TauchHistorie 04/2015 Editorial Editorial Neue Besen...? Als wir uns bei Gründung der HTG vornahmen, eine Hochglanz-Vereinszeitschri als Printmedium herauszubringen, war ich dagegen. Mir schwebte ein Internet-Magazin mit technisch anspruchsvollen und international interessierenden Beiträgen vor, das jedes Mitglied unentgeltlich und jeder andere gegen einen kleinen Obolus bequem an seinem Bildschirm lesen und auch gleich in unserem Forum diskutieren könnte. Das halte ich immer noch für einfacher realisierbar, mehr Breitenwirkung erzielend und leichter archivierbar. Meine Fraktion wurde überstimmt, und unser Mitglied Wolfgang Freihen machte sich mit einem großen Erfahrungsschatz und viel Einsatz an das Werk. Ich fing auch wieder an, Artikel zu schreiben und bemerkte mit Erstaunen, dass es Befriedigung verschaffte, das gedruckt zu sehen und Gleichgesinnten haptisch übergeben zu können. Ein gewisses Verständnis für die Vorliebe der Druckfraktion ist also gewachsen. Die drei seit 2013 erschienenen Hefte haben mir als Editor-Laien vom Erscheinungsbild und zu einem Großteil auch vom Inhalt her gefallen, so dass ich meinem Vorgänger für seine Arbeit danken möchte. Wir wollen künftig als Vorstand gemeinsam an der Tauchhistorie arbeiten und dafür sorgen, dass sie regelmäßig im Juni und im Dezember erscheinen kann. Ich möchte auch den Autoren weitgehend ihre Freiheit und damit aber auch mehr Verantwortlichkeit lassen für das, was sie schreiben und was sie an Quellen, Bildern,... einsetzen. Wir streben für jedes Heft einige ausführliche und detaillierte Artikel mit vielen unterstützenden Bildern an, die ein Thema, eventuell über mehrere Ausgaben, erschöpfend abhandeln und viele Hinweise auf verzweigende Zusatzinformationen bieten. Ich sehe die Zeitschri Tauchhistorie aber auch nur als einen Teil der Publikationen unserer Gesellscha, die eng miteinander verochten werden müssen. Da sind noch die Tauchgeschichte Spezial als Initiative unseres Mitgliedes Norbert Gierschner, die viermal im Jahr erscheinen soll, und vor allem das Internet-Forum der HTG, die Internet-Seite und das Dokumenten-Archiv der HTG. Nur die aktive Mitarbeit des Großteils der Mitglieder in diesem gesamten Pentagon kann uns zu einer attraktiven Gesellscha für unsere internationalen Partner und auch neue Mitglieder machen. Ich hoe, Sie begleiten uns dabei, lieber Leser! Ihr Dr.-Ing. Lothar Seveke Titelbild: La Spirotechnique Dreiaschengerät “Tri-Acier” mit Atemregler „CG45“, gebaut für den Einsatz in der französischen Marine Nationale. Solche Geräte wurden im Film „Schweigende Welt“ und von der Equipe Cousteau verwendet. Der Atemregler ist zwischen 1949 und 1952 gebaut worden, erkennbar an dem kleinen Firmenschild. Das Tauchgerät stammt wohl aus den Jahren 1954 bis 1957. Foto: David Dekker Inhalt Seite 3 Editorial Seite 4 25 Jahre HDS Großbritannien Seite 6 Karl Heinrich Klingert - neue Recherchen Seite 9 Verlegen von Unter-Wasser-Kabeln Seite 16 Als Industrietaucher bei der SOGETRAM Seite 23 Vom Leinensignal zum Tauchertelefon Seite 27 Die frühen Unterwasser- Filmkameras von Hans Hass Seite 34 Zu Besuch bei Dr. Kurt Schaefer Seite 36 Hommage an Louis Boutan Seite 40 CG45 und Mistral - DIE Initiatoren für das Sporttauchen Seite 50 Villy Arp - ein dänischer Tauchpionier Seite 58 Auf den Spuren des MEDI 713 in der Tschechoslowakischen Republik Seite 63 Just add Water: Mares Seite 69 Das Sporttauchermuseum des Tauchsportklubs Adlershof Seite 71 Internationales Klassik-Tauchertreffen 2015 Seite 74 Fast schon Tradition an Kulki und Helene Seite 76 International Historical Diving Event 2015 in Sweden Seite 77 Herbsttreffen „Süd“ am SinningerSee Seite 80 Bibliophiles Seite 81 Vorschau für die nächste Ausgabe 25 Jahre HDS Großbritannien TauchHistorie 04/2015 25 Jahre Historical Diving Society in Großbritannien Grußadresse des Vorstandes der Historische Tauchergesellschaft e.V. Unseren herzlichen Glückwunsch zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum an unsere Muttergesellschaft in Großbritannien! Mitglied dieser international aktiven Organisation zu sein, erfüllt uns mit Stolz! Es sind dadurch viele gute Kontakte zu Gleichgesinnten in aller Welt entstanden. Man kennt sich aber nicht nur „digital“, durch die internationalen Treffen sind daraus viele persönliche Freundschaften hervorgegangen. So wurde es möglich, über den eigenen Maskenrand hinaus zu schauen und viel Interessantes zur Tauchgeschichte anderer Länder zu lernen. Wir gehören zu den jüngsten „Kindern“ der „Historical Diving Society“ und möchten uns für die umfangreiche Unterstützung beim Aufbau der Historischen Tauchergesellschaft e. V. bedanken, ganz besonders bei John Bevan, Peter Dick und Richard Walsby aus England. Ebenso unseren herzlichen Dank auch an Leslie Leany und Sid Macken aus den USA sowie Des Williams und Stephen Taylor aus Australien. Peter und Leslie haben an unserer Gründungsversammlung im Juni 2013 teilgenommen, auch dafür nochmals vielen Dank. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zukunft und werden unser Bestes tun, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Der Vorstand der Historischen Tauchergesellschaft: Ulf Barthel, Franz Rothbrust, Lothar Seveke und Frank Werthwein. Blick auf „The Diving Museum“ der HDS UK in Gosport/England, welches im August 2010 eröffnet wurde http://www.thehds.com/museum TauchHistorie 04/2015 25 Jahre HDS Großbritannien Beginnings of the HDS Von Peter Dick (Übersetzung unter www.htg-th.eu/th4/hdsuk25.pdf) It all began with a letter from Nick Baker, published in Diver magazine, March 1990 issue, under the heading of ‘Hold History’. Nick wrote “On Wednesday, January 21, 1989 a diver in Portsmouth Naval Base completed a job during the undocking of the submarine Onyx. He wore Siebe-Gorman Standard Dress - the very last time this apparatus will be used at Portsmouth, and the end of a 150 year diving tradition. This event, and others like it, highlights the need to preserve and study our diving heritage. I would like to propose the formation of a Historic Diving Society. This would provide a forum for individuals who have an interest in the subject and enable a means of identifying, protecting and preserving relevant artefacts and archives. If interested, people can contact me, so that I can begin compiling a list of potential members and coordinate an Inaugural meeting. Nick Baker” Nick supplied his address with the letter, he teamed up with John Bevan, word soon got out and a group of interested people were subsequently invited to attend a meeting. What turned out to be the ‘inaugural’ meeting of The Historical Diving Society was held on Saturday, 29 September 1990, at the headquarters of Siebe Gorman & Co Ltd, then in Cwm bran, South Wales. This was quickly followed by the publication of The Historical Diving Society Newsletter, which has evolved into the Historical Diving Times. Things then moved quickly, as in 1991 the society held its first annual conference in the Deep Sea Adventure Diving & Shipwreck Museum at Weymouth, its first Diving Rally at Stoney Cove, its first Exhibition stand at the Crystal Palace in north London, its first visit to Whitstable, home of many of the earliest British divers, and its first Bibliophiles (that is, people who love books) meeting at Reg Vallintine`s house. The society in the UK has not only continued with regular repeats of these successful events but has since added Film Evenings, established a comprehensive Divers‘ Index logging the lives of divers, initiated the installation of Blue Plaques (these are circular ceramic plates placed on the wall outside buildings in the UK giving the name, dates and profession of important people who had lived there), reinstated Augustus Siebe‘s grave memorial stone and built its list of publications to include the International Journal of Diving History, the Annual Conference Proceedings, a range of authoritative monographs and its digital newsletter, Rope Signal. Over the years, approaching twenty international HDS societies have sprung up each dealing with its own national history, so that now, twenty five years on, diving history from across the world is fast becoming an accepted study. Karl Heinrich Klingert TauchHistorie 04/2015 Karl Heinrich Klingert - neue Recherchen Von Karina Kowalska, Justyna Wasiak Vor fast 20 Jahren begann Michael Jung aus der damaligen deutschen Gesellschaft für Freunde der Geschichte des Tauchens (HDS) seine beschwerliche Suche nach Materialien über einen 1760 in Breslau (heute Wroclaw) geborenen Erfinder - Karl Heinrich Klingert. Mechanicus Klingert schuf neben vielen anderen Erfindungen einen Taucheranzug, der im Jahr 1797 im Wasser der Oder in der Praxis erprobt wurde. Die Bedienung und Bestandteile des Anzugs beschrieb er ausführlich in einem im gleichen Jahr herausgegebenen Prospekt, der auch eine detaillierte Zeichnung seiner Erfindung beinhaltete. Die Suche nach Informationen war sehr mühselig, denn viele Archivmaterialien wurden entweder während des Zweiten Weltkrieges, bei der Schlacht um Breslau, zerstört oder über Archive von verschiedenen Museums-, Universitäts- bzw. Bibliothekseinrichtungen, sowohl in Polen als auch außerhalb Polens (z. B. in Deutschland) verstreut. Als Ergebnis der fünf Jahre dauernden Forschungen Michael Jungs entstanden einige Bücher über Klingert und seinen Taucheranzug, unter ihnen auch die erste und bisher einzige Biografie des Erfinders (Karl Heinrich Klingert, Tauchgeschichte- Kompendium, Merzig-Weiler 1998). Michael hatte Zugang zu den Originaldrucken von Büchern, die Klingert über seine Taucher-Erfindungen verfasste (aus den Jahren 1797 und 1822 – Letzteres blieb bis zu seiner Entdeckung fast 200 Jahre unbekannt.). Auf der Arbeit von Michael basierend, ließ die englische Historical Diving Society die englischen Übersetzungen von beiden Büchern von Klingert herausgeben, mit einer Einführung von M. Jung und einem Vorwort von einem englischen Literaturkenner aus der HDS–UK - N. Phillips (Description of a Diving Machine by K. H. Klingert , 2002). Justyna im Wroclawer Archiv In Polen erschien bisher keine Publikation von H. K. Klingert, außer einer kurzen Anmerkung in der Enzyklopädie von Wroclaw 2006 (Jan Harasimowicz, Encyklopedia Wroclawia, Verlag Wydawnictwo Dolnoslaskie, Auflagen 2000, 2001 und 2006). Wir beschlossen daher, diese Lücke zu schließen, über Klingert neu zu recherchieren und ihn als Bürger einer europä ischen Stadt an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert sowie als einen typischen Vertreter der Aufklärungszeit darzustellen. Seit der Zeit, als Michael Jung die Archivsammlungen in Polen und Deutschland durchforstete, hat sich dort viel verändert. Die meisten Bibliothekssammlungen in den großen europäischen Einrichtungen wurden digitalisiert und in elektronischer Form im Internet zugänglich gemacht. Dadurch eröffneten sich neue Suchmöglichkeiten, die wir nutzen wollten. Auf die traditionelle Suchmethode in Bibliothekskatalogen haben wir dennoch nicht verzichtet, wobei wir darauf rechneten, dass infolge der Digitalisierung neue Informationen zu der uns interessierenden Persönlichkeit lokalisiert werden könnten. Unsere Recherchen umfassten die Bibliotheken von Wroclaw, Warszawa, Poznan und Berlin. In Digitalsammlungen haben wir bisherin folgenden Bibliotheken recherchiert: Österreichische Nationalbibliothek, Bayerische Staatsbibliothek München, Sächsische Landes-und-Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden, Bibliothèque de la Ville de Lyon, Library of the University of Michigan, University of California, Berkeley Library, Bodleian Library Oxford, Stanford University Library, Harvard College Library, Astor Library New York und viele, viele andere. Das Ergebnis unserer Suche überstieg unsere kühnsten Träume! 1. Sechs Exemplare eines Buches, von Klingert im Jahr 1797 geschrieben und herausgegeben, mit dem Titel „Beschreibung einer in allen Flüssen brauchbaren Tauchermaschine, mit zwei Kupfertafeln“, wurden von uns in den Bibliotheken von Dresden, München, Paris, Kopenhagen, Coburg und Breslau gefunden. Nur das Breslauer Exemplar des Buches hat, aus unbekannten Gründen, das gedruckte astronomische Symbol des Saturn am Rand. 2. Nur zwei Exemplare eines Buches, von Klingert im Jahr 1822 geschrieben und herausgegeben, mit dem Titel „Kurzer Nachtrag zu der Geschichte und Beschreibung einer Tauchermaschine nebst der Erklärung einer Laterne oder Lampe, die in jeder verdorbenen Luft und im Wasser brennt“ wurden von uns in den Bibliotheken von München und Wien gefunden. Von Klingert bezahlte Steuern TauchHistorie 04/2015 Karl Heinrich Klingert 3. In den Archiven von Wroclaw (Breslau) haben wir Anschriftendaten gefunden, die mit Klingert zusammenhängen können: • Verzeichnis von zwei Immobilien (1111 und 1112) in der Ohlauer Straße 42, für die Klingert Steuern entrichtete • Anschrift der Witwe von Klingert, die nach seinem Tod in der Nikolai-Straße 25 wohnte • Anschrift des Wohnsitzes von Klingerts Bruder, der ein Jahr vor Klingert starb und ihm eine Wohnung im Langenholz 65 hinterließ • Totenschein von Klingerts Bruder • Informationen von Klingerts Begräbnis (der Friedhof existiert nicht mehr) In Berliner Archiven haben wir Folgendes gefunden: • einen bislang nicht veröffentlichten Originalbriefwechsel unter den Wissenschaftlern aus der Berliner Akademie der Wissenschaften, die den von Klingert geschaffenen Taucheranzug beurteilten, z. B.: Abel Burja, Martin Heinrich Klaproth, Jean Trembley, Karl Ludwig Willdenow, Johann Elert Bode, Georg Friedrich von Tempelhoff, Johan Gottlieb Walter, Johann Bernhard Merian, Johan Phillip Gruson, Johan Bernoulli III. und Franz Karl Achard. Beim Entziffern dieser handschriftlichen Urkunden, auf Französisch und Deutsch geschrieben, haben uns Phillippe Rousseau von der französischen HDS, Michael Jung aus dem HansHass- Institut sowie Franz Rothbrust und Ulf Barthel aus dem deutschen Verein HTG bedeutend geholfen. • Originalurkunde – Erklärung der Personen (Augenzeugen), die am 24. Juni 1797 den Mann im Anzug von Klingert tauchen sahen. Alle namentlich genannten Zeugen waren entweder Professoren an der Universität Breslau oder im Maria-Magdalena- Gymnasium. Jeder von ihnen bestätigte diese Erklärung mit eigenhändiger Unterschrift. • Originalantwort von Klingert, auf 27 Blättern handgeschrieben, auf Bedenken der Berliner Wissenschaftler, mit der Originalunterschrift Klingerts • eine von niemandem bislang beachtete Zeichnung mit einem von Klingert erfundenen U-Boot, samt der von Klingert selbst verfassten Beschreibung der Funktionsweise Die originale Unterschrift Klingerts Klingerts Unterseeboot, Archiv der BBAW, PAW I (1700-1811), I-V-100, Bl. 27 Karl Heinrich Klingert TauchHistorie 04/2015 • Zeichnung eines Telegrafen (wahrscheinlich), von Klingert erfunden • voller Satz von Unterlagen zu einer Armprothese In diesem Satz gab es eine Zeichnung, eine detaillierte Beschreibung von Struktur und Funktion sowie einen Brief an die Berliner Akademie der Wissenschaften, der zeigt, dass Klingert zwei Prothesen schuf, die eine für die Person, die sie brauchte,dieanderefürdieBerlinerAkademie. DieseProthese blieb bis zum Jahr 1822 im Besitz des Chefs des Preußischen Militärmedizin-Wesens – Generalstabsarzt Dr. Johann Friedrich Goercke (1750-1822). • Presseinformationen von den Industrieausstellungen, die in Breslau durch die Schlesische Gesellschaft für Vaterländische Kultur veranstaltet wurden Während dieser Ausstellungen präsentierte Klingert seine Erfindungen, woher wir wissen, dass noch im Jahr 1827 in der Ausstellung in Breslau der Taucheranzug sowie das Modell des Unterseeboots von Klingert zu sehen waren. In amerikanischen Archiven haben wir Pakete von Bulletins gefunden, die in Breslau durch die Schlesische Gesellschaft für Vaterländische Kultur – d.h. durch die Schlesische Wissenschaftliche Akademie, deren Mitbegründer Klingert war, herausgegeben wurden. In der Bayerischen Staatsbibliothek München lasen wir Materialien von einem anderen Erfinder eines Taucheranzugs. Dieser Erfinder beharrte, dass Klingert ihm die „Vorherrschaft“ für diese Erfindung durch geistigen Diebstahl entzogen habe. In österreichischen Archiven fanden wir ein Buch, in dem von einer Notausrüstung die Rede war, bei deren Vorrichtung zur WasserrettungderTaucheranzugvonKlingerterwähntwurde. In der Stadtbibliothek von Lyon in Frankreich haben wir eine Beschreibung des Taucheranzugs von Klingert in ”Les Annales des arts et manufactures” aus dem Jahr 1800 entdeckt, mit der Anwendung für die Wasserrettung. Den gleichen Hinweis sahen wir im „Philosophical Magazine” aus dem Jahr 1799 in einer englischen Beschreibung des Taucheranzugs von Klingert, deren elektronische Kopie in der Universitätsbibliothek von Michigan vorhanden ist. Diese hat unsdannaucheinMitgliedderenglischenHDS,derLiteratursammler N. Phillips, in seiner Privatsammlung direkt zugänglich gemacht. Aus dem Text desNekrologes aufKlingert inder„Technischen Monatsschrift” ausdemJahr1828undseinerErgänzunginder folgenden Nummer, die von dem langjährigen Freund Klingerts, Longinus Jungnitz, Professor der Astronomie an der Universität Breslau, verfasst wurden, erfuhren wir, welche Geräte und Erfindungen nach dem Tod Klingerts zum Verkauf bestimmt wurden. Während der Recherchen stießen wir auch auf die Bekannten Klingerts: seine Klassenkameraden aus dem Maria-Magdalenen- Gymnasium, Mitschüler ausderAkademie der Bildenden Künste, Mitstudenten aus der Universität Breslau, Wissenschaftler, für die Klingert verschiedene Instrumente und Geräte fertigte, sowie die aufgeklärten Personen, mit denen er die Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Kultur gründete. Wir fanden auch die ausführliche Beschreibung der Zeremonie der Verleihung des Titels eines Ehrenmitglieds der Philo sophischenFakultätderUniversitätBreslauanKlingert,dieim Jahr 1803 stattfand. Das alles und noch viel mehr von den interessanten Informationen über den Interessenbereich Klingerts sowie von möglichen Inspirationsquellen für seine Erfindungen präsentieren wir in einem von uns vorzubereitenden Album mit dem Titel "K. H. Klingert – ein Bürger von Breslau (Wroclaw)", dessen Herausgabe für Dezember diesen Jahres von uns geplant wird. Wir hoffen, dass die Leser in unserer Publikation viele interessante Informationen finden, die auf diese bemerkenswert talentierte Persönlichkeit ein neues Licht werfen. Zum Schluss möchten wir die Leser gerne einladen, unseren Bildband zu Karl Heinrich Klingert zu lesen, der Anfang 2016 über die Webseite des Tauchmuseums zu erwerben ist (ISBN 978-83942616- 0-3). Darin werden die neu gefundenen Informationenlukrativdargestellt, auchinVerbindungmiteinerumfangreichen Bibliografie zu den erwähnten Quellen. Karina Kowalska ist Gründerin und Direktorin des TauchmuseumsWarschau inPolen http://www.muzeumnurkowania.pl undstellvertretendeVorsitzendederHistorischenTauchgesellschaft (HDS Poland) http://www.hds-poland.org. In den letztenneunJahrenpubliziertesieüber100ArtikelzurGeschichte des Tauchens in internationalen und polnischen Zeitschriften. Das Muzeum Nurkowania wurde 2007 in Warschau gegründet. Es zeigt den Besuchern eine breite Palette von Aktivitäten, die unter Wasser durchgeführt werden können, sowie die Geschichte des Tauchens in Polen. Mehr als 900 Exponate sind hier versammelt und umfassen verschiedene Spezialgebiete desTauchens.EinigederExponatesindeinzigartiginderWelt. Justyna Wasiak ist Redakteurin und Mitbegründerin von Free Frog TV http://freefrog.tv, des ersten polnischen Internetfernsehens über Tauchen. Sie ist Lehrerin, Dolmetscherin für DeutschundTaucherin,interessiertsichsehrfürdieGeschichtedesTauchensundistMitgliedderHistorischenTauchgesellschaft Polens. Free Frog TV wurde im Jahr 2013 gegründet, um alle Formen des Tauchens zu dokumentieren und zu fördern. Bisher wurden über 100 verschiedene Filmproduktionen über das Tauchen realisiert. Weiterführende Links zum Thema: www.htg-th.eu/th4/klingert.pdf TauchHistorie 04/2015 Verlegen von Unter-Wasser-Kabeln Ohne Taucher geht es nicht - Verlegen von Unter-Wasser-Kabeln Das Einspülverfahren für Kabel und Kabelschutzrohre durch Seen, Flüsse und in Küstenbereichen aus der Sicht eines Wasserbauers und Helmtauchers im Ruhestand Von Dieter Harfst Geschichte des Verlegens von Unter-Wasser-Kabeln Das Buch „Die Untersee-Kabel in Wort und Bild“ von O. Moll - Westdeutscher Schriftverein Cöln 1904, 140 Seiten + farbiger Karte über die Anfänge der Kabellegerei zeigt auf, wie besonders schwierig es in diesem Geschäft bis in die heutige Zeit zuging Die Einspülung von Kabeln und Kabelschutzrohren wurde bei Unterwasserverlegung den konventionellen Verlegungsarten (z.B. Baggerung) aus Machbarkeitsgründen deutlich vorgezogen. Die Idee, mittels Kabel durch das Meer getrennte Kontinente telegraphisch zu verbinden, gab es schon 1795, als der Spanier Salva vor der Akademie der Wissenschaften in Barcelona dies vortrug. 1811 griffen die Deutschen Sömmering und Schilling diese Idee auf [01], als sie einen mit Kautschuk isolierten Draht durch die Isar legten. Die beste Technologie zu finden, war ein Wettlauf, vor allem mit England, das technisch zu dieser Zeit immer mit führend war. Werner von Siemens beabsichtigte, die von Felten & Guilleau me (F&G Köln, gegründet 1873) [02] bezogenen Flusskabel für die oberirdische Kabellinie Warschau-Petersburg durch seinen „Maulwurfspflug“ in das Flussbett einzubringen. In einem Brief vom 21. Januar 1854 schrieb er: „Durch einen Pflug wollen wir den Draht drei Zoll (1) unter Grund des Flusses einfügen, was nicht schwierig sein wird, da keine Steine in der Weichsel sein sollen. Ich möchte dasselbe bei den übrigen Flüssen anwenden. Der Pflug ist nach unserem englischen Patent konstruiert.“ (2) In Deutschland legte Werner von Siemens erstmalig ein Flusskabel zwischen Köln und Deutz durch den Rhein. Dieses war durch eine Hülle aus Stahldrähten geschützt. Die Kölner Kabelherstellerfirma F&G veröffentlichte einen Aufsatz mit einer ausführlichen Beschreibung der Bauart und der Herstellung ihrer „Telegraphen-Seile für unter Wasser fortzuführende Leitungen“. Darin wird ein vieradriges Kabel mit einer Bewehrung aus 9 Drahtlitzen abgebildet. Als Vorteil der Litzen gegenüber den Volldrähten wird angeführt, dass das Kabel dadurch biegsamer sei und so ein etwaiger Bruch eines oder mehrerer Litzendrähte infolge Materialfehlers den Bestand des Kabels nicht gefährde. Kabel mit einer Bewehrung aus Volldrähten werden wegen des geringeren Preises für Seekabel empfohlen. Werbung der Kölner Kabelherstellerfirma 10 Verlegen von Unter-Wasser-Kabeln TauchHistorie 04/2015 Die erste Kabel-Verbindung zwischen Amerika und Europa (von Neufundland bis vor die irische Küste) gelang den Verlegeschiffen „Niagara“, und „Agamemnon“. Ein Spleiß auf See gelang, aber die Bewehrung war so schwach, dass die Verbindung nur vier Wochen Bestand hatte. Der Wettbewerb in diesem Geschäft wurde immer größer und es waren schon mehrere Verbindungen in der Welt gelegt, bevor Werner von Siemens 1874 einen telegraphischen Verkehr realisierte. Mit dem Siemens-eigenen Schiff „Faraday“ wurde von der irischen Küste ein Kabel unter vielen Mühen und Reparaturen bei einer Meerestiefe von fast 600 m nach England verlegt und nach Anlandung in Torbay/ Halifax der Telegraphenverkehr aufgenommen. 1900 wurde von Emden über Borkum und über die Azoren nach New York das erste transatlantische Kabel verlegt. Die Statistik aus dem Jahr 1903 Deutsche Atlantik-Kabelkarte, Stand 1903 Aufbau des von Emden nach Borkum verlegten Küstenkabels (Anlandung auf Borkum am 5. Mai 1900) und des Tiefseekabels von Emden über die Azoren nach New York (Anlandung 27./28. Mai 1900) „Die Untersee-Kabel in Wort und Bild“ von O. Moll - Westdeutscher Schriftverein Cöln 1904 TauchHistorie 04/2015 Verlegen von Unter-Wasser-Kabeln 11 Seekabel-Herstellung in Deutschland und die „Deutsch-Atlantische Kabel- Gesellschaft Berlin" (3) Der Interessierte sollte auch wissen, dass nach 1890 ein neues Kabelzeitalter angebrochen war. 1895 waren Faserstoffkabel nach günstigem Verlauf der Versuche allgemein eingeführt [03]. An der Lieferung waren außer Siemens & Halske (S&H Berlin) zunächst F&G und Franz Clouth, Köln, beteiligt. (4) Die Bauart der Kabel unterschied sich bei den einzelnen Herstellern etwas, statt Jute wurde Baumwolle oder auch Papier genommen. Einheitlich blieben aber die feste Umwicklung des Leiters mit Faserstoffen ohne Luftraum, Imprägnierung und Bleimantel. Der Begründer der Firma „Franz Clouth, Rheinische Gummiwarenfabrik A.G., Cöln“ wurde 1838 in Köln geboren. Der äußerst angesehene Bürger Kölns brachte 1876 Kautschukpflanzen aus Südamerika nach London (Botanischer Garten Kew Garden) und brach damit das Kartell der südamerikanischen Plantagenbesitzer. Er hatte einen Teil seiner Lehrjahre in England verbracht. Ab dem Jahre 1868 produzierte er in seinem Betrieb in Köln-Nippes als einer der ersten Fabrikanten Guttapercha. Früh brachte er Gummi- Treibriemen auf den deutschen Markt, stieg ins Kabelgeschäft ein und produzierte auch wasserdichte Stoffe für Taucheranzüge. Da der deutsche Markt es hergab, fertigte Clouth komplette Helmtauchgeräte – vom Anzug bis zur Luftversorgung. Seit 1895 wurden Faserstoffkabel von der Reichstelegraphengesellschaft allgemein eingesetzt; die ersten Lieferverträge wurden im Juli mit S&H, F&G und Franz Clouth abgeschlossen. Am 1. März 1896 wurde die „Deutsche See- und Telegraphengesellschaft“ gegründet, auf die F&G ihre Konzessionen übertrugen, soweit sie die Verlegung des Kabel Borkum- Nordamerika (via Vigo in Galizien) betrafen. Am 16. Juni bekam die Firma die Landungserlaubnis der spanischen Regierung für ein Seekabel Borkum-Vigo. Am 3. Juli 1896 wurde die Konzession (mit F&G) zur Führung des geplanten Seekabels nach Nordamerika über Vigo und im August/ September mit dem Reichspostamt/Felten & Guilleaume abgeschlossen. Ein Nachtrag zur Konzession vom 17. August 1894 an F&G (als Vertretung für die Deutsche See- und Telegraphengesellschaft) betraf die Führung des deutsch-amerikanischen Seekabels über Lissabon-Azoren statt über Vigo. Am 1. Mai 1895 wurde der Plan eines Seekabels Borkum-Lissabon- Azoren-New York vom Reichspostamt mit Commercial Cable & Co (GB) , Eastern (USA) und F&G (in Vertretung der Deutschen See- und Telegraphengesellschaft) statt über Vigo vereinbart und am 16. Juni 1898 beschlossen. Das Kabel bestand aus Kupfer und war mit Guttapercha (5), einem dem Kautschuk ähnlichen Material, isoliert. Blatt und Blüten des Guttapercha-Baumes Insgesamt sind in den Weltmeeren etwa 385.000 Kilometer Seekabel verlegt [05]. Dieses Kabel war 7.993 Kilometer lang. 1898 planen die Felten & Guilleaume Carlswerke A.G. und die Land- und SeeKabelwerke A.G., eine Gründung von Franz Clouth, unabhängig voneinander je ein Kabelwerk an der deutschen Küste, was garantiert mit dieser Kabelverlegung zu tun hatte. Die Land- und Seekabelwerke A.G. erwarb Ende 1898 geeignetes Gelände und begannt noch im gleichen Jahr mit den Bau- arbeiten (mit Straßen-, Gleis- und Seeanbindung/Kaianlage) in Nordenham/Weser. Ein „Kabeldampfer“ (Name nicht bekannt, vermutlich CS. „Anglia“ oder CS. „Britannia“) wurde in England bestellt. Das Kabelwerk in Nordenham/Unterweser um 1900 12 Verlegen von Unter-Wasser-Kabeln TauchHistorie 04/2015 Da zwei Seekabelwerke nebeneinander geschäftlich nicht sinnvoll waren, einigten sich die Beteiligten (F&G, Clouth und andere beteiligte Gesellschaften) auf Anregung des Reichspostamtes auf die Gründung einer neuen Gesellschaft, die „Aktiengesellschaft Norddeutsche Seekabelwerke“ (NSW). Deren Aktien übernahmen F&G und die Deutsch-Atlantische Telegraphengesellschaft (DAT). Clouth hatte an der DAT einen 50%igen Anteil. Das Clouth-Tauchgerät ist ausführlich beschrieben in dem Buch „Dienstanweisung für Taucher, Berlin 1898“ (Original im Besitz des Autors, Nachdruck erhältlich bei „Tauch- Info-Büro Norbert Gierschner“, Berlin) Am 26. Mai 1900 war das NSW-Seekabel (von Greetsiel über Borkum-Azoren-New York) mit CS. „Anglia“ und CS. „Britannia“ fertig verlegt. Am 7. April 1921 wurde die „Deutsche Fernkabel-Gesellschaft“ (DFKG) (6) in Berlin gegründet. Das Ziel der Gesellschafter der Deutschen Reichspost war, das unterirdische Fernmeldenetz im Deutschen Reich aufzubauen (S&H, AEG, F&G und drei weitere Gesellschafter). Nach dem II. Weltkrieg wurde der operative Sitz nach Rastatt/ Baden verlagert. (7) Elf Gesellschaften waren beteiligt – die Firma Clouth (8) war nicht dabei. Nach der Wende (Vereinigung BRD/DDR) am 3. Oktober 1990 wurde der Sitz der DFKG nach Berlin verlegt. Bis in die 1990er Jahre sollten Kupferleitungen Träger der Kommunikation bleiben. Das erste transatlantische Kabel mit Glasfasertechnik nahm im Dezember 1988 seinen Betrieb auf. Es konnte 30.000 Telefonate gleichzeitig übertragen. Seitdem sind die Kapazitäten geradezu explodiert. Die heute auf dem Grund der Weltmeere liegenden Glasfaserkabel transportieren mehr als 1.000 GByte pro Sekunde. Das entspricht ca. 62 Millionen Telefonaten. Die Einspülfirma „Rudolf Harmstorf Wasserbau und Travewerft GmbH“ in Hamburg-Altona und Lübeck, Düsseldorf und Weinheim [03] Alnwick Harmstorf entwickelte 1926 die Einspül-Technik, um Kabel unter Wasser zu verlegen. Sein Sohn Rudolf betrieb das Geschäft ab Mitte der 1950er Jahre. Er meldete einen Rüttelaufsatz auf einem Spülkopf zum Patent an und war auf diesem Gebiet bis zur Firmenpleite 1972 weltweit führend in diesem Geschäft. Ab 1972/73 wurde die Firma unter „Vibro-Einspültechnik GmbH“ (Büros in Hamburg, Singapur, New York) weitergeführt. 1992 endete diese erfolgreiche Unternehmergeschichte mit dem Verkauf der Firma in die USA. Am Vorleger am Strand von Blankeneese liegt ein Taucher -Harmstorf-Dampfschiff (Ewer/Kuff): „F. M. Harmstorf, Taucher- und Bergungsgeschäft“. Postkarte von 1928 Wie mühsam und filigran der Job eines Kabel-Spleißers ist, konnte ich bei der Verlegung des Versorgungs-Kabels für den neuen Leuchtturm vor Kiel-Bülk 1966 an Bord des Kabellegers „Eider“ selbst erleben. Die für dieses Projekt verantwortliche Bauaufsicht vom Wasser- und Schiffahrtsamt Kiel ließ die vom gerade im Rohbau fertigen Leuchtturm weiterführende Einspülung sofort einstellen, als das Alarmsignal der am Kabeleingang an Litzen befestigten Alarmsicherung ansprang. Das Spülrohr an Deck holen, das Kabel aus dem Rohr-Kanal ausbauen, etliche Meter des Kabels wieder zurückspülen mit einem sog. „Ausspüler“ und die mit einem Kabelrollwagen aus den beabsichtigten vorverlegten Schleifen des Kabels an Bord holen, war viel Arbeit. Nun kamen Siemens-Monteure (Kabelspleißer) aus Berlin an Bord und in mehrtägiger Tag- und Nachtarbeit wurde das getrennte Kabel an der vermuteten „Leckstelle“ wieder miteinander verbunden. Die Flickstelle war nach Beendigung dieses Aktes sehr lang und nahm eine Länge an Deck ein, die, wie ich meine, in Erinnerung zu haben, so an die zwanzig Meter betrug. Nur eine minimale Verdickung in der Mitte des Spleißes zeigte diese äußerlich kaum sichtbare Reparaturstelle. Nun ging es wieder an gleicher Stelle von vorne los: Kabel in den Kanal einbauen... u.s.w., das Ganze wieder zurück und weiter eingespült. Aber jetzt kommt der Clou: Beim Einschalten der Messanlage auf dem Leuchtturm wurde festgestellt, dass ein Zuleitungsdraht zwischen dem oberen stählernen Zargenteil und der stählernen Tür eingeklemmt war und eine Litze blank war. Diese hatte das Ganze ausgelöst. Der ganze Aufwand war also umsonst gewesen. Da hatte wohl einer geschlafen. TauchHistorie 04/2015 Verlegen von Unter-Wasser-Kabeln 13 Ein Kampfflugzeug bei der Probespülung als Hindernis vor dem Spülrohr. Die Luftschraube wurde für 50,- DM an einen Schrotthändler in Kiel verhökert und im Kieler Scheerhafen von Bord des Kabellegers „Eider“ an Land übergeben. Links sichtbar der Sauger, der für vielerlei Arbeiten unabdingbar war, so auch bei der Kabelreparatur Das Einspülen von flexiblen Kunststoffrohren (PE-Hart- Rohre), in die nachträglich die Kabel mittels eines vorher eingebrachten Zugseiles unter Verwendung von säurefreien Gleitmitteln eingezogen wurden, bietet den Vorteil, eine Kabelverbindung unter der Gewässersohle ohne die Gefahr einer Kabelbeschädigung durchzuführen. Die Kabelbewehrung spielt hierbei natürlich eine große Rolle, soll hier aber nicht weiter erläutert werden. Als Einspülverfahren versteht man auch das Einpflügen von Rohren oder Kabeln unter der Sohle von Gewässern durch Einsatz von Wasserdruck. Dies hat den Vorteil, dass außer in den Anlandebereichen keine Baggerarbeiten durchgeführt werden müssen, kein Montageplatz für Rohre vorgehalten werden muss, die Schifffahrt nicht gesperrt oder eingeschränkt werden muss und die Bauzeit geringer ist als bei der konventionellen Bauweise. Der Einspülung geht meist eine Probespülung voraus, die - ohne Rohre oder Kabel – den gleichen Vorgang wie die Einspülung selbst darstellt. Sie hat den Zweck, die Durchlässigkeit des Bodens festzustellen, aber auch zu prüfen, ob in der Verlegetrasse Hindernisse auf der Sohle oder im Boden (z.B. Baumstämme, Wracks, Findlinge) der nachfolgenden Einspülung im Wege stehen. Schema des Einspülverfahrens von Kabeln oder Kabel- schutzrohren. Taschenbuch Kabellegung Kabelmontage, Süddeutsche Kabelwerke Mannheim 1964 Zur Einspülung wird ein an dem Verlegeschiff befestigtes senkrecht stehendes Spülrohr verwendet, das durch einen Ladebaum (Kran, Bagger) gehalten wird. Die feste Verbindung des Spülrohres zum Schiffskörper wird durch sogenannte Stander (Drahtseile von größerem Durchmesser und damit wesentlich stärkerem Haltevermögen als die Hievdrähte) gewährleistet, die durch gescherte Blöcke an Deck verlaufen und das Spülohr gezielt mit steuern. Natürlich wurde das schwimmende Verlegeschiff oder der Ponton nach vorne, achtern und wenn notwendig, am Ufer auch seitlich mit Ankern befestigt, an Land oft mit sogenannte „Palls“. Dies waren auszuschachtende Querschlitze, in die je nach Festigkeit des Bodens senkrechte Bohlen eingebracht wurden, hinter denen ein ca. 2-3 m langes Rohrstück oder Peiner-Träger (Doppel-T-Träger) eingelassen wurde, und an denen ein Drahtstropp die Möglichkeit einer Befestigung gab. Das Spülrohr (eigentlich ein Spülpflug) kann man durch Aufsatzstücke in der Länge variieren, so dass es der Gewässertiefe und der Einbettungstiefe der Rohre in die Sohle angepasst werden kann. Das Endteil des Spülrohres besteht aus zwei hintereinander liegenden geschlossenen Kammern, wobei die in Arbeitsrichtung gesehen hintere zur Aufnahme der Rohre oder des Kabels dient. Die vordere Kammer dient der Beschickung mit Wasser, das dem Gewässer mit eingebauten oder transportablen Pumpen (Druckwasseraggregate) entnommen wird und mit ca. 12 bar durch die auf der Vorseite eingebauten Spüldüsen in scharfen Strahlen austritt. Die durch diesen Vorgang erzeugte Boden-Wasser-Emulsion vermindert die beim Verlegevorgang auftretenden Reibungskräfte. Um diese noch weiter zu reduzieren, wurde ein auf den Spülrohrkopf aufgesetzter Rüttler (Unwuchterreger) eingesetzt, der das Spülrohr in Schwingungen versetzte. Dies bezeichnete man als „Vibrations-Einspülverfahren“ (Vibro) und war von der Firma Rudolf Harmstorf erfunden und patentiert. Erklärung für den damaligen Kabeleinzug unter praktischen Bedingungen und mit einfachsten „Bordmitteln“ - nicht nur vom Autor so ausgeführt – er hatte es von seinen Kollegen und Vorgängern gelernt: Ein Holzpfropfen entsprechend der Rohrgröße, konisch zulaufend und aus Weichholz, wurde mit einem Loch versehen, das dem Durchmesser eines normalen Wasserrohres von ¾ Zoll (oder größer) mit einem entsprechenden Druckluft- oder Wasseranschluss entsprach. Da die eingespülten Rohre die notwendige vorgegebenen Boden-Überdeckung hatten (als Maßgabe mit den von den Behörden vorgegebenen „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen“, kurz „ZTV“ genannt und die „Bibel“ eines jeden Verantwortlichen in diesem Geschäft), konnte dies mit Luft und/oder Wasser durchgeführt werden. Am einfachsten ging es mit Luft eines Baukompressors. Es wurde eine einfache Grabvase benutzt (Kunststoff-Steckvase), die mit einem angebundenen Kaliberdraht von üblicherweise 6 mm Stärke mit entsprechendem Druck (hierbei maßgebend Rohr-durchmesser und -Länge) durch das Rohr „geschossen“ wurde. Das Drahtseil lief, gezogen von der zylindrisch geformten Vase und mit einer Kerböffnung am Pfropfen gesteuert durch das Öffnungsventil des Kompressor, so, wie man es wollte. Es kam auch vor, dass ein kleiner Jute-Sack (Nylonsäcke gab es erst später) als „Molch“ (9) genutzt wurde. So etwas war immer in der Last an Bord vorhanden und wurde mit Putzwolle- oder -Lappen gefüllt. 14 Verlegen von Unter-Wasser-Kabeln TauchHistorie 04/2015 Später kam Schaumstoff auf den Markt. Dieser ersetzte Grabvase oder Sack nach dem gleichen Prinzip, nur effektiver, da der Druckverlust geringer war, und die Rohre wurden gleichzeitig wasserfrei. Anmerkung: In den 1980er Jahren wurden von unserer Firma Taucher-Dienst Nord GmbH in regelmäßigen Abständen mit speziell gefertigten Molchen von bis zu einem Meter Durchmesser die Abwasserleitungen von Kläranlagen gereinigt, z.B. Austritte unter Wasser wie in Heiligenhafen (ca. 10 m Wassertiefe) oder vor Flügge/Fehmarn (ca. 6 m tief). Ein Kaliber ist ein vorgeschriebenes, mit an Schäkeln an Zug- (meist 6 mm) oder Rückholdraht (immer etwas stärker als der Zugdraht) befestigtes zylindrisches Volumenteil, das nach der ZTV für den Rohrdurchmesser bestimmte Mindestmaße (für Vor- und Abnahmekalibrierung) aufweisen musste (Länge mind. 280 mm). Der Durchmesser des Kalibers ist bei der Vorkalibrierung (Abnahme bei Anlieferung auf der Baustelle) größer als nach dem Einbau der Rohre. Es ist also eine erste Prüfung für die Abnahme der Leistung durch den Auftraggeber. Nach der Verlegung und Endkalibrierung (bedingt durch die Krümmungsradien mit kleinerem Kaliber), wurde für die Abnahme der Baumaßnahme durch die Behörden grundsätzlich ein beidseitig unterschriebenes Kaliberzugprotokoll gefertigt, das dem Abnahmeprotokoll beigefügt werden musste. Das Kaliber konnte aus Holz oder Metall bestehen, es musste nur die Maßgerechtigkeit gegeben sein. Einspülen einer Meerwasseransaugleitung im Kurpark in Damp, Hier im Uferbereich fand die Übergabe des Spülrohrs von den Verlegeeinheiten „T.H.7“ und „T.H.“ (im Hintergrund) in das Schlittengerät statt lich ein Pflug ist, von meinem Ex-Kollegen bei der Firma Rudolf Harmstorf und der Firma Bohlen&Doyen, Wiesmoor, dem ehemaligen (Helm-) Taucher und Bauleiter Eddie Ewald. Er ist noch heute im Alter von 73 Jahren in aller Welt auf Übersee-Kabelverlegeschiffen (Firmen Siemens, Bohlen&Doyen) als Berater tätig. Mal sendet er Grüße aus Alaska, mal aus Singapur oder aus seiner zweiten Heimat, England. Sehr oft waren für die Bauaufsichten Vertreter von Behörden, wie z.B. Wasser- und Schifffahrtsämter, Umweltbehörden (STAUN = Staatliches Amt für Umwelt und Natur), die Deutsche Post, DFKG (Deutsche Fernkabelgesellschaft in Rastatt/ Baden) oder auch beauftragte Ingenieurbüros zuständig. Das Schlittengerät durchspült den Strandbereich. Davor der Kapitän der Schiffseinheit, Gustav Witt. Nicht nur die Seewasserrohre, sondern auch ein Kabelschutzrohr für das Steuerungskabel durch das Spülrohr (mit aufgesetz tem Rüttelbär) werden eingespült. Gut zu sehen, dass die Trasse sofort wieder verfüllt ist Eine detaillierte Zeichnung eines „Spülrohres“, das eigent TauchHistorie 04/2015 Verlegen von Unter-Wasser-Kabeln 15 Wenn man im Büro der Reederei Rudolf Harmstorf, Wasserbau und Travewerft GmbH in Hamburg-Altona die Geschäftsleitung betrat, stach einem das Modell des Einspülschiffes „Friedrich Matthias Harmstorf“ („F.M.H.“) ins Auge. An diesem konnte man die Einspül-Technik gut erkennen (Harmstorf-Prospekt) Fast nie konnte in diesem Metier ein Werk ohne Hilfe von Tauchern beendet werden. Gebrochene Drähte kamen vor. Der Spülrohrschäkel (Der Hievdraht, die beiden Standerdrähte und der sogenannte „Faulenzer“, ein Hilfsdraht, wurden mit einem entsprechenden Schäkel am Spülrohr befestigt.) musste bei Veränderungen der Tiefenlage oft versetzt werden. Das war nicht einfach, denn schon an Deck war der Schäkel wegen seines Gewichtes schwer zu handeln. Kontrollen am Spülrohr waren notwendig. Tieferlegung von Rohrlagen, die nicht die erforderliche Tiefe aufwiesen, waren selten, kamen aber vor. So war ich einmal als Helmtaucher bei derartigen Arbeiten in der Seeschifffahrtstraße Trave vor der Herrenbrücke in Lübeck-Siems in einer Trasse von ca. 3½ m Grabentiefe mit einer Tieferlegung beschäftigt. Ich hatte einen 300er (mm Ø) Sauger und einer Handspüllanze als Werkzeuge. Die oberstromige Wandseite aus Mergel klappte beiseite und begrub mich. Dank des Saugers vor mir und der Lanze in der Hand, konnte ich mich nach mehreren Stunden frei arbeiten und von diesem fast steinharten Material befreien. Mein Leben hatte ich wohl vor allem dem Dräger-Helmtauchgerät zu verdanken. Im LT (Leichttauchgerät) wäre ich garantiert „hin“ gewesen, zumal auch kein zweiter Taucher zur Verfügung stand, der mir hätte helfen können! Dazu muss bemerkt werden, dass - entgegen den Vorschriften der Berufsgenossenschaft – selten ein zweiter Taucher, noch ein weiteres Tauchgerät zur Verfügung standen. Hätte ich den Job nicht gemacht, wäre ein anderer gekommen, der das unter gleichen Voraussetzungen erledigt hätte. 1972 musste die Firma Harmstorf leider wegen misslungener Vorhaben auf Guernsey (England) und in Arcachon (Frankreich), die durch unerfahrene junge Ingenieure projektiert worden waren und sehr hohe Vertragsstrafen nach sich zogen, Konkurs anmelden. Ich bedauerte das sehr. Und, wie sagte es doch einmal jemand: „Wir sind eine große Familie“. Das war es trotz mancher Probleme auch, wie nicht nur ich meinte. Ich hatte das große Glück, dass die Münchener Baufirma Josef Riepl Wasserbau A.G. 1972 die Abteilung Wasserbau eröffnete und dafür Personal suchte. Literatur: [01] Julius Zoellner, Die Kräfte der Natur und ihre Benutzung, 1877, Springer, ISBN 978-3-662-26177-4 [02] Felten& Guilleaume bei Wikipedia [03] Albert Gieseler, Felten&Guilleaume, Mannheim 2009 [04] Dieter Harfst, Taucher Harmstorf, Tauchgeschichte Spezial 02/2014, S. 13 ff.. [05] www.wire.de Weiterführende Links unter www.htg-th.eu/th4/kabel.htm 1 Das wären keine 10 cm gewesen – das muss ein Druckfehler gewesen sein, bestimmt sollte es 30 heißen. 2 Diese Idee wurde von Alnwick Harmstorf 1926 als „Spülpflug“ zum Patent angemeldet und später in den 1950er Jahren von Rudolf Harmstorf mit Rüttleraufsatz auf einem Spülkopf effektiv erweitert und patentiert („Vibro-Einspültechnik“). 3 Erstellung und Betrieb von Überseekabeln für Telegraphie- und Fermeldezwecke, gegründet am 1.2.1899, handelsgerichtlich eingetragen am 25.5.1899, Sitz bis 1924 in Köln, danach in Berlin, Der Gesellschaft gehörten u.a.: 7.360 Seemeilen Kabel Borkum - Horta - New York, 860 Seemeilen Kabel Emden - Vigo, 6.293 Seemeilen der Kabel der Deutsch-Südamerikanischen Telegraphengesellschaft (Stand 1914). Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte eine weitgehende Enteignung und der langsamer Neuaufbau. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterbrachen feindliche Streitkräfte die DAT-Kabel. 4 Hier merken die Helmtauch-Freunde auf, siehe auch Text im Kasten und Bild zum Clouth-Tauchgerät. 5 Die (oder auch das) Guttapercha oder Gutta (malaiisch getah „Gummi“, percha „Baum“) ist der eingetrocknete Milchsaft des im malaiischen Raum heimischen Guttaperchabaumes (Palaquium gutta). Guttapercha steht chemisch dem Kautschuk nahe. Bei Raumtemperatur ist es härter und nicht so elastisch, wird aber bei ca. 50°C weich und knetbar. 6 Bei der Verlegung von Kabeln oder Kabelschutzrohren (HDPE) wurde in diesem Geschäft nach der ZTV = „Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen“ gearbeitet. Die Beschreibungen u.ä. folgen in späteren Berichten. 7 Oft wurden – auch unter Mithilfe des Autors – unter Aufsicht der DFKG Kabel und Kabelschutzrohre eingespült oder in Dükern verlegt. 8 Das Unternehmen firmierte ab 1901 als „Rheinische Gummiwarenfabrik Franz Clouth“. Teile des Unternehmens gehörten zeitweise neben der Firma F&G auch der Continental AG. 1990 übernahm Continental nahezu alle Aktien. Später wurden einige Betriebsteile verkauft, die restliche Produktion am Standort Köln wurde im Dezember 2005 stillgelegt. 9 Ein Molch (englisch pig = pipeline inspection gauge) ist ein Reinigungs- oder Inspektionsgerät. Diese Technik wird in der Gas-, Erdöl- und Produkten-Pipeline-Technik eingesetzt. Der Molch füllt den Leitungsquerschnitt aus und wandert entweder einfach mit dem Produktstrom durch die Leitung oder muss durch extra aufgewendeten Druck - Wasser oder Luft - durch die Leitung gepresst werden. 16 Als Industrietaucher bei der SOGETRAM TauchHistorie 04/2015 Als Industrietaucher bei der SOGETRAM Société Générale de Travaux Maritimes et Fluviaux Allgemeine Gesellschaft für Meer- und Flussarbeiten Von Heinz-Dieter Seiffert Die Entwicklung der Firma SOGETRAM in Frankreich Der Eintrag in das Handelsregister unter der Bezeichnung SOGETRAM erfolgte im Jahre 1952 in Paris. Aus einer Gruppe von Pfadfindern (Marineabteilung der Scouts de France) und ehemaligen Tauchern der G.E.R.S. (Groupe d`Études et de Recherches Sous-marines, Gruppe für Unterwasser-Studien und Forschung) fanden sich etwa zehn Kameraden zusammen, um unter der geschäftstüchtigen Leitung von André Galerne (1926-2008) eine kleine Firma als Genossenschaft für Unterwasser- Einsätze zu gründen. In einem Land mit über 3.000 km Meeresküste, kleinen Häfen und vielen Talsperren gab es mit den vielseitig verwendbaren autonomen Tauchgeräten reichliche Einsatzmöglichkeiten, bei denen die leichten den Helmtauchern überlegen waren. Diese ursprüngliche Tauchergruppe verwandelte sich im Laufe der Zeit auf Grund ihrer Erfahrungen in eine spezialisierte Tiefbaufirma. In Garennes-sûr-Eure, nahe bei Paris, wurde in einer ehemaligen Mühle ein Gewerbe-, Versammlungs-, Ausbildungs- und Lagerzentrum geschaffen. Zusätzlich entstand hier für die praktische Tauchausbildung ein großes Betonbecken mit Sichtfenstern für die Beobachtung von außen. Am SOGETRAM-Ausbildungszentrum bei Paris Das Ausbildungsbecken in Garennes-sur-Eure Im weiteren Verlauf brauchte das Unternehmen mit über 50 Tauchern entsprechende Aufträge, Finanzierung und einen Verwaltungsapparat. André Galerne reagierte auf diese Situation mit Expansion, das heißt mit territorialer Ausfuhr des Potentials an Fachpersonal und Kenntnissen in das Ausland. Er gründete eine Zweigstelle in Afrika (Elfenbeinküste) und eine zweite in Montreal / Quebec. Auch Deutschland lockte sehr, doch niemand in Paris sprach deutsch. Mit dem Eintritt von Paul Gangloff (1919 - 2015) in die Gemeinschaft war auch diese Lücke geschlossen und die Grundlage für die Gründung der Zweigstelle Deutschland geschaffen. Die deutsche Zentrale der SOGETRAM (Sogetram Büro) TauchHistorie 04/2015 Als Industrietaucher bei der SOGETRAM 17 Die deutsche SOGETRAM Die Geschichte der deutschen SOGETRAM wurde somit ausschließlich durch den Tiefbauingenieur Paul Gangloff geprägt. Nachdem er sein Praktikum in Garennes im November 1957 beendet hatte, übernahm er die Regionaldirektion Ostfrankreich im Bereich Elsass-Lothringen in Strasbourg und gründete als Direktor die SOGETRAM Region „France Alsace Lorraine“. Unter der Bezeichnung „Sogetram France“ erfolgten in der nächsten Zeit Projektausführungen vom Bodensee bis hinauf nach Kiel. „Hansi“- das Geräte- und Ausrüstungsfahrzeug Ab Oktober 1959 war die Sogetram GmbH in Deutschland selbständig und als „Sogetram Allemagne“ (ab Januar 1960) mit einem Büro in Karlsruhe tätig. Zwischenzeitlich von Helmtauchern vorgebrachte Einwände zum Arbeitsschutz der sogenannten „Froschmänner“ konnten bereits im Oktober 1959 zufriedenstellend mit der gewerblichen Berufsgenossenschaft „Taucharbeiten“ (VBG 39) geklärt werden. Das Taucherunternehmen wurde zusätzlich für die Ausbildung von Tauchern anerkannt. In diesem Zeitraum erfolgte mein praktischer Einsatz als Taucher bei der SOGETRAM, auf dessen Verlauf ich später noch zurückkommen werde. Der Arbeitsbereich der Taucherteams erstreckte sich in den folgenden Jahren vom Bodensee, über Helgoland, Borkum bis nach Kiel (Nord-Ostsee-Kanalschleuse) und befasste sich auch mit aufwändigen Bergungsarbeiten im Rhein, wie an der Rheinbrücke Karlsruhe / Maxau sowie mit Arbeiten an Talsperren, Hafenanlagen und in Flüssen. Zu den besonderen Arbeitsmethoden im Taucherbereich gehörte bei der SOGETRAM auch der Unterwasseranstrich mit einer Spezialfarbmischung der Firma Citosan AG / CH, auf Stahl, Eisen oder auch auf Betonflächen an Brücken, Talsperren, Spundwänden und Schleusen. Etwas außergewöhnlicher war schon die Durchführung von Sprengarbeiten, wie z.B. unter der Brücke Strasbourg - Kehl. Aufwändige Unterwasser-Betonarbeiten zur Sanierung von Kaimauern, Stützpfeilern, Molen, Brückenpfeilern, Fundamenten und in weiteren Bereichen bildeten wie auch Rohrverlegungen (Düker) den weitaus größten Anteil der Arbeiten. Wegen fehlender Aufträge war aber schließlich das Ende der SOGETRAM absehbar. Es war inzwischen viel Konkurrenz durch kleinere lokale Firmen entstanden, die kostengünstiger die gängigen Alltagsaufträge erledigen konnten. Noch einmal gab es einen ungewöhnlichen Einsatz - 1971 in Berlin. Aus der „Krummen Lanke“ sollte ein im Krieg abgeschossenes Flugzeug samt Besatzung geborgen werden. Nach dem Aufbau einer ringförmigen Spundwand begann im Schlamm die Suche nach dem Flugzeugwrack. Es wurden hier aber nur große Berge von Kleinteilen und Bruchstücke des Flugzeugs geborgen, von der ehemaligen Besatzung gab es keine Spur mehr. 1971 Berlin -Krumme Lanke, Spundwandring Geborgene Flugzeugteile (Hermann Kopp) Im Juni 1971 erfolgten schließlich der Konkurs und der Verkauf der SOGETRAM Deutschland an die COMEX, somit war die Firma rechtlich nicht mehr existent. Für Paul Gangloff endete hiermit nach vielen aktiven, mühevollen aber auch abwechslungsreichen Jahren sein Einsatz bei einer klassischen Tiefbaufirma mit einem jähen Ende. 31 Taucher hatte er zwischenzeitlich beschäftigt. Hinsichtlich der Ausführung der Arbeiten sind nachträglich technische Kundenprobleme nie aufgetreten. 18 Als Industrietaucher bei der SOGETRAM TauchHistorie 04/2015 Als Froschmann „Hugo“ Atemluft-Zufuhr über eine Narghilé/Schlauchzuführung) kam ich gleich bestens zurecht. bei der SOGETRAM Nach einem anfänglich relativ geruhsamen Arbeitseinstieg in Als Industrietaucher bei der SOGETRAM Angeregt durch einen Bericht in dem Magazin „Das Beste aus Reader’s Digist“ (ca. Februar 1961) über „Frankreichs friedliche Froschmänner“ nahmen wir, drei begeisterte Sporttaucher und Freunde aus Berlin, die ersten Kontakte mit dem Büro der deutschen SOGETRAM auf. Nach vorangegangenen Gesprächen fühlten wir uns in der Lage und in der konditionellen Verfassung, eine Bewerbung als Taucher bei der SOGETRAM einzureichen. Der Anreiz, den erlernten Beruf zu wechseln und als Industrie taucher einzusteigen, war sehr groß. Nach mehreren aktiven Jahren als Sporttaucher fühlten wir uns unter der Wasseroberfläche sehr sicher, und auch als THW-Mitglieder in einer speziellen Tauchergruppe hatten wir schon mehrfach bereits komplizierte Arbeiten unter Wasser korrekt und zufriedenstellend ausführen können. Wir fühlten uns also prädestiniert für diese neuen Aufgaben. Nach den Vorstellungs- und Einführungsgesprächen wurden wir, die drei Neuen, gemeinsam bei der SOGETRAM eingestellt. Da ein Arbeitsteam, eine Equipe, generell aus drei Tauchern bestand, wurden wir getrennt und Kollegen aus unterschiedlichen Landesteilen auf verschiedenen Baustellen zugeteilt. Nur auf besonders großen und schwierigen Baustellen kamen mehrere Teams zusammen, wodurch es sich manchmal ergab, dass die Berliner sich mal wieder trafen. Nachfolgend werde ich aber nur direkt über meine Tätigkeiten und Einsatzorte berichten. Auf Grund meiner Ausbildung als Facharbeiter im Metallgewerbe gab es in Folge auch keinerlei Probleme mit den Unterwassertätigkeiten. Auch mit der Tauchausrüstung (dem Trockentauchanzug mit konstantem Volumen (KV) sowie der Kressbronn / Bodensee, wo die Schienen einer Boot-Slip-Anlage neu ausgerichtet werden mussten, ging es gleich hoch in den Norden, nach Emden. Unser Tauchteam hatte mit der Basisunterstützung des Tonnenlegers „Friesland“ vor der Insel Borkum UW-Sondierungen vorzunehmen und Bodenproben aus bis zu 15 m Tiefe zu erbringen. Wegen der starken Strömungen gab es nur im Tidenwechsel relativ kurze Tauchzeiten zu nutzen. Während der Ruhephase zwischen den Gezeiten konnten wir unser Bohr- und Spülgestänge einbringen und jeweils die korrekte Bohrtiefe am Bohrloch sicherstellen. In festgelegten zeitlichen Abständen wurde die Wasser-Spülung unterbrochen und über die Zufuhr von Luft konnte aus der entsprechenden Bohrtiefe eine Bodenprobe über das Gestänge an die Oberfläche gezogen werden. Diese Bodenproben wurden in Eimern aufgefangen und später in gekennzeichneten Einweck-Gläsern zur Begutachtung aufbewahrt. Ergebnisse der Tiefensondierungen im Glas Die Spül- und Sauglanze vor dem Einsatz TauchHistorie 04/2015 Als Industrietaucher bei der SOGETRAM 19 Mit mächtigem Sprung kehrt einer der Froschmänner unter der Maxauer Rheinbrücke in sein nasses Element zurück. Auf dem Sprung zum Arbeitsplatz im Strom (Presse-Foto) Zwischen den schon jahrelang eingespülten Brückensegmenten wurde zunächst der Flusskies ausgebaggert und dann ging es hinab, um „handliche“ meterlange und tonnenschwere Brückenteile zu schneiden und diese für die mächtigen Hebekräne vorzubereiten. Im Einsatz als Verbindungsmann zum Taucher Auf mehreren kleinen und kurzzeitigen Baustellen, bei denen ich u.a. auch mit dem Brennschneiden von Spundwänden unter Wasser vertraut und sicher gemacht wurde, ging es wieder einer größeren und längeren Aufgabe entgegen. Aus dem Rhein, bei Karlsruhe / Maximiliansau, sollten Teile einer im Krieg gesprengten Eisenbahnbrücke geborgen werden, um den Fundamenten einer neuen Brücke Platz zu schaffen. Da der Einsatz von Helmtauchern nur mit der Einbringung von Stromschilden, als Abweiser der Fluss-Strömung, möglich gewesen wäre, hatte man diese Bergungsarbeiten den flexibleren Tauchern der SOGETRAM übertragen. Vor Ort musste jetzt mit vollem Einsatz mehrerer Tauch-Teams gearbeitet werden. Bergungsgut am Kranhaken Signal zum Anheben eines Bergungsteiles Hebekräne an der Rheinbrücke in Karlsruhe / Maxau 20 Als Industrietaucher bei der SOGETRAM TauchHistorie 04/2015 Diese arbeitsintensiven Aktionen benötigten mehrere Monate und die gesamten Teams entwickelten sich schließlich zu Bergungsspezialisten für Brückenteile. Auch dieser Auftrag wurde schließlich in den Wintermonaten (1961- 62) zufriedenstellend beendet. Mich persönlich verschlug es jetzt nach Kiel an den NordOstsee- Kanal, wo wir in Holtenau in der großen Süd-Schleusenkammer die Laufschienen für das Zugangstor zum Kanal hin austauschen sollten. Hier erwartete die Taucher eine ganz spezielle Aufgabe, denn nach dem Ausschwimmen des mächtigen Tores mussten in 16 m Wassertiefe die Laufschienen aus gestemmt und durch neue Schienen ersetzt werden. Brückenteile im Strom Kurze Rast nach der UW-Arbeit Kiel-Holtenau, Taucher-Prahm in der Süd-Schleuse Eine Taucher- Equipe vor dem Arbeitseinsatz TauchHistorie 04/2015 Als Industrietaucher bei der SOGETRAM 21 Die Durchführung des Auftrags verlangte vor Ort eine äußerst präzise Organisation und Einsatzplanung. Zunächst wurden in der Tiefe von zwei Teams stundenlang die alten Schienen mit dem Presslufthammer freigestemmt. Dann mussten die Beton- brocken geborgen werden, um die Basis für die neuen Schienen zu schaffen. Für die Teams gab es einen Arbeitstakt von 2,5 Std. arbeiten am Grund und dann gut 30 min dekomprimieren in 3 m Tiefe. Natürlich hatten wir uns auch bei der Marine in Kiel-Holtenau erkundigt, ob wir im Notfall die Druckkammer auf der Marine-Basis aufsuchen dürfen, was uns auch freundlicherweise zugesagt wurde. Wir mussten auf diese Möglichkeit aber niemals zurückgreifen, denn die Taucherarbeiten verliefen über Monate diszipliniert und unfallfrei. Nach einigen weiteren unterschiedlichen Taucheinsätzen quer durch die Bundesrepublik landete ich schließlich in Hannover, wo im Brinker-Hafen an der Leine die beschädigten Kaimauern wieder in Stand gesetzt werden sollten. Über die Sommermonate war das eine recht angenehme Tätigkeit, denn die Wochenenden boten sich stets für kleine Abstecher nach Berlin an. Die Arbeiten bestanden aus UW-Stemmarbeiten, Beseitigung von Sand und Geröll, dem Anbringen von Holzverschalungen und dem Einbringen von mit speziellen Zusätzen versehenem Betongemisch. Hannover - Instruktionen am Kai Unterwegs zum Arbeitsplatz Spülung des Beton-Zuführungsschlauches Eine angenehme Abwechslung gab es noch durch einen Kurzauftrag in Emshörn-Borkum, wo wir als Team erneute Tiefensondierungen von Land und vom Basisschiff „Tender“ aus durchführen mussten. 22 Als Industrietaucher bei der SOGETRAM TauchHistorie 04/2015 Ende einer Probennahme vor Borkum Das Arbeitsumfeld der Taucher im Brinker Hafen Danach rief man uns aber wieder nach Hannover zurück, da die Instandsetzungsarbeiten an den Kaimauern unseren Einsatz vor Ort noch für mehrere Monate erforderlich machten. Werkzeugübergabe für die UW-Arbeit in Hannover Hier in Hannover endete aus persönlichen Gründen meine Tauchertätigkeit bei der SOGETRAM, auf die ich mich wegen der Erlangung von speziellen Fach-Kenntnissen sowie der kameradschaftlichen und verantwortungsbewussten Teamarbeit auch heute noch gern und oft erinnere. Eine schöne Tradition haben sich die Ex-Taucher der SOGETRAM über Jahre bewahrt, sie treffen sich noch einmal jährlich an einem ausgewählten Ort, um Erinnerungen aufleben zu lassen, Fotos auszutauschen und über die guten alten und auch gemeinsam erlebten Zeiten als Industrietaucher zu fachsimpeln. Über die genutzten Arbeitsgerätschaften und die eingesetzten Tauchausrüstungen wird in einer ergänzenden Folge demnächst ausführlich berichtet. Heinz-Dieter Seiffert ist Jahrgang 1938, taucht seit 1953 und ist seit 1955 Mitglied beim DUC Berlin. Er nahm an internationalen Wettkämpfen im Orientierungstauchen teil und war Tauchausbilder als VDST/CMAS Instructor**. Nach seiner Tätigkeit bei der SOGETRAM war er Co-Chef einer Tauchbasis in Kenia und Bootsmann auf einer Segelyacht in Mittelmeer und Karibik. Er ist Mitglied der HTG und baut in seinem Berliner Verein eine kleine Sammlung alter Sporttauch- Technik auf. Einem unserer anderen Autoren, Dieter Harfst, der lange als Helmtaucher gearbeitet hat, fiel zu diesem Artikel noch folgende interessante Ergänzung ein: „Ich weiß noch, dass die SOGETRAM uns einen Auftrag wegschnappte, weil sie auf der Flender-Werft in Lübeck statt wie wir mit Helmtauchgerät und mit Schiff „Falke“ nicht 4 Tage brauchte, sondern mit den leichten Tauchern nur einen Tag. Seit der Zeit war die konventionelle Helmtaucherei in Deutschland kaputt und auch wir mussten uns umstellen, was ab 1963 bei den Firmen Taucher Prehn und Taucher Harmstorf z.T. auch erfolgte.“ TauchHistorie 04/2015 Vom Leinensignal zum Tauchertelefon 23 Vom Leinensignal zum Tauchertelefon Von Volker Lekies Schon die ersten Helmtaucher waren auf eine funktionierende Kommunikation mit dem Signalmann an der Oberfläche angewiesen, kann es doch nötig werden, ein Notsignal zu übermitteln oder auch nur ein Werkzeug anzufordern. Natürlich gibt es Standards für die Kommunikation mit Leinensignalen, aber um ehrlich zu sein, es braucht sehr viel Erfahrung und ein wirklich eingespieltes Team, um diese Rucks zutreffend zu interpretieren. Wenn unter Wasser gearbeitet wird, womöglich auch noch an einem Wrack, kann es ganz leicht passieren, dass die Signalleine nicht frei läuft und die Kommunikation unbemerkt unterbrochen wird. Der Autor mit einem Siemens-Kohlekapsel-Telefon von 1944 Ende des 19. Jh. versuchte man dann, die Situation zu verbessern, indem man eine Art „Hörrohr“ am Helm anbrachte, einfach einen langen Schlauch zur Oberfläche, in den der Signalmann hineinsprach. Damit die Luft, die auf der einen Seite in den Helm hinein gepumpt wurde, nicht gleich wieder durch den Sprechschlauch abfloss, wurde im Helm unter dem Anschluss für den Sprechschlauch eine druckfeste Kupferplatte eingelötet, die auch gleichzeitig als Membrane diente. Jenseits der Platte war dann eine Verbindung zur Oberfläche mit dem dort herrschenden atmosphärischen Druck, während auf der anderen Seite der Membrane der Umgebungsdruck der jeweiligen Wassertiefe herrschte. Wenn mit solchen Helmen größere Tiefen aufgesucht werden, besteht dann ein erheblicher Druckunterschied. Vermutlich ist das eine Ursache, warum diese Art von Helmen im Bereich um die Membrane teilweisen erheblich verbeult sind. Es ist eine ziemlich beängstigende Vorstellung, mit dem Kopf so dicht dran zu sein. Piel/Denayrouze-Helm mit Anschluss für einen Sprechschlauch (Foto: David Dekker) Telefon-Umschalter für den Signalmann 24 Vom Leinensignal zum Tauchertelefon TauchHistorie 04/2015 Gegen 1870 wurde das Telefon erfunden und auch sogleich im Taucherhelm eingesetzt, aber es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis diese neue Technik aus den Kinderschuhen herausgewachsen war. In den 1930er Jahren wurden dann Tauchertelefone zum Standard, die Stimmübertragung war aber noch sehr mangelhaft! Die Telefone hatten anfangs nur ganz einfache Kohle-Hör- und Sprechkapseln, deren Signale noch nicht elektrisch verstärkt waren. Wenn also der Signalmann dem Taucher etwas sagen wollte, musste in der Regel die Luftzufuhr vorübergehend eingestellt werden, weil die Geräusche der einströmenden Luft die leise Stimme übertönten. Daher konnte man auch bei den ersten automatischen Luftversorgungsautomaten von Dräger die Luftzufuhr komplett abstellen, eigentlich eine sehr gefährliche Lösung, aber die bestmögliche unter den gegebenen Umständen. Nicht unerwähnt soll sein, dass die Kohlekapseln naturgemäß ziemlich feuchtigkeitsempfindlich waren, was die Verständigung auch nicht wirklich verbesserte. Die Telefonleine ersetzte die Signalleine und war darum extrem stabil ausgeführt. So war es möglich, am Telefonseil, das am Bauchgurt angeschlagen wurde, den Taucher mitsamt seiner Ausrüstung aus dem Wasser zu ziehen! Die übliche Länge betrug 50 Meter, aber es gab auch 80 und sogar 100 Meter lange Kabel, die dann auch sehr schwer waren. Holzkasten mit Dräger-Kohlekapsel-Telefon von 1958 Telefon mit Transistor-Verstärkung in der Transportkiste (Foto: David Dekker) Für die Kohlekapsel-Telefone brauchte man nur zwei Adern im Kabel, da die Kapsel zugleich als Hör- und Sprechkapsel arbeitete. Der Signalmann hatte an seinem Gerät eine Sprechtaste, mit der jeweils die Funktion umgeschaltet wurde. Der Taucher wird immer gehört - wenn der Signalmann dem Taucher eine Anweisung geben will, drückt er die Sprechtaste. Dabei wird dann die Kapsel im Helm zum Hören benutzt und der Taucher kann nicht mehr sprechen, eine klassische Wechselsprechanlage, für die der Begriff Telefon eigentlich nicht ganz zutreffend ist. Diese Art von Helmtaucher-Telefonen wurde in Deutschland bis in die 1950er Jahre hergestellt. Mitte der 1950er Jahre führte Dräger dann das Tauchertelefon mit Transistorverstärker ein. Dabei handelte es sich um ein richtiges Telefon mit elektrischem Verstärker, bei dem beide TauchHistorie 04/2015 Vom Leinensignal zum Tauchertelefon 25 Schaltschema für eine Konferenzschaltung Schema eines Tauchertelefons mit Transistorverstärker Seiten zugleich hören und sprechen konnten. Dafür wurde dann auch ein dritter Draht im Kabel gebraucht. Für die Helmtaucher war das Telefon in einer Dräger-typischen schweren unzerstörbaren großen Holzkiste untergebracht. Da sich in jenen Jahren so langsam auch das Tauchen mit Pressluftgeräten etablierte, wurde für das Tauchen mit leichterem Gerät ein kleineres Telefon in einem Blechkasten (Dräger-TS1) eingeführt. Leichteres Dräger-Tauchertelefon TS1 Bei beiden Telefonen hatte der Signalmann die ganze Zeit einen relativ klobigen Telefonhörer am Ohr, Kopfhörer waren bei diesen Geräten nicht vorgesehen! Dafür bestand aber die Möglichkeit, zwei dieser Telefone miteinander zu koppeln. Damit war es dann möglich, dass die Taucher miteinander sprechen konnten! Das war allerdings mit dem TS1 nicht möglich, alternativ gab es dann eine größere Version, die von vorneher- ein für zwei Taucher ausgelegt war. Um diese Geräte transportabel zu halten, wurde auch das Telefonkabel deutlich leichter ausgeführt. Die vorgeschrieben Mindestzuglast von 2.000 N erreichte man aber trotzdem. Das Helmtaucher-Telefon blieb bis ans Ende der Produktionszeit fast unverändert, aber in den 1960er Jahren setzte sich die Transistortechnik weiter durch. Für das Tauchen mit leichtem Gerät wurden tragbare Geräte mit Kopfhörern entwickelt, die sich der Signalmann um den Hals hängen konnte. Das Schwimmtaucher-Telefon T5520 von Dräger in hammerschlag- grauer Farbe wurde später abgelöst vom gelben UT300 bzw. UT302, bei dem die Lautstärke am Gerät regelbar ist. Das UT302 hat außerdem eine Option zur Konferenzschaltung. Das letzte Dräger-Helmtauchgerät, das DM 200 / DM 220, wurde standardmäßig auch mit diesen Telefonen ausgestattet. Der Stromverbrauch ist extrem gering, es werden ca. 600 Stunden Betriebszeit mit einem Batteriesatz angegeben. Damit bei Nichtbenutzung nicht vergessen wird, das Telefon abzuschalten, ist einfach im Stecker des Kopfhörers eine Kabelbrücke geschaltet, die das Telefon einschaltet, wenn der Kopfhörer eingesteckt wird. 26 Vom Leinensignal zum Tauchertelefon TauchHistorie 04/2015 Dräger-Taucher-Telefon UT302 aus den 1970er Jahren Einige Hersteller (z.B. Matter) statteten ihre Tauchertelefone mit Körperschall-Mikrofonen aus. Diese sind gleichzeitig Lautsprecher und Mikrofon. Sie werden unter der Kopfhaube getragen und gegen den Schädelknochen gedrückt, so übertragen sie den Schall auf den Schädelknochen. Die Qualität der Verständigung ist aber nicht wirklich gut. Dafür sind diese Kapseln aber ziemlich wasserunempfindlich. Sie werden daher überwiegend in Verbindung mit Nasstauchanzügen eingesetzt. Die beste Verständigung wird mit dynamischen Hör- und Sprechkapseln erreicht, die aber vor Feuchtigkeit geschützt werden müssen. Ein ähnliches Gerät wie das Dräger-UT302 wird von Interspiro unter dem Namen IBSOFONE vertrieben. Es findet sich vielfach bei den Feuerwehren. Damit können ebenfalls zwei Taucher untereinander oder mit dem Signalmann sprechen, ohne eine Sprechtaste betätigen zu müssen. Der Signalmann hingegen benutzt eine Sprechtaste, mit der er sich wahlweise zu einem oder gleichzeitig zu beiden Tauchern schalten kann. Das IBSOFONE ist allerdings ein ziemlich großes und schweres Gerät, dessen Gewicht den Signalmann durchaus belastet. Heute gibt es von zahlreichen Herstellern Tauchertelefone sowohl als Wechselsprech-, wie auch als Gegensprechanlagen. Für die Leichttaucherei haben sich die Telefone durchgesetzt, die vom Signalmann um den Hals getragen werden. Beim Taucheinsatz mit schlauchversorgten Geräten wird dagegen meistens eine größere, stationäre Einheit verwendet, an die dann auch zusätzliche Lautsprecher und Aufzeichnungsgeräte angeschlossen werden können. Häufig findet dann auch noch eine Videoeinheit in der stationären Anlage ihren Platz. Nicht gänzlich unerwähnt sollten jene Tauchertelefone bleiben, die eine völlig kabellose Verständigung über Ultraschall ermöglichen. Ursprünglich wurden diese Geräte in Frankreich unter dem Markennamen ERUS hergestellt und zunächst rein militärisch genutzt. Von einer Landstation wird ein Transformer ins Wasser gehängt. Der 3 Kilogramm schwere Übertrager wird vom Taucher am Oberschenkel getragen. Das Gerät hat mehrere Kanäle und ermöglicht auch die Kommunikation zwischen mehreren Tauchern. Diese Telefone sind mittlerweile schon ziemlich alt und voller elektronischer Bauteile, deren Lebenszeit begrenzt ist. Inzwischen dürften daher die meisten Geräte nicht mehr funktionieren. Die moderne zivile Variante ist das Buddy Phone von Interspiro. Dabei trägt der Taucher eine kleine Hörsprech-Einheit am Maskenband, die an Land gerade noch 230 Gramm wiegt. Dieses Ultraschalltelefon sieht man dann gerne mal in irgendwelchen Fernseh-Dokus, meistens in Verbindung mit der Interspiro- Vollgesichtsmaske. Die Verständigung scheint bei diesen Geräten auch über eine größere Entfernung möglich zu sein, der Hersteller gibt bis zu 500 Meter an. Dabei ist die Qualität der Verständigung aber offenbar weniger gut als bei den kabelgestützten Telefonen. Ich habe selbst ein solches Gerät nie ausprobieren können. Diese maximale Reichweite wird auch nur unter optimalen Bedingungen erreicht, als garantierte Mindestreichweite werden 50 Meter angegeben. Volker Lekies, geboren 1958, ist an der Kieler Förde aufgewachsen und hat dort 1973 seine Leidenschaft für die Unterwasserwelt entdeckt. Im Laufe der Jahre erweiterte er seine taucherische Kompetenz und ist seit 1994 VDST-Tauchlehrer 2. 1985 bekam er einen Dräger-Taucherhelm geschenkt. Auf der Suche nach weiteren Teilen erwarb er 1990 das komplette Inventar eines DDR- Taucherschiffes. Dieser Fundus bildete den Grundstock der heutigen Sammlung. Dabei kommt aber auch das Basteln nicht zu kurz, er baut Tauchertelefone und seit kurzer Zeit auch kabelgestützte UW- Video Anlagen. Einiges davon ist auf der Homepage www.lekies.de zu sehen. TauchHistorie 04/2015 Unterwasser-Filmkameras von Hans Hass 27 Die frühen Unterwasser-Filmkameras von Hans Hass Von Patrick McCoole (Übersetzung aus dem Englischen) Die Qualität der fertigen Filme, die meist mit 16-mm-Technik aufgenommen worden waren, war so außergewöhnlich gut, dass man sie für den Kinovertrieb auf 35 mm vergrößern konnte. Im Folgenden werden die eigenen Untersuchungen des Autors dargestellt, die Quellenangaben werden im Laufe des Textes gemacht. 1. Film: Pirsch unter Wasser (Hunting Underwater) 16 Minuten, schwarz-weiß, 16 mm, erstmals gezeigt im Dezember 1942 Hans Hass und zwei Studienfreunde reisten im Juli 1939 in die Karibik, nach Curacao. Die Expedition dauerte 210 Tage (sieben Monate). In dieser Zeit brach in Europa der zweite Weltkrieg aus. Er benutzte die Filmkamera Movikon K 16 (K bedeutet Kassette) in einem Gehäuse, das in Österreich für ihn konstruiert worden war (hier bezeichnet als Gehäuse ‚A‘). Dieser Beitrag konzentriert sich auf die ersten Filmkameras und Gehäuse, die Hans Hass auf seinen verschiedenen Expeditionen in die Karibik, die Adria, die Ägäis und das Rote Meer eingesetzt hat. Nähere Untersuchungen der frühen Schwarzweißfilme und der Bücher, die über die Expeditionen geschrieben wurden, zeigen detailliert die Umstände seiner Abenteuer. Sie ermöglichen so Rückschlüsse zu den einzelnen Kameras und Gehäusekonstruktionen, die im Laufe jener Jahre entstanden, bevor professionelle Geräte erworben wurden, die man für die späteren Filme und Dokumentar-Reihen einsetzte. Die ersten Filme entstanden nur mit ABC-Ausrüstung (Maske, Schnorchel und Flossen) oder mit einem einfachen Taucherhelm, der mit einer Pumpe von der Oberfläche her mit Es ist nicht genau bekannt, wer das Gehäuse für ihn gebaut hat. Luft versorgt wurde. Aber es wird angenommen, dass es ein Herr Steurer aus Wien Später setzte Hass beim Filmen einfache Kreislaufgeräte ein, war. Das Kameramodell wurde in Dresden von Zeiss hergevgl. auch [Mü1]. stellt und 1938 produziert. Hans Hass mit Schmalfilm-Kamera Gehäuse ‚A‘ 28 Unterwasser-Filmkameras von Hans Hass TauchHistorie 04/2015 Zeiss Movikon K-16-Kamera Geöffnetes Gehäuse ‚A‘ Das Gehäuse hatte eine Welle mit einem Wickelhebel für den Aufzug des Feder-Motors, die durch die Oberseite der Seitenwand geführt war, und einen Start -Stopp-Knopf für den Lauf des Motors, der durch die untere Vorderwand des Gehäuses ging. Die Rückwand des Messing-Gehäuses wurde durch eine Spange auf eine Gummidichtung gedrückt, um die ordnungsgemäße Abdichtung gegen das Eindringen von Wasser in der Tiefe zu erreichen. Es gab von außen keine Möglichkeit zur Änderung des Fokus bzw. der Blende des Objektivs. Diese mussten vor dem Einbau der Kamera eingestellt werden. Zu den ersten Erfahrungen mit diesem Gehäuse gehörte, dass man Einstellbarkeit von Brennweite und Blende auch unter Wasser möglich machen musste. Die Movikon K16 war mit Wechselobjektiven mit einem speziellen Bajonettverschluss ausgestattet, was bei den Zeiss-Filmkameras einzigartig war. Als Objektiv wurde ein Zeiss Sonnar 1:2,8/50 mm eingesetzt. Alternativen wären das Zeiss Sonnar 1:1,4/25 mm oder sogar das Zeiss Tessar 1:2,7/20 mm gewesen, die aber teurer waren. Die Filmgeschwindigkeit der Kamera konnte auf 8, 16, 24, 64 Bilder pro Sekunde eingestellt werden, musste aber auch vor dem Einbau der Kamera in das Gehäuse fest gelegt werden, da es keine Einrichtung zum Ändern der Filmgeschwindigkeit gab, wenn die Kamera bereits im Gehäuse war. Die Kamera verwendete Kodak-Magazine mit 16-mm- Schwarzweißfilm von 15 m Länge, wahrscheinlich auch von Kodak. Eine Filmgeschwindigkeit von 16 Bildern/s ergab also eine Gesamtlaufzeit von ca. 4 Minuten für jedes Magazin. Jeder volle Aufzug des Feder-Motors ergab 6 m Filmlauflänge, was einer Aufnahmezeit von 1 Minute und 25 Sekunden entspricht. Sie konnten den Film unterwegs nicht selbst entwickeln, son dern mussten ihn dazu nach New York schicken. Mit dem Gehäuse gab es große Probleme, da ab 8-10 m Tiefe Wasser einsickerte. Das erforderte ein Auseinandernehmen der Kamera an Land oder im Boot, das Austrocknen und die erneute Montage. Ein anderes Problem war, dass sich in der Tiefe der Wickelhebel der Aufzugswelle verklemmte , was den normalen Betrieb der Kamera störte. Durch das einfache Zwischenklemmen eines Holzstückes ließ sich das dann aber beheben. Im fertigen Film sieht man keine Bilder der Kamera, was darauf schließen lässt, dass sie nur eine Kamera mit Gehäuse zur Verfügung hatten. In dem Buch „ Unter Korallen und Haien „ („Diving Adventure „), das im Jahre 1941 veröffentlicht wurde, gab es ein Bild, das einer Kamera auf einem Stativ auf dem Meeresgrund zeigt (Seite 216, Bild Nr. 65). Auf Basis dieser Fotografie wurde die Skizze zum Gehäuse ‚A‘, wie oben gezeigt, angefertigt. In einem Abschnitt dieses Buches (Seite 156) gibt es auch eine Beschreibung von Hass mit einer Filmkamera, während ein anderer Taucher versucht, eine Muräne zu ködern. Schließlich gelang es den drei Studenten, auf das letzte Schiff zu kommen, um Curacao zu verlassen und nach New York zu reisen. Nach 15 Monaten voller Abenteuer kehrten sie nach Österreich zurück. Die letzten Dreharbeiten fanden in der Adria (Dubrovnik) statt, und der Film wurde im Dezember 1942 mit dem Titel „Pirsch unter Wasser“ aufgeführt. 2. Film: „Menschen unter Haien“ („Men and Sharks“) 83 Minuten, schwarz-weiß, 16 mm Der Film wurde zum ersten Mal 1947 in der Schweiz gezeigt, 1948 in Österreich und schließlich 1949 in Deutschland. Dieser Film behandelt eine Expedition in die Ägäis, auf die griechischen Inseln Sporaden, Kykladen und nach Kreta, die am 12. Juli 1942 begonnen wurde (bemerkenswerterweise mitten im Zweiten Weltkrieg). Die für diese Expedition ausgewählten Kameras waren zwei Movikon K16 für die Überwasser-Dreharbeiten und zwei Siemens-Kameras für die Unterwasseraufnahmen (Modelle unbekannt ). Für diese Expedition wurde das Gehäuse ‚B‘ eingesetzt. TauchHistorie 04/2015 Unterwasser-Filmkameras von Hans Hass 29 Gehäuse ‚B‘ Die Siemens-16-mm-Kameras fertigte Siemens & Halske, Berlin. Es ist wahrscheinlich, dass sie vom Modell B, C, CII oder F waren. Die CII wurde von 1938 - 1940 hergestellt und später nochmal von 1947 - 1950. Modell CII ist auf dem Bild zu sehen. CII-Kamera von Siemens Anmerkung: Die gleiche Kamera wurde in dem Gussgehäuse von Dr. Kurt Schaefer eingesetzt, das er für die spätere Expedition 1950 zum Roten Meer entworfen hat. Das genaue Datum der Herstellung dieses Gehäuses ist nicht bekannt, es wird etwa 1947 gewesen sein. Es wird hier als Gehäuse ‚E‘ bezeichnet. Gehäuse ‚E‘ von Kurt Schaefer Eines dieser Gehäuse von Dr. Schaefer und das zugehörige Gussmodell aus Holz sind im Aquazoo (Aquarium/ Museum) in Düsseldorf zu sehen. Innenansicht des Gehäuses ‚E‘ In dieses Gehäuse von Kurt Schaefer ist eine Siemens-Kamera, Modell CII, eingebaut. In dem Film von 1942 sieht man ein Foto von einer Filmkamera, die in einem Gehäuse unter Wasser benutzt wird. Es ist aber nicht eines der Stücke, die im Aquazoo ausgestellt sind. Hier werden sie als Gehäuse ‚B‘ bezeichnet. Das Foto von dem eingesetzten Gehäuse zeigt anscheinend ein Gehäuse ‚B‘ (siehe Skizze oben). Es ist aus gelötetem Messing- blech gebaut und nur mit der Welle zum Aufziehen des Feder- Motors und dem Start-Stopp-Knopf ausgestattet. Es gibt keine externe Einstellung von Blende, Fokus oder Filmgeschwindigkeit. Wenn die gewählte Siemens-Kamera ein Modell CII war, dann handelte es sich um eine Standard-Kamera mit einem 30 Unterwasser-Filmkameras von Hans Hass TauchHistorie 04/2015 hochwertigen fest eingebauten Objektiv, aber mit der Möglichkeit, einfach „Zahnkränze“ aufsetzen zu können, um Blende und Entfernung einzustellen, wie es in einzelnen anderen der untersuchten Gehäuse auch gemacht wurde. In dem Buch „Menschen und Haie“, das im Jahr 1949 veröffentlicht wurde (1954 ins Englische übersetzt), wird erwähnt, dass die beiden Gehäuse von einer kleinen Werkstatt in Wien gebaut wurden. Hass sagte, dass er die Agfa Movex 16-12 nicht gewählt habe, weil ihr Fix-Fokus-Objektiv nicht für das Unter- wasser-Filmen geeignet gewesen sei. Er meinte auch, dass seine Begründung dafür, nicht weiterhin die Movikon K16 (wie in der Expedition Curacao) zu verwenden, war, dass in ihr Standard-KODAK-Filmmagazine verwendet wurden, in die man keine AGFA-Filme einlegen konnte, was ihn in seiner Filmauswahl einschränkte. Aus diesem Grund war das Siemens-Magazin seine erste Wahl. Er nutzte weiterhin Siemens-Kameras in seinen Unterwasser-Gehäusen, für diese und auch spätere Expeditionen ins Rote Meer. In diesem zweiten Film nahm er auch über Wasser die Zeiss Movikon 16 (1935), mit 30-m-Kassetten statt der üblichen 15- m-Kassetten, die man auch bei Tageslicht befüllen konnte. Dies ergab ein viel größeres und schwereres Gerät, was meines Wissens nie in UW-Gehäuse eingebaut wurde. 3. Film: „Abenteuer in Rotem Meer“ („Adventure to the Red Sea“) 80 Minuten, schwarz-weiß, 16 mm, zunächst in Wien und dann in Deutschland im Sept. 1951 aufgeführt Dieser wurde mit dem ersten Preis für lange Dokumentarfilme auf dem Filmfestival in Venedig ausgezeichnet. Der Film berichtet von der Rote-Meer-Expedition 1949 und der anschließenden Expedition Mitte April 1950 an das Rote Meer (Port Sudan) mit Lotte Baierl. Gehäuse ‚C‘ Gehäuse ‚D‘ Innenansicht des Gehäuses ‚C‘ Zu dieser ersten Expedition flog Hans Hass am 14. Oktober 1949 allein von Wien ab. Seine Ausrüstung ist auf Seite 17 in seinem 3. Buch zu sehen, „Teufel im Roten Meer“ („Under the Red Sea“, 1952 in Englisch herausgegeben). Dort wird das Messing- Gehäuse gezeigt (Hersteller unbekannt), das man auch in der Vitrine im Aquazoo-Museum sehen kann. Wahrscheinlich wurde auch in diesem Gehäuse eine Siemens- Kamera eingesetzt. Von der späteren Rotes-Meer-Expedition (1950) wissen wir, dass Hass drei Siemens-Kameras eines speziellen ‚Limited Edition‘-Modells BII verwendete. Diese Kamera wurde entwickelt, um mit Wechselobjektiven arbeiten zu können, vor allem mit dem universellen C-Mount- Anschluss, zum Unterschied zu den Ports von Kodak, Zeiss und Agfa, die jeweils firmenspezifische und nicht kompatible Anschlüsse verwendeten. Zwei der Kameras waren mit Weitwinkelobjektiven und das dritte mit einem Teleobjektiv ausgestattet (vermutlich 50mm Brennweite). Diesem Spezial-Modell mit C-Mount-Wechselobjektiven folgten später in der Siemens-Kamera-Serie drei weitere Modelle mit dem universellen Anschlusstyp. TauchHistorie 04/2015 Unterwasser-Filmkameras von Hans Hass 31 Das für diese Kamera verwendete Gehäuse war aus schwarz lackiertem Messingblech hergestellt. Der Hauptkörper des Gehäuses war rohrförmig, und an den Seiten brachte man Handgriffe an und die Elemente zum Aufziehen des Federmotors, zum Ändern von Filmlaufgeschwindigkeit, Schärfe und Blende und den Start-Stopp-Knopf für den Kameramotor. Das Gehäuse befindet sich auch im Aquazoo-Museum in Düs seldorf. Ein anderes Exemplar dieser Gehäuse, mit einem erweiterten Objektiv-Anschluss (für Tele-Objektive sowie das Standard25mm- Objektiv), ist im Besitz der Historical Diving Society der USA und wurde von dem kanadischen Unterwasser-Fotografen Jack McKenney erworben. Gehäuse ‚D‘ mit Kamera Es ist mit einem der limitierten Sondermodelle BII von Siemens bestückt. Kamera und Objektiv sind mit einer eingravierten Ziffer 4 gekennzeichnet. Die beiden anderen Kameras haben dann wahrscheinlich die Kennnummern 3 und 2. Die Seriennummer der Kamera ist BII/7003. Die anderen könnten die Nummern 7001 und 7002 haben. Die Kamera in den USA ist in schlechtem Zustand, hat aber ein 25-mm-Schneider-Kreuznach-Objektiv, dessen Seriennummer darauf hin deutet, dass es zwischen Juni 1942 und September 1948 hergestellt wurde. Das wahrscheinliche Datum der Herstellung dieses Objektivs ist Ende 1947 oder Anfang 1948. Die Kameras für dieses Gehäuse (drei insgesamt) wurden an drei Lagerpunkten auf der „Mechanismus-Seite“ befestigt, die durch die Seitenwand gingen und mit Muttern von außen fixiert wurden. Die dafür nötigen Löcher wurden mit GummiNull- Ringen abgedichtet. Das Gleiche tat man für die Aufzugswelle, den Hebel für den Wechsel der Laufgeschwindigkeit und den Start-Stopp-Knopf. Alle diese Durchführungen durch die Seitenwand des Gehäu ses sind potenzielle Leckstellen, wo Wasser eindringen kann, so dass man sie sehr sorgfältig behandeln musste. Die Achse für den Steuerhebel zur Veränderung der Blende wurde durch die Frontseite geführt. Durch die gewölbte Seitenwand, die auch der abnehmbare Deckel des Gehäuses ist, wird der Steuerhebel zur Schärfeeinstellung geführt. Da die Kamera fest in an ihrer Position sitzt, kann man die Filmkassetten wechseln, ohne die Kamera aus dem Gehäuse nehmen zu müssen. Das ist anders als in anderen Gehäusen, die Siemens-Kameras beinhalten. Es bedeutet, dass die Kamera dauernd im Gehäuse bleiben kann. Das gleiche Gehäuse im Aquazoo-Museum hat einen einfachen Objektiv-Anschluss (für Standard- oder Weitwinkelobjektive). Eine Kamera gibt es zu dem Gehäuse nicht. Der Verbleib der anderen zwei Siemens-BII-Kameras, die bei der Expedition eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. Hoffentlich gibt es sie noch irgendwo! Das Gehäuse ist auch mit einem Schraederventil (Fahrradschlauch- Ventil) ausgestattet, damit man Luft hinein pumpen kann, was einen „inneren Überdruck“ erzeugt. Im Falle eines geringen Lecks unter Wasser entweichen kleine Blasen am Leckpunkt, und der Taucher kann schnell zur Oberfläche zurück kehren, um eine Gesamt-Flutung und damit großen Schaden an der Kamera zu verhindern. Ausgehend von dem Zustand der Kamera ‚4‘ ist es offensichtlich, dass ein solches Leck eingetreten ist, die Kamera konnte aber noch rechtzeitig gerettet werden. Es sind Verfärbungen Siemens-Model BII, Kamera des HDS-USA-Gehäuses 32 Unterwasser-Filmkameras von Hans Hass TauchHistorie 04/2015 von Metall und Leder vorhanden, aber die Kamera funktio-zuverlässige Filmkassette, die leicht wieder geladen werden niert weiterhin. Ein Beispiel für eine neue Version derselben konnte, im Gegensatz zu den Kodak-Magazinen. Kamera ist nachstehend gezeigt. Neues Siemens-Model-BII Siemens-16-mm-Kassette Die Kamera wurde von Siemens nach Kundenwunsch gefertigt, um die austauschbaren C-Mount-Objektive von Hans Hass verwenden zu können, also Weitwinkel-, Standard- und Tele-Objektiv. Angeblich wurden nur 10 Exemplare dieser Siemens BII gefertigt. Ich kann sechs Stück nachweisen. 4. Film: „Xarifa“, 86 Min., Farbe, 16mm Für diesen Film wurde in der Karibik, auf den Galapagosinseln und Cocos Islands aufgenommen. Die auf dieser Expedition verwendete Kamera war eine Arriflex, über Wasser und auch in einem speziell angefertigten Gehäuse unter Wasser. In diesem Film wurde ausgiebig mit künstlicher Beleuchtung gearbeitet. Kameras von Arriflex gab es für 16-mm- und für 32-mm-Film. Buch: „ Ich fotografierte in den 7 Meeren“ („I photographed under Seven Seas „), 1955 veröffentlicht, 1956 in englischer Sprache. Dieses Buch enthält mehrere Fotos des HDS-/Aquazoo- Gehäuses mit der Siemens-BII-Kamera und zeigt auch die Arriflex-Kamera in ihrem Unterwasser-Gehäuse (Seiten 72; 126; 129; 137; 138; 152). Buch: „Wir kommen aus dem Meer“ („We come from the Sea“) Dieses Buch wurde 1957 veröffentlicht (1958 in englischer Sprache) und bezieht sich auf die Erfahrungen von Hans Hass seit 1951 mit den drei Siemens-Kameras (Seite 75). Zusammenfassend ist es offensichtlich, dass Hans Hass die kompakten und zuverlässigen Siemens-16-mm-Kameras für viele seiner frühen Filme vorgezogen hat. Sie boten die Palette der Funktionen, die er brauchte, wie zum Beispiel die Bildfrequenz von 24 Bildern pro Sekunde, was für das Hinzufügen von Ton zum Film in der Nachproduktion notwendig war. Sie waren kompakt und leicht und dennoch robust und zuverlässig. Sie boten auch eine einfache, aber SIEMENS-Kino-Technik stellte nur noch bis 1951 Schmalfilm- 16-mm-Kameras her. Bis 1968 entwickelte und produzierte man noch Schmalfilmkameras für Labore und Sicherheitszwecke. In den frühen 1950er Jahren wurde sogar der Prototyp eines Unterwassergehäuses für Schmalfilm entwickelt aber nie produziert. Siemens-Unterwassergehäuse TauchHistorie 04/2015 Unterwasser-Filmkameras von Hans Hass 33 Innenansicht des Siemens-UW-Gehäuses Möglicherweise hat Hans Hass sogar mit dem Unternehmen in der Entwicklung des Prototyps zusammengearbeitet. Das Gehäuse wurde mit Blick auf das Kamera-Modell BII entwickelt, aber es ist auch möglich, dass es für das damals aktuelle Modell F angepasst wurde. Siemens-Modell ‚F‘ Es ist vielleicht interessant, dass Hans Hass im März 1950 eine Kamera des Siemens-Modells F vor seiner Abreise zu seiner zweiten Rotes-Meer-Expedition bei seinem Lieferanten in Wien, Walter Lochmann, bestellte. Das Modell F wurde nur von 1936 bis 1938 produziert. Daher wissen wir nicht, wann Hass eventuell ein Modell F kaufte oder wann stattdessen die drei Spezial-Modelle BII hergestellt wurden, um seine Anforderungen zu erfüllen. Ob das Modell F wirklich jemals in einem Unterwassergehäuse und auf einer Expedition eingesetzt wurde, muss noch bestätigt werden. Danksagung des Autors an: Michael Jung, Direktor des Hans-Hass-Institutes, der die Fra gen des Autors beantwortete und Materialien aus dem Archiv zur Verfügung stellte, Dr. Silke Stoll, Kuratorin im Aquazoo /Löbbecke-Museum, Düsseldorf, die den Zugriff auf das Hans-Hass-Archiv und Aufnahmen vor Ort erlaubte, Sid Macken, H.D.S. (USA), der Fotografien von Gehäuse und Kamera, die bei der Rote-Meer-Expedition verwendet wurden, zur Verfügung stellte und die Sammler und Forscher des Siemens- Schmalfilm-Department, KINO Technik, Berlin. Literaturnachweis: Hans Hass, Unter Korallen und Haien, 1941, Deutscher Verlag Berlin (Diving Adventure) Hans Hass, Menschen und Haie, 1949, Orell Füssli Verlag Zürich, Men and Sharks, 1954, London Hans Hass, Manta, Teufel im Roten Meer, 1952, Ullstein Verlag Berlin, Under the Red Sea, 1952, London Hans Hass, Ich fotografierte in 7 Meeren, 1954, Heering Verlag Seebruck, I photographed under the Seven Seas, 1956, London Hans Hass, Wir kommen aus dem Meer, 1957, Ullstein Verlag, Berlin, We come from the Sea, 1958, London Hans Hass, In unberuehrte Tiefen. Die Bezwingung der tropischen Meere, 1971, Molden Verlag München-Wien-Frankfurt, To unplumbed depths, 1972, London Hans Hass, DVD Klassik -Edition [Mü1] Michael Müller, Ägäis 1942, Tauchhistorie Heft 2, Seite 13 ff. Englischsprachige Version dieses Artikels unter: www.htg-th.eu/th4/mccoole.pdf Patrick McCoole ist ein pensionierter beratender Ingenieur für Maschinenbau und Elektrotechnik und Dozent im Limerick Institute of Technology in Limerick, Irland. Er taucht seit 1977 und ist 3-Stern- Tauchlehrer und Unterwasserfotograf. 34 Zu Besuch bei Dr. Kurt Schaefer TauchHistorie 04/2015 Zu Besuch bei Dr. Kurt Schaefer Genialer Konstrukteur von Unterwasserkameras Ehrenmitglied der Historischen Tauchergesellschaft Von Franz Rothbrust Dr. Kurt Schaefer bin ich zum ersten Mal im Herbst 2014 in Spanien begegnet. Er war trotz seines hohen Alters aus Wien angereist, um am „Barcelona Underwater Festival“ teilzunehmen [1]. Im März dieses Jahres haben wir Dr. Schaefer als Ehrenmitglied in die Historische Tauchergesellschaft aufgenommen. Wir würdigen damit seine Pionierleistungen bei der Entwicklung und Konstruktion von Unterwasser-Kameras für Foto und Film. Dr. Schaefer hatte mich eingeladen, ihn in der Nähe von Wien zu besuchen. Die passende Gelegenheit bot sich recht bald, denn das Naturhistorische Museum Wien hat der Historischen Tauchergesellschaft als zehnjährige Dauerleihgabe alle Auszeichnungen von Lotte und Hans Hass zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um mehrere Kartons mit Urkunden, Statuen etc. Diese mussten per PKW in Österreich abgeholt werden. So haben Dr. Lothar Seveke und ich die Gelegenheit genutzt, um Herrn Schaefer seine Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft persönlich zu überreichen und vor allem seine Werkstatt zu besichtigen. Michael Jung, Tauchhistoriker und Schaefer-Biograph [2], hatte schon mehrmals in bildreichen Worten von ihr geschwärmt. Wir sind selbst begeisterte „Schrauber & Bastler“, entsprechend groß war unsere Neugier, Dr. Schaefer zuhause zu erleben. Von Beruf Architekt, hat er nach seiner Pensionierung 1983 über den historischen Holzschiffbau an der Donau promoviert. So zeigte er uns zunächst sein Modell eines Fluss-Handelsschiffs aus dem frühen 19. Jahrhundert. Es entspricht dem historischen Vorbild in allen Einzelheiten. Funde aus neolithischen (2000 – 3000 v. Ch.) und mittelalterlichen Pfahlbauten, die er während archäologischer Ausgrabungen im Attersee und Mondsee geborgen hat, dekorieren die Wände seines Büros. Danach gingen wir zusammen über den Hof in ein Nebengebäude mit seiner Werkstatt. Der Raum, etwa zwanzig Quadratmeter groß, war noch dunkel, als wir eintraten. Umso überraschender war der Anblick, als das Licht anging, Werkbänke, Schränke und Kommoden vor den Wänden aufgestellt, darüber Regale, übersichtlich bestückt mit schönen alten Werkzeugen, und vielerlei andere Gegenstände. In der Mitte des niedrigen Raums steht eine uralte Hobelbank. Eine kleine Schmiede ist in einer hinteren Ecke des Raums eingerichtet, mit allem, was dazugehört: Esse, Feuerstelle, Ambos, Zangen usw. Erst nach und nach erkannten wir, dass fast alle Maschinen in seiner Werkstatt, bis auf die Elektromotoren, Eigenbauten sind! Drechselbank, Drehbank, Fräsmaschine, Bandsäge, Scheibenschleifmaschine, alle sind von ihm selbst konstruiert und gebaut worden. Lediglich eine kleine Ständerbohrmaschine war in einem Werkzeuggeschäft erstanden worden. Eigen bauten haben bei Dr. Schaefer Tradition. Bereits in den 1940er Jahren hat er seine ersten Unterwasserkameras an selbstgebauten einfachen Maschinen gefertigt [3][4]. Im gleichen Gebäude ging es auf einer steilen Treppe in das darüber liegende Stockwerk. Hier hatte Dr. Schäfer ein kleines Zeichenbüro eingerichtet. In dessen Regalen stehen noch einige seiner Unterwasserkameras, die er uns ausführlich erklärt und vorgeführt hat. Darüber vergingen die Stunden und es gab noch viel zu sehen und zu besprechen. So sind wir am nächsten Morgen abermals zu ihm gegangen. Es war beeindruckend, seine 6 x 6 Dias im Original auf der Leinwand zu sehen, Nahaufnahmen im Maßstab 1:1 mit einer Tiefenschärfe von unglaublichen 6 cm [4]. Zum Schluss führte er einen kurzen Dokumentarfilm vor, den das österreichische Fernsehen über ihn gedreht hatte, und seinen Film „Lichter unter Wasser“ (1952) über die österreichische „Tyrrhenia- Expedition“. Kurt Schaefer (rechts) erklärt Lothar Seveke sein Modell eines historischen Handelsschiffs. Das Original war 1810 bei Altenwörth an der Donau gesunken. 1975 wurde es bei Ausgrabungen wieder entdeckt. Die erhaltenen Teile sind im Schifffahrtsmuseum in Spitz ausgestellt. Dort sind eine ganze Reihe von Schaefers Modellen zu sehen [5]. Literaturhinweise: [1] www.bcnunderwaterfest.com/en [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Schaefer [3] W. Freihen, Museumsschätzchen, Tauchhistorie 01/2013, S. 28 ff. [4] Kurt Schaefer, Meine Geschichte, Tauchhistorie 03/2015, S. 59 ff. [5] www.schifffahrtsmuseum-spitz.at TauchHistorie 04/2015 Zu Besuch bei Dr. Kurt Schaefer 35 Kurt Schaefer inmitten seiner Werkstatt mit zwei Flussschiff-Modellen, die er für das Schifffahrtsmuseum in Spitz in Arbeit hat. Die Außenplanken sind, dem historischen Original entsprechend, mit Hanf und Teer gegeneinander abgedichtet. Beide Schiffe waren mit langen Holzplanken miteinander verbunden und wurden als Fähre eingesetzt (Doppelfähre). Sie wurde 1925 gebaut und ist 1928 unter dramatischen Umständen in der Donau gesunken. Kurt Schaefer mit seiner 6 x 6 Makrokamera: „Ich atmete tief ein, bin in die dunkle Grotte hinab getaucht, habe in fast völliger Dunkelheit meine Kamera mit dem Rahmen an die Wand gehalten und den Auslöser betätigt. Erst nach dem Entwickeln des Filmes konnte ich sehen, was ich fotografiert hatte.“ Kleinbild-Amphibienkamera mit Birnchen-Blitz in den Händen ihres Erbauers 36 Hommage an Louis Boutan TauchHistorie 04/2015 Hommage an Louis Boutan Im Rahmen der „European Heritage Days“ vom 19.-20. September 2015 hat das Laboratoir „Arago“ des Ozeanographischen Observatoriums für Meereskunde in Banyuls-sur-Mer eine Hommage an Louis Boutan abgehalten. Von Bernhard Schuster TauchHistorie 04/2015 Hommage an Louis Boutan 37 Luis Boutan (1859-1934) war Biologe am „Laboratoire Arago“ und vom Meer fasziniert. Er konnte nach vielen Tauchversuchen als „Taucher mit schweren Füßen“ in der Bucht von Bs- M sein erstes Unterwasserfoto präsentieren. Dieses Ereignis stellte das Observatorium am originalen Schauplatz mit originaler Ausrüstung am 19. und 20. September 2015 nach. Dieser historische Tauchgang wurde gleichzeitig live mittels „web conferencing“ durch einen Begleittaucher in das Internet und direkt in den Konferenzsaal übertragen. Übertragungsraum, links vorn HTG Mitglied Andrés Clarós Louis Boutan war ein renommierter Wissenschaftler, der durch die Erfindung der Unterwasser-Fotografie zu den Pionieren der Ozeanographie gehört. Im 19. Jahrhundert erfolgten die ersten Erkundungen des Meeresbodens und die Gründung der Laboratorien wie des „Arago“ in Banyuls-sur-Mer. In den Räumen des Observatoire Oceanologique befand sich auch eine Ausstellung zu den Anfängen des „Helmtauchens“ in der Bucht von Banyuls-sur-Mer. Zum Weiterlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Boutan Vorbereitung für die Übertragung Übertragung auf die Leinwand im Konferenzsaal Das Laboratoire Arago in Banyuls-sur-Mer 1898 Laboratoire Arago 2015 38 Hommage an Louis Boutan TauchHistorie 04/2015 Ausstellungsstück im Laboratoire Arago Ausstellungsstück im Laboratoire Arago Urkunde für Scuba Diving Hall of Fame TauchHistorie 04/2015 Hommage an Louis Boutan 39 Von links nach rechts: Ausrüstung von Luis Boutan / Helm von 1890 / Blitzlichtnachbau von 1894, Privat Sammlung HTG Mitglied Andrés Clarós / Filmkamera von 1893, Nachbau Kurt Schäfer - Privat Sammlung Andrés Clarós Vitrine der Ausstellung vom 19. September 2015 40 CG45 und Mistral TauchHistorie 04/2015 CG45 und Mistral - DIE Initiatoren für das Sporttauchen Teil 1 Von Dr.-Ing. Lothar Seveke Vorbemerkung Der Mistral und sein Nachfolger Royal Mistral, hergestellt von der französischen Firma La Spirotechnique, gehörten nach 1955 für den langen Zeitraum von 30 Jahren zu den bekanntesten Tauchreglern im westlichen Europa. Sie haben aber wegen ihrer Einfachheit, Qualität und Schönheit auch danach für viele einen gewissen Mythos behalten. Ihre Entstehung verschwimmt allerdings für die meisten Sporttaucher, selbst in Frankreich, immer etwas im Nebel des Urknalls: „Nach dem zweiten Weltkrieg erschuf Cousteau DEN REG LER und ließ das Tauchen beginnen.“ Dass vor dem einstufigen Mistral noch vieles andere lag, auch ein zweistufiger Regler ganz anderer Bauart als unmittelbarer Vorgänger, und dass an der Entwicklung noch ein gewisser Ingenieur wesentlichen Anteil hatte, verschwindet für viele schon im Dunkel des Vergessens. Für mich war die Entwicklung des CG45 bald relativ klar, die ja auch reichlich beschrieben ist. Wie dann aber plötzlich ein neues Teil kam, der Mistral, technisch völlig anders und genial einfach, und die Taucherwelt eroberte, ist erneut nebulös und diesmal nicht so leicht aufzuklären. Die letzte Vorgeschichte Die 1930er Jahre sind wohl der dialektische Umschlagpunkt von erreichten Quantitäten in eine neue Qualität der Entwicklung bedarfsgesteuerter Regler für das Tauchen mit Pressluft. Schema des bedarfsgesteuerten Reglers von Rouquayrol [P00] Nach zahlreichen Versuchen in aller Welt in Jahrzehnten davor (Condert, McKeen, Guillaumet, Ohgushi, ...), die in erster Linie an fehlender Zubehörtechnik wie Druckbehältern und Kompressoren, Masken und Flossen, Wärmeschutz,... scheiterten, ist die Erfindung von Benoît Rouquayrol (18261875) aus der Zeit um 1860 für diese Entwicklung besonders bedeutungsvoll. Rouquayrol war eigentlich Bergwerksingenieur und baute ein Rettungsgerät mit einem Presslufttank geringen Drucks (30 bar) und bedarfsgesteuertem Regler für Bergleute. Schlauchgebundenes Tauchgerät von Rouquayrol Sein Freund Auguste Denayrouze (1837-1883), ein Marineoffizier, veranlasste ihn, auch eine Version für den Unterwassereinsatz zu entwickeln, zunächst mit einem Luft-Versorgungsschlauch zusätzlich zum tragbaren Tank, dann aber auch völlig TauchHistorie 04/2015 CG45 und Mistral 41 frei nutzbar (Aerophore, Patent P01 von 1864). So stand praktisch ein Gerät zur Verfügung, mit dem man hätte frei tauchen können, wenn die Komponenten außer dem Regler auch dafür geeignet gewesen wären. 1864 wurden damit immerhin halbstündige Tauchgänge in einer Tiefe von weniger als 10 m ohne Oberflächenversorgung gemacht. Die von den beiden Erfindern eigens gegründete Firma verkaufte etwa 1.500 Stück dieser Geräte u.a. an die Kriegsmarinen verschiedener Länder. Auch die französische Marine verwendete sieben Jahre lang die Aerophore [Ico]. Und es waren diese Geräte, die Jules Verne in seinem 1870 erschienenen Buch „20.000 Meilen unter dem Meer“ beschrieb. Trotzdem setzte sich das oberflächenversorgte Tauchgerät zunächst durch. Die fehlende Kommunikation mit der Oberfläche beim freien Tauchen, mangelnder Kälteschutz und zu geringe Nutzungszeit durch zu schwache Druckbehälter und Kompressoren erklären den ausbleibenden kommerziellen Erfolg für das in dieser Zeit nur denkbare professionelle Tauchen. Das Gerät wurde aber zur Basis für die Entwicklung des französischen 3-Bolzen-Tauchanzugs mit bedarfsgesteuertem Regler, der bis in die 1960er Jahre produziert wurde, u.a. von der Firma René Piel. Rouquayrol-Nachbau von David Dekker im Einsatz Der bekannte Experte für alte Tauchtechnik, David Dekker, baute das Rouquayrol/Denayrouze-Gerät originalgetreu nach und taucht damit auch noch bei entsprechenden Gelegenheiten [Dek]. Yves le Prieur mit seinem Tauchgerät in erster Ausführung (Archiv Le Prieur) 1925 kam es zu einer anderen einflussreichen Erfindung. Yves Paul Gaston le Prieur (1885-1963), ein vielseitig begabter Erfinder (Gleitflugzeug 1909, Rakete gegen Fesselballons 1915, Wasserbombe 1917,…) und Marineoffizier bis 1924, baute ein einfaches oberflächenversorgtes Tauchgerät des Ingenieurs Maurice Fernez [P03] durch Hinzufügung von kleinen Hochdruck- Pressluftflaschen in ein versorgungsunabhängiges, tragbares Tauchgerät mit handgesteuerter Luftzufuhr um [Pri1/2]. Die Flaschen stammten aus Autoservice-Stationen von Michelin, wo sie statt der noch raren dezentralen Kompressoren zum Füllen von Reifen verwendet wurden. Solche Druckbehälter zu verwenden, war 1926 der kreative Beitrag von Le Prieur [Con]. Le-Prieur-Gerät mit Regelung über bewegliche Frontscheibe der VGM [P06] 42 CG45 und Mistral TauchHistorie 04/2015 1931 verbesserte er das Tauchgerät noch durch eine Vollgesichtsmaske (vorher Brille und Nasenklemme [P04]). Das Gerät wurde ab 1935 sogar von der französischen Marine eingesetzt, man baute aber nur wenige hundert Geräte. Der Luft- verbrauch war durch den konstanten Fluss zu hoch, und die Nachregelung erforderte zu viel Aufmerksamkeit. Trotzdem erzielte das Konzept auf der Weltausstellung 1937 einen großen Erfolg. Louis de Corlieu mit seinen Schwimmhilfen für Füße und Hände (Archiv Corlieu) Genau auf dieser Weltausstellung wurden übrigens auch die neu erfundenen Schwimmflossen des französischen Korvettenkapitäns Louis Marie de Corlieu (1888-1971) präsentiert (Patent P02, 1933), der sie aber nicht für das Schwimmtauchen sondern für bessere Schwimmfähigkeit von abgestürzten Pi loten und Schiffbrüchigen entwickelt hatte. Die Zusammenführung dieser beiden Erfindungen blieb noch aus, Le Prieur lief weiter auf dem Gewässergrund herum wie ein schwerer Taucher. Hans Hass wiederum, der die Ausstellung u.a. wegen Corlieus Flossen besuchte, um sie eventuell für das Schwimmtauchen mit seinen Sauerstoff-Kreislaufgeräten einzusetzen, wusste nichts von Le Prieurs Gerät, mit dem man auch tiefer hätte tauchen können, als es mit Sauerstoff möglich ist. Warum Rouquayrols bedarfsgesteuerte Regler von Le Prieur nicht genutzt wurde, was ein Rückschritt in der Entwicklung war, ist ungeklärt. Dass er dieses Prinzip kannte, ist aus seiner Patentschrift P04 von 1926 ablesbar. Aber Le Prieur brachte einen anderen wichtigen Aspekt in die Entwicklung des freien leichten Tauchens ein, er erkannte das Potenzial eines handlichen und preiswerten Gerätes für die sportliche Nutzung durch Jedermann [Pri1]. Nach Ende der Weltwirtschaftskrise hatte es in den 1930er Jahren durch die verbesserten Lebensbedingungen und die breite Gewährung von bezahltem Urlaub eine sprunghafte Entwicklung im Freizeitbereich gegeben. Sportvereine und Reisetourismus boomten. Für Le Prieur war das private Sporttauchen vorstellbar geworden. 1935 gründete er in St. Raphael einen ersten Tauchclub für Sporttaucher, le Club des Scaphandres et de la Vie sous l’Eau, und bildete mit seinem Gerät aus. Sein Gerät wurde in Paris direkt für Endnutzer verkauft (Ed. B. Cazalis) und auch an Händler abgegeben (Großhandel Epervier & Gillet). 1946 legte er auch noch mal nach und erfand eine Bedarfssteuerung über die bewegliche Frontscheibe seiner Vollgesichtsmaske [P05]. Aber gegen den eben aufgekommenen CG45 von Gagnan konnte sich dieses Prinzip nicht durchsetzen. Maske und Schnorchel von Forjot 1938 (Patent) Begleitende Erfindungen von Maske, Schnorchel, Flossen für das Apnoetauchen (Gilpatric, Kramarenko, Forjot, ...) führten dazu, dass das Speerfischen vor allem an der Mittelmeerküste zu einem Volkssport wurde. Das verursachte sogar eine solche Dezimierung des Bestandes großer Fische in Küstennähe, dass die Regierung mit einem „Jagdgesetz“ eingreifen musste [Aug]. Damit in Verbindung stieg überhaupt das breite Interesse an der Unterwasserwelt. Schon 1936 entwickelte Paul Dubois die später serienmäßig hergestellte Maske „Squale Lux“, die auch die Gruppe um Cousteau dann benutzte und neben Corlieus Flossen als äußerst wertvolle Ergänzung ihres Tauchgerätes betrachtete. Ab 1940 wurden diese Flossen von dem ehemaligen Schwimm-Olympioniken Owen Churchill massenhaft produziert. TauchHistorie 04/2015 CG45 und Mistral 43 Georges Commeinhes mit seinem GC42 (Fa. Commeinhes) Ein anderer wesentlicher Erfinder brachte es endlich fertig, Rouquayrols Regler und tragbare Druckflaschen zu vereinen [Rou]. George Commeinhes (1906-1944) arbeitete in der Firma seines Vaters, René Commeinhes, die unter anderem Atemgeräte für Feuerwehr und Armee herstellte. 1935 erhielt René C. das Patent P06 für seinen Pressluftatmer MC35, der auf Rouquayrols Regler aufbaute und den George C. zu einem sog. amphibischen Gerät erweiterte, das auch unter Wasser benutzt werden konnte. Schon 1937 wurde es von der Marine Nationale de France eingesetzt. Commeinhes entwickelte es zu einem auf dem Rücken zu tragenden Tauchgerät mit 3- oder 4-l-Flaschen (150 bar), einem membrangesteuerten Regler, einem Manometer, akustischem Warnsignal und Vollgesichtsmaske weiter, das 1942 patentiert wurde [P07]. Daraus entstanden das G.C.42 für Süß- und das G.C.47 für Salzwasser als 1- oder 2-Flaschen-Geräte. Die Reglermembran befand sich zwischen den Schulterblättern des Tauchers. Mit diesem Gerät tauchte er im Juli 1943 vor Marseille bis auf 53 m. 1944 erfand er noch eine Kompensation für den Regler [P09]. Der wesentliche Unterschied zu dem fast zeitgleich von Gagnan entwickelten Gerät war das Ausatemventil direkt am Mundstück der Vollgesichtsmaske, was den zweiten Schlauch erübrigte, aber auch eine manuelle Nachstellung bei wesentlichem Lagewechsel erforderlich machte. Commeinhes hatte schon 1940 als Panzerkommandant gegen den Überfall der deutschen Wehrmacht gekämpft und beteiligte sich auch an der Befreiung Frankreichs; er fiel am 23.11.1944 bei Strasbourg. Sein Vater produzierte auch nach dem 2. Weltkrieg amphibisch nutzbare Pressluftgeräte (C56, C58), die sich aber gegen die perfekt vermarkteten Geräte von La Spirotechnique im Sporttauchbereich nicht behaupten konnten. So fragte später René Bussoz, der Gründer von U.S. Divers in den USA, seinen europäischen Zulieferer von Harpunen, René Cavalero, welches Tauchgerät besser für den Import in die USA geeignet sei, CG45 von Spirotechnique oder G.C.47 von Commeinhes. Und Tauchgerät C58 der Fa. Commeinhes von 1958 der gab ihm den guten Rat, nicht nach technischen Parametern zu sehen, sondern nach den finanziellen und Expansionsmöglichkeiten der beiden Hersteller [Nuy]. Dieser Rat erwies sich als kaufmännisch klug. Die Auslösung der Lawine Der zweite Weltkrieg mit der zunächst teilweisen Besetzung Frankreichs (60%) durch die deutsche Wehrmacht 1940 behinderte die technische Entwicklung dort, hatte aber kurioserweise einen subjektiv positiven Einfluss auf die der Tauchtechnik. Die der Vichy-Verwaltung (Regierung der nicht besetzten Zone unter Marschall Pétain) noch unterstehende französische Flotte lag seit 1940 vor Toulon fest und versenkte sich 1942 selbst, als auch noch die restliche freie Zone okkupiert wurde. Ein großer Teil des Marine-Offizierskorps war freigestellt [Cou2]. Zu ihnen gehörte auch der Marineleutnant Jaques- Yves Cousteau (1910-1997) mit seinem Freund und ehemaligen Vorgesetzten auf dem Schiff Condorcet, Korvettenkapitän Frederic Dumas (1913-1991). Dazu kam noch der passionierte Speerfischer Philippe Tailliez (1905-2002). Alle drei waren schon in den Jahren zuvor begeisterte Harpunettis gewesen (Cousteau seit 1936), tauchten frei bis auf 20 m und verwendeten selbst gebaute Fotoapparate und Kameras unter Wasser. Sie interessierten sich zunehmend für die Unterwasserwelt und 44 CG45 und Mistral TauchHistorie 04/2015 das Fotografieren und Filmen dort. Sie hatten nun viel Zeit für eigene Projekte und wollten tiefer und länger tauchen, als es in Apnoe möglich war. Das Dreigestirn wurde später unter dem populären Namen „Mousquemers“ (Musketiere der Meere) bekannt, der von Tailliez stammte. Cousteau probierte schon 1938 ein von einem Untergebenen für ihn gebasteltes Sauerstoff-Kreislaufgeräte aus, wobei es durch seine Unkenntnis und Ungeduld, also zu langes Verweilen in zu großen Tiefen, mehrfach zu lebensbedrohlichen Sauerstoffvergiftungen kam, so dass er diese Technik sein Leben lang ablehnte [Cou1]. Über Beziehungen in der französischen Marine, die seit 1935 Le-Prieur-Geräte einsetzte, probierte der Freundeskreis später auch ausführlich die schlauchgebundenen Fernez- und die frei tauchbaren Le-Prieur-Geräte aus, fand erstere durch den (auch ab und zu reißenden) Schlauch zu einschränkend und bei den anderen die Einsatzzeiten wegen der abströmenden Luft zu gering [Cou2]. Warum das GC43 von Commeinhes nicht auch getestet wurde, ist nicht so recht klar, vielleicht war einfach keines verfügbar. Porträt Emile Gagnan (Équipe Cousteau) Schicksalhafter Zufall war, dass Cousteau mit der Tochter eines Direktors von Air Liquide, Henry Melchior, einem ehemaligen Admiral der Marine Nationale, verheiratet war, einer weltweit tätigen Firma, die industrielle Gase vermarktet. Dieser brachte seinen Schwiegersohn mit einem jungen, begabten Ingenieur des Unternehmens zusammen, Emile Gagnan (1900-1979), der gerade an einem Regler für Holz- oder Stadtgas für Autos arbeitete. PKW mit Holzvergaser. (daciaclub.pl) Dies war von hoher Wichtigkeit, da die deutsche Besatzungsmacht alle flüssigen Treibstoffe stark rationiert hatte, die für den Krieg gebraucht wurden. Trotzdem trug Melchior seinem Angestellten auf, Cousteau nach besten Möglichkeiten zu unterstützen. Die Legende berichtet nun [Aug], dass Gagnan bei dem ersten Treffen 1942 in Paris, nachdem Cousteau seine Wünsche und Vorstellungen vorgetragen hatte, einen kleinen Regler hervorzog und fragte: „Quelque chose comme ça, Monsieur?“ (So etwas wie das hier?). Es war ein Gasregler, den Air Liquide 1939 von der Firma René Piel erhalten hatte und in den geplanten Holzvergaser für Autos einbauen wollte. Piel war selbst Hersteller von Tauchtechnik, stellte aber offensichtlich auch industrielle Gasregler her. Nun versah Gagnan diesen zweistufigen Regler ausgangsseitig mit dem Faltenschlauch einer Gasmaske mit einem Mundstück mit Entenschnabel-Ausatemventil am anderen Ende und schraubte ihn an das Ventil einer Pressluftflasche. Diese Anordnung erprobte Cousteau mit Gagnan im Januar 1943 in der Marne bei Paris. Der Regler atmete sich in normaler Schwimmlage gut, blies bei aufrechter Lage des Tauchers aber ab und war sehr schwergängig, wenn der Taucher kopfüber hing. Tauchen mit dem modifizierten Gasregler 1943 (Équipe Cousteau) Gagnans kreative Idee war es nun, das Ausatemventil so am Regler zu befestigen, dass es sich auf demselben Druckniveau wie die Reglermembran befand, und führte die Ausatemluft dazu über einen zweiten Faltenschlauch zum Reglergehäuse zurück, wo der Entenschnabel möglichst nahe am Zentrum der Membran angebracht war. Gasregler wird zum Tauchregler TauchHistorie 04/2015 CG45 und Mistral 45 Links: Erster Versuch in der Marne 1943 (Ausatemventil am Mundstück) nach Jaque Chabbert Rechts: Zweiter erfolgreicher und patentierter Versuch (Ausatemventil am Regler) [P12] Aus dem industriellen Gasregler nach Stand der Technik war so ein Zweischlauch-Tauchregler geworden, zu dem Gagnan und Cousteau 1943 das Patent P08 einreichten, das das gesamte Patentzeichnung CG43 (Patent P12) Blick in das Innere des Prototypen (Aqualung/M. Cabrère) Gerät beschrieb, mit Flasche und dem Reservemechanismus, vom Anspruch her aber auf die Lage des Ausatemventils ausgerichtet war (siehe Patentzeichnung, 2ème essai, ergänzt durch die Skizze vom ersten Versuch, 1er essai). Dieses Problem hatten die Geräte von Le Prieur und Commeinhes zuvor auch nicht gelöst. Sie arbeiteten ja ebenfalls mit nur einem Faltenschlauch und dem Ausatemventil am Mundstück bzw. an der Vollgesichtsmaske. Die Ausatemventile mussten jeweils manuell auf stark unterschiedliche Schwimmlagen eingestellt werden. Gagnan war mit dem zweiten Schlauch nie recht zufrieden, sah ihn als Übergangslösung an und versuchte lange, ihn wieder weg zu bekommen [Nuy]. Er löste ja auch nur das Problem des Abblasens in aufrechter Lage einigermaßen, auf die Schwergängigkeit bei tiefer Lage des Mundstücks hatte er keinen Einfluss. Dafür waren eine optimale Lage des Reglers auf dem Rücken und eine günstige Schwimmlage erforderlich. Patentzeichnung CG45 (Patent P18) Das Innere des CG45 (Forum VDH) Prototyp des späteren CG45 (Jean Christophe Depoorter) Ausgelieferte Form des CG45 mit großer Plakette (F. Guilleminot) 46 CG45 und Mistral TauchHistorie 04/2015 Die Hochdruckstufe des zweistufigen Reglers war zunächst außerhalb des Gehäuses, beim nächsten Prototyp CG43, mit Bakelite-Gehäuse, schon weiter hinein gewandert und beim endgültigen CG45 mit dosenförmigen Messing-Gehäuse (in Weckergröße nach [Nuy]) komplett integriert, was ihn auch zum echten Kompaktregler machte. Dazu gab es 1945 das zweite Patent P11, was diesmal den ge samten Regler umfasste [Spi]. Auch die zweite Stufe hatte ihr Aussehen gegenüber den ersten Prototypen [P08] stark geändert, wie die Bilder zeigen. Sie blieb bei allen Aqualung-Modellen, auch von USD, sehr ähnlich. Im Juni 1943 wurden die ersten drei Regler in der Blechdose und P11 entsprechend an die Mousquemers geliefert (einer davon wurde später bei einem Landungsversuch der Alliierten durch Artilleriebeschuss zerstört), die sie in Bandol am Mittelmeer in mehr als 500 Tauchgängen erprobten. Im Oktober 1943 tauchte Dumas damit bis auf 63 m [Aic]. Cousteau ließ auch seine Frau und die beiden Söhne mit dem Gerät tauchen und erkannte dabei immer mehr den freizeitsportlichen Wert dieser Technik [Cou2]. Air Liquide gründete 1946 als Tochterfirma La Spirotechnique S.A.R.L. mit dem Zweck, den Regler CG45 (später auch andere Produkte) zu produzieren und zu vermarkten. Der CG45 kam ab 1946 auf den Markt und versorgte neben dem kommerziellen und militärischen Bereich eine immer weiter anwachsende Sporttauchszene. Der Durchbruch des autonomen Leichttauchgerätes hatte be gonnen, und das Tauchen veränderte sich grundlegend. Dabei wurde der damit mögliche Übergang zum Schwimmtauchen gar nicht überall erkannt. Das damalige British Naval Diving Manual sah die Aqualunge beispielsweise nur in Nutzung mit einem schweren Tauchanzug und missachtete die prinzipiell suspekten französischen Ideen [Nuy]. Schlauchstutzen CG45 1946 Schlauchstutzen CG45 1949 (La Spirotechnique) Der CG45 wurde während des Produktionszeitraums von 1946 bis 1955 nicht wesentlich verändert, bis 1948 noch am meisten. Das anfangs verwendete Fernez-Mundstück aus verchromtem Messing mit den langen gebogenen Schlauchstutzen wurde schnell durch ein kleineres mit geraden Stutzen ersetzt. Der zunächst etwas abgeknickte Anschlussstutzen für den Ausatemschlauch war später gerade, und die Plakette wurde kleiner und drehte sich auf der Gehäuseoberschale [Gui]. Auf der Plakette gab es zeitlich abgestuft folgende Firmenbezeichnungen: - 1946, große Plakette mit „La Spirotechnique S.A.R.L.“ - 1948, kl. Plakette mit „La Spirotechnique S.A.R.L.“ - Mitte 1948, kl. Plakette mit „La Spirotechnique S.A.“ - kleine Plakette mit „La Spirotechnique“ S.A.R.L. stand für Société à Responsabilité Limitée (GmbH.) und S.A. für Société Anonyme (AG), ab 1947 (99% von Air Liquide und 1% von Cousteau gehalten). Der Regler war zunächst so konzipiert, dass er fast in Kopfhöhe vom Gerät nach hinten weg stand. Der Taucher sollte beim Abtauchen nicht mit dem Kopf anstoßen. Das war übrigens der gleiche Fehler, den 10 Jahre später die Entwickler des MEDI713 im VEB Medizintechnik Leipzig zuerst auch machten [Sev1]. Im Laufe der umfangreichen Erprobungen entschloss sich Gagnan, den Regler zu drehen und tiefer zu setzen [Nuy]. Er kam so näher an die Lunge des Tauchers heran, was die Lageabhängigkeit des Einatemwiderstandes verringerte. Zudem war das ganze Gerät so weniger sperrig, was beim Wracktauchen bedeutungsvoll war. Damit drehten sich auch die Schlauchstutzen, da der Ausatemstutzen an Backbord bleiben sollte, und die Plakette. Lage der Schlauchstutzen früher CG45 Lage der Schlauchstutzen späterer CG45 (La Spirotechnique) Die zunächst in der waagerechten Mittelachse des Reglers liegenden Schlauchstutzen wurden schräg (45°) nach oben weggehend angesetzt, um in der neuen Lage die Schlauchführung zu verbessern. Außerdem liefen die Schläuche so auch weniger voll und ließen sich besser wieder frei blasen. Bei den Schlauchstutzen gab es zwei Ausführungen, die normale mit 20 mm Durchmesser und nur angeklemmten preiswerten Faltenschläuchen aus der medizinischen Beatmungstechnik. Die professionelle oder militärische Ausführung hatte 25 mm Durchmesser und war mit Schraubringen zur Schlauchbefestigung ausgestattet (teurere Gasmaskenschläuche bis Spirotechnique selbst Schläuche fertigte). Letzteres war vor allem für die Nutzung an CV-Anzügen mit Vollgesichtsmaske vorgesehen, erwies sich aber auch für das schnellere Trocknen der Schläuche als günstig. TauchHistorie 04/2015 CG45 und Mistral 47 Zeichnung Einzelteile des CG45 (La Spirotechnique) Ab 1950 wurde der CG45 unter der Bezeichnung Aqua-Lung auch in Kanada, den USA und ab 1953 in England mit Erfolg verkauft. Viele internationale Firmen nahmen Lizenzen, um den Regler selbst zu produzieren (Siebe-Gorman in GB (Chessington), SALVAS in Italien, Siroco in Spanien (Barcelona),...) oder unter ihrem Label zu verkaufen. In den USA verlief die Einführung etwas speziell, wohl wegen des potenziell riesigen Marktes und der komplizierten Einfuhrkonditionen für europäische Waren. Marketingaspekte interessieren uns als Techniker normalerweise weniger, aber da Gagnan und seine weiter laufende Entwicklung stark involviert waren, gehe ich hier darauf ein. Man muss zwei Linien der Einführung in den amerikanischen Markt sehen, die militärische und die für Sporttaucher. Für die erste war zufällig der Film „Epaves“ wichtig, den Cousteau 1944 erstmalig mit seinen Aqua-Lungs gedreht hatte. Darüber schrieb ein amerikanischer Journalist den Artikel „The First of the Menfish“, der 1948 in den USA erschien und auch von Cmdr. Doug Fane von der Submersible Operations Platoon der US-Navy gelesen wurde [Ico]. Der sehr an neuen Entwicklungen für das Tauchen interessierte Fane erkannte die Bedeutung der Geräte und ließ sie erfolgreich für die Nutzung in der Navy erproben (Woods Hole und Scripps Institutes). Der CG45 wurde zunächst aus original französischen Teilen von Canadian Liquid Air montiert, wo auch Gagnan inzwischen arbeitete (er war 1947 mit seiner Familie nach Kanada gegangen), und mit einem kanadischen Label über die große Vertriebsfirma SPACO in den USA, vorrangig an der Ostküste, verkauft. Da SPACO als unspezifischer Vertreiber aber nicht die richtigen Interessenten erreichte, lief das nicht besonders gut. Da kam René Bussoz von der Westküste in das Spiel, ein weitläufiger Cousin von Cousteau und kleiner Verkäufer von Speerfischer-Bedarf, der immer wieder von seinen Kunden nach Luftversorgung gefragt wurde. Nach zähen Verhandlungen mit La Spirotechnique und Air Liquide, einem 2-Millionen-Dollar-Bankkredit zum Erwerb der Lizenz für sechs Jahre, der eigens gegründeten Firma U.S. Divers Co. (USD) und schließlich der Androhung, GC43 von Commeinhes zu importieren, erreichte Bussoz 1950 endlich Exklusivität für Spiro-Produkte in den USA und verkaufte den CG45 mit einem schlauen Mengenrabatt- System erfolgreich an Behörden, Profis und Sporttaucher [Nuy]. Die Aqua-Lung (CG45) wurde zunächst weiter in Kanada montiert (günstigerer Zoll von Kanada in die USA statt von Frankreich). Ab 1951 übernahm USD auch den Zusammenbau der Teile (noch weniger Zoll für Teile statt für Komplettgeräte) und ging dann auch selbst zu deren Herstellung über. Diese Zeiten spiegeln sich in den unterschiedlichen Plaketten wider, die entweder die französische oder kanadische Montage oder die Bestimmung für SPACO oder USD verdeutlichten (erschöpfend behandelt in [Nuy]). Die Unterschiede sind aber nur für akribische Sammler interessant, technisch gesehen waren die Regler bis auf funktionell unbedeutende Details wie glänzendes oder mattes Chrom, metrische/imperiale Gewinde,... identisch. Um 1956 waren 50.000 Regler verkauft, USD zog in eine neue Produktionsstätte um, und der Lizenzvertrag mit Spirotechnique lief aus. La Spirotechnique wollte die Geschäfte mit USD beenden und jetzt selbst auf dem amerikanischen Markt gehen, vor allem mit dem in Europa inzwischen sehr erfolgreichen Mistral. Da Bussoz aber die in den USA und Kanada renommierte Marke Aqua-Lung besaß, gelang es ihm, USD für über 3 Mill. Dollar an Spirotechnique zu verkaufen [Nuy]. Durch die beiden Patente P08/P11 war die Herstellung des CG45 gut abgesichert, und der potente Weltkonzern Air Liquide setzte seine Rechte auch konsequent durch. Das Bemühen, diese Patente nicht zu verletzen, führte u.a. auch zur Erfindung eines anderen Reglerprinzips, des Einschlauchreglers. Der bekannte Tauchpionier E. R. Cross stellte in den USA von 1949 bis 1953 etwas halbherzig mit geringem kommerziellen Erfolg den Sport Diver her, einen sehr preiswerten Einschlauchregler, gab dann aber auf. Er sollte um 1949 schon den Aqua-Lung an der Westküste vertreiben (Verhandlungen Cousteau-Cross- Bussoz), räumte aber auch dem zu geringe Marktchancen ein, so dass Bussoz den Vertrieb bekam. 48 CG45 und Mistral TauchHistorie 04/2015 Reklame Porpoise (Prospekt Eldred) Ted Eldred in Australien entwickelte auch um 1949 seinen Porpoise, einen sehr leistungsfähigen Einschlauchregler mit hoher Luftlieferleistung und produzierte ihn in eigener Firma. Diesen sah La Spirotechnique als so bedrohlich für ihre Geschäftsinteressen an, dass sie Eldreds Firma kaufte und die Produktion später einstellte. Eldred hatte seine Entwicklung aber nicht patentmäßig abgesichert, so dass andere australische Firmen den Regler weiter produzieren konnten. Der Porpoise wurde allerdings nicht außerhalb Australiens vermarktet. Er war dann jedoch Ideengeber für die in Europa kommenden Nacherfindungen. Regler des Dr. Piroux für die Höhlenforschung (Jérôme Cellard) Daneben gab es in Frankreich einige Bastler, die nur wenige Geräte für den eigenen Bedarf herstellten und so die Geschäftsinteressen von La Spirotechnique kaum tangierten. Diese Werke basierten überwiegend auf industriellen Gasreglern, die zu Atemreglern umgebaut wurden, ähnlich, wie Gagnan es ursprünglich getan hatte. Der Höhlenforscher Dr. Piroux stach mit einem solchen Tauchgerät hervor (Nachbau im Bild) und auch Pierre Labat, der für seine Jungs der Marineabteilung der Scouts de France (Pfadfinder) Tauchgeräte bastelte [Flo]. Tauchgerät von Pierre Labat auf Basis eines industriellen Gasreglers (Georges Ferney) TauchHistorie 04/2015 CG45 und Mistral 49 Dieser Artikel wird im nächsten Heft der Tauchhistorie fort gesetzt. Der komplette Quellennachweis und eine Liste der relevanten Patente befinden sich am Ende des zweiten Teiles. Sie sind jetzt schon im Internet nachzulesen unter: www.htg-th.eu/th4/mistral.pdf Quellennachweis: [Aic] Aicardi, Jean, Par 60 mètres de fond en rade de Marseille ...mais en plongée libre!, Le Petit Marseillais, 27 octobre 1943 [Aug] Augusto, Louis, Mistral - Détendeur de légende, Les Presses du Midi, 2009, ISBN 978-2-8127-067-5 [Con] Constant, Pascal, De son côté, qu‘apporte Le Prieur?, Novembre 2000, http://users.skynet.be/pascalc/ [Cou1] Cousteau/Dumas, La plongée en scaphandre, Editions Laffont 1950 [Cou2] Cousteau/Dumas/Dugan, The Silent World/Le Monde du Silence, Editions de Paris 1953 [Dek] Dekker, David, Diving the Rouquayrol-Denayrouze, Classic Diver, Winter 2009 Issue 50 [Flo] Floquet, Christian, En Hommage à Pierre Labat, Blog jeux de piste 2014 [Gui] Guilleminot, Franck, C.G.45-The History and It‘ development, www.sdhr.fr Workshop der HTG 2012 [Ico] Icorn, Nick, The Early Regulators, Historical Diver, No. 16, Summer 1998 [Nuy] Nuytten, Phil, EMILE GAGNAN AND THE AQUALUNG: 1948 -1958 HISTORICAL DIVER Volume 13. 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Die Wahl für den Automaten fiel auf Dräger. Das Tragegestell mit Bebänderung für die 7-l-Flasche, mit der ich begann, wurde jedoch von Villy Arp gekauft. Villy Arp Villy Arp war der größte und praktisch der einzige Hersteller von Schwimmtauchgeräten in Dänemark. Seine Geräte waren zu Beginn der 1960er Jahre durchaus bei den relativ wenigen Tauchern vertreten, die es zu dieser Zeit in Dänemark gab. Das ist nicht zuletzt auf den Preis zurückzuführen, denn sein komplettes Gerät war erheblich preiswerter als ein Tauchgerät von AGA oder von Dräger. Die Geräte wurden über Villy Arps Geschäft „Undervandssport“ (Unterwasser-Sport) in der H.C. Ørstedsvej 42 in Kopenhagen, vertrieben. Villy Arp war selbst einer der ersten Schwimmtaucher in Dänemark, und seine Tauchgänge machten regelmäßig Schlagzeilen in der Presse. Er begann 1948 auch, Schwimmtaucher auszubilden, und führte bis 1972 eine Tauchschule. Zweiflaschengerät mit Regler an der Vollgesichtsmaske Villy Arp wurde am 22. Oktober 1923 geboren. Schon als 12-Jähriger begeisterte er sich für die Welt unter Wasser, nachdem er die Gelegenheit gehabt hatte, den Meeresgrund durch einen Unterwasser-Sichtkasten auf einem Fischerboot zu betrachten. Der nächste Schritt war, sich selbst eine Tauchmaske zu beschaffen und damit im Meer zu tauchen. Die begrenzte Verweildauer unter Wasser trieb Villy Arp schnell dazu, mit verschiedenen Tauchausrüstungen zu experimentieren und dann schließlich selbst ein Atemgerät zu entwerfen und zu bauen. Nach der Lehre zum Werkzeugmacher machte Villy Arp eine Ausbildung für einen schwedischen Helmtauchschein und begann als selbständiger Taucher in Kopenhagen zu arbeiten (Dies sagte er 1955 einem Journalisten.). Das war während des 2. Weltkrieges. Er kaufte ein Boot, das aber nur für kleinere Arbeiten geeignet war. Villy ging vom Helmtauchen zum Schwimmtauchen über und bildete auch andere Schwimmtaucher aus. Später erwarb er ein Pressluft-Tauchgerät Divator von AGA und wurde Repräsentant von AGA in Dänemark. Zu diesem Zeitpunkt gründete er seine Tauchschule auf Skaktøen, und hier demonstrierte er auch in den frühen 50er Jahren Vertretern der dänischen Marine und Luftwaffe die AGA-Tauchgeräte. TauchHistorie 04/2015 Villy Arp - ein dänischer Tauchpionier 51 Maskenregler Divator von AGA Der AGA-Regler hat, was die Mechanik angeht, offensichtlich als Vorbild für Villy Arps ersten Regler an einer VGM und auch für den Zweischlauch-Regler gedient. Der wesentliche Unterschied zu dem AGA-Regler ist aber, dass es in allen Arp-Reglern einem Injektor gibt, der einen zusätzlichen Unterdruck im Reglergehäuse erzeugt, wenn der Taucher einatmet und damit das Ventil aktiviert. Der Luftstrom wird verstärkt, wodurch sich der Atemwiderstand verringert. Im Juni 1954 gab es einen tragischen Unfall am Øresund, bei dem der 10-jährige Per Sorensen und sein gleichaltriger Freund Kurt Nielsen verschwanden. Einige Tage später wurde Kurt an der schwedischen Küste ertrunken aufgefunden, und es war nun wahrscheinlich, dass Per auch im Meer gesucht werden musste. Villy Arp bot seine Dienste an und versuchte, ihn zu finden. Er steckte viel Energie in die Suche, es gelang ihm aber Villy Arp mit dem AGA-Divator-Gerät 1956 bei der Eröffnung des Taucherdienstes „Zone-Redningskorpset“ in Sønderborg (Foto von Zone-Redningskorpsets Venner) nicht. Am 28. Juni 1954 sandte der Chef der Polizeistation von Amager Birks ein anerkennendes Schreiben an Villy Arp, wo er auch bekannt gab, dass Per im Meer nördlich von Malmö gefunden worden war. Der Polizeichef schrieb unter anderem: „Ich möchte nicht versäumen, Ihnen den besten Dank der Polizei auszusprechen für die freundliche Hilfsbereitschaft, die Sie als „Froschmann“ der Polizei und auch für Pers Familie bei der Suche gezeigt haben. Danke, dass Sie viele Stunden für die Suche geopfert haben.“ Ob es diese Aktion war, die den Kontakt zur Dänischen Rettungsgesellschaft „Zone-Redningskorpset“ herstellte, oder es einen anderen Anlass gab, ist nicht bekannt. Aber seit dem 12. Januar 1955 war Villy Arp für die Rettungsgesellschaft als Bootsführer und Taucher tätig. Der Autor besitzt die nicht unterzeichnete Kopie eines Vertrages zwischen der Gesellschaft und Villy, wo ihm 6 Kronen je halber Stunde im Wasser zugesprochen werden. Er musste der Gesellschaft ein kleines Boot mit sich als Führer zur Verfügung halten und bekam 5 Kronen je Einsatzstunde. Außerdem sollte eine moderne Schwimmtauchausrüstung jeder Zeit verfügbar sein, und er musste selbst eine Versicherung abschließen, die alle Taucharbeiten abdeckte. Schließlich sollte er seine ganze Erfahrung vom Tauchen auf Skaktøen und als Vertreter von AGA der Gesellschaft und einer zu gründenden Tauchschule zur Verfügung stellen. Die Tauchschule war auch Gegenstand des Vertrages. Dafür wurde Villy Arp ein Wochenlohn von mindestens 250 Kronen garantiert. Er verpflichtete sich, immer die Wache am Platanvej darüber zu informieren, wo er erreicht werden konnte und musste sich mit einem Ersatztaucher abstimmen. Villy Arp sollte die neuen Schwimmtaucher trainieren, den Verkauf von Ausrüstung und das Aufladen der Flaschen und dergleichen beaufsichtigen. Bereits im Frühjahr 1955 wurde die Schwimmtaucherschule der Rettungsgesellschaft Wirklichkeit, die ”Zone-Redningskorpsets Frømandsskole”, die auch auf der Insel Skaktøen im Kopenhagener Hafen lag. Villy Arp war dort für die Ausbildung der Schwimmtaucher-Gruppe verantwortlich. Info der Tauchschule von Villy Arp 52 Villy Arp - ein dänischer Tauchpionier TauchHistorie 04/2015 Es wurden sowohl leichte Taucher aus der Rettungsgesellschaft als auch private Sporttaucher ausgebildet. Neben den Such- und Rettungsarbeiten waren die Rettungstaucher auch bei Bauarbeiten, insbesondere beim Bau von unterseeischen Leitungen und bei Bergungsarbeiten beschäftigt. 1958 trat ein neues Taucherei-Gesetz in Kraft. Das Gesetz besagte, dass bei allen Taucheinsätzen für kommerzielle Zwecke, einschließlich derer mit leichten Tauchern, ein von einer anerkannten Tauchschule zertifizierter Taucher dabei zu sein hatte. Es muss davon ausgegangen werden, dass kurz danach die Ausbildung von Schwimmtauchern für die Rettungsgesellschaft an die Tauchschule der Marine übertragen wurde. Villy Arp unterhielt weiter seine Sporttaucher-Schule auf Skaktøen, die schon 1948 gegründet worden war. Deren Programm von 1961 zeigt, dass es dort Plätze für 10 Schüler gab. Die Schüler mussten nur die Unterzieh-Bekleidung mitbringen. Tauchanzüge, Atemgeräte und andere notwendige Ausrüstung stellte die Schule. 1961 gab es Unterricht am Samstag und Sonntag vom 1. Mai bis 1. Oktober. Ein Kurs mit 18 Stunden theoretischer und praktischer Ausbildung war über 6 Tage verteilt. Der Kurspreis betrug 1961 insgesamt 250 Kronen. Diejenigen, die den Kurs bestanden, erhielten ein Diplom als Froschmann (Schwimmtaucher). Später zog die Schule in die Helgoland-Badeanstalten um. Auch das Schwimmbad in Sundby wurde benutzt. Die Schule wurde wie das ganze Unternehmen 1972 geschlossen. Die Eintragungen in Villy Arps Taucher-Logbuch zeigen eine arbeitsreiche Zeit in der Rettungsgesellschaft neben den Aufgaben in der Schule mit vielen anspruchsvollen Aufgaben unter Wasser. Darunter waren zum Beispiel folgende: • Am 9. Oktober 1955 unterstützte die Rettungsgesellschaft eine Militärübung im Hafen von Ronne auf Bornholm. Es wurden zwei leichte Taucher der Gesellschaft eingesetzt. Villy Arp tauchte mit Sauerstoff, und Erik Thorsen aus Ronne tauchte mit Luft. Sie konnten das dänische Marineschiff „Sohesten“ verminen, obwohl es vom Militär bewacht wurde. • Am 18. November 1955 stürzte ein Düsenjäger der Luftwaffe in den Kleinen Belt. Der Flieger-Leutnant Carlo Mørup konnte den Schleudersitz nicht mehr auslösen. Der schwere Rettungstaucher Hans Christiansen fand die Absturzstelle und Bruchstücke von Rumpf und Tragfläche, aber ohne das Cockpit und den Piloten. Nach drei Wochen wurde Villy Arp von Kopenhagen nach Aabenraa geschickt, um Unterstützung zu geben. Man zog ihn zum Suchen über den Meeresboden, und er fand am 12. Dezember das Flugzeugcockpit 300 m vom vermuteten Absturzgebiet. Der Pilot war aus dem Cockpit heraus geschleudert worden, aber die Fallschirm-Bebänderung hatte ihn am Cockpit fest gehalten. • Am 3. Februar 1956 wurde Villy Arp mit einem Luftwaffen- Hubschrauber zu einem Schiff gebracht, das etwa 5 km südlich von Femø seit drei Tagen im Eis fest saß. Das Schiff hatte 32 Schweine an Bord, die nach drei Tagen ohne Wärme, Wasser und Nahrung in Panik waren. Villy Arp musste alle Schweine erschießen. • 1957 wurde Villy Arp als Folge von Taucherarbeiten vom langen Arm des Gesetzes angeklagt. Die Anklageschrift am Gerichtshof von Frederiksberg vom 25. März 1957 besagte, dass die Staatsanwaltschaft Jørgen Wiboltt, Villy Arp und andere Taucher angeklagt hätte wegen der Durchführung von Taucharbeiten ohne Ausbildung und Tauchschein. Wiboltt wurde in seiner Eigenschaft als Verantwortlicher der Rettungsgesellschaft angeklagt. Beide bekannten, dass sie keine entsprechende Taucherlizenz hätten, argumentierten aber, dass die Forderung nach der Lizenz für Schwimmtaucher nicht gelte, da diese in dem Gesetz zur Sicherheit von Taucherarbeiten aus dem Jahr 1936 nicht erfasst seien. Das Gericht folgte dieser Ansicht, und alle wurden freigesprochen. Arbeit im Abwasserkanal • Am 12. April 1957 bemerkte die Kopenhagener Stadtentwässerung, dass ein tiefer Abwasserkanal in der Stubbeløbsgade nicht richtig funktionierte. Die Kanalisation fiel dort senkrecht von einer Tiefe von 3 m unter dem Straßenniveau auf 30 Meter ab. Um zu klären, was die Verstopfung hervorrief, tauchte Villy Arp in den tiefen Abwasserkanal, wo er einen Hammer als Ursache fand. • 1957 wurde Villy Arp wieder auf den Kleinen Belt geschickt, um einen anderen Düsenjäger zu suchen, der bei Bågø ins Meer gefallen war. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten und landete unverletzt im Wasser. Villy Arp fand das Flugzeug und nahm dann an der kompletten Bergung aller Kleinteile für die Rekonstruktion des Unfalls teil. • Die Telefonleitung zwischen Dänemark und Frankreich, die von Fanø abging, war in 19 m Tiefe gerissen. Villy Arp fand das eine Ende schnell. Während der Suche nach dem anderen Ende in starker Strömung und Dunkelheit wurde ihm schlecht, und er signalisierte, ihn hochzuziehen. Auf dem Weg an die Oberfläche verlor er das Bewusstsein. Er erwachte nach 10 Minuten. Später fand Villy auch das andere Ende, aber er konnte sich nicht erklären, warum er in Ohnmacht gefallen war. Ab 1959 gibt es in den Akten der Dänischen Rettungsgesellschaft keine Hinweise mehr auf Villy Arp. Das kann bedeuten, dass er seit Ende 1958 nicht mehr für die Gesellschaft gearbeitet hat. TauchHistorie 04/2015 Villy Arp - ein dänischer Tauchpionier 53 Villy Arp 1962 in seinem Laden „Undervandssport“ (Foto Freddy Brøgger) Dazu passt, was Axel Albinussen berichtet hat, der 1959 als Torpedomechaniker in der Torpedo-Station Kongsøre tätig war. Er tauchte mit einem Sauerstoffgerät von Siebe/Gorman nachTorpedos, die ihr Übungsziel verpasst hatten. Sein Wissen über Kreislaufgeräte war begrenzt, und um mehr darüber zu lernen, ging Axel zu Villy Arp in sein Geschäft in der H.C. Ørstedsvej. 1959 oder 1960 tauchten sie zusammen im Nordhafen mit Villy Arps Tauchretter T2. Axel glaubt nicht, dass Villy Arp in dieser Zeit für die Rettungsgesellschaft gearbeitet hat. Jens Jørgen Hedegaard, den Villy Arp 1968 ausgebildet hatte, gründete zusammen mit ihm und anderen Tauchern am Villy Arp 1979 beim 10. Geburtstag des Tauch-Vereins Helgoländer mit seinem Geschenk an den Club 7. August 1969 den Sporttaucher-Klub Helgoland (benannte nach dem Stadtteil Helgoland). Villy Arp stellte dem Club seine Räumlichkeiten in den Badeanstalten Helgoland zur Verfügung. Er wurde das erste Ehrenmitglied des Vereins. Hedegaard meint, dass Villy Arp seine Tauchschule und das Geschäft im Jahr 1972 geschlossen hat. Zu dieser Zeit hatte Villy Arp schon erhebliche gesundheitliche Probleme, unter anderem als Folge von unbehandelten Tauchunfällen, was eine schlechte Durchblutung der Beine zur Folge hatte. Der Club Helgoland nutzte den Raum in den Bädern bis 1982, als der Eisgang die ganze Anlage bis nach Schweden verbrachte. Villy Arp starb mit 60 Jahren am 11. Februar 1984. Produktion und Verkauf von Tauchausrüstungen Villy Arps Tochter, Annet Gorell, hat die Wohnung der Familie im Knudsvej 11 in Frederiksberg aufgelöst, wo Villy Arp im Keller eine Werkstatt hatte, in der er unterschiedliche Tauchausrüstungen herstellte und auch Tauchgeräte verkaufte. Da Villy Arp vor 1955 Vertreter von AGA war, muss es dort einen Verkauf von AGA-Geräten und vielleicht auch anderer Tauchausrüstung gegeben haben. Bent Sørensen wurde 1960 ausgebildet und ist mit der Ausrüstung von Villy Arp ausgestattet 54 Villy Arp - ein dänischer Tauchpionier TauchHistorie 04/2015 In den späten 50er Jahren zogen das Geschäft und die Produktion an die Adresse H.C. Ørstedsvej 42 in Kopenhagen um, wo Villy Arp sein Geschäft „Unterwasser-Sport“ einrichtete. Im Erdgeschoss war der Verkauf von Tauchausrüstung, und im Keller gab es eine Werkstatt und eine Füllstation für Sauerstoff und Luft. Für die Pressluft nutzte Villy Arp einen Junkers- Kompressor aus einem deutschen U-Boot. Das Unternehmen brachte Tauchgeräte aus eigener Entwicklung und Trocken- und Nass-Anzüge auf den Markt und was sonst noch zu dieser Zeit an Ausrüstung nötig war. Der Kauf von Tauchausrüstungen in Villy Arps Unternehmen war oft mit der entsprechenden Ausbildung verbunden. Villy Arp bekam am 12. Dezember 1958 die Genehmigung der dänischen Seeschifffahrtsbehörde, ein Tauchgerät mit Maske und zwei 7-Liter-Flaschen für eine max. Tauchtiefe von 40 m herzustellen und zu verkaufen. Das Gerät wurde am 5. Januar 1959 der Feuerwehr vorgestellt, zusammen mit einem Typhoon- Trockenanzug, für den Villy Arp eine Luftzuführung von der ersten Reglerstufe aus konstruiert hatte, um mit dem Anzug tarieren und ihn im Notfall aufblasen zu können. Für ihn war das eine wertvolle Sicherheitseinrichtung, um Unfälle vor allem bei Sporttauchern zu vermindern. Bei dieser Gelegenheit zeigte Villy Arp einen Unterwasser 1968 wurde der Firmenname in „Marinesport“ geändert. 1970 verkaufte man Tauchausrüstung von AB Dykmateriel, Fenzy, Giant, Harveys, Dräger, Piel Neoprenanzüge, Nemrod, aber keine Villy-Arp-Produkte mehr. Villy Arp bot auch Unterwasser-Harpunen SMG (Sub Marine Gun) von Johnson an, die mit Schießpulver arbeiteten. Das Unternehmen wurde 1972 vollständig eingestellt. Produkte Da Villy Arp gelernter Werkzeugmacher war, hatten seine Produkte eine hohe Verarbeitungsqualität. Automat für Vollgesichtsmaske Die zweite Stufe des Automaten wurde an einer Pirelli-Vollgesichtsmaske dort montiert, wo der Maskenkörper eine Ventilöffnung hatte, die normalerweise genutzt wurde, wenn der Taucher an Land war, um besser kommunizieren zu können und den Luftvorrat zu schonen. Für das Ausatmen gab es ein Ventil in der Membranmitte des Reglers. Skooter aus eigener Entwicklung. Villy Arp war jedoch der Meinung, dass die meisten Skooter nur Spielzeug seien. Der Regler arbeitete mit Injektor und wurde über einen Schlauch von einer Hochdruckstufe, der ersten Stufe, versorgt, die man mit einem 5/8“-Anschlussstück an das Ventil der Pressluft-Flasche schraubte. Die links gezeigte erste Stufe hat einen Anschluss für ein AGA- Manometer. Die üblichere erste Stufe (ohne Manometer) mit Reklame für Arps Tauchgeräte Villy Arps Automat für eine Vollgesichtsmaske 5/8“-Anschluss ist auf der rechten Seite zu sehen. Villy Arps Herstellung von Tauchausrüstungen umfasste auch An den ersten Stufen sind Anschlüsse mit Mitteldruck, damit einen Automaten für eine Vollgesichtsmaske, einen zweistufigen man zur Versorgung des Anzuges Luft hatte. und später auch einen einstufigen Zweischlauch-Automaten, Tragegestelle für Flaschenpakete mit 1x7 l, 2x7 l und 3x7 l, di-Abgesehen von dem Injektor, der in die Verbindungsöffnung verse Adapter und Brücken für Flaschenpakete, Flaschenventile, zur VGM zeigt, ist die Mechanik des VGM-Automaten sehr Bleigürtel und ein Gehäuse für eine Schmalfilm-Kamera. ähnlich zu der des AGA-Divator-Reglers. TauchHistorie 04/2015 Villy Arp - ein dänischer Tauchpionier 55 Die Membran mit dem Auslassventil in der Mitte ist die gleiche wie im AGA-Divator, außer dass der Außendurchmesser der Villy-Arp-Membran etwa 12 mm kleiner ist. Die beiden Ringe, die auf dem Bild über dem offenen Gehäuse zu sehen sind, dienen zum Festklemmen des Reglers an der VGM. Der Regler hatte einen kurzen oder langen Schlauch, je nachdem, ob die Pressluft-Flaschen mit ihren Ventilen nach oben oder unten montiert wurden. Es gab mindestens drei verschiedene Kombinationen der Lochanzahl und der Lochdurchmesser in der Abdeckung des Reglers. Zweistufiger Zweischlauch-Automat Dem Prinzip des VGM-Reglers folgend baute Villy auch einen Zweischlauch-Automaten. Allerdings ist die erste Stufe mit im Reglergehäuse und der Injektor um 180 Grad gedreht, sodass er direkt in den Einatemstutzen bläst. Die Membran ist auch die gleiche, aber ohne Ausatemventil. Dieses ist in der Kammer in der Oberschale des Reglers. Der Regler hatte ein Mundstück ohne Richtungsventile, was ein spezielles Vorgehen erforderte, um eingedrungenes Wasser wieder aus den Schläuchen und dem Mundstück zu entfernen. Man hat in einem der Regler aber auch ein Einweg-Ventil im Einatemschlauch gefunden. Das Ventil war ein Fabrikat von AMBU. Da Villy Arp mit AMBU-Produkten handelte, war er auf dieses passende Ventil gestoßen. Es war ein Versuch, Schläuche und Mundstück ohne spezielle Maßnahmen wieder frei zu bekommen. Der Taucher muss nur in das Mundstück blasen, um den Regler zu leeren. Frühe Ausführung des zweistufigen Zweischlauch-Reglers Die Oberschale ist kantiger und hat runde Löcher. Eine Mutter hält den Reglerkörper im Gehäuse, später wurde er eingelötet Villy Arps zweistufiger Zweischlauch-Regler in der neue ren Ausführung Als ich in den 60er Jahren mit diesem Regler tauchte, fand ich nicht, dass sich der Atemwiederstand dieses Reglers von dem anderer bekannter Regler unterschied. Diese Ansicht musste ich revidieren, als ich kürzlich den Regler von Claus Tegne-Hansen ausprobierte, der optimal eingestellt war. Ich erlebte einen Luftstrom und geringen Atemwiderstand, der mit denen vieler moderner Regler zu vergleichen war. Der Unterschied ergab sich offensichtlich durch die Einstellung des Injektors. Die Regler waren normalerweise hochglanzverchromt, aber auch vernickelt oder mit grauem oder grünem Hammerschlaglack lackiert. Die Faltenschläuche wurden entweder direkt auf die Stutzen am Reglergehäuse gesteckt oder mit Überwurfmuttern angeschraubt. Einstufiger Zweischlauch-Automat Um 1960 entwickelte und baute Villy Arp einen 1-stufigen Regler, in dem der Flaschendruck in einer einzigen Stufe auf den Umgebungsdruck reduziert wird. Links: Das Innere des einstufigen Reglers Die Stellhebel sind angehoben, damit man die Injektordüse und die erwähnte Schraube erkennen kann. Rechts: Oberschale des einstufigen Reglers Der Flaschendruck, vor allem bei vollen Flaschen, presst den Kolben fest auf den Ventilsitz. Über die Kipphebel muss daher eine relativ große Kraft auf den Stößel zum Öffnen ausgeübt werden. Durch das Doppelhebelsystem wird die Kraft von der Membran optimal auf den Ventilstößel übertragen. Das mit dem Druck dichtende Ventil liegt vertikal im Ventilblock. Äußerlich unterscheidet sich der Regler nur durch das etwas flachere Unterteil vom zweistufigen. Der Automat war preiswerter als Villy Arps andere Regler, er kostete nur etwa 325 Kronen. 1962 wurde der Regler so interessant im Preiswettbewerb. Wie Villy Arps andere Regler, hatte auch dieser einen Injektor. Das Injektorprinzip 56 Villy Arp - ein dänischer Tauchpionier TauchHistorie 04/2015 Der Injektor hat eine Düse, die einen konzentrierten Luftstrom von hoher Geschwindigkeit auf einen Trichter oder ein Rohr leitet. Die hohe Luftgeschwindigkeit erzeugt einen Unterdruck zwischen dem Luftstrahl und dem Rohr oder Trichter. Dadurch wird Luft aus dem Reglerraum abgesaugt und eine Druckabsenkung unter der Membran erzeugt, und die Membran bewegt den Stellhebel stärker nach unten. Dies erhöht den Luftstrom in das Mundstück, an dem der Taucher saugt, und der Atemwiderstand verringert sich. Beim Anatmen gibt es allerdings noch keine Reduzierung des Atemwiderstandes. Die gestrichelt dargestellt Schraube ist nicht Bestandteil des Injektorprinzips, Für einstufige Regler an veränderbarem Flaschendruck ist der Injektor relativ schwierig zu dimensionieren. Vielleicht war das der Grund dafür, dass man eine Schraube unter dem unteren Kipphebel angebracht hat. Die Schraube befindet sich in der Luftströmung und reduziert die Injektorwirkung, die eventuell zu stark war. Flaschenpakete Die Flaschenklammern waren aus rostfreiem Stahl und die Bebänderung aus Nylongurten. Zwischen den Flaschen ist jeweils ein Bolzen, der die Bänder spannt. Beim Einflaschen-Gerät waren die Bänder an den Enden zu Ösen gerollt, durch die man eine u-förmige Halteklammer steckte. Komplettes Doppelflaschen-Tauchgerät (2x7 l) mit Zwei- schlauchregler und Edelstahlschellen von Villy Arp Im Bild ist ein komplettes und originales 2x7-l-Pressluft- Tauchgerät eines frühen Typs mit 3-Punkt-Schnalle gezeigt. Später ging Villy Arp zu Schnallen über, die aus zwei rechteckigen Ringen bestanden. Zwischen den Flaschenventilen war eine Verbindungsbrücke mit einem 5/8“- oder INT-Anschluss für den Regler. An die Brücke konnte ein Schlauchmanometer angeschlossen werden. Das Manometer war von AGA. Flaschenbrücke und Flaschenventil von Villy Arp In der Sammlung der HDS Dänemark fand sich auch ein Verbindungsstück mit integriertem Reduzierventil für kleine Flaschen (2x2 l), das Villy Arp für seine Tochter Annet gebaut hatte. Die Flaschenpakete wurden zunächst mit AGA-Ventilen ausgestattet. Später hat Villy Arp auch eigene Ventile verwendet. TauchHistorie 04/2015 Villy Arp - ein dänischer Tauchpionier 57 Villy Arps Gehäuse für die Schmalfilm-Kamera Servomatic von Eumic (Österreich) Unterwasser-Gehäuse für Filmkameras Villy Arp warb auch mit UW-Kameragehäusen nach Kundenwunsch. Ich habe nur Kenntnis von einem Typ von UW- Gehäusen von ihm. Diese Box ist für die österreichische Schmalfilm-Kamera Servomatic von Eumig vorgesehen. Die Kamera wurde mit der Schraube an der Unterseite durch das Gehäuse fest geschraubt und das Gehäuse über eine Klemme verschlossen. Danksagung: Ich möchte einen besonderen Dank an Villy Arps Tochter Annet Gorell und an Jens Jørgen Hedegaard, Axel Albinussen und Frederik Madsen von „Zone-Redningskorpsets Venner“ (Freunde der Zone Rettungsgesellschaft) aussprechen, die mir wertvolle Informationen über Villy Arp gegeben haben. Auch Taucher habe ich in Bezug auf Villy Arp kontaktiert. Ich danke ihnen, auch wenn sie keine sachlichen Informationen über Villy Arp mehr hatten. Sie hinterließen alle den starken Eindruck bei mir, technisch versierte und sehr hilfsbereite Menschen zu sein. Ich habe Villy Arps Qualitäten auch noch selbst kennen gelernt, als ich 1966 vier Durchführungen für eine selbst gebaute Unterwasser-Kamera brauchte. Villy Arp hatte keine passenden am Lager, aber was er nicht hatte, das wurde angefertigt. Ein paar Tage später kamen vier Durchführungen in der vereinbarten Art und in einwandfreier Qualität mit der Post. Dänisches Original des Artikels www.htg-th.eu/th4/arp.pdf Der Autor Sven Erik Jørgensen, Jahrgang 1947, taucht seit 1965. Er hat Maschinenbau studiert und als beratender Ingenieur gearbeitet bis er 2012 in Rente ging. Sein Interesse für das historische Tauchen begann 1968 als er einen alten Siebe Gorman MK4 kaufte und damit tauchte. Er war Gründungssekretär der Dänischen Gesellschaft für Historisches Tauchen und gibt den Newsletter heraus. Seit Gründung der DHDS wechselte er mit der Zeit von der Unterwasser- Fotografie zum Tauchen mit historischen Ausrüstungen. Er ist an allen Gebieten des historischen Tauchens interessiert, aber besonders an den technischen Aspekten und an der dänischen Tauchgeschichte. Er ist kein passionierter Sammler von Tauchausrüstungen. 58 Auf den Spuren des MEDI 713 in der Tschechoslowakischen Republik TauchHistorie 04/2015 Auf den Spuren des MEDI 713 in der Tschechoslowakischen Republik Von Dušan Šuráni (Übersetzung aus dem Tschechischen) Die Meisterin der Tschechischen Republik im Sporttauchen, Zuzana Svozilová, mit MEDI 713 Es ist einzigartig und hat etwas Besonderes... Obwohl es sich jetzt unter einer imaginären Staubschicht verbirgt, erntet es weiter große Bewunderung aller Insider. Lernen Sie es kennen, dieses erste in der Tschechoslowakischen Republik eingesetzte industriell produzierte Presslufttauchgerät Medi 713, bei uns damals in der CSR „Medina“ genannt (CSR - Tschechoslowakische Republik (1948–1960)). Das Licht der Welt hat es in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in der damaligen DDR erblickt, genauer im VEB Medizintechnik in Leipzig [Sev1]. Bald darauf war das Phänomen „Medina“ auch bei uns in der Tschechoslowakei angekommen und wurde in den sich gerade gründenden Sporttaucher-Clubs und im Rahmen der SVAZARM (Svaz pro spolupráci s armádou - Gesellschaft für Zusammenarbeit mit der Armee) genutzt. Wie hat eigentlich die Geschichte des Gerätes in der CSR begonnen? Erste Tauchkurse mit Medi 713 im Jahre 1959 (Josef J. Dvorácek) Die Anfänge des Sporttauchens In den Jahren 1955-58 entstanden erste Tauchgruppen und Clubs im Land, es gab aber keine tschechoslowakische Industrieproduktion von Tauchausrüstungen. Der heimische Markt bot damals keine Tauchregler, Sauerstoffgeräte oder Presslufttauchgeräte mit offenem Kreislauf an, die zum Sporttauchen geeignet gewesen wären. Deshalb bastelten einige Enthusiasten in diesen ersten Tauchgruppen sich selbst verschiedene „technische Ausrüstungen“ und Regler, die es ihnen zumindest für eine kurze Verweilzeit ermöglichten, unter die Oberfläche von Seen, gefluteten Steinbrüchen und Flüssen zu sehen. Zweischlauchregler aus Flugzeug-Sauerstoffreglern KP-14 (KP-18), z.B. aus dem Düsenjäger MIG-15, Einschlauchregler in Gehäusen von Autohupen (auch dort wurden Flugzeugregler genutzt) - das alles kam aus ihren bemerkenswerten „Werkstätten“ [SeSu1]. Prospekt des Pressluft- Tauchgerätes Medi 713 TauchHistorie 04/2015 Auf den Spuren des MEDI 713 in der Tschechoslowakischen Republik 59 Erst 1958 wurden auf Weisung des Zentralkomitees der SVAZARM die ersten Taucher zu einem Kurs in die DDR geschickt. Vladimír Král aus Karlovy Vary erinnert sich, dass Dipl.-Ing. Jaroslav Dvorák aus Prag, Viktor Zajícek aus Melník, MUDr. Karol Macoun aus Prag und Kpt. Stanislav Tešinský vom Ingenieurdienst des Volksverteidigungsministeriums für den Tauchkurs ausgewählt wurden. Diese Männer sind dann mit der Berechtigung zum Tauchen mit einem Presslufttauchgerät zurückgekommen, die die GST (Gesellschaft für Sport und Technik der DDR) erteilt hatte. Danach hat Vladimír Král im September 1958 im Leipziger VEB Medizintechnik an einer Schulung zum Sauerstoff-Kreislaufgerät Medi-Nixe teilgenommen. Im folgenden Jahr kamen dann zehn Medi 713 und fünf Geräte Medi-Nixe über die Grenze zu uns. So waren die ersten industriell hergestellten Tauchgeräte da und konnten in Tauchklubs und in der vormilitärischen Ausbildung eingesetzt werden. Vlastimil Blažek (erster von rechts) bildet Tauchschüler amMEDI 713 aus. (Vlastimil Blažek) Tschechoslowakische Geschichte der „Medina“ Nun verbreiteten sich die Tauchgeräte schlagartig. Noch im Jahre 1959 wurde in Mšeno bei Melník ein erster Tauchkurs für Tauchausbilder organisiert, an dem zwanzig Auszubildende aus der ganzen Republik teilnahmen - die Brüder Beránek, Milan Kríž aus Ostrava, Bohuslav Zíka aus Pilsen, Vladimír Král aus Karlovy Vary, Josef Mergl, Václav Rott aus Prag und andere, die heute Legenden und Zeitzeugen des tschechoslowakischen Tauchens sind. Es fehlte nicht einmal ein Oberstleutnant Gazdík aus dem Zentralkomitee der SVAZARM. Bei diesem Tauchkurs wurden natürlich Presslufttauchgeräte Medi 713 eingesetzt, und sie wurden so zu Leitgeräten für das organisierte Tauchen. 1960 hat die SVAZARM aus der DDR weitere etwa hundert Medi 713 eingekauft (die genaue Anzahl ist heute nicht mehr feststellbar) und zehn Sauerstoff-Kreislaufgeräte Medi-Nixe. Diese Geräte wurden schrittweise an die entstehenden Tauchklubs und Tauchgruppen der SVAZARM abgegeben. Aus verschiedenen Bezirken nahmen weitere 25 Interessenten an einem nächsten Tauchkurs teil, der an einem gefluteten Steinbruch bei Hrímeždice stattfand. Ähnliche Tauchkurse führte man dann auch an anderen Orten durch. An die Tauchklubs und Gruppen, in die die Absolventen der Kurse gingen, wurden ein oder zwei Presslufttauchgeräte Medi 713 vergeben. Nachweislich haben sich über die Medi 713 die Mitglieder des Prager Tauchklubs, die Sporttaucher in Ceské Budejovice, Písek und Trebon gefreut. Ein oder zwei Geräte kamen in die Slowakeinach Trencín. Ich habe selbst 1960 mit dem Tauchen in Šurany in der Slowakei begonnen, aber zu der Zeit habe ich vom Medi 713 nichts gewusst. Erst später, als ich ein Heft der DDR-Zeitschrift Poseidon in die Hände bekam, habe ich gelesen, dass ein solches Gerät existiert. Die Nutzung der Medi 713 war in den Tauchergruppen der SVAZARM ziemlich umkämpft. Der Gründer des Tauchklubs Neptun in Ceské Budejovice und einer der ersten Tauchlehrer in Südböhmen, Vlastimil Blažek, erzählte auch davon. „ Zehn Taucher teilten sich ein Gerät“, erinnerte er sich. „Wenn sie Ausbildung in der Schwimmhalle gemacht haben, musste der Taucher nach wenigen Minuten schon wieder auftauchen, da schon der nächste Schüler auf das Gerät wartete.“ Auch daraus ist zu hören, dass es wohl eher eine Tauchertaufe als eine Ausbildung war. Man könnte auch mal darüber reden, dass das Tauchen mit dem „Medina“ immer sicher war. Warum? Das Pressluft-Manometer war direkt am Regler angebracht, man konnte es also nur paarweise gegenseitig kontrollieren. Modell 713A Schnitt durch den Regler des Medi 713 mit Hebels- mechanismus (Petr Katz) 60 Auf den Spuren des MEDI 713 in der Tschechoslowakischen Republik TauchHistorie 04/2015 Die Membran ist mit dem Hebelmechanismus fest verbunden. Das einzigartige Tauchgerät Halten wir uns einen Moment bei den technischen Parametern auf. Das Tauchgerät Medi 713 ist von dieser Seite her ein wirkliches Unikat - einerseits deshalb, weil der Regler mit dem Tragegestell fest verbunden ist, und andererseits, weil die Flaschen zum Füllen abgeschraubt werden müssen. Bei anderen Pressluft-Tauchgeräten (z.B. russischer oder später tschechoslowakischer Produktion wie PL-40) kann man die Flaschen über einen separaten Anschluss füllen. Die Mundstücke a) des Modell 713 und b) des Modell 713A Die Stahlflaschen werden an die Hochdruck-Verbindung mit dem Lungenautomaten und dem Manometer geschraubt. An der Rohrkonstruktion und dem Reglergehäuse waren Gurte für das Tragen und die Befestigung am Taucher angebracht. Es gab mehrere Prototypen des Gerätes, bei denen sich jeweils immer etwas verbesserte. Im Mundstück der ersten Ausführung des Modells 713 waren noch keine Richtungsventile. Das Atmen unter Wasser war damit ziemlich erschwert - beim Atmen mit einem Partner aus einem Gerät zur Lösung einer Krisensituation lief Wasser in die Schläuche. Daher wurde in die Einatmungsseite des Mundstücks ein Ventil eingebaut. Die Konstruktion des ganzen Mundstücks war auch einfacher, sodass man ein verschlissenes Ventil leicht austauschen konnte. Seit 1960 wurde das Modell 713A hergestellt. Dafür hat man das Tragegestell stark überarbeitet, vor allem im unteren Teil. Kurz vor Ende der Produktionszeit - im Jahre 1968 - wurde auch noch ein Ausatemven til in das Mundstück eingebaut. (Anmerk. d. Redaktion: Nach Unterlagen des VEB Medizintechnik Leipzig wurde das MEDI 713A nur bis 1965 produziert. Das Mundstück hatte bis zum Produktionsende nur das Einatemventil.) Zum Gerät wurde eine Tragetasche geliefert, die außer dem Pressluft-Tauchgerät folgendes enthielt: Schwimmflossen, eine Tauchmaske mit Nasenklemme, eine Pressluft-Umfüllarmatur, ein Schraubenschlüssel SW 32, Dichtringe und die Bedienungsanleitung. Der zugelassene Flaschenfülldruck wurde zum Modell 713 A von 150 bar auf 200 bar erhöht. Am Gerät konnte man 4-, 5- oder 6-l-Flaschen anschrauben (Anm. d. Redakt.: Entgegen den Herstellerangaben), um sich an die notwendige Tauchzeit anzupassen. Trotzdem war dieses Presslufttauchgerät nur zum Tauchen bis 15 m Tiefe zugelassen. Das Gerät ist mit einem einstufigen, gegen den Druck dichtenden Regler ausgestattet. Auch das macht ihn besonders, denn die üblichen einstufigen Regler (nach dem Modell des französischen „Mistral“) oder die ersten Stufen zweistufiger Zweischlauchregler dichteten meist mit dem Druck. Medi 713 und 713A gab es in den Farben grau, Hammerschlag grün und matt verchromt, je nach „Kundenwunsch“. Der Dezember-Ausgabe 1962 der Zeitschrift „Arbeiter der SVAZARM“ (Pracovník Svazarmu) zufolge hat man das Gerät bei uns für 1.800 Kc (etwa 600 Mark der DDR) verkauft. Schema des Pressluft-Tauchgerätes „Medi 713“ aus [KliKü1]: 1. Regler 2. Stahlflasche 8. Tragegestell 3. Einatemschlauch 9. Manometer 4. Ventilstück 10. Anschluss-Schraube 5. Mundstück 11. Tragegurt 6. Ausatemschlauch 12. Haltegurt 7. Flaschenventil 13. Leibgurt TauchHistorie 04/2015 Auf den Spuren des MEDI 713 in der Tschechoslowakischen Republik 61 Gewicht: Gewicht des Gerätes ohne Flaschen: 3,5 kg Gewicht des kompletten Gerätes mit Gewicht des Gerätes mit gefüllten Flaschen: 11,7 kg Tragetasche und allen Zubehör: 14,0 kg Tauchen mit dem Medi 713 Das Zahlenspiel Und wie es ist mit den Seriennummern der einzelnen Modelle des „ Medina“, in denen Lücken und Wiederholungen sind - ein Rätsel? Nein, die Erklärung ist letztendlich ganz einfach... Zwischen den einzelne Prototypen des Presslufttauchgerätes gab es bei der Herstellung die Nullserien. Die Seriennummern wurden wieder neu vergeben und einige Serien wurden sogar niemals hergestellt. Nach Schätzungen wurden etwa 900 Geräte 713/713A ausgeliefert. Eines der letzten produzierten Geräte hatte allerdings die Seriennummer 1357. Typschild an der Seite des Reglers Das Modell 713 wurde bis 1959 gebaut. Davon produzierte man etwa 210 Stück. Im folgenden Jahr hat die Herstellung des Modells 713A begonnen. Bis 1968 wurden noch Geräte ausgeliefert, die allerdings aus Lagerbeständen kamen. Bewachtes „Juwel“ Jetzt in der Tschechischen Republik ein Gerät „Medina“ zu bekommen, ist ziemlich unmöglich. Nur einige Liebhaber alter Tauchertechnik bewachen in ihren Sammlungen ein MEDI 713 oder Teile davon, also den eigentlichen Regler, ein Tragegestell mit den Flaschen oder das ganze Presslufttauchgerät. Die Sammlung des Nationalen Technikmuseums hat ein komplettes Presslufttauchgerät MEDI 713. In den Jahren 1962 bis 1963 ist das Gerät langsam in Vergessenheit geraten, da es durch das Pressluft-Tauchgerät Rekord mit dem Regler AV-1, später AV-2 ersetzt wurde. Das ist aber schon eine andere Geschichte... Nachwort des Autors So ein Pressluft-Tauchgerät Medi 713 wollte ich gern in meiner Sammlung haben, auch, um mit ihm zu tauchen. Aber selbst Dokumentationen oder Bilder waren 55 Jahre nach seiner „Geburt“ schwer zu finden, nicht nur bei uns, auch in Deutschland. Ich habe mich an einige deutsche Freunde gewandt, hiesige Zeitzeugen gesucht und Dutzende E-Mails geschrieben, in denen ich um Informationen zu dem Gerät gebeten habe. Nach mühsamen Nachforschungen ist es mir schließlich gelungen, ein „Medina“ von ei nem Sammler in Deutschland zu bekommen, vollständig und in gutem Zustand. Eine kleine Überholung hat gereicht und nach mehr als einem halben Jahrhundert seiner Existenz war es voll funktionsfähig. Zum ersten Mal konnte ich das MEDI 713 in offenem Wasser bei einem gemeinsamen Tauchen mit Jarda Klepal in einem gefluteten Steinbruch bei Sedlcany ausprobieren. 62 Auf den Spuren des MEDI 713 in der Tschechoslowakischen Republik TauchHistorie 04/2015 Vor einem Tauchgang mit dem MEDI 713 in einem Stein- bruch bei Sedlcany(Jaroslav Klepal) Es goss wie aus Kannen, aber das konnte uns von der Wiederbelebung der Vergangenheit nicht abschrecken. Jarda nahm eine 7-l-Flasche mit einem Saturn, einem alten Regler aus tschechoslowakischer Herstellung, ich das Tauchgerät Medi 713, und ab ging es in das Wasser. Ich erwartete, dass das Atmen unter Wasser leichter würde. Aber der Regler des Gerätes ist nicht mit einem Injektor zur Reduzierung des Atemwiderstandes ausgestattet. Das Tauchen war ähnlich wie mit den ersten Reglern aus tschechoslowakischen Herstellung. So oder so, ich habe mir einen meiner großen Wunsche erfüllt... Danksagung Jede Information über das Pressluft-Tauchgerät Medi 713 war für mich sehr wertvoll. Deshalb möchte ich den deutschen Freunden Franz Rothbrust aus Neustadt/Wstr., Friedrich Högner aus Ludwigsfelde und Dr. Lothar Seveke aus Dresden danken. Vor allem gilt mein Dank den langjährigen Tauchern Vladimír Král aus Karlovy Vary, Dipl. Ing. Josef J. Dvorácek aus Ostrava, Petr Katz aus Sydney, Dipl. Ing. Oldrich Lukš aus Neratovice, Dipl. Ing. Jirí Slabý aus Tábor und Vlastimil Blažek aus Ceské Budejovice, die viel für das Sporttauchen in der Tschechoslowakei getan haben. Literaturnachweis: [Dvo1] Josef J. Dvorácek, Geschichte des Tauchen in Tschechien und der Slowakei (Dejiny potápení v Ceských zemích a Slovenska), Moravapress, s.r.o., 2013 [Hög1] Friedrich Högner, persönliche Hinweise zum MEDI 713, 2012 [Kat1] Petr Katz, Potápecské prístroje a automatiky, privates Archiv Katz CD, [Krö1] Martin Krödel, Das Seesport 11/1959 Pressluft-Tauchgerät 713, [KlKü1] Klingbeil/Kühlman, Sporttauchen, Verlag SporTechnik, Berlin 1958, S. 113 -115 t und [MEDI1] VEB Medizintechnik Leipzig, Prospekt „Medi Pressluft-Tauchgerät 713“, Leipzig [SeSu1] L. Seveke, D. Šuráni, Saturn - die Zweischlauch- Legende aus der CSSR, Tauchhistorie 05/2016 [Sev1] L. Seveke, Tauchtechnik bei MEDI Leipzig, Tauchhistorie Spezial, 02/2014 [Sur1] D. Šuráni, PO STOPÁCH MEDI 713, prvního aqualungu v Ceskoslovensku, Dobrá voda c. 3, ctvrtletnik/podzim 2012, S. 10-13 Dušan Šuráni wurde 1946 geboren und taucht seit 1961. Er ist Mitglied der Historischen Tauchergesellschaft der Tschechischen Republik. Fünfundzwanzig Jahre lang war er Tauchlehrer und hat sich neuen Tauchern in Klubs in Ceské Budejovice, Tábor und Olomouc gewidmet. Zur Zeit beschäftigt er sich besonders mit Unterwasserfotografie. Er interessiert sich auch für die Tauchgeschichte und Hersteller von alter Tauchtechnik aus der ehemaligen Tschechoslowakei und aus aller Welt. Er ist Sammler von Tauchtechnik, speziell von Tauchreglern. Die gefundenen Informationen editiert er mit sehr guten Technikfotos auf seiner Webseite www.vsc-ds.cz. TauchHistorie 04/2015 Just add Water: Mares 63 Just add Water: Mares Von Frank Werthwein Mares - kaum einer, der taucht, hat den Namen dieser Firma noch nicht gehört. Ein Name, bei dem man instinktiv an das Meer denkt. Vermutlich interessiert sich daher auch kaum jemand dafür, wer eigentlich hinter diesem Namen steckt. Ich möchte hier die Geschichte gerne von Anfang an skizzieren. Ludwig Mares – bei der österreichischen Marine. Richtig gehört, die unter hielten damals eine Marine. Österreich hatte seit Anfang des Helmtaucher fürs Vaterland 19. Jahrhunderts ein großes Stück der Adria unter seiner Ob- Es war im Jahr 1898 in Istrien, das damals noch Teil des Groß-hut - zwischen Venedig bis hinunter nach Mazedonien. reichs Österreich war. Papa Mares war aus dem Bereich der Und daher hatte das Binnenland, das bisher nur eine Flotte Tschechoslowakei ans Mittelmeer ausgewandert, um in der auf der Donau unterhalten hatte, seine Seestreitkraft aufge habsburgischen Marine zu dienen, und so kommt es, dass der junge Ludwig Mares am 10. Januar 1898 in Pula als Österrei-baut und im Jahre 1917 die weltweit sechstgrößte (!) Marine cher geboren wird. Später studiert er in Wien und wird mit 18 der Welt. Einer der Flottenstützpunkte war in Pula, wo Ludwig dann gefragt, ob er denn nicht dem Vaterland dienen wolle. als Helmtaucher Verwendung fand. Österreich hatte zu dieser Da er schon immer sportlich war (er praktizierte Pferderen-Zeit öfters eine Auseinandersetzung mit den Seekräften Italinen, Wasserski sowie Golf und war nebenbei noch nationaler ens und dabei meist die Oberhand behalten. Anfang Dezem- Champion im Hockey wie auch regionaler Rekordhalter im ber 1917 ordnete die italienische Admiralität einen Angriff auf Tauchen und Kunsteislaufen!), findet sich Ludwig 1917 dann die vor Triest liegenden Schiffe an. In diesem Zuge wurde das Das Wrack des Schlachtschiffs „SMS Wien“ war Arbeitsplatz des Marinetauchers Ludwig Mares. 64 Just add Water: Mares TauchHistorie 04/2015 Schlachtschiff „Wien“ von Torpedobooten unter Luigi Rizzo attackiert und mit Torpedos vor Triest auf den Meeresgrund geschickt, wo es auch heute noch zu betauchen ist. Ludwig wurde nach der Versenkung am 10. Dezember als Bergungstaucher am Wrack eingesetzt. Ludwig Mares in einer Arbeitspause während des 1. Weltkriegs Es kam, wie es kommen musste. Österreich war einer der Kriegsverlierer und musste unter Anderem die gesamten Ländereien am Mittelmeer abtreten. Eine Folge war, dass Istrien bis nach dem 2. Weltkrieg nun zu Italien gehörte. Ludwig orientierte sich nach dem Ende seiner Marine-Laufbahn auch neu und so kommt es, dass er ab 1919 dann als Berufstaucher arbeitet und aus dem Österreicher Ludwig ein Italiener namens Ludovico (teilweise auch Lodovico geschrieben) wurde. Ludovico Mares – der Freitauchchampion Ludovico hatte Gefallen am Tauchen gefunden und dachte über Möglichkeiten des einfacheren Tauchens - als mit dem aufwändigen Scaphander - nach. In den zwanziger Jahren begeisterte sich Ludovico verstärkt für das Freitauchen und speziell für die Unterwasserjagd. Das war in den Jahren nach dem Krieg schon beinahe eine Notwendigkeit, da so zusätzliche Nahrung beschafft werden konnte. Folgerichtig konstruiert er nach dem Bau einer einfachen Harpune (schon 1919) dann auch bald eine eigene Maske. Er tummelt sich zu dieser Zeit viel bei Portofino (wie auch Edigio Cressi, Dulio Marcante, Dario Gonzatti und Luigi Ferraro) im Wasser und wurde zu einem Freitauchchampion, der so nebenbei Ausrüstung erfand und auch für seine Schüler baute. Ludovico Mares entwickelte sich zum begabten UW-Jäger und bildete auch Schüler aus. Zudem unterrichtete er auch Novizen im Tauchsport – der wohl bekannteste Schüler war 1929 der Duca d´Aosta. Die Nachfrage nach seiner Ausrüstung stieg, weshalb er sich entschied, den Ausrüstungsbau zu professionalisieren. Nach dem 2. Weltkrieg zieht es ihn nach Rapallo, wo er zum Lebensunterhalt Unterricht im Eislaufen gibt und in diesem Zuge auch Verbesserungen an den Eislaufschuhen vornahm. 1949-1970 Mares Sub Logo von Mares Sub, wie es in den 70er Jahren verwendet wurde TauchHistorie 04/2015 Just add Water: Mares 65 1949 war es dann soweit und Ludovico gründete Mares Sub in Rapallo als kleine Firma mit Unterstützung ehemaliger Taucherkollegen. Die frühen Produkte sind solche für das Freitauchen – eine Tradition, die auch heute noch bei Mares gelebt wird. So hatte er recht bald mit rudimentären Flossen experimentiert, die jedoch noch nicht richtig leistungsfähig waren. Schon 1951 präsentiert Mares dann mit der „Bess“ eine Feder-Harpune, die zum Klassiker avanciert und dann 1967 durch die „Sten“ ergänzt wird. Tauchgeräte wurden auch früh zur Grundlage von Designentwürfen – sowohl an ARA (AutoRespiratore ad Aria = Presslufttauchgeräte) als auch ARO (AutoRespiratore ad Ossigeno = Sauerstoffkreislaufgeräte) versuchte er sich, wenn auch der erste Atemregler „Air King“ erst 1959 in einer ersten Version und 1962 in verbesserter Version erscheint. Links: Der erste Zweischlauchautomat „Air King Major“ war eine besondere Konstruktion und ist heute sehr selten zu finden (CG45.com). Rechts: Eine optische Leckerei aus Mitte der 60er Jahre: Der „Corallo“ war nach dem „Air King Minor“ der zweite Einschlauchregler. Nachdem das Tauchen sich seit Anfang der 60er Jahren dann auch verstärkter Aufmerksamkeit in den Medien erfreute – unterstützt durch Serien wie „Mike Nelson – Abenteuer unter Wasser“ und die Sendungen von Cousteau und Hans Hass – bekam der Tauchsport zusätzlichen Rückenwind, von dem auch Mares profitieren konnte. Schon Ende der 50er Jahre finden sich in den USA Anzeigen für Mares Produkte und Ende der 60er Jahre expandiert Mares auch nach Deutschland in den Massen- vertrieb per Kaufhäuser, nachdem ihre Produkte schon seit 1963 von Barakuda in deren Katalogen teilweise angeboten wurden. In diese Epoche fällt auch die erste Freitauchflosse mit langem Flossenblatt (Concorde 1968), die an Produkte aus dem sowjetischen Bereich angelehnt war und die Ventosa Zweiglasmaske (1970), die Mares für das Militär entwickelt hatte. 1969 ruft dann der amerikanische Importeur „Coral“ schon das Jubiläum „50 Jahre Mares“ aus – mit der Begründung, dass ja bereits 1919 die erste Harpune gebaut worden sei… Mares zeigt sich auch großzügig: Seit Mitter der 60er Jahre bekommt die „Gruppo Ricerche Scientifiche e Techniche Subaquee“ aus Florenz finanzielle und materielle Unterstützung bei diversen Expeditionen. Auch Ludovico Mares ist bei den Erkundungen dabei und wird Vater einer hierbei entdeckten neuen Gattung von Asseln mit aktueall 6 Arten: die Maresiella (auch teilweise Maresia genannt), deren erste Art Maresiella Barringtoniana von Fresi 1973 beschrieben wurde. Ludovico Mares bei einer der Expeditionen Teile der Produktionsanlagen zum Ende der 60er Jahre 66 Just add Water: Mares TauchHistorie 04/2015 1971-1979 AMF Mares Bereits in den 60er Jahren diversifizierte der US-Konzern AMF (American Machine and Foundry Corp.) seine Aktivitäten stärker in den Freizeitsportbereich. Zum Firmenreich gehörte schon in den frühen 50er Jahren in der Schweiz die Firma Ammafoco SA (mit einem sehr eigenwilligen Zweischlauchregler). Nun hatte sich AMF 1957 eine weitere Tauchsportfirma – Voit – angelacht, um Erträge aus unterschiedlichen Bereichen zu generieren. 1971 ergibt sich dann für AMF die nächste Chance: der nun schon 73-jährige Ludovico ist bereit, zu verkaufen und so kommt es bei einem generösen Angebot zur Einigung: Mares ist künftig Teil des Unternehmensimperium als „AMF Mares“ neben Firmen wie Head (Ski und Tennis), Tyrolia (Skibindungen), Slicraft (Schnellboote), Hatteras (Yachten), AMF Bowling (Anlagenbau Bowling) und Voit (Weltmarkführer Sportbälle und Tauchsport). Neben diesem Freizeitsportbereich unterhielt AMF noch den Industrieproduktebereich mit Harley Davidson(Motorräder), Tuboscope (Ölplattformen-Technik) und weiteren Unternehmen. Ludovico Mares zieht sich aus der Firma zurück und stirbt 1984. Zum Gedächtnis an Ludovico Mares wurde eine Brücke in Rapallo nach ihm benannt. In Rapallo erinnert auch heute noch eine Brücke seines Namens an den Tauchpionier. Für die Firma Mares ist diese Neuorientierung sehr wichtig, denn nun kommen neues Wissen und Technik hinzu, die bisher noch recht behäbige Firma wird dynamisch. Voit Voit war eine der ersten großen US-Tauchsportfirmen und wurde bereits 1922 von William J. Voit gegründet. Die Voit Rubber Co. hatte 1955 bereits Spearfisherman übernommen um wenige Jahre später (1957) bereits von AMF aufgekauft zu werden. Voit profitierte speziell vom Boom um die TV-Serie „Sea Hunt“ mit Lloyd Bridges als Mike Nelson. Diese Serie war besonders in den Staaten sehr populär und zeigte oft Ausrüstung wie Atemregler von Voit. Auch in Deutschland wurden einige Folgen unterdem Titel „Abenteuer unter Wasser“ ausgestrahlt. Über mehr als 10 Jahre liefen nach dem Ankauf von Mares die Marken „AMF Voit“ und „AMF Mares“ parallel, bis dann 1982 der Tauchsportbereich von AMF Voit eingestellt und an Mares verkauft wurde. Bis dahin konkurrierten die beiden Marken. AMF Mares wurde damals von Seaquest (heute Aqualung) in Verbindung mit Suunto (heute auch Aqualung) in den USA angeboten. In diese Zeit fällt auch der Aufstieg von AMF Mares zum weltweit führenden Anbieter von Flossen. Während Mares innovativ neue Produkte forcierte, war Voit eher konservativ. Das zeigt sich im Besonderen bei den Flossen: Als Mares seine Visionen zu neuen Produktionsmethoden für Flossen (Kunststoff-Injektion) im Vorstand vorstellte, opponierte Voit als alter Gummiproduzent und legte sein Veto ein. Nun ja – die Technik von Mares setzte sich durch und ist heute Bestandteil fast jeder Flosse - Voit ging unter… Das Ergebnis bei Mares war 1978 die „Plana“, die eineneue Ära einläutete und über die Zeit immer weiter perfektioniert wurde. Konkurrenten im ungleichen Kampf: Mares Sensor I und Swimaster MR 12 Doch ein Bestandteil von Voit lebt in Mares weiter: Die Atemreglertechnik. Diese war bei Mares nicht stark ausgeprägt, man bot 1971 gerade mal den MS und MS Junior an. Ohne Zweifel keine schlechten Lungenautomaten, doch die R12 Titan und R14 Polaris von AMF Swimaster (2. Produktlinie von AMF Voit) wurden auch im Mares Katalog angeboten und waren technisch überlegen. Auch als man später mit dem Sensor I und II bei Mares nachzog, hatte man gegen den MR 12 (Mitte der 70er) und MR 12 II (1981) schlechte Karten. Diese hatten technische Merkmale (u.a. den Bypass der 2. Stufe ab MR 12 II), die ihn zum Ahnvater der heutigen Mares-Regler machten und auch heute noch Bestandteil der DNA u.a. des Megaseller Abyss sind. Näheres hierzu kommt in einer späteren Publikation. Weitere Highlights aus dieser Zeit sind die Sicherheitsweste D.S.A. mit automatischer Aufblasvorrichtung in der Mitte der 70er und die ersten Silikonmasken (1982), die heute den Standard im Bereich Masken darstellen. TauchHistorie 04/2015 Just add Water: Mares 67 Ab Dezember 1975 bekommt Mares zusätzliche Publicity von anderer Seite: Die Zeitschrift Mondo Sommerso druckt in ihrer Publikation eine Tauchkurs-Serie auf Basis eines Comics unter dem Titel „ABC Delle Immersioni“. Der Zeichner Dominique Serafini hatte wohl ein Faible für Mares und so findet sich oft deutlich das Logo oder der Name auf den Produkten zu lesen. Dieser Comic wird dann übrigens 1978 auch von der Tauchzeitschrift „Tauchen“ in Deutsch als Serie in 12 Teilen abgedruckt. Alles in Allem waren das turbulente Zeiten, die dazu führten, dass Mares 1980 an 3. Stelle der weltgrößten Hersteller nach U.S. Divers und Scubapro zu finden ist. Ab 1984: HTM Mares Anfang der 80er Jahre kauft der Börsen- Raider Erwin Jacobs AMF auf. Er war eigentlich scharf auf die Jachten-Firma Hatteras, da so ein Hersteller in seinem Firmenimperium noch fehlte. Also spaltete er AMF auf und verkaufte, was er nicht brauchte. Er behielt aber Head, Tyrolia und Mares für seine Sportgruppe, die er separat an ein Konsortium verkaufte. Die neue Gruppe hieß nun ab 1984 nach den enthaltenen Firmen „HTM Sport“. Da die wirtschaftlichen Daten gleich zu Anfang schlecht aussahen, wurde schon bald weiter an Austrian Tobacco weiterverkauft. Die wollten zum einen ihre Produkte diversifizieren und andererseits war die österreichische Politik daran interessiert, die nationalen Arbeitsplätze bei Head und Tyroliavor einer Übernahme zu schützen. Leider wurde auch unter dieser Führung kein positives Ergebnis erzielt, weshalb nach einigen Jahren das Paket wieder zum Verkauf stand und an den jungen Unternehmer Johan Eliash ging, der mit eisernem Besen durch die Unternehmen fegte. Er setzte schnell ein Restrukturierungsprogramm um und schaffte damit die Trendwende. Mares konnte nun wieder expandieren und musste auch zusätzliche Räumlichkeiten schaffen, da die alten Produktionshallen nicht mehr ausreichten. In diese Zeit fallen so interessante Produkte wie die Flosse „Plana Avanti“ (1986), die erstmals mit Strömungskanälen arbeitete und 1992 zur „Plana Avanti Quattro“ weiterentwickelt wurde – einer Flosse, die lange Zeit als Referenz für eine effiziente Flosse galt. Auch mit der „Esa“ bietet man 1992 eine interessante Neuerung: Die erste 6-Glas-Maske ist speziell für ältere Semester ein Segen, denn man kann in die unteren Fenster optisch korrigierende Leselinsen integrieren, ohne die Hauptfenster zu beeinflussen. Die Mares „Power Plana“ war eine Hochleistungsflosse ihrer Zeit und Vorgän- ger des Megaseller „Plana Avanti Quattro“. Mit dem Tauchcomputer „Icon HD“ hält Farbe auf dem Display Einzug. 68 Just add Water: Mares TauchHistorie 04/2015 Weitere Meilensteine unter HTM-Ägide sind bei den Atemreglern die Einführung von DFC (Dynamic Flow Control) bei der MR12 Voltrex (1990), die außergewöhnliche zweite Stufe Ruby (1995), der kompakte Kaltwasserregler Proton Ice (2003), das erste Tri-Material-Ventil für erste Stufen (2006), der erste Atemregler mit Nano Thermoconductive Technopolymer Prestige NTT (2007 ) und 2008 der erstmalige Einsatz von Carbon mit dem Carbon 42. Damit nicht genug, finden sich weitere Innovationen im Produktprogramm: 1993 die Cyrano Pneumatic-Harpune, 2000 das legendäre HUB/Airtrim, das einen Ausblick auf künftige Tauchgeräte eröffnete. 2003 steigt Mares in die eigene Fertigung von Tauchcomputern ein und präsentiert dann 2009 den ersten Tauchcomputer mit farbigem TFT-Display – den „Icon HD“. Dass Mares seinen Ursprüngen treu bleibt, wird 2007 mit der Entwicklung der neuen Harpune „Phantom“ deutlich – viele Mitbewerber haben sich schon früh aus diesen Produkten zurückgezogen, nicht aber Mares. Selbst ein Kreislaufgerät hatte man um die Jahrtausendwende im Programm: das „Azimuth“ – ein mutiger Schritt, den viele andere Atemregler-Hersteller nicht gingen. Neben den vielen wegweisenden Eigenentwicklungen gab es über die Jahre auch Kuriositäten zu bestaunen,. So versuchte man sich bei dem „Daga Lux“ mit einer Kreuzung aus Tauchermesser und Taucherlampe und mit dem Mares „Airlock“ bietet man eine pneumatische Flaschenspann-Vorrichtung. Gleichzeitig kommt aber auch die Akquise von interessanten Firmen nicht zu kurz – Mares kauft zu: 1995: Sporasub Ursprung von Sporasub war ein kleiner Tauchladen in Marseilles in den 70ern, aus dem heraus dann der Spezialist für Unterwasserjagd entstand. Leider war das Management nicht so erfolgreich, so dass verkauft werden musste. Beuchat wollte einsteigen, um die Firma vermutlich zu schließen, doch konnte zur Markenrettung an ein Konsortium namens Marequipment verkauft werden. Auch diese waren ohne Erfolg, so dass HTM Sporasub 1995 aufkaufte und als Marke weiterführte. Leider war der separate Vertrieb langfristig nicht sinnvoll, so dass Sporasub 2008 an den Mitbewerber O.ME.R wieder verkauft wurde. Das Mares-Angebot profitiert aber auch seither von den Erfahrungen aus dieser Zeit. 1998: Dacor Wie bereits vorher beschrieben, waren Spearfisherman und Voit zwei der frühen großen Tauchhersteller in den USA. Die weiteren 3 waren U.S. Divers (heute Aqualung), Healhways (ging unter, Muttergesellschaft von Scubapro) und Dacor. Dacor war von Sam Davison jr. Anfang der 50er Jahre gegründet worden und bot ab 1955 mit seinem eigenen Zweischlauch-Atemregler ein Produkt, das nicht den Lizenzen von La Spirotechnique unterlag. Über die Jahre wuchs die Firma mit familiärem Charakter zu einem Innovationsträger und Partner professioneller Taucher und wurde als einer der wichtigen Marktteilnehmer wahrgenommen. Doch 1998, kurz nach dem Tod des Firmengründers, steht Dacor zum Verkauf und HTM Sport greift zu. Bald schon werden die Produkte auf Basis der Mares-Technologien umgestellt, um Synergien zu heben. Speziell im Bereich der Atemregler trifft das die Nutzer der bisherigen Dacor Regler, da Ersatzteile für die alten Produkte mangels Nachproduktion auslaufen. Die beiden Marken laufen einige Jahre parallel, doch Dacor wird ab 2003 integriert und verschwindet vom Markt. Mehr zu Dacor in einer späteren Ausgabe. 2013: SSI Zum Ende 2013 kündigte sich dann eine weitere Änderung an: Head kauft den Tauchverband SSI. Die Kombination der Schwesterunternehmen SSI und Mares bietet nun eine umfassende Palette vom Produktverkauf bis hin zur Ausbildung an. Heute ist Mares einer der großen Global Player mit nahezu kompletter Angebotspalette – lediglich Kreislaufgeräte werden nicht mehr angeboten. Mares legt heute wie früher ein deutliches Augenmerk auch auf den Bereich Apnoe und sponsert hier Athleten. Um den verschiedenen Zielgruppen gerecht zu werden, bietet man den Kunden Produkte in 5 verschiedenen Bereichen an: Die klassische Mares- Produktlinie bietet alles für den Sporttaucher, wohingegen der Apnotaucher bei den Pure Instinct Artikeln fündig wird. Die Dive Center haben ihre Linie an Verleihartikeln. Zudem findet der Urlauber unter Aquazone alles rund ums Schnorcheln, und Schwimmer werden mit der Head Swimming Kollektion bedient. Quellennachweis: Gaetano Cafiero: Vita da Sub (2000), Kapitel 2 „I Padri Fondatori“ (Die Gründerväter), ISBN 88-425-2671-1 „50 anni di Mares“, Artikel in Il Subaqueo 10/1998 Allesandro Olschki: L´epopea subaquea fiorentina in HDS Notizie N. 39, Mai 2007 „Zanimljiva prica o 60 godina Mares“, Artikel in Zeitschrift „Dogadanja“ „Mares Produkte und Reisen“, Artikel in Submarin 2/1977 Ein Interessanter Versuch: Bei dem Messer „Daga Lux“ war eine Lampe integriert. TauchHistorie 04/2015 Das Sporttauchermuseum des Tauchsportklubs Adlershof 69 Das Sporttauchermuseum des Tauchsportklubs Adlershof im PSB24 e.V. Von Otmar Richter Am 18. Mai 2014, dem Internationalen Museumstag, wurde das erste Berliner Sporttaucher-Museum als Einrichtung des Tauchsportklubs Adlershof im Verein Pro Sport Berlin e.V. erönet. Seit etwa 10 Jahren sammeln wir im TSK Adlershof mit großem ehrenamtlichem Engagement gezielt Ausrüstungsgegenstände. Sie sollen in eindrucksvoller Weise die Entwicklung des Tauchsports von den Anfängen bis in die Gegenwart dokumentieren, um unsere Welt ein klein wenig besser zu verstehen. Wir wollen künigen Generationen anschaulich vermitteln, unter welchen Bedingungen sich die Väter dieser mittlerweile zum Trend avancierten Sportart mit zum größten Teil selbst gebauten Geräten unter Wasser begaben. In einem alten Bücherschrank fing alles an Blick vom Eingang Das Interesse zur Erönung war beeindruckend. Über einhundertfünfzig Besucher drängten sich vor den Vitrinen, die mit weit über dreihundert der vielfältigsten Exponate gefüllt waren. Vom selbst gebauten Uhrengehäuse bis zum Eigenbau-Skooter, von der Normal-8-Schmallmkamera bis zur 35-mm-Pro-Filmkamera, von der Stereo- bis zur 6x6Mittelformat- Kamera mit Filmkassetten für 60 Aufnahmen, von Eigenbau-Kreislaufgeräten und -Presslureglern bis zu selbstgebauten Kleinkompressoren, war alles vorhanden. All dies hatte in den Anfängerjahren des Sporttauchens die Väter dieser Sportart befähigt, der Welt unter Wasser ihre Geheimnisse zu entlocken. Seitenflügel 70 Das Sporttauchermuseum des Tauchsportklubs Adlershof TauchHistorie 04/2015 Aber nicht nur als Museum soll es interessierte Besucher anlocken, sondern es dient auch als tauchsporttechnisches Lehrkabinett. Das und die angeschlossene historische Bibliothek sollen die traditionsbewusste Ausbildung unserer Sporttaucher unterstützen. Ob nun Taucherlampe, Messer, Rettungsweste oder Unterwasserkamera, alles kann man in die Hand nehmen. Auch ein altes Tauchgerät lässt sich schultern, eben ein Museum zum Anfassen. Unseren jugendlichen Besuchern hat das bisher schon viel Spaß gemacht. Eröffnung durch den TSK-Vorsitzenden Jan Steppe und Otmar Richter als Museumsverantwortlichem Eine derartige Sammlung wird nie abgeschlossen sein. Schon zur Eröffnung und bis heute wurden wir immer wieder mit Exponaten aus der Vergangenheit bedacht. Ein sich ständig erweiternder Katalog wird Orientierungshilfe sein, über die einzelnen Exponate etwas mehr zu erfahren. Die Existenz unseres Museums hatte sich schon bis nach Österreich herumgesprochen, und wir erhielten zahlreiche einmalige Exponate aus der Geschichte des Sporttauchens dieses Landes. Anton Cech aus Wien machte uns das Angebot, Gegenstände seines Vaters, die dieser zwischen 1945 und 1952 für Dr. Rupert Riedl (Meeresbiologe, z.B. 1952 Leiter der Österreichischen „Tyrrhenia-Expedition“) entworfen und hergestellt hatte, unserem Museum zu schenken. Natürlich nahmen wir an, und nach einiger Zeit traf eine Kiste mit einem Gewicht von ca.50 kg bei uns ein. So reihte sich in den letzten eineinhalb Jahren ein attraktives Exponat an das andere, vom Tauchgerät über zahlreiche alte Instrumente bis zu ausgefallenen Konstruktionen von Unterwasser- Kameras, sodass wir darüber nachdenken müssen, wie wir unser Museum erweitern können. Das wird sich sicher nur mit großem finanziellen Aufwand realisieren lassen, so dass wir uns permanent auf der Suche nach Sponsoren befinden. Über www.easydive24.de kann man sich weiter informieren. Otmar Richter, Jahrgang 1938, hat als Schauspieler und Autor gearbeitet. Er taucht seit 1956 mit Gerät, war Unterwasser- Fotograf und Gründungsmittglied des bekannten TSK Adlershof (1. Vorsitzender 1990-2002). Er sammelt seit 10 Jahren für dieses Sporttauchermuseum. Fotos: Gerbsch (4), Richter (2) Andrang zur Eröffnung TauchHistorie 04/2015 Internationales Klassik-Tauchertreffen 2015 71 Internationales Klassik-Tauchertreffen 2015 Von Franz Rothbrust Zwölf Monate können lang sein, sie sind es auch. Endlich war es soweit, die europäische Klassik- Taucherszene kam wieder in die Pfalz. Mehr als sechzig Teilnehmer aus zwölf Ländern, zumeist Stammgäste, waren angereist. Als Veranstaltungsort hatte sich das Hotel „Palatina“ in Neustadt mit seinem schönen Gewölbekeller bestens bewährt. Die Historischen Tauchergesellschaften aus den europäischen Nachbarländern wurden durch ihre Vorstandsmitglieder vertreten: Peter Dick, HDS England, Herausgeber der Historical Diving Times und des International Journal of Diving History, Jean Grépinet, Präsident der HDS Frankreich, Bjørn W. Kahrs, Ehrenvorsitzender der HDS Norwegen, Oldrich Lukš, Vorstandsmitglied der HDS in Tschechien, Wieslaw Wachowski, Vorsitzender der HDS in Polen. Die Veranstaltung begann traditionsgemäß mit Vorträgen zum Thema Tauchhistorie. Peter Dick, HDS UK, eröffnete den Nachmittag mit einer Bildpräsentation über Tauchen in der Nordsee während der 1970er & 1980er Jahre. Er gab interessante Einblicke in das alltägliche Leben der Taucher auf einer Bohrinsel, auch, wie es nach Feierabend von statten ging. Das wochenlange Leben in den engen Druckkammern mit all seinen Problemen hat er aus persönlicher Erfahrung bildreich geschildert. Karina Kowalska (Direktorin des Tauchmuseums in Warschau) und Justyna Wasiak, HDS PL, referierten über ihre Forschungsergebnisse zu Karl Heinrich Klingert (1760 – 1828). Ihr Vortag „Karl Heinrich Klingert - neue Recherchen“ ist in dieser Ausgabe der Tauchhistorie zu lesen. Roger Rüegger, HTG DE, beendete die Vortragsreihe mit einemhistorischen Überblick zur Entwicklung der Taucheruhr. Beginnend in den 20er-Jahren mit den ersten wasserdichten Armbanduhren bis zu den mittlerweile bis 12.000 m wasserdichten Uhren der Gegenwart. Auf seiner Webseite ist die ausführliche Chronologie zur Entwicklung der Taucheruhr zu finden: www.diveintowatches.com/articles/eine-chronologie/ Sybille Schuster hat ein Rahmenprogramm für Familienangehörige organisiert. Die Gruppe besuchte die „Titanic“-Ausstellung im Historischen Museum Speyer und nahm an einem Rundgang durch den Kaiser-Dom teil. Am Sonntagmorgen versammelten sich alle Besucher unter der großen Pappel am Marxweiher bei Altrip. Unsere Freunde aus Tschechien brachten wieder ein Fass Pilsener mit auf die Wiese eine weitere schöne Tradition, die wir nicht mehr missen wollen. Einige unserer Gäste kamen von sehr weit her. Adair Ribeiro ließ es sich nicht nehmen, wieder aus São Paulo anzureisen. Er fand am Marxweiher doch tatsächlich mehrere Atemregler, die er noch nicht in seiner umfangreichen Sammlung hat, das spricht für die Qualität und Rarität der ausgestellten Ausrüstungsteile. Eine noch längere Anreise hatte Ludvik Farca aus Australien auf sich genommen. Ludvik stammt aus Tschechien und kam mit Oldrich Lukš und seinen Mannen über Prag angereist. Er hat versprochen, 2016 wieder dabei zu sein. So verbrachten wir den Tag mit Freunden und Gästen, umgeben von vielen Tischen, die mit alter Tauchtechnik und Tauchliteratur schwer beladen waren. Es war, wie immer, viel zu schnell vorbei. Die Veranstaltung klang am Sonntagabend im „Bischofs -Zimmer“ des Restaurants „Deidesheimer Schloss“ aus. Das mag vornehm klingen, ist aber bodenständig, denn hier wird in historischem Ambiente echte Pfälzer Küche serviert. Die besten Weine aus der Umgebung stehen auf der Karte. Was ein „Saumagen“ ist, muss ich unseren Gästen schon seit Jahren nicht mehr erklären. Allen Ausstellern und Helfern nochmals unseren herzlichen Dank an dieser Stelle! Ohne das großartige Engagement vieler der Teilnehmer, wäre die Veranstaltung nicht durchzuführen. Die Vorbereitungen zu unserem nächsten Treffen laufen bereits, es wird am 11. und 12. Juni 2016 stattfinden. Bitte das Wochenende in Euren Kalendern rot markieren. Wir freuen uns schon darauf. Denayrouze-drei-Bolzen-Helm von David Dekker Er hat ihn 2002 im Schaufenster eines Antiquitätengeschäfts in Süd-Frankreich entdeckt. Der „Regulator“ auf der Rückseite und das Brustgewicht sind Repliken. 72 Internationales Klassik-Tauchertreffen 2015 TauchHistorie 04/2015 Originaler MEDI-Taucherhelm Typ 721 aus der Sammlung von Ulf Barthel mit den Zubehörteilen Brustgewicht/Re serveflasche, Rückengewicht und dem extrem selten zu findenden MEDI-Tauchermesser, alles in einsatzbereitem Zustand! Zwei schön restaurierte Technisub RAID (Respiratore Aria Idrodinamico), aus den Sammlungen von Claude Michaud und Christian Jeanrond, deren Ursprung auf einer Idee von Tauchpionier J.Y. Cousteau beruht: Bis Ende der 60er Jahre trugen die Taucher der Calypso vor der Kamera verschalte „hydrodynamische“ Druckluftgeräte, die zusammen mit den Helmen zum Markenzeichen der TV- Serie „Geheimnisse des Meeres“ (Originaltitel: The Undersea World of Jacques Cousteau) wurden. Die ersten „Pipeston“Geräte mit 4 Flaschen in einer gelben Glasfaserschale waren sehr fortschrittlich, jedoch unhandlich und reparaturanfällig. Anfang der 70er Jahre wurde La Spirotechnique Mehrheitsinhaber des italienischen Kunststoffspezialisten TECHNISUB, der 1962 von Luigi Ferraro gegründet worden war. Cousteau sandte daraufhin einen seiner besten Taucher, Bernard Delemotte, nach Genua, um dort mit Luigi Ferraro ein neuartiges Pressluft-Tauchgerät zu entwerfen, das den speziellen Bedürfnissen Cousteaus besser entsprechen sollte. Eine kleine Serie dieser Geräte wurde danach unter der Bezeichnung RAID über Technisub/Spirotechnique auf den Markt gebracht. Technische Merkmale RAID: Faber-Stahlflaschen (10 und 10,3 l, größere immer an Backbord, existieren als 176-bar- und 200-bar-Variante), Ventile nach unten, in einer zweiteiligen, stapelbaren ABS-Schale (gelb oder weiss), halbautomatischer Reservemechanismus, zwei getrennt absperrbare Regler-Abgänge. So sehen die beiden „RAIDs“ im Einsatz aus. Christian Jeanrond (vorn) und Claude Michaud (rechts) sind unterwegs im Marxweiher. Jacques Y. C. hätte seine Freude daran gehabt... Große Sammlung: Teile der umfangreichen Ausstellung unserer Freunde aus Tschechien TauchHistorie 04/2015 Internationales Klassik-Tauchertreffen 2015 73 Leckerbissen CG45 aus Frankreich in der Originalverpackung, mitgebracht von Jeroen Gompelman aus Holland. Kleine Sammlung: Peter Dick: „My whole collection fits in one pocket“ V.l.n.r: Eric Sormani HDS F, Justyna Wasiak HDS P, Claude Michaud HDS F, im Hintergrund Bernhard Schuster HTG DE. Tiefenmesser-„Papst“ Arkadius „ATRA“ Oszczygiel: „Zuhause habe ich noch ein paar mehr davon...“ 74 Fast schon Tradition an Kulki und Helene TauchHistorie 04/2015 Fast schon Tradition an Kulki und Helene Von Dr. Lothar Seveke Das jährliche internationale Treffen der Historischen Tauchergesellschaft in Neustadt/Weinstraße ist zwar immer ein freudig erwartetes und interessantes Ereignis für unsere Mitglieder, aber für die lange Durststrecke dazwischen haben sich kleinere regionale Treffen fast schon als Tradition herausgebildet. Sie sind ein Forum für die Freunde des Alten Tauchens, die den weiten Weg nach Neustadt scheuen und natürlich auch für unsere nahe wohnenden Mitglieder, die sonst den Rest des Jahres nur über das Internet kommunizieren. Tauchbasis von Dieter Florian am Kulkwitzer See Für den Raum Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg bis Berlin trafen wir uns bisher z.B. am Kulkwitz-See bei Leipzig, an der Goitsche bei Bitterfeld und am Helenesee bei Frankfurt/Oder. In diesem Jahr 2015 waren wir im Mai zum dritten Mal auf der Tauchbasis von Dieter Florian am Kulki. Dieter ist selbst ein Urgestein des Sporttauchens und der Unterwasser-Fotografie und erträgt gern die Ausbreitung unserer alten Technik im Hof seiner Basis und die Diskussionen zu den Finessen der Technik aus den 50er bis 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Von links nach rechts Herr Pelz und Frau (ehem. VEB Medizintechnik Leipzig), Martin Klokosch, Michael Müller (HTG DE), im Hintergrund Norbert Gierschner (HTG DE) mit Dieter Florian Martin Klokosch und Micha Müller hatten ihre tauchfertigen Sauerstoff-Rebreather wie MEDI-Nixe und RG-UF/M mitgebracht, liebevoll im Originalzustand restauriert oder für das heutige Tauchen modernisiert. Siegfried Messer, Lothar Seveke und andere zeigten Zweischlauchregler verschiedener Hersteller, teilweise mit den für das heutige Tauchen notwendigen selbst realisierten Umbauten. Norbert Gierschner stellte die neuesten Ausgaben von Tauchliteratur aus seinem Verlag vor, die immer große Resonanz finden, weil die gängigen Tauchzeitschriften nur sehr wenige Beiträge zur Tauchgeschichte bringen. Eindeutiger Höhepunkt war aber das Erscheinen von Gästen mit besonderem Bezug zu der gezeigten Technik, Hans Pelz, der von 1949 bis 1984 beim VEB Medizintechnik Leipzig arbeitete und als Leiter der Entwicklungswerkstatt praktisch alle Tauchtechnik von MEDI durch seine Hände gehen ließ und seine Frau, die auch als Mechanikerin bei der Produktion der MEDI-Nixe mit arbeitete. Mit erstaunlicher Sicherheit konnte Herr Pelz nach der langen Zeit noch Originalteile und Nachbauten, die es ja in der Tauchszene der DDR reichlich gab, Die Tiefenmesser-Sammlung von Siegfried Messer (HTG DE) TauchHistorie 04/2015 Fast schon Tradition an Kulki und Helene 75 Die „Nixe MEDI“ von Micha Müller unterscheiden und den Sammlern so Gewissheit verschaffen. Es machte auch ihnen Freude, die alten Stücke, die damals so viel Arbeit erforderten, mal wieder in den Händen zu halten. Die Gespräche mit den Gleichgesinnten und auch mit den Sporttauchern von der Basis waren so interessant, dass wir gar nicht zum gemeinsamen Tauchen kamen, wie eigentlich geplant. Ende September 2015 gab es ein weiteres regionales Treffen auf der Basis des TC Fürstenwalde am Helenesee, wo wir auch schon zum zweiten Mal waren. Der Verlauf so eines Treffens ist eigentlich immer ähnlich. Man zeigt seine Schätzchen und neuesten Basteleien vor und diskutiert mit den anderen spezielle Technik- Komponenten, Möglichkeiten der Restaurierung oder Details aus der Geschichte. Anders sind immer die neuen Teilnehmer und besonderen Gäste aus der alten Tauchszene, die ihre Erfahrungen und Geschichten einbringen und uns zu strittigen Fakten als Zeitzeugen beraten. Diesmal gaben uns bekannte Namen aus dem Raum Berlin die Ehre, die wir bisher nur aus der Poseidon und aus Email-Kontakten kannten, Gerhard Steinert (81) als der wohl in der Szene bekannteste, Friedrich Högner, Jürgen Sauer,... Gerhard hatte schon 1952 mit Helmut Kessner, Peter Scharf und anderen Freunden angefangen, am legendären Heinitzsee bei Rüdersdorf mit selbst gebauten Ausrüstungen zu tauchen, von Maske, über Anzug und Fotoapparat bis Sauerstoff-Kreislaufund Pressluft-Tauchgerät, alles selbst konstruiert und gebaut. Mit dieser Ausrüstung war er als wohl erster ostdeutscher Taucher 1954 im Heinitzsee auf 30 m abgestiegen. Zum Abschluss des Treffens, bei dem es ein Großteil diesmal sogar geschafft hatte, die schöne Tauchmöglichkeit mit den alten oder selbst gebauten Geräten in der Helene zu nutzen, sahen wir noch Filme vom Tauchen im Helenesee 1954 und vom ersten Ausflug von DDR-Tauchern an die albanischen Adria 1956. Danken möchten wir noch dem TC Fürstenwalde, der uns so ein angenehmer Gastgeber war. Ein Teil der Sammlung von Michael Müller Von links nach rechts Jürgen Sauer, Gerhard Steinert und unsere Mitglieder Helmut Knüfermann und Michael Müller Gerhard Steinerts Eigenbauten - Maske, Kamera und O2-Kreisel Michael Müller mit selbstgebautem Pendelatmer 76 International Historical Diving Event 2015 TauchHistorie 04/2015 International Historical Diving Event 2015 in Svanesund, Orust, Sweden Von Gottfried Keindl Vom 14. bis 16. August 2015 trafen sich die Mitglieder der Swedish Historical Diving Society und Teilnehmer aus 12 Ländern zu einem Klassiktauchertreffen auf dem Gelände von Yrgo, der Commercial Diving School, Göteborg. Das waren ideale Bedingungen, um historische Gerätschaften vorzuführen, Testtauchgänge mit offenen und geschlossenen Helmtauchausrüstungen, frühen Sporttaucherequipment sowie militärischen Rebreathern zu absolvieren. In der Halle der Tauchschule war eine Ausstellung von historischem Taucherequipment, Unterwasserkameras, einer Druckkammer und einem Einmann-Tauchboot. Es gab Filme und Vorträge über die Geschichte und die Entwicklung von Tauchgerätschaften schwedischer Erzeuger bis in die Neuzeit. Höhepunkte dieser drei Tage waren unter anderen: • offizielle Eröffnung der Ausstellung zum 60. Jahrestag der Expedition „Red Sea“ mit Exponaten und dem Film „Expedition Röda Havet“ • Präsentation einer Replik der Taucherglocke von Lars Gustafsson aus dem 17. Jahrhundert mit Testfahrt mit Hilfe eines Autokrans in einem Taucherturm • Die finnischen Taucherfreunde präsentierten dabei auch ihre Taucherglocke • Ebenso zeigten die Finnen einen Nachbau des ältesten Taucheranzuges der Welt. Dessen Original ist im Raahe Museum, Finnland, zu sehen. Organisation und Durchführung dieses Events waren eine professionelle Topleistung und von großer Freundlichkeit geprägt, wofür besonderer Dank der Eventmanagerin Brigitta Forsin gebührt. TauchHistorie 04/2015 Herbsttreffen am Sinninger See bei Kirchberg 77 Herbsttreffen „Süd“ 25. September 2015 am Sinninger See bei Kirchberg an der Iller Von Franz Rothbrust Ende Juni diesen Jahres „flatterte“ mir eine Email von Jens Köppe aus Ulm auf den Bildschirm: Sehr geehrter Herr Rothbrust, ich bin auf Ihren Verein über einen Beitrag im „Sporttaucher 2/2015“ gestoßen. Neben meiner Tätigkeit als Produktmanager beim Ebner Verlag bin ich selbst als aktiver Taucher und Tauchausbilder für Gerätetauchen und Freediving tätig. Als renommierter Fachverlag verlegen wir 80 Publikationen, darunter auch zwei bekannte Fachzeitschriften für Uhrenliebhaber und Sammler. Für diese beiden Magazine „Uhrenmagazin“ und „Chronos“ teste ich seit einigen Jahren Taucheruhren verschiedener Marken wie Rolex, Omega, IWC, Oris, Sinn und viele andere bekannte Uhrenhersteller. Für einen neuen Test planen wir einen Beitrag mit einer Pane rai (siehe Zusatz-Links). Da diese Uhr einen bedeutenden historischen Hintergrund hat, fiel mir gleich die Historische Tauchergesellschaft als möglicher Partner ein. Meine Frage nun an Sie: Wäre es möglich, unsere Uhr bzw. verschiedene Modelle im Umfeld Ihrer historischen Tauchausrüstungen zu fotografieren und bestenfalls direkt im Wasser zu testen? Es geht uns nicht um aufwendige Testszenarien sondern vielmehr um eine interessante und zur Uhr passende Bildkomposition - flankiert mit Inhalten und Kommentaren der Historischen Tauchergesellschaft. Natürlich würden wir den Verein und seinen Auftrag gebührend mit Bild und Text im Beitrag (ca. 10 Seiten DIN-A4) erwähnen. Geplant ist auch ein „Making-of-Video“ zum Test. Da wir den Test auch in unseren ausländischen Uhrenpublikationen verbreiten würden, kommt Ihnen sicher auch internationale Aufmerksamkeit zu Gute. Diese schließt auch das in den USA bekannte „WatchTime Magazine“ mit ein. Historische Tauchausrüstungen in Verbindung mit historischen Uhren bieten aus meiner Sicht die optimale Aufmerksamkeit für unsere Leser. Ich bin überzeugt: Nicht nur für uns - sondern auch für die Historische Tauchergesellschaft. Über einen Anruf würde ich mich wirklich sehr freuen. Das hat überzeugt, die Einladung begeisterte mich sofort. Nach kurzer Rücksprache mit den „Südstaatlern“ der Historischen Tauchergesellschaft stand fest, dass in diesem Jahr das Herbsttreffen ausnahmsweise nicht in der Pfalz, sondern am Gottfried Keindl war, passend zum Motto des Tages, mit einer Helmtauchausrüstung von Galeazzi angereist. Der Helm wurde ca. 1944 hergestellt. Ein Tiefenmesser und Kompass von Panerai ergänzten die Ausrüstung. Georgeos Kamarinos (links) mit einem Dräger „LAR I“, welches Jens Höner (rechts) aus Eckernförde mit nach Baden-Württemberg gebracht hat. Sinninger See südlich von Ulm stattfinden wird. 78 Herbsttreffen am Sinninger See bei Kirchberg TauchHistorie 04/2015 Hier liegt der Gegenwert einer Eigentumswohnung. V.l.n.r.: Panerai Modell „PAM 000422“ Luminor Marina 1950 3 Days, Panerai-Kompass und -Tiefenmesser (1970er Jahre) und ganz rechts eine Panerai „Radiomir“, um 1940. Sie wurde von einem Kampfschwimmer der Deutschen Marine getragen. Der Sammlerwert aller Instrumente liegt über 100.000 Euro. Nahaufnahme der „Radiomir“, Sie hat ein Oyster-Gehäuse und simple Drahtbügel als Bandanstöße, ein „Sandwich“Leuchtzifferblatt mit vier arabischen Zahlen und Strichindexe zum besseren Ablesen. Rückseite der „Radiomir“ mit persönlicher Gravur des damaligen Besitzers auf den Schraubboden: „1945 – RD – Marine Kampf-Schwimmer“. Pirelli-Kreislaufgerät aus dem zweiten Weltkrieg. Dazu sagt unser Mitglied, Michael Müller: Das ist ein ARO (autorespiratore ad ossigeno) „Modello 49-bis“. Es wurde von den „Gamma“-Schwimmern/Torpedoreitern der bemannten Torpedos „Maiale“ SLC (siluro a lenta corsa = langsam laufender Torpedo) innerhalb der italienischen Kleinkampfverbände der „Dezima MAS“ bis Kriegsende verwendet. Es ist ein Sauerstoff- Pendelatmer mit einstellbarer Konstantdosierung und manuellem Bypass, 5 Std. Tauchzeit, zwei Flaschen mit ca. 1,7 l Inhalt, Kalkbehälter mit ca. 1.700 cm³ Inhalt (Info nicht 100% gesichert, zumindest war es bei den optisch gleichen Pirelli-G50-Nachkriegsmodellen so). Bis Kriegsende wurde es mit dieser „Belloni“ Zweiglasmaske verwendet, auch mit dem „Belloni“ Anzug. Jens Höner mit einem Dräger „LAR 1“, einer Panerai „PAM 000422“ und einem Strandvermessungsgerät aus dem Zweiten Weltkrieg am linken Arm, Michael Müller schreibt zum LAR I: Das LAR I war wohl ein Prototyp/Testgerät aus den 1960er Jahren und wurde schnell vom LAR II abgelöst, welches endgültig das Lt. Lund II ersetzte. Technik: Großvolumiges GFK-Gehäuse mit rückwärtigem Deckel, fest eingebauter axialer runder Kalkbehälter, relativ klein (1,5 kg?) mit mittigem gefederten Befülldeckel, welcher sich nicht bewährte, Gegenlunge aus einseitig gummiertem Gewebe. Erstmalig lungenautomatische Sauerstoff-Dosierung, Bypass, kein Konstantflow mehr. Richtungsventile noch nicht im Mundstück sondern am Gehäuseeintritt eingebaut. Alu-Flasche 200bar, zwei (?) Liter Volumen, kein Finimeter. TauchHistorie 04/2015 Herbsttreffen am Sinninger See bei Kirchberg 79 Jens in der „Schminke“ ... ... und am „Set“ Die Teilnehmer: vorn links, Frank Werthwein (Fotomontage) Hintere Reihe, von links nach rechts: Jörg Stolzenberg & Jens Köppe (mit Helm), Redakteure „Chronos“, Leon Klawon (Gast), Gottfried Keindl, Thomas Klawon (Gast), Jens Höner, Siegfried Messer, Franz Rothbrust, Georgeos Kamarinos, Bernhard Druschel. Hintergrundfoto: Olaf Köster, www.OK-Photography.de Alle Fotos, bis auf das Gruppenbild, vom Verfasser. Interessante Zusatzinformationen zu diesem Beitrag unter www.htg-th.eu/th4/herbst.pdf 80 Bibliophiles TauchHistorie 04/2015 Von Frank Werthwein Bibliophiles Licht im Meer -Dimitri Rebikoff Dieses Buch ist das erste, das von Barakuda zum Kauf angeboten wurde. Das französische Original war bereits 1952 unter dem Titel „L´Exploration Sous-Marine“ erschienen, doch der deutsche Titel von 1955 fasst das Schaffen von Rebikoff als bekanntem Fotograf und Erfinder der UW-Torpille (ein UW-Blitz in XXL-Format) in seiner beinahe schon kitschigen Benennung weit besser zusammen. Al lerdings käme wohl kaum jemand auf die Idee, in diesem Buch eines der ersten Lehrbücher zum Sporttauchen zu vermuten. Auch wenn es schon zu Mitte das 20. Jahrhunderts geschrieben wurde, so ist es – bis auf die Gegebenheiten der damaligen Technik – doch noch sehr aktuell und könnte beinahe heute noch als Tauchlehrbuch zum Einsatz kommen (abgesehen von einigen neueren Erkenntnissen zur Tauchtheorie). Anders als heute versucht der Autor, auch mit negativen Beispielen zu lehren, weshalb es ein Kapitel gibt, das heute in keinem Lehrbuch zu finden ist und doch seine Berechtigung hätte: „Tauchunfälle, aus denen wir lernen können“…. Ein Tauchbuch, das sich jeder gerne zu lesen nehmen möge, der sich für Tauchgeschichte, alte Ausrüstung oder auch nur für die Entwicklung über das Taucherwissen interessiert. Das Buch ist seit Jahrzehnten nur noch antiquarisch zu erwerben und sollte unbedingt mit dem Schutzumschlag erworben werden, da das Frontbild eine sehr schöne Darstellung eines Freitauchers schmückt. Auch im Buch selber sind einige schöne Bilder aus frühen Tauchertagen zu bewundern. Über den Autor: Dimitri Rebikoff wurde in Frankreich als Sohn russischer Eltern geboren. Der Ingenieur war einer der frühen Taucherpersönlichkeiten und begleitete den Club Submarin Alpine de Cannes bereits 1947 zu einer Expedition ans Mittelmeer. Er sorgte mit seinen Ideen und Erfindungen für die Einführung des Elektronenblitzes in die Unterwasserfotografie und fertigte einige Unterwasserfilme. Sein Schaffen sorgte für weltweite Bekanntheit seines Namens, auch wenn er in den USA aufgrund seiner russischen Abstammung in McCarthy´s Zeit kontrovers beurteilt wurde. Diving Pioneers and Innovators Bret Gilliam (ISBN 978-1878348-42-5) Wer dieses Buch vor sich liegen hat, kommt um diese Erkenntnisse nicht umher: Es ist ein sehr gewichtiges, voluminöses und auch grafisch ansprechend gestaltetes Buch. Hat man es erst einmal aufgeschlagen, so will man es auch kaum mehr weglegen, denn es bietet einmalige Einblicke in die Entwicklung des amerikanischen Tauchsports. Bret Gilliam und seine Co-Autoren haben in Form diverser Interviews viele Eindrücke aus Sicht wichtiger Akteure konserviert und das Buch tritt in die Nachfolge des faszinierenden Buchs „Diving Pioneers“ von Eric Hanauer. Es finden sich Zale Parry (The First Lady of Diving), Stan Wa terman (Diving´s Grand Ambassador), Bev Morgan (Pirate, Photographer, Entrepreneur), Chuck Nicklin (Retail Pioneer and Filmmaker), Ron & Valerie Taylor (A Pair of Aces From Down- Under), Peter Benchley (Father of Jaws and Other Tales of The Deep), Dick Bonin (Founder of Scubapro), Wes Skiles (Cave Dweller), Bob Ballard (Deep Ocean Explorer), Mike deGruy (Little Big Man), Michele Hall (From Medical Professional to Movie Producer), Paul Humann (Liveaboard Pioneer, Innovative Publisher and Fish Detective), John Chatterton (Out of the Shadows), Greg MacGillivray (A Lifetime in Film, Master of IMAX), Bob Hollis (Founder of Oceanic, Andrea Doria Pioneer and Resort Innovator), Al Giddings (Dean of Underwater Hollywood), Ernie Brooks (Making a Statement with Images), Howard Hall (Master of Documentary Underwater Films) und zuguter Letzt Bret Gilliam (Barefoot Renaissance Man of Diving) in diesem wundervollen Buch. Schade, dass es so etwas nicht für unsere heimischen Taucherlegenden gibt. Das wäre ein Traum.... Wer sich dieses zugegeben dicke und nicht ganz billige Buch nicht ins Regal stellen möchte, da er nur an einer der Geschichten interessiert ist – der schaue doch einmal im Internet in die abrufbaren Ausgaben der Online-Zeitschrift Tech Diving Magazine – hier veröffentlichte Bret Gilliam in einigen Ausgaben einige der Interviews. http://www.techdivingmag.com/backissues.html Neptun Zeitschrift des Kosmos-Verlags Stuttgart (1961-1967) Nachdem die „Delphin“ seit 1954 als erste und einzige Tauchzeitschrift am deutschen Markt vertreten war, traute sich 1961 die Neptun-Gesellschaft für Meereskunde, eine weitere Zeitschrift zum Thema „Tauchen“ herauszubringen. Unter Chefredakteur und Herausgeber Werner DeHaas und Compagnon Fredy Knorr entstand eine kleinere (Din A5 statt A4) und feinere Alternative, die im Gegensatz zum Delphin das Titelbild und ab und zu auch innen ein Bild in Farbe druckte. Die Artikel wurden von überwiegend promovierten Autoren tiefgründig gestaltet und dargestellt, so dass der Leser von Dr. Heberlein, Prof. Dr. Jakl, Dr. Eibl-Eibesfeldt, Dr. Ehm und vielen anderen tiefer als anderswo ins Thema tauchen konnte. Wer etwas über den Tellerrand hinausschauen wollte, der war bei dieser Zeitschrift sehr gut aufgehoben – auch Neuerscheinungen im Produktbereich wurden fundiert beschrieben. Leider hielt die Zeitschrift nur bis Juli 1967 – dann wurde sie mit der Delphin vereinigt, die sich fortan „Delphin – Revue der Unterwasserwelt“ nannte. Ich kann jedem tauchgeschichtlich Interessierten wärmstens empfehlen, die heute eher raren Hefte zu studieren. Mitglieder der Historischen Tauchergesellschaft e.V. finden im Archiv der HTG eine Übersicht der Heftinhalte. http://www.htg-th.eu/archiv Vorschau Das Heft 5 der „Tauchhistorie“ wird im Juni 2016 erscheinen und wieder viel Interessantes zu den Teilgebieten der Tauchgeschichte bieten. Wir berichten über Tauchertelefone und bringen den zweiten Teil zu dem Beitrag über die Werke Gagnans in diesem Heft und setzen auch die Reihe „Ohne Taucher geht es nicht“ mit einem Artikel über das professionelle Unterwasser-Schweißen fort. Außerdem beschreiben wir weitere historische Reglertechnik, den Saturn aus der CSSR und das niederländische Loosco-Ei und stellen die Ausrüstung der Cousteau-Taucher vor. Ein bekannter Sammler berichtet über UW-Gehäuse für die Kamera EXA. Die Konstrukteure des einzigen aktuell produzierten Zweischlauchreglers, des Argonaut Kraken, stellen uns das Projekt ausführlich vor. Aus Anlass des Todes des Erfinders des ersten digitalen Dekocomputers, Jürgen Hermann, übernehmen wir ein Interview mit ihm zur Entwicklung der frühen Tauchcomputer. Natürlich informieren wir auch wieder über die Aktivitäten und Treffen der Historischen Tauchergesellschaft und die unserer Partner- Gesellschaften auf der Welt. Weiteren Lesestoff zum Thema bietet die „Tauchgeschichte Spezial“ (TGS), die von unserem Mitglied Norbert Gierschner in Eigenverantwortung herausgegeben wird. In den aktuellen Schriften wird dort berichtet über: Band 6, November 2015 • Tauchabenteuer zwischen 1001 und 1500 • Tauchende Nachen aus Holz (Tauchfahrzeuge 1690-1773) • John Scott Haldane • Über Tiefseetauchen: Bericht einer englischen Kommission • Hans Hass - Das erste Schwimmtauchgerät • Neue Welle bei Tauchgeräten (Entwicklung der Einschlauchregler Anfang der 1960er Jahre) • Helmtauchen für Anfänger (Wie man die Helmtauchausrüstung anlegt) • 3 Storys von Hillary Hauser: Ed Link - Man-in-Sea, Die Söhne Cousteaus: Weiter auf demselben Kurs, Robert Ballard findet die Titanic • Fukuryu - Die kauernden japanischen Drachen („Kamikaze- Taucher“) • Mike Nelson - Filme und Bücher • Nelson‘s Choice - Voit (über Voit-Atemregler) • Fahrstühle zum Meeresgrund (Entwicklung der Taucherkammern) Band 7, März 2016, Themenausgabe: Indizes und Biografien • TGS und TH - Inhalts- und andere Verzeichnisse • Jacob, der Taucher (Bergungsarbeiten im 17. Jhd. nach zeitgenössischen Dokumenten) • Henri Milne Edwards - der erste tauchende Naturwissenschaftler • Paul Bert: Dem Deko-Unfall auf der Spur • Louis Boutan: Eine Zuchtperle oder Pionier der UW-Fotografie • Martin Krödel: Mit Taucherhelm und Medi-Nixe • Martin Rauschert: Mein erstes Wort war Pinguin • Gerhard Steinert: Aller Anfang ist schwer ... • Jürgen Schmidt: Ich will Taucher werden • Wolfgang Mackowiak: Taucher, Sammler, UW-Filmer Bestellen kann man die TGS direkt im Verlag Norbert Gierschner unter NGierschner@t-online.de. Impressum Historische Tauchergesellschaft e.V. Villenstraße 6, 67433 Neustadt/Weinstr. Tel.: +49 (0) 6321 8 09 23 franz.rothbrust@historische-tauchergesellschaft.de www.historische-tauchergesellschaft.de Verlag: Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH Ernst-Udet-Straße 17, 67435 Neustadt/Weinstr. Tel.: +49 (0) 6327 96 18 36 Fax: +49 (0) 6327 96 18 37 Mobil: 0172 65 16 109 Email: info@dwv-neustadt.de Redaktionsleitung: Dr. Lothar Seveke Schnorrstraße 70, 01069 Dresden Tel.: +49 (0) 3514724165 Email: th@historische-tauchergesellschaft.de Alle Artikel in der „TauchHistorie“ sind urheberrechtlich geschützt. Autoren dieses Heftes: Peter Dick Dieter Harfst Sven Erik Jørgensen Gottfried Keindl Karina Kowalska Patrick McCoole Otmar Richter Franz Rothbrust Bernhard Schuster Heinz-Dieter Seiffert Lothar Seveke Dušan Šuráni Justyna Wasiak Frank Werthwein Anzeigenleitung und Abonnentenservice: Sybille Walter-Schuster Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH Ernst-Udet-Straße 17, 67435 Neustadt/Weinstr. Tel.: +49 (0) 6327 96 18 36 Fax: +49 (0) 6327 96 18 37 Email: s.schuster@dwv-neustadt.de Erscheinungsweise: 2 x jährlich Layout / Druck: Angela Theis / Hans Rumsauer, Digital Office Produktion: Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH 67435 Neustadt/Weinstr. 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