TH03 Editorial Der Zeitschriftenmarkt ist auf dem Tauchsektor sehr stark umkämpft. Da gibt es nicht nur die großen unabhängigen Zeitschriften, sondern auch Verbands-, Vereins- und Fir­menzeitschriften. Hinzukommen weitere aus dem deutsch­sprachigen Ausland, dazu Fachblätter mit biologischem und UW-archäologischem Inhalt oder zum Technischen Tauchen. Mittendrin „schwimmen“ auch wir mit unserer „TauchHISTORIE“. Seit Bestehen unserer Zeitschrift sind gerade mal zwei Hefte herausgekommen - zugegeben: Das ist nicht gerade viel, und doch sind wir stolz darauf, schon mal das geschafft zu haben! Schließlich sind gute Fachautoren recht selten „gesät“. Trotzdem hat die Seitenzahl unseres Heftes zugenommen, die Abonnentenzahlen steigen, und auch die Historische Tauchergesellschaft gewinnt ständig neue Mitglieder hinzu. Das sieht also insgesamt recht positiv aus, und so fügen wir ab dieser Ausgabe den wichtigsten Beiträgen jeweils ein „summary“ in englischer Sprache für unsere ausländischen Interessenten bei. Wir sind grundsätzlich anders als die anderen Tauchzeitschriften auf dem deutschen Markt. Wir legen Wert auf möglichst ausführliche Berichterstattungen. Unsere Au­toren sollen nicht nur, nein - sie müssen sich ausschreiben können. Dazu bauen wir zusätzlich in die einzelnen Artikel Infokästen ein, um die einzelnen Themenkreise noch besser abzurunden. Wir bringen auch keine Leseproben aus aktuellen oder ver­griffenen Büchern, und in der Vergangenheit mussten wir leider einige durchaus inte­ressante Beiträge nur deshalb ablehnen, weil sie bereits in gleicher Form im Internet stehen oder - was auf dasselbe hinausläuft - man kann diese auf irgendwelchen pri­vaten Homepages finden. Wenn es sich um gute Publikationen handelt, so verweisen wir im Anschluss an entsprechende Artikel gerne darauf. So können wir unsere Leser in die Lage versetzen, auch diese Beiträge kostenlos mitzulesen… Das Hauptthema dieses Heftes beschäftigt sich mit den Kompassen, mit entsprechen­den Navigationswettbewerben und dem ENOS®-System, um abgetriebene Taucher mit Hilfe des GPS schnell und sicher retten zu können. Auch wenn dieses System gerade erst 10 Jahre alt ist - es passt hervorragend in die „TauchHISTORIE“! Schließ­lich ist die Geschichte des Tauchens, wie wir es kennen, sowieso noch recht jung, und erst in den letzten 100 Jahren ist die Beschäftigung unter Wasser so richtig packend, interessant und abwechslungsreich geworden! Weitere Artikel beschäftigen sich mit dem Tauchen in der DDR, dem Helmtauchen und der UW-Fotografie, und wir stellen auch diesmal wieder einige interessante Persönlichkeiten vor. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Wolfgang Freihen Titelbild: Von Carl Strohmeyer, im Buch „Taten der Technik“, 1923 Hanns Günther, Verlag Rascher & Cie A.-G., Zürich. Inhalt Seite 3 Editorial Seite 4 Leserbriefe Seite 6 Nachruf Lotte Hass Seite 9 Der Dräger Tauchschlitten Seite 11 Ohne Taucher geht es nicht Seite 15 Wissenswertes über den Kompass Seite 24 Rund um die Triton Orientatie Rallye 69 Seite 27 ENOS® von Seareq: Weltweit erstes elektronisches Notruf- und Ortungssystem für Taucher Seite 37 Schwimmen ums nackte Überleben Seite 38 Der „Delphin“ und die Dräger­Barakuda-Kleintauchgeräte Seite 47 Tauchpraxis mit dem „Delphin II“-Presslufttauchgerät Seite 49 Tauchsport in der DDR Seite 59 Kurt Schaefer - meine Geschichte Seite 64 Wulf H. Koehler Seite 68 Das Aquamarin-WKD-Gehäuse zur Rollei SL 66 Seite 71 8. Internationales Klassik-Tauchertreffen am 21./22.06.14 Seite 74 Andere Tauchtreffen Seite 79 Buchbesprechungen Seite 83 Summary Seite 85 Vorschau für die nächste Ausgabe Leserbriefe Leserbriefe Zu Hans Hass und der Entwicklung der „Rolleimarin“ (Heft 1/2013) erhielten wir folgende Zuschrift: Ich möchte ungern als Erbsenzähler auftreten (Lehrer neigen ja berufsmäßig dazu, pensionierte besonders), aber eine Anmer­kung zu einer Bildunterschrift sei erlaubt: Das linke Bild auf S. 20 wird der zweiten Rotmeerexpedition 1950 zugeordnet. Das halte ich für unzutreffend, denn mir ist kein Foto von dieser Ex­pedition bekannt, das diese Gehäusekonstruktion zeigt (auch nicht im Film). Erst nach der Australienfahrt tauchen Fotos auf, auf denen dieser selbstentwickelte Vorläufer im UW-Einsatz zu erkennen ist (z. B. Quick Nr. 12/53, S. 5). Zwar schreibt Hass in „Ich fotografierte in den 7 Meeren“ (S. 130), er habe das Rollei­marin bereits 1950 auf seiner 2. Rote-Meer-Expedition erdacht, meinte damit aber höchstwahrscheinlich eben jenen Vorläufer. Bemerkenswert übrigens, dass schon diese frühe Entwicklung nach der pfiffigen Idee gestaltet war, die Kamera am Deckel zu befestigen, was bei der Form des gezeigten Prototypen PR 229 wohl kaum möglich gewesen wäre. Darüber hinaus kenne ich auch keine Aufnahme von der 2. Rot-Meer-Expedition, die Hass ohne seinen markanten Bart zeigt. Jedoch erschien in der CON­STANZE Nr. 7/55 (S. 23) ein Bild, das exakt zum nackten Kinn, zu eben dieser Foto-Ausrüstung und zur Umgebung passt. Es zeigt Lotte und Hans laut Bildunterschrift während eines Kurz­urlaubs an der französischen Riviera 1951. Das würde als Test vor der Reise ans Große Barriereriff auch zeitmäßig passen. Je­denfalls ist mit diesem faktischen Artikel in der „TauchHISTO-RIE“ Ackermanns Vermutung (Schmalfilm S. 8/16 No 5/07, S. 33f.), HH habe erst durch ein Gespräch mit ihm 1950 die Anre­gung erhalten, die Rolleiflex unter Wasser einzusetzen, endgültig vom Tisch. Die Bildunterschrift müsste demnach so lauten: Hans Hass mit seinem ersten Gehäuse für die von Franke & Heidecke gelieferte zweiäugige Rolleiflex 6x6-Kamera, aufge­nommen an der Cote d‘ Azur nach seiner zweiten Expedition zum Roten Meer. Michael Kranzler, 10.7.2014 Bild aus der Constanze Wir bedanken uns für den Hinweis! Franz Rothbrust hat mit Michael Jung vom Hans Hass Institut darüber gesprochen. Das Foto war leider falsch abgelegt und ist dann so zur Veröffentlichung gelangt. Sie haben Recht, das Foto zeigt Hass während seines Aufenthaltes in Frankreich an der Cote d‘ Àzur. Der Artikel zur Entstehung der Rolleimarin ist inzwischen international veröffentlicht worden. Herr Rothbrust hat die Redaktionen darüber informiert. In den nächsten Heften wird Ihr Hinweis in englischer Übersetzung zu­sammen mit dem Bild aus der „Constanze“ veröffentlicht. Die Redaktion Leserbriefe ... und gleich noch eine zweite Berichtigung (zu „The Power of an Idea“, Heft Nr. 2/2014, Seite 10 oben): Auch die Bildunterschrift zu diesem Foto ist leider falsch: Dazu erhielten wir auf Anfrage folgende Zuschrift: „Sie haben recht: Das Foto gehört zum Thema „Atollvermessung“ und stammt von der zweiten XARIFA-Expedition zu den Maledi­ven. Der Papierabzug in meinem Archiv war falsch beschriftet.“ Michael Jung, 10.03.2015 Wir bedauern die beiden falschen Bildunterschriften sehr. Die Redaktion Die Haipfeife von Hans Hass Im Zusammenhang mit den in Heft 2/2014 erwähnten Haiab­wehrmaßnahmen verdient das nachfolgende Patent Erwähnung. Hans Hass hat nach Rückkehr von seiner Karibik-Expedition im Frühjahr 1941 das Drägerwerk in Lübeck aufgesucht, um mit Hermann Stelzner über die Entwicklung eines Schwimmtauch­gerätes zu sprechen. Über das Gerät „Ägäis 1942“ hat Michael Müller im letzten Heft ausführlich berichtet. Was bisher nicht be­kannt war, ist, dass das Drägerwerk neben dem Tauchgerät eben­falls auf Anregung von Hans Hass eine „Verteidigungswaffe für Taucher“ entwickelte und patentieren ließ. Die Patentanmeldung erfolgte am 1. Oktober 1942 unter der Nr. 677838. Das Patent erhielt 1943 die Nr. 754746 (Klasse 65b Gruppe 11). Es handel­te sich um eine sogenannte „Haipfeife“, also eine durch Druck­luft unter Wasser betätigte Signaleinrichtung, die einen lauten, schrillen Ton erzeugen und dadurch Haie vertreiben sollte. Die Pfeife war in einer kleinen, luftgefüllten Glocke untergebracht, und die Schallwellen wurden durch das umgebende Wasser wei­tergetragen. Die aus der Glocke austretenden Luftblasen sollten zusätzlich eine abschreckende Wirkung erzeugen. Die Haipfeife wurde mit einem Druckknopf über ein Druckreduzierventil mit Luft aus dem Vorratsbehälter des Tauchers versorgt. Anbei die Original-Skizzen aus der Patentschrift. Ausgangsbasis der Idee war die in der Karibik gemachte Erfahrung von Hans Hass, dass man Haie durch lautes Schreien unter Wasser vertreiben kann. Die Haipfeife ist meines Wissens nie gebaut und verkauft wor­den. Falls aber ein Dräger-Tauchgerätesammler zukünftig doch ein solch „seltsames“ Teil an einem Equipment findet, hat er nun hier die Erklärung dazu. Michael Jung, 11.12.2014 Abb. 1 Abb. 2 Nachruf auf Lotte Hass 6. November 1928 - 14. Januar 2015 Nachruf auf Lotte Hass Von Michael Jung Mein erster persönlicher Kontakt zu Lotte Hass entstand, als ich im August 1992 nach Masescha in Liechtenstein fuhr, um mich in ihrem „Waldi“ genannten Domizil mit Hans Hass zu treffen. Dieses sagenumwobene Waliser Bauernhaus war seit 1960 in den Sommermonaten der Rückzugsort der Familie Hass, um der aufgeheizten und lärmenden Metropole Wien zu entfliehen. Lot­te Hass öffnete mir die Tür des Hauses, und hieß mich mit einem strahlenden Lächeln herzlichen willkommen. Diese erfrischen­de, freundliche Offenheit, stets positiv und ohne Vorbehalte auf andere Menschen zuzugehen, habe ich immer als eine ihrer be­sonderen Eigenschaften erlebt. Ich erinnere mich auch noch sehr gut an den Augenblick dieses Tages, als Hans und ich oben in seinem winzigen Arbeitszimmer zusammensaßen, und Lotte von unten zu uns heraufrief „Buba! -Essen!“. Seit seinen Kindheitstagen war „Buba“ der Kosename von Hans, und Lotte und seine Freunde haben ihn auch später verwandt. Ich musste damals schmunzeln, denn ich hatte mir erst am Vortag wieder den Film „Abenteuer im Roten Meer“ von 1950 angesehen, wo Lotte, damals noch unverheiratet, in einer Szene ihm zurief: „Doktor Hass! -Essen!“. Dazwischen lagen über vierzig Jahre, in denen Lotte authentisch und das gleiche fröhliche und unbeschwerte Mädchen geblieben ist. Am reich gedeckten Essenstisch vor dem Haus mit phantasti­schem Panoramablick ins Rheintal hinunter saßen wir dann zu dritt zusammen, und während Hans Hass eher über die Arbeits­inhalte nachsann, die wir uns für die kommenden Stunden vor­genommen haben, bestritt Lotte die Unterhaltung. Sie erzählte Anekdoten über ihre vielen Erlebnisse während der Expediti­onen und den Begegnungen mit illustren Prominenten in aller Welt. Wir lachten sehr viel, und Lotte konnte auch herzhaft über Dinge lachen, die ihr selbst in ihrem Alltag nicht ganz perfekt ge­lungen waren. Diesen tief beeindruckenden Tag im Waldi werde ich nie vergessen. Viele weitere sollten folgen. Die Bedeutung von Lotte für Hans Hass und für die Wirkung seiner Filme ist nicht hoch genug einzuschätzen. Sie brachte durch ihre fröhliche, natürliche und bildhübsche Erscheinung Hollywood-Glamour in die ansonsten eher sachlichen Doku­mentationen, und hob sie damit auf eine Ebene, die ein großes internationales Publikum ansprach. Dies war erforderlich, damit die Filme im Hauptprogramm der Kinos laufen konnten und große Einnahmen erzielen. Das Geld war zur Finanzierung der Forschungsfahrten von Hans Hass essentiell. Nachruf auf Lotte Hass Während der Expeditionsfahrten auf der XARIFA war Lotte Hass aber nicht nur die Hauptdarstellerin eines Filmes, sondern auch der „gute Geist“ an Bord. Zu ihr kamen die Wissenschaftler, wenn sie etwas auf dem Herzen hatten, immer als Erstes, bevor sie zu Hans gingen. Wie Lotte einmal halb im Scherz anmerkte, trug ihre Anwesenheit an Bord auch dazu bei, dass die allgemei­nen Umgangsformen der menschlichen Zivilisation während der mehrmonatigen Fahrten nicht in Vergessenheit gerieten. Die Mitwirkung Lottes in den Filmen von Hans Hass polari­sierte damals sehr: Einerseits wurde sie von den Kinobesuchern gefeiert und verehrt, andererseits schaute die konservative Tau­cherszene überheblich auf sie herab. Tauchen war noch eine Männerdomäne, und nur der Standhaftigkeit von Lotte, die alle Schmähungen ignorierte, ist es zu verdanken, dass sie aufgebro­chen wurde. Es ist ein großes Verdienst von Lotte Hass, Tauchen als Sport und Beruf auch für Frauen trotz aller Anfeindungen geöffnet zu haben. Lotte Hass war in den 1950er Jahren in Europa und den USA auf riesigen Kinoplakaten und den Titelseiten führender Maga­zine zu sehen. Comics wurden von ihr gezeichnet und es gab Brettspiele mit ihrer Spielfigur. Die Hauptrolle in den Filmen von Hans Hass, und die damit verbundene öffentliche Aufmerk­samkeit auf ihre Person war aber nie das primäre Ziel von Lotte Hass. Sie sah es als eine vorübergehend einzunehmende Aufgabe an der Seite ihres Mannes und zur Unterstützung seiner Ziele an. Sobald es möglich war, entwand sie sich wieder der Publicity. Das wichtigste im privaten Leben von Lotte Hass war eine in­takte Familie. Dafür nahm sie sich selbst ganz zurück, und blieb nach der Geburt ihrer Tochter Meta 1958 zuhause in Wien. Im Opernringhof, einem Gebäude direkt gegenüber der Staatsoper, hatten sich Hans und Lotte Hass 1956 eine Dachwohnung ge­kauft. Hier widmete sich Lotte vorwiegend dem Haushalt und der Erziehung. Familie stand für Lotte immer an der ersten Stel­le ihrer Werteliste. In den 1960er und 1970er Jahren bezog sie auch den Sohn Hans Hass Junior aus der ersten Ehe von Hans Hass mit ein, wenn sie gemeinsam in Urlaub fuhren oder Freizeit miteinander verbrachten. Neben dem Tauchen war Lotte eine leidenschaftliche und sehr gute Skifahrerin und Tennisspielerin. Besonders das Tennisspielen übte sie bis zu den letzten Jahren regelmäßig aus. 1970 veröffentlichte Lotte Hass ihre Autobiografie „Ein Mäd­chen auf dem Meeresgrund“, in der sie die ersten Jahre mit Hans Hass und die Expedition ans Rote Meer schildert. Das Buch wur­de 2011 in einer ZDF/ORF-Gemeinschaftsproduktion verfilmt, mit Yvonne Catterfeld in der Rolle der Lotte. Damit wurde die große Bedeutung von Lotte nochmals für die Öffentlichkeit her­vorgehoben. Einen persönlichen Einschnitt bedeutet für Lotte 1982 eine Ope­ration, bei der ein Tumor im rechten Innenohr entfernt wurde. Die Wucherung stellte sich anschließend zwar als gutartig her­aus, doch durch den Eingriff waren Gesichtsnerven irreparabel geschädigt worden, so dass ein Teil von Lottes rechter Gesichts­hälfte fortan gelähmt blieb. Selbstbewusst und ohne Scheu be­gleitete sie aber auch weiterhin Hans Hass bei Ehrungen oder anderen öffentlichen Auftritten. Lotte war eine vielfach zitierte „starke Frau an der Seite eines berühmten Mannes“. Hans vertraute ihr in allen Belangen bedin­gungslos. Schon Anfang der 1950er Jahre vertrat Lotte Hans als Generalbevollmächtigte bei einem Gerichtsprozess, als ehema­lige Expeditionsmitglieder eine höhere Gage einklagen wollten. Ebenso übernahm Lotte die Weltpremiere des Filmes „Unter­nehmen XARIFA“ im Herbst 1954 im Residenz-Theater in Düs­seldorf. Auch die deutsche Premiere des Filmes „Abenteuer im Roten Meer“ 1951 wurde von Lotte Hass alleine bestritten. Da­rüber schrieb der Düsseldorfer Wochenspiegel anschließend: „Sie war eine Erfrischung, diese reizende, handfeste Wienerin, die ausdrücklich betonte, kein Filmstar zu sein, und die sich freimütig dem Publikum im Düsseldorfer Europa-Palast bei der Aufführung des Filmes ihres Mannes Dr. Hass und vorher der Presse zu Fragen stellte. Man wünscht sich immer solch eine Fundgrube für ein Interview und denkt dabei an manche Presse-Empfänge mit Filmstars, die heute noch, in einer ganz anderen Zeit, glauben, Allüren von einst an den Tag legen zu können.“ Das Team „Hans und Lotte Hass“ ergab eine wunderbare und erfolgreiche Symbiose. Nicht von ungefähr überdauerte die Ehe von Hans und Lotte Hass mehr als 62 glückliche Jahre. Nach ei­nem Tauchgang 2005 in dem Malediven, als Hans Lotte an Bord des Schiffes begeistert von seinen Erlebnissen berichtete, sagte sie zu ihm mit deutlich hörbarer, großer Liebe in der Stimme: „Ich freu‘ mich so - für Dich!“ Mit Lotte Hass ist ein wunderbarer Mensch und eine bedeuten­de Tauchpionierin von uns gegangen, deren Beitrag für Sport und Wissenschaft größte Würdigung verdient. Ihr gelang es, in Weltoffenheit vielen Menschen Begeisterung für die Meere und für das Tauchen zu vermitteln. Sie war eine große Pionierin des Tauchsports und überzeugte durch Menschlichkeit, Bescheiden­heit und Leidenschaft für das Meer und seine Bewohner. Eine Leitfigur, die noch lange in ehrender Erinnerung bleiben wird. Nachruf auf Lotte Hass Ehrungen an. Heute gilt Lotte Hass als „First Lady of Diving“ und als Wegbereiterin für die „submarine Gleichstellung“ von Mann und Frau. Mit dem Tod von Lotte Hass ist eine Ära in der Tauchgeschichte zu Ende gegangen. Ihre Tochter Meta beschreibt Lotte in ihrem Nachruf: „Sie war ein Mensch, der sein Leben immer bedingungs­los einem gewählten Ziel untergeordnet hat - sei es als Frau unter Männern ein gleichwertiges Expeditionsmitglied zu sein, „deinen Mann“ zu stehen und meinen Vater sein ganzes Leben lang in al­len Bereichen zu unterstützen; sei es aber auch dafür zu sorgen, dass ich zu einem selbständigen und eigenverantwortlichen Men­schen heranreife und in weiterer Folge bei der Betreuung meiner eigenen Kinder eine tatkräftige Großmutter als Unterstützung zur Seite habe. Dabei hat sie zeitlebens ihre eigenen Interessen hinten angestellt.“ Fotos: Michael Jung Michael Jung, seit 25 Jahren mit Hans und Lotte befreundet, Leiter des Hans-Hass-Instituts für submarine Forschung und Tauchtechnik, Autor von zwei Hans-Hass-Biographien und zusammen mit Andreas Hanschk des Buches „Rahmenbedingungen der Lebensentfaltung. Die Energontheo­rie des Hans Hass und ihre Stellung in den Wissenschaften.“ Der Dräger-Taucherschlitten Der Dräger-Taucherschlitten Von Wolfgang Freihen Politisch ist die Zeit vor dem 1. Weltkrieg recht turbulent. Diese Zeit wird als Imperialismus bezeichnet. Sie wird vor allem durch eine politisch-ökonomische Expansionspolitik europäischer Großmächte, aber auch der USA und Japans geprägt. Kaiser Wilhelm II ist an der Macht. Der Militarismus spielt eine wich­tige Rolle, ebenso das maritime Wettrüsten mit Großbritannien, gefördert durch die Großindustrie, durch Stahlhersteller und Elektrofirmen, die so durch staatliche Aufträge ihre Gewinne zusätzlich steigern wollen und auch können. Kriegsschiffe aller Klassen und viele U-Boote werden gebaut. Wie gefährlich gerade letztere selbst für die eigene Besatzung werden können, zeigt der Unfall des französischen U-Bootes „Pluviose“ im Jahr 1910, bei dem die gesamte Mannschaft ums Leben kommt. Das Drägerwerk, das schon seit längerem Geschäftsverbindun­gen zur Kaiserlichen Marine unterhält, wird durch diesen Un­fall zur Entwicklung des Tauchretters animiert. Es ist das erste Rettungs- und Atmungsgerät dieser Art, sodass sich schon bald auch ausländische Marinen dafür interessieren. Zuvor wurden in Großbritannien lediglich topfähnliche Taucherkappen für solche Zwecke eingeführt, die mit Luft gefüllt über Kopf und Schultern gestülpt wurden, um so aus dem havarierten Boot aus­zusteigen und wie Korken an die Oberfläche zu schießen. 1912 (s. TauchHISTORIE Nr. 1, S.8 ff) kommt nun das erste Dräger-Helmtauchgerät hinzu, das anders als allgemein üblich, nicht etwa schlauchversorgt ist, sondern mit einem autonomen Sauer­stoffgerät ausgerüstet ist, entsprechend dem vorausgegangenen Tauchretter. Dieses Helmtauchgerät ist die Voraussetzung für den Bau eines Taucherschlittens, denn schlauchversorgte Tauchgeräte kommen nicht in Frage, um damit größere Gebiete unter Wasser abzusu­chen. Schnittig sieht das Gefährt nicht gerade aus, und so ist es kein Wunder, dass mir erst kürzlich ein erfahrener Berufstaucher sage: „Mann, da hätte ich mich nie reingesetzt!“ Dabei spielt sich diese Aversion lediglich im eigenen Kopf ab, denn in Wirklichkeit war die Benutzung des Schlittens nicht nur sicher, sondern wohl auch recht interessant: Er ließ sich ganz nach Belieben nach rechts oder links, nach oben oder unten steuern, man durchflog mit ihm regel­recht die UW-Welt quasi wie mit einem Flugzeug. Die Geschwin­digkeit ergab sich durch die jeweilige Sichtweite unter Wasser. Der Taucher war durch ein Telefonkabel mit dem Boot verbunden, so dass er jederzeit dem Signalgast sagen konnte, man solle doch bitte etwas langsamer fahren oder mehr „Saft“ geben. Findlingen oder anderen UW-Hindernissen ließ sich recht bequem ausweichen… Sicher - heutzutage benutzt man zum Absuchen größerer Gebie­te UW-Gleitbretter, die man sogar mit einfachen Mitteln selbst herstellen kann. Damit einem beim Gebrauch die Arme nicht immer „länger“ werden, kann man sie mit einer Leine oder einer Kette versehen, an deren Ende sich ein Querholz befindet, das zwischen den Beinen geführt wird und einem im Schritt Halt gibt. Seitwärts gesteuert wird durch Gewichtsverlagerung und nach oben oder unten geht es durch entsprechendes Anwinkeln des Scherbretts. Heutzutage taucht man halt anders als 1912: 1912 kannte man das noch nicht. Da benutzte man Helmtauch­geräte aufrecht gehend. Klar - man konnte sich zur Arbeit auch knien oder hinsetzen, sich u. U. sogar auf den Grund legen, und sitzend benutzte man denn auch den Dräger-Taucherschlitten. Der Sitz war durchaus ergonomisch geformt. Hinter sich hatte man ein hohes, gewölbtes Rückenschild, an dem man sich nicht nur anlehnen konnte, sondern das einem vielmehr auch seitlich und nach oben Schutz bot, und in das man durch den Staudruck des Wassers automatisch und moderat hineingedrückt wurde. Das ganze Gefährt sah in der Tat wie ein Schlitten aus, hatte un­ten Kufen, am überragenden hinteren Ende befanden sich die Seitenruder, und vorne waren die Höhenruder angebracht. Der Taucherschlitten war für die damalige Zeit durchaus ein High-Tech-Gerät. Immerhin war er aus Stahl gebaut und dadurch entsprechend schwer. Trotzdem durfte er natürlich nicht einfach untergehen. Also befanden sich auf den beiden Seiten des Tau­chers Blechkammern, die seitlich abgerundet und durch quer ein­geschweißte Stahlbolzen gegen Einbeulen durch den Wasserdruck gesichert waren. Diese Kammern waren mit Luft gefüllt und ta­rierten das gesamte Gerät so, dass es im Wasser schwamm. Der Taucher konnte so gut einsteigen und sich hinsetzen, wenngleich er zumeist schon an Bord Platz im Schlitten nahm und dann ent­weder über eine Gleitbahn oder durch einen Schiffskran zu Wasser gelassen wurde. In dem Augenblick, als sich das Seil straffte und sich der Schlitten in Bewegung setzte, stoben Wellen und Gischt in weitem Bogen über dem Gefährt auf. Durch ein Handsignal machte der Pilot darauf aufmerksam, bereit zum Abtauchen zu sein. Er stellte die Höhenruder per Handhebel abwärts und flutete die Seitenkammern soweit, dass der Schlitten schwerer wurde und schräg nach unten versank. Die Kunst des Piloten bestand nun darin, möglichst nur so viel Wasser einströmen zu lassen, dass der Schlitten gewichtslos oder - wie man es umgangssprachlich aus­drückt - „schwerelos“ wurde. So konnte er leicht gelenkt werden, sodass der Taucher selbst ein eventuelles Aufstoßen auf den Mee­resgrund kaum empfand. Insgesamt konnte man mit dem Schlit­ten bis zu drei Stunden ununterbrochen unten bleiben. Dann erst musste die Atemkalkpatrone erneuert werden. Der Taucher ließ Pressluft aus Stahlflaschen einströmen, die in den Seitentanks un­tergebracht waren, sodass das Wasser herausgepresst wurde, und gleichzeitig stellte er die Höhenruder an. Der Schlitten wurde wie­der leichter und konnte auftauchen. weit profanere Dinge vor. So war er vor allem für die Bergung von Versuchstorpedos gedacht. Er konnte aber auch zum Auffinden von Wracks und anderen Gegenständen eingesetzt werden. Dass er sich tatsächlich bewährte und nicht nur vereinzelt zu spektakulären Vorführungen eingesetzt wurde, geht u. a. auch daraus hervor, dass spätere Schlitten für den Gebrauch bis zu 40 Meter Wassertiefe konzipiert wurden, außerdem wurden sie zu­sammenklappbar und waren dadurch leichter zu transportieren. Taucherschlitten zusammengeklappt Der letzte Schlitten dieser Art lag viele Jahrzehnte in unmittel­barer Nähe des Drägerwerks am Ufer der Trave, bis er geborgen und restauriert wurde. Heute steht er auf dem Gelände des Drä­gerwerks am Eingang des werkseigenen Archives. Taucherschlitten kurz vor dem Abtauchen Fotos: Drägerwerk, Sammlung Stefan Samojauska, übermittelt von Dieter Harfst Interessant ist, dass die ausländische Presse über diese Erfindung zunächst weit mehr berichtete als deutsche Zeitungen. Man ließ Zum Weiterlesen: Wolfgang Fülber: Die Rettung des letzten den Schlitten gar an virtuellen Schatzbergungen teilhaben. Si-Dräger-Taucherschlittens, Privatdruck, Drägerwerk Lübeck, 2. cher, auch so etwas wäre möglich gewesen, doch hatte man damit Auflage, 2009, siehe unsere Buchbesprechungen. Ohne Taucher geht es nicht In dieser Artikelserie beschreiben wir besondere Arbeitstechniken und Erlebnisse von Berufstauchern, aber mitunter auch heiß diskutierte Themen der Gegenwart, z. B. wie es in Zukunft mit der Vogelfluglinie weitergehen soll: Die Fehmarnsund-Brücke Von Dieter Harfst Kurzer geschichtlicher Abriss Erste Planungen der Fehmarnsund-Brücke gehen bis auf das Jahr 1863 zurück. Damals wurden Fehmarn und die beiden Fürstentümer Holstein und Schleswig noch von Dänemark ver­waltet. Erst 1864, nach Beendigung des deutsch-dänischen Krieges wurden die Insel und die Fürstentümer dem Deutschen Bund angegliedert. Dadurch kamen die (dänischen) Brückenbaupläne nicht zur Verwirklichung. Erst 1941 wurde die Planung wegen der strategischen Bedeutung eines schnelleren Verkehrsweges nach der skandinavischen Halbinsel wieder aufgenommen. 1943 allerdings mussten die Arbeiten wegen der Kriegsereignisse wie­der eingestellt werden. So dauerte es bis 1958, dass endlich der Bau der Eisenbahn- und Straßenbrücke mit vier Autobahnspuren in Angriff genommen wurde. Aufs Jahr genau 100 Jahre später konnte dann schließlich die Brücke 1963 dem Verkehr überge­ben werden… Sie ist Teil der kürzesten Verkehrsverbindung zwi­schen Mitteleuropa und der skandinavischen Halbinsel, der so­genannten „Vogelfluglinie“ - so genannt wegen der Kraniche und anderer Zugvögel, die die gleiche Route nehmen. Von der Brücke aus geht es auf einer Bundesstraße über Fehmarn weiter bis nach Puttgarden, und von hier aus mit einer halbstündlich abfahren­den Fähre nach Rødbyhavn auf der dänischen Insel Lolland. Von hier aus ist keine Fähre mehr erforderlich, sondern es geht über die Autobahn nach Kopenhagen und Schweden weiter. Sonderbriefmarke zur Eröffnung der Vogelfluglinie Der 30. April oder – besser gesagt – der 14. Mai 1963, als die Vogelfluglinie von Heinrich Lübke und dem dänischen König Frederik IX. offiziell eröffnet wurde, bedeutete für Feh-marn Abschied nehmen vom 4300 Jahre dauernden weltabgeschiede­nen Inseldasein. In uralten Zeiten gab es von hier aus wohl eine natürliche Landbrücke zum Kontinent. Durch das Abschmelzen der Eismassen nach der letzten Zwischeneiszeit und dem Steigen des Meeresspiegels versank jedoch diese Verbindung zum Festland allmählich. Nun jedoch war sie durch eine Hochbrücke wieder hergestellt. Das bedeutete für die Insulaner, dass sie nicht mehr stundenlang am Fehmarnsund warten mussten, und sie hatten auch keine Fährgebühren mehr zu zahlen, sondern es genügte eine einstündige Fahrt mit der Eisenbahn, um zum Holstentor in Lübeck zu gelangen... Ganz einfach phantastisch! Der direkte Anschluss an Europa spielte für sie eine weit gerin­gere Rolle als der bequeme Weg nach Lübeck oder Hamburg, oder gar nur ein möglicher Kurzaufenthalt im naheliegenden Großenbrode oder Heiligenhafen… Davon sprechen noch heute die alten Fehmarner! Die außerordentlich formschöne Brücke überspannt den 963 m breiten Fehmarnsund. Sie ruht auf sieben Pfeilern und überbrückt das Fahrwasser für die Küstenschifffahrt auf einer Breite von 240 Metern bei einer lichten Höhe von 23 Metern. Die stählernen Bogen brachten ihr im Volksmund den Namen „Kleiderbügel“ ein. Taucherarbeiten Noch vor Eröffnung der Brücke ereignete sich im Spätherbst 1962 ein schwerer Unfall: Eine Diesellok der Deutschen Bundesbahn mit Pritschen- und Werkstattwagen im Anhang stürzte von ei­ner Fähre vor dem Großenbroder Bahnhof in das Fährbecken. Groß war das Aufgebot zur Bergung. Außer uns, den Tauchern der Firma „Taucher-Prehn“ war auch „Hiev“, der seinerzeit größ­te Schwimmkran im westlichen Ostseeraum bei der ca. 36stün­digen Bergung dabei. Er gehört der Bundesmarine und hat ei­nen dreifachen dieselelektrischen Antrieb. Ein Propeller befin­det sich am Bug, die anderen beiden im Heckbereich. Er ist mit einem Doppellenker-Wippenauslegerkran der MAN bestückt. Die Hubleistungen betragen 100, bzw. 10 t bei einer Ausladung von 16 m und einer maximalen Hakenhöhe von 35 m über dem Wasserspiegel. In den „Kieler Nachrichten“ vom 3. November 1962 wird das Unglück vom Vortage wie folgt beschrieben: „Vorausgesetzt, dass die Witterungsverhältnisse es erlauben, soll heute mit der Bergung des Unglückszuges begonnen werden. Zu beiden Seiten des Fehmarnsunds werden Dieseltriebwagen verkeh­ren, während die Passagiere mit Motorbooten übergesetzt werden. Zur Ursache des schweren Unglücks ist bis zur Stunde nichts offizi­ell erklärt worden. Man nimmt an, dass der Spezialzug - der meh­rere Tage lang an der Vogelfluglinie eingesetzt war und nun wieder aufs Festland zurückgebracht werden sollte, durch den Anprall gegen die Duckdalben aus seiner Lage in der Mitte der Fähre ins Rollen gekommen ist. Durch die plötzliche Gewichtsverlagerung neigte sich die Fähre blitzartig mit dem Bug in die See, die schwe­ren Bremspuffer ließen am Bug des Schiffes das Eisen wie Spielzeug auseinander fahren, so dass der Zug ins Wasser stürzte. Ein mu­tiger junger Mann aus Augsburg stürzte sich ins eiskalte Wasser, um den über Bord gegangenen, sich am Dalben1 festhaltenden Eisenbahnern das Leben zu retten, was ihm auch gelang.“ 1) Dalben: In den Grund eingerammte Pfähle oder Pfahlgruppen. Früher wurden dazu insbesondere Eichenstämme benutzt, heu­te meist Stahlrohre mit hohen Streckgrenzen. Sie können der Markierung der Fahrrinne dienen. Meist haben wir es jedoch mit Führungsdalben zu tun, die möglichst elastisch sein sollten, um beim Anlegen von Schiffen die horizontalen Stoßenergien abzufangen und in Formänderungsarbeit der Dalben und des Bodengrundes umzu­wandeln. Vertäudalben dienen dem Festmachen oder Verholen von Schiffen und sollten möglichst starr sein. Den Zusammenhang, wie gerade beschrieben, kannten meine Kollegen und ich nicht. Ich kann mich nur an den Zugführer erinnern, der technische Auskünfte über die Beschaffenheit der Fahrzeuge gab. Erst in der Nacht vom 4. auf den 5. November konnte die Lok geborgen werden. Sie saß mit allen vier Puffern tief im Schlamm. Bevor die Stroppen angebracht werden konnten, war Saug- und Spülarbeit erforderlich. Zusätzlich erschwert wurde das Anbringen durch geborstene Stahlteile an der Lok. Die Bergung der über 40 t schweren Diesellok dauerte fast einen Tag. Hier waren leider die 12 Bilder des Filmes bei der Bergung des Werkstattwagens mit der „Agfa-Box“ bereits „verschossen“. Daher gibt es keine weiteren Aufnahmen, da wir keinen Film nachkaufen konnten. Durch Lübecker Eisenbahnfreaks bekam ich jedoch später ein Bild dieser Lok. Sie wird von Eisenbahnfreunden im Museum Schönberg bei Laboe liebevoll gepflegt und macht auch zu be­sonderen Anlässen mal eine Fahrt. Später erschien in einer anderen Zeitschrift noch der folgende detaillierte Bericht, der sich ganz anders liest als der vorherge­hende in den „Kieler Nachrichten“: „Am Abend des 2. November 1962 fährt die Diesellok V 200 39 mit ei­nem 25 t schweren Dampfkran und Schutzwagen (Pritschenwagen) von der Baustelle in Puttgarden an den Fehmarnsund, um sie zu Rückbauarbeiten nach Großenbrode-Kai zu bringen. Die Fähre „Schleswig-Holstein“ legt bei undurchdringlichem Nebel ab. Ständig ertönt das Nebelhorn des Schiffes, und der Matrose Heinz Liebold am Bug beobachtet den regen Querverkehr des Fehmarnsunds, der stets Vorfahrt genießt. Der erfahrene Kapitän Grothusen durchfährt die Wasserstraße bei dichter werdendem Nebel mit halber Geschwindigkeit. Er rammt bei knapp zehn Metern Sicht die östlichen Schutzdalben des Fährhafens Großenbrode-Kai. Durch die Wucht des Aufpralls setzt sich der Transportzug in Bewegung, die Fähre wird kopflastig. Der Kranzug durchbricht die stählerne Puffersperre; Lok, Kran und Schutzwagen stürzen ins Meer. Lokführer und Heizer können sich aus sechs Meter Wassertiefe durch ein aufgesprungenes Fenster der Loktür zur Wasseroberfläche retten und an einem Duckdalben festklammern. Ein Passant hört die Rufe des Lokführers Walter Bruhn „Help mi, help mi, - ik kann nich schwümm!“ Der umsichtige Spaziergänger wirft den Verunglückten einen Rettungsring mit Fangleine ins Wasser und zieht sie nacheinander ans rettende Ufer. Beide sind unverletzt und setzten am nächsten Tag ihren Dienst fort. Der Fährverkehr aber musste bei einem Rückstau von 120 Güterwagen eingestellt werden. Aus Kiel wird der 400-Tonnen-Schwimmkran „Hiev“ angefordert, der wegen der vollständig ein­gerüsteten Fehmarnsund-Brücke durch den Fehmarnbelt fahren muss und erst am nächsten Tag an der Unglücksstelle eintrifft. Dann stehen in wenigen*) Stunden alle Fahrzeuge wieder auf den Schienen.“ *) Was ist viel, was ist wenig? Der Schreiber hatte wohl wenig Ahnung von der Wirklichkeit. Auch sonst war der Bereich um Großenbrode und der Brücke oft „Tauchereinsatzgebiet“. Direkt neben der Brücke verlaufen Versorgungs-Düker und Kabel. So war für die Herstellung einer Trasse die Kieler Wasserbaufirma Hirdes damit beauftragt, mit ei­nem Eimerkettennassbagger die Rinne herzustellen. Die Eimerkette war an einem Glied abgerissen und vom unteren Turas (s. u.) der Eimerleiter auf die Seesohle gefallen. Er wurde von mir unter Wasser bestroppt, damit die Kette und die daran befestigten Eimer mit der Eimerleiter für die Reparatur hochgezogen werden konnten. Ein Turas ist ein großes, gezahntes Kettenrad zum Antrieb bzw. zur Führung der Gleiskette mit den daran angeschlossenen Eimern von Eimerkettenbaggern. Je nach Verwendungszweck unterscheidet man den Antriebsturas, in diesem Fall ein vierkan­tiger, damit der Eimer ruckartig das Baggergut in die Schüttrinne entleert. Der untere Turas, der der Kette am entgegengesetzten Ende die erforderliche Führung verleiht, ist fünfkantig. So war jedenfalls der mit Dampf betriebene Eimerketten-Nassbagger vom Wasser- und Schifffahrtsamt Oldenburg ausgerüstet, auf dem ich u. a. als Wasserbauwerkerlehrling einen Monat lang bei Ausbaggerung der Fahrrinne vor der Oldenburger Eisenbahnbrücke über die Hunte ausgebildet wurde. Bei einem weiteren Unfall in der Mitte der 1980er Jahre wur­den bei einem Sturm drei Container von den Waggons eines Güterzuges der DB in das Fahrwasser des Fehmarnsunds ge­ weht. Seither ist die Überfahrt ab Windstärke 8 gesperrt. Diese drei Container wurden von uns, dem „Taucher-Dienst Nord GmbH“ in Zusammenarbeit mit der Firma „Andreas Martens“, geborgen. Zwei fanden wir sofort, der dritte wurde mit einem Hubschrauber aus zirka 50 m Höhe zwei Tage später am Fahrwasserrand gefunden und am nächsten Tag geborgen. Bei einem meiner späteren Lichtbildervorträge in der Volkshochschule Lübeck traf ich einen von mir ausgebilde­ten Taucher wieder. Es war Jürgen Burckhard, der nach seiner Taucherlehre 1969 Lokführer wurde, und zwar derjenige, der sei­nerzeit die Container verlor. So schließt sich auch dieser Kreis… Die Zukunft der Vogelfluglinie Heute, knapp 50 Jahre nach der Eröffnung der Vogelfluglinie, wird über die Erstellung einer neuen Fehmarnsundbrücke oder eines Tunnels diskutiert. Ausgangspunkt dieser Diskussionen ist der Plan, nun auch den 19 km breiten und 30 m tiefen Fehmarnbelt, über den es bislang nur Fährverbindungen gibt, mit einer festen Querverbindung auszustatten. Das wird ein unterseeischer Tunnel sein, ähnlich dem britischen Tunnel unter dem Ärmelkanal. Ein solches Bauwerk ist wohl sehr teuer, erfordert es doch au­ßer der Untertunnelung noch zusätzliche Gleisanlagen und Autobahnanbindungen. Auf der anderen Seite bietet ein Tunnel den unschätzbaren umweltpolitischen Vorteil, den Salzwasserzufluss aus der Nord- in die Ostsee nicht zu stören. Er wird die erforderliche Zeit auf der Vogelfluglinie nach der skandinavischen Halbinsel wei­ter verkürzen, was ein deutlich anwachsendes Verkehrsaufkommen erwarten lässt. Diesem ist die gegenwärtige Fehmarnsundbrücke nicht gewachsen. Deshalb informierte der schleswig-holsteinische Verkehrsminister am 11. September 2012 den damaligen Bundesverkehrsminister Ramsauer darüber, dass Schleswig-Holstein zusätzliche Kosten zur Sanierung oder den Neubau der Brücke in den Bundesverkehrswegeplan 2015 anmelden muss. Im Dezember 2012 wurde bestätigt, dass die vorhandene Fehmarnsundbrücke den hö­heren Belastungen nach der Eröffnung eines festen Fehmarnbelt-Tunnels in der Tat nicht mehr gewachsen ist. Die Ergebnisse der statischen Nachrechnung wurden von der „DB ProjektBau“ am 17. Januar 2013 öffentlich vorgestellt. Das vorhandene Bauwerk muss demnach zumindest verstärkt werden. Neubauvarianten werden ebenfalls erwogen. Seither kann man fast täglich Diskussionspunkte zu diesem Thema in der Presse Schleswig-Holsteins lesen. Der Aufmacher der Lübecker Zeitung vom 27. August 2014 (siehe Titelbild) bestätigt, wie sehr die außerordentlich reiz­volle Konstruktion der Fehmarnsundbrücke der Bevölkerung Schleswig-Holsteins ans Herz gewachsen ist. In der Tat wäre es äußerst schade, wenn dieser formschöne „Kleiderbügel“ nicht erhalten werden könnte und ausgedient hätte… Fotos: Lübecker Nachrichten (1), alle anderen Fotos: Dieter Harfst Unser Autor Dieter Harfst neben dem Helikopter, von dem aus der dritte Container gefunden wurde. Das Bild entstand auf Fehmarn neben der Fehmarnsundbrücke. Von diesem Hubschrauber aus hatte er ein Grundgewicht mit Leine und Boje über dem dritten Container abgeworfen. Foto: Carl-Heinz Weiss Viele Tiere, wie etwa Meeresschildkröten, die tausende von Kilometern durchs of­fene Meer schwimmen, können sich sehr gut anhand des erdmagnetischen Feldes orientieren. Wir Menschen haben diese Fähigkeit leider nicht, sondern benötigen zur Orientierung eines speziellen Hilfsmittels: Trockenkompass, Foto Wilfried Delle, Firma Ludolph Wissenswertes über den Kompass Von Wolfgang Freihen Der Kompass stellt eine der wichtigsten Erfindungen dar, nur noch übertroffen von der des Rades, und die uns besonders inte­ressierenden UW-Kompasse wurden erst im letzten Jahrhundert entwickelt. Insgesamt fängt die Geschichte mit dem ganz „nor­malen“ Kompass an, entstanden in China. Dort reichen erste An­fänge bis ins 8. Jahrhundert vor Christus zurück. Die Eisenzeit hatte dort früher als bei uns begonnen, und so entdeckte man recht schnell die merkwürdige Eigenschaft des Eisens, wie ein Magnet zu wirken. Man kannte auch schon das schwarze, me­tallisch glänzende Mineral Magnetit, ebenfalls eine eisenhaltige Verbindung (Fe3O4),die natürlichen Magnetismus aufweist. Rieb man nun Eisennadeln daran, so richteten sich auch diese auto­matisch in N-S-Richtung aus. Dass das magnetische N-S vom geographischen durch die jeweilige lokale Missweisung etwas abweicht, spielte dabei zunächst keine Rolle. Immerhin zeigt das eine Ende stets (grob gesagt) nach Süden - genau dorthin, wohin auch ihr Kaiser immer wieder sein besonderes Augenmerk lenk­te. Das war unerklärlich und geheimnisvoll. Man dachte deshalb an einen Fingerzeig des Himmels und benutzte diese - wie man damals sagte - „Südzeiger“ über viele Jahrhunderte hinweg für kultische Zwecke, zu kosmisch-spirituellen Anlässen, zu Weissa­gungen und dafür, Gräber anzulegen und Gebäuden eine glück­liche Ausrichtung zu geben. In China entdeckte man ebenfalls die Thermoremanenz, wobei nach langsamem Erkalten auch gegossene Eisenteile magnetisch wirken. So kennen wir z. B. gegossene schwimmende Fischchen aus dieser Zeit, die ebenfalls gen Süden schauten. Natürlich er­kannte man im Laufe der Zeit auch die lokale Missweisung der Magnete, die überall verschieden ist. Eine Erklärung dafür hatte man nicht, und auf die Idee, all dieses Wissen auch zu Naviga­tionszwecken zu nutzen, kam man nicht. Erst um 1050 n. Chr. benutzten chinesische Seefahrer erstmals primitive Kompasse mit einer schwimmenden Nadel, ohne diese Erfindung jedoch weiterzuentwickeln. Noch Zheng He benutzte bei seinen beacht­lichen Seereisen mit den größten jemals gebauten Holzschiffen in der Zeit von 1405 - 1433 die gleichen primitiven Geräte. Da­nach wurden solche Reisen von höchster Stelle untersagt, sodass China wieder auf den Stand eines in sich gekehrten, nach außen abgekapselten Agrarstaates zurückfiel. An Land jedoch machte ein solcher Richtungsweiser kaum Sinn. Also verschwand der Kompass wieder in der Versenkung, … Ferromagnetismus Für das Vorhandensein von Magnetismus ist immer ein elektrisches Feld erforderlich, wie etwa das erdmagne­tische Feld. Die einzelnen Elemente reagieren entspre­chend ihrem atomaren Aufbau recht unterschiedlich dar­auf, abhängig von der Zahl der Protonen, Neutronen und vor allem der Elektronen. Dementsprechend entwickeln manche einen „Spin“, eine Art Eigenrotation, wodurch sie in eine bestimmte Richtung gedreht werden. Man kann also von einer Wirkachse dieser Teilchen sprechen. Es gibt aber auch solche, die keinen „Spin“ und kein mag­netisches Moment besitzen, die absolut unmagnetisch bleiben und deren Achsen selbst in starken elektrischen Feldern nicht verdreht werden können. Bei unmagnetischen Stoffen weisen die Atomkernachsen in alle möglichen Richtungen. Nur im Ganzen magnetische Stoffe, wie das Eisen, lassen sich magnetisieren. Dies wird durch eine vollständige Kernpolarisation erreicht, wobei alle Atomkernachsen in die gleiche Richtung weisen. Eine dritte Möglichkeit der Kernausrichtung finden wir dort, wo die Achsen wohl in einem elektrischen Feld parallel zu ein­ander verlaufen, die Kräfte aber in gegensätzlicher Richtung wirken. Auch solche Stoffe sind im Ganzen unmagnetisch. Durch die besondere Eigenschaft des Eisens, magnetisch wirken zu können, nimmt dieses Metall eine Sonderstel­lung unter den Elementen ein, die in der Technik viel­fältig genutzt wird. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass auch andere Metalle, wie Nickel und Kobalt die gleiche Möglichkeit besitzen, wenn auch nicht so stark ausgeprägt wie beim Eisen selbst. Sie werden jeden­falls mit dem Eisen (Fe) in der Gruppe der ferromagneti­schen Elemente zusammengefasst. Paramagnetische Stoffe weisen einen millionenfach schwächeren Magnetismus auf als die ferromagnetischen Elemente, können aber in einem starken Feld und vor al­lem bei starker Kälte - wo die Temperatur nur um Zehn­telgrade vom absoluten Nullpunkt abweicht – ebenfalls eine fast gleiche Sättigungsmagnetisierung wie das Eisen erreichen. Zu diesen paramagnetischen Stoffen zählen Aluminium und Magnesium, die Alkali- und Platinme­talle und auch seltene Erden. Solche Stoffe wirken unter normalen Bedingungen absolut unmagnetisch, denn die Reibung der Atome ist zu groß, um unter normalen Tem­peraturbedingungen in die gleiche Wirkrichtung gedreht zu werden. Interessant schließlich, dass es auch andere Stoffe gibt, bei denen nicht alle Legierungsbestandteile ferromagnetisch sind und trotzdem einen mit dem Eisen analogen Ferromagnetismus aufweisen. Dazu müssen wiederum besondere Atomeigenschaften und außerdem eine bestimmte Kristallstruktur zusammenwirken. Als Dauermagnete spielen derartige Legierungen heute eine wichtige Rolle in der Technik. Bei uns in Europa erfolgte die 1. Erwähnung des Magne­tismus durch Thales (etwa 625 - 547). Genauere Untersu­chungen fanden im Mittelalter um 1600 im Rahmen von Erklärungsversuchen des Erdmagnetismus statt, vor al­lem jedoch beschäftigte man sich erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder mit diesem Phänomen. Eine erste Theorie auf Grundlage der Elektronentheorie erfolg­te 1905 durch P. Langevin, und erst die Quantentheorie ermöglichte 1928 eine exakte Beschreibung ferromagne­tischer Zusammenhänge durch den deutschen Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg (1901 - 1978). Von China zum Mittelmeer Trotz dieser Geheimhaltung der Chinesen gelangten solche Teile wohl durch Araber erstmals nach Europa, und zwar zum Mit­telmeer. Marco Polo (1254 - 1324) jedenfalls war nicht der erste Europäer, der sie kennenlernte, denn schon im 12. Jahrhundert wurden erste Schwimmkompasse auf einigen Schiffen des Mit­telmeeres benutzt. In Europa herrschte zu dieser Zeit ein ganz anderes, weit praxisorientierteres Denken als in China, und noch etwas hätte hier anders sein können: Ptolemäus (etwa 100 - 160 n. Chr.), früher alexandrinischer Astronom, Mathematiker und Geograph, legte nämlich als erster für seine Landkarten fest, dass Norden stets oben zu sein hatte, so wie das heute allgemein üb­lich ist. Hinsichtlich der Land- und Seekarten folgte man aller­dings lange nicht seiner Festlegung, und was den Kompass an­belangte, kehrte man im mediterranen Bereich die Pfeilrichtung einfach um. Damit zeigte die Nadel nicht mehr nach Süden, son­dern nach Norden, und 1302 wurde der Kompass in Amalfi, dem damals dominierenden mediterranen Handelszentrum, grund­legend verbessert. Aus der einfachen, lediglich auf Strohhalmen schwimmenden Nadel wurde ein komplexes Gerät. Anders als beim Pfadfinderkompass, bei dem sich auch nur die Nadel be­wegt, wurde der Schiffskompass mit einer drehbaren, gut gelager­ten schwimmenden Scheibe versehen. Darauf wurde eine Wind­rose mit Gradeinteilung gezeichnet und die Nadel fest montiert. Das Ganze wurde in einem Holzgehäuse mit Richtungsmar­kierung abgekapselt, und so konnte nun der Kompass in seiner Horizontalebene auch auf schwankenden Schiffen seinen Dienst besser versehen. Diese grundlegende Verbesserung wird Flavio Gioia aus Amalfi zugeschrieben. Ob dieser jedoch tatsächlich einmal gelebt hat, ist äußerst fraglich. Trotzdem setzte man ihm 1902 im Zentrum von Amalfi ein Denkmal in Anbetracht zur 600jährigen Wiederkehr dieses Anlasses, wodurch diesem Mann nun endlich auch eine Figur und ein Gesicht gegeben wurden… Diese Erfindung, später kardanisch aufgehängt, revolutionierte die gesamte Seefahrt. Wo liegt eigentlich der magnetische Nordpol? Das ist gar keine so dumme Frage. Geographisch gesehen scheint er tatsächlich in der Nähe des geo­graphischen Nordpols zu liegen. Zumindest wird er – wenn überhaupt – von Kartographen stets dort eingezeichnet. Diese Festlegung stammt noch aus der Zeit, als man noch nicht wusste, was es mit dem Ma­gnetismus auf sich hat. Physikalisch gesehen ist das jedoch falsch und führt zur Verwirrung: Schließlich sind Kompasse Richtungsweiser, die auf elektrische Felder, so auch auf das erdmagnetische Feld reagie­ren. Dabei fließt der Gleichstrom immer vom Plus- zum Minuspol, und bei unseren Kompassnadeln befindet sich das „ – “ Ende“ dort, wo sie hinzeigen, nämlich im Norden und das „ + Ende “ im Süden. Da sich gleiche Polaritäten jedoch jeweils abstoßen, müssen sich der magnetische Südpol im Norden und der magnetische Nordpol in der Antarktis be­finden. So ist das denn auch in Wirklichkeit, denn bei den irdischen magnetischen Polen treten die magnetischen Feldlinien im Norden in unsere Erd­kugel ein, wo sich – physikalisch gesehen – der ma­gnetische Südpol (+) befindet. Von hier aus fließen sie in gebündelter Form durch den Erdkern, um am anderen Ende, dem magnetischen Nordpol in der Antarktis wieder auszutreten und von dort aus rund um den Erdball wieder in den Norden zurückzu­kehren. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, wäre es sinnvoller nicht vom magnetischen Süd- und Nordpol, sondern stattdessen besser vom arktischen und antarktischen Magnetpol zu reden. Da die Feldlinien am arktischen Magnetpol senk­recht zur Erdoberfläche eintreten, weisen Magnetna­deln hier direkt zum Erdmittelpunkt. Normale, ho­rizontal ausgerichtete Magnete funktionieren nicht mehr in der Nähe der Pole, weil die waagerechten Feldlinien hier zu schwach ausgeprägt sind. Außer­dem ist in hohen Breiten die Missweisung am größ­ten, was sich durch das Nichtzusammentreffen der geographischen mit den magnetischen Polen ergibt. Magnetische Pole stellen keine Fixpunkte dar, son­dern wandern um die geographischen Pole, wobei Richtung und Geschwindigkeit erheblich wechseln können. Auch die Feldstärke ist nicht gleichblei­bend. Derzeit nimmt sie ab, was auf eine bevor­stehende Umpolung hinweisen könnte. Das ist gar nichts Ungewöhnliches, auch wenn das nur in gro­ßen Zeitabschnitten geschieht Wie wir aus Tief­seeablagerungen wissen, haben sich solche Szena­rien schon x-male ereignet, das letzte Mal vor etwa 41.000 Jahren, als die magnetischen Pole sich gleich zweimal innerhalb von nur 900 Jahren umkehrten. Ein solcher Wechsel hätte recht gefährliche Auswir­kungen, auch für uns Menschen: Nicht der Magnet­kompasse wegen, die dann verrückt spielen, und auch nicht nur all der Tierarten wegen, die ihre Ori­entierung verlieren, sondern vor allem würde der erdmagnetische Strahlenschutzschild derart ausge­dünnt, dass harte kosmische Strahlen bis zur Erd­oberfläche durchdringen, wodurch viele Tier- und Pflanzenarten für immer verschwinden, während andere neu entstehen. Auch für uns Menschen ist eine Polumkehrung außerordentlich gefährlich und wir werden viele Millionen Todesopfer zu beklagen haben: Elektri­sche Überlandleitungen schmoren durch die harte kosmische Bestrahlung durch und Transformator­anlagen werden außer Betrieb gesetzt. Der Neubau wird viele Jahre in Anspruch nehmen. Die gesamte Infrastruktur bricht dadurch zusammen, weil unse­re Fernleitungsnetze nicht gegen solche Katastro­phen ausgelegt sind... Portolankarten Ob dies allerdings den Kompassen allein zuzuschreiben ist, bleibt dahingestellt: Immerhin entstanden in etwa parallel zu den ers­ten Kompassen im Mittelmeer auch die ersten nautischen Karten, die in ihrer Darstellung nicht nur verblüffende Ähnlichkeiten zu den Kompassen aufweisen, sondern die auch funktionell an ih­ren Gebrauch gebunden waren. Sie werden als „Portolankarten“ bezeichnet, wurden später für alle Meere hergestellt und sehen völlig anders aus als unsere heutigen Seekarten. Trotz ihrer un­gewöhnlichen Darstellungsweise waren sie mehr als 400 Jahre im Gebrauch. Die ersten Karten dieser Art entstanden im toska­nisch-ligurischen Bereich, und die älteste ist die „Pisaner Karte“. Sie stammt aus dem letzten Viertel des 13. Jh. und erschien fast gleichzeitig mit dem ersten mittelalterlichen „Portulant“, einer Zusammenfassung älterer nautischer Unterweisungen für das ge­samte mediterrane Becken und das Schwarze Meer mit Beschrei­bungen der Küsten, Häfen, Ankerplätze, Reeden usw. Kleinere Karten sind jeweils auf Pergament gezeichnet, größere auf einer Tierhaut, deren Form beibehalten wurde. Man könnte einen ganzen Beitrag nur über diese Karten allein und den Umgang damit schreiben. Allerdings wollen wir hier nur auf einige Grundsätzlichkeiten eingehen. Charakteristisch sind dabei die windrosenartigen Linien, die sogenannten „Rum­ben“, die im freien Wasser strahlenförmig dargestellt sind und den nautischen Karten ein unverwechselbares Aussehen verlei­hen. Grundlage dafür bildet ein Kreis, der in 16 Segmente auf­geteilt ist. Verbindet man nun diese 16 Punkte über ihr Zentrum miteinander, so werden die Haupt- und Zwischenhimmelsrich­tungen markiert, gleichzeitig auch die Hauptwindrichtungen, die mit personifizierten Namen versehen waren. Verbindet man nun diese 16 Punkte auf dem Kreisumfang mit all den anderen Punkten untereinander und darüber hinaus, so entsteht dadurch das sogenannte „marteloïo“, ein sehr komple­xes, enges Netzgefüge, wobei an den Kreuzungspunkten jeweils 32 Linien in verschiedenen Richtungen verlaufen. Sie dienen als Basis für die Aufzeichnung der Küstenlinien. Diese Karten sind nicht nach dem ptolemäischen Grundprinzip ausgerichtet, sondern so gezeichnet, dass die Küstenlinie jeweils parallel zu einer Kartenlängsseite verläuft. Norden befindet sich also nicht immer oben, sondern die Karte wurde auf dem Kar­tentisch in die Fahrtrichtung gedreht, wobei für die Bestimmung und die Beibehaltung des Kurses der Kompass erforderlich wur­de. Um die Karte danach ausrichten zu können, war jeweils auch eine kleine Kompassrose in die Linienführung eingearbeitet. Meist ist nur ein „marteloïo“ vorhanden, es gibt aber auch Kar­ten mit zwei nebeneinander liegenden Rumbensystemen. An­schlusskarten konnten ohne weiteres aneinander gelegt werden. Die Küstenlinien selbst sind mit erstaunlicher Exaktheit gezeich­net. Inseln und Untiefen erscheinen heller, der einzuhaltende Kurs wurde mit dem Kompass ermittelt, Entfernungen mit dem Zirkel abgegriffen, und um eine Vorstellung von der Geschwin­digkeit zu bekommen, wurden Sanduhren benutzt. Zuvor herrschte im Mittelmeer jahrhundertelang eine fast reine Küstenschifffahrt. Man richtete sich nach Ortschaften, Land­marken, Flussmündungen usw. - wie in älteren Portulanten angegeben - aber auch nach Strömungen und vorherrschenden Winden. Ebenso beobachte man Vögel, den Sonnenstand und die Gestirne. All dieses seemännische Wissen nutzte jedoch nichts, wenn der Himmel wochenlang wolkenverhangen blieb. So dümpelten die Schiffe zu diesen Zeiten in irgendwelchen Hä­fen vor sich hin. Große Handelsreisen fanden also nur einmal im Jahr statt. Die übrige Zeit lagen die Schiffe fest. Zwar fuhren die Phönizier schon früher quer übers Meer, aber nun konnten auch all die anderen solche Routen einschlagen. Erst mit Hilfe des Kompasses und den Portolankarten verkürzten sich die See­wege beachtlich, der Handel nahm einen enormen Aufschwung und die Schifffahrt konnte das ganze Jahr über stattfinden. Konstruktionsgrundlagen des Portolan von A. BENINCASA (1508; Biblioteca Vaticana). Die Vorderseite (links) zeigt die Anordnung der „Windrosen“ und Rumbenlinien. Die Rückseite (rechts) zeigt mit den kleinen Kreisen in den Knotenpunk­ten des Netzes die Durchstichlöcher für die Übertragung der Rückseitenkonstruktion auf die Portolan-Vorderseite. Aus: DÜRST, A.: Seekarte des Andrea Benincasa. Stuttgart: BELSER 1984 Portolankarte aus dem Atlas von Battista Agnese u. a. ( um 1540). Es gibt keine Darstellungen im Landesinneren. Nur die Küs­tenlinien sind dargestellt und mit vielen Namen versehen. Dabei kann die Beschriftung auf einer Küstenseite nach unten, auf der anderen nach oben geschrieben sein - ein Hinweis darauf, dass sie zum Gebrauch auf dem Kartentisch verdreht wurden. Neue Seewege Neue Handelszentren wie Venedig und Genua blühten auf. Ohne unnötige Liegezeiten wurden die damals im Schnitt nur 25 m langen Schiffe nun erheblich größer gebaut, und schließlich begannen Portugiesen, später Spanier und andere Entdeckungs­reisen rund um die ganze Welt durchzuführen. Diese lange und recht verwirrende Geschichte erklärt sich aus dem geheimnisvoll-spiritistischen Gedankengut der Chinesen über viele Generationen hinweg, wie auch bei uns viele klerikal­dogmatische Gedanken den Fortschritt wohl hemmen, aber nicht völlig unterbinden konnten. So hätte man z. B. schon früher bei uns wissen können - schon Ptolemäus war davon überzeugt (!) - dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist. Heute nennt man derartiges „Danebenliegen“ Managementfehler, doch da­mals wurde fortschrittliches Denken oft mit dem Scheiterhaufen bedroht, und erst unser heutiges, kopernikanisches Weltbild mit der Sonne als Zentrum, das just zu dieser Zeit (1473 - 1543) ent­steht, ändert die Verhältnisse grundlegend. So landet Columbus 1492 auf seinem westlichen Weg nach Indien in Amerika. Nur sechs Jahre später ankert Vasco da Gama auf seiner Reise um Af­rika herum in Calicut vor Indien, und 1519 - 1522 erfolgt die erste Weltumsegelung durch Ferdinand Magellan. Damit erhalten wir nicht nur erstmals die Bestätigung für die Kugelform unserer Erde, sondern all diese Seereisen ändern unsere Vorstellungen grundle­gend: Die bislang üblichen Karawanenwege über die Seidenstra­ße werden nicht mehr benötigt. Man nimmt den Transport von Gold, Gewürzen, Porzellan, Seidenstoffen und allen möglichen anderen Gütern jetzt selbst in die Hand, beginnt überall entspre­chende Handelsstationen einzurichten, teilt schließlich die Welt nach europäischen Vorstellungen neu auf, erobert gar ganze Ko­lonien… All diese gewaltigen Veränderungen - das lässt sich nicht verleugnen - hängen eng mit der Einführung des Kompasses und unseres dadurch veränderten Denkens zusammen! Ein Kompass dient allerdings nur der Richtungsbestimmung. Zur Ortung des jeweiligen Aufenthaltspunktes reicht er allein nicht. Die jeweilige Position wurde deshalb „gegisst“, was vom englischen to guess (annehmen) abgeleitet ist, und nur allzu oft lagen die Schätzungen der Seeleute total daneben. Zur exakten Navigation und Ortung gehören also noch weitere Gerätschaf­ten: Sextanten und möglichst exakte Seekarten, die zu Beginn der Weltreisen mit Gold aufgewogen wurden, und vor allem -zur Bestimmung der geographische Länge - waren exakt gehende Schiffsuhren erforderlich, auf deren Entwicklung wir jedoch in diesem Beitrag nicht näher eingehen wollen. Schiffskompass Foto: Wilfried Delle, Fa. Ludolph Auf den bis dahin hölzernen Schiffen erfüllten die in Horizontal­ebene arbeitenden Kompasse einwandfrei ihren Zweck. Erst als immer mehr Eisen und Stahl verbaut und ganze Schiffe daraus hergestellt wurden, konnte man ihren Anzeigen nicht mehr trau­en. Dasselbe gilt für nah verlegte elektrische Kabel, die ebenfalls eine Anzeigenabweichung hervorrufen. Da war Erfindungsgeist gefordert, und schließlich kompensierte man dies durch meh­rere Hilfsmagnete, durch die Anbringung eiserner Kugeln und Hohlzylinder an bestimmten Stellen. Kreiselkompass Wir können nicht alle Sonderbauformen von Kom­passen vorstellen, wollen aber doch noch auf den Kreiselkompass eingehen, der auf völlig andere Art und Weise funktioniert. Seine Anzeige richtet sich nicht nach dem erdmagnetischen Feld, sondern nach den Kreiselgesetzen. Die Idee dazu hatte erstmals der Franzose Foucault 1851, und 1904 meldete der deutsche Ingenieur Hermann Anschütz-Kämpfe ein Patent für seinen Kreiselkompass an, den er ein Jahr später in einer speziell dazu neu gegründeten Fabrik in Kiel serienmäßig herstellte. Auch dieser Kompass ist kardanisch aufgehängt. Der gesamte Aufbau geht aus der Abbildung hervor. An seinem unteren Ende ist er mit dem Kreiselge­häuse starr verbunden, in dem sich ein schnell ro­tierender Kreisel befindet. Er kann nicht etwa frei schwingen, sondern die Achse ist horizontal fest montiert, und damit diese Drehachse in ihrer hori­zontalen Lage verbleibt, ist unter dem Gehäuse ein zusätzliches Pendelgewicht angebracht. Vereinfacht lässt sich die Wirkungsweise etwa so erklären: Die Erdrotation bewirkt, dass sich der gesamte Kompass mitsamt der Drehachse des Kreisels im Verlauf von 24 Stunden einmal um seine vertikale Achse bewegt. Gleichzeitig dreht sich der darunter hängende, elek­trisch angetriebene Kreisel von zirka 15 cm Durch­messer mit einer Geschwindigkeit von etwa 15.000 bis 30.000 U/min. in horizontaler Richtung. Durch die beiden Bewegungen entsteht ein Moment, das die Kompassscheibe automatisch exakt auf den geographischen Nordpol ausrichtet. Ansonsten auf­tretende geringfügige Störungen werden durch (s. Abb.) das Quecksilber gedämpft, und um Schlin­gerbewegungen bei starkem Seegang zu vermeiden, werden Mehrkreiselkompasse mit zwei oder drei Kreiseln verwendet. Andere Anzeigefehler, die sich bei höheren Fahrtgeschwindigkeiten und durch die Corioliskraft ergeben, die sich in hohen Breiten auf N-S-Kurs am stärksten bemerkbar macht, werden auf unterschiedliche Art und Weise berücksichtigt und korrigiert. Diese Anzeigefehler sind bei weitem nicht so stark wie die Missweisung bei normalen Kompassen, und in O-W-Richtung ist die Abwei­chung gleich Null. In Polnähe jedoch können Krei­selkompasse -wie auch normale Kompasse - nicht mehr benutzt werden. Hier lässt sich stattdessen die Himmelsrichtung z. B. mit einem Radiokompass ermitteln. Wichtig waren Kreiselkompasse vor allem für die Navigation von U-Booten. Das war noch während des 2. Weltkrieges so, auch noch Jahrzehnte später, da die erdmagnetischen Strahlen durch die stählerne Metallhülle abgeschirmt wurden. Mittlerweile sieht das anders aus: Einmal werden moderne U-Boote aus nichtmagnetischen Stählen gebaut, sodass dort auch ganz normale Magnetkompasse benutzt wer­den können, und zum anderen sind dank elektroni­scher Bausteine auch die Kreiselkompasse sehr klein geworden. Sie können sogar von Biologen an Pingu­inen befestigt werden, um über deren Bewegungen unter Wasser ein genaues Bild zu bekommen… Ansonsten werden Kreisel für zahlreiche Fluginst­rumente benötigt, auch für die Raumfahrt, wo sie z. B. der Richtungsstabilisierung von Raketen dienen. Kompasse sind auch heute in der Zeit des GPS noch immer wich­tig. Sie finden sich in verschiedenen Bauformen auf allen Schif­fen, U-Booten und Flugzeugen. Auch an Land werden sie von Pfadfindern und allen Armeen der Welt benutzt. Für Wanderer sind sie genauso wichtig wie für Reisefotografen, die Stadtpläne einnorden, um die günstigste Zeit zum Fotografieren interes­santer Bauwerke (bei denen das Sonnenlicht möglichst streifend einfallen soll) bereits im Voraus zu bestimmen. Tauchkompasse Und unter Wasser?? Nun, da werden sie natürlich ebenfalls benö­tigt. Ihre Entwicklungsgeschichte beginnt im Zweiten Weltkrieg: Überall entstehen zu dieser Zeit erste Kampfschwimmerverbände, teilweise durch frühe Sporttaucher initiiert, die schon vorher der UW-Jagd mit der Harpune frönten. Geatmet wird aus Sauerstoff-Kreislaufgeräten, aus denen keine verräterischen Blasen austre­ten. Auch von Froschmännern berittene Torpedos und ähnliche Tauchfahrzeuge werden gebaut, die zur Orientierung mit einem wasserdichten Kompass ausgerüstet sind. Außerdem erhalten die Kampfschwimmer selbst kleine, wasserdichte Kompasse, die wie Uhren am Arm getragen werden. Italiener und Deutsche erhalten solche der Firma „Panerai“, die gleichzeitig auch Taucheruhren und Tiefenmesser herstellt. Verglichen mit den heutigen UW-Kompassen sind es jedoch noch recht einfache Geräte. Die heutigen UW-Kompasse entstehen erst nach dem Krieg, ins­besondere durch den sich allmählich entwickelnden Tauchsport. „Barakuda“, zunächst unser einziger Tauchsportausrüster, hatte in seinen Anfangstagen wohl die Grundausrüstung in seinem Angebot, aber noch keine Tauchkompasse. Ein erster erschien 1957, und neuere durch Öl gedämpfte, sog. „Fluidkompasse“, wurden einfach auf den Tiefenmesser aufgesetzt. Heute gibt es drei verschiedene Bauformen: . Solche, die nur von oben ablesbar sind . Peilkompasse, die zusätzlich von der Seite ablesbar sind . und Kugelkompasse Kleinstgeräte, die sich unmittelbar am Uhrenarmband anbrin­gen lassen, sind eigentlich Spielerei und haben nur geringe prak­tische Bedeutung. Alle besitzen ein Kunststoffgehäuse, das mit Silikonöl gefüllt ist. Dies schützt, da nicht kompressibel, vor Formveränderungen unter Druck und dämpft gleichzeitig die Bewegung der gut ge­lagerten Kompassrose. Außerdem sind außen Kimme und Korn angebracht oder wir haben zumeist eine über die drehbare Sicht­scheibe quer verlaufende Markierung, über die das Ziel ange­peilt wird. Ein ebenfalls außen liegender beweglicher Ring mit Gradeinteilung wird bei der Peilung so weit verdreht, dass die 0°-Markierung mit der Nordstellung der Rose übereinstimmt. Die Peilung zeigt nun den korrekten Kurs an. Dem so festgelegten Kurs wird nun gefolgt. Alle Markierungen sind fluoreszierend, sodass auch bei Dunkelheit eine einwandfreie Bedienbarkeit ge­währleistet ist. Diese Bauart ist die häufigste und wird in zwei verschiedenen Variationen hergestellt, die sich im Gebrauch nur unwesentlich unterscheiden. Grundsätzlich ist nur zu beachten, dass der Kompass zur besseren Einsicht nicht allzu stark geneigt wird, weil sonst die Rose eventuell am Gehäuse reibt und da­durch Fehlanzeigen bewirkt. Besser sind da sog. Peilkompasse: Sie sehen genauso aus wie die eben beschriebenen, können auch so benutzt werden, haben jedoch an der Seite noch ein zusätz­liches Einblickfenster, sodass man die zusätzlich angebrachte Gradeinteilung am abgewinkelten Rand der Kompassrose eben­falls gut einsehen kann, ohne das Gerät zu neigen. Exzellent schließlich auch Kugelkompasse, die ebenfalls nicht verkanten können. Für den Rückweg folgt man einfach dem Gegenkurs. Dazu ist der Kompass nicht zu verstellen, sondern man dreht sich so, dass die Nordmarkierung der Rose nun auf den dicken Strich der 180°-Markierung zeigt. Das ist eine einfache Übung, um mit dem Kompass vertraut zu werden. Normalerweise wird ein Tauchkompass am Handgelenk getra­gen, am besten dort, wo sich keine anderen Gerätschaften be­finden. Einfaches Anwinkeln des Armes zum Ablesen genügt nicht. Vielmehr erhält der Kompass seine richtige Position erst dadurch, dass man den Unterarm abwinkelt und mit der Hand den Ellbogen des anderen ausgestreckten Armes umfasst. Jetzt müsste er sich genau in Schwimmrichtung befinden. Jede seitli­che Abweichung führt unweigerlich in die falsche Richtung. Um das zu überprüfen, kann man den „Augentrick“ anwenden. Dazu schließt man erst des eine und anschließend das andere Auge. So lässt sich – wie beim Daumensprung – leicht feststellen, ob er sich wirklich in der Geradeausrichtung befindet. So kann man nun leicht seinem Kurs folgen. Die Blickrichtung von oben nach unten hat allerdings den Nachteil, dass viel vom allgemeinen Umfeld unbeachtet bleibt. Deshalb sind Peil- der Kugelkompas­se besser geeignet, die beide einen besseren Rundumblick ge­währleisten. Mittlerweile gibt es auch aufwändiger konstruierte Tauchkompasse, die nicht am Arm getragen werden, sondern an beiden Seiten Handgriffe haben, an denen man mit ausgestreck­ten Armen den Kompass führt. Auch hier wieder ist der „Dau­mensprung“ wichtig für die Einhaltung der richtigen Richtung. Wenn man einen solchen Kompass nicht benutzt, wird er in der Rettungsweste verstaut und über eine Kordel gesichert. Hier stellt sich nun die Frage, wer denn überhaupt einen UW-Kompass benötigt. Zunächst einmal natürlich die Kampfschwimmer, die aus naheliegenden Gründen ihr Ziel unentdeckt erreichen und heil wieder heimkommen wollen. Berufstaucher benötigen an sich keine, und auch wir Sporttaucher kommen normalerweise ohne aus. Trotzdem sind sie mitunter hilfreich, und unentbehrlich sind sie für den kleinen Kreis der sportlichen Orientierungstaucher. kennzeichnen die anzutauchenden Lattenkreuze und die röm. Ziffern die zu umrundenden Bojen. Alle Ausbildungsorganisationen bieten heutzutage Kurse mit Brevet zum Orientierungstauchen an. Dabei wird auch der Um­gang mit Kompassen gelehrt und wer will, kann sich auch an Navigations-Wettbewerben beteiligen. Hierbei wird der Umgang mit dem Kompass zum Selbstzweck. Solche Wettbewerbe kom­men ursprünglich aus der ehemaligen UdSSR, wo sie zur Aus­bildung der Marinetaucher gehören. Von der CMAS anerkannt, fanden die ersten Europameisterschaften 1967 in Italien statt. Alle zwei Jahre werden sie von entsprechenden Weltmeister­schaften gefolgt. Bei der zweiten 1985 in Neuglobsow am Stech­linsee traten z. B. 130 Aktive aus 15 Ländern gegeneinander an. Mit vier Siegen in insgesamt 10 Entscheidungen erreichten dabei DDR-Tauchsportler ihren bisher größten internationalen Erfolg. Die Post der DDR ehrte dies mit zwei Sonderbriefmarken. Zum Weiterlesen: - Wikipedia - Amir D. Aczel: Der Kompass. Eine Erfindung verändert die Welt, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2005 - Alan Gurnay: Der Kompass. Seine Geschichte in Geschichten, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2010 UW-Orientierungswettbewerbe zählen mit zu den schwierigsten Wettkämpfen beim Tauchsport. Hier der Bericht eines erfahrenen Tauchers, der zugleich Mit­glied der „Historischen Tauchergesellschaft“ ist: Rund um die „Triton Orientatie Rallye 69“ Von Heiz-Dieter Seiffert Zum Ende eines Tauchgangs ist man als gut ausgebildeter Sport­taucher gewohnt, unter Zuhilfenahme eines UW-Kompasses ge­meinsam mit seinem Tauchpartner sein Boot oder die Einstiegs-stelle am Ufer stets wiederzufinden. Nun ist der richtige Umgang mit einem UW-Kompass gar nicht so einfach, denn Strömungen und natürliche Hindernisse kön­nen sehr leicht die vorgewählte Peilung beeinflussen und somit auch die Gradzahl für den Rückweg stark beeinträchtigen. Da bei mir der Umgang mit diesem Orientierungsgerät im Urlaub jedoch stets problemlos klappte, suchte und fand ich schließlich weitere interessierte Clubkameraden, um mit diesen ein organi­siertes Kompasstraining durchzuführen. An Hand von vorhandener Tauchliteratur – neben Büchern und westdeutschen Tauchsportzeitschriften verwendeten wir vor al­lem die Poseidon-Hefte aus der DDR – informierte ich mich als­bald über UW-OT (Orientierungs-Tauch)-Wettbewerbe, sowie über die erforderliche Ausrüstung für die Wettkämpfer. So war es zunächst wichtig, ein gutes Führungsgerät mit einem genauen Kompass, einem Meterzähler und einem Tiefenanzeiger herzu­stellen. Komplett gab es so etwas nicht zu kaufen, sondern ein solches Gerät musste selbst gebastelt werden. So entstanden in unserer kleinen Runde je nach handwerklichem Geschick und den technischen Möglichkeiten einige recht unterschiedliche Konstruktionen, mit denen wir klar kommen mussten. Ein erstes Problem tauchte bereits bei der Beschaffung der UW-Kompasse auf. So erwarb ich z. B. mit etwas Glück einen tsche­chischen Fliegerkompass, der sehr übersichtlich war und sich im Gebrauch als äußerst exakt erwies. Um die Kompassanzeige unter Wasser nicht zu beeinflussen, musste natürlich die gesam­te Führungseinheit mit zwei Handgriffen, dem Meterzählwerk für die abzutauchende Entfernung und dem Tiefenmesser anti­magnetisch sein, d. h. aus Aluminium, Messing und Kunststoff bestehen. Mit diesen privaten Orientierungsgeräten wurde jetzt fleißig in unseren trüben Gewässern trainiert. Gleich zu Anfang er­gab sich dabei die nächste Schwierigkeit bei der Eichung der Meterzähler. Diese bestanden jeweils aus einem Flügelrad, das sich beim Schwimmen drehte. Die Zählwerke dazu hatten wir aus Tonbandgeräten ausgebaut. Zur Übertragung der Tauch­strecke spielte nicht nur die Winkeleinstellung der Flügel eine wichtige Rolle, sondern vor allem musste auch über die gesamte Tauchstrecke ein möglichst gleichmäßig schnelles, konstantes Schwimmtempo eingehalten werden. Da wir schließlich auch an UW-Wettkämpfen teilnehmen wollten, bastelten wir nicht nur an unseren Führungsgeräten, sondern trainierten und verbesserten vor allem in einem 50-Meter-Schwimmbecken unseren Flossenschlag so, dass die Schwimmgeschwindigkeit schließlich perfekt mit den Anga­ben des Zählwerks übereinstimmte. So gewannen wir Vertrauen zu unseren OT-Geräten, um später auch im Freiwasser und bei schlechten Sichtverhältnissen auf einer festgelegten Strecke ein­wandfrei klarzukommen. Zu einem ersten größeren Einsatz im kam es in Strande an der Ostsee bei den Deutschen Freigewässer-Meisterschaften am 30.9.1967. Es war ein Vielseitigkeits-Schwimmwettbewerb. Die Gegebenheiten im Meer waren für uns jedoch so ungewohnt, dass meine Kameraden und ich wegen zu großer Kursabwei­chungen leider disqualifiziert wurden. Damit waren die Wettbe­werbe für uns frühzeitig beendet, aber das miese Ergebnis ließ uns nicht etwa verzweifeln, sondern spornte uns im Gegenteil sogar weiter an! So trainierten wir gemeinsam als kleine Grup­pe weiter, verbesserten unsere OT-Gerätschaften noch einmal und fühlten uns schließlich sicher für den nächsten Wettbewerb. Diese Gelegenheit bot sich mit einer Einladung zur Teilnahme an der „Triton Orientatie Rallye 69“, am 21.September 1969 in Holland. In der Oosterschelde, vor Ouwerkerk auf Schouwen-Duiveland hatte der Tauchclub R.O.V. Triton aus Rotterdam einen Wettbewerb ausgeschrieben, an dem wir dieses Mal teil­nehmen wollten. Die lange Anfahrt aus Westberlin war schnell durch die freundliche Aufnahme der Gastgeber vergessen, denn jetzt hieß es, sich gegen 23 Mannschaften aus weiteren drei Nati­onen (Holland, der CSSR und Schweden) durchzusetzen. Die beiden Berliner Teams 1969 bei der Triton Orientatie in Holland. V. l. n. r.: V. Kanitz, W. Franz, H. D. Seiffert und K. P. Engelhardt. Nach einer längeren Tauchstrecke war ein gleichschenkliges Dreieck mit je 200 Metern Seitenlänge markiert, das in kürzester Zeit vom Ufer aus durch ein Zweierteam erreicht und abgetaucht werden sollte. Vor dem Wettbewerb gab man uns mehrmals Ge­legenheit, diesen Kurs zu tauchen, um nochmals die Gerätschaf­ten zu überprüfen und natürlich auch, um sich mit dem trüben Wasser der Oosterschelde vertraut zu machen. Getaucht wurde jeweils mit einem Partner, wobei ein Taucher für den Kurs verantwortlich war, während der zweite die Streckendi­stanz kontrollierte. Bei diesem Wettbewerb führten nun unsere gesammelten Erfahrungen zum Erfolg. Nur fünf der 23 Mann­schaften erreichten nämlich das Ziel, wobei wir (Klaus Peter En­gelhardt und ich) durch eine gute Zeit und wegen genauer Orien­tierung im Kurs als deutsches Team einen beachtlichen zweiten Platz nach der CSSR erreichten, auf den wir recht stolz waren! Details zu meinem Führungsgerät Der Meterzähler bestand aus einem Flügelrad, das durch den Strömungsdruck auf die Flügelflächen in Drehbewegungen versetzt wurde. Diese Umdrehun­gen wurden auf ein Zählwerk übertragen. Bei einem festen Umrechnungsfaktor ergab sich so die getauchte Wegstrecke in Metern. Die Richtungsanzeige erfolgte mittels eines mittig platzierten Fliegerkompasses, der im Wettkampf gut überschaubar und leicht zu kontrollieren war. Die Anpeilung erfolgt über eine Kimme-und-Korn-Vor­richtung. Die einzuhaltende Tiefenkontrolle zwischen zwei und sechs Metern erfolgte nach dem Boyle-Mariottschen Gesetz. Dazu verwendete ich einen mit Luft gefüllten, durchsichtigen Plastikschlauch, der am unteren Ende offen war. Die Zwei- und Sechs-Meter-Marken hatte ich nach entsprechenden Tests mit einem Tiefenmes­ser darauf markiert. Das Führungsteil selbst bestand aus einem Alumini­umblech, auf dem sich Kimme und Korn befanden. In den seitlich abgewinkelten Flächen waren Grifföffnun­gen vorgesehen, und neben dem mittig angebrachten Kompass befanden sich die Tiefenanzeige und ebenso der Kanal für die Drehflügel des Meterzählers. Geführt wurde das gesamte Teil durch eine Nylonschnur, die so um den Nacken gelegt wurde, dass das Seil durch die ausgestreckten Arme straff gespannt war. Am 22. August 1971 fanden wir uns mit unseren Gerätschaf­ten erneut zu einem internationalen Technischen Unterwasser Wettkampf in Holland ein, dieses Mal im „Diepe Gat“ von Ou­werkerk. Es standen insgesamt 44 Teilnehmer aus fünf Natio­nen auf der Starterliste. Jede Mannschaft, bestehend aus zwei Personen, musste eine Strecke von 485 m unter Wasser zurück­legen. Dabei waren zwei Bojen zu erreichen, bei denen man je­weils einen Luftballon aufblasen und an die Oberfläche schicken sollte. Von dort aus ging es wieder zurück. Vor dem Ziel befand sich ein Balken, an dem nummerierte Seilenden hingen. Einer der beiden Taucher hatte hier als Geschicklichkeitsübung noch unter Wasser einen Palstek in das Seil mit der richtigen Starter­nummer knoten. Dann kam das eigentliche Ziel, das wie ein Tor ausschaute und mehrere Bojen zur rechten und zur linken Seite hatte, sodass Abweichungen davon deutlich zu erkennen waren. Bei einer miserablen Sichtweite von nur einem halben Meter wurden auch bei diesem Wettbewerb fünf Teams, also zehn Teil­nehmer disqualifiziert. Für unsere Teams aus Westberlin wurde dieser Wettkampf mit dem ersten Platz (Seiffert / Engelhardt) und einem vierten Platz ein voller Erfolg! Führungsgerät Fotos: Heinz-Dieter Seiffert Für mich selbst endete das Orientierungstauchen aus beruflichen Gründen am 1. Oktober 1971 am Blauen See nahe Hannover. Mit diesem offiziell ersten Deutschen Orientierungs-Wettkampf des VDST beendete ich meine OT-Wettkampfphase mit einem zweiten Platz beim Einzelwettbewerb und in der Mannschaftswertung mit einem weiteren zweiten Platz recht erfolgreich. Sämtliche Fotos: Heinz-Dieter Seiffert Inspiriert durch Hans Hass beginnt Heinz-Dieter Seiffert (Jahrgang 1938) 1955 mit dem Tauchen beim DUC Berlin. Teilnahme an UW-Wettkämpfen, danach Tauchausbilder als VDST/CMAS Instructor **, Industrietaucher (Froschmann) bei der SOGETRAM, Co-Basisleiter in Kenia bei Mombasa und Bootsmann auf einer Segelyacht in Mittelmeer und Karibik. Viele weltweite Tauchreisen mit seiner Frau, heute Mitglied der Historischen Tauchergesellschaft. Abgetriebener Taucher allein auf See, der seinen ENOS®-Sender aktiviert hat ENOS® von Seareq: Weltweit erstes elektronisches Notruf- und Ortungssystem für Taucher Von Dipl.-Ing. Roland Herr Seit den ersten „Selbstversuchen“ hat sich der Tauchsport rasant entwickelt. Einerseits ist er einer breiten Masse zugänglich gewor­den, andererseits haben sich beeindruckende Verbesserungen und komplette Neuentwicklungen vor allem zu Gunsten der Sicher­heit durchgesetzt. Wie bei der Einführung des Sicherheitsgurtes im Pkw sehen allerdings auch einige Taucher und Tauchanbieter nicht gleich die lebensrettende Notwendigkeit für den Ernstfall. Rasante Entwicklung im Tauchsport Sind die Pioniere von einst noch in unbekannte Gewässer ab­getaucht und mussten auf alles vorbereitet sein, so kann der heutige Sporttaucher schon vor dem Sprung ins Wasser seine GPS-Koordinaten exakt abrufen und weiß meist bereits im Vo­raus, was ihn unter Wasser erwartet. Was nicht heißen soll, dass Tauchen heutzutage kein Abenteuer mehr wäre. Im Gegenteil: Gerade in unseren digitalen Zeiten, wo man via Internet vom heimischen Sofa aus trockenen Fußes sehr real wirkende, aber letztendlich doch nur virtuelle Tauchabenteuer erleben kann, hat der Reiz einer „echten Expedition“ an Bedeutung eher zugenom­men. Stolz werden selbst erlebte Begegnungen geschildert und eigene Bilder, sogar Videos präsentiert. Und das gilt ebenso für Tauchgänge in heimischen Gewässern. Zum Glück ist des Tauchers Ausrüstung heutzutage nicht mehr „abenteuerlich“ zusammengeschraubt und er muss nicht mehr auf Eigenbauten zurückgreifen, wie die Gründerväter unseres Sports! Dank Medizin-Forschung und Technik-Entwicklung weiß man mittlerweile sehr gut über die Gefahren beim Tauchen Bescheid und wie man sie vermeiden kann. Besonders die In­dustrie hat ihrerseits viel in die Entwicklung der Gerätschaften investiert. So kann der moderne Taucher auf leistungsfähiges Equipment, hochwertige Materialien, neueste Software und ein fundiertes Allgemeinwissen zurückgreifen. Forschung, Medizin und Industrie haben zusammen mit guter Ausbildung einen positiven Wandel herbeigeführt, der die Zahl „unerklärlicher“ Tauchunfälle immens reduziert hat, die das Tauchen in der Ver­gangenheit gefährlich erscheinen ließen. UW-Fotograf mit ENOS®-Sender Abgetrieben – Abgeschrieben? Dennoch gibt es noch immer Nachholbedarf in einigen Berei­chen. Trotz Nutzung moderner Technologien sind nach wie vor noch viele Opfer von Sporttauchern zu beklagen, die nach dem Auftauchen nicht mehr gefunden werden, weil sie von einer Strömung zu weit abgetrieben wurden. Oder die Wetterverhält­nisse sind während des Tauchgangs dermaßen umgeschlagen, dass eine Sichtung nicht mehr möglich ist. Letzteres wurde im Februar 2014 sieben Japanerinnen zum Verhängnis, als sie nach ihrem Tauchgang vor Bali einen Albtraum durchlebten. Sie wur­den nach dem Auftauchen nicht gesehen, obwohl sie gar nicht so weit entfernt vom Boot auftauchten. Fünf von ihnen konnten nach 38 Stunden von einem Riffdach gerettet werden, auf dem sie ausgeharrt hatten, um nicht von der Strömung weiter ins of­fene Meer getrieben zu werden, zwei von ihnen blieben jedoch verschollen und wurden nie mehr gefunden. Derartige Schicksale sind leider gar nicht so selten und wieder­holen sich vermutlich tagtäglich weltweit immer wieder. Es ist erstaunlich, wie viele Taucher schon ähnlich schlimme Erfah­rungen sammeln mussten und für längere Zeit im Meer trieben, ehe sie von einem Boot entdeckt wurden. Das ist völlig unabhän-gig von der individuellen taucherischen Erfahrung, denn auch „alte Hasen“ können durchaus davon betroffen sein. Manche trieben „nur“ eine halbe Stunde, andere mussten mehrere Stun­den ausharren - stets mit dem ungewissen Gefühl, überhaupt gerettet zu werden. Der längste dokumentierte traurige „Welt­rekord“ wurde 1995 im Roten Meer erreicht, als drei Taucher 54 Stunden trieben, ehe sie lebend gerettet wurden! Lösung für den Ernstfall Glücklicherweise gibt es aber auch andere Geschichten! Nämlich die, in denen Taucher innerhalb nur weniger Minuten wieder wohlbehalten an Bord geholt werden konnten, obwohl sie teilwei­se bis zu mehrere Kilometer weit abgetrieben waren und selbst mit Ferngläsern nicht mehr gesichtet wurden. Allerdings haben sie ihr Schicksal keinem Zufall zu verdanken. Vielmehr spielte hier die moderne Technik die entscheidende Rolle, die dank Funk und präziser GPS-Ortung eine schnelle Rettung ermöglichte. Früher und heute: ENOS®-System auf einen Blick ENOS®-System, 2005-2014 NEU: ENOS®-System, ab 2015 ENOS®-Sender ENOS®-Empfänger Gehäuse: 210 x 50 mm (H x D), Kunststoff 270 x 248 x 178 mm (B x H x T), Kunststoff Gewicht: 0,365 kg 5,1 kg Wasser­dichtigkeit: 100 m, auf Wunsch auch bis 200 m (Tech-Tauchen) IP 67, wenn geschlossen, Spritzwassergeschützt, wenn geöffnet Tempera­ - 30° C / + 70° C - 20° C / + 60° C tur: Stromver­sorgung: Lithium Batterien, 4 x AA Mignon-Zellen, 3000 mAh 12 V Akku, Wiederauf­ladbar, 12 V DC extern über Buchse Laufzeit: 15 Stunden 5 – 8 Stunden Preis: EUR 740,00 (netto), inkl. Batterien und Sen­dertasche EUR 3.180,00 (netto) ENOS®-Sender ENOS®-Empfänger Gehäuse: 200 x 35 mm (H x D), Kunststoff 230 x 180 x 100 mm (B x H x T), Kunststoff Gewicht: 0,170 kg 2,5 kg Wasser­dichtigkeit: 100 m, auf Wunsch auch bis 200 m (Tech-Tauchen) IP 67, wenn geschlossen, Spritzwassergeschützt, wenn geöffnet Tempera­ - 30° C / + 70° C - 20° C / + 60° C tur: Stromver- Lithium Batterien, 2 x 12 V Akku, wiederauf­ sorgung: AAA, 1250 mAh ladbar, 12 V DC extern über Buchse Laufzeit: 170 Stunden (eine Wo­che) 50 Stunden Preis: EUR 485,00 (netto) inkl. Batterien und Sen­dertasche EUR 2.485,00 (netto) Was diese Taucher gemacht haben, um so weit abgetrieben zu werden, ist nicht bekannt. Dies verlangt nach einer Unfallanaly­se, um derart gefährliche Wiederholungen zu vermeiden. Aber eines haben sie garantiert richtig gemacht: Sie sind von einem Schiff aus getaucht, das „ENOS®“ an Bord hatte – ein Ortungs­system für Taucher, das erste seiner Art, das allen Tauchern ein stundenlanges Treiben erspart, bzw. dem sie im schlimmsten Fall sogar ihr Leben verdanken. Es ist also empfehlenswert, sich vor Buchung einer Tauchsafari zu vergewissern, ob das in Aussicht genommene Tauchboot über eine solche Einrichtung verfügt! Mittlerweile sind bereits eine ganze Anzahl von Safaribooten im Roten Meer mit dem ENOS®-System ausgerüstet, so wie hier etwa die „Independence II“. ENOS® ist ein Akronym und steht für Elektronisches Notruf- und Ortungs-System, welches - im wahrsten Sinne des Wortes - zu den großen technischen Entwicklungen im Tauchsport ge­zählt werden kann. Es wird nicht von einzelnen, individuellen Tauchern angeschafft, sondern es wurde für Tauchbasen und Sa­farischiffe entwickelt und kann sowohl landgestützt als auch vom Tauchboot zur Sicherheit eines jeden Tauchers eingesetzt werden. Zwei GPS-gestützte Einheiten Das komplette ENOS®-System (Ausführung von 2005 bis 2014) mit dem Empfänger in der Mitte, dem Ladegerät davor und 22 Handsendern. Das System besteht aus zwei Einheiten, dem an Land oder an Bord des Tauchschiffs installierten ENOS®-Empfänger und den ENOS®­Sendern, die die Taucher während ihres Tauchgangs mit sich füh­ren. Beide Einheiten sind GPS-gestützt. Stellt der Taucher nach dem Auftauchen fest, dass das Schiff zu weit entfernt ist um von dort aus gesehen zu werden oder um dorthin zurück zu schwimmen, schaltet er seinen ENOS®-Sender an der Wasseroberfläche ein. 15 Sekunden später hat die Crew bereits den ersten Alarm: Mit einem roten Warnhinweis auf dem Bildschirm des ENOS®-Empfängers und einem lauten Hochfrequenzton wird die Besatzung über den Notfall informiert. Auf die Gefahr aufmerksam gemacht, ist ein sorgfältiges Absuchen der Wasseroberfläche die unmittelbare Folge, die in den meisten Fällen schon direkt zu einer schnellen Rettung führt, weil sich die Taucher zu diesem Zeitpunkt meistens noch in Sichtweite des Bootes befinden. Aber auch wenn die Taucher nicht mehr zu sehen sind, verlaufen alle Rettungsaktionen „unspektaku­lär“, präzise und schnell! Denn nach Absetzen des ersten Alarms beginnt der ENOS®-Sender seine eigene GPS-Position zu ermit­teln, die er dann per Funk automatisch an das Schiff sendet. GPS Technologie - das Wichtigste in Kürze GPS GPS ist die Abkürzung für Global Positioning System. Es ermöglicht eine sehr genaue Bestimmung der eigenen Po­sition auf der Erde, die in Längen- und Breitengraden an­gegeben wird. Der Messfehler ist dabei geringer als 10 m. Das System besteht aus 24 aktiven und ca. 7 Reservesatel­liten, die nicht stationär sind, sondern die Erde in einer Entfernung von etwa 20.200 km umkreisen. Fällt ein akti­ver Satellit aus (defekt oder Alterung), wird er von einem der Reservesatelliten ersetzt, für den dann wiederum ein neuer Reservesatellit in die Umlaufbahn geschickt wird. Für eine genaue Positionsbestimmung müssen Signale von mindestens 4 GPS-Satelliten empfangen werden. Je mehr Satelliten, desto genauer die Positionsberechnung. Satelliten – das System Das Funktionsprinzip GPS-Satelliten empfangen nichts. Sie übertragen weder Notrufe, Telefonate oder anderen Daten (eines der größten Missverständnisse in diesem Zusammenhang). Stattdessen senden sie permanent Signale zur Erde, die von den GPS-Modulen (z.B. in einem Navigationsgerät, von modernen Handys oder eben von ENOS®) empfangen werden. Aus diesen Signalen errechnet das Modul die eigene Position. Frequenz Die Signale der GPS-Satelliten werden auf Funkwellen im Giga-Hertz-Bereich ausgesendet: ~ 1.500 MHz. Die­se Funkwellen sind für Menschen und Tiere absolut un­schädlich und tragen nicht zum sogenannten „Elektro-Smog“ bei. Die Wellenlänge ist so kurz, dass sie nur ca. 50 cm tief ins Wasser eindringen können. Deswegen funk­tioniert GPS nicht unter Wasser und selbst modernste U-Boote müssen für eine GPS-gestützte Positionsbestim­mung entweder auftauchen oder eine GPS-Empfangsan­tenne an die Wasseroberfläche schicken. Herkunft Ursprünglich von den USA in den 1970er Jahren zu mi­litärischen Zwecken entwickelt, löste es 1985 ältere Satel­liten-Navigationssysteme ab und hat seit etwa 1990 auch eine wichtige Position in der zivilen Wirtschaft eingenom­men. Es ist weltweit verbreitet. Kosten Die Nutzung des GPS-Systems ist für jedermann kostenfrei und unterliegt auch keinen weiteren Einschränkungen. Alle Rechte liegen bei den USA Die Nutzungsrechte liegen bei den USA, was 1991 im ersten Golfkrieg zur Folge hatte, dass die GPS-Satelliten manipu­lierte Signale aussandten, die ausschließlich von den GPS-Empfangsgeräten der US-Army richtig dekodiert werden konnten. Alle anderen GPS-Geräte machten in dieser Zeit ungenaue Angaben, auf die man sich nicht hundertprozentig verlassen konnte. Kapitäne konnten das z.B. daran erkennen, dass sie mit ihrem Boot - laut Ihres GPS-Plotters - angeblich „auf “ der Küstenstraße fuhren statt an der Küste entlang. Auch Autofahrer bestätigten, dass sie angeblich „schräg eine Weide überquerten“, während sie sich in Wirklichkeit auf ei­ ner Straße befanden. Diese Fehlangaben kamen durch die manipulierten Signale der GPS-Satelliten zustande. Kritiker weisen gerne auf den Umstand hin, dass die Ho­ heit des GPS-Systems allein bei den USA liegt, denen man als Nutzer „ausgeliefert“ ist. Das ist bei anderen Satelliten-Navigationssystemen aber nicht anders: Wer sich dem rus­sischen GLONASS-System bedient, ist Russland „ausgelie­fert“. Nur den Europäern kann man sich nicht „ausliefern“, weil das EU-Projekt GALILEO noch nicht fertig ist. Doch schon heute zweifeln Insider, ob es jemals frei und kos­tenlos genutzt werden darf wie GPS und GLONASS. Zu­dem sei allen Kritikern zu ihrer Beruhigung gesagt, dass im zweiten Golfkrieg 2003 die GPS-Satelliten schon nicht mehr manipuliert wurden. ENOS® bleibt unabhängig Doch ob nun die GPS-Daten manipuliert sind oder nicht, hat auf eine Rettungsaktion mit dem ENOS®-System absolut keinen Einfluss! Die Anzeige auf dem Bildschirm hat nämlich nach wie vor Gültigkeit, auch wenn es sich um falsche, ma­nipulierte Daten handelt. Das liegt daran, dass beide Einhei­ten des Systems (der ENOS®-Empfänger und die ENOS®­Sender) jeweils von denselben GPS-Satelliten bedient werden und somit demselben Fehler unterliegen. Das bedeutet, dass trotz manipulierter Daten die auf dem Bildschirm angege­bene Position des abgetriebenen Tauchers zum Tauchschiff richtig ist. Das gilt für die Entfernungsangaben genauso, wie für den einzuhaltenden Winkel/Kurs zu dem Taucher in Not. Aus der eigenen GPS-Position und der von den treibenden Tau­chern empfangenen, errechnet der ENOS®-Empfänger nun exakt die Entfernung und Richtung vom Schiff zu dem/den Notrufen­den und zeigt dies in einer gut übersichtlichen und verständli­chen Grafik auf seinem Bildschirm an. So kann die Crew immer nur wenige Minuten später auf dem Bildschirm des Empfängers exakt erkennen, wo sich die abgetriebenen Taucher befinden. Kein Wunder, dass alle Rettungen dank dieses Systems bislang weltweit so „unaufgeregt“ verliefen und glücklich endeten! Anzeige auf dem Bildschirm. Doch wie bei allen Funksystemen kann es auch bei ENOS® pas­sieren, dass ein Notruf mal nicht empfangen wird. Das kann z.B. der Fall sein, wenn zwischen dem Sender und dem Empfänger eine Insel liegt, hinter der sich der Notrufende sehr dicht befin­det. Dann stellt die Insel ein Hindernis dar und unterbricht den Funkkontakt. Ist der abgetriebene Taucher aber nur ein kleines Stück weit von der Insel weg aufs offene Meer hinaus getrieben worden, funktioniert das ENOS®-System einwandfrei, da sich die Funkwellen über die Insel hinweg ausbreiten und den Emp­fänger erreichen können. Empfang selbst über große Entfernungen Je nach Montagehöhe der Empfangsantenne hat das ENOS®­System eine Empfangsreichweite von bis zu 10 km – die Deut­sche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat in einem eigenen Test in der Ostsee sogar 6,5 Seemeilen dokumen­tiert, was fast 13 km entspricht. Damit bleibt die Gefahr, dass ein Taucher von einer Strömung aus der Empfangsreichweite heraus getrieben wird, sehr theoretisch. Weltweit einmalig Unter diesen Voraussetzungen muss man sich schon wundern, dass dieses seit 2005 verfügbare lebensrettende System nicht schon längst zum allgemeinen Standard geworden ist. Seit seiner Einführung kann das ENOS®-System mittlerweile auf unzähli­ge undramatische Rettungen verweisen, die allesamt stressfrei abliefen und immer mit einem Happy End ausgingen. Entspre­chend dem Grundsatz, nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht, wird wohl oft nicht über solche erfolgreichen Aktio­nen in der Presse berichtet. Das gilt besonders für Taucher, die ihren Tauchgang vorzeitig be­endeten und nur dank ihres ENOS®-Senders die Crew auf sich aufmerksam machen konnten, um so vom Beiboot schnell geholt zu werden. Der positive „Nebeneffekt“: Dadurch, dass alle Tau­cher sofort gefunden wurden, brauchten weder nervenaufreibende Suchaktionen durchgeführt werden, noch wurde der Rhythmus ENOS®-Empfänger mit hochsensiblen Testgeräten im Funk­ labor der Herstellerfirma Seareq. der Tauchsafari unterbrochen - noch nicht mal die Mahlzei­ten mussten später serviert werden oder fielen gänzlich aus. Das mag im Zusammenhang mit Suchaktionen banal und lächerlich klingen, wird aber von allen Tauchreiseveranstaltern regelmäßig mit aufgeführt, wenn man sie nach ihren Erfahrungen mit dem ENOS®-System befragt. Ganz zu schweigen von den Crews, die, seit sie das System an Bord haben, nie mehr aufwändig nach einem Taucher suchen mussten. ENOS® ist also nicht nur ein unschätz­barer Sicherheitsfaktor für die Taucher selbst, sondern auch ein wichtiger Erholungsfaktor an Bord - unter, wie auch über Wasser! Dabei bietet das System noch etliche weitere Vorteile, die es weltweit so einmalig macht: 1. Es ist das einzige GPS-gestützte Rettungssystem für Taucher, das mehrere Notrufe gleichzeitig empfangen, auswerten und auf seinem Bildschirm anzeigen kann! Damit konnten selbst solche Taucher schnell und problemlos gerettet werden, die es in einer reißenden Strömung sternförmig auseinander getrieben hatte, und jeder Einzelne von ihnen seinen Sender einschalten musste. 2. Die Funkfrequenz, mit der das ENOS®-System arbeitet und auf der die GPS-Daten der verunfallten Taucher übertragen wird, ist lizenzfrei! Das heißt, dass kein ENOS®-System re­gistriert werden muss und problemlos von jedem genutzt werden darf, auch wenn man kein Funkzeugnis hat. 3. Eine weitere Annehmlichkeit: Diese Funkfrequenz ist ab­solut kostenlos und gebührenfrei! Es drohen keine Ret­tungskosten und noch nicht mal eine Grundgebühr, die von dem Taucher oder der Tauchbasis zu entrichten wäre. Das hat seine Ursache darin, dass der Notruf nicht von den internationalen Notrufsystemen (z.B. GMDSS, COSPAS/ SARSAT, Inmarsat etc.) aufgefangen wird, wie sie von der Berufsschifffahrt genutzt werden und hohe Rettungskosten generieren. Der Notruf vom ENOS®-Sender wird nur vom ENOS®-Empfänger, und zwar von allen in Reichweite be­findlichen, empfangen und keinem anderen System. Die problemlose freie Nutzung mag auf den ersten Blick unwe­sentlich erscheinen, schließlich will jeder treibende Taucher nur so schnell wie möglich gerettet werden, und wenn es sein muss, auch von einem Frachter – logisch! Hört man sich jedoch bei Küs­tenwache, Wasserschutzpolizei und Seefahrern um, so kann man Empfindliche Strafen bei Missbrauch von Notruffrequenzen Folgendes erfahren: Die Nutzung der Seenotruffrequenzen durch Sporttaucher und Personen ohne Funkzeugnis SRC (Short Ran­ge Certificate) ist keine Kleinigkeit und stellt auch keinesfalls ein „Kavaliersdelikt“ dar. Es zählt vielmehr weltweit als Missbrauch, der als Straftat geahndet wird! In Deutschland wäre eine Strafan­zeige seitens der Staatsanwaltschaft die Folge. In anderen Ländern wie z.B. den Malediven, Ägypten, aber auch den USA, drohen dem Taucher hohe Geldbußen und zusätzlich sogar Gefängnis! Funk ist weltweit ein hochsensibles Thema, das in allen Ländern der Welt strengsten Auflagen unterliegt. Ein Verstoß gegen nati­onale oder internationale Funkgesetze wird sehr hart geahndet. Hintergrund solch „brachial“ anmutender Strafen ist die Vorbeu­gung von Missbrauch, denn jeder Alarm auf den Seenotrufka­nälen löst umfangreiche Rettungsaktionen aus. Deren Kosten landen schnell in einem sechsstelligen Bereich und jeder Alarm, vor allem Fehlalarme, blockieren die Rettungskräfte für andere Einsätze. Was viele dabei nicht wissen: Die internationalen See­notrufsysteme leiden unter einer Fehlalarmquote von über 90 %! Das bedeutet für die Retter der Deutschen Gesellschaft zur Ret­tung Schiffbrüchiger, der Küstenwachen und SAR (Search and Rescue), dass sie jedes Mal vor der Frage stehen, ob es sich um einen echten Alarm handelt oder wieder mal nicht, denn na­türlich will man helfen! Jeder übertragene Fehlalarm blockiert jedoch die Rettungskräfte umsonst. Kein Wunder, dass jeder Alarm konsequent verfolgt wird, um auf jeden Fall vom Sender des Notrufs die entstandenen Kosten einzufordern. Wer trägt die Kosten einer Rettungsaktion? Hinzu kommt, dass den Wenigsten bewusst ist, dass ein Con­tainerschiff nicht eben mal anhalten kann, um einen treibenden Taucher aus dem Wasser zu fischen. Bei Bremswegen von meh­reren Seemeilen ist es schon naiv zu glauben, dass ein Frach­ter spontan stoppen kann/wird, um solch lebendes „Treibgut“ aufzufischen. Erst im Mai 2014 hat es sich zugetragen, dass ein Hochseefrachter an einem kieloben treibenden Segelboot im At­lantik nur vorbeifahren und nicht helfen konnte. Somit wäre es nur ein scheinbarer Vorteil, wenn ein Alarm von allen sich in der Nähe befindenden Schiffen, Fähren, Frachtern gleichzeitig empfangen wird. Nein – es ist im Gegenteil wichtig, jegliche Wendemanöver und Verspätungen bei der Berufs- und Linienschifffahrt zu vermeiden. Die Kosten dafür müssen nämlich vom Verursacher getragen werden Das kann teuer werden, und zwar richtig! Der „SPIEGEL“ schilderte einst in einem Beitrag von einer zweistündigen Verspätung eines britischen Frachters, die durch den Notruf eines italienischen Containerschiffs aus­gelöst wurde, und die der italienischen Reederei nachträglich mit 200.000 Pfund Sterling (125.000 Euro pro Stunde) in Rech­nung gestellt wurde. Man hüte sich also vor dem weit verbrei­teten Irrglauben, Hilfe auf See sei immer und in allen Fällen kostenlos! Das entspricht zwar grundsätzlich dem Seerechts-übereinkommen der Vereinten Nationen, ist aber längst nicht für alle Bereiche pauschal gültig. Somit muss Hilfe auf See ge­nauso betrachtet werden, wie die Hilfe, die bei einem Verkehrs­unfall geleistet wird. Auch hier werden die Einsatzkräfte wie Notarzt, Krankenwagen, Rettungshubschrauber etc. bezahlt. Wenn für den Verunfallten auch nicht spürbar, weil diese Kos­ten die Kranken- und Unfallversicherungen tragen, werden die Rettungskräfte dennoch bezahlt. Mit welcher Logik sollten das die Retter in einem Seenotfall nicht auch? Allein im Jahre 2012 hatte die DGzRS über 25 Mio. Euro Rettungskosten zu verzeich­nen. Nicht inbegriffen die Kosten der regulären Patrouillenfahr­ten und die Kosten der Inanspruchnahme anderer Institutionen wie Küstenwache, Wasserschutzpolizei, Bundesmarine etc. Dem Steuerzahler sind solche Summen umfänglich nicht zuzumuten. Spätestens jetzt wird deutlich, dass das in sich geschlossene Funk­tionsprinzip des ENOS®-Systems von sehr großem Vorteil ist. Der Alarm geht per UKW direkt dahin, wo er hin gehört: Auf das Tauchschiff! Jeder sich in der Nähe befindende ENOS®-Empfänger ist ebenfalls in der Lage, jeden Notruf von jedem ENOS®-Sender zu empfangen, der in seinem Empfangsbereich liegt. So können andere umliegende Tauchschiffe bei Bedarf ebenfalls helfend ein­greifen, wenn das eigene Tauchschiff nicht ablegen kann, weil sich unter ihm auftauchende Taucher befinden. Dann kann ein ande­res Boot ablegen oder man kann sein Beiboot aussenden. Wer hat’s erfunden? Die Schweizer waren es diesmal nicht, und die Idee zum ENOS®-Rettungssystem stammt auch nicht aus Silicon Valley, sondern aus Rösrath, einem kleinen Städtchen in Nordrhein-Westfalen. Der geistige Vater und Erfinder ist Karl Hansmann, Dipl.-Ing. für Elektrotechnik und Infor­matik und Gründer der Firma Seareq. Er ist begeister­ter Segler und seit 1983 auch leidenschaftlicher Taucher (CMAS***/Gold), der an vielen spektakulären und strö­mungsreichen Plätzen getaucht ist. Zwar wurde Hansmann selbst nie von einer Strömung abgetrieben, aber er kann sich sehr gut vorstellen, wie schlimm die Erfahrung sein muss, irgendwo aufzutau­chen, gar nicht so weit vom Tauchboot entfernt, welches man allerdings nur dann sieht, wenn man sich auf einem Wellenberg befindet. Im Wellental ist man unsichtbar und wird u. U. vom Boot aus nicht entdeckt. Es ist ein richtiger Albtraum, hilflos, mutterseelenallein an der Wasseroberfläche zu treiben und mit bangen Gedanken auf eine möglichst baldige Rettung zu hoffen. „Dieses Gefühl, bei dem einem das Wasser buchstäblich bis zum Hals reicht, haben mir schon viele Taucher und Freunde drastisch geschildert“, blickt Hansmann zurück. „Solche Erzählungen ließen mich schließlich nicht mehr los, nach einer technischen Lösung für dieses Problem zu suchen. Konkret wurde es, als ich von den drei Tauchern hörte, die bis zu ihrer Rettung 54 Stunden im Roten Meer trie­ben. Dieser Fall wurde noch eineinhalb Jahre später auf der „boot“ hitzig diskutiert. Ich erinnere mich noch genau, wie meine damalige Lebensgefährtin, heute ist sie meine Frau, während der Rückfahrt von der Messe mit mir da­rüber sprach. Kopfschüttelnd äußerte sie sich darüber, wie schwer es zu akzeptieren sei, dass der Mensch bereits 1969 punktgenaue Operationen auf dem Mond durch­führen konnte, aber 30 Jahre später noch immer nicht in der Lage ist, einen „nur“ 300 m weit entfernten Menschen an der Wasseroberfläche zu orten. Vielleicht haben mich ihre Worte „Mond“ und „orten“ gedanklich auf „All“ und „GPS“ gebracht, denn plötzlich hatte ich das Funktions­prinzip vor meinem geistigen Auge: Zwei GPS-gestützte Teile, die zusammenarbeiten und ein eigenständiges Sys­tem darstellen, mit dessen Hilfe auch in weit abgelegenen Gegenden sofort die Rettung eingeleitet werden kann.“ Gemeinsam mit seinem Freund Lutz Heinen, Dipl.-Ing. für Elektro- und Nachrichtentechnik, machte sich Hansmann an die Entwicklung. Heinen ist wohl Nichttaucher (seine Leidenschaft gilt dem Marathonlauf), aber sein Know-how ergänzt sich perfekt mit dem von Karl Hansmann. Dritte im Seareq-Bunde ist Hansmanns Frau Christiane, die ihn seinerzeit auf die Idee brachte. Sie ist seit 1977 lei­denschaftliche und aktive Sporttaucherin, war Mitte der 1980er Jahre für dreieinhalb Jahre Tauchlehrerin am Roten Meer und ist heute verantwortlich für Marketing und PR. Die Entwicklung von ENOS® Am Anfang stand die Recherche: Keiner der Drei konnte sich vor­stellen, dass es nicht schon solch ein Rettungssystem für andere Anwendungen gab. Aber tatsächlich - sie waren die Allerersten, und das weltweit! Nun war der Ehrgeiz geweckt! Sie begannen mit Entwicklungsarbeiten, die ebenfalls mit sehr mühseligen Recher­chen einhergingen. Es galt eine Funkfrequenz zur Übertragung zu finden, mit der das Unterfangen nicht nur technisch umsetzbar ist, sondern vor allen Dingen auch für den zivilen Anwendungs­bereich zugelassen, damit jeder das System legal nutzen kann. Eine sehr aufwändige Arbeit - und das für eine relativ kleine Zielgruppe! Die Zahl der Tauchboote ist verschwindend gering, im Vergleich zu allen Motor- und Segelyachten. Und noch etwas reduzierte den Kundenkreis, ein weltumspannendes Problem: Funkrechtlich ist die Erde nämlich in drei Zonen eingeteilt, in denen die Funkfrequenzen unterschiedlich belegt sind. So wird z.B. in Europa (Zone I) auf einer anderen Frequenz telefoniert, als in den USA (Zone II) oder in Asien (Zone III), weswegen zu Beginn der Mobiltelefonie ein europäisches Handy nicht in den USA oder Asien funktionierte. Aus diesem Grund sind heute alle Handys „Tri-Band-Handys“, die allen drei Zonen gerecht werden und überall funktionieren. International werden Funkfrequen­zen in Genf geregelt, bei der ITU, der International Telecom­munication Union, für Europa in Kopenhagen (ECO, European Communications Office) und für die Weltmeere regelt das die IMO, die International Maritime Organization. Alle diese drei Komitees sind direkte Unterorganisationen der UNO. So wurde das Notruf- und Ortungssystem ENOS® entwickelt, das für jede der drei Zonen mit unterschiedlichen Frequenzen ausgestattet ist. Hansmann seufzt: „Ja, es ist tatsächlich so: Den drei Zonen entsprechend, mussten wir das ENOS®-System für drei verschiedene Funkfrequenzen herstellen, anders ging es nicht. Sonst hätten wir unsere Kunden in die Illegalität getrieben, was nicht in Frage kam.“ Eine Einstellung, die leider nicht selbstverständlich ist, denn es drängen zunehmend Rettungsmittel auf den Markt, meist je­doch, ohne die Taucher darüber aufzuklären, dass sie entweder ein Funkzeugnis erfordern und/oder mit internationalen See­notruffrequenzen arbeiten, was für den Benutzer sehr teuer wer­den kann und ihn an den Rand oder gar in die Illegalität treibt, um gerettet zu werden. Qualität „Made in Germany!“ Solche Probleme haben ENOS®-Nutzer nicht, nirgendwo auf der Welt. Und auf noch etwas können sie sich verlassen: Ihre Systeme sind zu 100 % „Made in Germany!“ In der Tat hat Hansmann bis heute ein waches Auge auf die Produktion aller Seareq-Artikel. Er kennt alle Unterlieferanten persönlich, weiß Bescheid um je­den Fertigungsschritt, kennt auch die, die von Spezialunterneh­men in Auftragsarbeit erledigt werden. Kompromisslos wird im eigenen Haus die Philosophie „Safety First!“ verfolgt und dem­entsprechend auch von den Subunternehmern und Geschäfts­partnern gefordert. Selbst reizvolle Billigangebote bringen ihn unternehmerisch nicht von diesem Pfad ab. Das ist im harten Wettbewerb nicht immer einfach. Dass es sich dennoch lohnt, zeigt sich darin, dass Seareq noch nie eine Rückrufaktion starten musste. Und noch nie wurde ein ENOS®-Sender ohne Fremd­einwirkung (Gehäusebruch) undicht. Heute ist ENOS® interna­tional das Synonym für zuverlässige und schnelle Rettung! Ein Image, auf das man bei Seareq stolz ist. Aus einer Idee wird eine Lebensaufgabe War sich der Erfinder und Hersteller des Systems schon damals über die Auswirkungen im Klaren? Der Diplom-Ingenieur Karl Hansmann lacht: „Im Prinzip schon. Wenn ich es damals auch nicht so voll umfassend durchschaut habe.“ Als leidenschaftlicher Tau­cher und Segler kennt er die Kräfte der Natur und liebt sie auch. Aber er weiß natürlich auch um ihre Gefahren. Die Tatsache, dass Taucher manchmal stunden- oder gar tagelang an der Wasserober­fläche treiben bis sie gefunden werden, lebend, tot oder gar nicht mehr, beschäftigte ihn immer wieder, bis es ihn gar nicht mehr losließ. Das war, als der Fall von drei Tauchern durch die Medi­en ging, die 54 Stunden lang durch das Rote Meer getrieben sind. Dies führte schließlich zur Idee der „Dreiecks-Konstellation“ des in sich geschlossenen Funktionsprinzips vom ENOS®-System. Ein Empfänger an Bord zieht sich seine Position aus den GPS-Daten, der Sender ebenso, den der treibende Taucher mit sich führt, und dieser sendet dann seine Daten direkt an das Tauchschiff. Einfach und dennoch „High-Tech“ Das Funktionsprinzip klingt recht simpel, leuchtet jedem ein und ist doch High-Tech pur. „Am Anfang stand die Recherche“, erinnert sich Hansmann, „bei der uns die Techniker großer elekt­ronischer Hersteller damals sagten, dass all das nicht geht, was wir da vorhatten. Aber wir haben nicht abgelassen von unserer Idee – und es letztlich doch geschafft!“ Begeistert von der Vorstellung, Tauchern zukünftig den Horror des langen Treibens zu ersparen, entwickelten die drei Seareq-Gründer gemeinsam, immer parallel zum hauptberuflichen Job, das Rettungssystem, das damals längst noch nicht ENOS® hieß. Wenn sie auch nicht in einer Garage bastelten, wie Bill Gates und andere es taten, sind die Anfänge des Systems nicht min­der erwähnenswert. Mit selbstgebauten Gehäusen und Platinen wurden draußen im Feld die ersten Versuche gefahren, ob und wenn ja, wie weit die Daten übertragen werden – Feldversuche im wahrsten Sinne des Wortes! Robustes Material und einfache Bedienung Vieles von dem, was seit der Erstentwicklung existiert, hat bis heute Bestand, brauchte und konnte seitdem kaum verbes­sert werden. Das liegt u. a. daran, dass von Anfang an großer Wert auf Robustheit gelegt wurde, damit das System dem rauen Tauchalltag standhält. Und so ist den Dreien bereits vor zehn Jahren ein Coup gelungen, der noch heute Aufmerksamkeit er­regt. Die Antennen wurden ins Innere des Senders verlegt. Sie sind nämlich die sensibelsten Teile der Notrufsender - brechen sie ab, schrumpft die Rettungschance auf ein Minimum, weil das Notsig­nal nicht übertragen werden kann - ein einziger Horror! Also wur­den sie bruchsicher im Inneren der Gehäuse eingebaut, ohne einen Leistungsverlust in der Sendereichweite zu verzeichnen. Ein weiteres dickes Plus ist der Schalter des ENOS®-Senders, über den der Notruf ausgelöst wird. Der lässt sich mit kalten, klammen Fingern und selbst mit dicken Handschuhen bedienen. Es sind also nicht verschiedene Knöpfe zu drücken, sondern nur ein einziger roter Hebel am unteren Ende des Senders muss um 180° verdreht werden. Nach dem Einschalten zeigt seine asym­metrische Stellung eindeutig, das Gerät ist „AN“, und die Leuchte oben beginnt zu blinken. Selbst unter größtem Stress kann nichts falsch gemacht werden. Somit ist es ein Leichtes, den Alarm ab­zusetzen, selbst wenn noch eine Kamera, eine Lampe oder ande­res am Handgelenk hängt. Dazu ist es im Allgemeinen so, dass der Skipper nach dem Empfang das Schiffshorn bläst, sodass der Taucher in Not weiß, dass sein Signal empfangen wurde. Der neue ENOS®-Sender (ab Januar 2015), links nicht akti­viert und rechts mit dem verdrehten roten Hebel in Sendepo­sition. Gleichzeitig schaltet sich oben ein LED-Blinklicht ein, das den Ort des Tauchers in Not zusätzlich markiert. Leicht und verständlich Bedienung und Menü sind beim Empfänger ebenfalls seit 2005 unverändert. Die Angaben zu den in Not befindlichen Personen sind unmissverständlich und eindeutig und führen jeden Skipper immer direkt zu den Verunfallten – egal, wo auf der Welt sie sich befinden und welche Ausbildung der Skipper hat. Zwar bieten am Empfänger mehrere Knöpfe verschiedene Optionen, doch ist die Bedienung des Menüs sehr einfach und unmissverständlich. Egal ob man sich die gewünschte Sprache einstellt – serienmäßig werden alle Empfänger in den vier Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch geliefert, oder die Farben des Displays (blau/gelb, gelb/blau, schwarz/weiß und weiß/schwarz) wählt – die Führung des Menüs ist selbsterklärend. Das Auffälligste jedoch ist die leicht verständliche Grafik auf dem Bildschirm, die der Crew unmissverständlich anzeigt, wo die Taucher treiben. Die genaue Distanz sowie ihre Position und Richtung zum Schiff werden auf dem Bildschirm eindeutig dar­gestellt, zusammen mit einer daneben stehenden Tabelle, die alle Daten nummerisch aufführt. Wer will, kann sich stattdessen in dieser Tabelle auch die exakten GPS-Positionen der Personen in Not zeigen lassen. „Wir wollten unter allen Umständen ver­meiden, dass das Gerät den Benutzer überfordert“, unterstreicht Hansmann seine Philosophie. „Wer kennt nicht den frustrieren­den Effekt, dass man z.B. seinen Digitalreceiver nicht richtig ein­stellen kann, weil das Gerät viel zu viele Optionen bietet, die der Nutzer gar nicht braucht und auch längst nicht mehr versteht.“ Unaufhörliche Weiterentwicklung des Systems Dass sich ENOS® nicht verändert hat, stimmt aber nur ober­flächlich betrachtet, denn im Innenleben hat sich seit 2005 eine ganze Menge getan. „Elektronische Bauteile haben halt kein lan­ges Leben“, seufzt Hansmann, „denn die Entwicklung geht immer weiter. Dadurch verarbeiten wir ständig neue Teile – was aber wie­derum auch den Vorteil hat, dass das heutige ENOS® viel schneller ist als die ersten Serien, die wir 2005 ausgeliefert haben“, die aber immer noch voll im Einsatz sind! Tatsächlich mussten bisher nur einige wenige Sender ersetzt werden; und auch nur, weil Taucher versehentlich ihr Tauchgerät, bzw. ihren Bleigurt darauf gewor­fen oder ähnliche verwerfliche Dinge getan haben. Alle anderen Sender arbeiten reibungslos, und darauf ist das gesamte Team stolz. „Einfach abgesoffen“, wie in Taucherkreisen umgangs­sprachlich das Volllaufen von Kameras, Gehäusen und anderen Ausrüstungsgegenständen betitelt wird, ist bei ENOS® noch nie vorgekommen. Aus dem „Erfinder- und Bastlerteam“ ist 2003 ein Unternehmen geworden, das mittlerweile auch andere Produkte vertreibt, „die aber alle immer mit Sicherheit zu tun haben“, betont Hansmann. Er nimmt den Posten des Geschäftsführers bei Seareq Sicher­heits- und Rettungsequipment ein und ist nach wie vor aktiv an der Entwicklung der Produkte beteiligt. Die beiden anderen Gründer kümmern sich um die Hard- und Softwareentwicklung sowie um Marketing und PR. Sie werden durch externe Spezialis­ten aus den Bereichen Funk und Navigation ergänzt. So hat sich Seareq in den letzten zehn Jahren als „Nischenanbieter“ und Spe­zialist etabliert und ist längst als solcher in der Szene anerkannt. „Lasst die … doch treiben!“ „Das war nicht immer so und ganz besonders die Anfänge wa­ren bitter! Das war schlimm“, erinnern sich die Drei. „Dass die Schiffsbesitzer nicht jubeln werden, weil ENOS® nun mal Geld kostet, war klar. Dass die Reaktionen aber derart krass und z. T. sogar menschenverachtend ausfallen würden, hätten wir im Leben nicht vermutet“, atmet Hansmann tief durch. In der Tat waren die Reaktionen heftig. So fragte z.B. ein Basisleiter unge­niert, warum er denn Geld in Sicherheit investieren solle, wenn doch die Taucher auf den Bäumen nachwachsen. Ein ande­rer fand, dass der Preis von ENOS® in keinem Verhältnis zum Nutzen (!) stünde. Haarsträubend! Ein weiterer meinte auf der „boot“ tatsächlich: „Lasst die Arschlöcher doch treiben!“ (Zitat). Warum die Tauchsportveranstalter z. T. so skandalös reagierten, weiß bei Seareq niemand so genau. Immer wieder wurde aller­dings auch der Anschaffungspreis aufgeführt, der bis Herbst 2014, je nach Anzahl der benötigten Sender, durchaus bei rund 15.000,- Euro pro System lag (3.180,- Euro kostet der Empfänger, 740,- je­der Sender). Viel Geld, ohne Frage, das aber sollte letztendlich nicht ausschlaggebend sein, geht es doch um die Sicherheit der Kunden! Ebenfalls gilt zu bedenken, dass andere Ausrüstungsge­genstände an Bord, die teilweise nur der Bequemlichkeit dienen, weit mehr kosten. Hinzu kommt, dass sich der Anschaffungspreis des gesamten Systems überwiegend aus der benötigten Anzahl der Sender zusammensetzt. Wer also viele Sender benötigt, hat logi­scherweise auch viele Taucher an Bord – von denen er wöchent­lich Geld bekommt. So ungerecht ist das Leben also gar nicht. Was ist ein (Taucher)- Menschenleben wert? Insgesamt fällt es schwer zu akzeptieren, dass ein lebensrettendes System von 15.000,- Euro nicht finanzierbar sei, das gesamte Boot aber weit im siebenstelligen Bereich bei der Anschaffung liegt. Traurig aber wahr: Entgegen aller Werbesprüche manch eines Tauchreiseveranstalters wird also oft der Sicherheit des tauchen­den Reiseteilnehmers eine weit geringere Wertigkeit beigemessen. Sabotage wie im Krimi „Das ist aber noch nicht alles“, blickt Hansmann zurück. „Wir hat­ten auch zusätzlich mit gefälschten Testberichten und Sabotage zu tun!“ Was Hollywood sich nicht hätte intriganter ausdenken kön­nen, war für Seareq Realität. Im Auftrag eines Governments am Roten Meer sollte ENOS® ausgiebig getestet werden. Unter dem Einsatz mehrerer Schiffe und der örtlichen SAR wurden mehrere Probanden mit einem Sender auf See abgesetzt. Ein Regierungs­angestellter dokumentierte den Eingang der Sendersignale auf dem Empfänger. Alles lief glatt – bis auf einen Sender. Wieder zurück an Bord, wurde der sofort von dem Regierungsangestell­ten inspiziert und eingeschaltet. So kriegten alle Umstehenden mit, wie einwandfrei auch dieser zuvor angeblich „fehlerhafte“ Sender arbeitete. Zur Rede gestellt, gab der Proband zu, dass er den Sender zwar eingeschaltet, aber unter Wasser gehalten habe. Zu Motiv und Hintergrund wollte er sich nicht weiter äußern. Dem nicht genug, wurde über einen anschließenden Langzeittest für die Dauer einer einwöchigen Tauchsafari ein falscher Bericht geschrieben, z. T. mit haarsträubenden Unwahrheiten. „Zum Glück konnte ich gleich ein ganzes Boot voll Taucher als Zeugen benennen, die allesamt bestätigen konnten, dass dieser Bericht eine Farce war“, resümiert Hansmann. ENOS®-Sicherheit ein Buchungskriterium Es war ein Wechselbad der Gefühle: Auf der einen Seite die Tauchreiseunternehmer, die sich, gelinde gesagt, anfänglich „eher unrühmlich“ der Produktneuheit entgegenstellten, und auf der anderen Seite die Taucher und die Medien, von denen sich einige mit ihren positiven Aussagen regelrecht überschlugen. Selbst in großen, nationalen Tageszeitungen, Sonntagsausgaben und in Radio- und TV-Sendern wurde das ENOS®-System dem Publikum präsentiert. Die überwiegende Mehrheit der Taucher, die sich ENOS® auf den Messen am Seareq-Stand erklären lie­ßen, bestätigten, dass dieses Sicherheitssystem die Wahl ihres nächsten Safarischiffs mit Sicherheit beeinflussen wird, und dass sie durchaus bereit wären, einen Aufpreis für ihre Safari zu zah­len, wenn sie solch ein sicherheitssteigerndes System an Bord zur Verfügung gestellt bekommen. Ihren Worten ließen die Taucher dann auch Taten folgen und ENOS® wurde ein Entscheidungs- und Buchungskriterium für Tauchsafaris. Anfangs profitierte davon sehr stark das Schiff, das als erstes „ENOS® an Bord“ hatte. Mittlerweile haben viele Schiffsbesitzer im Kampf um den tauchenden Kunden den Vorteil erkannt. Denn neben dem z. T. sehr hohen Niveau an Komfort, Luxus und guter Küche an Bord setzen sie mit diesem Sicherheits­system noch „einen oben drauf “, was bis heute nicht zu toppen ist. Und es dauerte auch nicht lange, bis erste Reiseveranstalter be­stätigten, dass Kunden schnell die Frage nach ENOS® an Bord stellen. Heute weiß jeder, dass sich Buchungsplätze auf „ENOS®­Schiffen“ leichter verkaufen lassen, weshalb das System längst nicht mehr nur auf teuren Luxusbooten der Oberklasse zu fin­den ist, sondern auch im mittleren Preissegment und auf Fest­landbasen. Doch egal in welcher Preisklasse der Urlaub liegt, alle Unternehmer bestätigten in der Zwischenzeit, dass der Break-Even der ENOS®-Anschaffung schneller erreicht wurde, als ursprünglich kalkuliert. Und noch etwas bestätigen alle Schiffs­inhaber unisono: Nachdem sie das ENOS®-System angeschafft haben, mussten ihre Crews nie mehr nach Tauchern suchen! Dank der schnellen Alarmierung und der klaren Angaben auf dem Bildschirm wusste man immer sofort, wo sich die Abgetrie­benen befanden! Mit dem ENOS®-System an Bord verschwand die Angst um abgetriebene Taucher. Zeitaufwändige und vor al­len Dingen nervenzermürbende Suchaktionen gehörten ab so­fort der Vergangenheit an! MOBOS® - die Bestätigung von ENOS® Treibender Segler mit aktiviertem MOBOS®-Sender Damit könnte alles gesagt sein, doch die Geschichte geht noch weiter! 2013, im zehnten Jahr seiner Firmengeschichte, kündigte Seareq eine weitere Produktneuheit an: das Mensch-Über-Bord-System MOBOS®. Dieses Wort – wieder ein Akronym – setzt sich dieses Mal aus den englischen Anfangsbuchstaben für „Man-Over-Board-Operating-System“ zusammen. Es basiert auf demselben Funktionsprinzip wie ENOS®: Ein GPS-gestütz­ter Empfänger an Bord und GPS-gestützte Notfallsender die an der Rettungsweste von Seglern und Bootfahrern befestigt sind. Im Notfall „Mensch über Bord“, sendet der MOBOS®-Sender den Alarm und die GPS-Position des über Bord Gegangenen di­rekt an den Empfänger. Was für uns Taucher mittlerweile „normal“ ist, stellt in der restli­chen Welt der Schifffahrt und Bootssportler eine kleine Revolu­tion dar! Zwar bieten zahlreiche Hersteller Mensch-über-Bord-Sender an, die aber alle auf einem „offenen“ Prinzip fungieren. D. h. je nach System wird der Notruf über spezielle Notrufsatelliten viele Kilometer weit getragen – u. U. sogar über mehrere 1000 km Entfernung hinweg – von wo aus die Rettungsaktion eingelei­tet wird. Ein für die Seefahrt unbedingt lebensnotwendiges Kri­terium, denn ein Schiff, das alleine auf hoher See in Not gerät, dem weit und breit kein anderes Schiff in der Region Hilfe leis­ten kann, ist zwingend darauf angewiesen, dass sein Notruf über sehr große Distanzen getragen wird. Hohe Wellen und nicht zu­letzt auch die Erdkrümmung lassen eine horizontale Funküber­tragung irgendwann abbrechen, weshalb eine weitreichende Übertragung des Notrufs nur via Satellit gewährleistet ist. Aus dem All wird der Notruf wieder zurück auf die Erde geleitet, zu bestimmten Bodenempfangsstationen. Von da aus geht es weiter zu speziellen Marine Rescue Coordination Centers (MRCC), wo die Notrufdaten ausgewertet werden und die Authentifizierung stattfindet, um festzustellen ob es sich (wieder einmal) um einen Fehlalarm handelt oder ob der Notruf echt ist. Wird letzteres bestätigt, wird nun das Rescue Coordination Center informiert, das der Unfallstelle am nächsten liegt und das wiederum die SAR (Search and Rescue) mit der Rettung beauftragt. MOBOS®-Empfänger und MOBOS®-Sender in Rettungswes­te. Dabei wird der Alarm automatisch beim Aufblasen der Weste ausgelöst. Aufwändig und verwirrend? Vielleicht. Für die Berufsschifffahrt und alle anderen Bootssportler ist es aber nach wie vor die einzi­ge Chance gerettet zu werden! Je nachdem wo der Notfall eintritt, dauert es mehrere Stunden oder gar bis zu einige Tagen, bis Hilfe am Unfallort eintrifft. Andere Systeme sind darauf ausgerichtet, dass der Notruf von allen sich im Empfangsbereich befindenden Schiffen empfangen wird; egal, ob Fähre, Frachter oder Yacht. Da aber die koordinierende Einsatzleitung fehlt, die die Rettung steuert, ist es schon vorgekommen, dass zwar alle den Notruf empfangen haben – sich aber gleichermaßen auch darauf verlas­sen haben, dass es der andere schon richten wird. Dann erfolgte auf den Notruf keine Rettungsaktion. Ganz zu schweigen von den bereits erwähnten Kosten, die ein Notruf auslösen kann. Wen wundert es da noch, dass Seareq schon vor Jahren immer wieder von Seglern angesprochen wurde, ob ENOS® nicht klei­ner hergestellt werden könnte, passend für Rettungswesten. Denn die Philosophie, den Notruf direkt an das eigene Schiff zu schicken, stellt eine attraktive Alternative zu den sonst exis­tierenden Systemen dar. Dass durch das in sich geschlossene Funktionsprinzip des ENOS®-Systems auch die Rettungsprofis entlastet und diese weniger blockiert werden, mag zwar auf Au­ßenstehende wie ein „positiver Nebeneffekt“ wirken, ließ aller­dings 2011 schon die IMO, die International Maritime Organi­zation auf das ENOS®-System aufmerksam werden. Die IMO ist eine direkte Unterorganisation der UNO, die für die weltweite Regelung aller Gesetze auf See verantwortlich ist. Dass elektronische Bauteile immer kleiner und leistungsfähi­ger werden, ist ein Trend, der seit Jahrzehnten zu verfolgen ist. Von daher schien es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann ENOS® kleiner werden wird. „Dennoch war dies schwieriger als vermutet: Antennen, Platinen, Batterien - alles braucht seinen Platz. Gleichzeitig sollte der Sender natürlich nicht an Robust­ heit und Sicherheit verlieren. Denn auf das sehr gute Image der ENOS®-Sender, dass sie dicht, zuverlässig und wartungsarm sind, sind wir alle sehr stolz“, konstatiert Hansmann. Fast nur noch die Hälfte: in Größe und im Preis! 2013 gelang Hansmann „der große Wurf “: Nachdem wieder mal elektronische Bauteile abgekündigt wurden und durch wesent­lich kleinere ersetzt werden konnten, erarbeitete Hansmann mit seinem Team ein vollständiges Re-Design des Senders. Dabei hatte er allerdings weniger das „erste Baby“ ENOS® im Kopf, als vielmehr sein zweites Rettungssystem MOBOS®, das sich nun an die Seefahrer und Segler wendet. MOBOS®-Sender, nicht aktiviert und eingeschaltet Mit seiner über zehnjährigen Erfahrung wurde vieles von ENOS® übernommen, das sich seit langem bewährt hat. Anderes wiede­rum musste komplett neu entwickelt werden. Trotzdem hatte er stets beide Systeme im Blick, um später Synergien nutzen zu kön­nen. So entstand neben dem neuen MOBOS®-System auch ein neuer Look für das ENOS®-System, dessen Sender in Zukunft wesentlich kleiner und leichter sein werden, die aber genauso leicht zu handhaben sind, wie es die Taucher seit Jahren kennen. Doch nicht nur Taucher dürfen sich freuen, sondern auch Un­ternehmer! Das neue ENOS®-System, das im Januar 2015 auf den Markt kommt, wird um etliches günstiger: Statt 740,-- Euro kostet der neue Sender jetzt nur noch 485,-- Euro (netto) – be­merkenswerte 250 Euro weniger! Der neue ENOS®-Empfänger liegt bei 2.485,00 Euro (netto), eine Ersparnis von über 700 Euro! Nicht nur durch diese Kostensenkung wird sich das ENOS®­System weiter durchsetzen, sondern auch sonst gewinnt dieses System ständig neue Freunde: So hat kürzlich DAN Europe (Divers Alert Network) das ENOS®-System in seine Sicherheits­standards integriert, und auch „Sharkproject“ rüstet ab 2015 sei­ne Taucher mit dem insgesamt kleiner gewordenen System aus. Fotos: Bluewater Safaries (1), alle anderen Fotos: Seareq Roland Herr: Geboren 1961, Dipl. Ing. Bau­wesen und freier, internationaler Journalist, ist begeisterter Tauchsportler seit 2002 und VDST/CMAS-TL2 Schwimmen ums nackte Überleben Von Claudia und Oliver Wolter „Wir hatten alle erdenklichen Sicherheitsgerätschaften dabei – alles, was zu dieser Zeit gängig war, und doch hat all das nichts genützt. Wenn man so einen halben Tag auf dem Meer treibt und um sein Leben schwimmt, würde man alles für ein modernes Or­tungssystem geben! Leider war das 2009 noch recht unbekannt, sonst wäre uns diese schreckliche Erfahrung erspart geblieben.“ Es ist leider kein Einzelfall, und jeder dieser „Open Water“ Vorfäl­le ist letztlich auf mangelnde Planung und Organisation, vor allem aber auf unzureichende Ausrüstung der Basisbetreiber zurückzu­führen und kann sich noch immer wiederholen, denn die meisten Tauchbasen und Safarischiffe weltweit verfügen noch immer nicht über die notwendigen Gerätschaften. Unser „Abenteuer“ hat sich im Süden von Lombok zugetragen. Die „Gilis“ im Nordwesten von Lombok dürften dem einen oder anderen Tauchfreund bekannt sein. Der dortige Basenbesitzer wollte nun im Süden der Insel ein neues Tauchrevier von Weltklasse erkunden. Mit von der Partie war außer uns noch sein Buddy Greg, ein ehemaliger Berufstaucher. Nach einer knappen Stunde Fahrt haben wir den „Hot-Spot“ er­reicht: ein sogenannter „Pinnacle“ im freien Wasser, der wie eine Säule aus der Tiefe aufsteigt und knapp über die Wasseroberflä­che hinausragt - ein Magnet für Großfische! Der Wellengang ist üblicherweise im Süden von Lombok deutlich stärker als im Nor­den. An diesem Tag sind es zirka zwei bis drei Meter. Ein Ankern des Bootes ist nicht möglich. Der Kapitän wurde deshalb ange­wiesen, in der Nähe des Pinnacles zu warten. Seidenhaie, Ham­merhaie und große Thunfische - alles war da. Obwohl wir uns in unmittelbarer Nähe des Pinnacles befanden, konnten wir ihn unter Wasser nicht sehen und hatten somit keine Referenz. Trü­gerisch waren die Schwebeteilchen im Wasser, so groß wie Hafer­flocken, die ihren Standort im Bezug zur eigenen Position nicht veränderten. So hatte man den Eindruck, man bewegt sich nicht. Nach zirka zehn Minuten, war der Großfischzauber auf einmal vor­bei. Da Haferflocken nicht so interessant sind, haben wir uns nach einer knappen viertel Stunde wieder an der Oberfläche getroffen. Nach dem Auftauchen hatten wir alle das Boot direkt neben uns vermutet, aber Fehlanzeige. Selbst der Pinnacle war verschwun­den. Oben auf einem Wellenkamm, konnte ich den Aufbau des Speedbootes dann in zirka 300 m Entfernung gerade so sehen. Die Strömung war extrem und hatte uns unter Wasser von dem Pinnacle weggetragen, hinaus aufs offene Meer, und wir mussten erkennen, dass aufgeblasene Rettungsbananen, Trillerpfeifen, Schreie und winkende Flossen in der Hand auf die Entfernung und bei dem Wellengang völlig wirkungslos sind… Greg hatte den Ernst der Lage sofort erkannt und die Parole „Rule of the sea: Stay together!“ rausgegeben. Nach einiger Zeit wurde es dem Basenleiter recht mulmig, und er versuchte, in Richtung Boot zu schwimmen. Um es gleich vorwegzunehmen: Obwohl er seine schweren Tauchflaschen weggeschmissen hatte, konnte er das Boot gegen diese Strömung nie erreichen! Es war ganz einfach unmöglich! Er kam auch nicht zu uns zurück, und so waren wir jetzt nur noch zu dritt! Am Anfang war ich noch relativ ruhig und wir ließen uns von der Strömung tragen. Das Festland Lombok zog in weiter Entfernung langsam an uns vorüber. Das Boot musste doch einfach irgendwann auftauchen und uns aufnehmen. Doch dem war nicht so. „Warum finden die uns nicht?“ Und so realisierten wir allmählich nach über einer Stunde im offenen Wasser, dass es nicht mehr kommen und uns nicht mehr aufnehmen wird - eine äußerst bittere Erkenntnis! Wer schon einmal in der Dritten Welt war, weiß, wie es dort um Ret­tungswege bestellt ist. Nach einer Nacht auf dem Meer hätte ich uns für den nächsten Tag kaum noch Chancen gegeben! Die Strömung kam aus westlicher Richtung. Um das Land zu erreichen, mussten wir nördlich schwimmen. Durch die Strömung war die Richtung über Grund Nord-Ost. Durch den starken Wellengang und die An­spannung hatte meine Frau Claudia mittlerweile einen Zustand völ­liger Erschöpfung erreicht. Atmung war wohl vorhanden, aber sie konnte sich nicht mehr bewegen und war kaum ansprechbar. Mit aufgepumptem Jackett habe ich sie dann vier Stunden abgeschleppt. Da ihr Gesicht die ganze Zeit gegen den Himmel gerichtet war, mus­sten später die Verbrennungen auf der Gesichtshaut ärztlich behan­delt werden. Gegen 16 Uhr konnten wir dann die Steilküste klarer erkennen. Meterhohe Brecher schlugen gegen die in die Felsen - ein Ausstieg schien unmöglich. Greg, der sich gut mit diesem Küstenab­schnitt auskannte, hat mich dann vor die Alternative gestellt: „Ent­weder versuchen wir irgendwie durch die Brecher zu kommen oder wir schwimmen um die nächste Landzunge herum und haben dort, vor der Brandung geschützt, einen sicheren Ausstieg.“ Die Strecke um die Landzunge herum hätte uns aber noch mal gut über zwei Stun­den Zeit gekostet. Bis dahin wäre die Nacht hereingebrochen. Da die Küste an der Stelle nicht bewohnt ist, hätten wir in der kompletten Dunkelheit das Land möglicherweise nicht mehr gesehen. Daher haben wir uns doch dazu entschlossen, uns einen Weg durch die Brandung und die Felsen zu suchen. Nach über 5 Stunden im Wasser hatten wir es endlich geschafft! Welch eine Erleichterung! Da ich meine Unterwasservideoka­mera dabei hatte, konnte ich den Freudenschrei von Greg, mit nach oben gereckten Fäusten am Ufer stehend, festhalten. Wenig später konnten wir auch die Küstenwache alarmieren, die mit Hilfe von Greg schließlich auch den Basisleiter retten konnte. Nachdem es ihm nicht gelungen war zum Boot zu schwimmen, hatte er sich ebenfalls dem Festland zugewandt. Es ist ihm zwar nicht gelungen durch die Brecher hindurch zu kommen, aber er konnte sich auf einen vorgelagerten Felsen retten - eine schlim­me Erfahrung, auf die wir alle nur zu gern verzichtet hätten… Claudia und Oliver Wolter im Februar 2009 Der „Delphin“ und die Dräger-Barakuda-Kleintauchgeräte Von Franz Rothbrust Einleitung Der „Delphin“ ist der erste in Deutschland hergestellte Lun­genautomat für Sporttaucher. Entwickelt wurde der einstufige Regler bei Dräger in Lübeck. Er sieht ungewöhnlich aus, hat nur einen einzigen Faltenschlauch, und das Mundstück ähnelt dem an einem einfachen Schnorchel. Er ist weder ein Zwei-, noch ein Einschlauchregler im gebräuchlichen Sinn des Wortes. Ohne sich an solchen Äußerlichkeiten zu orientierenb, gibt es ein sehr viel schöneres und treffenderes Wort, das sich mit seiner Wir­kungsweise auseinandersetzt: Unser Automat ist nämlich ein „Pendelatmer“, da Ein- und Ausatmung über ein und denselben Schlauch erfolgen. Doch so simpel ist’s mit dem „Delphin“ leider nicht immer, was schon beim Namen anfängt. Er wird meist „Delphin II” genannt, was missverständlich sein kann, denn damit ist nicht nur der Atemregler gemeint, sondern auch das komplette Tauchgerät, bestehend aus dem Regler, der Pressluftflasche mit Ventil und der Bebänderung. Ein „Delphin I“-Sauerstoffkreislaufgerät war schon einige Monate zuvor erhältlich. Später folgte noch der „Delphin III“-Pressluftatmer. In den Katalogen von Dräger und Barakuda findet man beide Bezeichnungen, sowohl „Delphin“ und „Delphin II“ für den Automaten. Wir wollen jedoch, wenn es um den Regler geht, ganz einfach bei „Delphin“ bleiben, um Verwechslungen zu vermeiden. Rückblick Eine zuverlässig funktionierende, lungengesteuerte Atemluft­zufuhr für Taucher wurde erstmals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Atemregler von”Rouquayrol & De­nayrouze” realisiert. Er wurde 1865 in Frankreich patentiert. Dieser Apparat und seine Nachfolger waren relativ groß und schwer, ausschließlich Arbeitstauchern vorbehalten, die sich mit Foto: David Dekker schweren Taucherschuhen unter Wasser in aufrechter Haltung bewegten. Es sollte noch über ein halbes Jahrhundert dauern, bis erste leichte Tauchgeräte für Schwimmtaucher zur Verfügung standen. Den ersten, vollautomatischen Pressluftatemregler für Schwimm­taucher haben Emile Gagnan und Jacques Cousteau gemeinsam entwickelt. Gagnan hatte bereits Erfahrung in der Konstruktion von Druckminderern, Cousteau brachte seine Tauchkenntnisse ein. Die beiden Franzosen sind trotzdem nicht als Erfinder des Lungenautomaten anzusehen: Entsprechende Druckminderer und Pressluftatmer gab es nämlich schon vorher. Gagnan und Cousteau haben allerdings die technischen Komponenten neu zusammengestellt und den Gegebenheiten unter Wasser ange­passt. So entstand ihr „Scaphandre Autonome”. Dessen wich­tigste Neuerung war der zweite Faltenschlauch. Dieser leitete die Ausatemluft vom Mundstück zum Ausatemventil, das zu­sammen mit der Membrane und dem Druckminderer in einem gemeinsamen dosenförmigen Gehäuse an zwei Pressluftflaschen angeschlossen war. Membran und Ausatemventil lagen somit dicht beisammen, befanden sich in gleicher Wassertiefe und wa­ren vom gleichen Wasserdruck umgeben. Diese Konstruktion hat später der Leipziger Tauchgerätehersteller „MEDI“ als „kom­pakte Bauweise“ bezeichnet, und Dr. Lothar Seveke, Mitglied der Historischen Tauchergesellschaft HTG, hat daraus den treffen­den Begriff „Kompaktregler“ geprägt. Nur mit dieser kompakten Anordnung unter gleichen Umgebungsdruck konnte man frei schwimmend, in Bauch-, Seiten- oder Rückenlage und – das war neu – auch in aufrechter Position mit dem Kopf nach oben ein­wandfrei atmen. Nur so wurde verhindert, daß der Atemregler in aufrechter Schwimmposition abblies, wie es bei den früheren Tauchgeräten von Fernez, Le Prieur und Commeinhes der Fall war. Diese Geräte mussten je nach Schwimmlage manuell ju­stiert werden. (1) „CG 45“ von „La Spirotechnique“. Diese Version mit kleinem Firmenschild und der Aufschrift „La Spirotechnique S.A.“ wurde zwischen 1947 und 1955 hergestellt. Die ersten autonomen Pressluft-Leichttauchgeräte von Dräger Anfang der 1950er Jahre hatte Dräger den Pressluftatmer „R Solche Pressluftatmer waren in Anschaffung, Wartung und Be­16000“ als autonomes Tauchgerät im Programm. Dessen Atemreg-trieb teuer, daher professionellen Anwendern vorbehalten. Das ler „PA40“ ist kein Kompaktregler, sondern wird aus einer getrenn-gleiche galt für ähnliche Konstruktionen z. B. aus Frankreich ten ersten und zweiten Stufe aufgebaut. Diese wurden zwischen (Commeinhes) und England (Siebe Gorman). den beiden Pressluftflaschen integriert und sind nicht abnehmbar. Zeichenerklärung: 1 Pressluftflaschen; 2 Rückschlagventile; 3 Drosselventil für Reserveschaltung; 4 Druckminderer; 5 Rohrleitung; 6 Einatemschlauch; 7 Lungenautomat; 8 Membran; 9&10 Hebelwerk; 11 Ventilschaft; 12 Ventil; 13 Fe­der; 15 Reserve-Schalthebel; 16 & 17 Schaft und Spindel der Reserveschaltung; 18 Druckmesser; 19 Ausatemschlauch; 20 Zwillings- Ausatemventil. Beide Abbildungen: „Drägerheft 223“ von 1953 Dräger-Barakuda-Kleintauchgeräte „Delphin II“ und „Delphin III“ Von den ehemaligen Kampfschwimmern der ”Kleinkampfver-bände der Kriegsmarine”, Hans-Joachim Bergann und Dr. Kurt Ristau, wurde1949 in Hamburg die Firma „Barakuda Wasser­sport GmbH” gegründet. Ein erster Bedarf an Sporttauchaus­rüstungen war durch Bildvorträge, Filme und Bücher von Hans Hass und später Jacques Yves Cousteau entstanden. Schon An­fang der 1950er Jahre trat Barakuda deshalb mit Dräger wegen einfacher Schwimmtauchgeräte in Verhandlung, die für jeder­mann erschwinglich sein sollten. Erstes gemeinsames Projekt war das Sauerstoffkreislaufgerät „Delphin I“. Es kam Anfang 1953 bei Barakuda in den Verkauf. Im Jahr zuvor war es bei Dräger als „Sauerstoffkreislaufgerät Typ 138“ erhältlich. Seit Herbst 1953 wurde das Dräger-Barakuda-Kleintauchgerät Mo­dell „Delphin II” mit wahlweise einer 4- oder 5-Liter-Pressluft­flasche angeboten. Dieses ist das erste von Dräger für Sport­taucher konzipierte Presslufttauchgerät. Es folgte 1955 noch das Tauchgerät „Delphin III”, welches mit zwei 4-Liter-Flaschen ausgestattet war. Barakuda-Katalog vom August 1953, Seite 1. Das komplette Gerät kostete 250 DM, das war relativ viel Geld Die damaligen Bedienungsanleitungen enthalten neben der für damalige Verhältnisse. In Deutschland lag das durch-technischen Beschreibung und Anleitungen zur Handhabung in schnittliche Monatseinkommen bei nur 350 DM. Wegen seines der Regel noch einen kleinen „Tauchkurs“. Es fällt an einigen geringen Gewichts war das „Delphin II“ auch als Damentauch-Stellen auf, wie sehr das Sporttauchen noch in den Anfängen gerät prädestiniert. Neben den Tragegurten hat man auch die war. So wird z. B. empfohlen, Ohrenstöpsel zu verwenden, und Flaschenhalterung nach französischem Vorbild von La Spiro-da es noch keine Druckausgleichmasken gab, wird ab 3 m Tiefe technique, ganz „á la Mode“, aus Gewebeband gefertigt. zu „kräftigen Schluckbewegungen“ geraten. „Delphin III” Doppelflaschengerät mit Reserveschaltung im Dräger-Katalog von 1957 neben dem „Delphin II“. „Delphin II/1000“ (links) und „Delphin II/ 800“(rechts) Einflaschengeräte im Dräger-Katalog von 1962. Damit der Automat beim Tauchen mit dem „Delphin II/800“ nicht gegen den Nacken des Trägers stößt, hat man oben einen „Abstand­halter“ an die Flasche gesetzt. Dieser war bei der „dickeren“ 5l-Flasche des „Delphin II/1000“ und dem Rohrtraggestell, nicht notwendig. Der Lungenautomat „Delphin“ Warum haben Dräger und Barakuda einen solch „einfachen“ Atemregler überhaupt angeboten? Aus der damaligen Zeit her­aus lassen sich mehrere Erklärungen finden. Eine der wichtig­sten war die Kostenersparnis. Anfang der 1950er Jahre war das ”Deutsche Wirtschaftswunder” erst in den Anfängen, die Men­schen verdienten wenig und brauchten ihr Geld, um die Dinge des täglichen Bedarfs zu decken. Zudem war es deutschen Fir­men nach dem Zweiten Weltkrieg nicht immer möglich, ins Aus­land zu exportieren. In England und einigen anderen Ländern gab es ein Einfuhrverbot für Produkte des ehemaligen Kriegs­gegners. Daher hätte ein teures Produkt in einem begrenzten Markt kaum Chancen auf Erfolg gehabt. Wohl deshalb entschied man sich für einen preiswerten einstufigen Druckminderer mit nur einem Atemschlauch. Lizenzgebühren fielen nicht an, weil sich die Konstruktion des „Delphin“ zu sehr von den anderen bisherigen Automaten absetzte. Der „Delphin” wurde von 1953 bis 1966 verkauft. Er war damit länger im Handel als jedes seiner Nachfolgemodelle von Dräger. Die technische Funktion des „Delphin“ und seine Einzelteile Dräger Gebrauchsanweisung von 1961 mit Schnittzeichnung und Erklärung der „Wirkungsweise“ des Automaten. Dräger ”Delphin II” Einzelteilliste Juli 1956. Die Nummerierung unterscheidet sich von den beiden Abbildungen weiter oben. Der Automat wurde aus nur 23 Teilen konstruiert. Die einstufigen Folgemodelle „PA61/1” und „Monomat” sind aus doppelt so vielen Einzelteilen aufgebaut. Verschiedene Mundstücke Das Standardmundstück des „Delphin“ mit Wellrohrwinkel. Faltenschlauch und Mundstück waren durch „Bänsel“ oder wie der Seemann sagt, „Behelfstakling“ befestigt worden. Das gleiche Mundstück wurde auch an anderen Atemgerä­ten von Dräger verwendet, dazu konnte an der Öse auf der Vorderseite eine Nasenklemme befestigt werden. Das Mundstück läßt sich verdrehen oder entnehmen, wenn unten die kordelierte Schraube gelöst wird. Foto: Jean Christophe DePoorter In den 1950er Jahren wurden in Tauchvereinen die Atemregler von mehreren Personen benutzt, ein individuelles Mundstück machte daher aus Hygienegründen Sinn. Warum der Falten-schlauch aus dem gleichen Grund nicht austauschbar war, ist unbekannt. Bei einer späteren Variante war auch dies möglich. Membran des „Delphin“ aus gummiertem Gewebe mit auf­genieteter ringförmiger Metallverstärkung. Der mittlere waagrechte Steg wurde bei der Montage parallel zum Ober­hebel ausgerichtet. Außen der rote Gummidichtrand. Blick in das geöffnete Reglergehäuse: Der Atemschlauch wurde schräg, im Winkel zum Hebelwerk, in das Gehäuse geführt. Rechts ist eine abgetrennte Kammer mit dem ein­geschraubten Ausatemventil. Es wird angenommen, daß die Kammer auch dazu dient, den Totraum zu verkleinern. Innenansicht einer zweiten Version mit abnehmbarem Fal­tenschlauch. Links ist dessen Gewindeanschluß mit Über­wurfmutter zu sehen. Dieser wurde seitlich versetzt und war in einer Reihe mit dem Hebelwerk und Ausatemventil ange­lötet. Der abnehmbare Schlauch ist so innen leichter zu rei­nigen, das Reglergehäuse kann ohne Schlauch besser aus­trocknen. Der äußere gewölbte Wulst geht am Rande nicht mehr nach oben wie bei der obigen Variante. Der schwarze Faltenschlauch in diesem Bild ist nicht original. Das Ausatemventil Das Ausatemventil besteht aus einer runden flachen Glimmer­scheibe, die durch eine Druckfeder auf einen Dichtsitz gedrückt wird. Scheibe und Feder sind in einer demontierbaren runden Kapsel eingebaut. Hundertprozentig abdichtende Ausatemven­tile sind in einem Atemregler nicht möglich. Der Anpressdruck der Feder müßte sehr groß sein, um wirklich abzudichten, viel zu groß, um dagegen auszuatmen. So kommen bei jedem Ausat­men einige Tropfen Wasser ins Reglergehäuse, das sich peu á peu darin ansammelt. Selbst beim Einatmen können kleine Wasser-mengen ins Reglergehäuse gesogen werden. Davon merkt man beim Tauchen zunächst einmal nichts, denn das Wasser bleibt bei normaler Schwimmlage unten im Automatengehäuse. Erst wenn man kopfüber im Wasser schwebt, läuft der angesammel­te Wasservorrat in den Atemschlauch und man bekommt ein Wasser-Luft-Gemisch in den Mund. Das ist beim Pendelatmer „Delphin“ mangels Richtungsventilen nicht zu vermeiden. Ein „richtiger“ Taucher ließ sich zur damaligen Zeit von einer sol­chen Kleinigkeit natürlich nicht in Panik versetzen. Automatenrückseite mit Ausatemventil (links) und dem An­schlußrad (Mitte). Der Handradanschluss Zu dieser Zeit war, man kann sich das heute kaum mehr vorstel­len, der Nachschub an Pressluft ein großes Problem. Im „Drä­gerheft“ Nr. 223 von 1953 steht zu lesen: „Während Hochdruck­sauerstoff praktisch überall erhältlich ist, steht ölfreie Pressluft von 200 at nur bei Sauerstofferzeugungsanlagen zur Verfügung. Wer einen Pressluftatmer beschafft, wird infolgedessen ohne ausrei­chenden Flaschenpark nicht auskommen, zumal es „billige kleine” Kompressoren nicht gibt”. (2) Der Flaschenanschluss war durch die Norm vorgegeben. So er­gab es sich von alleine, dass der Atemregler leicht per Handrad oder (bei ausländischen Flaschen) per Bügelanschluß abnehm­bar konstruiert wurde. So konnte er jederzeit schnell und ein­fach an vollen Pressluftflaschen angeschlossen werden. Die patentierte Restdruckwarnung Einen Druckmesser oder „Finimeter“ gab es für das „Delphin II“-Gerät nicht. Flexible Hochdruckleitungen waren damals aufwändig in der Herstellung und dementsprechend teuer. Das Problem hat Dräger auf andere Weise gelöst: Bei einstufigen Atemreglern steigt der Einatemwiderstand mit abnehmendem Flaschendruck automatisch leicht an. Dräger hat aus diesem Nachteil eine „Tugend” gemacht und die Düse im Druckmin­derer so dimensioniert, daß der Atemwiderstand bei 15 bar merklich ansteigt. Dem Taucher wird damit signalisiert, daß es Zeit zum Aufstieg ist. Diese Restdruckwarnung benötigt keine zusätzlichen Teile, wie bei einer Reserveschaltung oder einem Finimeter üblich. Sie ist somit eine sehr einfache und billige Lö­sung. Darauf weist auch der Prospekt hin. Das Patent kann beim Deutschen Patentamt als PDF herunter geladen werden: http://www.dpma.de/. Links oben bei „DEPA-TISnet“ anklicken, Recherchemodus „Einsteiger“ wählen und in die Zeile „Veröffentlichungsnummer“ die Patentnummer DE 974814B eingeben. Das Reserveventil beim „Delphin III“ wirkt nur auf eine der bei­den Pressluftflaschen und macht diese bei ca. 40 bar „dicht“. Die Flasche ohne Reserve lässt sich über den „Delphin“ noch bis zum Druck von 15 bar leicht entleeren. Sobald der Atemwiderstand, wie oben beschrieben ansteigt, ist es an der Zeit die Reserve zu ziehen, um die restlichen 40 bar freizugeben. Diese strömen bis zum Druckausgleich in die zweite Flasche. Das Gerät atmet sich jetzt wieder leichter, bis der Restdruck von 15 bar abermals er­reicht wird. Dann ist es höchste Zeit aufzutauchen. Der Totraum und seine Tücken Der Pendelatmer „Delphin“ hat einen „äußeren“ Totraum von einem halben Liter. Dieser addiert sich aus dem Volumen des Faltenschlauchs, dem Mundstück und dem Automatengehäuse. Das entspricht in etwa dem Volumen eines Atemzuges im Ruhe­zustand! Darüber hinaus gibt es noch den „inneren“ Totraum in den Luftwegen des Tauchers von ca. 140 ml. Dieser ist als Kons­tante auch bei freier Atmung vorhanden. Im Mundstück sind Rückschlagventile nicht möglich, die zwi­schen In- und Exhalation trennen. Dazu wären zwei Falten­schläuche notwendig. Bei jedem Einatmen inhaliert man also von der vorher ausgeatmeten, mit Kohlendioxid und Wasser­dampf gesättigten Luft wieder einen Teil, bevor unverbrauchte, frische Atemluft hinterher kommt, und beim Ausatmen bläst man zunächst frische Luft, die im Reglergehäuse und Schlauch beim Einatmen angesaugt waren, wieder aus. Alexander Busch, System-Ingenieur bei Dräger Tauchtechnik, er­läutert dies folgendermaßen: „Für jeden Liter äußeren Totraums ist ein um knapp 60% höheres Atemminutenvolumen notwendig, da­mit die Kohlendioxydbelastung in physiologisch akzeptablen Gren­zen bleibt. Leistungsabhängig erhöhen sich somit das Atemminu­tenvolumen und auch die Atemarbeit. Im Falle des „Delphin“ sind demnach von einem durchschnittlich um 30% höheren Atemminu­tenvolumen und entsprechend größerer Atemarbeit auszugehen.“ Wie wirken sich nun diese Zusammenhänge beim Tauchen aus? Dr. Lothar Hassling, Mitglied der Historischen Tauchergesell­schaft e. V., ist Tauchmediziner. Er verweist auf das Steigen der Partialdrücke beim Tieftauchen und sieht den erhöhten Kohlen­dioxydgehalt bei längeren, tieferen Tauchgängen problematisch: „Durch die Pendelatmung kann es zu einem additiven Effekt auf den Tiefenrausch und die Dekompressionserkrankung kommen. Bei einem erhöhten Kohlendioxid-Spiegel im Blut kommt es zu einer Gefäßerweiterung und damit zu einer verstärkten Durch­blutung im Hirn. Damit wird auch vermehrt Stickstoff angeliefert, „der“ Übeltäter beim Tiefenrausch als auch bei der Dekompressi­onskrankheit. Weiterhin ist der Kohlendioxid-Spiegel im Blut ein wesentlicher Faktor für den Atemreiz und damit für eine Erhöhung des Atemminutenvolumens. Das bedeutet natürlich eine Steigerung der Stickstoffaufnahme. Weitere Effekte einer steigenden Kohlen­dioxid-Spannung im Blut sind: Unbehagen, Herzklopfen, Kopf­schmerzen, Ohrgeräusche und Schweißausbrüche. Das alles sind Stressfaktoren, die einen Tiefenrausch begünstigen.“ Anfang der 1950er Jahre gab es für Sporttaucher kaum Kälte­schutz, die Tauchgänge waren meist kurz und nicht allzu tief. Mit dem „Delphin III“, seinen zwei Vierliterflaschen und einem Gummianzug waren längere und tiefere Tauchgänge jedoch möglich. Man hat deswegen eine maximale Tiefengrenze von 25 Metern angegeben. Der „Delphin“ war 13 Jahre im Handel, daraus lässt sich schließen, daß er zumindest für Sporttaucher mit kurzen Tauchzeiten und ge­ringen Tauchtiefen trotz der genannten Probleme unauffällig war. Varia und Zubehör Folgende Varianten sind bekannt und hier noch einmal zusam­mengefasst: „Delphin“ Atemregler Automatengehäuse: - Schlauchtülle im Winkel zum Hebelwerk stehend - Schlauchtülle in einer Reihe mit dem Hebelwerk und Schraub­anschluss - Gehäuse mit gelbem Aufkleber Faltenschlauch: - Gerundete Form - Eckige Form - Schlauchsicherung mit „Bänsel“ - Schlauchklemme aus gelbem Kunststoff Mundstücke: - Wellrohr mit Öse - Wellrohr ohne Öse - Abnehmbares Mundstück Anschlussrad - Am äußeren Umfang gekordelt, O-Ringabdichtung. - Mit vier Bohrungen zur Verwendung eines Noppenschlüssels, Nylon-Flachdichtung. Wann diese Varianten jeweils eingeführt wurden, ist unbekannt. Presslufttauchgeräte: „Delphin II/ 800“ mit 4l- Flasche, 1953 – 1966. „Delphin II/ 1000“ mit 5l- Flasche, 1953 – 1966. „Delphin III/ 1600“ mit zwei 4l- Flaschen, 1955 - 1966. Mit und ohne Reserveschaltung. Copyright: Die Prospektauszüge wurden mit den Genehmigungen der Drä­gerwerk AG & Co KGaA, Lübeck und der Barakuda Wassersport GmbH, Buchholz bei Hamburg, verwendet. Quellenverzeichnis: 1) Phil Nuytten „Emile Gagnan and the Aqua-Lung, Part 1: 1948 - 1958” Historical Diving Society, Canada 2004 2) Dr. Ing. Franz Hollmann ”Pressluftatmer” Drägerheft Nr. 223, März/Dezember 1953 Alle Bilder, bis auf die namentlich gekennzeichneten, vom Autor. Summary The text gives detailed information about the first regulator made in Germany by Dräger for sport divers. Beginning with a short historical review on the first underwater regulators, constructed by Rouquayrol/Denayrouze and Cousteau/Gagnan in France. Then followed by an introduction of the DELPHIN regulator together with “Dräger- Barakuda” SCUBA gear. Original inst­ruction manuals explain its use and give a small view into sport diving during the mid of the 1950s in Germany. The function of the regulator and its single components are explained in detail. The article ends with a list of different accessories. Franz Rothbrust, geb. 1948, von Beruf In­dustrie-Designer, taucht seit 1964, ist seit 1979 Mitdlied des „STC Nautilus Neustadt/ Wstr.“, außerdem Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender der „Historischen Taucher­gesellschaft e.V.“ Tauchpraxis mit dem „Delphin II“- Presslufttauchgerät Ein Erfahrungsbericht von Heinz-Dieter Seiffert Links: Vor einem Tauchgang in einem Berliner Gewässer, No­vember 1956. Rechts: Heinz Dieter Seiffert 1955 mit dem „Delphin II“ im Ber­liner Olympia- Schwimmbecken. Beeindruckt durch die Berichte und Bücher von Hans Hass, wollte ich diese unbekannte Welt unter Wasser ganz einfach selbst erkunden! Das war für mich der Anlass, mir in Ber­lin einen Tauchverein zu suchen, in dem ich eine Ausbildung am Tauchgerät erlangen konnte. Im Mai 1955 fand ich mit Freunden den Weg zum DUC Berlin und hatte gleich im Juli die Gelegenheit, an einem Ausbildungslehrgang mit unter­schiedlichen Tauchgeräten teilzunehmen. Nach etlichen theoretischen Stunden und ausgiebigen Erläu­terungen über die Geräte begann im Sprungbecken des Berli­ner Olympia-Schwimmstadions der praktische Teil der Aus­bildung. Für uns standen hier das Presslufttauchgerät vom Typ „Delphin II“ sowie, ebenfalls von Dräger, das Sauerstoff-Tauchgerät Typ „138“ für diesen Lehrgang zur Verfügung. Für mich war der erste Schritt, aus einem Tauchgerät unter Wasser unabhängig zu atmen, ein überwältigender Moment, der bei mir einen bleibenden positiven Eindruck hinterließ. Von unseren Ausbildern, speziell durch Hans Joachim Kloss, wurden wir intensiv mit dem sicheren Umgang des Press­luftgerätes „Delphin II“ vertraut gemacht. Wir machten ver­schiedene Übungen, um Routine zu gewinnen, dazu gehörte u. a. das Gerät auf dem Beckengrund abzulegen – wichtig war dabei der Hinweis: „Legt das Mundstück stets tiefer als den Regler ab!“ Dann war das Gerät wieder anzutauchen und ordnungsgemäß anzulegen. Wir hatten lange Zeit während der Ausbildung diesen Regler im Einsatz. Das war nicht nur im warmen Schwimmbecken, sondern auch im Herbst in kälteren Freigewässern. Proble­me mit der Pendelatmung sind nie aufgetreten, allerdings wurden wir aber auch stets darauf hingewiesen, das Mund­stück beim Tauchen ab und zu aus dem Mund zu nehmen und durch Höherhalten etwas Luft abströmen zu lassen. Die Tauchzeit wurde dadurch kaum verringert, aber der Atem­regler wurde somit ab und zu „gespült». Das Totraumpro­blem ließ sich auch einfacher lösen: durch den Mund ein­atmen, über die Nase ausatmen. Selbst bei etwas tieferen Tauchgängen im Urlaub haben wir niemals Probleme mit dem „Delphin II“ verspürt. Summary: Diving experiences with a „Delphin II“-breathinggear in the 1950ies. To get some more information of the author, please refer to our article about the “Triton-Orientatie 1969”, an interna­tional underwater navigation competition. Heinz-Dieter Seiffert, ausgerüstet mit einem „Delphin II”, auf dem Bootssteg. Rechts neben dem offenen Taucherhelm sind im Wasser ein „Delphin II“-Atemregler an einem Doppelflaschen-Tauchgerät und links ein Dräger-Sauerstoffkreislaufgerät „Modell 138“ im Einsatz. Bestaunt von Zuschauern aus der Umgebung, bedient ein Clubkamerad die Hebelpumpe (dritter von links auf dem Steg). Die Sicherheitsleine für den Helmtaucher, einen Reporter vom SFB (Sender Freies Berlin), wird von der Dreiergruppe hinter H. D. Seiffert geführt. Pressefoto DUC Berlin, 1957, alle anderen Fotos Archiv Seiffert Die Wirklichkeit des Tauchsports sah in der DDR völlig anders aus als im Westen Deutschlands. Wie es tatsächlich war, kann nur erzählen, der es miterlebt hat. Lesen Sie dazu unseren Bericht. Tauchsport in der DDR Von Dietmar Steinbach Dietmar Steinbach bediente sich auch des Kabelblitzes zur kreativen Fotografie unter Wasser Wer bis 1989 die Qual der Wahl hatte, lieber ans Roten Meer oder zu den Malediven zu reisen, und wer zu dieser Zeit seine Tauchausrüstung inklusive UW-Kamera im Tauchshop kaufen konnte, wird so mancher „Gruselgeschichte“ glauben, dass nur zukünftige Kampfschwimmer und Stasileute in der DDR tau­chen durften. Dem war natürlich nicht so. Die Wirklichkeit war -zumindest aus jetziger Sicht -schon schlimm genug, jedenfalls im Vergleich zu der im „Westen“ Deutschlands. Aber ebenso wenig wie es nur gut oder böse gibt, waren die Möglichkeiten für das Betreiben des Tauchsports in der DDR nicht ausschließlich verdammenswert. Es gibt wohl bekanntermaßen Medien, die gerne von Übertreibungen leben, aber in einer Fachzeitschrift sollte zu diesem Thema schon so objektiv wie möglich berichtet werden. Die beste Voraussetzung: Man war selbst dabei. Aber auch damit sind nicht alle Probleme aus dem Weg geräumt – im Gegenteil. Der gute Wille zur kor­rekten Berichterstattung des Gewesenen ist wohl da, allein die Vielfalt des Erlebten macht den guten Vorsatz schwierig. Wer beispielsweise mit großer Leidenschaft seine Jahre bei der NVA (Nationale Volksarmee) als Pioniertaucher abgedient hatte, fand in den Tauchsportsektionen der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) durchaus tiefe Befriedigung bei der Ausbildung des militärischen Nachwuchses. Geschah das schwerpunktmäßig, war es natürlich um die Vielfalt des Tauchsports in dem Verein schlecht bestellt. Jene, die behaupten, dass in den GST-Tauchsportsektionen mehr geschossen als getaucht wurde, hatten nach meiner Erfah­rung einfach nur Pech. Woran ich mich in dem Zusammenhang immer mit Grauen erinnere, waren die sich ständig wiederholen­den Armee-Geschichten der „Gedienten“ bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit – nicht zum Aushalten! Auch Wettkampfsportler, egal ob beim Flossenschwimmen, Strecken- oder Orientierungstauchen, die häufig relativ wenig Interesse am Tauchen selbst mitbrachten, werden in der Regel gerne von großartiger Unterstützung und von schönen Zeiten erzählen. Aber wer in der DDR regelmäßig vom Roten Meer träumte, ohne Aussicht darauf, je dorthin fliegen zu dürfen, wird eine andere Erinnerung an die Zeit haben, und diejenigen, die immer noch stolz darauf sind, dass der Mitgliedsbeitrag in der GST pro Monat nur 25 Pfennige betrug, haben vergessen, wie eingeengt der Tauchsport in der DDR tatsächlich betrieben werden durfte. So reiht sich auch mein Artikel in die Reihe der Versuche ein, weitgehend objektiv über den Tauchsport in der DDR zu berichten, was nicht geht, ohne auf eigene Erlebnisse und Erfahrungen zurückzugreifen. Aber der Reihe nach: Die frühen oder wilden Jahre des Tauchsports in der DDR In vielen Fällen war der Ausgangspunkt, sich dem Tauchsport zuzuwenden kein anderer als im anderen Teil Deutschlands. Ich sah z. B. 1961, im Alter von 14 Jahren, zufällig im Kino den Film „Abenteuer im Roten Meer“ von Hans Hass. Danach stand für mich fest, ebenfalls dieser wunderbaren Freizeitbeschäftigung nachzugehen. Mein größtes Problem war dabei die Beschaffung der Grundausrüstung. So tauschte ich für meine erste Taucher­maske mein damals wertvollstes Stück, ein echtes Wehrmachts-Bajonett mit einem Klassenkameraden. Flossen entstanden durch Aufschrauben von Turnschuhen auf entsprechend zugeschnit­tenen Aluplatten. Damit zu schwimmen ging mehr schlecht als recht, aber es funktionierte. Für die Herstellung des Schnorchels erhielt ich von einem Freund eine Bauanleitung aus einer Bastel­zeitschrift. Danach sollte ein Plasterohr zweckmäßigen Durch­messers mit Sand gefüllt und an den Enden verschlossen werden. Dasselbe wurde dann in heißes Wasser gehalten und entsprechend gebogen. Selbst für Bastelarbeiten wenig begabt, gelang mir doch die Herstellung des Schnorchels auf Anhieb. Beim besten Willen nicht aufzutreiben war jedoch ein Mundstück. Nun, mit entspre­chender Begeisterung konnte so ein Schnorchel auch ohne Mund­stück benutzt werden, selbst wenn der Mund nach einer Stunde Schnorcheln richtig Mühe hatte, wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen. Mit Fahrrädern und dieser „Tauchausrüstung“ wur­den nun alle vom Ufer aus einigermaßen sauber erscheinenden Gewässer in der Umgebung von Zwickau aufgesucht. 1962 erschienen die ersten Ausgaben der Tauchzeitschrift „Po­seidon“, die wir jeden Monat förmlich verschlangen. Wir, weil sich mir inzwischen mehrere Freunde aus der Schule und Wohngegend angeschlossen hatten. Da wir uns sehr gut verstan­den, bestand zunächst kein Anlass, sich mit der GST und den Tauchsportgruppen dieser Wehrorganisation näher zu beschäf­tigen. Mit Beginn der Berufsausbildung 1963 verbesserten sich unsere Voraussetzungen für den Eigenbau der Tauchausrüstung erheblich, sowohl in finanzieller Hinsicht, vor allem aber durch das Erlernen von Metallbauberufen. Mehrere Bauanleitungen für UW-Kameras erwiesen sich leider als nicht praktikabel. Zum einen waren die Bildergebnisse schon über Wasser mit dem Plastefotoapparat „Pouva Start“ nicht mo­tivierend, zum anderen gelang es uns einfach nicht, die Gummi-hülle eines Balles richtig dicht zu bekommen. Mehrmals konn­ten wir nach dem Schnorcheln gerade noch mit Mühe und Not den Fotoapparat aus der fast abgesoffenen Hülle retten. Wegen der guten Bearbeitbarkeit entstand 1964 als nächstes ein Holz­gehäuse für die Fotokamera „Perfekta II“. Auch dieses war nicht dauerhaft wasserdicht. So erbarmte sich denn 1965 der Vater meines besten Tauchfreundes Rainer Unger und baute als Kes­selschmied in einer Lokomotiven-Reparaturwerkstatt für uns ein Metallgehäuse. Gleich mit dazu bekam Rainer eine neue Kame­ra geschenkt, eine Balgenkamera, bei welcher das Objektiv vor der ersten Aufnahme ausgeklappt werden musste. Das Gehäuse erwies sich, im Gegensatz zu allen anderen vorher, in seiner rus­tikalen Bauart als absolut dicht, vermutlich bis in weit über 100 Meter Tiefe. Wir ließen es an einer Leine von der Wasseroberflä­che eines benachbarten Steinbruchsees bis auf 30 Meter hinunter – kein Problem. Nur mussten beim Fotografieren damit mehrere Übertragungselemente bedient werden, von denen mindestens eins immer klemmte. Erst mit der Komplettierung eines Rohlings zur Herstellung von Gehäusen für Kameras oder Scheinwerfer, stand uns ab 1965 eine UW-Kamera zur Verfügung, mit der wir Aufnahmen schossen, auf denen Taucher und Fische jeweils als solche zu erkennen waren. Parallel zu dieser Hauptaufgabe bas­telten wir Küchenmesser zu Tauchermessern um, es entstanden wasserdichte Gehäuse für unsere Uhren, Gewichtsgurte und – um es nicht zu verschweigen – es entstand auch eine einfache Harpune. Nachdem mein Freund Rainer damit versehentlich seinen rechten Fuß traf, war das Thema „Kostengünstiger Erwerb von Fischen beim Tauchen“ ein für alle Mal erledigt, wenngleich das Angebot in den Lebensmittelläden einen durchaus dazu er­munterte. Unsere Tauchfahrten führten immer weiter weg von zu Hause. Zunächst 1963 mit Fahrrädern an den Liepnitzsee bei Berlin, dann 1964 mit der Eisenbahn nach Mecklenburg und schließlich 1965 mit dem Motorrad an die Ostsee. 1965 kam es zu einer einschneidenden Regelung des Tauchsports in der DDR: Laut „Anordnung über die Ausübung des Tauchens mit Tauchgeräten in der Deutschen Demokratischen Republik“ vom 31. März 1965 (Gesetzblatt der DDR Teil II, Nr. 45) wurde das Tauchen mit Tauchgeräten nur noch im Rahmen der GST er­laubt. Private Tauchgeräte mussten bei der Polizei registriert wer­den. Das betraf uns zunächst nicht, weil wir noch keine „richtigen“ Tauchgeräte hatten. Ein Jahr später, beim Erwerb des ersten Eigen­bau-Tauchgerätes wussten wir noch nichts von der Anordnung. Vermutlich wussten viele nichts davon, einschließlich der Polizei, weil wir bis Anfang 1968 bei unseren zahlreichen Tauchgängen in vielen Gewässern der Republik nie diesbezüglich belangt wurden. Schnorchler mit gekauftem, aufgespießtem Fisch. Benutzte Ausrüstung: Tauchmaske „Taifun“ (DDR), Schnorchel und Gewichtsgurt (Ungarn). Eigentlich entschloss ich mich nicht wegen dieser Anordnung dazu, mich 1968 der GST-Tauchsportsektion „Manta Zwickau“ anzuschließen. Mein Freund Rainer tauchte ja auch noch einige Jahre „schwarz“, sondern um im Tauchsport einen großen Sprung nach vorn zu machen. Bei einem Gespräch mit einem Mitglied dieser GST-Tauchsportgruppe erfuhr ich von der geradezu traumhaften Tauchausrüstung, über welche die kleine Gruppe verfügen sollte. Nebenbei: Ich muss noch heute schmunzeln, wie hartnäckig und massiv die Vereinsmitglieder sich bis zuletzt den vorgetragenen Forderungen des GST-Kreisvorstandes widersetz­ten, den Namen des Vereins zu ändern. Niemand von uns hatte bis weit nach der Wende einen lebendigen Manta zu Gesicht be­kommen. Auch vielen anderen Tauchsportgruppen im damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt gelang es erfolgreich solch unpatriotische Namen wie „Nemo“, „Delphin“ oder „Poseidon“ zu behalten. Sicher ging die Erfüllung tauchsportlicher Wünsche nicht bei al­len in der DDR so glatt, wie bei uns, schon gar nicht bei denen, die die Ausrüstung für missglückte Republikfluchten benutzten oder benutzen wollten. Aber wenn man die wenigen Veröffent­lichungen nach der politischen Wende über das Tauchen in der DDR liest, hauptsächlich die des schon zur DDR-Zeit bekannten Tauchers und Buchautors Norbert Gierschner aus Berlin, war der Werdegang vieler Taucher in der DDR so ähnlich wie der unsri­ge. Mit großer Begeisterung für die UW-Welt unserer heimischen Gewässer wurde gebastelt und getaucht was das Zeug hielt. Tauchen in der Gesellschaft für Sport und Technik Klipp und klar, um diese Tatsache den nachfolgenden Ausfüh­rungen voranzustellen: Die Hauptaufgabe der GST bestand in der der Vorbereitung von Jugendlichen auf ihren „Ehrendienst“ in der NVA (Nationale Volksarmee), also hauptsächlich in der Wehrer­tüchtigung. Zu dem Zwecke gab es immer wieder Werbeveranstal­tungen in den Grund- und Berufsschulen, bei denen Mitglieder aller Wehrsportarten die Vorzüge bestimmter Sportarten anprie­sen. Ziel dieser Maßnahmen war es nicht nur, rein sportlichen, sondern vor allem militärischen Nachwuchs zu gewinnen. Mit an­deren Worten: Wer nur einen Hort für die schöne, entspannende Ausübung der jeweiligen Sportart suchte, um den war es schlecht bestellt. Ich kenne viele „reifere“ Mitglieder, welche von Jugend an mit dabei waren. Sich dagegen erst im Alter von 50 Jahren bei einer Tauchsportgruppe zu melden, um schöne Tauchgänge zu erleben und unter Wasser zu fotografieren, war wohl nicht ausgeschlossen, aber bis zur Gründung der sogenannten Arbeitsgemeinschaften der einzelnen Interessengebiete absolut unüblich. Dazu noch ei­nige recht persönliche Bemerkungen, die zu Ablehnungen hätten führen können, sich einer Tauchgruppe anzuschließen: Sowohl mein Erzeuger, als auch sein Nachfolger, wie auch ein Onkel von mir lebten jenseits der Grenze in der BRD, was sich jedoch für mich beim Tauchen in der DDR und in den „befreundeten Bru­derländern“ wie der Tschechoslowakei oder Ungarn nie negativ bemerkbar machte. Und, um die Kirche im Dorf zu lassen, auch in der GST-Tauchsportsektion „Manta Zwickau“ gab es überzeugte Christen. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass da und dort übereif­rige GST-Funktionäre, von denen es allerdings genug gab, derar­tige Gründe benutzten, um einen Jugendlichen nicht Mitglied der GST werden zu lassen. Aber die Regel war das bestimmt nicht, und mir ist auch kein einziger Fall bekannt. Taucher vom „TC Manta“ Zwickau am Helenensee mit Tauch­geräten „Medi 713“ und ungarischen Tauchermessern „Pirat“. Die Ausrüstung Als sich 1990 die GST auflöste, verfügte der TC Manta Zwi­ckau, bestehend aus schätzungsweise 40 Mitgliedern, davon 15 Kinder, über einen Kompressor Geraer Bauart, 11 komplette Nasstauchanzüge, mehrheitlich hergestellt in der CSSR, zwei Trockentauchanzüge (ohne Ventile) vom Typ Pinguin, vier Zweischlauch-Regler, auch Kompakt-Regler genannt, vom Typ Hydromat MEDI (62004), sowie sieben Zweiflaschen-Tauchge­räte mit jeweils einem Einschlauchregler vom Typ Hydromat 66 (62017). Dazu kamen noch drei Tarierkragen und einige Tau­chermesser vom Typ „Pirat“ (einem ungarischen Fabrikat) und „Poseidon“. Außerdem besaßen noch mindestens vier Mitglieder eigene, bei der Polizei registrierte Tauchausrüstungen, teils ge­braucht erworben, teils selbst gebaut oder von Verwandten aus dem Westen erhalten. Es herrschte also beim Tauchclub „Manta“ nicht gerade der Ausrüstungs-Notstand. Andere Vereine, mehr in die vormilitärische Ausbildung eingebunden als wir, besaßen diesbezüglich noch mehr, wieder andere aber auch weniger. Als ich 1968 dem Verein beitrat, wurden noch Druckluft-Tauch­geräte vom Typ MEDI 713 benutzt, bei denen der kompakte, ein­stufige Regler fester Bestandteil des Tauchgerätes war. Die Zeit der Sauerstoff- Kreislaufgeräte vom Typ MEDI-Nixe war da schon vorbei. Als Neuer im Verein absolvierte ich einen erheblichen Teil meiner praktischen Ausbildung in „Wollopren“, einem ausgemus­terten Wollpullover, in welchem „die ruhende Wasserschicht“ vor Kälte schützen sollte – wer sich das nur ausgedacht hatte? Die gesamte clubeigene Ausrüstung wurde in einer Gerätekam­mer gelagert, deren Tür mit zwei Petschaften, also mit Siegeln versehen war. Im Inneren der Kammer befanden sich die Reg­ler in einem Blechschrank, an dessen Tür sich noch einmal zwei Petschaften befanden. Zugang zur Gerätekammer hatte man nur in Begleitung des Clubleiters oder des Technikers, der für die Lagerung, Pflege, Ausgabe und Zurücknahme der Ausrüstung verantwortlich war. Nur die beiden erhielten – in unserem Fall – an der Pforte des benachbarten Krankenhauses die Schlüssel für die Kammer. Die Ausgabe und Zurücknahme der Ausrüstung wurde in einem Kontrollbuch vermerkt. Sicher war es mit einem gewaltigen Aufwand verbunden, am Wochenende in irgendei­nen Steinbruchsee tauchen zu gehen. Doch wir kannten es nicht anders und so hat sich auch niemand darüber aufgeregt. Humor ist überall dabei, auch „schwarzer“ oder Galgenhumor. Wenn ich z. B. an unsere Gerätekammer mit den Tauchanzügen denke, fällt mir sofort wieder der oft sehr unangenehme Geruch nach einem zurückliegenden Tauchwochenende ein: Die Luft hatte dann einen verteufelt hohen Urinanteil… Die Tauchausbildung Wohl so mancher, der mit seinem alleinigen Wissen über das Tauchen aus den Filmen von Hans Hass wild tauchen gegangen ist, wird während der Tauchausbildung in der GST festgestellt haben, dass er bei seinen Anfängen zum Teil unglaubliches Glück hatte. Als z. B. 1967 mein Eigenbauregler (damals aus­schließlich Regler und nicht Lungenautomat genannt) während eines Tauchganges seinen Geist aufgab, hielt ich „natürlich“ beim Auftauchen die Luft an. Dass es mir heute möglich ist, diese Zei­len zu Papier zu bringen, bedeutet nichts anderes, dass ich da­mals viel Glück hatte und nicht sehr tief gewesen sein kann… Für die Taucherausbildung gab es in der GST mehrere sehr aus­führliche Lehrbriefe. Die theoretische Ausbildung war umfang­reich, gründlich und ging – nach heutigen Maßstäben betrachtet – weit über die Erfordernisse fürs Sporttauchen hinaus. Unter Berücksichtigung der Randbedingungen und der vorhandenen Ausrüstung hielt auch die praktische Ausbildung jedem Ver­gleich mit der heutigen stand. Ketzerisch könnte man bemerken, da es keinen kommerziellen Hintergrund gab, waren Einschrän­kungen hinsichtlich Inhalt und zeitlichem Aufwand auch nicht nötig. Die Ausbildung erfolgte schrittweise, um unterschiedliche Qualifikationen zu erreichen. Diese vollständig zu beschreiben würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. So sei nur auf we­sentliche Inhalte hingewiesen: Taucher bei der Ausbildung zum Nachttauchen. Sie sind durch eine Buddyline miteinander verbunden. Die UW-Lam­pen sind selbst gebaut. A-Prüfung Prüfungsziel war der perfekte Umgang mit der ABC-Ausrüs­tung, wobei mir damals das Anlegen der ABC-Ausrüstung ein­schließlich Leerblasen der Tauchermaske unter Wasser richtige Probleme bereitete. B-Prüfung Danach war der Betreffende befähigt, mit einem Druckluft-Tauchgerät zu tauchen. Dazu einige wichtige Übungen: • Abtauchen, Ablegen des Tauchgerätes, Auftauchen, erneutes Abtauchen, Anlegen des Tauchgerätes und wieder auftauchen. • „Wasserpfeife“: Zwei Taucher atmeten aus nur einem Tauchge­rät an Ort und Stelle und danach schwimmend. Einen Octo­pus am Lungenautomaten gab es noch nicht. • „Blinder und Lahmer“: Zwei Taucher führten die Übung „Wasserpfeife“ in Bewegung durch, aber ein Taucher ohne Schwimmflossen, und der andere ohne Tauchermaske. Um die Hauptaufgabe in der GST nicht zu vergessen, wurden auch Baumstämme und Balken unter Wasser zersägt, sowie see­männische Knoten geflochten. C-Prüfung bzw. TAA und Tauchausbilder Die C-Prüfung wurde nach entsprechender Ausbildung an der GST-Marineschule in Greifswald-Wieck abgenommen und be­ rechtigte den erfolgreichen Teilnehmer, nun selbst Tauchausbil­dung durchzuführen. Diese Qualifikation gab es nicht lange. Sie wurde ersetzt durch die Qualifikationen Taucherausbildungs-Assistent (TAA), sowie den Taucherausbilderstufen III, II und I. Nichts ging beim Tauchen in der GST ohne einen sogenannten Taucherauftrag. Praktisch hieß das: Der Verantwortliche für einen bevorstehenden Tauchausflug am Wochenende oder das Taucherlager über zwei Wochen hatte ein Formular mit Durch­schlag auszufüllen. Eingetragen wurde der Zeitraum, das Tauch­gewässer laut Tauchgewässer-Katalog, die dafür vom Techniker der Gruppe erhaltene Ausrüstung, die Teilnehmer, der Verant­wortliche zuzüglich seiner Unterschrift und nicht zuletzt die Ausbildungs-Aufgabe. Der Taucherauftrag musste je nachdem, ob sich das ausgewählte Gewässer im Heimatkreis, im Bezirk, außerhalb des Bezirkes oder gar außerhalb der DDR befand, vom jeweiligen GST-Kreis- oder Bezirksvorstand oder vom GST-Zentralvorstand in Berlin-Hessenwinkel bestätigt werden. In Sachen Schreibkram war nicht alles, was damals gemacht werden musste, blanker Unsinn. So beispielsweise das Führen eines Tauchjournals, jedenfalls bei Ausbildungsaktivitäten mit Gruppen. Das scheint sich inzwischen rumgesprochen zu haben, denn man kann wieder öfters das Führen einen solchen Nach­weises beobachten. Mir sind persönlich nur wenige, meist glimpflich verlaufene Unfälle beim Tauchen zur DDR-Zeit bekannt, trotz der teilwei­se unzulänglichen Ausrüstung. Lediglich durch Nachrufe in der Zeitschrift „Poseidon“ weiß ich, dass es auch Unfälle beim Tau­chen mit tödlichem Ausgang gab. Erstaunlich ist im Nachhin­ein, dass es beispielsweise mit den vielen, nicht „TÜV-geprüften“ Eigenbau-Lungenautomaten nicht zu mehr Zwischenfällen kam. Schlimmeres wurde durch die Einhaltung der „Sicherheitsvor­schrift für das Tauchen in der GST“ und dadurch verhindert, dass zu jedem Tauchgerät ein Gerätepass gehörte und die Geräte natürlich regelmäßig an zentraler Stelle geprüft wurden. Eistauchen in der Zwickauer Mulde, die durch Umweltgifte stark belastet war. Wettkampfsport Zu den begrenzten Möglichkeiten, als kleiner Staat auch im Aus­land auf sich aufmerksam zu machen, gehört natürlich auch der Sport. Die Förderung war entsprechend groß, für nichtolympische Disziplinen weniger, für olympische Disziplinen schier grenzen­los. Diese Feststellung relativiert sich allerdings, wenn man heute im Fernsehen beobachtet, welchen Wert die führenden Nationen im Sport auf die Bekanntmachung ihrer sportlichen Erfolge legen und was in den Ländern alles dafür getan wird. Dem jungen Flossenschwimmer in einer GST-Tauchsport­gruppe waren solche Überlegungen fremd. Er arbeitete tags­über und wollte lediglich Wettkämpfe im Flossenschwimmen und Streckentauchen gewinnen. Die Möglichkeit dazu hatte er in regional unterschiedlich großer Anzahl. Höhepunkte waren die jährlichen DDR-Meisterschaften, die sogenannten „Pionier­meisterschaften“ in Berlin. Ernster wurde es bei den Jugendli­chen und Erwachsenen. Ihnen winkte schon die Möglichkeit, bei entsprechenden Leistungen auch international starten zu kön­nen, was hieß, möglicherweise auch im „kapitalistischen Aus­land“. Logisch war die Herausbildung von Leistungszentren, wo die Sache als Hochleistungssport betrieben wurde. Aus manchem jungen Flossenschwimmer wurde im reiferen Al­ter auch ein hervorragender Orientierungstaucher. Das große Problem beim wettkampfmäßigen Betreiben dieser Disziplin be­stand in der Bereitstellung geeigneter Orientierungsgeräte, beste­hend aus mindestens einem Kugelkompass, einem Tiefenmesser, einem Meterzähler sowie einem Träger für diese Geräte. Später wurde in das Orientierungsgerät noch eine dem Luftbedarf ent­sprechend große Druckluftflasche mit eingebaut. Die DDR-Ori­entierungstaucher gehörten damals zu den besten der Welt. Orientierungstaucher Wesentlich ruhiger ging es in vielen Tauchsportgruppen zu, in denen zunächst einmal mehr Bastler gefragt waren. Die bauten beispielsweise aus den Laufwerken von Tonbandgeräten Meter­zähler für die OG (Orientierungsgeräte) aus. Die Vielzahl der verschiedenartigen OGs war beeindruckend. Betrieben wurde das Suchen bestimmter Punkte unter Wasser mehr oder weni­ger von Jedermann im Verein als echte Freizeitbeschäftigung. Höhepunkt dabei waren Kreis- und Bezirksmeisterschaften. Als leidenschaftlicher Unterwasserfotograf vergaß ich bei den Bezirksmeisterschaften im Orientierungstauchen 1979 in der Talsperre Pöhl mein eigentliches Ziel, Bezirksmeister zu werden. Der Anblick gewaltiger Süßwasserschwämme fesselte mich so, dass ich als Letzter abschnitt, und als ich dann mit großer Be­geisterung von den Schwämmen erzählte, wurde ich nie wieder zu Wettkämpfen mitgenommen... Laufbahntaucher: Taucher für die NVA Im Allgemeinen war das Bedürfnis unter den Jugendlichen, Kar­riere bei der NVA zu machen nicht allzu groß, selbst oder viel­leicht besonders nicht als Offizier. Entsprechend aufwändig wur­de von offizieller Seite dafür geworben. Abgesehen davon, war der Wunsch bei den Jugendlichen, Kampschwimmer oder Pio­niertaucher bei der NVA zu werden, weit verbreitet. Wer dies in der Schule kundtat oder gar auf einem der Wehrkreiskomman­dos, wurde unversehens in einer GST-Tauchsportsektion „Lauf­bahntaucher“. Das heißt, er wurde in der Ausbildungsrichtung „Taucher für die NVA“ auf seinen späteren Einsatz gründlich vorbereitet. Das betraf die Ausbildung zum Taucher, wie auch Übungseinheiten im Schießen, Handgranaten werfen, Hangeln an einem Seil über feuchtes Gelände oder Laufen auf der Sturm­bahn, einer Hindernisstrecke. Höhepunkte bei der Ausbildung waren sogenannte „Spartakiaden“, der absolute Höhepunkt die „Zentrale Wehrspartakiade“ der GST. Mehrheitlich gaben sich die ausgewählten Jugendlichen große Mühe, die Ausbildungsauf-gaben zu erfüllen. Das Ziel, danach einer Spezialeinheit der NVA anzugehören und alles zusammen später vielleicht auch als Be­rufstaucher anzuwenden, war Triebfeder genug. Natürlich konn­ten nicht alle auf den Dienst vorbereiteten Jugendlichen Kampf­schwimmer oder Pioniertaucher werden, und dass die besten unter den von uns in Zwickau ausgebildeten Laufbahntauchern später bei der Armee nur als Kraftfahrer eingesetzt wurden, oder drei Jahre lang an der Grenze Patrouille liefen, konnte niemand vorausahnen und schon gar nicht nachvollziehen. Die Interessengebiete Wer heute Sporttaucher werden möchte, will vor allem die Schönheit der UW-Welt kennen lernen und Abenteuer erleben. Inzwischen schon an zweiter Stelle steht der Wunsch, die gesam­melten Eindrücke in Form von Filmen und Fotos mit nach Hau­se zu nehmen, was dank digitaler Fotografie kein Problem mehr ist. Ganz anders dagegen – wir sprachen bereits darüber – sahen die Prioritäten beim Tauchen in der GST aus. UW-Fotografie Durchlebte die UW-Fotografie und der Selbstbau von Ausrüs­tungsteilen dafür in den Jahren der „wilden“ Taucherei bis 1968 eine gewisse Blütezeit, so war man danach als UW-Fotograf in einer GST-Tauchsportgruppe im wahrsten Sinne des Wortes lange das fünfte Rad am Wagen. Es macht mich noch immer traurig, wenn ich daran denke, wie oft ich von einigen Funkti­onären „Gammeltaucher“ oder abschätzig „Hobbytaucher“ ge­nannt wurde. Nur wenn es um die kulturelle Ausgestaltung von Vereinsveranstaltungen ging, gab man den Fotografen großzü­gig Gelegenheit, ihre Ergebnisse zu präsentieren. Gute UW-Auf­nahmen wurden auch für die damalige Tauchzeitschrift „Posei­don“ gebraucht. Diese, aus verständlichen Gründen nie frei von militärischen und politischen Beiträgen, enthielt nicht selten auch Fachbeiträge zu Themen vor allem aus der Ostsee und dem Schwarzen Meer von außerordentlich hohem Niveau. Gerade als UW-Fotograf in der DDR war ein gewisses Maß an bastlerischem Können unabdingbar. Es gab UW-Fotografen, die laufend mit neuen Gehäusen für handelsübliche Blitzgeräte so­wie Film- und Fotokameras erschienen, nur Filme oder Bilder bekam man von ihnen so gut wie nie zu sehen. Am besten, man konnte beides, basteln und fotografieren. Jeder, der die Zeit miterlebte, wird sich an die hervorragen UW-Bilder aus der Ostsee von den Schwerinern Charly Heckel und Kurt Rabe er­innern. Meilensteine in der Entwicklung auf dem Gebiet setzten die Leipziger Unterwasserfotografen Werner Fiedler und Dieter Florian, welche auch nach der Wiedervereinigung immer wieder mit hervorragenden UW-Fotos von sich Rede machen. Manfred Tege, Dieter Latze, Manfred Zabel, Alfred Kupke und Martin Rauschert, alle aus Berlin, waren unter fotografisch interessier­ten Tauchern der DDR in aller Munde. Vor dem Wettbewerb am Helenensee wurden alle UW-Kameras ausgestellt. Nach einer Reihe sporadisch organisierter Treffen von UW-Fotografen schafften es vor allem die Redaktion der Zeitschrift „Poseidon“ sowie die Berliner Rüdiger Rast und Otmar Richter durch beharrliches Festhalten an der Idee, ab 1976 die Berliner UW-Fotowettkämpfe am Helenesee bei Frankfurt an der Oder zu organisieren. Damit waren sie, zumindest anfänglich, ihrer Zeit weit voraus. Begrüßung von UW-Fotografen aus dem gan­zen Land und der CSSR, Filmausgabe, Start zu vier Stunden UW-Fotografie, Abgabe und Entwicklung der Filme an einem Tag, Siegerehrung am nächsten Tag - wo gab es das damals schon?? Mit den ersten vorderen Plätzen wuchs dann im heimischen GST-Kreisvorstand die Bereitschaft enorm, auch die UW-Foto­grafen mehr zu unterstützen. Ein ebenso erfreuliches wie trauri­ges Kapitel war für mich die Beteiligung an Foto-Wettbewerben im „kapitalistischen Ausland“. Um Medaillen zu erringen, waren die zweifellos nur beschränkt zur Verfügung stehenden Devisen der GST bei den Wettkampfsportarten Flossenschwimmen und Orientierungstauchen schon gut angelegt. Andererseits muss man sich fragen, ob beim kleinen Bekanntheitsgrad der Wett­kampfdisziplinen im Tauchsport nicht Erfolge von GST-UW-Fotografen im Ausland eine viel größere Breitenwirkung gehabt hätten. Das Potential für vordere Plätze in Kategorien wie „Süß­wasser“ oder „Makro“ war zweifellos vorhanden. Mit anderen Worten: Gute UW-Aufnahmen gab es reichlich. Aber wer bekam die schon zu sehen? Für private Erfolge bei UW-Fotowettbewer­ben im Westen wurde man zwar nicht eingesperrt, aber gelobt auch nicht – im Gegenteil. Zumal wenn, wie es wie mir passierte, der Gewinner 1000 Westmark bekam… Höhlentauchen, Brunnentauchen Noch schwerer hatten es damals diejenigen, welche Höhlen-tauchen wollten. Einfachster Grund war das Fehlen geeigneter Höhlen in der DDR. Lediglich eine Gruppe um Klaus-Jürgen Fritz aus Halle erforschte regelmäßig die unter Wasser stehen­den Hohlräume in der Heimkehle, der größten Gipshöhle in Deutschland. Klaus-Jürgen Fritz und Lothar Kappelhoff gelang es auch, sich an Höhlentauchaktionen in der benachbarten CSSR zu beteiligen. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen im Höhlentauchen konnte 1979 von mir eine Höhlentauchergruppe im Bezirk Karl­Marx-Stadt zusammenstellt werden, die sich unter fachlicher Anleitung durch Höhlenforscher von der Bergakademie Frei­berg lange Zeit mit der Erforschung der Drachenhöhle Syrau unweit von Plauen im Vogtland beschäftigte. Die bei solcherart Bemühungen zu überwindeten Schwierigkeit waren mitunter profan: Getaucht werden durfte in der DDR nur in Gewässern, welche in einem Tauchgewässer-Katalog zusammengestellt wa­ren. Dieser enthielt natürlich nicht die Drachenhöhle Syrau. Es war Schwerstarbeit, die Genossen im GST-Kreis- und Bezirks­vorstand davon zu überzeugen, dass mit der Erforschung der Drachenhöhle auch ein volkswirtschaftlicher Nutzen verbunden ist, und dass wir damit unseren Beitrag zum umfassenden Auf­bau des Sozialismus leisten konnten. Wir durften! Seine Fort­setzung fanden diese Bemühungen beim Zwickauer Tauchclub „Manta“ mit der Erkundung eines alten Brunnens nahe des Or­tes Schönfels in Sachsen. Ohne Unterstützung der Leitung des Zwickauer Stadtmuseums hätten wir allerdings gar nicht in dem Brunnen tauchen dürfen, allein schon – na? – weil er nicht im Tauchgewässerkatalog der GST stand! Ein schönes Beispiel da­für, dass formal vieles nicht getan werden durfte, aber dank gro­ßen Einfallreichtums der an der Sache Interessierten letztendlich doch legal ausgeführt wurde. Zum Brunnentauchen wurde ein Schlauchtauchgerät benutzt Vernunft lässt sich lange unterdrücken, aber nie ganz aufhalten. Anfang der achtziger Jahre kreierte man in der GST die Interes­sengebiete. Nun erhielten alle in der DDR und dem befreunde­ten Ausland machbaren Betätigungsfelder wie UW-Fotografie, Höhlentauchen, Brunnentauchen und Tauchtourismus einen hohen, fast gleichberechtigten Stellenwert. Da waren aber die Jahre der DDR schon gezählt. Tauchen in der Ostsee und im Ausland Entgegen oft geäußerter Bemerkungen durfte man, zwar nur mit großen Einschränkungen als Sporttaucher auch in der Ostsee und teilweise selbst in den sozialistischen Bruderländern seinem Hobby nachgehen. Der springende Punkt dabei war, für diese Vorhaben von den GST-Vorständen einen bestätigten Taucher­auftrag zu bekommen. Gaben die ihren Segen, stand der Fahrt nichts mehr im Wege, wenn man den weiteren bürokratischen Aufwand und die Schikanen an den Grenzen außer Acht lässt. Entlang der DDR-Ostseeküste durfte in mehreren sogenann­ten „freigegebenen Tauchgebieten“ mit Tauchgeräten getaucht werden. Im Umkehrschluss bedeutete das, dass sonst überall das Tauchen mit Tauchgeräten verboten war. Aber auch in den freigegebenen Gebieten war die Sache nicht ganz so einfach, wie die Wortwahl vermuten lässt. Zunächst musste der Antrag mit einer Namensliste der Teilnehmer inklusive persönlicher Daten lange vor dem geplanten Unternehmen eingereicht werden. Zu­nächst an den GST-Kreisvorstand, der den Antrag an die überge­ordneten Instanzen weiterreichte. Nach Erreichen des entspre­chenden Küstenabschnittes war es dann vorgeschrieben, sich mit dem Taucherauftrag beim zuständigen GST-Kreisvorstand bzw. Bezirksvorstand, beim ABV (Abschnittsbevollmächtigter der Volkspolizei) und bei der für den Abschnitt zuständigen Grenzbrigade anzumelden, was meistens ganz schön dauerte. Schlauchboote mussten abends mittels Kette und Schloss gegen zweckentfremdete Verwendung gesichert werden. Klingt furcht­bar aber - noch einmal – wer es nicht anders kannte, den hat das alles nicht aufgeregt. Beim Tauchen hatte jeder Taucher eine Schwimmboje mitzu­führen. Da es keine zu kaufen gab, wurden Wasserbälle benutzt, auf welchen rundum in großen Buchstaben „T“ zu schreiben war. Das wohl interessanteste freigegebene Tauchgebiet war die Wohlenberger Wiek zwischen Wismar und Boltenhagen. Nein, nicht weil von dort bei gutem Wetter der Westen zu sehen ist, sondern weil es durch die Zunahme des Salzgehaltes in der Ost­see dort einen größeren Artenreichtum an Tieren und Pflanzen gibt, als weiter östlich, und die Individuen größer werden. Kurz gesagt, für mich war viele Jahre die Wohlenberger Wiek das Rote Meer. Riesige Muschelbänke mit Seesternen, Krabben und so ganz anderen Fischen als in den Gewässern zu Hause mach­ten jeden Tauchgang zum Erlebnis. Am Liebsten fuhren wir im Frühjahr dorthin, wenn die außerordentlich fotogenen Seehasen ihrem Laichgeschäft in Ufernähe nachgehen. Selbst für uns „ver­rückt“ wurde das Tauchen in der Ostsee kurz vor der politischen Wende. Da sollte vor und nach (!) jedem Tauchgang die zustän­dige Grenzbrigade angerufen werden. Natürlich um zu melden, dass sich am Ende kein Taucher verdrückt hatte… Für Reisen mit Tauchgeräten ins sozialistische Ausland musste schon ein triftiger Grund, am besten eine Einladung von einem dort in der jeweiligen Bruderorganisation organisierten Tauch­club vorliegen. So begleiteten beispielsweise 1988 meine Frau Alena und ich Mitglieder der Höhlentauchergruppe „Speläo­aquanaut Prag“ in die Niedere Tatra, um gemeinsam in mehreren Höhlen zu tauchen. Dass dies wiederum im Auftrag der Tauch­zeitschrift Poseidon geschah, für die wir einen Artikel erarbeite­ten, stieß im Verlaufe des Genehmigungsverfahrens bei der GST so manche Tür auf. In gleicher Weise führten wir schon 1977 gemeinsam mit Tauchfreunden aus Leipzig eine Tauchreise in die Hohe Tatra auf dem Gebiet der damaligen Tschechoslowa­kei durch. In all diesen Fällen musste persönlich die notwendi­ge Tauchausrüstung, unter Vorlage dieser, vorher beim Zoll der DDR angemeldet und in gleicher Weise danach wieder abgemel­det werden. Während eines Besuchers 1978 bei Tauchern in Bu­dapest, diesmal ohne eigene Tauchausrüstung, versahen die mich kurzerhand damit und wir fuhren in Ungarn tauchen. Ein An­trag von mir, an der bulgarischen Schwarzmeerküste mit Druck­lufttauchgeräten tauchen zu dürfen, wurde von der GST unter Hinweis auf fehlende Verbindungen zur Partnerorganisation in Bulgarien höchstoffiziell abgelehnt. Überhaupt starb eine ganze Reihe von scheinbar realisierbaren Träumen aus ganz simplen Mit Höhlentauchern von „Speläoaquanaut Praha“ in der Höhle Hluboka in der Niederen Tatra/CSSR. Gründen. So scheiterte eine für 1988 geplante und bereits gründ­lich vorbereitete Reise an den Baikalsee, weil letztendlich die so­wjetischen Genossen einen Kompressor als Gastgeschenk haben wollten, was unsere Möglichkeiten bei weitem übertraf. Das tat schon richtig weh! Ein unerlässliches Nachwort Dieser Bericht über den Tauchsport in der DDR gibt nur einen all­gemeinen Überblick. Wesentlich mehr Seiten ließen sich mit inter­essanten Details und Erlebnissen füllen, die teilweise recht grotesk verliefen. Deshalb als Fazit: Ich möchte den Tauchsport in der GST zur DDR-Zeit nicht wieder haben! Die Betonung liegt dabei auf „wieder“. Inzwischen konnte ich, für mich ein echtes Wunder, viele meiner seinerzeit allmählich in Vergessenheit geratenen Träume erfüllen, nicht nur im Roten Meer und auf den Malediven. Nein, vor allem in den Bergseen Österreichs, in einigen französischen Höhlen, an der Westküste Schwedens und in einigen Fjorden Nor­wegens. Was für ein großes Glück! Aber wer will es mir und vielen anderen Tauchern von damals verübeln, wenn wir noch immer von unserem ersten Tauchgang schwärmen, wenn wir viele wun­derbare Taucherlebnisse aus dieser Zeit nicht vergessen wollen, wenn wir uns gern an den beispielhaften Zusammenhalt in den Tauchvereinen erinnern. Die Randbedingungen kannten wir nicht anders, und die Losung hieß: Das Beste aus der Sache machen! Größere Erfolge in allen Bereichen des Sporttauchens wurden leider durch die Unfertigkeiten des Systems und vor allem durch die Engstirnigkeit vieler DDR-Funktionäre verhindert. Mit ih­ren Bildleistungen hätten beispielsweise, wie schon an anderer Stelle vermerkt, die UW-Fotografen große Erfolge auch im „ka­pitalistischen Ausland“ erringen können, wenn auch nicht mit Aufnahmen aus südlichen Gefilden. Der ganze Staatsapparat, einschließlich der GST-Funktionäre, traute einfach keinem ein­zigen seiner Bürger so recht. Wo sollte da von offizieller Seite der Stolz auf das herkommen, was vor allem außerhalb der „offiziel­len Aufgabenstellungen“ geleistet wurde? Wie dem auch sei, es gab ihn trotzdem, den Tauchsport in der DDR mit seinen sport­lichen Leistungen, dem Erfindergeist im Zusammenhang mit Eigenbaugeräten – oder einfach nur durch den ständig an den Tag gelegten Idealismus: Das Erreichte rechtfertigt auf jeden Fall seine entsprechende Würdigung. Dietmar Steinbach, geboren 1947 in Co­burg, lebt seit vielen Jahren in Zwickau. Gewinner mehrerer nationaler und inter­nationaler UW-Fotowettbewerbe, heute Träger der VDST-Ehrennadel in Gold. Er fotografiert nach wie vor zusammen mit seiner Frau Elena unter Wasser, meist in heimischen Gewässern, ist in beiden Zwi­ ckauer Tauchvereinen mit der Jugendarbeit beschäftigt, und zur Zeit arbeiten beide an einem neuen Tauchreiseführer, der sich mit interessanten Tauchplätzen im östlichen Teil Deutschlands beschäftigt. Zum Weiterlesen: 1. Dietmar Steinbach: Nur Tauchen im Kopf, Stuttgart, 2012 2. Norbert Gierschner: Mit selbstgebauten Schwimmflossen, Tauchgeräten und Kameragehäusen, Berlin 2011 3. Norbert Gierschner: Nur tauchen, schreiben, reisen, Berlin 2013 4. Martin Rauschert: Mein erstes Wort war Pinguin, Berlin 2012 Alena Steinbach, die Ehefrau unseres Autors, auf Einem Fotowettbewerb. Schöne UW-Fotos dienten bei den eingeschränk­ten Möglichkeiten zur DDR-Zeit gerne auch als Wandschmuck daheim. Im 1. Heft der „TauchHISTORIE“ berichteten wir über Museums-Schätzchen des Löbbecke-Museums in Düsseldorf, das über phantastische, alte UW-Kameras ver­fügt, die von Prof. Dr. Kurt Schaefer gebaut wurden. Lesen Sie hier seine eigene Darstellung, unter welch schwierigen Verhältnissen sie seinerzeit entstanden sind: Kurt Schaefer - meine Geschichte Wenn ich Ihnen erzählen soll, wie ich vor 70 Jahren meine erste UW-Kamera bas­telte, dann versetzen Sie sich bitte in die „ANTE COMPUTERALE“-Periode“ zu­rück oder auch „PRAEDIGITALIUM“ genannt, in der es nichts gab, was heute selbstverständlich ist… So jedenfalls fing es an: 1930 Es war in den Sommerferien, als mein Vater mit der Familie nach Dalmatien reiste. Papa war Tierarzt, und als begeisterter Aquari­aner besonders an Meerestieren interessiert. Ich war damals ein achtjähriger Bub, meine Schwester 12, und die Frau Mama ge­noss das Ganze mehr als mondänes Strandleben. Aber immerhin hat sie mir in ein paar Tagen das Schwimmen beigebracht und somit die Grundlage für meine weitere Tätigkeit geschaffen. Papa zeigte und erklärte uns Kindern die Meerestiere – wir waren be­geistert! Nie hätte ich gedacht, dass diese Begeisterung ein ganzes Leben anhalten werde - eine Gnade, für die ich sehr dankbar bin! Die Rückreise per Schiff ging von Novi nach Spalato, dem heu­tigen Split, wo ich ein gruseliges Erlebnis hatte: Im Naturhistori­schen Museum befand sich ein großer ausgestopfter Hai, der kurz bevor er ins Museum kam, einen Matrosen der K und K Marine verspeist haben soll! Ob das wahr gewesen ist oder nur eine Schau­ergeschichte, bleibt dahingestellt – publikumswirksam war sie auf jeden Fall – immerhin habe ich mir das 80 Jahre lang gemerkt! Weiter ging die Reise bis Cattaro, Lovcen und mit der Bahn über Mostar, Sarajevo und die Adelsberger Grotte zurück nach Wien. Auch der Umstand, dass wir in einem Eisenbahntunnel am Rauch der Braunkohle, mit der die Züge damals fuhren, fast erstickten, tat dieser herrlichen Reise keinen Abbruch! In der Schule wurde mir eine ganze Stunde zur Verfügung gestellt, um über dieses, für die damalige Zeit ganz ungewöhnliche Ereignis zu berichten - ja, damals war man noch bescheidener!! Papa war aber auch ein eifriger Fotograf, der seine 6x9-Negative in der Küche selbst entwickelte. Es war für mich immer ein inte­ressantes Erlebnis zu sehen, wie ein Negativ sich allmählich aus dem Nichts bildete. Hier begann meine erste Beziehung zur Fo­tografie. Als Papa dann eine 8mm-Filmkamera kaufte und ich selbst filmen durfte, war der Weg zur UW-Foto- und Filmarbeit nur mehr eine Kombination der Dinge, die mich begeisterten. Es fehlte nur noch ein kleiner Anstoß: Der kam zu Weihnach­ten, als ich das Buch von Hans Hass „Unter Korallen und Hai­en“ geschenkt bekam. Das war es, was ich tun wollte! Und dazu kam noch ein weiterer wesentlicher Umstand: In den 30er Jah­ren des vorigen Jahrhunderts gab es in Wien eine Radiosendung für Buben und Mädchen – es war die „Bastelstunde“ von Ing. Oskar Grissemann. Jeden Dienstag kam diese Sendung, die ich nie versäumte, da „Bastelonkel Grissemann“ die Gabe hatte, sei­nen „lieben jungen Bastelbuben und Bastelmädchen“ – so seine Begrüßung – auf heitere Art und Weise zu zeigen, wie man aus alten, unbrauchbaren Gegenständen schöne und gute Sachen machen konnte. Er war ein Meister der Improvisation! Es war genau das, was ich brauchte! Papa war ein wohlhabender Mann, aber Taschengeld gab es keines – da musste ich mich eben nach „System Grissemann“ richten: Aus „Alt mach Neu“ – eine Kunst, die mir in vielen schwierigen Situationen geholfen hat und dies auch weiterhin tut. 1942 Knapp nach der Matura musste ich zum RAD (Reichsarbeits­dienst) und bald zur Wehrmacht, wo ich nach kurzer Ausbil­dung als Funker auf dem Flughafen Grosseto bei Livorno in Ita­lien stationiert wurde. So trist die Situation auch war, nie habe ich mein Ziel, die UW-Filmerei, vergessen und hatte hier sogar die Möglichkeit, aus den Abfallkisten der Flugzeug-Reparatur­werkstatt Aluminiumabfälle zu sammeln und im Eisenofen des Funkraumes während der Nachtdienste zu Barren einzuschmel­zen! Also wieder: System Griessemann! 1943 Als ich Anfang 1943 auf Urlaub nach Wien kam, waren in meinem Rucksack keine Nylonstrümpfe für die Liebste - wie das bei anderen Kameraden üblich war, sondern Alu-Barren, mit denen ich jetzt im Zimmerofen meiner Eltern die 1. UW-Kassette für die „Kodak 8“ goss, die mir mein Vater schweren Herzens zur Verfügung stellte! Wieder nach Grosseto zurückgekehrt, freute ich mich schon auf die ersten Probeaufnahmen! Grosseto lag nicht weit vom Strand, der damals im Krieg völlig menschenleer war, also beste Voraus­setzung, ungestört zu bleiben! Aber das war auch das letzte Mal! Schon einige Tage später legte ein verheerender amerikanischer Bombenangriff von Afrika aus den gesamten Luft-Torpedo-Flug­hafen Grosseto in Schutt und Asche! Ich musste lange suchen, bis ich die Stelle fand, wo vorher die Baracke stand, in der ich mein Quartier hatte… Überall nur verkohlte Trümmer und Asche. Nach einigen Grabungen konnte ich geschmolzene Alu-Stücke und die ausgeglühten Reste von Papas geliebter Filmkamera finden… Nachdem ich mich von diesem Schrecken erholt hatte, war mein erster Gedanke: Jetzt habe ich Gelegenheit zu sehen, wie eine Film­kamera von innen aussieht, vielleicht kann man da ja doch noch et­was machen! Es meldete sich also wieder der „Bastelonkel“ in mir. Als der Funkbetrieb in Notunterkünften weitergeführt wurde, hatte ich die Möglichkeit in Nachtdiensten, die meist ruhig ver­liefen, mit meinem Taschenmesser und einer alten Beißzange, die ich irgendwo fand, das Triebwerk der Kamera wieder zum Laufen zu bringen – nur kurz allerdings, da ja die Antriebsfe­der ausgeglüht war. Das war immerhin schon etwas, und die ge­schmolzenen Objektiv-Linsen würden schon irgendwie ersetzt werden… Mein zweiter Gedanke war: Wenn schon die gesam­te Außenseite der Kamera fehlt, könnte man doch diese gleich wasserdicht machen! Das würde Arbeit, Größe und Gewicht verringern, und so hätte man eine Allzweck-Kamera für Was­sersportler jeder Art, die nicht erst umständlich in eine wasser­dichte Hülle eingesetzt werden muss, und die man ober wie un­ter Wasser ohne Veränderung gleichgut verwenden kann. Diese Definition schrieb ich 1943 in einem Feldpostbrief an meinen Vater, damit er sich über den Verlust seiner Filmkamera leich­ter hinwegtrösten könnte… Genau diese Definition verwendete denn auch 1980 die Firma, die mein System als ihre Weltneuheit auf den Markt brachte. Aber das ist ja bereits bekannt. In den letzten Kriegsjahren war es natürlich nicht möglich, ei­nen Kamerabau durchzuführen. Ich musste mich mit techni­schen Zeichnungen begnügen. Nach der Entlassung aus einer gottseidank kurzen, dreimonatigen Kriegsgefangenschaft, kam ich in die amerikanische Besatzungszone in Oberösterreich, nach Gmunden am Traunsee, wo ich...... 1945 ... in der Yachtwerft Frauscher, vormals Abeking und Rasmus­sen, Arbeit fand. Hier konnte ich meine Improvisationsfähigkeit, die ich vom alten „Bastelonkel“ gelernt hatte, voll einsetzen: So gab es z. B. keine Bootsbeschläge zu kaufen! Die machte ich nun selbst aus Schrott eines Alteisenhaufens, der direkt neben der Werft lag. Und schon bald hatte es sich bei der Stepptanzgruppe am Gmundener Theater herumgesprochen, dass in der Boots-werft ein junger Mann arbeitet, der ihnen auch die sehr begehr­ten Beschläge für die Stepptanzschuhe machen konnte! – Meine erste Berühmtheit, noch dazu in hübscher Gesellschaft… 1946 Als dann an der Technischen Hochschule in Wien mein Studium begann, konnte ich endlich an den Bau der „M8/1“ gehen. Dabei bedeutet „M“ Marina nach dem Namen Marina di Grosseto – meinem ersten Tauchgebiet, „8“ steht für das 8 mm Filmmaterial, und die Zahl „1“ stellt die Baunummer dar. Da ich noch keine Werkstatt in der elterlichen Wohnung hatte, musste ich mir einige Dreh- und Gewindeschneidearbeiten bei einem Fotomechaniker machen lassen. Die Holzformen für die Alu-Gussteile fertigte ich zu Hause, wo ich auch in der Badewan­ne die Dichtigkeits-Prüfung durchführte. Alles schien in Ordnung zu sein, und so stand ein erster Tauch-versuch in der „Alten Donau“ an. Dort bin ich einige Zeit in 3 – 4 Meter Tiefe herumgeschwommen – doch als ich nach Hause kam, war die Enttäuschung groß: Wasser war in die Kamera ge­laufen! Wieso? Sie war doch dicht in der Badewanne! Klar, hier war der Wasserdruck geringerer, aber gab es nicht doch noch einen anderen Grund? Um die eigentliche Ursache herauszufin­den, hat es noch recht lange gedauert: Der gute Fotomechani­ker war zwar ein Meister seines Faches, aber die Anforderung an eine UW-Kamera war ihm fremd. So schnitt er das Gewinde für den Objektiv-Tubus unbekümmert zu knapp am Rand, so­dass dort eine undichte Stelle entstand! Solche Undichtigkeiten können außerdem bei jedem Alu-Guss sowieso vorkommen, da der ja immer etwas porös ist, so lang dieser nicht gestrichen ist. Jedenfalls war dies für mich Grund genug, eine Neukonstrukti­on zu machen, bei der das Objektiv in die Kamera integriert und nicht außen angeschraubt ist. So entstand ... 1947 ... die „M8/2“, das Vorbild aller weiteren Kameras, die niemals irgendwelche Mängel aufwiesen. Ich war jetzt schon seit einiger Zeit mit Hans Hass in Verbindung, als er mich eines Tages mit dem Bau der „UW-Leica“ beauftragte. Ich zeigte ihm meine „M8/2“, die er aber ablehnte, da er meinte, „wenn da Wasser hineinkommt, so ist es im Laufwerk, Objektiv und Film!“ Ich meinte, dies sei ja eine einfach zu lösende Sache und hatte damit Recht behalten. Wie sich später zeigte, gab es bei der praktischen Verwendung dieses Gerätes nie Schwierigkeiten. Hass beharrte dagegen auf seinen „Einlegekassetten“. So baute ich für ihn die „UW-Leica“, die 16mm „Siemens“ und die 35 mm „Bell and Howel“. Alle für die erste Rote-Meer-Expedition. 1949 Nach diesen sehr aufwändigen Arbeiten, die mein Studium sehr beeinträchtigten, meinte Hass, man sollte doch versuchen, einen UW-Blitz zu machen. Das war interessant, und ich machte mich sofort an die Versuche mit der alten „Kodak-Retina“, die leicht mit „Philips“-Blitzlampen zu synchronisieren war. Ein Elektronen­blitz war damals noch nicht üblich. Die Blitzlampen wurden in einer wasserdichten Reflektorhaube untergebracht, die Batterien im Griff-Rohr. Das Gerät funktionierte, war aber sehr umständ­lich zu benutzen, da man zum Lampen-Wechsel immer zum Boot oder an Land zurückschwimmen musste. Erst als ich darauf kam, dass die Blitzlampen auch frei im Wasser zündeten, wurde die Sa­che handlicher, da man jetzt die Reservelampen beim Schwim­men mitnehmen und auch unter Wasser einsetzen konnte. Mein Vater, der an meiner Arbeit sehr interessiert war, schlug mir vor, selbst einen UW-Film über die prähistorischen Pfahl­bauten im Mondsee und Attersee zu drehen, was immerhin ei­nige Vorträge in der „Wiener Urania“ bewirkte und sehr großes Publikumsinteresse hervorrief. Eines Tages kam ein junger Mann zu mir, der sich als Dr. Rupert Riedl vorstellte: Er beabsichtigte für das Zoologische Institut der Universität Wien eine Film-Expedition in Meereshöhlen zu unternehmen und fragte, ob ich als Kameramann mitkommen wolle. Ich sagte natürlich sofort zu! Das war ein glückliches Tref­fen, da ich sowieso auf 16 mm Film umsteigen musste, weil ich ... 1950/51 ...vom Denkmalamt zu einer Pfahlbauforschung eingeladen wurde. Meine Werkstatt in der elterlichen Wohnung hatte be­reits eine Drehbank und eine Ständer-Bohrmaschine – natürlich zum größten Teil aus alten Teilen selbst zusammengebaut – je­denfalls gut genug, um eine „MK 1“ mit UW-Blitz, eine „M16/1“ und einen weiteren UW-Blitzer bauen zu können. Wie bei mei­ner ersten „M8/1“ stand auch hier „M“ für das System Marina, „K“ für Kleinbild, „16“ für den 16mm-Film und „1“ jeweils für die Baunummer. Da meine „M8/2“ für die bevorstehenden Arbeiten wegen des kleinen Bildformates nicht verwendbar war, und ich außerdem Geld brauchte, verkaufte ich diese an Erich Pribizer vom Wiener Tauchclub „Austria“. Als nun gerade vor vier Jahren einige UW-Kameras von mir an das Löbbecke-Museum in Düsseldorf gin­gen, fehlte ausgerechnet das wichtigste Stück: die „M8/2“. Alle Versuche, sie wiederzufinden, waren leider vergeblich!!! Da aber die Original-Holzmodelle für die Gussformen, sowie Zeichnun­gen und Fotos erhalten sind, entschloss ich mich, einen Nachbau anzufertigen – diesen sogar mit Original-Laufwerk einer „Ko­dak 8“, womit die Baureihe wieder komplett ist. Bei all meinen Kamera-Exemplaren war ich immer bestrebt, das Optimum an Bildgröße und Schärfe zu erreichen. Wenn heute je­mand meint, dass die Kameras vor 65 Jahren gegen die heutigen nur minderwertig und primitiv seien, muss ich dazu sagen: „Auch wir hatten damals die Besten, und es gab keine besseren…“ 1952… Für diesen Sommer war die UW-Expedition in die Tyrrhenia von Dr. Riedl festgesetzt. Ich hatte ja meine Kameras bereits am Attersee und Keutschacher See bei der Pfahlbauforschung er­probt. Für die Expedition, bei der erstmalig ein Farbfilm in fins­teren Meereshöhlen gedreht werden sollte, waren aber noch viele Vorbereitungen zu treffen: UW-Scheinwerfer, Kabel, ein Aggre­gat für 3000 Watt, dazu Stative etc. Über dieses gewagte Unternehmen könnte man einen eigenen Artikel schreiben – hier allerdings nur einige Anmerkungen: Für mich als Kameramann war die Arbeit in finsteren Meereshöhlen sehr schwierig, da ich dafür auf keinerlei Erfahrung zurückgrei­fen konnte, aber ich hatte trotzdem die Verantwortung für das teure Farbfilmmaterial! Deshalb wollte ich zuerst einige Probe-aufnahmen machen. Da diese aber nur in Paris entwickelt wer­den konnten, dauerte es gute zwei Wochen, bis ich die Szenen sehen konnte. So lange konnte ich aber nicht warten. Immerhin hatte ich ja 600 Meter Film zu drehen! Also – auf gut Glück und los gings! Wie sich zeigte, hatte ich zumindest so viel Glück, dass genügend Filmlänge brauchbar war! Es waren aber noch andere Hindernisse zu überbrücken: Kabeldefekte etwa durch den See­gang und einen UW-Kabelbrand knapp neben dem Scheinwerfer, der zum Glück glimpflich ausging! Was tut man da? Provisorisch reparieren und weiterfilmen – aber suchen Sie mal einen Defekt in einem 12poligen, 150 Meter langen und sechs Zentimeter di­cken Kabel… Das auf einer wellenumbrausten Felsklippe sitzend und lediglich „bewaffnet“ mit einem Taschenmesser und einer Beißzange!!! Da muss man schon ein guter „Bastelonkel“ sein! Nach der Tyrrhenia-Expedition richtete sich mein Hauptinteresse auf UW-Nahaufnahmen im Maßstab 1:2 bis 1:1 auf 6x6 cm Rollfilm. Es war mit meinen Kameras möglich, auch in stockfinsteren Mee­reshöhlen verwacklungsfreie Dias aufzunehmen. Zuerst verwende­te ich Blitzlampen, dann einen in die Kamera eingebauten Elektro­nenblitz – bis vier Röhren – und zum Schluss einen Ringblitz. Eine köstliche Episode ergab sich, als ich wieder einmal Vorberei­tungen traf für eine Foto-Tauchreise mit meiner Segelyacht „Teresa II“ in der Adria. Ich kaufte in einem Fotogeschäft Blitzlampen, und um ganz sicher zu sein, dass diese auch richtig zündeten, fragte ich den Verkäufer, ob das auch wirklich frische Lampen wären. „Ja“, sagte der, „die zünden verlässlich, vorausgesetzt, dass sie nicht nass werden“… Hätte ich ihm gesagt, dass ich damit unter Wasser blit­zen werde, hätte er mich für verrückt gehalten! Übrigens - vor der Tyrrhenia-Expedition habe ich das auch geglaubt und baute daher anfänglich einen wasserdichten Reflektor - wie ja bereits gesagt wurde. Fehlzündungen jedenfalls waren ganz, ganz selten! 6 x 6 - UW-Kamera für Aufnahmen 1:1 Um bei Nahaufnahmen im Maßstab 1:1 noch eine Tiefenschär­fe von 6 bis 7 cm zu erreichen, musste ich eine Abblendung im Objektiv von 1:140 (!) machen, was damals von Fotoexperten für unmöglich gehalten wurde. Und doch ging es! Dazu genügte bereits das Mittelschulwissen über Optik! Derart extreme Ab­blendungen können nur durch „Katzenaugenblenden“ oder ge­lochte Messingscheiben erreicht werden. Bohrungsdurchmesser 1,4 mm, Fixblende. Als Objektiv ist dann ein „Einlinser“ besser geeignet. Ich habe dieses optische System auf einer technischen Zeichnung festgehalten. Für solche Fotos, die ich vor 60 Jahren machte, bekam ich von der „Photographischen Gesellschaft Wien“ ein Ehrendiplom! Diese Bilder sind nach wie vor erhalten. Technische Skizze Einlinser für extreme Nahaufnahmen mit enormer Schärfendehnung Über die historische UW-Fotografie könnte man noch viel berichten, aber ich will im Folgenden nur noch erzählen, dass ich seit 40 Jahren für das Schifffahrtsmuseum in Spitz an der Donau arbeite, um die Schifffahrt auf diesem Fluss möglichst lückenlos in Modellen und Zeichnungen darzustellen: Handelsschiffe, Leib- und Kriegs­schiffe der Türkenkriege (1521 - 1791). Ein Leibschiff ist ein his­torisches Donauschiff des 18. Jahrhunderts, das hochrangigen Persönlichkeiten, z. B. einem kaiser­lichen Gesandten für Dienstreisen zur Verfügung stand. Es entstanden ungefähr 36 Modelle, alle im Maß­stab 1:20 und in extrem natürlicher Bauweise. Zwölf Jahre habe ich an der Rekonstruktion, an Plänen und am Modell des letzten großen Se­gelkriegsschiffs auf der Donau, der Fregatte „Theresia“ (1768 - 1791) gearbeitet. Anfang Jänner 2000 hat dieses Modell bei einem internatio­nalen Wettbewerb die Goldmedaille und den „Maze Challenge-Cup“ in London bekommen. Kurt Schaefer vor seiner Vitrine in Barcelona 2014 Kurt Schaefer, einer der „ganz Großen“ auf dem Gebiet der UW-Fotografie, heute 93 Jahre, verwitwet, ist am 16.09.1922 geboren, Matura 1942, danach Wehrmacht bis 1945, Studium der Architektur an der Technischen Universität Wien mit Diplom 1954. Den Dr. techn. Erhielt er am 16.12.1983. Er hat einen Sohn und eine Tochter, und als Sport betrieb er Skifahren, Segeln und Tauchen. Eine Autobiographie ist derzeit im Entstehen. Foto: F. Rothbrust Vielseitigkeit ist sehr schön, doch nur wenige produzieren mit ihren zum Teil recht widerstrebenden Interessen solche Spitzenprodukte wie die Persönlichkeit, die wir heute vorstellen: Wulf H. Koehler Von Wolfgang Freihen Ich kenne ihn schon lange. Damals baute er UW-Kameragehäuse. Ich war mit meinem „Aquamarin“ derart unglücklich gestürzt, dass überall Wassertropfen einbrachen. Haarrisse ließen sich nicht erkennen, und doch waren sie da: Das Gehäuse musste neu verdichtet werden, so wie das alle dünnwandig gegossenen Alu-Gehäuse schon von Neuheit her erforderten: Dazu musste die Farbe herunter, es wurde in eine flüssige Kunstharzlösung ge­taucht. Damit diese in alle Kapillaren eindringen konnte, geschah das Ganze unter Druck. So verband sich das Kunstharz mit dem Aluminium und härtete unter Hitze aus. Neu lackiert war alles wieder in Ordnung. Später baute er mir noch ein spezielles Vor­derteil für mein Fisheye-Objektiv zur „Rollei SL66“, sodass ich auch unter Wasser eine völlig neue Sichtweise kennenlernte… Aber beginnen wir doch am Anfang: Wulf H. Koehler, das „H.“ steht für Hinrich, wird am 2. Juli 1940 in Königsberg an der Ost­see geboren. Es ist Krieg, der Vater eingezogen, alles hängt an der Mutter. Durch die Nähe des Meeres wird er schnell mit dem Was­ser vertraut, doch die Idylle endet mit dem Zusammenbruch der Ostfront: Es folgt die Flucht, die in Thüringen endet, wo er bald die Volksschule besucht. Der Vater überlebt glücklicherweise die russische Gefangenschaft. Als Kunstmaler restauriert er an­schließend Stuckdecken und Deckengemälde in allen möglichen Schlössern, Kirchen und öffentlichen Gebäuden. Ständig unter­wegs, zumeist bei uns im Westen, kann er die Lebensbedingun­gen drüben wie hier sehr gut miteinander vergleichen. Die Mauer gibt es noch nicht, und so wird – Wulf hat mittlerweile zwei Ge­schwister und er ist gerade zehn Jahre alt – noch einmal bei Nacht und Nebel der Wohnsitz gewechselt, diesmal nach Darmstadt. 1954 folgen während einer Auslandsreise  nach Jugoslawien erste Tauchversuche im Mittelmeer, die ihn begeistern. Etwa zur glei­chen Zeit keimen zwei weitere Leidenschaften in ihm auf: Die zur Fotografie und, da handwerklich außerordentlich geschickt, begeistert er sich auch für den Bau von Segel- und Motorflug- Vorläufer vom „Darmstädter Modell“, Gehäuseteil für „Praktika“ modellen. Der Sprit dazu wird selbst gemixt, doch für eine Fern­steuerung reicht das Taschengeld nicht… 1955 tritt er dem Deutschen Unterwasser Club, dem DUC Darmstadt bei, einem der ersten paar Vereine, die gerade erst den VDST aus der Taufe gehoben haben. Dort absolviert er erste Tauchlehrgänge, um 1957 unter dem Eis einer Kiesgrube die Freitauchprüfung abzulegen. Noch im gleichen Jahr baut er sein erstes UW-Gehäuse aus Stahlteilen für eine „Praktika“. Das Ergebnis ist niederschmetternd, und auch der darauf folgende Neubau aus Aluguss, für das er das Holzmodell selbst fertigt, er­weist sich als zu schwer. Erst beim 3. Anlauf 1958 stimmen die Bedingungen. Alles funktioniert einwandfrei, und von diesem formschönen „Darmstädter Modell“ werden geringe Stückzah­len auch für andere UW-Fotofreunde gebaut. 1959 folgt das Abitur. Danach beginnt er Mathematik und Phy­sik zu studieren, um nach dem Vordiplom zum Maschinenbau überzuwechseln, Fachrichtung Flug- und Regelungstechnik. Ne­benher taucht er natürlich weiter, ab 1959 mit dem „Delphin I“, dem ersten nach dem Krieg in Deutschland frei verkäuflichen Atemgerät. Der Atemsack dieses Sauerstoff-Kreislaufgerätes weist jedoch schon bald Undichtigkeiten auf, sodass er sich ein neues baut, mit dem er die Baggerseen der Umgebung besucht, doch dann wechselt er zum insgesamt weniger gefährlichen Pressluftgerät, das er aus zwei 5-l-Flaschen, einer selbst gebauten Brücke und einer Rückentrage aus V2A-Stahl zusammensetzt. Die beiden Flaschen sind auffällig orangerot lackiert, was ihm wegen der fotogenen Wirkung später eine Beschäftigung als UW-Model einbringt… Wulf H. Koehler 65 In der Zwischenzeit ist er zum 2. Vorsitzenden des DUC Darm­stadt avanciert, und als solcher erhält er 1962 die Gelegenheit, als technischer Mitarbeiter und UW-Fotograf an der „Deutschen Korallen-Expedition“ des Hessischen Landesmuseums Darm­stadt teilzunehmen. Die Reise führt nach Port Sudan, dauert drei Monate und steht unter der Leitung von Dr. Georg Scheer, der früher zwei Hans-Hass-Expeditionen begleitete. Dort lernt Wulf Ludwig Sillner kennen, den damals wohl bekanntesten UW-Fotografen weltweit. Mit ihm taucht er ins Wrack der „Umbria“. Danach übernimmt er ab 1963 für zwölf Jahre die Präsident­schaft beim DUC Darmstadt. Auch sonst macht er Karriere in­nerhalb des Verbandes: 1969 wird Wulf H. Koehler zum Bundes-Jugendtauchwart gewählt, was ihn wiederholt mit Jugendlichen nach Israel ans Rote Meer führt. 1970 nimmt er eine Einladung zum 1. Symposium der CMAS auf Cuba an, wo er einen Vor­trag über seine eiszeitlichen Knochenfunde von Mammuts und anderen Tieren in Baggerseen der Rheinebene hält, und nach dem Tod von Ludwig Sillner 1973 übernimmt er für sieben Jahre dessen bisherige Funktion als Leiter der Sachabteilung UW-Foto und Film im VDST, wobei er u.a. als Siegermedaille für die UW-Fotowettbewerbe die begehrte „Camera Louis Boutan“ in Bron­ze, Silber und Gold einführt… Das Studium wird 1968 mit Diplom abgeschlossen. Anschlie­ßend beginnt er seine berufliche Laufbahn als Verkaufsingeni­eur bei der Firma „Varian“ in Darmstadt. 1972 gründet er sei­ne eigene Firma „WKD Ocean-Optics Germany“. Neben der Konstruktion und dem Bau von UW-Gehäusen stehen zunächst einige Filmaufgaben an: So die Verfilmung der Geschichte der „Umbria“ für „Anglia Survival Ltd.“, eine britische Fernsehge­sellschaft, und vor allem über zehn Monate hinweg die Arbeit als Project Engineer für den Hollywood-Film „The Deep“ mit Dreharbeiten in der Karibik, den British Virgin Islands, bei den Bermudas und in Australien. 1977 lernt er Dr. Hans Fricke in Eilat am Roten Meer kennen. Er unterstützt ihn beim Bau sei­nes „Neritika-UW-Labors“, in dem er schließlich zusammen mit diesem in elf Meter Tiefe vor der Küste des Sinai einen 14tägigen Saturierungstauchgang unternimmt. Es folgen weitere Tauchrei­sen nach Australien, Galapagos und Hawaii. 1979 tritt wieder „Varian“ in sein Leben und bietet eine sehr gut bezahlte Stelle an, zu der er nicht nein sagen kann. Fast gleich­zeitig erhält er von „JVC“ den Auftrag zur Entwicklung des „VideoMarin 200“, des weltweit ersten autonomen UW-Video-Systems, das 1980 auf der „Photokina“ vorgestellt und anschlie­ßend weltweit verkauft wird, u.a. auch an die türkische Regie­rung und an die von Gadhafi. Noch im gleichen Jahr beteiligt er sich am Bau des GEO-Forschungstauchbootes, mit dem im Roten Meer Tauchfahrten bis 200 Meter Tiefe unternommen werden. Er rüstet es mit sieben speziellen, neu entwickelten 250 W Scheinwerfern aus, die für Tiefen bis zu 1000 Metern geeignet sind, und per Fernauslösung schießt er spektakuläre UW-Fotos des Tauchbootes selbst: Dazu wird ein ebenfalls von ihm entwik­keltes „OceanEye“-Gehäuse mit der „Nikon F3-motordrive“ in 200 Meter Tiefe auf Grund abgesetzt. Eines dieser Fotos ziert im November 1982 eine Doppelseite im GEO-Magazin… In der Mitte der 70er Jahre bahnt sich eine Zusammenarbeit mit den Rolleiwerken „Francke & Heidecke“ an. Dabei entsteht 1977 zunächst als Nachfolge des „Rolleimarin“ das „Aquamarin­WKD“-Gehäuse zur Rollei SL 66, über das wir im Folgebeitrag ausführlich berichten. Danach entstehen weitere Neukonstruk­tionen, wofür auch die Bezeichnung „Rolleimarin“ wiederver­wendet werden darf. So z.B. die „Rolleimarin WKD-SLX“ und weitere Modelle, die „6008 integral“ und auch für den Bau sei­nes kleinsten UW-Gehäuses zur Kleinbildkamera „Rolleiflex SL 3003“. Dieses „Rolleimarin 3003“ wird zunächst wie gewohnt aus Aluguss hergestellt, später jedoch aus Kohlefaser-Kunststoff- Verbundmaterial, wodurch es sehr leicht und zierlich wird. Mit verschiedenen Ports ausgestattet, lassen sich die jeweiligen Ob­jektive optimal nutzen. Dazu kann, wie bei allen anderen Gehäu­sen, so auch hier ein TTL-Blitzgerät angeschlossen werden, und – wie die großen Schwestern – verfügt auch dieses Gehäuse über ein um 30° geneigtes Sucherfenster. Darüber hinaus verfügt die Kamera – als einzige (!) Spiegelreflex im Kleinbildformat – ein Wechselmagazin für 36 oder 72 Aufnahmen, außerdem einen Motorantrieb für den Filmtransport und ein Wechselbatteriefach. Neben solchen Spitzengeräten baut er natürlich auch Gehäuse für Elektronenblitzgeräte und andere ausgefallene Sonderkon­struktionen, wie etwa ein Filmgehäuse zur „Arriflex 16 SR-II High Speed“, hauteng geschneidert und mit dem Schwerpunkt so gelegt, dass es, gleichgültig, in welcher Lage auch immer, un­ter Wasser stets gewichtlos geführt werden kann. 1981 kommt er für den UW-Star-Fotografen David Doubilet des „National Geographic“-Magazins ein Gehäuse für die „Nikon F3-motor­drive“ hinzu. Es ist dreiteilig und druckfest bis 300 Meter Tiefe. Später als „OceanEye“ allgemein vermarktet, ist es mit einem 180°-Domport ausgerüstet, hinter dem sich alle gebräuchlichen Nikon-Objektive verwenden lassen. Außerdem hat es einen gut einsehbaren, großen Prismensucher. Der Motordrive sorgt für schnelle Bildfolgen, und auch der Film- und Objektivwechsel ist schnell vollzogen, da die Kamera dazu niemals aus dem Mittel­teil ausgebaut werden muss. Während all dieser Jahre lernt er die Creme de la Creme der internationalen UW-Welt kennen, bekannte Taucher, Künstler, Schriftsteller, Filmemacher, Redakteure, Wissenschaftler und UW-Fotografen. So u.a. Jacques Piccard und sein neues For­schungs-U-Boot, mit dem sich dieser später im Golfstrom trei­ben lässt, ebenso Ron und Valerie Taylor in Australien oder Leni Riefenstahl, die zu gerne Aktaufnahmen von ihm gemacht hätte. Auch wenn er ihr diesen Wunsch nicht erfüllt: So, wie er vor ihr steht, sieht er nun mal blendend aus, von der Sonne gebräunt, mit schwarzen Locken, 1,89 groß, schlank, kräftig und musku­lös… Und wenn ich ihm heute gegenüberstehe, so wirkt er auf mich, wenn auch mittlerweile grau geworden, ansonsten doch kaum verändert, lediglich ein bisschen gesetzter… 1998 erfährt sein Lebensweg einen enormen Umbruch, der sich jedoch schon zu Anfang der 80er Jahre ankündigt. Damals drückt er noch einmal die Schulbank und erwirbt den Flugschein nach Sichtflugregeln, ebenso wie das deutsche und englische Sprech­funkzeugnis. In den späten 80ern liest er im amerikanischen „Playboy“ eine Anzeige zum Selbstbau eines Flugzeuges nach dem Baukastenprinzip. Das reizt ihn, und so telefoniert er sofort mit Florida und macht sich umgehend auf den Weg. Der Probe­flug begeistert ihn, sodass er den Bausatz erwirbt. Wer jedoch meint, das Ganze ließe sich einfach wie aus einer Kiste voller Le­gosteine zusammensetzen, irrt gewaltig: Es sollen noch einmal sechs Jahre mit rund 3000 Stunden Bauzeit vergehen, bis Wulf schließlich am 27. März 1998 seinen ersten Flug damit absolvie­ren kann: Es ist eine viersitzige Maschine, ein Canard-Flügler mit doppel-wandigem Rumpf aus Glas- und Kohlefaser-Ver­bundwerkstoffen, ist IFR-equipped (für die Flugberechtigung nach Instrumentenflug-Regeln), langstreckentauglich, hat ein Einziehfahrwerk und einen 200 PS Einspritzmotor am Heck, der mit einem „Constant-speed-Verstell-Propeller“ der Firma Mühl­bauer, Deutschland, ausgestattet ist. Das Tauchen und der Bau von UW-Gehäusen geraten dadurch in den Hintergrund. Die Fliegerei läutet einen neuen Lebensab­schnitt ein. Zusammen mit seiner Lebenspartnerin finden viele Flüge in europäische Nachbarländer statt. Eine lange Flugsafari in fünf afrikanische Länder schließt sich an, und wiederholt be­sucht er die Azoren. Die frische Luft, das moderate Klima und die schöne Landschaft mit üppiger, farbenfroher Vegetation las­sen den Wunsch aufkeimen, hier unmittelbar am Meer zu woh­nen. Wäre das nicht toll? Ein passendes Grundstück jedenfalls findet sich schnell. Er entwirft sein Traumhaus und lässt den Rohbau erstellen. Der ehrgeizige und manchmal recht stürmische Lebensstil bleibt leider nicht ohne Folgen: 1999 erleidet Wulf einen Herzinfarkt, was ihn langsamer treten lässt. Zumindest meint er das. Als Au­ßenstehender merkt man jedoch nichts davon. 2002 beendet er sein Arbeitsverhältnis bei der Firma „Varian“, für die er über 23 Jahre „neben“ all den anderen genannten Aktivitäten im Außen­dienst tätig war. Er wendet sich dem Innenausbau seines Hauses zu, das 2004 bezogen wird. 2005 bringt viel Freizeit. Was macht man da?? Nun, er lernt im Flugsimulator den „Jumbo Jet“ und den „A300“ fliegen. Daneben betätigt er sich künstlerisch, baut aus speziellem, nicht gerade billigem, hochwertigem Bronzeguss Köpfe und Zierkugeln mit schön strukturierter Oberfläche, die sich aus mehreren, exakt in­einander steckbaren Einzelteileilen zusammenfügen lassen. Auch neue Tauchreisen in den Sudan, nach Papua Neuguinea und Ma­laysia stehen an. Außerdem taucht er unter dem arktischen Eis, in den Höhlensystemen bahamaischer blue holes. Weiterhin folgen Besuche bei Freunden in Südafrika, Florida und Kalifornien. Wulfs Kunstwerke In der Fotografie bricht nun auch für ihn das digitale Zeitalter an: Er kauft zwei „Nikon D-300“-Kameras mit allen notwendi­gen Objektiven, baut für diese Schätzchen passende UW-Ge­häuse, und für die Bildbearbeitung kommen noch zwei „iMac­Apple“-Computer hinzu. Seine Fotos und Reisebeschreibungen veröffentlicht er in verschiedenen Fachmagazinen, und damit es am Ende nicht doch mal zu eintönig für ihn werden könnte, sorgt Wulf wieder auf seine Weise vor: 2006 gründet er wieder eine neue Firma. Diesmal geht es um ökologische Gesichtspunk­te: Um unabhängig von Erdöl, Gas und Strom zu werden, ist sein neues Haus so gebaut, dass Warmwasser von Solarpaneelen er­zeugt wird, und der Strom kommt von einer Windkraftanlage und Photovoltaik-Modulen. Mit seiner neuen Firma „SolarPro Engineering“ propagiert er seine guten Erfahrungen mit diesen modernen Technologien bei Architekten und Bauingenieuren auf den Azoren. Der Fortschritt hinkt dort unserer deutschen Zeit hinterher, und doch hat er auch damit Erfolg. 2012 heiratet er seine langjährige Lebensgefährtin Dagmar, und 2014 kommt sein erstes Buch heraus, das sich (großartig!) mit der Pottwal­jagd in seiner neuen Wahlheimat, den Azoren, auseinandersetzt. Wulf ist ein „Hans Dampf in allen Gassen“, der sich nie unter­kriegen lässt. Seien wir gespannt, was als nächstes kommt… Sämtliche Fotos: Wulf H. Koehler Zum Weiterlesen: Koehler, Wulf H.: Von der Waljagd zur Wal­beobachtung, siehe dazu unsere Buchrezensionen. Das Aquamarin-WKD-Gehäuse zur Rollei SL 66 Von Wolfgang Freihen Seit über 20 Jahren nahm ich die meisten UW-Fotos mit der zweiäugigen „Rolleiflex 3,5F“ im „Rolleimarin“-Gehäuse auf. In dieser Zeit hatte sich die Fototechnik rasant weiterentwickelt. Viele Kameras mit Wechselobjektiven und weiterem Zubehör waren entstanden, sodass an Land der bildmäßigen Gestaltung kaum noch Grenzen gesetzt waren. Eingesetzt wurden alle mög­lichen Brennweiten von Tele- über Zoomobjektive bis hin zu Su­perweitwinkel- und Fisheye-Objektiven. Diese Möglichkeiten wollte ich endlich auch unter Wasser weitestgehend nutzen. In­sofern sollte eine andere Kamera meine alte „Rolleiflex 3,5F“ mit den beiden fest eingebauten 80mm Objektiven ablösen. Am 6x6-Format freilich hielt ich fest - schon alleine meiner Lichtbildervorträge wegen. Konnten doch, was die Schärfe an­belangt, zu Anfang der 80er Jahre Kleinbilddias noch bei weitem nicht mit dem größeren Mittelformat mithalten. Dafür nahm ich gerne die geringeren Gestaltungsmöglichkeiten mit dem quadra­tischen Format in Kauf, und ebenso akzeptierte ich, nur 24 Bilder pro 220er Rollfilm aufnehmen zu können statt der 36 rechtecki­gen Aufnahmen im Kleinbildformat. Zunächst war ich mir noch nicht sicher, für welche der beiden einäugigen Spiegelreflexkame­ras der Spitzenklasse ich mich entscheiden sollte, für eine „Has­selblad“ oder die „Rollei SL 66“. Für beide gab es UW-Gehäuse zu kaufen, die sich sehr gut bewährten. Beide Kameras unterschie­den sich jedoch von ihrer Konstruktion her wesentlich: Die „Hasselblad“ war eine Zentralverschlusskamera, wobei die­ser Verschluss in jedes einzelne Objektiv eingebaut war. Das machte wohl die Objektive teurer, hatte aber den Vorteil, beim Blitzen kurze Verschlusszeiten synchronisieren zu können. Un­ter Wasser allerdings war diese Kamera nicht universell einsetz­bar, denn beim Tauchen konnten nur Bilder im Normal- oder im Nahbereich erstellt werden. Beides während des gleichen Tauch­gangs war insofern unmöglich, weil für Nahaufnahmen Vorsatz­linsen vorgeschraubt oder Verlängerungstuben zwischengebaut werden mussten. Dadurch gab es keine Möglichkeit, einen zufäl­lig vorbeischwimmenden Hai ebenfalls mit abzulichten. Ganz anders dagegen die „Rollei SL 66“: Sie hatte einen Schlitz­verschluss, der wohl nur Blitzsynchronisationszeiten von 1/15 Sekunde zuließ, was sich durch entsprechend starkes Abblen­den beim Blitzen weitestgehend kompensieren ließ. Das vor allem in tieferem Wasser, wurden doch die Lichtverhältnisse umso schlechter, je weiter man abtauchte. Es konnten aber auch langbrennende FP (focal plane)-Blitzbirnen benutzt werden, die auch kurze Belichtungszeiten erlaubten. Vor allem aber bot die SL 66 durch den eingebauten, ausfahrbaren Balgen die Möglich­keit, sämtliche Motive vom Normalbereich bis in den extremen Nahbereich ohne weiteren Umbau erfassen zu können. Damit ließen sich also sämtliche Einstellungen ohne weiteres bewälti­gen. Das schien mir für die UW-Fotografie besonders wesentlich, denn hier weiß man nie, welches Motiv sich als nächstes anbie­tet. Insofern schien mir diese Kamera bei genauerem Hinsehen für die UW-Fotografie besser geeignet! Im Unterschied zum „Rolleimarin“ wurde das „Aquamarin“­Gehäuse nicht von den Rolleiwerken in Braunschweig gebaut, sondern von Wulf H. Koehler, den wir im vorausgehenden In­terview kennen gelernt haben, der in Darmstadt seine Firma „Oceanoptics“ betrieb. Ich selbst kaufte mein Gehäuse jedoch se­condhand von meinem langjährigen Freund Arnd Rödiger, der mehrere Jahre lang der Sachabteilung UW-Fotografie des VDST vorstand. Obwohl mit dem „Aquamarin“ zufrieden, wollte er für seine weiteren UW-Fotos doch lieber ein anderes deutsches Gehäuse verwenden, nämlich das dreiteilige „Trilobit“-Gehäuse. Hier wird die Kamera im Mittelteil befestigt, während Front- und Heckteil getrennt lösbar sind, um nicht nur einen Filmwechsel, sondern vor allem auch einen schnelleren Objektivwechsel zu gestatten. Die TauchHISTORIE wird in einem späteren Artikel auch dieses Gehäuse vorstellen. In der Mitte der 1970er Jahre erlebte Wulf Koehler eine Über­raschung: Er erhielt Post aus Braunschweig. Die Firma „Franke und Heidecke“ wollte ihn beauftragen, für die zweiäugige 2,8er „Rolleiflex“ eine Neuauflage des legendären „Rolleimarin“-Ge­häuses herauszubringen. Aber seiner Meinung nach hatten die Zweiäugigen bereits mit der „3,5F“ die Pionierzeit der UW-Fo­tografie mit großem Erfolg hinter sich gebracht, und als Nachfol­ge schien ihm eine lediglich lichtstärkere Kamera gleichen Typs nicht ausreichend genug. So wollte er lieber für die „Rollei SL 66“, die sich an Land bereits bestens bewährte, ein passendes Gehäu­se herausbringen, in dem man alle möglichen Wechselobjektive auch unter Wasser benutzen konnte. Das erschien ihm sinnvol-sondern „Aquamarin-WKD-SL 66“ genannt wurde, hatte patent­rechtliche Gründe. In der Folgezeit entwickelte sich dieses Gehäuse sehr erfolgreich, und schon bald wurde es von den meistern ernst­haften UW-Fotografen rund um den Globus benutzt. Besonders erwähnenswert dabei ist der der unter 30° abgewinkelte Sucher­einblick, der in Schwimmlage eingesehen werden kann und gegen­über dem alten Rolleimarin deutlich verbessert wurde. Insgesamt ist das Gehäuse nicht nur formschön und sieht äußerst elegant aus, sondern ist auch ergonomisch sehr geschickt gestaltet. Es liegt gut in der Hand, hat unter Wasser nur geringen Abtrieb lässt sich in allen möglichen Aufnahmepositionen leicht führen. Sämtliche O-Ring gedichteten Bedienungselemente erlauben eine gute Ab­lesbarkeit und befinden sich in griffgünstigen Positionen. Sie sind auch mit Handschuhen in kaltem Wasser gut bedienbar. Ausgelöst wird mit dem Zeigefinger der rechten Hand. Beidseits sind am hin­teren Gehäuseteil zwei Halterungen für Blitzleuchten angebracht, sodass man seine Motive auch in eine Lichtzange nehmen kann. Die zu dieser Zeit noch immer üblichen Kolbenblitze haben eine Nasszündung, und für meinen Elektronenblitz ließ ich mir später einen wasserdichten „Niknos“-Stecker einbauen. Zum Einbau muss die „SL66“ zunächst vorbereitet werden: Der Schachtsucher wird entfernt, zwei Zahnkränze zur Verschluss-zeit- und Blendeneinstellung werden angebracht, ebenso ein weiterer Adapter zur Entfernungseinstellung. Das ganze erfor­dert eine knappe Minute, und schon kann die Kamera bis zum Anschlagstopp in das Gehäusefrontteil eingeschoben werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Adapterzahnräder exakt mit den Markierungspunkten der Getrieberäder im Gehäu­sevorderteil zusammenpassen. So erlauben die Einstellknöpfe eine exakte Einstellung von außen. Die Kamera wird jetzt mit der Basisplatte verschraubt. Darunter befindet sich ein kleines Kästchen zur Blitzlichtsynchronisation mit den elektronischen Bausteinen. Es ist das gleiche wie im alten „Rolleimarin“. Das Synchronkabel wird in die Kamerabuchse gesteckt, und schon kann das Rückteil mit den Bedienungsknöpfen für die Entfer­nungseinstellung und den Filmtransport aufgeschoben wer­den. Die Übertragungselemente gleiten dabei exakt ineinander, und zwei weitere Führungsstifte sorgen dafür, dass das Vor-der- und Rückteil unverrückbar aufeinanderpassen. Ein großer O-Ring dichtet das Gehäuse ab, nachdem die beiden Exzenter­verschlüsse angezogen sind. Jetzt ist die Kamera einsatzbereit. Die geschilderte Einbauweise gilt sowohl bei der Verwendung des 80 mm Normal-, als auch des 50 mm Weitwinkelobjektivs. Möchte man jedoch die längere 150 mm Linse verwenden, so ist, um den notwendigen Platz zu schaffen, ein Verlängerungsring zwischen die planparallele Frontscheibe und dem Gehäusevor­derteil einzubauen. Auf das Objektiv wird ein anderer Zahn­kranz zur Blendeneinstellung aufgeschoben, und außerdem ist am Gehäusehinterteil ein anderer Ablesering für die Distanz­messung einzubauen. All diese Maßnahmen erfordern etwa eine halbe Stunde Zeit. Auch das 30 mm Fisheye F-Distagon 1:3,5 von Carl Zeiss ließ sich mit dem „Aquamarin“ benutzen. Dazu war allerdings ein spezielles, verkürztes Vorderteil mit einer gewölbten Domschei­be aus Acrylglas erforderlich. Um das schwere Objektiv davor zu bewahren, während des Gebrauchs in die Scheimpflug-Stellung zur Schärfendehnung abzuknicken, wurde es durch einen spe­ziellen Haltering unterstützt. Ansonsten war dieses Vorderteil, wenn auch verkürzt und anders aussehend, mehr oder weniger genauso konstruiert wie das weiter oben beschriebene mit der planparallelen Sichtscheibe, und so konnte auch es direkt mit dem gleichen Rückteil verbunden werden. Gerade das Fisheye wurde damals zu einem meiner liebsten Objektive, und das ganz besonders unter Wasser. Konnte man damit doch sehr viel näher ans Motiv heran „gehen“. Man hat­te weniger Schwebeteilchen zwischen sich und dem Motiv. Das Wasser schaute dadurch sehr viel klarer aus als es wirklich war, und mit etwas Geschick ließen sich auch störende Ver­zeichnungen sehr gut unterdrücken. Dabei ist es so, dass alle Objektive grundsätzlich runde Bilder zeichnen – gleichgültig, welchen Bildwinkel sie auch immer erfassen. Niemand mag je­doch derart unnatürlich wirkende Projektionen. Deshalb sind in Kameras und auch in Projektionsgeräten entsprechende „Rah­men“ vorhanden, die die runden Kanten so beschneiden, dass die Bilder quadratisch oder rechteckig werden. Das heißt, wir erhalten als Foto immer nur einen entsprechenden Ausschnitt aus dem gesamten, projizierten Bild. Im Allgemeinen wird dabei mehr herausgeschnitten, sodass immer nur der innere Teil der kreisförmigen Projektion als Bild gezeigt wird, scharf in all sei­nen Details und auch ohne dunkle Ecken. Das Gleiche passiert auch bei vielen 180° Fisheye-Aufnahmen, die nicht kreisrund zeichnen. So auch hier, dem F-Distagon 1:3,5. Hier bleiben die 180° jedoch über die Bilddiagonalen erhalten, und zwar deshalb, weil solche Spitzenobjektive so exakt berechnet und korrigiert sind, dass die Abbildung bis in die äußeren Ecken absolut scharf erscheint und keinerlei Helligkeitsabfall aufweist. Beim „Aquamarin“ gestaltete sich auch der Filmwechsel recht einfach und schnell. Die beiden Gehäusehälften sind nämlich so geteilt, dass die Kamera nicht ausgebaut werden muss. Nur die Wassertropfen an der Außenhülle sind abzutrocknen, und schon kann man das Gehäuse öffnen. Allerdings sollte das mit etwas mehr Vorsicht als beim „Rolleimarin“ geschehen: Im­merhin ist die „Aquamarin“ deutlich größer und schon deshalb empfindlicher im trockenen Element. Da die beiden Gehäuse-teile nicht durch eine spezielle Formgebung der Dichtleiste ge­schützt sind, konnte es bei rauer See schon mal kritisch werden. Ebenso erschien mir das Gehäuse an den Teilungshälften nicht ausreichend starkwandig zu sein: Durch den relativ großen Durchmesser konnte das Gehäuse nämlich beim Transport rela­tiv leicht so seitlich gedrückt und beschädigt werden, dass es zu einem unerwünschten Leck führte. Der Aluminiumguss des Ge­häuses musste dann beim Hersteller neu verdichtet werden. Des­halb sollte es stets in der speziellen Transportkiste verstaut sein, und auch das Acrylglas des Fisheye-Vorderteils gehörte durch einen genau passenden Kunststoffhut gegen Kratzer geschützt zu werden. Vereinzelte kleine Kratzerchen auf der Außenseite hat- Transportkiste ten jedoch keinen störenden Einfluss auf die Bilder, denn Wasser und Acrylglas haben beide in etwa den gleichen Brechungsin­dex. Sie ließen sich allerdings auch leicht herauspolieren. Aber ein anderes Problem konnte einen schon erschrecken: Da das gewölbte Glas nicht durch einen Gegenring gehalten wird, war die Scheibe sehr empfindlich gegenüber einem Überdruck aus dem Gehäuseinneren. Das war möglich, wenn man das Ge­häuse schon zu Hause im Flachland zusammenbaute und dann zu einem höher gelegenen Gebirgssee fuhr. Der dort herrschende ge­ringere Luftdruck führte so automatisch zu einem geringen Über­druck im Gehäuseinneren, der ausreichte, die Domscheibe aus dem Dichtsitz zu lösen. Wenn man so etwas das erste Mal erlebt, ist das recht aufregend. Das Ganze ließ sich jedoch leicht beheben: Man legte ein weiches Stoffteil auf die gewölbte Scheibe, die sich so leicht wieder von Hand einpressen ließ. Bei späteren Reisen erfolgte deshalb der Zusammenbau immer erst an Ort und Stelle. Nun – in der Zwischenzeit wurde Mittelformatfotografie unter Wasser nicht nur hinsichtlich des immer besser werdenden Film­materials durch die handlichere Kleinbildfotografie verdrängt, son­dern heutzutage spielt die analoge Fotografie fast überhaupt keine Rolle mehr: Sie wurde durch die digitale verdrängt. Aber seinerzeit stellte das „Aquamarin“ durch all seine Möglichkeiten nicht nur ein besonderes Highlight dar, sondern weltweit fand das „Aquamarin-WKD-SL 66“ Gehäuse ganz besondere Beachtung unter den Mit­telformatfotografen und es entwickelte sich nach dem „Rolleima­rin“ zum erfolgreichsten UW-Gehäuse im 6x6-Format! Wulf Koehler 1981 mit einer Reihe verschiedener Kameragehäuse, die in seinem Betrieb hergestellt wurden. 8. Internationales Klassik-Tauchertreffen 71 8. Internationales Klassik-Tauchertreffen am 21.+22. Juni 2014 Von Franz Rothbrust Wieder sind mehr als fünfzig tauchhistorisch interessierte und Sammler alter Tauchtechnik, aus neun europäischen Ländern, in die Pfalz gereist. Unser Treffen tangierte zeitlich mit dem An­fang der Fußballweltmeisterschaft, das machte mir etwas Sor­gen, doch die europäische „Szene“ kam in gewohnter Stärke in die Pfalz. Man hat eben seine Prioritäten. Mehrere Historische Tauchergesellschaften aus dem europäischen Ausland waren auch durch ihre Vorstandsmitglieder vertreten: Peter Dick, HDS England, Herausgeber der Historical Diving Times und des International Journal of Diving History. Jean Gerpinet, Präsident HDS Frankreich Bjørn W. Kahrs, Ehrenvorsitzender der HDS Norwegen Jirka Lukeš, Vorsitzender der HDS in Tschechien Wieslaw Wachowski, Vorsitzender der HDS in Polen Die Veranstaltung begann traditionsgemäß am Samstagnach­mittag mit tauchhistorischen Vorträgen, abgehalten im Konfe­renzraum des Hotel „Palatina“ in Neustadt. Dieter Harfst, HTG/ DE, pensionierter Berufstaucher und Was­serbaumeister, zeigte eine einstündige Präsentation über sein 45-jähriges Berufsleben: Ohne Taucher geht es nicht - Praktische Arbeiten mit Tauchern im Wasserbau. Bildreich hat er uns an seinem abwechslungsreichen und manchmal abenteuerlichen Berufsleben in Europa und anderen Kontinenten teilhaben lassen. Er begann mit seiner Lehrzeit bei Taucher „Prehn“ in Lübeck. Es folgten viele Jahre auf Baustellen in aller Welt: Naher Osten, Fernost, Arabien, Alaska. Jens Höner, HTG/ DE, Kapitänleutnant zur See, referierte über Militärische Kreislaufgeräte, aufgeteilt in Zirkulations- und Pendelatemsysteme. Er erklärte die Funktionsweisen der ver­schiedenen Systeme, deren technische Bauteile und Kontrollsy­steme anhand von Fotos und technischen Darstellungen. Nach dem technischen Teil gab es noch eine interessante Darstellung von möglichen Tauchtiefen in Abhängigkeit der Tauchzeit und kritischen Sauerstoffpartialdrücken. Jens beendete seinen Vor­trag mit der Verwendung von Sauerstoffgeräten beim Militär, in der Wissenschaft und bei Privatpersonen. Zur Anschauung hatte er einige moderne Sauerstoffgeräte ausgestellt. Bjørn W. Kahrs, HDS Norwegen, sprach über die Geschichte des Tauchens in seinem Heimatland beginnend mit den ersten Sagen über den tauchenden Schmied „Grimur“ aus dem frühen Mittelalter. Ausführlich befasste er sich mit der Entwicklung des Glockentauchens und den vielen erfolgreichen Bergungsversu­chen, die damit durchgeführt wurden. Spannend schilderte er die Geschichte des Helmtauchens in Norwegen über die Kriegs­jahre bis zur heutigen Zeit. Der Vortragstext wird in der näch­sten Ausgabe der „TauchHISTORIE“ veröffentlicht. Peter Dick, HDS/ UK: Boyle, Hooke & Halley – Tauchtechni­sche Entwicklungen zu Ende des 17. Jahrhunderts in England. Diese Präsentation umfasste die Arbeit der Royal Society of London, beginnend mit der Einführung von Boyle’s Gesetz, und wie sein Assistent Robert Hooke Experimente zur Versorgung einer Taucherglocke mit Luft vorstellte. Hooke hatte sich damit beschäftigt, wie man es dem Taucher ermöglichen konnte, die Glocke zu verlassen und ihn dabei noch mit Luft aus kleinen Fässern zu versorgen. Es muss mehrere erfolgreiche Versuche gegeben haben, Peter nimmt an, dass es sich hier wohl um den ersten oberflächenunabhängigen Tauchapparat handelte, wenn auch mit Fragezeichen versehen. Die Tauchmethoden von Hooke wurden bei Bergungen aus dem Wrack der Royal George, die 1782 gesunken war, erfolgreich eingesetzt. Peter beschrieb die erfolgreichen Bergungen von William Phips aus dem Wrack der Hispaniola und die misslungenen Bergungsversuche von Edmund Halley, der Hookes Methoden zu kopieren versuchte. Hooke war, im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der Roy­al Society, ein armer Mann und er wurde nicht sonderlich gut behandelt. Er starb 1704 und Isaak Newton ließ 1705 Hookes Bilder und Arbeiten zerstören. Hooke gilt heute als bedeuten­der Universalgelehrter und er war den großen Wissenschaftlern seiner Zeit ebenbürtig. Björn und Peter referierten in Englisch ohne deutsche Untertitel in ihren Bildpräsentationen. Ein Gast, der kein Englisch versteht, erklärte mir, dass er die Vorträge anhand der Bilder und vor al­lem aufgrund der expressiven Körpersprache der Referenten, folgen konnte. Der schöne Sommerabend endete mit einem gu­ten Abendessen im Hotel Palatina. 72 8. Internationales Klassik-Tauchertreffen Am Sonntag trafen sich alle Teilnehmer im Schatten unter der großen Pappel am Marxweiher bei Altrip. Gewaltige Mengen an alten Ausrüstungen und Tauchliteratur wurden präsentiert. Einige der Ausstellungen sind besonders ins Auge gefallen: Michael Kalb aus Offenbach/Queich, hat eine sehr schöne Sammlung amerikanischer Einschlauchregler von Scubapro, Healthways und Sportsways Waterlung in verglasten Vitrinen­kästen ausgestellt. Atemregler von den 1950er Jahren bis in die Siebziger waren darin aufgereiht, getrennt nach ersten und zwei­ten Stufen. Lassen wir Michael selbst zu Wort kommen: „Ich tauche seit 1995 und von 2005 bis 2014 arbeitete ich am Roten Meer als Basisleiter der Tauchbasis „James & Mac“ und begeisterte mich in dieser Zeit mehr und mehr für das historische Tauchen und die dazugehörige Ausrüstung. Etwa 2007 kam ich mehr zu­fällig an einen alten Scubapro MKII mit der dazugehörigen zwei­ten Stufe „108“ und begab mich auf die Suche nach Ersatzteilen. So nahm das Schicksal seinen Lauf. Nach einiger Zeit weitete ich meine Sammlung aus, statt nur Scubapro sammelte ich jetzt auch Healthways und ein Jahr später kam dann auch noch Sportsways Waterlung hinzu. Von Jahr zu Jahr kamen mehr Atemregler dazu, unter anderem auch einige wirklich seltene Stücke wie z.B. ein Scu­bapro Scubair J, von dem nur eine kleine Anzahl überhaupt produ­ziert wurde bzw. in den Handel kam. Alles in allem besteht meine Sammlung im Moment aus ca. 50 er­sten und 60 zweiten Stufen. Es wird allerdings von Regler zu Regler schwerer noch neue Stücke zu finden, die ich noch nicht in meiner Sammlung habe. Darum auch hier die Bitte an alle, die eventu­ell noch einen alten Atemregler von Scubapro, Healthways oder Sportsways Waterlung besitzen (auch Zweischlauchregler) und be­reit sind ihn in gute Hände abzugeben, sich mit mir in Verbindung zu setzen. michaelkalb@gmx.net Wer sich für die Geschichte von Scubapro/Healthways interes­siert, dem möchte ich das Buch „50 Jahre Scubapro“ von Frank Werthwein ans Herz legen, der sich Jahrelang mit der Geschichte und den verschiedenen Atemreglern von Scubapro beschäftigt und in diesem Buch zusammengefasst hat. Franz Clouth Helm mit Regulator. Im Hintergrund links, Da­vid Dekker und HDS Polen Präsident, Wieslaw Wachowski, rechts. Dazu gab David die folgenden Informationen: Franz Clouth war zur vorletzten Jahrhundertwende Alleinlieferant von Tauchergeräten für die Deutsche Kaiserliche Marine. Die Gerä­te waren nach dem System von „Rouquayrol-Denayrouze“ gebaut. Ludwig von Bremen hatte von „Rouquayrol-Denayrouze“ eine Lizenz zur Herstellung bekommen. So kam die Technologie nach Deutschland. Es ist nicht klar, ob Ludwig von Bremen zu Beginn französische Geräte nur weiter verkauft hat. Er hat sie jedenfalls über einige Jahre produziert und in ganz Deutschland verkauft. 8. Internationales Klassik-Tauchertreffen 73 Von Bremen hat auch die Deutsche Kaiserliche Marine beliefert. Franz Clouth wurde später deren Alleinlieferant. Warum das so ge­schehen ist, ist nicht klar, aber es kann damit zu tun haben, dass RD eine Französische Firma war und Deutschland 1870/1871 mit Frankreich im Krieg stand. Immerhin waren die Geräte mit „Rou­quayrol-Denayrouze Paris“ gekennzeichnet. Der am Marxweiher ausgestellte Helm wurde von Clouth als ein „zwei-zweckiger Helm zum Tauchen mit oder ohne Regulator“ bezeichnet. Der Regulator (Lufttornister) ist ein Nachbau einer Version von 1894, die ich zu­sammen mit Rob Krul in Holland gebaut habe. Die Unterwasserlampe ist ein „Denayrouze Modell 1873“ Nach­bau. Ein sehr kompliziertes Gerät, welches aber funktioniert hat. Die Lampe benötigte eine Luftversorgung von der Oberfläche. Die­se wurde mit einer Art „Mini-Regulator“ für verschiedene Tauch­tiefen gesteuert, welcher im unteren Teil der Lampe eingebaut war. Pierre Meyer hat drei Leckerbissen seiner Sammlung aus dem Elsass mit nach Deutschland gebracht. Pierre Meier aus Frankreich (links) erklärt Jaroslav Knotek (rechts) aus Tschechien seine Helme: Links ein sehr seltener Siebe-Gorman “Admiralty” Helm. Er hat sechs Bolzen und ein Frontfenster mit Scharnier. Nur sehr wenige Helme in dieser Ausführung sind bekannt. Der Helm hat die Num­mer „8963“ und wurde 1920 in England hergestellt. Siebe-Gorman hat nur die beiden letzten Ziffern vorn am Helmflansch einge­schlagen. Die komplette Seriennummer „8963“ befindet sich auf dem Helm selbst. Herkunft des Helms: E. REIMANN A.G.  BASEL, Unternehmen für Baukonstruktion und Unterwasserarbeiten. In der Mitte steht ein bolzenloser Helm von Charles PETIT, Paris. Von diesem Modell wurden nur sehr wenige gebaut, da der vor­dere Helmverschluß bei Tauchern als unsicher galt. Diese Helme sind bei Sammlern sehr gesucht. Pierres Helm wurde im Rhein bei Straßburg verwendet. Rechts steht ein „Person“ aus Sao Paulo, der mit Hilfe unseres Sam­melfreundes Adair Ribeiro in Brasilien erworben werden konnte. Dieser Helm wurde im Amazonas bei der Goldsuche verwendet. Es herrschte reger Tauchbetrieb. Thomas Müller wässerte sein DM 40 zur Begeisterung der Zuschauer. Es ist schon etwas be­sonderes, hat „Aura“, wenn ein Helmtaucher schwergewichtig ins Wasser stapft und blubbernd im See verschwindet. „Frosch­männer“ mit ovalen Masken, alten Zweischlauchreglern, den obligatorischen „Klobrillen“ oder mit historischen Kreislaufge­räten waren ganz „Vintage“ im Weiher unterwegs. Ein schöner alter „Aquazepp“ drehte im See eine Runde, das ist eigentlich verboten, bitte nichts verraten! Allen Ausstellern und Helfern an dieser Stelle nochmal meinen Dank. Ohne das persönliche Engagement vieler, wäre die Veran­staltung nicht durchzuführen gewesen. Die Vorbereitungen zu unserem nächsten Treffen laufen bereits. Es wird am 20. und 21. Juni 2015 stattfinden. Fotos: Franz Rothbrust Andere Tauchertreffen Blechhüte im Bernsteinsee Unsere Idee war, im Jahre 2014 das Helmtauchen mehr in den Vordergrund der Aktivitäten der HTG zu rücken. Dabei hatten wir bei diversen Mailkontakten schon Jahre vorher ein Helmtau­chertreffen „im wilden Osten“ in Erwägung gezogen. Helmtauchen macht Spaß, ist aber auch anstrengend: Gewäs­ser und Einstieg, Helfer, Sicherheitstaucher, Transport und La­gerung der umfangreichen Ausrüstung, Druckluft in Mengen, Übernachtung, Anreise – alles muß stimmen. Am 9. und 10. August 2014 war es dann soweit. Der Termin mit­ten in der Urlaubszeit war zwar ungewöhnlich, doch die Fusion mit dem Herbsttreffen „Altes Tauchen Ost“ sollte uns großes Pu­blikum und viele fleißige Mitmacher bescheren. Hervorragende Bedingungen fanden wir am Bitterfelder Goit­schesee auf der Tauchbasis von Frank Kleeblatt, der uns von An­fang an mit großem Engagement unterstützt hat. Die Goitsche entstand aus Tagebaurestlöchern bei Bitterfeld, welche ab 1998 durch die Mulde geflutet wurden. Der Teil des Sees, an dem unser Treffen stattfand, heißt auch Bernsteinsee- hier wurde in der DDR-Zeit Bernstein abgebaut. (und anschlie­ßend als Ostseeschmuck feilgeboten). Am Start waren die Helmtauchausrüstungen von Thomas Müller (Dräger, Kreislaufgerät DM40), Volker Lekies (Dräger, schlauch-versorgt) und Uwe Busch (russische Ausrüstung, schlauchver­sorgt). Um das Wochenende optimal zu nutzen, reiste der „harte Kern“ bereits am Freitagabend an. Am Sonnabend begann der Helmtauchbetrieb. Der Einstieg war gemächlich (abfallende Betonpiste), im Wasser galt es diverses Geröll und Mengen von Seegras zu überwinden. Die Sicht war fürs Helmtauchen gut. Aufkommender Wind machte es leider unmöglich, den von Frank Kleeblatt bereitgestellten Ponton zum Einstieg mit der Leiter zu nutzen. Der Wind sorgte zu unserem Glück auch dafür, dass ein gleichzeitig stattfindender Motor­bootwettkampf sich nicht in voller Lautstärke entfalten konnte. Viele Zuschauer und Interessenten fanden sich ein, darunter wa­ren auch ehemalige Helmtaucher aus der Region. Es gelang uns, den Sprechverkehr zwischen Signalmann und Taucher per Laut­sprecher für alle hörbar zu machen – die üblichen teils derben Helmtaucherspäße sorgten für große Heiterkeit. Das Publikum nahm großen Anteil, der MDR und das lokale Fernsehen waren ebenfalls vertreten. Auf der Wiese vor der Tauchbasis wurde inzwischen die „Aus­stellung“ aufgebaut. Besondere Anziehungspunkte waren hi­storische Taucherhelme von Ulf Barthel, historisches Sporttau­chequipment von Lothar Seveke und Lutz Drößler, die Rolleima­rin-Holzkiste nebst Reglersammlung von Franz Rothbrust (der extra aus Neustadt anreiste) und vieles andere mehr. Unmöglich hier alle zu aufzuzählen, bitte habt Verständnis, ihr, die ihr nicht ausdrücklich genannt seid ! So ging es gar nicht darum, Helmtauchgänge „wie am laufen­den Band“ durchzuführen, sondern im Vordergrund standen Gespräche, Fachsimpeleien und dann eben mal dieser und jener Helmtauchgang. Natürlich waren auch zahlreiche Sporttaucher in historischem „Kostüm“ unter Wasser. Nicht zu vergessen - das Wetter war uns hold, obwohl Gewitter und Starkregen angekündigt waren. Der Sonntag verlief dann etwas ruhiger. Das war so geplant, hatten doch insbesondere die beiden Helmtauchteams aus dem Norden und Süden eine weite Abreise zu absolvieren. Die Teilnehmerliste weist achtzehn eingeschriebene Mitmacher aus - aber die „Dunkelziffer“ lag viel höher, was zahlreiche Fo­tos beweisen. Zum Abschluss der Veranstaltung waren sich alle einig: „Das können wir hier wieder mal machen…“ Es war ein gelungenes Event an einem wunderbaren Ort, welches eine Wie­derholung geradezu herausfordert. Ganz besonderer Dank gilt Frank Kleeblatt, unserem Gastgeber, und den Teilnehmern, die erhebliche Reisezeiten und Wegstrek­ken in Kauf nahmen, um dieses Event zu ermöglichen und zu bereichern. Uwe Busch und Franz Rothbrust Zu Besuch in der Goldenen Stadt Unsere Freunde von der Historischen Tauchergesellschaft in Tschechien besuchen seit 2011 regelmäßig unser Klassik-Tau­chertreffen in Neustadt. Sie stellen die größte ausländische Be­suchergruppe und sind mittlerweile fast „fester Bestandteil“ bei uns. Bereits im ersten Jahr waren es zwölf Teilnehmer. Es wurde also höchste Zeit für einen Gegenbesuch! So sind wir zum ersten Oktoberwochenende mit zwölf Personen für drei Tage nach Prag gereist. Oldrich Lukš organisierte die Veranstaltung und sorgte für ein abwechslungsreiches Programm. Am Freitag sind wir mit dem Ausflugsschiff „Calypso“ (!) auf der Moldau durch Prag gefahren. In wunderschönem Abendlicht war die Aussicht vom Schiff auf die Altstadt ein Genuss! Jaroslav Knotek hat alle Gäste zum Essen eingeladen. Dabei lernten wir weitere Mitglieder der HDS aus Tschechien kennen. Wieslaw Wachowski, Vorsitzender der HDS Polen, war ebenfalls zuge­gen, zusammen mit Karina Kowalska, die das Tauchhistorische Museum Warschau leitet. Am Samstagvormittag Besuch des Nationalen Technikmuseums. Die Ausstellung umfaßt sehr viele Exponate: Autos, Flugzeuge, Motorräder, Kameras und vieles andere. Ein Bereich des Gebäu­des ist der Marine Österreich-Ungarns gewidmet. Darin eine Helmtauchausrüstung von Franz Clouth in einer Glasvitrine. Im Archiv des Museums wird noch ein seltener Helm von Clouth aufbewahrt, den wir leider nicht besichtigen konnten. Beide Aus­rüstungen wurden von Oldrich Lukš 2013 bei seinem Vortrag in Neustadt beschrieben, siehe „TauchHISTORIE“ II, Seite 69. Den Nachmittag und Abend verbrachten wir mit unseren tsche­chischen Sammlerfreunden in deren Stammlokal „U Mesta Ber­lin“. Vielerlei alte Tauchausrüstungen waren herangeschafft wor­den. Besonders begeistert haben mich die kreativen und schön gemachten Eigenbauten. Filme und bebilderte Vorträge runde­ten den Tag ab. Am Sonntagvormittag waren wir auf einer informativen, ge­führten Tour per Bus, zu Fuß in der historischen Altstadt und nochmals per Schiff auf der Moldau unterwegs. Am Nachmittag bummelten wir auf eigene Faust durch die vielen Gassen und Straßen. Die Prager Altstadt ist wunderschön restauriert, es war eine Freude die vielen alten Gebäude zu sehen. in früheren Jahr­hunderten gehörte Prag mit Rom und Istanbul zu den drei größ­ten Städten der Welt. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Jaroslav Knotek und Oldrich Lukš! Der Aufenthalt in Prag hat allen sehr gut ge­fallen. Wir wollen die Reise in einigen Jahren gerne wiederholen. Ein Teil des Programms steht schon fest: Thomas Vendura wird eine Tour zu den besten Tschechischen Brauereien zusammen­stellen, na denn... Franz Rothbrust 1. Internationales Treffen der Liebhaber historischer Tauchtechnik in Frankreich Unser Freund, Jean Grepinet hatte für das letzte Septemberwo­chenende dazu in die Region „Beaujolaise“ südlich von Lyon eingeladen. Am Samstag versammelten sich die Teilnehmer bei „Villefranche sur Saône“ zur Degustation von Weinen der Region „Brouilly“ in einem örtlichen Weingut. Die Besonderheiten des lokalen Weines, sein Geschmack und typisches „Terroir“ wur­den von der Kellermeisterin ausführlich besprochen. Die Weine konnten alle verkostet werden. Ein gemeinsames Abendessen mit lokalen Spezialitäten bildete, wie sollte es den in Frankreich anders sein, den Höhepunk des Tages. Es war auch eine erste Gelegenheit aller Teilnehmer sich kennen zu lernen. Am Sonntag traf sich die Gruppe an einem Steinbruch-See beim Städtchen „Chamagnieu“. Ein großes Festzelt bot Schatten und genügend Platz, die mitgebrachten historischen Tauchausrü­stungen auszustellen. Gleich im Eingangsbereich dominierte eine übergroße Paella-Pfanne, in der die Zutaten brutzelten. Um eine gute Mahlzeit mussten wir uns also nicht sorgen. An den Innenwänden des Zelts gaben Schautafeln einen historischen Überblick zur europäischen Tauchgeschichte. Es war viel französische Tauchtechnik aus den Sammlungen von Pierre Yves Lemarec, Jean Grepinet und Jean Claude Zahra zu sehen. Das „Highlight“ war wohl der Helm von Rouquayrol-Denayrouze aus der Sammlung von Georges Arnoux. Andrés Clarós aus Barcelona hat Teile seiner Unterwasserkamera-Sammlung präsentiert. Gerhard Bodemann und ich zeigten Tauchausrüstungen von Dräger. Am Nachmittag wagte Jean seinen ersten Helmtauchgang in einer russischen Ausrüstung. Das Auslassventil ließ sich nicht richtig bedienen und so musste der Tauchgang leider abgebro­chen werden. Jean hat die Situation gelassen gemeistert. Der „Lac Chamagnieu“ ist ein beliebtes Tauchziel, so hatte die Veran­staltung viele Zuschauer und interessierte Gäste. Das Treffen wird künftig in jedem Herbst stattfinden, Ich werde bestimmt wieder dabei sein. Franz Rothbrust Barcelona Unterwasserkamera-Ausstellung - 24. Oktober 2013 bis 12. April 2015 Unser Vereinsmitglied, Dr. Andrés Clarós hat zusammen mit En­rique Dauner und den Ausstellungsmachern des „Museu Mari­tim de Barcelona“ in zweijähriger Vorbereitungszeit eine einma­lige Schau zur Geschichte der Unterwasserfotografie zusammen­gestellt. Das Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf stellte dazu Unterwasserkameras von Hans Hass und Kurt Schaefer bereit. Die Ausstellung ist in sechs Bereiche eingeteilt, sie beginnt mit den ersten Versuchen von Louis Boutan im 19. Jahrhundert und endet in der Moderne. Nicht nur die Unterwasserkameras aus den verschiedenen Epochen sind zu sehen, in Dioramen werden die Mühen und Gefahren der Wegbereiter und Pioniere anschaulich dargestellt. Die Exponate füllen achtzig Vitrinen. Etwa zweihun­dert Unterwasser-Foto- und -Filmkameras werden präsentiert. Ein großer Teil stammt aus der Sammlung von Andrés Clarós. Weitere Ausstellungsstücke stellen das „Musée International de la Plongée Frédéric Dumas“ (Sanary-sur-mer, Frankreich) und das „Museu de l‘Anxova i Salz Scale“ (Girona), zur Verfügung. Auch Teile der Sammlung von Enrique Dauner sind zu sehen. Einmalige Stücke sind zu bewundern, hier ein kleiner Auszug: - Replika zweier Unterwasser-Fotoapparate von Louis Boutan. - Der Rolleimarin Prototyp „PR 230“, s. „Tauchhistorie 1, „Das „System Hans Hass“ und die Entwicklung der „Rolleimarin“. - Das Rolleimarin-Stereokameragehäuse. - Die Tauchausrüstung vom katalanischen Tauchpionier Eduard Admetlla. Sie wurde für seinen Weltrekord 1957 verwendet bei dem er eine Tauchtiefe von 100m erreichte. Die Filmkameras vom französischen Dokumentarfilmer Chri­stian Petron, welche er für die Dreharbeiten zu „Le Grand Bleu“ (1988) und „Titanic“ (1997) eingesetzt hat. - Ein in Exemplar der Zeitschrift National Geographic von 1927, in dem die ersten Unterwasser-Farbaufnahmen von Hans Hass veröffentlicht wurden. Am Freitag, 21. November gab es eine Vortragsreihe zur Aus­stellung. Patrick McCoole aus Irland referierte über die ersten Siemens UW-Filmkameras von Hans Hass. Den Text seines Vor­trags werden wir in der nächsten Ausgabe der TauchHISTORIE veröffentlichen. John Wild aus England sprach über die Rekon­struktion einer „Doppelrolleiflex“ für die Stereo-Rolleimarin. Wulf Koehler referierte über seine Zusammenarbeit mit Rollei und die Konstruktion seiner Unterwassergehäuse. Ich war einge­laden, drei Vorträge über die Rolleimarin zu halten. Mittelpunkt der Veranstaltung war Dr. Kurt Schaefer. Er sprach über den Bau seiner ersten Unterwassergehäuse, die spannende Geschichte ist in dieser Ausgabe der TauchHISTORIE zu lesen. Dr. Kurt Schaefer ist ein wahrer Pionier der Unterwasserfotogra­fie. Er hat bereits 1943 die erste unter Wasser Amphibienkamera gebaut. Die Rähmchenfotografie im Makrobereich geht auf ihn zurück und vieles mehr. Er hat Hans Hass in der Konstrukti­on seiner Unterwassergehäuse beeinflusst. Ich muß meine Ge­schichte zur Entwicklung der Rolleimarin, s. TauchHISTORIE I, an einigen Stellen umschreiben. Kurt Schaefer hat mir eine Mappe mit vielen Texten, Bildern und anderen Dokumenten zu seinen Unterwasserkameras überlassen. In den nächsten Ausga­ben der TauchHISTORIE wird darüber zu lesen sein. Franz Rothbrust Weitere Informationen: Museu Maritim de Barcelona: www.mmb.cat/ Meeres-Aquarium Barcelona: www.aquariumbcn.com/ Barcelona Underwater Festival: www.bcnunderwaterfest.com Von links nach rechts: Wulf Koehler, Dr. Andrés Clarós, John Wild und Dr. Christian Lebaron. Buchbesprechungen Aus gegebenen Anlass... ... einige Worte zu Buchrezensionen allgemein Von Wolfgang Freihen Als Rezensent erhält man Besprechungsexemplare von allen mög­lichen Verlagen. Dies verpflichtet ihn nicht, positiv zu berichten. Man ist also weder dem Verlag, noch dem Autor oder Herausge­ber, sondern nur seinen Lesern verpflichtet. So orientieren sich Rezensionen stets nur an den Druckschriften selbst. Ansonsten brauchten Buchbesprechungen nicht publiziert zu werden. Der Rezensent ist frei in seiner Berichterstattung. Er konzentriert sich darauf, was er für richtig hält und wählt seinen Text entspre­chend. Konkret geht es hier um die ersten beiden Ausgaben der „Tauchgeschichte Spezial“ aus dem Verlag Norbert Gierschner, Berlin. Sie kam bei „scubalife.de“ im Internet heraus, wo auch alle anderen Buchbesprechungen von mir erscheinen. Dass die Rezension nicht in der „TauchHISTORIE“ selbst veröffentlicht wurde, liegt am Erscheinungsdatum unserer Zeitschrift: Unser 2. Heft war gerade erst herausgekommen... Meine Rezension dieser beiden Hefte liest sich in der Tat nicht gerade schön. Das liegt am Untertitel: Im Band 1 der „Tauch­geschichte Spezial“ heißt er „Ein Journal der Historischen Tau­chergesellschaft“, und im Band 2/2014 ändert er sich in „Das Ar­chiv der Historischen Tauchergesellschaft e.V.“ Damit wird der Eindruck erweckt, dass diese Hefte neben der „TauchHISTO-RIE“ eine zweite, offizielle Publikation der HTG darstellen. Zwi­schenzeitlich wurde Herrn Gierschner vom Vorsitzenden der HTG untersagt, diesen Hinweis weiterhin auf seiner Titelseite zu verwenden. Seither lautet der Untertitel nur noch „Das Archiv“. Auch dieses Wort finde ich unpassend: Die HTG verfügt über kein Archiv, und zum anderen ist Herr Gierschner selbst un­schlüssig (s. seine Anmerkung in Band Nr. 4/2015), ob diese Darstellung seinen Lesern gut genug ist. Spätestens da wäre es angebracht, einen besseren Untertitel zu wählen: Schließlich schreibt kein Autor für sich selbst, sondern für seine Leser, und da sollten keine falschen Vorstellungen geweckt werden. Auch Rezensenten sind Leser, und ich stelle mir unter einem Archiv weit mehr vor als die paar Artikel, die periodisch in solchen Hef­ten erscheinen. „Leseproben“ aus anderen Büchern haben dabei ebenfalls nichts zu suchen. Da spielt es keine Rolle, ob andere Zeitschriften dieses Wort im Titel tragen oder nicht. Ein Archiv ist etwas ganz Besonderes – lesen Sie dazu interessehalber z. B. bei Wikipedia nach – und ein Archiv der Tauchgeschichte, das diese Bezeichnung wirklich verträgt, muss zwangsläufig sehr umfangreich sein! Darin muss man ähnlich wie in einem Lexi­kon nachschlagen können, um letztlich fündig zu werden! Da wird sich schnell zeigen, ob es etwas taugt, oder ob dieses Wort zur bloßen Worthülse verkommt! In der Zwischenzeit wird die Archiv-Frage in der HTG diskutiert. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Ganze entwickelt, ob diese Sisyphusarbeit im Laufe der Jahre tatsächlich erfolgreich sein wird (?) oder dort mit der Zeit heimlich, still und leise wieder einschläft… Wenn durch einen Untertitel falsche Vorstellungen erweckt wer­den, so gehört darauf hingewiesen. Das mag dem Herausgeber nicht gefallen, ist aber Aufgabe des Rezensenten. Auf Einspruch von Herrn Gierschner wurde meine Rezension ohne mein Wissen (!) aus „scubalife.de“ entfernt. Das ist in der Zwischenzeit aller­dings unerheblich, da mittlerweile weitere Hefte der „Tauchge­schichte Spezial“ erschienen sind, jetzt allerdings ohne Hinweis zur HTG auf der Titelseite. Meine Meinung zum „Archiv“ bleibt weiterhin unverändert. Ich, habe das oben nochmals präzisiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich ein Gegner des Herrn Giersch­ner wäre. Das geht schon aus seinem Portrait hervor, das ich für das 1. Heft unserer „TauchHISTORIE“ geschrieben habe, ebenso aus anderen Rezensionen seiner Bücher, die bisher dort erschienen sind. Schönfärberei ist bei Buchbesprechungen nicht angebracht, andererseits ist eine Rezension aber auch kein Kriegsschauplatz! Wulf H. Koehler: Von der Waljagd zur Walbeobachtung Dass wir einen solchen Titel in der „TauchHISTORIE“ vorstellen, hat gleich zwei Gründe: Zum einen haben wir gerade erst dem Autor ein besonderes Portrait gewidmet, und zum anderen zeigt dieses Buch, dass sich Tauch- und UW-Geschichte nicht nur in der Fortentwicklung von Gerätschaften ausdrückt, sondern wie Wissen und insbesondere unsere allgemeine Einstellung diese be­einflusst. Beim Walfang jedenfalls wirkte sich dieses Allgemein­wissen bis hin zur heutigen, fast weltweit geltenden Ächtung sehr positiv aus, zeigt sich doch, dass einige dadurch bis an den Rand der Ausrottung verfolgte Arten sich erholen, sodass sich deren Bestände allmählich wieder stabilisieren. Es zeigt auch, dass sich mit dem steigenden Interesse an Walbeobachtungen weit größe­ re Gewinne erwirtschaften lassen als durch die Waljagd selbst. Wulf H. Koehler würdigt mit diesem, seinem ersten Buch, nicht nur seine neue Wahlheimat, die Azoren, auf besondere Art und Weise, sondern beschreibt vor allem die dortige Geschich­te des Pottwal-Fangs von den allerersten Anfängen über ihren Höhepunkt bis hin zum touristischen „Whalewatching“ von heute, wobei er gleichzeitig auf die Bedeutung dieses Ökosys­tems eingeht. Ebenso erfahren wir von den ehemaligen Aus­guckposten auf den Inseln, die die Meeresoberfläche nach dem „Blas“ absuchten bis hin zu den mühevollen und gefährlichen Fangfahrten, die vor allem durch die Erzählungen der Tochter empfehlenswert für alle, die das Meer lieben und sich für die Ge­eines Walfängers so richtig lebendig werden! Natürlich berichtet schichte der Waljagd interessieren. W.F. der Autor auch das Wichtigste zum entsprechenden Bootsbau und die Herstellung der Harpunen, ebenso wie erjagte Pott­wale angelandet wurden, wie es in den Verarbeitungsbetrieben zuging – und was davon heute noch zu sehen ist. Ein sehr gut recherchiertes Buch, das mit viel historischem Bildmaterial ei­nen guten Eindruck verschafft! Das im Querformat gedruckte Buch ist dreisprachig (portugiesisch, englisch, deutsch) und sehr Harter Einband mit farbigem Titelbild Format ca. 28,5 x 22,8 cm quer, 211 Seiten mit 270 Abb. Publiçor Editores, Ponta Delgada, Portugal 2014 ISBN 978-989-735-057-3 Preis: 34,95 € oder signiert durch den Autor (zzgl. Porto), wk@enviropro.de Die UW-Fotografie ist eines der traditionellen „Standbeine“ unserer „TauchHISTORIE“. Des­halb im Folgenden nicht nur die Besprechung eines Buches, wie man zu guten Ergebnissen kommt, sondern auch noch die Rezension dreier recht unterschiedlicher Bildbände, die sich allesamt auf allerhöchstem Niveau bewegen. Tobias Friedrich: Die Kunst der Unterwasserfotografie Wunderwelten des Meeres perfekt aufs Foto gebracht Beim vorliegenden Buch gefällt mir besonders gut, dass der Au­tor die Kameratechnik so kurz wie möglich hält, denn nicht die Kamera macht die Bilder, sondern der, der sie führt. Er muss also den Umgang mit ihr, den Objektiven, Linsenvorsätzen und der Blitztechnik beherrschen, sein Augenmerk vor allem auf das Mo­tiv, die Kameraführung und die jeweilige Bildgestaltung lenken. So stellt der Autor den einzelnen Kapiteln jeweils ein besonders reizvolles Foto voran und beschreibt nicht nur wo, sondern vor allem, wie es entstanden ist: Es gilt halt nicht, einfach nur den Auslöser zu drücken, möglichst viele Fotos zu „schießen“ oder ganze Serien aufzunehmen, in der Hoffnung, später ein paar reiz­volle Schnappschüsse darunter zu finden, sondern es geht darum mit „Köpfchen“ zu fotografieren, eventuell schon mit bestimmten Bildvorstellungen ins Wasser zu steigen und ansonsten Aufnah­metechnik, Bildwirkung und auch das Motiv jeweils so im Sucher zu haben, dass letztendlich ein ausdrucksstarkes Bild entsteht. Ebenso kann es wichtig sein, unter Umständen mit dem Auslösen ein wenig zu warten, bis z. B. ein Fisch sein Maul aufreißt oder sonst was passiert, was letztlich bildbestimmend wird. Trotzdem bleibt die UW-Fotografie Schnappschussfotografie par excellence! Um zu guten Ergebnissen zu gelangen, muss man über verschie­dene Gestaltungsregeln Bescheid wissen, sein Motiv freistellen, den Goldenen Schnitt und die Drittelregelung kennen usw. usw. Darüber wird natürlich berichtet, und gut gefällt mir auch, dass der Autor sich nicht nur einfach der üblichen Automatik anver­traut, sondern die Kameraeinstellungen meist von Hand vor­nimmt, um so zu besseren Ergebnissen zu gelangen. Er fotogra­fiert also ähnlich, wie wir es früher bei der analogen Fotografie gewohnt waren, nimmt aber andererseits alle Vorteile der heuti­gen digitalen Fotografie in Anspruch, fotografiert meist nicht im JPG, sondern überwiegend im RAW-Format, was eine spätere Bildbearbeitung nach sich zieht. Insgesamt ein hervorragendes Buch, das ich wärmstens empfehlen kann! W.F. Harter Einband mit farbigem Titelbild Format ca. 21 x 25,8 cm, 186 S. mit vielen Abbildungen dpunkt Verlag, Heidelberg, 2014 ISBN 978-3-86490-103-4 Preis: 34,90 € Michel Roggo: Wasser. Schweiz Wer schon andere Bücher von Michel Roggo kennt, wird begeis­tert auch zu diesem großartigen Bildband greifen, der allerdings ein wenig anders aufgebaut ist: Dieser Band zeigt nämlich nicht nur Fischer und andere Süßwasser-Lebewesen im natürlichen Element, sondern ist besonders interessanten Gewässern der Schweiz gewidmet, zeigt sowohl deren landschaftliche Schönhei­ten als auch Blicke in deren UW-Welt, darüber hinaus aber auch den Kreislauf des Wassers von eisigen Gletschern bis ins tiefe Land hinein. Einzigartige Fotos lassen den Betrachter den vier Jahreszeiten folgen, wobei Roggo nicht nur in üblicher Art und Weise mit ferngesteuerten UW-Kameras von Land aus arbeitet, sondern nach seinem 60. (!) Geburtstag hat er mit dem Schnor­cheln begonnen, sodass heutzutage auch viele UW-Fotos auf diese Art und Weise entstanden sind. Die Mehrheit stellen Fotos aus dem absoluten Flachwasserbereich dar, dem sich eigenarti­gerweise die meisten UW-Fotografen überhaupt nicht widmen. Dabei werden heftige Strömungen genauso sichtbar gemacht, wie Spiegelungen an der Wasseroberfläche, und außerdem lässt Roggo die natürlichen – d. h. nicht erst durch Blitzlicht sichtbar gemachten – Farben zu ganz besonderen Gestaltungselementen werden! Schon das Titelbild, das unter dem Bauch eines schwim­menden Schwans hindurch auf einen ganzen Schwarm von Alets aufgenommen wurde, zeigt die absolute Besonderheit seiner Bil­der! Solche Aufnahmen entstehen nicht beiläufig, sind auch kein Glücksfall, sondern werden zuerst im Kopf komponiert, und dann erst werden diese Ideen in mühevoller Kleinarbeit umge­setzt. Ganz einfach phantastisch!! Fotografiert wurde in allen möglichen Gewässertypen, in kristallklaren Quellgewässern, in Bächen, Seen und Flüssen, auch in der Verzasca, die vielen Tauchsportlern bekannt ist und in moorigen Torfgewässern, die von oben schwarz aussehen, unter Wasser aber bei begrenzten Sichtweiten in unwirklichem Rot erscheinen. Es ist ein Bildband der ganz besonderen Art, den man nicht einfach ins Bücherre­gal stellt, sondern offen liegen lässt, um sich immer wieder aufs Neue von diesen Bildern verzaubern zu lassen. Die Aufnahmen werden von knappen dreisprachigen Texten in Deutsch, Eng­lisch und Französisch begleitet, und am Schluss des Buches findet sich ein außerordentlich interessantes Interview mit dem Autor, das die Begeisterung dieses Fotografen an der Süßwasser­welt aller fünf Kontinente genauso wiedergibt, wie es die Grund­idee zu diesem Buch und zu weiteren Arbeiten beschreibt, zu deren Umsetzung Roggo optimistisch meint „noch zwanzig bis dreißig Jahre Zeit“ zu haben! Dazu wünschen wir ihm ein gutes Gelingen und sehr viel Erfolg! W.F. Harter Einband mit farbigem Titelfoto, Format ca. 27,5 x 30,5 cm, 287 Seiten mit vielen ganz- und doppelseitigen Farbfotos, Wird- & Weber Verlag, Thun, Schweiz, 2014 ISBN 978-3-85932-731-3 Preis: 47,00 € Susan Middleton: In den Tiefen des Ozeans - Die schillernde Welt der Wirbellosen Ein Bildband der absoluten Spitzenklasse! Es sind keine UW-Fotos im üblichen Sinne, sondern alle Bilder sind in einem Forschungs­labor des Friday Harbor Marine Lab entstanden, das zeitweise zum Fotolabor umgestaltet wurde. Insgesamt hat Susan Middle­ton sieben Jahre dort gearbeitet und fotografiert, um später die interessantesten und schönsten Fotos zu diesem Bildband zusam­menzustellen. Es sind ausschließlich Bilder von Invertebraten, die (unverständlicherweise) oft als „Niedere Tiere“ bezeichnet werden und deren Bedeutung für das Leben im Meer erst heutzutage eini­germaßen erfasst wird. Es sind Tiere, die ihrem Lebensraum auf ganz besondere Art und Weise angepasst sind, die nicht nur arten- und zahlenmäßig (Insekten nicht mitgerechnet) die Wirbeltiere bei weitem übertreffen, die zum Teil höchstentwickelte Sinnesor­gane besitzen, von denen wir Menschen nur träumen können, und die vom Körperbau her gesehen sehr unterschiedlich wirken. Sie sind dermaßen effizient, dass sie die Erde schon viele Millionen Jahre länger bewohnen als wir Menschen. Das Besondere an die­sen Bildern ist, dass die jeweils dargestellten Arten – Stachelhäuter, Weichtiere, Krebse, Würmer, Nessel- und Hohltiere und viele an­dere mehr – jeweils freigestellt vor einem weißen oder schwarzen Hintergrund dargestellt werden. Dadurch wird der Blick durch nichts abgelenkt und man kann sich weitaus besser auf die jeweili­gen Besonderheiten des Körperbaus und ihrer Organe konzentrie­ren, als das bei normalen UW-Aufnahmen der Fall ist, wo solche Details meist total verschwinden. So kommt die Besonderheit der einzelnen Arten, ihre außergewöhnliche Schönheit und Anmut weitaus besser zur Geltung. Aber das ist noch nicht alles: Sylvia Earle hat ein sehr interessantes Vorwort zu diesem Buch verfasst, und die beigegebenen Kapitel berichten nicht nur von unseren Umweltsünden, vor allem der Versauerung der Meere, unter der diese Tiere in ganz besonderer Art und Weise leiden, und die viel­leicht sogar dazu angetan ist, unsere eigenen menschlichen Le­bensgrundlagen mit zu vernichten, sondern wir erfahren darüber hinaus auch noch viel über grundsätzliche Zusammenhänge des Lebens und der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen. Zu den einzelnen Fotos hat Bernadette V. Holthuis am Ende des Buches das Wichtigste aus dem Leben dieser Tiere zusammenge­fasst. Dabei macht sie auch darauf aufmerksam, dass in diesem Buch überwiegend amerikanische Wassertiere vorgestellt werden, für die es zumeist keine deutschen Trivialnamen gibt. Sofern vor­handen, werden jedoch auch diese hinter den englischen und vor den wissenschaftlichen Namen angegeben. Ein ganz besonders empfehlenswertes Buch!! W.F. Harter Einband mit farbigem Titelfoto und farbigem Schutzumschlag, Format ca. 26 x 31 cm, 256 Seiten mit vielen Farbfotos, Knesebeck Verlag, München, 2014 ISBN 978-3-86873-744-8 Preis: 49,95 € Ross Piper: Unbekannter Planet - Die erstaunliche Vielfalt unserer Tierwelt Ein Buch, das man aufgrund seiner über 500 phantastischen Farb­fotos ebenfalls als Bildband bezeichnen kann, das jedoch wegen seiner tiefschürfenden Texte weit mehr ist!! Es geht dabei um die Evolution - auch dies durchaus ein geschichtsträchtiges Thema, das sehr viel weiter zurück reicht und weit komplizierter ist als unsere TauchHISTORIE. Die Geschichte des Lebens blickt immerhin rund 500 Mill. Jahre zurück. Damals entwickelten sich in aquatischen Le­bensräumen die ersten Einzeller, aus denen im Laufe der Zeit all die anderen unzähligen Pflanzen- und Tierarten entstanden sind. Wie viele es wirklich waren, beziehungsweise sind, werden wir nie erfahren, und wir kennen auch noch längst nicht die ökologische Bedeutung all dieser bunten Artenvielfalt. Bisher wurden etwa 1,5 Mill. Tierarten identifiziert, aber begründeten Schätzungen zufol­ge sind es höchstwahrscheinlich 10 bis zu 200 Mill. verschiedener Spezies! Das heißt, trotz intensiver Forschungen schürfen wir seit zweieinhalb Jahrhunderten noch immer an der Oberfläche! So stellt die bekannte Fauna insgesamt nur etwa 0,03 - 0,6% der Tierwelt ins­gesamt dar, und die uns am besten bekannte Welt der Wirbeltiere macht nur den geringsten Prozentsatz aus. Dabei stellen wir uns im Allgemeinen bislang vor, dass sich das Leben von seinen allerersten Anfängen immer weiter nach oben entwickelte, sodass schließlich wir selbst als „Krone der Schöpfung“ entstanden sind. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass das noch heute nach wie vor vielgebrauchte System von Linné keinesfalls so perfekt ist, wie wir annehmen, sondern gleich aus mehreren Gründen nicht richtig sein kann: Natürlich war der schwedische Arzt und Naturforscher 1735, als er mit seinem System der Natur begann und die wissen­schaftliche Nomenklatur entwickelte, dem Denken seiner Zeit un­terworfen. Die Religion spielte dabei eine große Rolle und die heuti­gen Möglichkeiten der Forschung standen ihm nicht zur Verfügung. Heute wissen wir, dass es bei der Entwicklung der einzelnen Lebens­arten keine vorbestimmte Richtung gibt, dass sich einzelne Arten durchaus auch rückentwickeln können, und verwandtschaftliche Verhältnisse erscheinen in gänzlich neuem Licht. Das Buch zeigt nun den Lebensbaum so, wie die verwandtschaft­lichen Verhältnisse, die Stämme, Familien und Arten tatsächlich sind. Es weist auf die positiven Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Arten hin, um die Natur im Gleichgewicht zu halten. Es geht also insgesamt nicht nur darum, den Artenreichtum aufzuzei­gen und zu verstehen, sondern vor allem auch zu schützen, um das gesamte Lebenssystem, wie es sich trotz aller Umweltsünden noch immer darstellt, zu bewahren und zu schützen, um letztlich auch uns selbst ein Weiterleben zu ermöglichen! Immerhin sind wir ge­genwärtig mit dem Gegenteil beschäftigt Unser menschliches Han­deln, vor allem der CO2-Anstieg und die zunehmende Versauerung der Meere, die Umweltverschmutzung, die Abholzung der Urwälder usw. hat zum stärksten Artensterben geführt, das unsere Erde je er­lebt hat. Der Ausgang ist offen. Aber lesen Sie das Buch selbst. Und schauen Sie sich diese Bilder an! Es ist nicht nur ein ästhetischer Ge­nuss, diesen Fotos zu folgen, die zumeist dem aquatischen Lebens­raum entsprechen. Sie warten teilweise mit Details auf, die wir im Allgemeinen noch nie so gesehen haben, da dafür zu starke Vergrö­ßerungen erforderlich sind. Viele Fotos sind mit dem Mikroskop, andere gar rasterelektronenmikroskopisch aufgenommen. Dadurch wird ein unvergleichlicher Formenreichtum sichtbar, eine Schön­heit und eine Ästhetik, wie man sie sich reizvoller kaum vorstellen kann. Ein ganz besonders empfehlenswertes Buch! W.F. Harter Einband mit farbigem Titelfoto und farbigem Schutzumschlag, Format ca. 25 x 29 cm, 320 Seiten mit mehr als 500 Abb. Konrad Theiss Verlag, Wissenschaftliche Buchgesellschaft WBG, Darmstadt, 2014 ISBN 978-3-8062-2913-4 Foundation Goodplanet / Oliver Blond: Die Erde vom All Noch ein Bildband! Diesmal mit phantastischen Falschfarbenfotos aus dem Weltall. Dieses Buch möchte ich Ihnen mit ganz besonde­rem Nachdruck ans Herz legen – auch wenn Sie meinen, wir Tau­cher hätten nichts mit der Weltraumfahrt und den damit verbun­denen Techniken zu tun. Weit gefehlt! Dem ist nämlich nicht so: Lesen Sie dazu nur unseren Beitrag zur Tauchsicherheit mit dem ENOS®-System in diesem Heft. Wenn wir schon so weit greifen und uns solcher Techniken bedienen, dann sollten wir uns auch diese beeindruckenden Bilder anschauen und diese Texte lesen, denn dieses Buch – Sie werden es sehen -geht uns alle an! Der vorlie­gende Bildband ist mit zauberhaften Fotografien ausgestattet, die wie abstrakte Gemälde ausschauen. Doch so schön sie auch wirken – das, was sie zeigen, ist äußerst düster. Sie geben Aufschluss über den gegenwärtigen Zustand unseres Planeten und machen die Fuß-abdrücke sichtbar, die wir bislang darauf hinterlassen haben: Zwar können wir auch Küsten- und Inselzonen sehen, die mit zu unse­ren Top-Tauchgebieten gehören, aber meist werden wir mit den Folgen unserer Umweltsünden konfrontiert, so z. B. der globalen Erderwärmung, dem Abschmelzen der Gletscher und den Folgen des Meeresspiegelanstiegs, dem viele Städte und Ortschaften, ja ganze Küstenabschnitte zum Opfer fallen werden, was bisher nicht gekannte Umsiedlungsmaßnahmen erfordert. Die Urwaldvernich­tung wird greifbar, ebenso die Ausbreitung der Wüsten und die all­gemeine Meeresverschmutzung. Sehen Sie sich die verheerenden Auswirkungen des Bohrinsel-Unfalls Deepwater Horizon 2010 im Golf von Mexico an, die Folgen havarierter Atomanlagen oder den ausgetrockneten Amboselisee in Kenia. Schauen Sie in Serienbil­dern, wie der Aralsee durch die Bewässerungsanlagen in wenigen Jahren 60% seiner Ausdehnung eingebüßt hat und lesen Sie das We­sentliche über die negativen Folgen für die dortige Bevölkerung. Al­les beunruhigende Tatsachen – sichtbar gemacht in ansprechenden Farbfotos, begleitet durch hervorragende Texte, die die dramati­schen Folgen unseres Handelns und das daraus ableitbare Schicksal unserer Erde erahnen lassen! Ein Buch, das uns alle betrifft! Haben Sie Mut – und lesen Sie es! Es regt zum Nachdenken an, denn wir müssen vieles grundlegend ändern, und das möglichst schnell – die Zeit wird allmählich knapp! W.F. Broschiert, auffaltbarer Einband mit farbigem Titel und ebenfalls auffaltbarem, doppelseitig farbig bedrucktem Schutzumschlag, Format ca. 25 x 34 cm 256 Seiten mit sehr vielen, teilweise doppelseitig gedruck­ten Farbfotos , Knesebeck Verlag, München 2014 ISBN 978-3-86873-642-7 Preis: 39.95 € Wolfgang Fülber: Die Rettung des letzten Untersee-Taucherschlittens Der letzte Schlitten aus dem Baujahr 1912 lag lange Zeit fast ver­gessen in unmittelbarer Näher des Drägerwerks an einem Alt­arm der Trave. Durch die Einwirkung von Bauarbeiten in der Nähe und verschiedene Hochwasser versank er allmählich im­mer tiefer im schlammigen Untergrund und war schließlich nur noch halb zu sehen – ein trauriger Anblick, der den Autor unse­res Buches, den technischen Archivar des Drägerwerks nicht nur störte, sondern zunehmend schmerzte. Seinen Bemühungen ist es zu verdanken, dass dieser letzte Schlitten schließlich gerettet, restauriert und dann auf dem Gelände des Drägerwerks aufge­stellt werden konnte. Das Buch zeigt in ganzseitigen Farbfotos die einzelnen Rettungs- und Restaurierungsschritte bis hin zu seiner Aufstellung. Es dokumentiert damit auf sehr schöne Art und Weise den Weg vom schrottreifen Gefährt bis hin zum neu­en Glanz! Außerdem finden sich in dem Buch Abdrucke früher Berichte aus den „Drägerheften“ zum schlauchlosen Helmtauch­gerät und zum Tauchschlitten, der in etwa zur gleichen Zeit ent­standen ist. Insgesamt eine recht interessante Lektüre, die aller­dings einen Schönheitsfehler aufweist: Auf dem Deckblatt ist für die Restaurierung das Jahr 2009 angegeben, während das Schild neben dem Schlitten das Jahr 2008 nennt. W.F. Broschiert, Format DIN A4, ohne Seitenangabe, 2. Auflage Selbstverlag Wolfgang Fülber, Drägerwerk, Lübeck, 2014 Summary Page 6: Lotte Hass Lotte Hass passed away on January 14, 2015. A very close friend of her and Hans Hass gives here an interesting view on her normal life and her important role during the underwater expeditions of Hans Hass. Page 9: Dräger’s divers sledge At first the story describes the political situation before World war No. 1, which was called imperialism and the armament of the German navy with many submarines. 1912 Dräger devel­ops its first helmet diver apparatus, which could be used inde­pendently from the surface. This was important, because the sliding carriage, developed in the same year, could not be used by hose connected helmet diving gears. It was constructed for many different purposes, but mainly to find torpedoes again from practice firing. This sledge becomes described in detail to understand its construction, but also how it was used underwa­ter. Besides of this, we also describe how modern underwater gliders for scuba divers easily can be made. Page 11: The Fehmarn-Sound Bridge In this serial, which describes not only a lot of different work­ing technologies of professional divers, but also hot discussed present day problems, we this time report about the shortest connection from central Europe to the Scandinavian peninsula. It is called “Vogelfluglinie” according to the migration of birds, taking the same route twice a year. The Fehmarn-Sound Bridge is an important part of this traffic connection, and in the next years we can expect the start of the erection of an undersea tun­nel crossing the Baltic underneath of the Fehmarn-Belt north of the isle of Fehmarn. A lot of money and a lot of work will be in­volved. New roads and track systems need to be built, but in the end we will have a continuous dry connection to Scandinavia, independent of ferries, similar to the tunnel through the British Channel. The then increasing traffic density will also affect the Fehmarn-Sound Bridge, but hopefully its elegant appearance of today can be maintained. Besides of this story, going back in the history for 100 years, we also get an impression of some diving adventures of our author near of this area, as e. g. the salvage of a train, which crashed through a ferryboat into the harbor near the Fehmarn-Sound Bridge and some other recoveries. Page 15: Interesting facts about compasses The history of magnetic compasses, beginning with the discov­ery of magnetic behavior of iron needles at the 8th century B.C. in China up to the first appearance of primitive compasses in the Mediterranean at the 12. Century A.D. and also its further development to our modern navigation instruments of today. This early instrument together with the early Portolan sea charts, coming up at approximately the same time, shortened the sea-routes considerably, the trading took an enormous im­petus and worldwide shipping became possible. Underwater compasses for divers were first invented during the last century for underwater demolishing teams first, later used also by sport divers for underwater navigation contests etc. Different infor­mation charts provide additional knowledge about ferritc mag­netism, the location of the magnetic pols and the gyrocompass. Page 24: Triton Orientatie Rallye 69 Training and participation on several underwater navigation con­tests, especially the “Triton Orientatie Ralleye 69” in the Nether­lands, the self-made navigation instruments, defeat and victories. Page 27: ENOS®-Sytem Detailed information of the worldwide first electronic distress call and positioning system for divers drifted off by heavy cur­rents and not seen from the diving boat. The invention of this unique lifesaving equipment based on the GPS-system in 2005, its technique, mode of action, its use from diving boats and all its fantastic possibilities to save divers off their unfortunate and dangerous situation within a few minutes. This system is not a personal system for single divers, but it is one to be used on Diving and Safari boats and also used by special organizations, such as e.g. Shark project. Special information charts give fur­ther information of technical details, the GPS-system and the inventor of this system. Furthermore, the newest invention, the MOBOS®-system to save also sailors blown by board, is also mentioned in this article, as well as a comparison of general lifesaving systems with the ENOS-system. Page 37: Swimming for survival Experience of a couple, driven away by a heavy current south of the isle of Lombok. Even when it took “only” almost half a day, such an adventure is one of the worst, which can happen to a diver. This article gives an impression what’s going on in divers, drifting in the midst of the sea and not to be supported by a lifesaving equipment like ENOS®… Page 38: The “Delphin” regulator Zu diesem Artikel hat Franz Rothbrust bereits ein SUMMARY verfasst. Es steht am Ende seines Artikels Page 47: Diving experience with the „Delphin II“ gear Learning Diving with the first German “Delphin”-regulator, which was equipped with one hose only, sufficient for in- and exhaling and therefore oscillation breather named. Page 49: Diving in the German Democratic Republic This article gives an impression, how sport diving really was practiced in the GDR, it also shows, how difficult it sometimes was, to obtain certain diving equipment and how important Page 59: Kurt Schaefer – my own history Here one of the very early Austrian sport divers reports from the beginning of sport diving during World War II. He built his own fins and diving goggles and he even handicrafts the first mono-fins! He is a very well-known early designer and builder of underwater camera housings. Even Hans Hass used some of his photo- and film equipment. Professionally an architect, he is also the inventor of the underwater flashlight photography with flash-bulbs. He also did some research work in underwater ar­chaeology of lacustrine dwellings in Austria and took place on the famous “Tyrrhenia” expedition in underwater caves. In this article he gives an impression of his exciting life and the develop­ment of a lot of underwater camera housings, among that also the first amphibious 8 mm film camera. Page 64: Wulf H. Koehler Portrait of a well-known German sport diver and underwater photographer, who guided the department of underwater pho­tography within the German diving federation (VDST) for seven years. He studied mathematics and physics, subsequent followed by mechanical engineering, specialized to aeronautics and con­trol engineering. 1962 he took part on the “German Coral Ex­pedition” to the Red Sea, 1972 he was Project Engineer for the Hollywood film “The Deep” and he also worked also for a British television company. In the same year he founded very success­fully his own company, building different underwater camera housings and appropriate components. 1977 he worked together with the German biologist Dr. Hans Fricke with his “Neritica” underwater laboratory and 1998 he started to build his own air-plane. It’s a restless time, visiting a lot of different countries and also the Azores, where he lives today. Wulf is really a jack­of-all-trades. He never can rest. Therefor he opens now his en­vironmental company “SolarPro”, he also becomes performer of artistically objects, and recently he published his first book “From Whale Hunting to Whale Watching”, which tells the story of sperm-whale hunting at the isles of Azores. Page 68: The “Aquamarin-WKD” housing for the Rolleiflex “SL66” Construction and accessories of a very sophisticated underwater camera housing, built by Wulf H. Koehler.