qualität (perfekt geschliffen und poliert). Darum waren im Einsatz auch selten Rostspuren darauf zu sehen, sicherlich auch, weil zur Pflege des Messers das regelmäßige Einfetten der Klinge befohlen wurde. Dagegen begannen das weniger auf­wendig hergestellte Parierstück und die Schlagplatte, obwohl aus demselben nichtrostenden Grundmaterial gefertigt, gera­de im Salzwasser schnell zu rosten. Einziger Grund dafür war die fertigungsbedingte, verschiedenartige Oberflächenstruktur dieser Teile. Auf einer rauen Oberfläche setzen sich Korrosi­on auslösende Partikel nun einmal schneller fest. In der Pra­xis zeigte sich dann zum Beispiel auch, dass sich das Messer beim Kappen von Tauen oder Seilen festfraß und die Schneide schnell abstumpfte. Die Form des Griffes und die Oberfläche der Griffschalen gaben keine Gewähr für einen sicheren Halt in der behandschuhten Hand des Tauchers. Diese Messer waren nummeriert. Die Nummer befindet sich auf einer Seite des Parierstücks. Der Einsatz war laut Kling­beil ausschließlich für Rettungstaucher, Spezialtaucher und Kampfschwimmer der bewaffneten Kräfte vorgesehen. Die ex­akte Menge der gefertigten Messer ist nicht mehr verifizierbar. Es dürften jedoch nur sehr wenige produziert und ausgegeben worden sein. Ehemalige Offiziere des KSK-18 sprechen von ma­ximal 200 Stück. Fregattenkapitän a.D. Horst Förster bestätigt, dass im Januar 1961 bei einem Brand im Tauchertechnik-Lager nahezu der gesamte Bestand dieser Messer verloren ging [5]. In der Praxis wurden die Schneiden im Ortbereich nachträg­lich von einigen Tauchern angeschliffen, so konnten zumindest Plattfische auf dem Meeresgrund besser gestochen werden [3]. Mit diesem Messer wurde in Mühlhausen der Grundstein für eine über 30jährige Produktion von Tauchermessern gelegt. Es kann mit Recht gesagt werden, dass es sich bei diesem Messer um das Ur-Messer der Taucher der bewaffneten Organe der DDR handelt. Phase2 - Das Tauchermesser „Poseidon“ Im Jahr 1963 veröffentlichte die Zeitschrift der Gesellschaft für Sport und Technik (GST), die „Poseidon“, einen Artikel über ein Messer für Sporttaucher [6]. Darin wird geschildert, dass die Redaktion Kenntnis von „…rührigen Messerschmie­den in Thüringen“ bekommen habe. Die Redaktion nahm also kurzerhand Kontakt zu dieser Firma auf, bat um ein Testmuster und erhielt –welch Überraschung- von der Mühl­häuser Messerschmiede das Klingenbeil-„Ur“-Messer mit minimalen Veränderungen. Das zugesendete Messer wurde von den Redakteuren ausgiebig erprobt. Das Testergebnis muss jedoch, milde ausgedrückt, sehr bescheiden ausgefal­len sein. Was ja kein Wunder war, da dieses Testmesser nurunwesentliche Änderungen zum Ur-Messer, mit all seinen Nachteilen, aufwies. Die Einzelfirmen Fritz Plaß; Johann Plaß, Heinrich Diesner und Wilhelm Dittrich hatten sich zwischenzeitlich 1958 zu einer Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) zu­sammengeschlossen. Damit umgingen sie zur damaligen Zeit die drohende Zwangsenteignung. Dass die Mühlhäuser Mes­serschmiede mittlerweile auch sämtliche Paradedolche für das Offizierkorps der NVA lieferte, wird ein weiterer Grund für diese Umfirmierung im sozialistischen Sinn gewesen sein. Da der erweiterte Absatz von Tauchermessern der PGH Mes­serschmiede Mühlhausen sehr wichtig war, traf man sich zu einem konstruktiven Krisengespräch in der Berliner Redakti­on. Ökonomisch machte es auch im Sozialismus für den Pro­duzenten durchaus Sinn, einen Gegenstand, der von vielen Bedarfsträgern nachgefragt wird, in großen Stückzahlen zu produzieren. Entwicklungs- und Materialkosten ließen sich dadurch genauso minimieren wie die hohen Kosten für Spezi­alwerkzeuge oder Formen. Der prognostizierte Bedarf an Tau­chermessern im Sporttauchbereich war seit Beginn der 60er Jahre sprunghaft gewachsen. Dieser Sachverhalt, zusammen mit dem Primärbedarf der militärischen Organe, muss dazu geführt haben, dass nun in allerkürzester Zeit ein neues Messer entwickelt wurde. Dieser neue Typ entsprach zwar noch in gro­bem Abmaß dem Ur-Modell, war jedoch im eigentlichen Sinne eine völlig neue Entwicklung. Das wichtigste Kriterium für die nächste Messergeneration war die nun mögliche Herstellung der Klingenrohlinge mit einem Gesenkschmiedehammer. Die Produktion der Klingenrohlin­ge wurde fortan durch eine Schmiede in Königsee, die eigent­lich Orthopädieteile (künstliche Gelenke u.ä.) herstellte, aus­geführt. Durch das Schmiedeverfahren und die Verwendung eines qualitativ hochwertigen X40Cr13-Stahl (Rockwellhärte 48-55) [4] wurde die Qualität der Klinge wesentlich verbessert. Die weitere Verarbeitung erfolgte nach wie vor in Mühlhausen. Der doppelte Hohlschliff des Klingbeil-Messers wich einem normalen Schliff, der Klingenquerschnitt entsprach jetzt dem einer vollen Klinge mit flachem Rücken. Auf dem massiven Klingenrücken ist mit einem gegenläufig rotierenden Spezial-Fräskopf eine gut funktionierende, zweireihige Sägezahnung eingefräst (Detail-Bild unter [Link1]). Der Ort der Klinge ist bei dieser Version immer noch beid­seitig stumpf. In die ersten Chargen dieser Messer wurden im Bereich der Fehlschärfe das Markenzeichen der Messerschmie­de Mühlhausen und der Schriftzug ROSTFREI eingeschlagen. Die Schmiedemarke der Messerschmiede symbolisiert den Ra­benturm, zwei Tore und die Stadtmauer von Mühlhausen. Der Griff des Messers war anatomisch besser ausgelegt; durch eine ausschweifende Griffballung lag das Messer nun siche­rer in der Hand. Das Material der Scheide bestand aus einem orangen, beidseitig mit Kunststoff beschichteten, hochreißfes­ten Gewebe. In die Scheide war eine flache Schutzhülse aus Aluminium integriert. Diese verhindert das Zerschneiden der zweiteiligen Scheide durch die Klinge bei Entnahme oder Ver­bringung des Messers. Das Messer wird durch eine aufwendige, dreiteilige (unter Wasser schwer schließbare) Griffarretierung gesichert. Diese formschön gearbeitet Scheide ergab mit den rot-orangen PVC-Griffschalen des Messers und den orangen Messerbändern ein ästhetisch gelungenes Design. Nach erfolgter Änderung sowie ausgiebigen und vor allem be­friedigenden Tests wurde das Messer mit einer positiven Be­wertung wiederum der Zeitschrift „Poseidon“ vorgestellt und in Folge in höchsten Tönen gelobt. Angesicht der guten Zusam­menarbeit mit der Zeitschrift wurde das Messer vom Vorstand der PGH kurzerhand mit dem Namen POSEIDON bedacht. Das Poseidon-Messer konnte nun ziemlich zügig produziert werden. Durchweg alle Tauchereinheiten der bewaffneten Organe, Kampfschwimmer, Schiffs- und Ber­gungstaucher der VM, die Taucherlehreinheit (TL-40), Pioniertaucher der Landstreitkräfte, Sprengtaucher des Fallschirmjäger-Regimentes (LSR-40), Taucher der Grenztruppen (TZ-26), Polizei-, Feuerwehr- und Berufstaucher und selbstredend die Taucher des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hatten Zugriff auf dieses Messer und wurden damit ausgerüstet. Der for­cierte Einsatz des Poseidon-Messers bei der GST kam nicht von ungefähr. Es war zu diesem Zeit­punkt bereits klar erkennbar, dass in der GST durch vormilitärische Ausbildungsstrukturen auch der Nachwuchs für sämtliche Taucherein­heiten der NVA geformt werden sollte. Der An­teil der Messer für die militärische Verwendung war jedoch ungleich höher als der für die GST und den freien Handel (schätzungsweise 85% Militär/Behörden und 15% GST und öffentli­cher Verkauf). Im freien Handel wurde das Mes­ser seiner Zeit für 65,00 M offeriert, viel Geld im damaligen Arbeiter- und Bauern-Staat. Dieses Messer wurde nun bis Anfang der 80er Jahre produziert. Jeweils in Chargen von ca. 500-1000 Stück gefertigt, unterla­gen sie nur geringfügigen Änderungen. Die Klingenparameter waren bei allen Poseidon-Messern identisch, minimale Abwei­chungen in Länge und Gewicht ergaben sich aus der manuellen Bearbeitung. Lediglich die Griffschalen und deren Montagen unterlagen Veränderungen. Wurden bei frühen Poseidon-Mes­sern noch die schönen orange-roten PVC-Griffschalen mit Rautenmuster verwendet, wurden diese später aus braunen oder schwarzen Industrie-Gummiplatten geschnitten. Die Oberflächen hatten verschiedene Strukturen, Rautenform bzw. eingeprägte oder erhabene Punkte der Griffschalenoberfläche gaben im Wasser eine gute Griffigkeit. Farbe und Struktur der verwendeten Gummiplatten für Griffteile sind einzig durch die Verfügbarkeit bestimmt gewesen, es wurde verarbeitet, was eben gerade beschaffbar war. Waren die Griffschalen zu Beginn noch arbeitsaufwendig in konischer Form ausgelegt, wurden diese bald durch Material mit gleichmäßiger Materialstärke ersetzt. Tauchermesser Poseidon ca. 1980, Gummi-Griffplatten geklebt (Foto: U. Barthel) Auch bei der Befestigung der Griffelemente wurde gespart. Bei den ersten Chargen wurden die Griffschalen noch mit 3 Nieten befestigt, dann verwendete man 2, irgendwann nur noch einen Niet. Ab Mitte/Ende der 70er Jahre wurden die Kunststoff-Griffschalen dann einfach mit dem Klebstoff Chemisol auf die Flachangel geklebt. Der Grund für diese Änderungen lag im fortwährenden Druck der sozialistischen Partei-Anweisung, immer mehr Stückzahlen bei geringeren Kosten zu produ­zieren. Das ist auch die Erklärung, warum bei späten Serien keine Schmiede-Marke und kein ROSTFREI mehr eingestanzt wurden. Bei einem Produkt wie dem Tauchermesser „Posei­don“ blieb als Einsparpotential eben nur die Möglichkeit der Verwendung ständig simpler werdender Einzelteile und der immer schnelleren Endmontage. Die schöne, arbeitsaufwen­dige Form des Parierstücks des Klingbeil-Messers war längst einer schlichten Ellipsenform gewichen, dessen Materialstärke hat sich um 50% verringert. Das Parierstück ist beim Poseidon-Messer nur noch aufgesteckt und durch die Griffschalen fixiert. Die Bohrung in diesem Bauteil, die wichtige Befestigungsmög­lichkeit für die Fangleine, wurde jedoch beibehalten. Bei allen Poseidon-Messern ist die Schlagplatte aufgeschweißt. Produk­tionszahlsteigernde Maßnahmen ließen auch die Scheide im­mer schlichter werden. Das neue, durchsichtig-klare Material für die Scheiden-Grundplatte und die Messerbänder war üb­rigens dasselbe, welches in Galvanikbecken als Auskleidung diente. Für das Scheiden-Oberteil wurde rasch als Ersatz ein thermisch einfach zu verformendes PVC-Material verwendet. Da die Messerschneide jetzt nicht mehr direkt in die Scheide schneiden konnte, wurde so die Aluminium-Schutzhülse über­flüssig. Auch hier sind die verschiedenen Farben (rot, braun, grau, hellgrau) einzig auf die Verfügbarkeit zurückzuführen. Das Messer wurde in der Scheide durch einen O-Ring aus Gummi gehalten. Dieser Ring war ein einfaches industrielles Massenteil der Gummiwerke Waltershausen, keine Sonderan­fertigung für diese Messer. Durch die Materialbeschaffungs­probleme mussten damals auch vereinzelt Serien von Scheiden ausgeliefert werden, bei denen die Nieten der Scheide oder die Rollschnallen der Messerbänder aus normalem Stahl, also rostend, waren. Da die minimalistischen Scheiden eine große Schwachstelle im harten Tauchbetrieb darstellten, wurden von einigen militärischen Einheiten in Eigeninitiative robustere Scheiden aus Sattelleder oder dickem Gewebeband hergestellt [8]. Auf Basis der „Neuerer-Bewegung“ wurden in der Truppe auch Versuchsmodelle aus V2A gebaut. Das Poseidon, ein schweres, robustes UW-Arbeitsmesser, war vielen Tauchern jahrelanger, treuer Begleiter. Die Sägezahnung dieser Messer ermöglichte ein müheloses, rasches Trennen von Tauen oder Holz. Durch das Eigengewicht konnte mit dem Messer auch gehackt, gehauen und aufgehebelt werden. Die breite Klinge gewährleistete bei Flussüberquerungen den Halt des Tauchers bei Hand-über-Hand Querung, bis zu einer ge­wissen Strömungsgeschwindigkeit. Für UW-Arbeiten bestens geeignet, war das Poseidon-Messer als Waffe jedoch nahezu untauglich. Durch hohen persönlichen Einsatz des Genossenschaftsvor­stand und der Mitglieder, sowie der engen Zusammenarbeit mit Betrieben, die ebenfalls in Landesverteidigungsobjekte (LVO) eingebunden waren, gelang es der PGH Messerschmie­de trotz fortlaufender Material- und Werkzeug-Engpässe, leid­lich die in Planvorgaben geforderten Stückzahlen an Taucher­messern zu erfüllen. 1972 wurde dann doch aus der PGH ein Volkseigener Betrieb, der VEB Messerschmiede Mühlhausen. Phase 3 - Taucher-Kampfmesser „Hecht“ Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre hatte sich im Militärwe­sen viel verändert, der kalte Krieg extrem zugespitzt. Fazit war ein enormes Wettrüsten in allen Bereichen der Kriegsführung. Der Vietnamkrieg hatte gezeigt, dass kleine, bestens ausgerüs­tete Spezialtruppen dem Gegner enorme Schäden zufügen und kampfentscheidende Wirkung haben können. Amphibische und Triphibische Kampfverbände in vielen Armeen der Welt erhöhten die Anzahl der Taucher und Kampfschwimmer. Die­se übernahmen jetzt immer öfter neben ihren regulären Arbei­ten, Fernaufklärung und Vorbereitungen für Anlandungen der großen Kampfverbände, Diversionshandlungen mit subversiv­strategischem Hintergrund. Ironie der Geschichte, in der DDR wurden in dieser Zeit, natürlich streng geheim, Kampfschwim­mer der Libyschen Marine und Sprengtaucher der Vietname­sischen Volksarmee ausgebildet. Auch im Irak bildeten NVA-Offiziere Kampfschwimmer und Minentaucher aus. Das alles spiegelt sich auch in einer Veränderung der Anforderung an die verwendeten Waffen, Verbringungs-und Sprengmittel der Taucher wieder. Das Messer, unentbehrliches Ausrüstungsteil jedes Einzelkämpfers, erlebte eine wahre Renaissance. Auch in der NVA erkannte man diese Veränderungen. Schon lange war aus verschiedenen Truppenteilen der Ruf nach einem neuen, verbesserten Tauchermesser laut geworden. Um sich ein Bild über die verwendeten Waffen des Gegners zu verschaffen, gab es im Militärhistorischen Museum Dresden ein geheimes „NATO-Kabinett“. Zutritt war nur mit einer Sondergenehmi­gung oder MfS-Ausweis möglich. Der Betriebsleiter und der Entwicklungsingenieur der Mühlhäuser Messerschmiede er­hielten die Sondergenehmigung, die Blankwaffen des damali­gen Militär-Gegner zu inspizieren. Dort befand sich auch ein Scubapro-Tauchermesser. In den USA bereits seit 1969 vertrie­ben [9], wurde es z.B. auch von den Kampfschwimmern der NATO verwendet. Dieses Messer muss die Mühlhäuser Mes­serspezialisten sehr inspiriert haben, die Ähnlichkeit zu ihren folgenden Entwicklungen ist offensichtlich. Taucher-Kampfmesser „Hecht“ und Tauchermesser von Scuba­pro (Foto: U. Barthel) Die Messermacher entwickelten im Auftrag der NVA 1982/1983 ein modernes, grundsolides Taucher- und Kampfmesser. Mit Auftrag durch das Beschaffungsamt der NVA wurde ein Pflich­tenheft übergeben, in dem penibel alle Aufgaben und Anfor­derungen aufgezeigt wurden. Diese Pflichtenhefte unterlagen als militärische Verschlusssachen absoluter Geheimhaltung und wurden nach Fertigstellung eingezogen. Da keine Exemp­lare mehr existieren, beruhen die folgenden Angaben auf den Erinnerungen Herrn Dittrichs [4]. Vorgabe war natürlich wie­derum, ganz im Sinne sozialistischen Wirtschaftens, ein hoch­wertiges Produkt bei geringsten Kosten zu schaffen. Nach der Konstruktionsphase blieb jedoch vom Poseidon-Messer nicht viel übrig. Nur die gefräste Sägezahnung sowie Breite, Profil und Fehlschärfe der Klinge erinnerten noch an den Vorgänger. Die Klingenlänge wurde von 205 mm auf 190 mm eingekürzt. Eine sehr markante Veränderung beruhte auf der Vorgabe des Pflichtenheftes, „…das Messer muss einen plastummantel­ten Körper sicher durchdringen können…“. Im Klartext: Das neue Messer muss den Tauchanzug eines Tauchers durchste­chen können! Um diese Anforderung zu erfüllen, wurde der Klingenort verändert. Die abgerundete, stumpfe Spitze erhielt eine moderne Formveränderung. Der in Clip-Point-Form ge­schliffene Ort der Klinge ähnelte jetzt sehr einem Hechtmaul. Vielleicht ist das Messer dadurch zu seinem Namen „Hecht“ gekommen. Nachweisbar ist die Bezeichnung „Hecht“ bislang in einer Nomenklatur des MdI [7] und auf originalen Verpa­ckungskartonagen. Die Ära des beidseitig stumpf ausgeprägten Ort war damit Ge­schichte. Durch diese Änderung erhielt das neue Messer einen starken, scharf geschliffenen Ort und konnte jetzt im Kampf­einsatz sehr gut geführt werden. Diese sehr wichtige Detailänderung war der entscheidende Wendepunkt in der Funktionalität der DDR- Tauchermesser. Durch die Änderung von Form und Schliff des Ort der Klinge veränderte sich der Charakter, weg vom Taucher-Universal­werkzeug, hin zu einem Taucher-Kampfmesser. Obwohl in den bewaffneten Organen der DDR der Messer-An­griffskampf Mann gegen Mann nie offiziell exerziert wurde, im Tauchdienst schon gar nicht, wurde jetzt mit dieser Blankwaffe ein tatsächlicher, effektiver Messerkampf möglich. Eine weitere Anforderung des Pflichtenheftes war übrigens, ei­nen starken Knochen mit der Rückensäge in einer bestimmten Zeit zersägen zu können. Der Leser mag sich zu dieser Forde­rung seine ganz eigenen Gedanken machen…. . Die Ähnlichkeit mit dem Scubapro-Messer ist wohl am ehesten im Messergriff zu erkennen. Die gelungene Anatomie des Griffs wurde durch Mühlhäuser Ingenieurleistung noch einmal verbes­sert. Die Griffballung und die Fingermulden sind gegenüber dem Scubapro-Messer anatomisch besser ausgeprägt. Das Messer liegt dadurch souverän und sicher in der Hand, auch, wenn mit di­cken Neoprenhandschuhen gearbeitet wird. Die Gewichtsbalan­ce durch die schmale, leichtere Schlagplatte ist beispielgebend. Im Griff, für den Benutzer nicht sichtbar, liegt jedoch der größte Unterschied zu den Poseidon-Messern. Es ist nicht nur die Tat­sache, dass die Form des Griffs das bisherige Metall-Parierstück unnötig macht, nein, dieses Detail ist deutlich interessanter und tiefgehender. Die Vorgabe aus dem Pflichtenheft, mit dem Mes­ser auch eine 500 Volt führende Leitung anheben oder durch­trennen zu können, war nur dadurch realisierbar, dass Schlag­platte und Klinge voneinander getrennt wurden. Dieses Problem lösten die cleveren Mühlhäuser Entwickler, indem sie die Klinge in eine spezielle, kürzere Teilangel auslaufen ließen. Die digitale Röntgenaufnahme zeigt die unterbrochene Angel des Taucher-Kampfmesser „Hecht“ und des KSK-18-Messerdolch (Foto: U. Barthel) Bei der Herstellung des Griffs wurden beide Teile in eine Spezi­alform eingelegt. Durch ein Vulkanisationsverfahren sind dann Parierstück und Klinge sozusagen „eingegossen“ worden. Ein Stromfluss von der Klinge bis zur Schlagplatte wurde dadurch ausgeschlossen. Der Robustheit des Messers tat diese Art der Montage keinen Abbruch, Klinge, Griff und Schlagplatte waren so bombenfest miteinander verbunden, dass nur Insider wuss­ten, dass keine durchgehende Angel mehr verwendet wurde. Die auffallende Maßhaltigkeit der Schlagplatte erklärt sich da­raus, dass dieses Teil mittlerweile aus dem VEB Auer Besteck-und Silberwarenwerke (ABS) bezogen wurde. Dort wurde dieses kleine Teil in Serie für Mühlhausen hergestellt. Da das metallene Parierstück durch die Form des Griffs entfallen war, wurde die Bohrung für die Fangschnur in die Schlagplatte verlegt. Die für viele Taucher wichtigste Änderung war jedoch die Scheide. Bei diesem Modell war es den Entwicklern gelungen, alle vorherigen, gravierenden Nachteile auszumerzen. Die neue Scheide war im wahrsten Sinne des Wortes aus einem Guss. Robust, funktional, leicht und universell. Das Messer konnte schnell in die Scheide verbracht werden und arretierte sich dort von selbst. Das bedeutete, dass auch wenn der Haltering nicht über den Griff gezogen wurde, ein Verlust ausgeschlossen (zu­mindest erheblich verringert) wurde. Trotz Innenarretierung und Griffsicherung (Gummiring) wurde in allen Dienststellen weiterhin die Verwendung der Sicherungsleine befohlen. Scheide und Griff sind aus dem VEB Gummiwerke Thüringen, Betriebsteil Waltershausen, geliefert worden. Das Material, welches ursprünglich für NVA -„Schwabbelbehälter“ (große, tankähnliche Behälter für Wasser oder Kraftstoff, die auch von Hubschrauber oder Flugzeugen abgeworfen werden können) entwickelt wurde, ist säure- und alterungsresistent, hochbelast­bar, flexibel, reiß- und schlagfest, hitze- und kälteunempfind­lich - alles Eigenschaften, die für Griff und Scheide sehr wichtig waren. Die Erprobung zeigte auch sehr schnell, dass dieses Ma­terial für alle Anforderungen bestens geeignet war. Die harte Praxis bestätigte später die gute Materialauswahl. Zwei Messerbänder aus Geweberiemen mit Uni-Schnallen perfektionieren das Messer. Dieses Messer wurde in den jeweiligen Waffenwerkstätten der Truppenteile nummeriert. Die Nummer auf dem Schneiden-rücken, oberhalb der Fehlschärfe, wurde mit einem Elektro­schreiber eingraviert. Phase4 - Der KSK-18-Dolch lange Version Für bestimmte Arten des Kampfes genügen normale Messer mit wuchtigen, breiten Klingen nur bedingt; gerade im Nahkampf sind Messer mit kurzen, schmalen Klingen besser geeignet. Die Wahl fällt dann meist auf kurze Kampfmesser oder Dolche. Seit Aufstellung des KSK-18 gehörte zur Grundausstattung ein Kampfmesser. Wurden in den ersten Jahren noch Kampfmes­ser aus Polen verwendet, wurde bald das KM66 eingeführt, ein einfach zu produzierendes Messer, das in der DDR in Suhl seit 1966 hergestellt wurde. Diese Messer wurden jedoch nur au­ßerhalb des Wassers getragen und benutzt. Seit Langem lag die Forderung des KSK-18 und des LSR-40 vor, einen speziellen Kampfdolch für ihre Taucher zu entwickeln. Mühlhausen nahm sich der Aufgabe an. Nahezu zeitgleich mit dem Taucher-/ Kampfmesser „Hecht“ entstand der „KSK-18-Dolch“. Dieser spezielle Messerdolch (von einem Dolch wird nur gesprochen, wenn Griff und Klinge symmetrisch sind, siehe [Link1]) war primär für den finalen Stoßstich ausgelegt. Alle vorhandenen Ressourcen ausnutzend, wurde bei dieser Variante lediglich eine andere, schmale, beidseitig geschliffene, 165-mm-lange Dolch-Klinge verwendet. Die Klinge mussten die Experten aus Mühlhausen nicht lange entwickeln, sie nahmen einfach die vor­handenen Klingenrohlinge für die DDR-Offiziersdolche. Mühl­hausen bezog diese Klingen aus dem Auer Besteck- und Sil­berwarenwerk. Allerdings wird man bei den KSK-18-Dolchen nicht die typischen Hohlkehlen, oft fälschlich als „Blutrinnen“ bezeichnet, der Offiziers-Dolche finden. Die Schmiede nahmen beim Herstellen der speziellen Klinge für den KSK-Dolch dazu einfach die Vorprägung aus dem Gesenk, dann konnten Klingen ohne diese Hohlbahn gezogen werden. Diese sind dann ganz normal gehärtet und beformt worden. Die Klinge, mit linsenför­migem Profil, ist beidseitig geschliffen. Die obere Schneide wur­de mit einer feinen Sägezahnung versehen. Dass die einzelnen Bedarfsträger Anzahl und Anordnung der Zahnung selbst defi­nieren konnten, wurde durch Dittrich bestätigt. Das erklärt die verschiedenen Ausführungen der Sägezahnung. Klingenangel und Schlagplatte sind bei dieser Version nicht durchgehend mit­einander verbunden. Wie beim Tauchermesser „Hecht“ wurde auch bei diesem Messerdolch damit die Möglichkeit geschaffen, spannungführende Leitungen (z.B. Elektrozäune) anzuheben bzw. zu durchtrennen. Die Mühlhäuser Messerschmiede standen wie alle DDR-Betriebe im sozialistischen Wettbewerb, d.h., es musste immer noch einfacher, noch günstiger, noch schneller pro­duziert werden. Aus diesem Grund wurde entschieden, die­selbe Scheide zu verwenden, die schon für das Kampfmesser „Hecht“ produziert wurde. Diese Lösung entsprach wohl den Planvorgaben, jedoch nicht den Praxisanforderungen in der Truppe. Um das Messer außerhalb des Wassers in einer we­niger großen Scheide zu tragen, wurde z.B. im KSK-18 eine Lederscheide entwickelt, die perfekt in die separate Messer-Beintasche des Kampfanzugs passte. Phase 5 Der KSK-18-Dolch kurze Version Nach der Entwicklung dieses neuen Produktes wurde eine Nullserie hergestellt. Diese Serie wurde ein Jahr lang einem Langzeittest unterzogen. Dabei wurden die Messer Prüfungen in Süß- und Salzwasser, diversen Chemikalien, Sonne, Kälte und Hitze sowie mechanischen Härteprüfungen mit maxima- Die KSK-18-Messerdolche lang mit 165 mm und kurz mit 140 mm Klingenlänge (Foto: U. Barthel) ler Belastung unterzogen. Obwohl der Messerdolch bei diesen Tests sehr gut abschnitt, machten sich beim täglichen Einsatz in der Truppe schnell markante Nachteile bemerkbar. Das ge­ringe Gewicht der schmalen Klingen gab im Verhältnis zu dem massiven, schwereren Griff eine negative Balance. Die Länge der Klinge ließ effektive, kurze Stoßstiche nur bedingt zu. Wie­derum behalf man sich schnell und unkompliziert. Man kürzte einige Messerklingen manuell auf die für deutsche Kampfmes­ser und Grabendolche üblichen ca. 140 mm. Auch wenn da­durch unter Wasser ein, zwei Flundern weniger „aufgegabelt“ werden konnten, ließ sich der kurze Dolch im tatsächlichen Kampf nun viel besser und effizienter führen. Durch diese Än­derung passte die Klinge jetzt auch in die Scheide des Kampf­messers KM66. Die schwarz lackierten Blechscheiden waren sofort verfügbar, und somit konnte auch die kurze Version des KSK-18-Dolches an Land in der Messertasche der Kampfan­zughose getragen werden. Laut [2] sollte der nach der Erprobung erfasste erforderliche Bedarf an kurzen Klingen für den Messerdolch, schon vorge­fertigt, also auf 14,5 cm gekürzt, aus der Auer Silber und Be­steckwarenfabrik bezogen werden. Die wenigen bekannten Exemplare der Kurzversion (weltweit ca. 30 Stück im Umlauf) lassen jedoch darauf schließen, dass es nicht mehr zu einer größeren Serien-Produktion der kurzen Messerdolche gekommen ist. Da eine Nummerierung der Dolche auf dem Klingenrücken nicht mehr möglich war, wurden - wiederum in der Truppe - die Waffennummern auf die Seiten der Schlagplatte graviert. Beide Versionen des KSK-18-Dolches, kurz und lang, sind nachweisbar nur im KSK-18 und dem Taucherzug des LSR-40 verwendet worden. Da das Ministerium für Staatsicherheit je­doch vorrangigen und uneingeschränkten Zugriff auf jegliche Art von Waffen in der DDR hatte, kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass diese Blankwaffen auch vom MfS verwendet worden sind. KSK-18-Messerdolch kurze Version. Die metallene KM66-Scheide ermöglichte das Tragen des Messerdolches an Land in der Beinta­ sche des Kampfanzuges. Mit Auflösung der NVA am 02.10.1990 hatte der VEB Mes­serschmiede Mühlhausen schlagartig seinen wichtigsten Auf­traggeber verloren. Bestehende Aufträge wurden zwar noch abgearbeitet, vom Auftraggeber auch noch abgenommen und bezahlt, danach jedoch zum größten Teil der Vernichtung/Ver­schrottung zugeführt. Der Verbleib der in der Truppe verwen­deten bzw. in Staatsreserve eingelagerten Tauchermesser bzw. -Dolche ist meist nicht mehr nachvollziehbar. Im Laufe der letzten Jahre sind die in Mühlhausen produzierten Taucher­messer der DDR-Eliteeinheiten heiß begehrte Sammelobjekte geworden. Der Sammelwert dieser Messer steigt ständig. Quellennachweis: [1] Gerhard Seifert, Fachwörter der Blankwaffenkunde, 1981. Gerhard Seifert, Einführung in die Blank­waffenkunde, 1982 [2] H. Kerzig, J. Knittel, H. Schulz, Die Kampfschwimmer der DDR, 2008 [3] Interview Kapitän zur See a.D. Horst Kerzig, 12/2015 (Kommandeur KSK-18 03/1975 - 08/1979) [4] Interview Hr. J. Dittrich, 11/2015 und 03/2016 [5] Interview Fregattenkapitän a. D. Horst Förster, 03/2016 (Kommandeur KSK-18 05/1959 - 12/1961) [6] Poseidon, Heft 12/1963 [7] Nomenklatur MdI der DDR, 1989 [8] Interview Fregattenkapitän a. D. Jörg Zimmermann [9] Frank Werthwein, persönliche Auskunft [Link1] Fachwörter-Erklärungen und Bilder in hoher Auflösung finden Sie unter: www.htg-th.eu/th5/messer.pdf (Foto: U. Barthel) In der nächsten Ausgabe wird dieser Beitrag mit einem Bericht über die Messer der schweren Helmtaucher und das ungarische PIRAT-Tauchermesser, die ebenfalls in den bewaffneten Orga­nen der DDR verwendet wurden, fortgesetzt. Anregungen, ergänzende Hinweise, Informationen, Bildmateri­al zum Thema nimmt der Autor unter ulf@historische-taucher­gesellschaft.de gerne entgegen. Ulf Barthel ist 52 Jahre alt, taucht seit 1982 und ist Vorstandsmit­glied der Historischen Taucherge­sellschaft. Er war Taucher bei der NVA der DDR und ist seit 1987 Instructor für Sporttaucher und seit 2005 Instructor-Trainer. Er sammelt deutsche Helmtau­cher-Ausrüstungen und Taucher­ messer und interessiert sich für die Geschichte des militäri­schen Taucherdienstes der DDR. Bibliophiles Von Frank Werthwein Jagd unter Wasser -Hans Hass UWF (1988-1994) Mit diesem – seinem ersten – Buch über das Tauchen be­gründete Hans Hass (im Buch als Hans Haß geschrieben) im deutschsprachigen Raum den Beginn des Tauchsports. Bereits 1939 erschien das Buch bei der Franckh´schen Verlagshand­lung W. Keller & Co in Stuttgart. Beachtet man die damali­ge politische Lage, so fällt das Werk durch Zurückhaltung in diesem Bereich erfreulich auf – lediglich einmal erwähnt der Autor, wie sie zu Beginn ihrer Adria-Bootsfahrt ihre große Ha­kenkreuzflagge gehisst hätten. Gefehlt hätte diese Anmerkung allerdings auch nicht. Doch zum Thema des Buches: Anders als in den folgenden Büchern ist neben den Beschreibungen der frühen Exkursi­onen auch der Begeisterung für die Unterwasserjagd ausführ­lich Raum gelassen. Dies drückt sich auch im Untertitel „mit Harpune und Kamera“ aus. Hans Hass schildert kurzweilig in seinem Werk, wie er bei seinem Besuch an der Riviera einen amerikanischen Unterwasserjäger – Herr „Guypatrick“ (Guy Gilpatrick, ein Expatriat – mehr zu ihm in einer späteren Aus­gabe) getroffen habe und ihn zu seinem Lehrmeister erkor. So begeistert er in seinen frühen Zeiten für die Unterwasserjagd – oder besser für das „Speeren“ - schwärmt, so merkt er schon kritisch die Auswirkungen der Harpunenjagd an. Die ökologi­schen Folgen des zunehmenden Gebrauchs der verschiedens­ten Harpunen sorgten dann auch später dafür, dass sich Hans Hass 1972 im „Delphin“ für ein Ende der Unterwasserjagd aus­sprach. Dieses Buch gibt einmalige Einblicke in diese frühe Zeit des Sporttauchens – auch wenn die damaligen Ideale nicht mehr den heutigen entsprechen. Wer sich für die Geschichte des deutschen Tauchens interessiert, sollte sich das Buch in seine Sammlung stellen – aber Achtung: Sammler suchen das Buch, so dass es nicht ganz billig werden dürfte… 1988 erscheint eine neue Tauchzeitschrift, die frischen Wind in den Blätterwald bringt. Die UWF ist der Unterwasserfotografie gewidmet, schaut jedoch viel über den Tellerrand und so findet man auch allgemeine Vorstellungen von Tauchausrüstung und Reisereportagen. Nur 23 Ausgaben wurden unter der Obhut von Heinz Ritter gedruckt - aber was für welche: Unkonventio­nell, tolle Fotos und geniale Druck- und Papierqualität. Nimmt man die Zeitschrift in die Hand, so merkt man schon den Un­terschied zu konventionellen Tauchzeitschriften: Das Papier ist deutlich dicker, hochwertiger und schwerer, das Cover in Hochglanz. Als Referenz sehe ich das SW-Portfolio von Chris­toph Gerigk in Ausgabe 18 – unglaublich in der Wirkung. Es gab nur maximal 4 Hefte pro Jahr, die Seitenzahl stieg kontinu­ierlich - in der Spitze waren es knapp 200 Seiten. Die UWF war nie billig - 13,50 DM war für eine Zeitschrift ein stolzer Preis. Wenn man sich aber die Qualität anschaut, war sie das auf alle Fälle wert. Autoren waren bekannte Größen wie Herbert Frei, Arnd Rödiger, Peter Reiserer, Kurt Amsler und viele andere. Die Zeitschrift wurde aufgekauft und dann als “Unterwasser” weitergeführt. Leider hat - auch wenn die Redakteure blieben - die Qualität unter der Ausrichtung auf den Massenmarkt ge­litten. Die Druck-/Papierqualität hat nachgelassen und ist nun normaler Durchschnitt. Die Themen sind nun breitgestreut, das Thema Unterwasserfoto ist eines unter vielen. Trotzdem ist es derzeit noch eine der besten Unterwasserzeitschriften. Ich kann jedem an der Unterwasserfotografie und -videografie sowie mittlerweile auch den tauchgeschichtlich Interessierten wärmstens empfehlen, die heute eher raren Hefte zu studieren. Allein die gedruckten Bilder sind es wert. Wer sich etwas mit Fotografie auskennt, wird in alten Vorgehensweisen schwelgen – diejenigen, die erst mit der digitalen Fotografie aufwuchsen, werden sich wundern…. Mitglieder der Historischen Taucher­gesellschaft e.V. finden im Archiv der HTG eine Übersicht der Heftinhalte als PDF-Datei. Die besondere Seite im Netz Von Dr. Lothar Seveke Tausende Web Sites im Internet beschäftigen sich mit der Tauchgeschichte und der verwendeten Technik. Einige, die aus der Masse herausragen, und vielen Interessier­ten schon bekannt sind, möchten wir hier in lockerer Folge vorstellen, heute die us-amerikanische Seite http://vintagedoublehose.com von Bryan Pennington. Bryan betreibt schon lange eine kleine Firma, die sich mit Ver­kauf und Service von Sporttauch-Technik beschäftigt. Aber in den letzten Jahren ist er immer mehr in die Richtung al­ter Reglertechnik gegangen und wartet Regler von USD, Voit und anderer us-amerikanischer Hersteller. Das Besondere ist, dass er auch sonst nicht mehr beschaffbare Verschleißteile mit neuen Technologien herstellen lässt und über die ganze Welt vertreibt. Jetzt hat er mit Hilfe von Freunden sogar einen kom­pletten Zweischlauchregler, den Argonaut Kraken, entwickelt und lässt ihn produzieren. Der Regler bedient auch alle Anfor­derungen an modernes Tauchen und ermöglicht so Tauchern, die diese Art des Tauchens lieben, ihrem Hobby nach zu gehen. Hervorzuheben ist, dass die Web Site nicht nur direkt dem Ver­kauf der dringend benötigten Ersatzteile dient, sondern es wer­den in einem frei zugänglichen Archiv massenhaft technische Informationen angeboten, die man braucht, um seine Schätz­chen selbst zu warten. Außerdem gibt es ein äußerst kompe­tentes und freundliches Forum, in dem man jegliche Fragen zu alter Tauchtechnik loswerden kann und von wirklichen Er­fahrungsträgern schnell meist hilfreiche Antworten bekommt. Nachruf für Rudolf Harmstorf Am 25. Dezember 1922 wurde er in Blankenese geboren, in einer Zeit, als Blankenese noch zu Schleswig-Holstein gehörte. In der schweren Nachkriegszeit verdiente er sei­nen Unterhalt als Taucher vor allem bei der Bergung von Schiffswracks im Hamburger Hafen. Später war er als Unternehmer und Reeder erfolgreich im Wasser- und Dükerbau tätig und führte – mit stren­ger Hand – sein Hamburg-Altonaer Unternehmen. Auf der Travewerft und beim Bau des PE-Rohrwerkes Nord­plast in Lübeck-Teerhofinsel, sowie mit Niederlassungen in Düsseldorf, Weinheim a.d.B., Nürnberg, Wien und Paris sowie in Miami/Florida war sein Unternehmen im In- und Ausland tätig. Ich persönlich bedanke mich noch heute bei ihm, denn ohne seine Hilfe wäre ich nicht das geworden, was ich später einmal im Berufsleben sein konnte – ein Bauleiter im Wasser- und Dükerbau. Dieter Harfst Pfi ffi g gelöst Von Otmar Richter Ein Museum lebt, wenn es gelingt, den Besuchern Eigenarten unserer Epoche zu vergegenwärtigen und die Möglich­keit zum eigenen Handeln zu bieten. Neugierig wollen wir machen auf einen Besuch in unserem Museum durch die Vorstellung einzelner Exponate aus der Sammlung. Einschlauchregler, konstruiert und gebaut von 1950 bis 1956 Noch lange tauchte Franz Cech mit die­sem Gerät, hier Mitte der 70er Jahre. In ein Tragegestell für zwei Pressluft­flaschen integrierte er die 1. Stufe eines Druckminderers. Den so reduzierten Druck – den Mitteldruck von etwa 8 bar - leitete er über zwei Schläuche zur 2. Stufe, die dem Taucher die Luft mit dem Umgebungsdruck bereitstellte. Der zweite Schlauch von der 1. zur 2. Stufe war nur dem Tragekomfort für die da­mals noch recht umfangreiche 2. Stufe geschuldet. Auf diesen Schlauch kann man ohne Einbuße der Funktionalität verzichten. Was bleibt, ist ein perfekter zweistufiger Einschlauchregler. 1957 bestand Franz Cech mit diesem Gerät seine Meister­prüfung als Feinmechaniker. Wenn er das damals als Patent angemel­det hätte, Franz Cech wäre ein steinrei­cher Mann geworden. Oktopus von 1962 Als im Jahr 1961 die Firma Healthways (USA) den Einschlauch-Automaten „Healthways Scubair Sonic“ auf den Markt brachte, den Vorgänger der Scubapro-Automaten-Reihe, erkann­te Franz Cech die Verantwortung, die jeder Sporttaucher gegenüber seinem Tauchpartner hat, dem er im Notfall zur Hilfe verpflichtet ist. Hat er es woanders gesehen? Wie nann­te er es? Zweitregler oder Hilfsregler? Oktopus bestimmt noch nicht. Das ist nicht bekannt. Er sann über die Mög­lichkeit nach, im Notfall effektiver und schneller als mit einer Wechselatmung helfen zu können. Da die Hochdruck-stufe dieser Regler einen zweiten Mittel­druckanschluss noch nicht besaß, setzte er in den Mitteldruckschlauch kurzer­hand ein „T-Stück“ mit zwei Schnellver­schlüssen ein. Eine einfache Lösung als Alternative zur Wechselatmung, die sei­nem Anliegen, im Notfall schnell Hilfe leisten zu können, voll genügte. Auch in diesem Fall war Franz Cech der Zeit technischer Neuerungen weit voraus. Beide Exponate sind Geschenke von Anton Cech, „Technical Service“ Wien, an das Sporttaucher-Museum. www.tauchsportklub­adlershof.de/ index.php/museum Vereinskleidung der Historischen Tauchergesellschaft Zusammengehörigkeit drückt sich auch über einheitliche schö­ne Kleidung mit passender Symbolik aus. Wir haben deshalb für unsere Mitglieder und gerne auch für andere Freunde des Alten Tauchens ein kleines Programm von Shirts und Jacken entwi­ckelt, die mit charakteristischen Motiven aus unserem Interes­sengebiet hochwertig bestickt sind. Neben dem Logo der HTG auf der linken Brustseite befinden sich auf dem Rücken mit einem Durchmesser von etwa 25 cm nach Wahl jeweils gestickte Bilder eines Dräger-Taucherhelms, eines Zweischlauchreglers von Dräger oder des Kreislaufgerätes MEDI-Nixe. Die Bilder werden nach Farbfotos der Originale aufwändig gestickt. Die Typen der Kleidungsstücke sind ein Poloshirt in smaragd (hellblau), ein Weste und vier verschiedene Jacken in tinte (dun­kelblau) in Größen von XS bis 3XL. Der künftige Träger wählt nach Typ, Größe und Rückenbild aus und bestellt dann. Die Stücke werden bestimmt auch für Ihre Tauchfreunde zum Hingucker! Weitere Bilder, Bestellinfos und Preise für Nichtmitglieder der HTG (dt. und engl.) finden Sie unter: www.htg-th.eu/th5/kleidung.pdf Weste Poloshirt Kapuzenjacke dition?) auf der Tauchbasis von Dieter Florian am Kulkwitzsee bei Leipzig, organisiert von unserem Mitglied Michael Müller. Unter den 25 registrierten Besuchern waren sowohl Freunde, die schon vor 50 Jahren ihre Tauchausrüstungen selbst gebaut haben, als auch jüngere Leute, die ihr Faible für die alte Tech­nik und „alternatives“ Tauchen entdeckt, bisher vielleicht für sich allein Altes bewahrt und Geräte selbst gebaut haben und auf dem Treffen nun Gleichgesinnte kennen lernen konnten. Einer der neuen Teilnehmer, Jörg Böttcher, schrieb in F...book etwas überschwänglich: Alle Teilnehmer hatten eine Menge zu zeigen. Das Besondere ist, dass die Anwesenden ihre Schätze er­halten, um diese zu benutzen. Somit kam es zum Showdown in der Göhrenzer Bucht. ... Tauchneulinge staunten nicht schlecht, als die alten Haudegen mit ihren historischen Geräten tatsäch­lich abtauchten. Für Anfänger der heutigen Zeit einfach undenk­bar, wie die Vorfahren diesen Sport betrieben. Das Risiko zu überleben scheint gering. Doch die Unfallzahlen dieser Jahrgänge beweisen das Gegenteil. Diese Elite war hervorragend ausgebil­det und trainiert, beherrscht(e) ihr „Handwerk“. Diese Treffen in verschiedenen Teilen Deutschlands sind ja zur Ergänzung des jährlichen großen internationalen Treffens der HTG im Juni in Neustadt/Weinstraße gedacht. Wir wollen die Gleichgesinnten erreichen, denen der Weg nach Neustadt zu weit ist oder die erst mal schnuppern wollen, ob sie bei uns richtig sind. Diesen Zweck haben wir wohl bei diesem Mal in besonderem Maße erreicht, in gewohnter Planlosigkeit und Ungezwungenheit. Es kamen aber auch Freunde von weit her, mit Anfahrten um 400 km, und wir hatten auch nette „weiterbildende“ Unterhal­tungen mit den „Normalotauchern“ der Basis und zufälligen Besuchern, die wirklich manchmal etwas ungläubig auf die „archaischen“ Geräte blickten, wie es einer nannte. Ansonsten lassen wir einfach die Bilder sprechen. In F...book in der Gruppe „Historische Tauchergesellschaft“ gibt es noch mehr Bilder und Meinungen. Mannschaft danken, die uns wieder sehr freizügig und gast­freundlich empfangen und neben dem herrlichen Wetter, das wir natürlich hatten, zu diesem schönen Tag beigetragen haben. TauchHistorie 05/2016 Frühjahrstreffen 2016 - Kulkwitzsee 67 Dieter Florian -bekannter UW-Fotograf schon seit DDR-Zeiten und Gastgeber in seiner Tauchbasis Uwe Gläser mit Nemrod Snark III, Fenzy-Rettungskragen und Haihaut-Anzug (Foto: Jörg Böttcher) Vorschau Das Heft 6 der „TauchHistorie“ wird im Dezember 2016 erschei-Jürgen Schmidt: Ich will Taucher werden … nen und neue und zitierte Artikel zur Tauchgeschichte vorstel-Wolfgang Mackowiak: Taucher, Sammler, UW-Filmer len. Wir berichten über einen kuriosen Taucherhelm, wie ihn Wilhelm Bauer: Die Hebung der Ludwig schon Hans Hass verwendete, und das legendäre Tauchgerät TH 2013-2015: Inhaltsverzeichnisse, nach Autoren geordnetes Poumondeau, das den Geräten von Spirotechnique hätte Kon-Verzeichnis kurrenz machen können, und die Tauchgeräte, die Ted Eldred TGS 2014-2015: Inhaltsverzeichnisse, systematisches Ver­erfand, bevor er den ersten Einschlauchregler der Welt baute. zeichnis, Autoren Außerdem beschreiben wir weitere historische Reglertechnik von Dräger, Scubapro und aus der CSSR. Die Konstrukteu­re des einzigen aktuell produzierten Zweischlauchreglers, des Argonaut Kraken, stellen uns das Projekt hoffentlich in dieser Ausgabe vor, nachdem es schon für Heft 5 versprochen war. Ein weiterer Artikel wird dokumentieren, wie Hans Hass sich in der zeitgenössischen Presse abbildete. Die legendäre Kamera Siluro wird uns ihre Geschichte erzählen und wir zeigen, dass auch solche scheinbar selbst verständlichen Tauchhilfen wie Flossen erst erfunden werden mussten. Der aktuelle Artikel zu den Messern der DDR-Kampftaucher wird mit dem zweiten Teil abgeschlossen. Schließlich informieren wir auch wieder über die Aktivitäten und Treffen der Historischen Taucherge­sellschaft und die unserer Partner-Gesellschaften aus aller Welt und stellen Schriften aus der historischen Tauchliteratur vor. Weiteren Lesestoff zum Thema bietet die „Tauchgeschichte Die TGS 8/2016 hatte im Mai u. a. folgende Themen: Spezial“ (TGS), die von unserem Mitglied Norbert Gierschner Tauchabenteuer zwischen 1501-1600 in Eigenverantwortung herausgegeben wird: Die bewaffnete Schildkröte Die TGS 7/2016 als Themenausgabe „Biografien und Verzeich-Werften, Bergungen, Taucherdienste: Gebr. Beckedorf nisse“ publizierte im März folgende Themen: Ein außergewöhnlicher Taucher: George Wookey, Royal Navy Buonaiuto Lorini: Die Ideen des Kriegsingenieurs Hans Hass: Menschen unter Haien Sir Franzis Bacon: „Große Erneuerung …“ Die Bastelecke: Taucherkompasse restaurieren Jacob, der Taucher / Bergungen im 17. Jahrhundert Robert Stigler und der lange Schnorchel Henri Milne Edwards: Bewaffnet nur mit einer Spitzhacke Tauchen mit PVC-Rohr und Fußballblase Paul Bert: Dem Deko-Unfall auf der Spur Baustellenablauf einer Spundwandreparatur Louis Boutan: Zuchtperle und UW-Fotografie Der Tod des Kommandanten Martin Krödel: Mit Taucherhelm und Medi-Nixe Bestellen kann man die TGS direkt im Verlag Norbert Gierschner Gerhard Steinert: Am Anfang des Sporttauchens in der DDR unter NGierschner@t-online.de. Impressum Historische Tauchergesellschaft e.V. Autoren dieses Heftes: Anzeigenleitung und Abonnentenservice: Villenstraße 6, 67433 Neustadt/Weinstr. Sybille Walter-Schuster Ulf Barthel Tel.: +49 (0) 6321 8 09 23 Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH franz.rothbrust@historische-tauchergesellschaft .de Dieter Harfst Ernst-Udet-Straße 17, 67435 Neustadt/Weinstr. www.historische-tauchergesellschaft .de Jeroen Gompelman Tel.: +49 (0) 6327 96 18 36 www.htg-th.eu DiveInside Fax: +49 (0) 6327 96 18 37 Verlag: Christian Jeanrond Email: s.schuster@dwv-neustadt.de Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH Otmar Richter Ernst-Udet-Straße 17, 67435 Neustadt/Weinstr. Produktion: Hugo Ruys Tel.: +49 (0) 6327 96 18 36 Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH Fax: +49 (0) 6327 96 18 37 Kurt Schaefer 67435 Neustadt/Weinstr. 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