Editorial Editorial 16. Juni 2013. Die Historische Tauchergesellschaft verlebt an diesem Tag am Marxweiher bei Ludwigshafen ihr siebtes und bisher größtes internationales Tauchertreffen. Wir haben strahlend blauen Himmel, schöner kann es kaum noch werden, doch dieser Tag – wir erfahren es erst eine Woche später – wird für uns zu einem schwarzen Tag: Unser Ehrenmitglied Prof. Dr. Hans Hass, einer der ganz Großen am Taucherhimmel, erlebt seine letzten Stunden und verstirbt in seinem 95. Lebensjahr in Wien. Er kann auf ein erfülltes Leben zurückblicken, und wir werden ihm und all seinen großartigen Bemühungen und Leistungen zur Erforschung der UW-Welt, zu tauchsportlichen und anderen Anlässen stets ein ehrenvolles Andenken bewahren! Lesen Sie dazu den Nachruf von Michael Jung und auch die Rezension seines neuen Buches „Hans Hass – erster in allen Meeren“. Doch es gibt nicht nur trauriges zu berichten: So setzt sich Michael Müller mit der Technik und Entwicklung des ersten Sauerstoff- Kreislaufgerätes für Hans Hass auseinander, und das RolleiMarin-Gehäuse (siehe Ausgabe Nr. 1) feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Dazu berichtet Franz Rothbrust über die Transportkiste, die originalgetreu von ihm rekonstruiert wurde. Ursprünglich hatten wir die Idee, Hans Hass das ganze Heft zu widmen. Da die „TauchHISTORIE“ aber erst ihren Platz in der deutschsprachigen Zeitschriftenlandschaft erobern muss, sollten auch die anderen Kernthemen – Helmtauchen, Sporttauchen und UW-Fotografie – nicht zu kurz kommen. So berichtet Jan de Groot über Panzertauchgeräte und stellt die Geschichte des SORIMA- Bergungsunternehmens vor, und Dieter Harfst erzählt aus seinem interessanten und arbeitsreichen Berufstaucherleben, wobei er gleichzeitig die Wirkungsweise, den Bau und die Instandhaltung permanent installierter Ölsperren in Hafenanlagen vorstellt. Weiterhin stellen wir den Reisejournalisten und Fabrikanten Franz Ostermeier und sein einmaliges MarinSolar®-Blitzlichtsystem vor. Wir berichten über die Entstehungsgeschichte von Tauchcomputern, und vor allem unsere Titelgeschichte, die sich mit Haien auseinandersetzt, soll zeigen, wie sich unser Verhältnis zu diesen Tieren im Laufe der Geschichte des Tauchsports mehrmals grundlegend gewandelt hat. Sie besticht durch phantastische Fotos und zeigt, dass selbst biologische Themen von tauchhistorischer Relevanz sind! Gerhard Wegener berichtet darüber hinaus über die Entstehungsgeschichte von SharkProject. Nicht vergessen sollten wir schließlich den Verband Deutscher Sporttaucher – wenn wir ihn heute auch nur kurz erwähnen – der in diesem Jahr immerhin auf sein 60jähriges Bestehen zurückblicken kann, wozu wir herzlich gratulieren! Insgesamt haben wir versucht, auch dieses Heft mit interessanten und abwechslungsreichen Beiträgen zu füllen, in der Hoffnung, dass sie Ihr Interesse finden, und so wünschen wir nicht nur viel Spaß beim Lesen, sondern auch ein erfolgreiches Taucherjahr 2014! Ihr Wolfgang Freihen Titelbild: Weißspitzen-Hochseehai Carcharhinus longimanus, Rotes Meer. Foto: Minas Mavrikakis Inhalt Seite 3 Editorial Seite 4 Leserbriefe Seite 6 „The Power of an Idea“ Seite 13 „Ägäis 1942“ Seite 20 Tauchen mit dem Haifischflüsterer Seite 30 Das Ende des Menschen fressenden Monsters Seite 32 Panzertauchgeräte Seite 35 Die SORIMA-Story Seite 40 Ohne Taucher geht es nicht Seite 44 Die Entwicklungsgeschichte der Tauchcomputer Seite 51 Lenhardt & Wagner Seite 54 Wer ist eigentlich... Franz X. Ostermeier Seite 58 Lichtzauber mit MarinSolar®- Blitzgeräten Seite 63 Der Nachbau einer Transportkiste für die Rolleimarin Seite 68 7. Internationales Klassik- Tauchertreffen Seite 72 Buchbesprechungen Seite 76 Vorschau und Impressum Leserbriefe Leserbriefe Allgemeine Zuschriften Sie haben sich viel Mühe gemacht für eine gut strukturierte Zeitschrift zu einer noch nie am deutschen Markt aufgearbeiteten Thematik mit solcher historischen Bandbreite herauszugeben. Auch der Druck, insbesondere der Fotos, ist exzellent. Ich denke, das Blatt wird sich zu einer guten Form entwickeln. Herzlichen Glückwunsch zu dem gelungenen Start! Lothar Schech, Berlin * Ihre neue Zeitschrift hat mir so gut gefallen, dass ich sie unbedingt abonnieren will. Anbei das Bestellformular. Volker Lekies, Hamburg * We have received your first magazine “TauchHISTORIE” and it is PHANTASTIC! On behalf of the HDS SEAP Committee, I send you sincerest congratulations on a wonderful magazine and we shall look forward to future magazines with an English Text too. The print quality of your magazine is really beautiful and we wish you very success for the future! Des Williams on behalf of HDS SEAP, Melburne, Australia With the next issue of the “TauchHISTORIE” we will start to give our foreign readers brief summaries of our articles in the English language, too. W. F. * Die Berichte über „100 Jahre Dräger-Tauchgeräte“ und Hans Hass und die Rolleimarin haben mir besonders gut gefallen – eigentlich aber die gesamte Zeitschrift, die echt gelungen ist, super-interessant und leicht zu lesen, nicht schwülstig. Der Stil gefällt mir! Macht mir SPASS!!! Marianne Dräger, Lübeck * Ihre erste Zeitschrift ist sehr schön geworden. Haptik, Inhalt und Gestaltung stimmen – mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen. Weiterhin viel Erfolg bei der „Geburt“ all der nachfolgenden Hefte! Ronald Brandt, Obertshausen-Hausen * Ich hatte eine derart ausgestattete Ausgabe nicht erwartet! Inhalt und Texte der Autoren sind fachlich ausgereift und der gesamte Aufbau der Zeitschrift spricht voll den Leser an. Ich wünsche dem gesamten Redaktionsteam weiterhin eine gute Hand, damit sich diese einmalige neue und spezielle deutsche Zeitschrift auf dem Markt durchsetzt und sich dort behauptet! Heinz-Dieter Seiffert, Berlin * Ich beglückwünsche Euch zu dieser Zeitschrift! Dieter Harfst, Westerrade Nach Durchsicht von Ausgabe 1/2013 komme ich nicht umhin festzustellen, dass dieses Magazin eine Marktlücke schließt. Die Artikel sind so umfassend recherchiert, dass ich nur staunen kann. Es sind bemerkenswerte Arbeiten idealistisch geprägter Mitarbeiter, denen die Geschichte des Tauchens und seiner Randgebiete am Herzen liegt. Was mich besonders freut, sind die Beiträge zur historischen UW-Fotografie. Es ist wie eine Reise mit der Zeitmaschine in vergangene Welten mit wunderschönen Erinnerungen. Phantastisch, was hier journalistisch geleistet wurde. Herbert Frei, Pforzheim Zum Artikel „Vor- und Nachteile beim Rolleimarin“ (Heft 1/2013) Das Titelbild zum „Unterwasser-Foto-Praktikum“ erinnerte mich an eine Tauchreise am 18. und 19. April 1969: Wir wollten im Badersee und unmittelbar neben dem Eibsee auch im Forstsamtsee tauchen. Auf der nahen Zugspitze liegt noch hoher Schnee, und auch im Badersee ist es saukalt. Er hat als Quellsee gerade mal 6 °C, ist aber einer der klarsten Seen Deutschlands. Sichtweite rund 80 Meter. Man kommt sich vor, wie in einen riesigen Block von Glas eingegossen zu sein. Wunderbar – und als Besonderheit hat hier Ludwig I. eine lebensgroße Bronzenixe am Grund versenken lassen, die zu den Ruderern an der Oberfläche heraufwinkt. Ihr und all den Saiblingen gilt unser Besuch. Wolfgang Freihen hat seinen UW-Elektronenblitz Braun F 80 mit dem selbstgebastelten Zündrelais dabei, (siehe dazu den Bericht über das MarinSolar®-Blitzlichtsystem), Leserbriefe und am nächsten Tag geht es in den noch kälteren Forstamtsee. Er ist klein und quadratisch, gerade mal 10 Meter tief. Auch er kristallklar, nochmals um 2° kälter als der Badersee. Es gibt keine Fische darin, nur kreuz und quer liegende Baumstämme, die phantastisch mit zarten Schleimalgen überzogen sind – ein Eldorado für UW-Fotografen! Es ist gut, dass wir nur zu zweit sind. Die Algen lösen sich bei jeder unvorsichtigen Bewegung. Wir haben noch keine Tarierwesten, müssen also sehr gut ausgebleit sein und uns äußerst vorsichtig bewegen. Unsere Neoprenanzüge sind gerade mal 6 mm dick, und meine orangefarbigen Küchenhandschuhe sehen wohl fotogen aus, bieten aber keinen Schutz gegen die Kälte. Durchgefroren und vor Kälte zitternd, doch voll wunderschöner Eindrücke entsteigen wir glücklich und zufrieden nach einer dreiviertel Stunde dem Nass… Wolfgang Blank, Ludwigshafen Zum Artikel „Museums-Schätzchen“ (Heft 1/2013): Beim Lesen des Artikels habe ich schmunzeln müssen, als ich das Foto der selbstgebastelten Taucherbrille sah. Vor einigen Jahren schilderte mir Kurt Schäfer, wie er sie 1943 selbst gebastelt hat, und zwar aus den Griffen von Skistöcken! Er erläuterte mir dies anhand einiger Skizzen. Zunächst schnitt er aus den hohlen Griffen zwei Stücke heraus, die er passend für die Augenhöhlen schliff. Darin setzte er runde Fensterglasscheiben ein. Sie wurden mit Draht befestigt und verkittet. Als Polster zwischen Brille und Augen dienten zwei kleine Stücke einer Schaumstoffmatte. Die Erfinderphantasie kannte damals eben keine Grenzen. Michael Jung, Merzig „The Power of an Idea“ Nachruf auf Prof. Dr. Hans Hass (23. Januar 1919 - 16. Juni 2013) „The Power of an Idea“ von Michael Jung Der als Überschrift dieses Nachrufes gewählte Slogan ist eines der letzten Worte, die ich von Hans Hass hörte - nur wenige Tage vor seinem Tod. Wir telefonierten miteinander und sprachen über die zukünftige organisatorische und strategische Ausrichtung des nach ihm benannten „Hans Hass-Awards“ und formulierten den Leitgedanken. Diese Auszeichnung war 2003 von Leslie Leaney in den USA initiiert worden, und sollte nun internationaler neukonzipiert werden. Nichts drückt es prägnanter aus, was Hans Hass sein Leben lang antrieb, als dieser Slogan. Seine Begeisterungsfähigkeit für neue und nichtalltägliche Dinge war es, weshalb Hans 1937 unter die Meeresoberfläche abstieg. Zunächst noch als Unterwasserjäger, doch schon bald Hans-Hass-Award als Kameramann und Forschungstaucher. Eine seiner hervorstechendsten Eigenschaften war es, seine eigene Begeisterung in fesselnder Art durch Wort und Schrift weiterzutragen und in anderen Menschen das gleiche Feuer entzünden zu können. Schon die erste Schilderung seiner Unterwassererlebnisse im Jahr 1940 in der Redaktion der „Berliner Zeitung“ mit einer Millionenauflage, brachte den Chefredakteur Harald Lechenperg spontan dazu, ihm Platz für eine mehrteilige Artikelserie einzuräumen. Die Vorträge, die Hass über seine Erlebnisse zwischen 1940 und 1942 hielt, waren stets ausverkauft. Über 200 Mal sprach er im Planetarium von Berlin, und im Frühjahr 1942 füllte Hass an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Berliner Deutschlandhalle! Die „Hans-Hass-Award“ genannte Auszeichnung wurde 2003 in den USA durch Leslie Leaney initiiert und erstmals verliehen. Der Award war bis 2013 nicht dotiert und besteht aus einer großformatigen Kupfertafel im Holzrahmen. Die Tafel wird von dem amerikanischen Künstler Wyland in Einzelanfertigung hergestellt und zeigt den Namensgeber Hans Hass mit seinem Sauerstoffkreislaufgerät 1949 am Roten Meer. Aus dem Titel seines damaligen Films „Diving to Adventure“ leitet sich auch der anfängliche Name „Hans Hass Diving to Adventure Award“ ab. Die bisherigen Preisträger sind: 2003: Ernie Brooks II 2006: Stan Waterman 2010: Sylvia Earle 2004: James Cameron 2007: Bev Morgan 2011 + 2012: Nicht vergeben 2005: Daniel Mercier 2008 + 2009: Nicht vergeben 2013: Laurent Ballesta 2012 gab es erste Überlegungen, den Award , der bis dahin durch die amerikanische Historical Diving Society hauptsächlich in dieser Region verteilt wurde, zu internationalisieren. Es wurde ein Komitee unter dem Vorsitz von Krov Menuhin gebildet, das die neue Ausrichtung erarbeitete und die Auswahl der Preisträger übernahm. Das neue Konzept basiert auf der Idee, den Preis zukünftig jungen, herausragenden Forschern der Meereskunde – in ihrer ganzen Breite und interdisziplinären Ausprägung – zuzuerkennen und sie dadurch herauszustellen und zu fördern. Eine finanzielle Ausstattung des Preises ist zweckgebunden und dafür vorgesehen, dem jeweiligen Preisträger eine weltweite Vortragsreise zu ermöglichen. Der Award- Gewinner trägt damit den Geist des Lebenswerkes von Hans Hass weiter. Hans Hass selbst war in die Neuausrichtung eingebunden und entwickelte das Konzept bis zu seinem Tod gemeinsam mit dem Award-Komitee weiter. Diesem Gedanken folgend wurde im Januar 2013 im Rahmen der „boot“ in Düsseldorf der Hans-Hass-Award an den französischen Wissenschaftler, Extremtaucher und Unterwasserfotografen Laurent Ballesta vergeben. Der Award wurde durch die Schweizer Uhrenmanufaktur Blancpain finanziell ausgestattet. Sie hatte 1953 die legendäre Taucheruhr „Fifty Fathoms“ entwickelt und feierte 2013 das 60jährige Jubiläum dieses Ereignisses. Deshalb nennt sich der Award korrekterweise „Hans Hass Fifty Fathoms Award 2013“. Ballesta führte inzwischen bereits einige gesponserte Vorträge im asiatischen Raum durch. Der Award wird weiterhin jährlich vergeben. Das Komitee besteht aus Krov Menuhin (Vorsitzender), Michael Jung und Leslie Leaney. „The Power of an Idea“ Vor der griechischen Insel Aegina erprobte Hass im Juni 1942 erstmals sein neues Schwimmtauchgerät. Er ließ sich von einigen deutschen Soldaten auf das Meer hinausrudern. Dort entstand dieses historische Erinnerungsfoto. Durch einen speziellen, lichtstarken Projektor wurden seine Fotos auf die Größe von 10 x 10 Meter vergrößert. Die „Neue Mannheimer Zeitung“ berichtete am 10. Mai 1942 über diese Großveranstaltung: „Es muss sich schon wirklich um etwas ganz Außergewöhnliches handeln, wenn für einen wissenschaftlichen Vortrag die größte und repräsentativste Versammlungsstätte Berlins, die Deutschlandhalle, zur Verfügung gestellt wird. … 35.000 Personen haben Hans Hass gebannt zugehört. Worin ist die Ursache dieses einzigartigen Erfolges begründet, den dieser junge Student mit seinen 23 Jahren in allen Kreisen unseres Volkes und weit über den Rahmen der wissenschaftlichen Welt hinaus erzielt? Es sind das Abenteuer und der Mut zum Ungewöhnlichen, die sich bei Hass in schönster Weise verkörpern. Hans Hass ist wohl mit der beste und ausgeprägteste Vertreter einer neuen Forschergeneration, die in Deutschland heranwächst.“ Es ist eines der besonderen Verdienste von Hans Hass, bis zu seinem Lebensende in großem Stil nicht nur wissenschaftlich, sondern auch volksbildnerisch gewirkt zu haben, und das nicht nur in Deutschland: Seine Bücher über seine Unterwasserexpeditionen wurden in viele Sprachen übersetzt und seine Filme gingen um die ganze Welt. Hans Hass war es, der in den 1940er und 1950er Jahren – und immer einen Schritt vor Jacques-Yves Cousteau – das Interesse vieler Menschen an der Unterwasserwelt auslöste und anfachte. Bis dahin galt das Meer noch als unwirtlicher, dunkler und gefährlicher Ort, quasi als „Unterwelt“ voller Gefahren, in die man besser nicht eindrang – schon gar nicht nur aus reinem Zeitvertreib und Neugierde. Die Haie galten bis zur ihrer Entmythisierung durch Hans Hass als blutrünstige Räuber, die nur darauf warteten, dass ein Seemann schiffbrüchig wurde oder sich ein Schwimmer zu weit hinauswagte. Heute lächeln wir nachsichtig über diese Darstellung. Aber als Hans Hass 1940 aus der Karibik zurückkehrte und berichtete, er habe dort unzählige Haibegegnungen schadlos überstanden und die Tiere gelegentlich mit einem Unterwasser- schrei verjagen können, wurde er oft als Lügner und Angeber abgestempelt. Bei nicht wenigen privaten Festbanketten musste er vorführen, dass man tatsächlich unter Wasser einen lauten Schrei ausstoßen kann. Die Gastgeber ließen dafür eigens eine große Bowlen-Glasschale mit Wasser füllen und Hans Hass dorthinein mit seinem Kopf abtauchen. Was tut man nicht alles, um seine Behauptungen zu beweisen! Dies war auch der ursprüngliche Antrieb, weshalb Hans Hass zum Unterwasserfotografen und -filmer wurde. Da es noch keine handlichen Unterwasserkameras gab, konstruierte er sie kurzerhand selbst. Seiner Vision, das Meer für Forschung, Wissenschaft und Sport zu erschließen, ordnete Hans Hass alles unter. Im war kein Wagnis zu groß, aber auch keine Idee zu einfach, um letztendlich das Ziel zu erreichen. Er war jedoch kein Träumer; ihm war absolut bewusst, wie gefährlich seine Tätigkeit ist, und wie wenig man noch über die Tauchphysiologie wusste. Im Juli 1942, wenige Tage vor seiner Abreise nach Griechenland, fasste Hans Hass als 23-jähriger ein Testament für seinen Todesfall ab. Zwei nur mit großem Glück glimpflich verlaufene Tauchunfälle während dieser Expedition bewiesen ihm, wie risikoreich sein Weg war. Die „The Power of an Idea“ Hans Hass 1942 mit Schwimmtauchgerät. Hans Hass als Unterwasserkameramann 1950 am Roten Meer. dort erstmals erprobten Sauerstoffkreislauf-Tauchgeräte wurden deshalb von ihm, trotz ihrer Vorteile, nach der ersten XARIFA- Expedition gegen die betriebssichereren Drucklufttauchgeräte ersetzt. Ohne Hartnäckigkeit ist jede Zielstrebigkeit zum Scheitern verurteilt. Zur Durchsetzung seiner „guten Sache“ konnte Hans Hass deshalb auch oft unbequem werden: Hatte er den Eindruck, ein Buch oder ein Film von ihm lief nicht gut genug, nahm er den Verleger oder Filmverleiher nachdrücklich in die Pflicht und forderte verstärkte Werbemaßnahmen. Diese „Strenge“ war mit ein Grund dafür, weshalb Hans Hass oft den Verlag wechselte. 1943 gewährte die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft Hans Hass einen Arbeitsplatz an der Zoologischen Station in Neapel, und Hass begann dort mit seiner Forschungsarbeit über die Wachstumsgesetze der Reteporiden, einer im Mittelmeer und Atlantik beheimateten Moostierchenart. 1944 promovierte er an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin mit „summa cum lau- de“. Diese Reteporidenarbeit ist ein Markstein in der Geschichte der zoologischen Forschung und insbesondere der Meeresbiologie, da hier erstmals eine neue Methode zur Erforschung der Meere eingesetzt wurde. Heute wird diese Methode in allen Teilen der Welt zur Erforschung des Litorals angewandt. Flossen, Maske, Tauchgeräte gehören heute zu den selbstverständlichen Ausrüstungsgegenständen jeder marinebiologischen Station. Auch andere Wissenschaften bedienen sich heute dieser Technik, wie etwa die Unterwasserarchäologie. In den letzten Kriegsmonaten hatte er in den UFA-Filmstudios von Babelsberg am Griechenlad-Film gearbeitet, und seine Fertigstellung immer wieder hinausgezögert, denn dieser Film war seine Lebensversicherung. Durch seine Arbeit als freier UFA- Regisseur war er „unabkömmlich“ gestellt und musste nicht zum Militär. Zu Kriegsbeginn noch wegen eines ärztlichen Attests über ein festgestelltes Raynaud-Syndrom (Durchblutungsstörung) der Füße als wehrdienstunfähig eingestuft, hatte dieses Papier mit fortschreitendem Kriegsverlauf und steigendem Bedarf an „Kanonenfutter“ seine schützende Wirkung verloren. Nach Kriegsende stand Hass mit leeren Taschen da. Ihm war nur die Rohfassung seines Griechenland-Expeditionsfilms geblieben, die er aus dem zerbombten Berlin gerettet hatte. In der Schweiz, wohin sein UFA-Produktionsleiter Nicholas Kaufmann 1945 umgesiedelt war und weiterarbeitete, startete Hass nach dem Krieg einen Neuanfang. Die Uraufführung seines Filmes „Menschen unter Haien“ fand 1947 im „Capitol“ in Zürich statt. In Österreich feierte der Film 1948 in der Wiener „Urania“ Premiere, 1949 in Deutschland. Er zählt heute zu den bedeutendsten Beiträgen des Unterwasserfilms. Der Film spülte wieder einiges Geld in die Kassen, ebenso Vorträge und zwei Bücher. Aber für das Vorhaben, ein eigenes Forschungsschiff zu kaufen und Expeditionen durchzuführen, mussten Einnahmen in ganz anderer Größenordnung erzielt werden. Dieser Durchbruch gelang, als Hans Hass seinen Film „Abenteuer im Roten Meer“ über seine Expedition von 1950 an das Hollywood- Filmstudio RKO (Radio-Keith-Orpheum) verkaufen konnte. Das „Radio“ bedeutet dabei, dass die Filmgesellschaft nicht nur Stumm-, sondern auch Tonfilme produzierte. Das war damals besonders erwähnenswert. Der dicke Scheck, den Hans Hass aus Los Angeles mitbrachte, ermöglichte ihm immerhin den Kauf eines restaurierungsbedürftigen Segelschiffrumpfes. Viele Sachspenden von Ausrüstungsfirmen und Kredite waren erforderlich, bis das Schiff XARIFA schließlich 1953 erstmals in See stach. „The Power of an Idea“ Während der beiden XARIFA-Expeditionen 1953/54 und 1957/58 musste Hans Hass einen Kinofilm und 26 Fernsehfilme produzieren, um die laufenden Kosten zu decken. Viele der Filme von Hans Hass bleiben unvergessen. Sie sind in ihrer Entstehungsgeschichte und Machart als einmalig zu bezeichnen. Hass schuf zumeist unter den schwierigsten Bedingungen bleibende filmische Dokumente, die heute noch, nach über 60 Jahren, nichts an Faszination und wissenschaftlichem Wert eingebüßt haben. Mit der XARIFA hat Hans Hass erstmals ein wissenschaftliches Labor auf dem Wasser geschaffen, von dem aus Forschungstaucher direkt zu ihren Forschungsobjekten hinabtauchen können. 1958 war er aber durch die Vielfachbelastung als Wissenschaftler, Filmproduzent, Buchautor und Sponsor abgekämpft und trennte sich von dem Schiff. Einen Käufer für die XARIFA zu finden, war bei der Größe ungemein schwierig, und Hass musste sie schließlich 1961 schweren Herzens für einen Tiefpreis verkaufen. Immerhin war er aber nun seit 10 Jahren zum ersten Mal schuldenfrei und konnte sich ganz seinen wissenschaftstheoretischen Vorhaben zuwenden. In seiner Aufstellung berechnete Hass später einmal die Gesamtkosten für die beiden XARIFA- Expeditionen, beginnend vom Kauf des Rumpfes 1951 bis zur Rückführung und abschließenden Überholung 1961 auf die gewaltige Summe von über 3,2 Millionen Deutsche Mark! Bereits während seines Zoologiestudiums war Hass von der Darwinschen Evolutionstheorie fasziniert und versuchte sie zu hinterfragen und auf die soziokulturelle Entwicklung des Menschen anzuwenden. In den 1960er Jahren entwarf er ein theoretisches Denkmodell, das er 1970 unter dem Titel „Energon“ publizierte. Doch entgegen seiner Erwartung erhielt die Energon-Theorie kaum eine Resonanz aus Fachkreisen. So bekannt Hans Hass als Unterwasserforscher weltweit war, so einsam blieb er als Evolutionstheoretiker. Die 1970er Jahre bedeuteten deshalb für Hans Hass eine Lebensphase, in der er sich oft schwankend zwischen Zuversicht und tiefer Niedergeschlagenheit die Frage stellte, wie er seiner Weltsicht zum Durchbruch verhelfen könnte. Er haderte damit, das Buch als Zoologe unter seinem eigenen Namen veröffentlicht zu haben, und nicht unter einem unbeleckten Pseudonym. Vielleicht wäre die Fachwelt so empfänglicher für seine Theorie gewesen… Bis zu seinem Lebensende gab Hans Hass nicht auf, die Richtigkeit seiner Energon-Theorie in überschaubaren Teilaspekten zu beweisen und sie zu popularisieren. Sehr oft waren seine Gedanken mit der Evolutionstheorie beschäftigt. Als er mich einmal im Frühjahr 1995 besuchte, und wir vom Aussichtspunkt Cloef die idyllisch im Morgennebel liegende Saarschleife betrachteten, meine er: „Es gibt wohl keine bessere grafische Darstellung für die Evolution als die Saarschleife: Stellt sich ein Weg als nicht zweckmäßig oder zu schwierig heraus, schlägt sie einen anderen ein.“ Sein Arbeitseifer, den Hans Hass von frühester Jugend bis ins hohe Alter zeigte, war die Grundlage für sein überaus produktives Lebenswerk. Es gibt keine Lebensphase, in der Hans Hass nicht von einem Vorhaben beseelt war. „Es kommt darauf an, ein Ziel zu haben. Bis zuletzt“, war sein Credo. War er in Wien, arbeitete er täglich in seinem kleinen Büroraum in der Sonnenfelsgasse. Diese Kemenate war Archiv, Büro und Wohnstätte zugleich. Hier empfing er Journalisten, brütete über Texte, telefonierte und schlief auch gelegentlich, wenn es sehr spät wurde. Aber auch an seinem Bett im Opernringhof lag stets ein Schreibblock be- reit, um nachts Gedanken festzuhalten. Versunken in Gedanken konnte Hans Hass Raum und Zeit vergessen. Als ich einmal am Heiligabend mit meiner Familie festlich zu Tische saß, klingelte das Telefon. An der Nummer erkannte ich den Anruf von Hans Hass aus der Sonnenfelsgasse und hob ab. Hans wünschte mir zunächst ein Gutes Neues Jahr (!) und bat mich dann, ihm ein Dokument erneut zu faxen, das am Vormittag unleserlich übermittelt wurde. Arbeitete Hans Hass in seiner Sommerresidenz, dem „Waldi“ in Liechtenstein, kam es oft vor, dass er sich ganz von der Außenwelt abschottete. Hier empfing er nur in Ausnahmefällen Besucher. Bei ausgedehnten Spaziergängen mit seiner Frau über die Triesenberger Hänge fand er Ruhe und Erholung. Hans und Lotte Hass waren ein „Traumpaar“ der 1950er Jahre. 1952 in Australien wurden einige neue Unterwasserkameras erprobt. Bei der Würdigung von Hans Hass und seinem reichen Lebenswerk darf man die zentrale Rolle seiner Ehefrau Lotte nicht ausblenden. Lotte war der größte Glücksfall in seinem Leben. Ohne ihre Mitwirkung bei den Unterwasserfilmen, ihre ausgleichende Art bei den monatelangen Expeditionen, ihre beratende Unterstützung und nicht zuletzt ihre gute Menschenkenntnis wäre Hans Hass nicht zu dem geworden, was er war. Ihre Ehe überdauerte fast 63 nicht immer „sturmfreie“ Jahre. Wenn das Sprichwort, dass hinter jedem großen Mann eine starke Frau steht, irgendwo Gültigkeit haben sollte, dann hier! Nachdem Hans Hass seine Energon-Theorie veröffentlicht hatte, zwangen ihn Anfang der 1970er Jahre wirtschaftliche Gründe, seine Arbeit als Privatgelehrter einzuschränken und zur Einkommenssicherung nebenberuflich wieder Unterwasserfilme zu drehen. Sein Comeback in die Taucherszene war allerdings nicht reibungslos, denn dort hatte inzwischen Jacques-Yves Cousteau seinen Platz eingenommen. Dieser hatte das Medium Fernsehen, das es in den 1950er Jahren noch nicht in dem Umfang gab, inzwischen erobert und zu seiner Bühne gemacht. Durch das Bei Bonaire vermisst Hass 1953 den Neigungswinkel eines Riffabhangs. Fernsehen erreichte er weltweit eine Popularität, wie sie Hans Hass mit seinen Kinofilmen verwehrt war. Hass hatte in Cousteau nie einen Rivalen gesehen, zu unterschiedlich waren die Interessen: Hass war vorwiegend wissenschaftlich orientiert, Cousteau mehr kommerziell. Erst im Laufe der 1970er und 1980er Jahre, als Hass die Unterwasserfilmarbeit als wichtige Einkommensquelle zu nutzen begann, wurde die dauernde Präsenz von Cousteau auf allen Fernsehkanälen zu einem Problem für ihn. Die meisten Sender teilten Hass mit, dass sie durch Cousteau schon ausreichend mit Unterwasserfilmmaterial versorgt würden, und keinen weiteren Bedarf an größeren Unterwasser-Serien hätten. In den 1970er und frühen 1980er-Jahren wurden die Unterwasserfilme von Hass nur vom Süddeutschen Rundfunk und durch die BBC ausgestrahlt. In das amerikanische Fernsehprogramm kam Hass überhaupt nicht mehr hinein, hier war Cousteau so gut wie ein Monopolist. Als sich Hass Anfang der 1980er Jahre mit dem Managementspezialisten Wolfgang Mewes verbündete, der in der Energon- Theorie anregende Parallelen zu seiner Energo-Kybernetischen Strategie EKS der Managementphilosophie sah, verlagerten sich die Einkommensmöglichkeiten von Hass. Er beendete seine Karriere als Unterwasserfilmer und wurde ein vielgefragter und gutbezahlter Redner auf Managementkongressen. Hans Hass sprach über die negativen Auswirkungen der dem Menschen angeborenen Raubtierinstinkte in der Wirtschaft und über die Am „Lampenwrack“ vor Tillanchong/Nikobaren konnten viele wertvolle Stücke geborgen werden. Auswirkungen des Geldes als „übernormalem Schlüsselreiz“, durch den instinkthaft kurzsichtige und nachteilige Reaktionen ausgelöst werden. Als Berater war er für viele international bekannte Unternehmen tätig. Das Feld als Unterwasserfilmer hatte Hass klaglos geräumt, für ihn war es schlussendlich nicht mehr als eine schöne Berufsbetätigung gewesen. Eine andere Situation ergab sich 1994, als er bei der Durchsicht einer großen, gerade neu herausgekommenen CD-Enzyklopädie über „Meilensteine der Technik und Kulturgeschichte“ feststellen musste, dass er im Zusammenhang mit der Geschichte des Tauchens und der Meeresforschung überhaupt nicht erwähnt wurde. Cousteau war dort als alles beherrschender Tauchpionier des 20. Jahrhunderts aufgeführt. Dies traf Hass hingegen sehr. Nahm er doch mit Recht in Anspruch, das Schwimmtauchen als erster wissenschaftlich angewandt und viele Regionen der Erde noch vor Cousteau besucht zu haben. Hass nutzte eine Einladung zu der im Herbst 1994 in Whitstable/ Kent stattfindenden Jahresversammlung der „Historical Diving Society“ zu dem Aufruf, die Priorität seiner Unterwassertätigkeit anzuerkennen. Hass forderte den Verband dazu auf, verbindlich zu definieren, ob er oder Cousteau das Schwimmtauchen für Forschungstaucher begründete. Wie Hass in einer Pressemitteilung äußerte, begann das „moderne Tauchen nicht erst mit der Aqualunge, sondern schon früher“ durch seine Expeditionen. Eine Vielzahl von internationalen Auszeichnungen und Ehrungen bezeugen das einzigartige, innovative Schaffen von Hans Hass. Die Verleihung des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst in 1997 bedeutete für Hans Hass hochverdiente Genugtuung für manche Schmähkritik, die er über die Jahrzehnte hinweg immer wieder aus „Wissenschaftskreisen“ hören musste. Seine Popularität und Erfolge erzeugten naturgemäß Neider, die ihm auch noch nach vielen Jahrzehnten wegen seiner anfänglichen Tätigkeit als Unterwasserjäger abstempelten oder seine Forschungen als „unwissenschaftlich“ abtaten, weil sie von ihm selbst privat finanziert wurden und in bewegten Bildern im Kinosaal und nicht an der Kreidetafel im Audimax dargeboten wurden. Ein wesentlicher Anteil seines Lebenswerkes betrifft seine Bemühungen zum globalen Umweltschutz und der Sensibilisierung der Bevölkerung für die globale Umweltproblematik. Waren es in den 1970er Jahren noch einzelne Kampagnen gegen die Unterwasserjagd, erweiterte sich sein Tätigkeitsfeld rasch über den Meeresschutz hin zu globalen Umweltthemen. Um seine Warnungen vor ungebremstem Wachstum zu verbreiten, entwickelte er die Idee, in 13 Fortsetzungen „Briefe an die Jugend der Welt“ zu richten. Sie sollten pädagogische Impulse vermitteln und Entscheidungshilfen zur Bewältigung der globalen Probleme anbieten. Die Finanzierung und weltweite Verteilung sollte über die UNESCO erfolgen. Die 13 Briefe waren inhaltlich bereits fertig konzipiert, da die UNESCO ihre zugedachte Rolle aber nicht übernahm, blieben sie bei ihrem Absender in Wien. Hass wollte daraufhin die Grundaussagen seiner warnenden Botschaft in einem Buch mit dem Arbeitstitel „Im sinkenden Schiff “ festhalten, fand aber bis zum Lebensende nie zu einer ihn zufriedenstellenden Endfassung des Manuskriptes. Es blieb unvollendet. Durch gesunde Ernährung, Tennisspielen und Skilaufen unterstützte Hans Hass seinen sportgestählten Körper, ihm lange gute Dienste zu tun. Im Frühjahr 2004 erlitt Hans Hass jedoch einen Der amerikanische Künstler VIKTOR verewigte Hans und Lotte Hass 2009 in Granit. Hans Hass (1919 – 2013) Schlaganfall, bei dem das Sprachzentrum betroffen wurde. Dank schneller medizinischer Behandlung und einer anschließenden Kur mit Sprachtrainer konnte sich Hass wieder erholen. Er verlor allerdings einen Teil seines Wortschatzes. Beim Sprechen machte sich das in Umschreibungen von Sachverhalten oder längeren Pausen bemerkbar, in denen er nach passenden Worten suchte. Mit zunehmenden Lebensjahren machte Hass ein altersbedingtes Augenleiden (Macula Degeneration) immer schwerer, zu lesen und zu schreiben. Schließlich konnte er seine Korrespondenz nur noch mit Hilfe einer Sekretärin erledigen. Er sprach seine Texte auf Tonband und ließ sie abtippen. So konnte er noch aktiv bleiben und anfallende Korrespondenz erledigen. Für die Schriftstellerei war diese Arbeitsmethode aber zu umständlich und wenig geeignet. Deshalb erschienen seine Bücher ab 2004 mit Verlagslektoren oder Journalisten als Co-Autor, die die verbalen Darstellungen von Hass in die Buchform brachten. Durch mehrere Hüftoperationen und künstliche Hüftgelenke wurden seine körperlichen Aktivitäten stark eingeschränkt. Trotzdem zog es Hass bis zum Schluss ins Meer zurück: Seinen letzten Tauchgang führte Hans Hass im Februar 2007 im Alter von 88 Jahren während einer Urlaubsreise vor Port Sudan durch, wo er seine alten Plätze wieder besuchte. Hans Hass hat sich auf den vielfältigsten Gebieten erfolgreich betätigt. Sein Leben lang hat er für die Verwirklichung seines Anliegens, allgemeine Gesetzmäßigkeiten der lebenden Natur zu ergründen, gearbeitet. Seine Methode, als „Fisch unter Fischen zu forschen“, hat sich durchgesetzt und wird heute weltweit angewandt. Dies war wohl das erste auf der beeindruckenden Liste von Projekten, die von Hans Hass realisiert wurden. Jedes hat mit einer Idee, einer Vision begonnen, die bald zu einem geschickt durchgeführten Plan reifte. Außergewöhnlich war aber auch seine Entschlossenheit, all seine technischen und wissenschaftlichen Talente mit einer Zielstrebigkeit zu nutzen, die dem großen Maß seiner Begabung entsprach. www.deepstop.de Hass ruhte sich nie auf seinen Lorbeeren aus. Anstatt eine Errungenschaft zum persönlichen Vorteil zu kommerzialisieren, konzentrierte er sich nach einem Erfolg sofort auf das nächste Unternehmen. Und während so in den nachfolgenden Jahren viele andere die Früchte seiner Arbeit ernteten, blieb Hass der idealistische Wissenschaftler, der rastlos und besessen um der Sache selbst willen die Rätsel dieser Welt erforschte, aus Freude am Anpacken neuer Aufgaben, einem inneren Antrieb, der den dynamischen und kreativen Menschen und den phantasievollen Visionär auszeichnet. 32 Bücher und 73 Filme legen Zeugnis von seinem Forschergeist und seinen Arbeiten ab, durch die er weiterleben wird. Die Eroberung des Unterwasserraumes und, als eine Voraussetzung dafür, die Kenntnis des Verhaltens der Haie, gehören zu den bedeutendsten menschlichen und wissenschaftlichen Leistungen des 20. Jahrhunderts. Mit starker Handschrift hat sich Hans Hass in das Buch der Geschichte der Meeresforschung eingeschrieben. Hans Hass ist eine absolute Person der Zeitgeschichte und war Vorbild einer ganzen Generation, die ihn verehrte und ihm nacheiferte. Er beeinflusste persönliche und berufliche Entwicklungen. Die Etablierung und Popularisierung des Schwimmtauchens für Wissenschaft, Beruf und Freizeit ist sein Verdienst, das untrennbar mit ihm verbunden bleibt. Michael Jung an Bord der XARIFA Mit niemandem außerhalb seiner Familie verband Hans Hass ein so enges Vertrauensverhältnis wie mit Michael Jung. Er war nicht nur sein Biograf sondern gleichzeitig Freund und Berater. Michael Jung hat so 25 Jahre lang Hans Hass begleitet. Dabei kam es über die Jahre hinweg auch zu gemeinsamen Arbeiten an Publikationen und zu vielen Gesprächen. Beide sahen einander häufig, telefonierten sehr oft miteinander und wechselten hunderte von Briefen. Viele davon waren mehrere Seiten lang. Diese Briefkorrespondenz umfasst alleine fast zwei Regalmeter. 2000 wurde Michael Jung Leiter des Hans Hass-Instituts für Submarine Forschung und Tauchtechnik (HIST), der Nachfolgeorganisation des Internationen Instituts für Submarine Forschung (IISF) von Hans Hass. Ein technisch interessierter Bastler, Sporttaucher und begeisterter Benutzer blasenloser Sauerstofftauchgeräte erzählt die Geschichte von „Ägäis 1942“ Das verschollene erste Sauerstoff- Kreislaufgerät von Hans Hass Von Michael Müller Um es gleich vorweg zu sagen: Es gibt keine besondere Bezeichnung für das erste Schwimmtauchgerät von Hans Hass. Der Name “Ägäis 1942“ stammt von mir. Ich beschäftige mich seit langem mit Kreislaufgeräten, und so wollte ich gerade seinem allerersten Schwimmtauch- gerät einen ganz besonderen Namen geben, denn es weist besondere technische Grundsätzlichkeiten und weitere Besonderheiten auf, die wir zum Teil bei späteren Tauchgeräten in dieser Form nicht mehr wiederfinden. Hass setzte damals vor allem auf die Vorteile des blasenlosen Tauchens. Dafür bot ein Sauerstoffgerät die besten Voraussetzungen. So entstand der Typ „Ägäis 1942“ in Zusammenarbeit mit dem Drägerwerk Mein Ziel war es nun, diesem Bindeglied vom Tauchretter zu den heute allgemein üblichen Sauerstoff-Kreislaufgeräten nachzuspüren. Hans Haas mit seinem ersten Schwimmtauchgerät. U-Boot-Tauchretter und Kleintauchgeräte vor 1941 Vorläufer für dieses Schwimmtauchgerät waren die seinerzeit vom Drägerwerk gebauten U-Boot-Tauchretter. Sie dienten zur Rettung von Mannschaften aus gesunkenen U-Booten. Dafür waren sie perfekt konstruiert. Der Atemsack war um den Hals und auf dem oberen Brustbereich angeordnet. Dadurch wurde der körperliche Schwerpunkt so verändert, dass sie nur zum senkrechten, schnellen Austauchen, nicht aber zum freischwimmenden Tauchen geeignet waren. Nach dem Aufstieg an die Oberfläche garantierten sie eine Ohnmacht sichere Lage. Die Tatsache, dass dabei reiner Sauerstoff geatmet wurde, hatte wohl Einfluss auf die Tiefe, aus der ausgetaucht werden durfte; doch zeigten Versuche, dass selbst in 100 Meter Tiefe noch – nach damaligem Kenntnisstand – fünf Minuten gefahrlos reiner Sauerstoff geatmet werden konnte und in 50 Metern gar 10 Minuten. Die Kleintauchgeräte des Drägerwerks waren vom Prinzip her genau die gleichen Geräte, konnten aber dazu benutzt werden, um in geringen Tiefen Arbeiten an Schiffen oder auf dem Meeresgrund zu erledigen. Dazu wurde der Taucher zusätzlich mit Eisensandalen, einer sogenannten Schwanzgewichtskette und einem Halsgewicht so beschwert, dass er am Grund umherlaufen konnte. Beide Geräte basierten auf dem Prinzip der Pendelatmung. Dabei pendelt das Gas durch einen einzigen Schlauch bei der Ausatmung durch die Atemkalkpatrone in den flexiblen Atembeutel und von dort aus führte die Einatmung auch wieder über den gleichen Schlauch zurück zum Taucher. Der Atemkalk absorbiert dabei das Kohlendioxid, und der verbrauchte Sauerstoff wird aus einer Druckgasflasche ergänzt. Mit dem kleinsten Gerät dieser Bauart konnte man sich immerhin zirka 30 Minuten unter Wasser aufhalten. Die Rettungskragen bestanden meist aus rotbraunem, gummiertem Gewebe und waren im unteren Bereich mittels eines Klemmverschlusses verschlossen. Im Vorderteil des Kragens war die „Kalipatrone“ untergebracht, in der sich der Atemkalk in Form einer Einwegkartusche befand, und ebenso befand sich hier auch eine Sauerstofflasche ohne Druckminderer von 0,4 Liter Inhalt und einem Druck von 150 atü. Das Ventil der Sauerstofflasche wurde per Hand geöffnet, sodass das Zuströmen in Grenzen dosiert werden konnte. Ein Druckminderer war nicht erforderlich. Hans Hass, der seine ersten Tauchabenteuer bisher freitauchend oder mit einem oberflächenversorgten, unten offenen Taucherhelm bestanden hatte, suchte nach seiner Karibikexpedition nach einem Schwimmtauchgerät, das ihm den Aufenthalt unter Wasser erleichterte. Er erkannte das Potential dieser Geräte und veranlasste nach einem Test im Tauchtopf 1941 die Entwicklung eines entsprechenden Schwimmtauchgerätes beim Drägerwerk in Lübeck. Er konnte die Firma davon überzeugen, dass die Unterwasserforschung und das Schwimmtauchen einen entscheidenden Weg zur Erschließung neuer Rohstoff- und Lebensmittelquellen darstellten, und dass ein solches Sauerstofftauchgerät auch für militärische Zwecke sehr vorteilhaft sei. Zu diesem Zweck traf er sich 1941 mehrmals mit dem damaligen Oberingenieur Hermann Stelzner vom Drägerwerk, der leider am 19.Oktober 1942 im Büro verstarb, nachdem dieser gerade zwei Stunden zuvor den letzten Satz zur zweiten Auflage seines Buches „Tauchertechnik“ vollendet hatte. Sauerstoff-Kreislaufgeräte Das Prinzip der Sauerstoffgeräte war schon seit Jahren bekannt. Ohne auf die Vor- und Nachteile detailliert eingehen zu wollen, unterscheidet man dabei zwei grundsätzliche Bauprinzipien: Die Pendelatmungsgeräte, deren Wirkungsweise bereits weiter oben beschrieben wurde und die Sauerstoff-Kreislaufgeräte, die uns hier interessieren. Bei diesen wird das Atemgas durch Rückschlagventile gesteuert und über zwei Atemschläuche geführt. Die Ventile sind dabei so angeordnet, dass durch den einen Schlauch die Einatmung erfolgt und durch den anderen ausgeatmet wird. Dabei wird das Kohlendioxid im Atemkalk absorbiert, und verbrauchter Sauerstoff im Atemkreislauf über eine Druckgasflasche wieder ergänzt. Da Hans Hass als Forscher, Publizist und Filmemacher vor allem Wert auf biologische Zusammenhänge und die Darstellung der Naturschönheiten unter Wasser legte, ist die technische Entwicklung der von ihm benutzten Sauerstoff-Kreislaufgeräte im Detail, besonders die der frühen Jahre, sehr wenig dokumentiert. Das erste Gerät existiert leider nicht mehr. Es sind nur noch wenige Fotos davon erhalten. Dräger Tauchretter Dräger Kleintauchgerät Der verschollene 1. Prototyp, Modell „Ägäis 1942“ Im Jahr 1942 führte Hans Hass seine erste Expedition in die Ägäis mit dem Expeditionsschiff „Universitas“ durch. Dort kam das kurz zuvor vom Drägerwerk entwickelte Schwimmtauchgerät erstmalig am 12. Juli bei Ari Rosini zum Einsatz, das ihm freies Atmen ermöglichte, während er sich quasi schwerelos freischwimmend unter Wasser bewegen konnte. Leider sind zu diesem Gerät nur extrem unscharfe Fotos und allgemein gehaltene Beschreibungen aus verschiedenen Hans-Hass-Büchern bekannt. Da aber gerade dieses Gerät die Übergangsphase vom Tauchretter zum ersten Schwimmtauchgerät darstellt, erfordert es eine ganz besondere Beachtung. Die nachfolgende Beschreibung basiert auf Videoausschnitten des Hass-Films „Menschen unter Haien“, außerdem auf bisher unbekannten und nicht veröffentlichten Farbdias, die sich im Hans-Hass-Institut befinden, das von Michael Jung geleitet wird. Atembeutel (Atemsack) Bei der Entwicklung dieses Schwimmtauchgerätes baute Hermann Stelzner auf den Erfahrungen mit dem Tauchretter auf. Der Atembeutel wanderte auf den Rücken, wodurch es in allen Körperlagen schwimmtauchend benutzt werden konnte. Vorne befand sich ein Brustlatz mit der Sauerstoffflasche, die mit einem Druckminderer oder Dosierventil versehen war. Die nachfolgende Zeichnung zeigt den grundsätzlichen Aufbau des Gerätes: Rekonstruktionszeichnung © oxydiver 07/2012 Kein Hinweis auf Gegengewichte findet sich in der Literatur, die den Auftrieb des Atembeutels zu kompensieren hatten. Wir wissen also nicht, ob überhaupt welche vorgesehen waren oder nicht. Möglicherweise waren Bleiplatten vorhanden, wie auch bei den nachfolgenden Dräger-Kreislaufgeräten, die dann unmittelbar unterhalb des Atemsacks angebracht waren. Wir haben aus diesem Grund keine Gegengewichte in unserem Schaubild dargestellt. Der Atembeutel, auch Atemsack oder Gegenlunge genannt, ist vom Material her identisch mit dem Tauchretter und den Kleintauchgeräten. Er bestand aus einem charakteristischen rotbraunen, gummierten Gewebe und war unten mittels eines Klemmverschlusses verschlossen. Unterhalb davon sind rechts und links die vom Tauchretter bekannten Befestigungsösen vorhanden. Ein Überdruckventil, das den beim Hochtauchen sich in der Gegenlunge ausdehnenden Sauerstoff abströmen lässt, war nicht vorhanden. Stattdessen ließ man das Gas „durch die Mundwinkel (am Mundstück vorbei), wie auch durch die Nase“ (H. Hass in „Beitrag zur Kenntnis der Reteporiden) über die Tauchermaske abströmen. Kalkbehälter und Doppelatemschlauch Im inneren des Atembeutels befindet sich der Kalkbehälter. Dieser ist allem Anschein nach nicht nachfüllbar, sondern verwendet die aus den Kleintauchgeräten bekannten Einwegpatronen mit einer Nutzungsdauer von einer Stunde. Dräger Kalkpatrone Blick in den geöffneten Tauchretter Da auch damals schon das Problem der Pendelatmung und der damit verbundenen CO2-Anreicherung im Atemschlauch bekannt war, wendeten Stelzner und Hass folgenden Trick an: Sie teilten den Atemschlauch kurz nach der Kalipatrone mit Hilfe eines Y-Stückes. Darin (nicht etwa im Mundstück) waren Glimmer-Rückschlagventile angeordnet, sodass das eingeatmete Atemgas durch den einen Schlauch zum Mundstück geleitet wurde, während die Ausatmung über den anderen Schlauch zurück zur Kalipatrone führte. Diese selbst wurde, wie beim Tauchretter, zweimal vom Atemgas durchspült. Damit wurde eine effektive doppelte Reinigung vom CO2 erreicht. Die wesentlichsten Unterschiede zu allen bekannten Nachfolgemodellen sind die Einweg-Kalipatrone und dieses Y-Stück. Das Gerät stellt damit das Bindeglied zwischen den Pendelatmern und den modernen Kreislaufgeräten dar, bei denen das Atemgas den Kalkbehälter nur einmal passiert. Mundstück Als Mundstück wurde das gleiche wie bei den Tauchrettern eingesetzt. Dieses trug ein eingebautes Absperrventil (Kükenhahn) und wurde durch einen angesetzten V-förmigen Verteiler für die Doppelfaltenschläuche ergänzt. Mundstück Tauchretter Hans Hass Mundstück „Ägäis 1942“ mit V-Verteiler Sauerstoffflasche Als Sauerstoffflasche diente zunächst eine 0,6 Liter Flasche mit einem Druck von 150 atü, das sind 90 Liter Sauerstoffvorrat, mit dem er bis zu einer Stunde auskam. Hass spricht später in „Menschen und Haie“ von einer 0,8 Literflasche mit 200 atü. Wie dem auch sei –die Flasche des Schwimmtauchgerätes wurde wie beim Tauchretter durch einfaches Überströmen aus einer großen Vorratsflasche gefüllt, wobei die anschließende Druckerhöhung per Dräger-Handumfüllpumpe erfolgte. Tauchretter Sauerstoffflasche Hans Hass „Ägäis 1942“ Sauerstoffflasche Druckminderer Eine entscheidende Änderung im Vergleich zum Tauchretter ist hier das Vorhandensein eines Druckminderers. Dieser bewirkt einen konstanten Volumenstrom von etwa 0,9 Litern pro Minute, was dem durchschnittlichen Ruheverbrauch eines Menschen entspricht. Hans Hass spricht in seiner Dissertation von einem Liter, wobei er allerdings versehentlich pro Sekunde sagt. Danach wäre die Flasche bereits nach anderthalb Minuten leer gewesen… Um einen erhöhten Sauerstoffbedarf zuzulassen und gleichzeitig Tarieren zu können, besitzt der Regler außerdem ein Bypass-Ventil, mit dem je nach Bedarf manuell Sauerstoff zugeschossen werden kann. Hans Hass nennt das den „Knopf “. Grundsätzlich waren diese Druckminderer ebenfalls schon vorhanden und wurden vom Drägerwerk bei Selbstrettern im Bergbau, wenn man verschüttet wurde oder sich in vergifteter Atmosphäre befand, verwendet. So z. B. auch beim Modell 180 aus dem Jahr 1938. Der Druckminderer musste nur noch für die Verwendung unter Wasser modifiziert werden. Dazu erhielt er im Hochdruckbereich einen 90 Grad Krümmer und im Niederdruckbereich den Schlauchanschluss zum Atemsack. Druckminderer Modell 180 Hans Hass Sauerstoffregler „Ägäis 1942“ Verwendung und Verbleib Von dem beschriebenen Schwimmtauchgerät existierte zu Anfang der Ägäis Expedition nur ein einziges Stück, welches Hans Hass selbst benutzte. Ein zweites Exemplar wurde später nachgeschickt. Mit diesen Geräten führte Hans Hass eine Reihe von Selbstversuchen durch, insbesondere hinsichtlich der möglichen Tauchtiefen. Regelmäßig wurden Tiefen bis zu 20 Metern erreicht, was der damals offiziell zugelassenen maximalen Tiefengrenze entsprach Im Film „Menschen unter Haien“ spricht Hass von einer maximal erreichten Tiefe von 35 Metern. Im Angesicht der heute geltenden Grenze von 6 Metern für Sporttaucher ist das ein ziemlich extremer Wert! In der Tat kommt es in der Folge auch zu mindestens zwei Tauchunfällen, die Hass nur mit Glück überlebt. Einmal kommt es durch zu hohen Partialdruck beim Tieftauchen zu einer Hyperoxie genannten Sauerstoffvergiftung, und einmal durch zu geringen Partialdruck beim Auftauchen zur Hypoxie, einem Sauerstoffmangel. In „Menschen und Haie“ beschreibt er den Zustand in fünf Metern Tiefe so „als wäre ein Lichtschalter in mir abgedreht worden…“. Nachfolgende Farbaufnahmen aus dem Hans Hass Archiv zeigen erstmalig detailliierte Aufnahmen des Typs „Ägäis 1942“: Hans Hass mit „Ägäis 1942“ von vorn Hans Hass mit „Ägäis 1942“ von hinten Hans Hass mit „Ägäis 1942“ von hinten Hier sieht man sehr schön das zerlegte Gerät „Ägäis 1942“ in allen Einzelteilen (Videoausschnitt „Menschen unter Haien“) Vom beschriebenen allerersten Gerät „Ägäis 1942“ ist offensichtlich kein Exemplar erhalten geblieben, da fast alle Ausrüstungen der Ägäis Expedition den Krieg- und Nachkriegswirren zum Opfer gefallen sind. Das Expeditionsschiff „Universitas“ flog als Munitionsschiff in die Luft… schaft 2014 wird der Autor einen funktionsfähigen Nachbau die- Ausblick ses interessanten Gerätes „Ägäis 1942“ vorstellen. Bei allen weiteren Expeditionen verwendet Hans Hass modernere Kreislaufgeräte ohne Y-Stück, durch das die getrennten Atemschläuche zusammengefasst wurden. Deren erstes und ältestes erhaltenes Exemplar ist im Aquazoo/Löbbecke Museum in Düsseldorf vorhanden. Der Autor konnte nachfolgend wiederum mindestens drei verschiedene Entwicklungsstufen erkennen, so unter anderen das in der Bundesrepublik über die Firma Barakuda für 490 Mark vertriebene „Modell 138“, das auf der ersten „Xarifa“ Expedition verwendet wurde. Schließlich stellte Hans Hass, bedingt auch durch den tödlichen Unfall von Jimmy Hodges auf einer „Xarifa“-Expedition das Tauchen mit Sauerstofftauchgeräten weitestgehend ein und verwendete ansonsten Presslufttauchgeräte. Von ihm wurden insgesamt über 2000 Abstiege in Tiefen bis 20 Meter mit Sauerstoff- Kreislaufgeräten durchgeführt. Anlässlich des Jahrestreffens der Historischen Tauchergesell- Zum Weiterlesen: (1) Obebergrat Ing. Gustav Ryba: Handbuch des Grubenrettungswesens, zweiter Band, Verlag Arthur Felix, Leipzig, 1930 (2) Hermann Stelzner: Tauchertechnik, Verlag CharlesColeman, Lübeck, 2. Aufl., 1943 (3) Verschiedene Hans-Hass-Bücher Michael Müller, Jahrgang 1958, Dipl. Ing. Elektrotechnik. Angeregt durch Bücher von Hans Hass beginnt er 1972 mit dem Schnorcheln. Dabei erste Erfahrungen im Eigenbau von Kameragehäusen, UW- Fotografie. Presslufttauchen seit 1974 bei der GST. 1980 erster Eigenbau- Einschlauchautomat, Ab 2003 Bau von Kreislaufgeräten, die er fast ausschließlich im extremen Flachwasserbereich benutzt. SCUBAPRO.COMALADIN SQUARE Intuitiv mit brillanter Ablesbarkeit. 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Er schreibt vom Weißen Hai, den er den „Großen Meer-Hund“ nennt, dass dieser „gantz ein scheußlicher grosser und schneller Raub-fisch“ sei, dass sie bis zu „4000 Pfund sollen gewogen habe, in denen man gantze Menschen / und zu Marsilien auff eine Zeit ein gantz gewapneter Mann gefunden habe“, und vom Hammerhai, dem „Meer-Schlegel“ schreibt er: „Dieser fisch ist mit seinem Kopffgestalt wie ein Wag oder Schlägel / von welcher er den Namen in allen Sprachen bekommen / hat ein weit Maul mit starcken vielen scharpffen Zähnen gewaffnet / ist sonsten gantz grausam und scheußlich anzusehen / hat nicht so rauhe Haut / als wie andere Hunds-fisch. Sehr große/scheußliche und grausame Thier sollen diese fische seyn / kommen gar nicht an das Ufer / derowegen nur kleine von ihnen gefangen werden…/ fressen allerley fisch / verschlucken und zerreissen auch schwimende Menschen. So sie von jemand gesehe werde / hält man es für ein unglück.“ Schon früher berichtet. Herodot (485 bis ca. 425 v. Chr.) von der Seeschlacht bei Athos, und welch schreckliche Rolle die Haie dabei spielten. Man kannte also auch schon seit „ewigen“ Zeiten den Tötungsrausch, in den Haie in solchen Situationen geraten können. Was damit gesagt werden soll: Schon das Gebiss der Haie allein war seit jeher Angst einflößend, das vor allem bei den größeren Arten, die über zwei Meter Länge ereichen. Hinzu kam das mitunter aus den Fugen geratene Verhalten. Man wusste über ihre Rolle am Ende der Nahrungskette, und genauso war ihre potentielle Gefährlichkeit uns Menschen gegenüber von Anfang an bekannt, sodass es kein Verlangen gab, nähere Bekanntschaft mit ihnen zu schließen. Dementsprechend wurden sie als unheimlich, unberechenbar und blutrünstig geschildert, als die reinsten Bestien eben. Das spiegelt sich auch heute noch im Begriff des „Kredithai“ wider. Ebenso trägt das neueste „Schwarzbuch Banken und Finanzvertiebe“ der Verbraucherzentrale einen Geld fressenden Hai auf dem Titel, und auch in vielen Kinder-Cartoons werden Haie noch immer als Bestien dargestellt. Dieses Negativ-Image ist in der Öffentlichkeit noch überall präsent. Trotz dieses Rufes, und damit kommen wir zur Neuzeit, waren sie bis ins 20. Jahrhundert für die meisten Europäer ganz normale Fische wie alle anderen auch. Man kannte sie sowieso nur tot, so wie sie auf den Markt kamen. Nur Fischer und Seeleute erlebten sie auch lebendig. Ungemütlich konnten Haie vor allem zu Kriegszeiten werden oder wenn Schiffe bei Stürmen mit Mann und Maus im Meer versanken. Auch das waren für die meisten zunächst lediglich nur Geschichten, die sich weitab von daheim zutrugen, und so schenkte man ihnen über lange Zeit noch immer keine besondere Bedeutung. Während des letzten Krieges entwickelten die Amerikaner einen Schreckstoff, ein sogenanntes „Shark Repellent“, aus Kupferazetat, das den Seeleuten vor allem einen moralischen Halt bot. Wie wenig es tatsächlich nutzte, zeigte Hans Hass zusammen mit Eibl- Eibesfeldt auf seiner Malediven-Expedition: Bei Fütterungsversuchen steckten die beiden auch Säckchen dieses Antihaimittels in harpunierte Fische. Auch wenn die Haie da etwas zögerlicher herangingen, wurden diese schließlich doch gefressen, wobei das Kupferazetat regelrecht aus ihren Kiemenspalten „rauchte“ …1970 wurde diese Produktion eingestellt. In der Zwischenzeit werden verschiedene andere chemische Mittel getestet. Man wusste auch schon in früheren Jahrhunderten, dass die Haigefahr in warmen und gemäßigten Meeren größer war als an unseren Nordseeküsten, doch was bedeutete das schon? Die meisten Europäer konnten sich zu dieser Zeit sowieso keinen Urlaub leisten und große Reisen unternehmen. So wurde denn selbst an solchen Stränden die Haigefahr für durchaus überschaubar gehalten, bis sich ab dem 2. Juli 1916 innerhalb von nur zwei Wochen mehrere tödliche Unfälle nicht nur an einem einzelnen Strand, sondern vor der gesamten Küste New Jerseys ereigneten. Es sind dies die ersten dokumentierten Haiangriffe der USA, die zunächst alle dem gleichen Tier zugeschrieben wurden. Damals meinte man, ein Weißer Hai sei der Übeltäter. Da sich die Angriffe aber nicht nur im Meer, sondern auch 25 km weit im Landesinneren, am Matawan Creek zutrugen, einem kleinen in den Atlantik mündenden Flüsschen, ist man heute der Meinung, dass es wohl ein Bullenhai gewesen sein muss, der bis ins Süßwasser vordringen kann – aber vielleicht waren es ja Wenn man diesen Pulk karibischer Riffhaie sieht, ist es schwer zu glauben, wieder heil herauszukommen. Unser Haifischflüsterer kann’s, geschützt durch einen Kettenanzug. auch zufällig zwei verschiedene Arten. Danach jedenfalls setzte ein regelrechter Krieg gegen Haie ein. Kaum noch jemand ging am Strand ins Wasser und überall wurden Haie getötet nach dem Motto: „Nur ein toter Hai ist ein guter Hai!“ Den Rest besorgte die Presse, hinter deren Schlagzeilen selbst die Berichterstattung vom Ersten Weltkrieg ins Hintertreffen geriet… Zu diesen Zeiten waren die Küsten noch bei weitem nicht so dicht besiedelt wie heutzutage, es gab noch keine Surfer, auch nicht so viele Touristen wie heute und keine Tauchbasen. Der Tauchsport war noch nicht erfunden, Unfälle mit Haien waren da in der Tat die absolute Ausnahme, und im Binnenland wurde darüber oft noch nicht einmal berichtet. Eine ideale Zeit für Berufstaucher, die damals ihre Memoiren veröffentlichten und über ihre Abenteuer unter Wasser berichteten. Sie erzählten von gefährlichen Begegnungen und Kämpfen mit Haien und Riesenkraken, und damit jeder mitbekam, was für tolle Kerle sie doch waren, wurden gleich noch eine ganze Reihe von Seeleuten zitiert, die wiederholt mit eigenen Augen gesehen haben wollten, wie Menschen von diesen Bestien zerfleischt und zerrissen wurden. Da kamen Begriffe wie „haiverseuchte Gewässer“ und „Menschenhaie“ auf – das nicht nur in unserer Sprache. Den Lesern jagte das regelrechte Schauder über den Rücken. Solches „Wissen“ war zu dieser Zeit nicht nur weit verbreitet, es galt als verbürgt und absolut sicher, und so war das auch, als der Tauchsport in den 1930er Jahren allmählich aufkeimte. Durch Berühren sensibler Stellen entspannt sich die Muskulatur des Tieres und… …der Hai kann senkrecht auf die Hand unseres Haifischflüsterers gestellt werden. Es war phantastisch, wie dicht man dabei an die Fische herankam, und so wurde die UW-Jagd zunächst zu einer der Haupttriebfedern dieses neuen Sportes. Hans Hass als einer der ersten harpunierte 1938 seinen ersten Hai in der Adria, und 1939/40 hatte er während seiner Karibikreise gleich eine ganze Reihe solcher Begegnungen, ohne dass ihm etwas dabei passierte. Einmal freilich hätte das auch ins Auge gehen können: „Drei Haie kamen aus verschiedenen Richtungen in so rasender Fahrt auf uns zugeschossen. dass man… ihre Schwanzschläge nicht sehen, aber deutlich hören konnte. …Wir waren keiner Bewegung mächtig, doch dann schrie einer von uns dreien vor Schrecken und Entsetzen. …Der Erfolg war unglaublich und von unwahrscheinlicher Killer. Menschen gehören nicht zu ihrem Beutespektrum. Zudem sind wir groß und könnten – aus ihrer Sicht betrachtet – durchaus gefährlich werden. Trotzdem kommt es immer wieder zu Unfällen. Zumeist sind es Schwimmer, die oft in nur hüfthohem Wasser und völlig unerwartet angegriffen werden. Dagegen wurden Haischutznetze an besonders viel besuchten Stränden installiert, die allerdings keinen absoluten Schutz boten, und in denen nicht nur viele Haie, sondern auch andere Fische, Schildkröten, Delfine und andere Meeressäuger ums Leben kamen.. Um diesem Massensterben ein Ende zu bereiten, wurden in der Zwischenzeit viele dieser Netze wieder entfernt und andere Schutzmaßnahmen, z.B. Kabel installiert, die ein elektrisches Feld um sich aufbauen und deshalb Auch mit Tigerhaien geht Martin auf Tuchfühlung. Man beachte dabei die geschlossene Nickhaut über den Augen. Wirkung. Wie von einer höheren Macht zurückgepeitscht, riss es die drei Haie vor uns herum und sie jagten ebenso schnell davon, wie sie gekommen waren: Der eine Hai… machte jedoch kaum 30 Meter von uns entfernt kehrt und setzte zu einem zweiten Angriff an. Doch jetzt brüllten wir ihm schon zu dritt im Chor entgegen. Dieses Mal warf es ihn buchstäblich zur Seite und in panischem Schrecken raste er davon.“ Ein einfacher Schrei zur Abwehr – einfach unglaublich! Doch dem war tatsächlich so, auch wenn der Schrei nicht überall den gleichen Erfolg hatte. So z.B. nicht in der Ägäis, wo Hass 1942 seinen Film „Menschen unter Haien“ drehte. Dynamitfischer waren hier am Werk, die Haie an Explosionen gewöhnt. Sie wurden dadurch gar erst herbei „gerufen“! Auch bei diesen Filmaufnahmen unter Wasser geschah ihm nichts. Das waren grandiose und für die Öffentlichkeit völlig neue Eindrücke. Es wurde klar, dass man Haien auch in ihrem ureigensten Element ohne besonderen Schutz begegnen kann. Seine Fotos und Filme und auch seine eigene Unversehrtheit lieferten den Beweis. Klar war allerdings auch, dass man erst einmal den Mut dazu aufbringen musste, ihnen zu begegnen. Man durfte keine Angst zeigen und nicht flüchten, was ihren Raubtierinstinkt herausgefordert hätte. Trotz ihrer gefährlich aussehenden Zähne sind auch sie – wie alle Raubtiere – stets vorsichtig und keine wilden von den Haien gemieden werden. Ebenso geht die Entwicklung hinsichtlich anderer elektrischer Schutzmaßnahmen weiter. So gibt es mittlerweile Surfbords mit eingesetzten elektronischen Bausteinen zur Haiabschreckung, die sich allerdings noch in der Entwicklungsphase befinden. Man hofft so, in Zukunft bessere Mittel auch zum Schutz von Surfen zu erhalten. Anfüttern von Weißem Hai auf dem Schutzkäfig Der australische Mediziner Victor Coppleson, der wiederholt solche Opfer zu behandeln hatte, begann sich schließlich dafür zu interessieren, warum es immer wieder zu solchen Unfällen kam. Dabei fiel ihm auf, dass sich solche öfter in eng begrenzten Gebieten wiederholten, was ihn dazu veranlasste, seine Theorie von Rogue Sharks, (sogenannten Schurkenhaien) zu entwickeln, wonach Haie, einmal probiert, wiederholt solch einfache menschliche Beute suchten. Diese Vorstellung veröffentlichte er in seinem 1958 erschienen Buch „Shark Attack“. Im April des gleichen Jahres wurde auf dem New Orleans Shark Symposium festgelegt, Berichte über Haiunfälle künftig weltweit zu sammeln und dieses Register bei der Smithsonian Institution zu führen. Auf diese Art und Weise wollte man einen Überblick darüber bekommen, wo sich solche Unfälle häufen, auf welche Ursachen sie im Einzelnen zurückzuführen sind und welche Arten daran beteiligt sind. Mittlerweile weiß man, dass die Schurkenhaitheorie sich nicht aufrechterhalten lässt. Sie wird von allen Haiexperten abgelehnt. Manche Haiunfälle mögen auf einem Irrtum basieren, andere auf alte oder verletzte Tiere mit einer Behinderung zurückzuführen sein. Von „bösartigen“ Angriffen kann jedenfalls keine Rede sein, alle entsprechen dem normalen Verhalten. Begegnen sie dabei uns Menschen, kann es zu sogenannten „Probebissen“ kommen, die zaghafter sind und zumeist auch nicht die Knochen durchwurde der Australier Rodney Fox während eines UW-Jagdwettbewerbs am 8. Dezember 1962 völlig unerwartet von einem Weißen Hai angegriffen und später durch mehr als 360 Stiche wieder zusammengeflickt. Er gab keinesfalls – wie man erwarten könnte – das Tauchen danach auf, sondern entwickelte sich zu einem So erlebt man einen großen Weißen Hai, wenn er auf den Schutzkäfig zu schwimmt… …und wenn er in die Gitterstäbe beißt. trennen, was dem Beißdruck entsprechend durchaus möglich wäre. Auch findet in solchen Fällen meist nur ein einziger Biss statt, sodass der Hai sein Opfer schneller wieder frei gibt, als wenn wirkliche Fressabsichten bestehen. Trotzdem sind solche Verletzungen natürlich ebenfalls ernst und können tödlich enden. Viele Haiunfälle wurden durch Sporttaucher selbst provoziert. So beispielsweise durch UW-Jäger, die ihre Beute direkt am Gürtel trugen oder an einer Leine hinter sich herschleppten. So der ganz großen Haifischkenner und auch -schützer. Er wurde zum Experten für Haifischaufnahmen, gründete die „Fox Shark Research Foundation“ und entwickelte den ersten schwimmenden Haifischkäfig zur Beobachtung Weißer Haie. Auch Haifütterungen, wie sie erstmals durch Herwarth Voigtmann auf den Malediven durchgeführt und später weltweit kopiert wurden, sind nicht ungefährlich. Viele Unfälle ereignen sich aber auch ganz einfach aus Unachtsamkeit und Leichtsinn, wobei die Angriffe stets überraschend erfolgen, meist von hinten, wo mein keine Augen hat. Weltweit haben wir gegenwärtig im Schnitt nur etwa 65 Angriffe pro Jahr, von denen nur etwa acht bis zehn tödlich enden – das sind unerhört niedrige Zahlen, wenn man an all die Urlauber und Hunderttausende von Tauchabstiegen denkt, die alljährlich stattfinden. Das sind weit weniger tödlichen Unfälle als daheim passieren oder gar auf unseren Straßen! Und trotzdem sorgen Haiunfälle immer wieder für Schlagzeilen. Das mag vor allem an dem schrecklichen Gedanken liegen, bei lebendigem Leibe aufgefressen zu werden. Aber kehren wir zurück zu den frühen Tauchsportlern: Hass entwickelte einen Haistock, der vorn mit einem nicht zugespitzten Eisenstab versehen war, um allzu aggressive Tiere auf Distanz halten zu können. Dieser erwies sich nicht in allen Fällen als geeignet: So war es für ihn schwierig, im Roten Meer einen Weißen Hai und gleichzeitig einen anderen, zuvor durchaus friedlichen abzuwehren: Der Stab war ganz einfach zu lang und hatte dadurch einen zu großen Wasserwiderstand. Ihm blieb letztlich nur die Flucht auf das flache Riffdach übrig, wohin die Haie nicht folgen konnten. Auch Cousteau benutzte kurze Stöcke, die mit vielen Nägeln versehen waren, und er setzte Haikäfige ein. 1974 – der Tauchsport verzeichnete enorme Zuwachsraten – veröffentliche Peter Benchley in Amerika seinen Bestseller „Jaws“, der ein Jahr später bei uns als „Der weiße Hai“ erschien. Als Basis dafür dienten die Ereignisse vor New Jersey 1916, und gleichzeitig wurden auch die Vorstellungen Copplesons vom Schurkenhai darin verarbeitet. 1975 verfilmte Steven Spielberg das Buch, womit er weltweit Angst und Schrecken auslöste. Danach entstanden weitere abschreckende Filme“ gleicher Couleur, gut für die Filmindustrie, schlecht für die Haie. Ihr Ruf war – obwohl wir es schon besser wussten – erneut im Keller. Wieder setzte ein enormes Haischlachten ein, das bis heute anhält, und selbst erfahrene Sporttaucher und solche, die selbst schon Haibegegnungen hatten, wurden dadurch verunsichert. Benchley, später von Rodney Fox nach Australien eingeladen, bekam bei ihm Gelegenheit, Weiße Haie erstmals aus seinem Haifischkäfig unter Wasser zu erleben. Tief beeindruckt sagte er danach, dass er sein Buch nie in der Form geschrieben hätte, wenn er diese Eindrücke und auch die Schilderungen von Rodney Fox früher gekannt hätte… Dass es tatsächlich auch anders geht, zeigte Michael Capuzzo mit seinem 2001 erschienen Bestseller „Der Hai“, in dem die gleiche Story aus der Sicht der Haie erzählt wird, und 2002 folgte Benchley mit seinem Sachbuch „Shark Trouble. True Stories About Sharks and the Sea“, das 2003 ebenfalls in deutscher Übersetzung erschien. Heutzutage werden Jahr für Jahr etwa 100 Millionen Haie getötet. In manchen Statistiken liest man sogar von bis zu 150 Millionen. Dass die Schätzungen so weit auseinander gehen liegt daran, dass der Markt bewusst höchst undurchsichtig gehandhabt wird. So kann man z. B. anhand einer 2006 in Hongkong durchgeführten Studie davon ausgehen, dass der Fang drei bis viermal so hoch gewesen ist als gegenüber der FAO deklariert… Solch dramatischer Fang- druck zeigt Folgen. Gemäß einer kürzlich durchgeführten Studie der Dalhousie Universität Halifax, Canada sind bereits rund 75% aller Hochseehaie verschwunden. Diese Studie umfasst zwar nur den Nordatlantik, aber die Ausrottungsgefahr ist unübersehbar. Rund 100 Haiarten stehen heute bereits auf der Roten Liste besonders gefährdeter Arten. Schon seit geraumer Zeit weisen verschiedene Forschungsinstitutionen und selbst das jedem zugängliche Time Magazin am 18. März 2013 darauf hin, dass es bei diesen Fangergebnissen unmöglich ist, die Haipopulationen weltweit aufrecht zu erhalten. Wir sind also dabei, dem Hai seine bisherige Stellung als Spitzenprädator zu entziehen, deren Aufbau bereits vor den Dinosauriern begonnen hat. Zu bedenken gilt auch, dass das exzessive Fangverhalten internationaler Fischereigesellschaften nicht nur die Meere generell total überfischt, sondern dass Haie eigentlich alles andere als eine sinnvolle Nahrung für uns Menschen darstellen: Da sie am Ende der Nahrungskette stehen, ist das Fleisch vieler Arten mit Giftstoffen und Schwermetallen, besonders giftigem Quecksilber dermaßen überfrachtet, dass ihre Kadaver eigentlich auf der Mülldeponie landen müssten. Stattdessen gelten Haifischsuppen in Südostasien als Statussymbol, weshalb das grausame „Finning“ weiterhin forciert wird, wobei die Haie z. T. bei lebendigem Leibe ihrer Flossen beraubt und anschließend über Bord geworfen werden: Um solchen Irrsinn und vor allem die Auswirkungen richtig zu verstehen, muss man sich vor allem die kurze Zeitspanne vor Augen halten, seit der all das geschieht! Gerade mal runde 50 Jahre sind das! Dabei schien der internationale Naturschutz über viele Jahre hinweg machtlos der Fischereiindustrie, Lobbyisten und Politikern gegenüber zu stehen, ganz zu schweigen von den illegalen Fängern. Um solche Praktiken einzudämmen, kommt es heutzutage vor allem darauf an, der Öffentlichkeit ein besseres Bild von den Haien zu vermitteln. Das ist Aufgabe zahlreicher internationaler Haischutzorganisationen, wie z. B. Sharkproject. Siehe dazu unseren Folgebeitrag. Das Sporttauchen hat sich in der Zwischenzeit zu einem regelrechten Massensport entwickelt, bei dem es jährlich zu unzähligen Haibegegnungen kommt. War es einem selbst vor der ersten Haibegegnung noch etwas bange zumute, so änderte sich das rasch: Viele Haie nehmen noch nicht einmal Notiz von einem und man muss sich teilweise anstrengen, sie zum Fotografieren nahe genug vor die Linse zu bekommen. So erst kam man auf die Idee, Haie aus der Hand zu füttern, und auch Hochseehaien gegenüber veränderte sich unsere Einstellung. Heutzutage schätzt man solche Begegnungen regelrecht und Tauchbasen werben damit. Seit Jahren beschäftigen sich auch immer mehr Wissenschaftler speziell mit Haien. Das sind rund 500 verschiedene Arten, die in allen Meeren und in unterschiedlichen Tiefen existieren, doch meist sind es nur einige wenige Arten, auf die sie sich spezialisiert haben. Um mehr über ihr Leben zu erfahren, werden Haie markiert und mit Sendern und Instrumenten ausgerüstet und wieder freigelassen. Manche Haie zeigen ein ausgeprägtes Revierverhalten, während andere ganze Ozeane durchqueren. Warum sie das tun, ist noch unbekannt. Immerhin erfahren wir so nicht nur eine Menge über ihre Wanderungen, sondern müssen ebenfalls erkennen, dass regionale Schutzmaßnahmen oft zu eng gefasst sind. So scheitert z. B. der Schutz der Weißen Haie in Südafrika teilweise daran, dass diese Tiere aus den geschützten Territorien hinaus wandern und so außerhalb der Hoheitsgebiete wieder frei gejagt werden können. Auch über ihr sonstiges Verhalten und über ihre Sinnesleistungen haben wir in den letzten Jahren viel Neues dazu gelernt. So wurde das Paarungsverhalten zahlreicher Arten im Meer gefilmt und auch in Aquarien beobachtet. Auf den Rücken gedreht erscheinen sie apathisch, rühren sich kaum und sind ungefährlich. Ma bezeichnet das als tonische Bewegungsstarre, wobei sich die Muskeln entspannen, was deutlich fühlbar ist. Fasst man sie dazu an besonders sensiblen Zonen direkt an der Schnauzenspitze oder – bei Tigerhaien – etwas dahinter an, so hat das eine ähnliche Wirkung. Sie lassen sich dann mitunter gar auf ihrer eigenen Nasenspitze balancieren. Um im Meer ungefährdet hautnah in dieser Art mit ihnen arbeiten zu können, wurden besondere Haianzüge, ehemaligen Kettenhemden ähnlich, aus einer Unzahl kleiner Metallringe hergesellt. So lassen sie sich exakt vermessen und man kann auch Gewebeproben entnehmen. Die Bilder der Australierin Valery Taylor, die in einem solchen Anzug mit Blauhaien arbeitete, gingen schon vor Jahren um die Welt. Auch „normale“ Sporttaucher versuchen ohne solches Rüstzeug immer häufiger in Tuchfühlung mit Haien zu gelangen. Das freie Tauchen mit ihnen gilt heute als Selbstverständlichkeit. Nur bei dem gefährlichsten aller Fische, dem Weißen Hai, schien das für lange Zeit anders zu sein. Um sie wirklich zu erleben, gibt es besondere „Brennpunkte“ z. B. in Südafrika und Australien, auch an der amerikanischen und mexikanischen Küste Kaliforniens. Da wird normalerweise mit Käfigen getaucht, in denen sich die Taucher befinden, und die man eigentlich nicht verlassen darf. Die Haie werden mit Blut, Fischen und Schlachthausabfällen herbeigelockt. Es ist ein ungeheures Erlebnis, solch mächtige Tiere, die maximal bis zu sieben Metern Länge und über zwei Tonnen Lebendgewicht erreichen, unmittelbar vor sich erleben zu können! Immer wieder werden Fotos gezeigt, wo sie sich in den Käfigstäben verbeißen, und kaum jemand glaubte, sich freischwimmend auch diesen Tieren nähern zu können. Doch die Taylors aus Australien erlebten sie schon vor vielen Jahren im Freiwasser und testeten dabei elektrische Haistöcke. Auch alte Fotos des Amerikaners Howard Hall sind bekannt, und in der Zwischenzeit konnten wir wiederholt Filmaufnahmen von anderen Tauchern sehen, die gar in Tuchfühlung mit ihnen unterwegs waren. Davon besonders beeindruckend der Südafrikaner mit dem deutschen Namen Michael Rutzen, über den das Fernsehen einen atemberaubenden Dokumentarfilm zeigte. In „Der mit dem Weißen Hai schwimmt“ nähert er sich diesen gefährlichen Tieren auf sanfte Art und Weise und geht geradezu spielerisch mit ihnen um. Er beherrscht die Körpersprache dieser Tiere. Dazu meint er: „Man muss sich ganz einfach in diese Tiere hinein versetzen.“ Einen solchen „Haiflüsterer“ haben wir auch hier bei uns in Deutschland. Von ihm will ich im Folgenden erzählen: Ich lernte ihn durch Minas Mavrikakis kennen, einen langjährigen Freund und Kollegen. Er machte mich mit Martin Köchling bekannt, der in Nordhessen lebt und 40 Jahre alt ist. Ein äußerst sympathischer Mann, eine sportliche, muskulöse Erscheinung, dem man seine Liebe zu den Haien nicht ansieht. Es ist spannend, wie er mit diesen Tieren kommuniziert und mit ihnen umgeht. In seiner Wohnung finden sich überall beeindruckende Fotos, die ihn zusammen mit Haien zeigen. Beruflich leitet Martin Köchling ein Metallbauunternehmen, und 2002 lernte er das Tauchen auf den Philippinen kennen. Dort gab es wunderschöne Riffe und unzählige bunte Fische und interessante niedere Tiere. Das alles erschien ihm allerdings nicht aufregend genug. Sein Sinn stand nach anderem, nach Großfischen und Haien, die er dort nicht finden konnte. So reiste er ab 2003 nur noch in solche Gegenden, wo er diesen mit Sicherheit begegnen kann. Dabei lernte er auch andere Haifischfreunde kennen, darunter ausgesprochene Haiexperten aus Südafrika und Belgien, und am Roten Meer lernte er schließlich auch meinen Freund Minas kennen. Dabei gerieten die Taucher mit Weißspitzenhochseehaien auf Tuchfühlung, mit denen sie sehr lange im offenen Meer schwimmen konnten. Das war nach seinem Geschmack! Martin Köchling hatte dabei nur einen normalen Nasstauchanzug an. Er benutzt auch keinen Haistock, hat noch nicht einmal ein Messer dabei – das würde sowieso nicht helfen. Stattdessen hatte er ein paar tote Fische eingepackt… Am Finger trägt er einen Edelstahlring, den er aus einem Stückchen Rohr drehte, an den er einen etwa drei Zentimeter langen und sechs Millimeter starken Rundstahl schweißte, der als Spitze eines Haistocks fungiert. Er fotografiert nicht unter Wasser, aber er filmt ab und zu, allerdings nicht, wenn er mit den Haien auf Tuchfühlung geht. Schön wäre es, wenn er dabei mit einer kleinen, automatisch arbeitenden Kopfkamera arbeiten würde, mit der er bewegende Szenen aus seinem Blickwinkel heraus festhalten könnte. Nun, das kann ja noch kommen! Bislang jedenfalls müssen das Fotografieren und Filmen seine engsten Freunde für ihn erledigen. Dafür konzentriert er sich ausschließlich auf die Haie selbst, beobachtet ihr Verhalten genauestens. So nähert er sich auch Weißen Haien im Freiwasser, die er nicht von hinten, von der Seite oder von vorne her anschwimmt. Er lässt sie von sich aus zu sich herankommen. Selbst ihr starrer kalter Blick, ihr Gebiss und das offene Maul, in dem er glatt verschwinden könnte, vermögen ihn nicht zu schrecken. Langsame, ausgeglichene Bewegungen und der Blickkontakt sind wichtig. Dabei achtet er auf die Körpersignale, die der Hai durch seine Haltung, seine Schwimmweise und andere kleinste Bewegungen ausstrahlt. Darauf achtet Martin genauestens und lässt den Hai selbst entscheiden, welche Art von Interaktion dieser zulässt. Dazu gehören sanftes Streicheln, das Berühren der Rücken- und der Schwanzflosse bis hin zum Mitziehenlassen. Mitunter sieht das aus, als würde Martin liegend auf ihrem Rücken reiten! Dazu legt er beide Hände leicht Tag legen. So lernt er ständig Neues hinzu, lernt sie immer besser kennen, und je mehr sich sein Wissen vertieft, desto intensiver werden natürlich auch die Begegnungen. Es gibt derzeit nur wenige Menschen, die den Schneid, das Wissen, die Erfahrung und das Können aufbringen, um im Freiwasser ohne besonderen Schutz mit Haien zu schwimmen. Diese Taucher sind keinesfalls todesmutig oder leichtsinnig, sondern Menschen, die genauso an ihrem Leben hängen wie Du und ich. Es sind keine Hasardeure, sondern sie wissen genau was sie tun, was sie dürfen und was sie besser unterlassen. Schließlich hat jeder Hai seinen eigenen Charakter und signalisiert von sich aus, wie weit man mit ihm „gehen“ kann, und gerade „Haifischflüsterer“ wie Martin Köchling sind diejenigen, die unser Wissen um diese Tiere derart bereichert und verändert haben! Auch Martin zeigt, dass man durchaus ohne Angst mit diesen Tieren schwimmen und kommunizieren kann. Haie sind halt alles andere als nur aufs Töten fixierte Bestien! Im Frühjahr strahlt das französische Fernsehen einen Film über Martin Köchling aus. Das Filmteam begleitete ihn bei seiner letzten Haisafari im Oktober 2013, und wer will – kann in Zukunft auch persönlich mit ihm unterwegs sein: Jedes Jahr organisiert er zwei Haisafaris zum Pazifik. Interessenten können sich mit ihm in Verbindung setzen unter shark-volkm@web.de auf ihren Körper auf und schwimmt in gleicher Geschwindigkeit dicht über ihnen mit. Dabei bleibt Martin Köchling völlig entspannt – unglaublich! Für mich ist er der reinste Haifischflüsterer! Manche Haie erlauben ihm sogar sanfte Berührungen der besonders sensibler Lorenzinischen Ampullen in der Nähe ihres Maules. Für Martin ist das alles weit mehr als lediglich ein riesiges Abenteuer. Er fühlt sich mit ihnen auf gleicher Augenhöhe und ist eins mit den Weißen Haien. Jahr für Jahr lernt er andere kennen, die allesamt unterschiedliche Verhaltensweisen an den Minas Mavrikakis, begeisterter Sporttaucher seit 1968 und UW-Fotograf, ist 1937 geboren, war über viele Jahre VDST-Tauchlehrer und ist mit Martin Köchling (rechts im Bild), unserem „Haifischflüsterer“ befreundet, der die übrigen Aufnahmen von Jean-Marie Ghislain, Belgien, in dankenswerter Weise zur Verfügung stellte. Das Ende des Menschen fressenden Monsters Die Geschichte von „Sharkproject“ Von Gerhard Wegner Vor ziemlich genau 12 Jahren gründete ich Sharkproject. Auslöser war der Haiunfall von Dr. Erich Ritter, bei dem ich Zeuge war. Weltweit berichteten die Medien damals über die Haiattacke und das mit Schlagzeilen, die ebenso blutig waren, wie haarsträubend. Aber ich hatte dort keinen Killer und kein Monster gesehen, sondern nur ein durch Futter irritiertes Tier und einen dadurch verursachten Unfall. Aber all das wollte die Presse nicht hören und nicht schreiben. Sie wollten nur Blut und Sensation. Damals hatte ich mich schon seit vielen Jahren mit Haien beschäftigt, ich hatte Hunderte von Tauchgängen mit ihnen gemacht. Durch alle diese Erlebnisse hatte sich mein Bild über Haie grundlegend geändert. Was ich unter Wasser sah und was in Büchern stand, passte für mich nicht zusammen. Und als Werbefachmann war mir klar, wie dieses Image den Schutz dieser Tiere verhinderte. Denn wer schützt schon etwas, vor dem er sich fürchtet? Und Schutz brauchten die Tiere. Es gab damals keine Lobby für die Haie, außer einigen kleinen, eher exotisch anmutenden Haischutzvereinen mit wenigen Anhängern. Die breite Öffentlichkeit nahm von der drohenden Ausrottung der Haie keine Notiz. Mir war klar: Wenn man Haie schützen wollte, dann musste man zunächst das Menschenfresser-Image verändern. Die Tiere brauchten eine Werbeagentur, die ihr Image gerade rücken würde. Die Ideen zu einer solchen „Werbeagentur für Haie“ schrieb ich damals auf zwei Bierdeckel und nach meiner Rückkehr nach Deutschland, gründete ich mit einigen Gleichgesinnten die Organisation Sharkproject. Damals von vielen belächelt, ist Sharkproject heute eine der weltweit größten und aktivsten Haischutzorganisationen. Und noch heute gilt unsere Idee von damals. Erst auf der Basis einer breiten Öffentlichkeit können Haischutzaktionen greifen. Und diese Öffentlichkeit kann man nicht für den Schutz von Menschen fressenden Monstern begeistern. Für ein anderes Bild der Haie haben wir in den letzten 12 Jahren sehr viel getan. Viele Publikationen sind entstanden, von Kinderbüchern, Sachbüchern bis hin zu einem Abenteuerroman über die Probleme des Finnings. Dazu kamen nationale und internationale Aktionen und Werbekampagnen inklusive eigener TV-Spots. Unzählige Menschen wurden über Multimediavorträge, Messen und Ausstellungen angesprochen. Aktuell ist z.B. gerade die Sonderausstellung HAITANIC im Deutschen Meeresmuseum. Ende September hatte diese Ausstellung schon über 100.000 Besucher. Und all das ist nur ein kleiner Teil der Arbeit des Sharkproject-Teams. Zusätzlich gibt es z.B. Schulprogramme, Apps, jährliche Awards für den Haifeind und den Haifreund des Jahres, kleine und große Aktionen für den Haischutz und seit einem Jahr auch eine große Initiative zusammen mit SSI für den weltweiten Schutz der Meere usw. usw. Sharkproject ist aktiv wie eh und je. Und wie damals vor 12 Jahren in unserer Satzung festgeschrieben, ist unsere Arbeit für die Haie noch immer rein ehrenamtlich. Das Engagement hat sich ausgezahlt. Das Bild des Hais in der Öffentlichkeit hat sich gewandelt. Ein deutliches Zeichen war der Haiangriff vor wenigen Wochen auf eine deutsche Urlauberin vor der Insel Maui. Gefühlte 1000 Mal wurden wir zu Interviews aufgefordert. Zum Teil gaben sich in der Offenbacher Zentrale von Sharkproject die Fernsehsender die Klinke in die Hand. Aber im Gegensatz zu dem Unfall von Dr. Ritter vor 12 Jahren wurden die Artikel dieses Mal nicht mit Blut geschrieben. sondern alle Medien berichteten objektiv über die Seltenheit solcher Haiangriffe und wiesen in jedem Bericht speziell auch auf die weltweite Bedrohung der Haie durch den Menschen hin. Eine Wendung um 180 Grad, und das in 12 Jahren! Dieser Prozess ist weltweit zu beobachten: Costa Rica z.B., früher einer der Hauptumschlagplätze für Haiflossen, hat den Fang von Haien und den Handel mit Haiflossen verboten. Die Malediven haben den gesamten Handel mit Haiprodukten unter Strafe gestellt. Und selbst in China, dem Heimatland der Haiflossensuppe, ist ein Umdenken zu spüren. Die Regierung von Hongkong hat Haiflossensuppe bei allen offiziellen Banketten verboten, und die chinesische Zentralregierung hat einen generellen Bann der Suppe für 2017 angekündigt. Es tut sich also aktuell sehr viel für den Schutz der Haie. Neben Sharkproject haben sich in den letzten Jahren viele neue Haischutzorganisationen gebildet, die ähnliche und gleiche Ziele verfolgen. Sie alle haben verstanden, dass wir Haie nur schützen können, wenn die breite Öffentlichkeit dahintersteht. Und so gibt es erstmals Hoffnung, dass das Tier Hai überleben könnte. Obwohl noch immer jährlich zwischen 100 bis 150 Millionen Tiere getötet werden, besinnen sich immer mehr Politiker auf ihre Verantwortung für die Umwelt und setzen Haischutzgesetze in Kraft. Wir können es schaffen, aber nur gemeinsam. Alle Haischutzorganisationen gemeinsam und alle Meeresschützer gemeinsam. Dazu dürfen wir jedoch nicht nachlassen. Noch ist der Kampf nicht entschieden. Gerhard Wegner, geb. 1951, Werbefachmann, taucht seit 40 Jahren. Autor von 7 Büchern rund um das Thema Hai. Darunter Sachbücher, Kinderbücher, Cartoonbände und ein Roman. Präsident und Gründer von Sharkproject International e.V., einer der weltweit größten und aktivsten Haischutzorganisationen. Panzertauchgeräte Entwicklungen von Neufeldt und Kuhnke Von Jan de Groot In der Zeit von 1837 bis 1905 wurden Helmtaucher im Allgemeinen mit ganz normaler Luft versorgt, wobei die Tauchtiefe auf 50 Meter begrenzt war. Dabei kam es immer wieder zu schweren Unfällen, denn über das Verhalten der Atemgase unter Druck und die Physiologie der Taucher wusste man zu dieser Zeit noch so gut wie nichts. Oft gab es zudem die Notwendigkeit, tiefer hinunter zu gelangen, und so wurde nach alternativen Möglichkeiten gesucht, um all diesen Schwierigkeiten zu entgehen. Um sowohl einen besseren Schutz des Tauchers als bisher zu gewährleisten und gleichzeitig größere Tiefen aufsuchen zu können, bot sich als Lösung des Problems die Entwicklung eines starren Tauchgerätes an, das dem Umgebungsdruck der jeweiligen Tiefe Stand hielt, in dem sich der Taucher unter ganz normalen atmosphärischen Verhältnissen befand, wo er normal atmen und auch seine Arbeit verrichten konnte. Praktisch alle verschiedenen Konstruktionen solcher druckresistenter Panzertauchgeräte erwiesen sich jedoch zunächst als ungeeignet, da einer oder gleich mehrere der folgenden Forderungen nicht zu erfüllen waren: • Das Gerät musste natürlich dem Druck der vorgesehenen Tiefe standhalten. • Arme und Beine mussten ausreichend beweglich bleiben, und außen befindliche Greifer mussten entsprechend manipulierbar sein. • Der Taucher musste das Gewicht des Gerätes selbstständig so verändern können, dass er stets so auf- und absteigen konnte, wie es seine Arbeit erforderte. • Ebenso musste sicheres Atmen, wie auch eine einwandfreie Kommunikation zwischen ihm und dem Arbeitsschiff gewährleistet sein. Es gibt wohl mehrere Abbildungen aus dieser Zeit, die eine begrenzte Anzahl solcher Konstruktionen vorstellen, die aber durchweg nicht realisiert wurden, da eines oder gleich mehrere der oben genannten Voraussetzungen nicht erfüllt wurden. Erst 1905 lieferte der Deutsche Friedrich Gall eine Konzeption, die von Neufeldt und Kuhnke mit einem teleskopischen, d. h. ineinander verschiebbaren Ballastsystem versehen wurde. Nicht bekannt ist allerdings, ob dieses erste Panzertauchgerät je eingesetzt oder zumindest getestet wurde. Die erste Generation des Neufeldt- und-Kuhnke-Panzertauchgeräts Der nachweislich erste Test fand 1916 in einer Tiefe von 116 Metern statt. Das Gerät bestand aus einem schulterhohen, druckfesten Körper, an dem Arme und Beine mit Kugelgelenken angeschlossen waren und einem oberen Domport, der vier runde Beobachtungsfenster und einen Ballastkörper enthielt, der je nach Bedarf mit Wasser geflutet oder ausgeblasen werden konnte. Auf der Rückseite des Domports befanden sich zwei Sauerstoffflaschen. Das darin enthaltene Atemgas wurde dem Taucher über ein geschlossenes Kreislaufsystem zugeführt. Um die Beweglichkeit zu gewährleisten, bestanden Arme und Beine aus je drei gelenkig verbundenen Teilen, und am Ende der Arme waren Manipulatoren angebracht, die von innen bedient werden konnten. Das Panzertauchgerät hing an einem nicht verdrehbaren Stahlseil und war mit einem Telefonkabel verbunden. Im Falle, dass sich das Seil irgendwo verklemmte oder verhakte, konnte es von der Innenseite des Tauchgerätes gekappt werden, und der Taucher konnte so selbständig und sicher zur Oberfläche zurückkehren, indem der Ballasttank leer geblasen wurde. Die zweite Generation des Neufeldt- und Kuhnke- Panzertauchgeräts Während des Tests 1916 zeigten sich an den Kugelgelenken einige undichte Stellen, und auch die Manipulatoren funktionierten nicht einwandfrei. Deshalb wurden diese durch einfache Greifer ersetzt, und zwischen 1916 und 1923 fanden noch verschiedene andere Änderungen am Design statt. Es wurden bessere Materialien und zufriedenstellendere Dichtungen für die Kugelgelenke eingesetzt. Auch das Design des kompletten Tauchgerätes wurde vollständig überarbeitet: So wurde der Einstieg von der Schulterhöhe in den Hüftbereich verlegt. Verbesserte Herstellungstechniken erlaubten gleichzeitig eine stromlinienförmigere Bauweise, und die Sauerstoff- Hochdruckzylinder wurden in den Ballasttank integriert, der sich auf der Rückseite des Tauchgeräts befand. Die Stahlflaschen mit der zugehörigen Verrohrung waren so besser geschützt. Vorteilhaft war auch, dass das aufgetauchte Gerät weiter aus dem Wasser herausschaute, wenn der Ballasttank komplett geleert war. Es konnte so auch bei hohem Wellengang besser gesehen werden. Die Anordnung von Armen und Beinen mit je drei Kugelgelenken wurde beibehalten. Das Oberteil, in das die Arme jetzt integriert waren, wurde auf das Unterteil geschraubt, nachdem der Tauchet eingestiegen war. In der Zeit von 1923 bis 1929 wurde nur eine begrenzte Anzahl dieses Typs gefertigt. Die Erfahrung zeigte, dass die Dichtungen der Kugelgelenke in größeren Tiefen als 80 Metern zu stark zusammengepresst wurden, sodass die Beweglichkeit von Armen und Beinen stark eingeschränkt wurde. Die dritte Generation des Neufeldtund- Kuhnke- Panzertauchgeräts In der Frühzeit der 1920er Jahre erwarb der Franzose Terme ein Neufeldt-und-Kuhnke- Gerät, um verschiedene Wracks zu untersuchen und wertvolle Ladung zu bergen, und 1924 wurde in Italien die Firma SORIMA gegründet, die das gleiche Ziel verfolgte. 1926 entschieden sich die Firmen Neufeldt und Kuhnke und SORIMA zur Kooperation. Aus den bisherigen Erfahrungen entstand nun die gemeinsame dritte Generation des Panzertauchgeräts. Die Qualität der Kugelgelenke wurde weiter verbessert und von bisher insgesamt zwölf auf sechs Stück reduziert. Der druckfeste Tauchkörper wurde jetzt in einem Stück mit den eingebauten Beobachtungsfenstern gefertigt, und die Arme und Beine wurden daran angeschlossen. Der Einsteg erfolgte wieder von oben, und der Ballstattank, der wiederum die Sauerstoffflaschen mitsamt der Verrohrung aufnahm, reichte jetzt um den gesamten Umfang des Panzertauchgeräts herum. So wurde eine bessere Standsicherheit gewährleistet, und der obere Teil wurde lediglich durch einen Deckel verschlossen. Dieser Anzug wog 400 Kilo und war für 200 Meter Tauchtiefe bestimmt. Die SORIMA erhielt die Baulizenzen für Italien. Bindeglied zwischen Neufeldt und Kuhnke und den Galeazzi- Entwicklungen 1930 unterzeichneten Neufeldt und Kuhnke und Roberto Galeazzi ein Abkommen, welches eine Reihe von Patenten betraf, die wiederum eine verbesserte Neukonstruktion zur nunmehr vierten Generation des Panzertauchgerätes, seiner Gliedmaßen und der Verbindungsstellen zuließ. Bei den anschließend hergestellten Panzertauchgeräten finden sich die auffallendsten Unterschiede an den Armen und Beinen. Waren diese früher gerade, so hatten sie jetzt ein mehr gekurvtes Aussehen, und insgesamt wurden die Panzertauchgeräte jetzt auch leichter. Übersetzung aus dem Englischen: Wolfgang Freihen Abbildungen : Archiv Jan de Groot Jan de Groot, geboren 1939, Dipl. Ing. Maschinenbau, Reserveoffizier bei den niederländischen Pionieren, Berufsfeuerwehroffizier und Absolvent sämtlicher Spezialkurse, 1976– 1992 Chef der Abteilung Operationen Feuerwehr und Katastrophenschutz im Innenministerium der Niederlande, taucht seit 1955 und ist ab 1978 bis heute Eigentümer der Firma NAUTIEK (Marinegüter, Tauchausrüstungen und Beratung). Die SORIMA-Story Von Jan de Groot De SORIMA-Bergungsgesellschaft (Societa Ricupen Marittimi) wurde von dem Italiener Commendatore Quaglia am 11.Oktober 1926 gegründet. Ziel war es, wertvolle Ladungen aus gesunkenen Schiffswracks zu bergen. Schnell erhielt er exklusive Rechte von der Nationalen Italienischen Versicherungsgesellschaft, um die Ladungen zu bergen, welche ursprünglich von ihr versichert waren, und die sich nun in italienischen Gewässern in 25 Metern und größerer Tiefe befanden. Noch im gleichen Jahr kam es zu einem Zusammenschluss des Herrn Quaglia mit dem Franzosen Terme. Dieser hatte von der französischen Regierung die Erlaubnis zu Bergungsarbeiten auf 70 französischen Schiffen, welche während des Ersten Weltkrieges im Atlantik gesunken waren. Die Entlohnung erfolgte auf Erfolgsbasis, und zwar waren 10% des geborgenen Wertes an das französische Schatzamt zu entrichten. Die SORIMA-Flotte bestand ursprünglich aus vier Schiffen, den früheren Dampftrawlern Artiglio, Rostro, Raffio und Arpione, zu denen später die Rampino und Rastrello hinzukamen. Interessant dabei ist, dass alle diese Schiffe Namen hatten, die Gliedmaßen oder Instrumente zum Ergreifen von Objekten darstellten. Das italienische Wort Artiglio für das größte Schiff der Flotte bedeutete z. B. so viel wie unser Wort Klaue. Alle Schiffe waren mit schweren Drehkränen, starken Seilwinden, besonders schweren Ankersystemen und Ladesicherungen ausgestattet, wie auch mit Laderäumen für weiteres Bergungsgut. Das Deck- und Maschinenraumpersonal stammte überwiegend aus Genua und dem nordwestlichen Italien, während viele der erfahrenen Helmtaucher aus Viareggio und dem extremen Süden kamen. Die SORIMA legte Wert auf langfristige Arbeitsverträge, was der Gesellschaft wiederum Personal garantierte, das über beachtliche Erfahrungen bei schwierigen und herausfordernden Arbeiten verfügte. Da das althergebrachte Helmtauchen in extremen Tiefen nicht möglich war, wurden Panzertauchgeräte und besondere Beobachtungskammern eingesetzt, in denen die Taucher unter ganz normalen atmosphärischen Verhältnissen untergebracht waren. Von dort aus waren sie telefonisch mit den Bergungsschiffen verbunden, wodurch sie akkurat an solche Stellen versetzt werden konnten, um den richtigen Zugang zum Ladegut zu erhalten. So konnten Teile des Wracks und des Ladegutes geborgen und an Deck verbracht werden, wozu mechanische Greifer und Elektromagnete dienten. Herr Quaglia erwarb zunächst Panzertauchgeräte der zweiten Generation von Neufeldt und Kuhnke. Danach entschloss sich der deutsche Hersteller in enger Kooperation mit dem Cheftaucher Gianni von SORIMA, eine dritte Generation herauszubringen, die weniger anfällig war und besser aussah. Beim Gebrauch stellte sich jedoch heraus, dass auch diese Panzergeräte durch Gezeitenströmungen in der Tiefe leicht verdreht wurden. Zeigte z. B. die Position vom Wrack weg ins freie Wasser, so hatte der Taucher keine Sicht dorthin, wo er eigentlich arbeiten wollte. Gianni war nun ein äußerst innovativer und vielseitig begabter Mann, der bereits eigene Vorstellungen von einer Beobachtungskammer entwickelt hatte, von der aus die Taucher in den Panzertauchgeräten leichter zu dirigieren waren. Er dachte an einen zylindrischen, druckbeständigen Turm, der im oberen Teil mehrere, gleichmäßig am Umfang verteilte Fenster besaß und so aus jeder Position einen guten Überblick erlaubte. Dieser Turm sollte von oben her durch eine fest verschließbare Einstiegsluke betreten werden und wie die Panzertauchgeräte über ein Keislaufatemsystem und ein Telefon verfügen. Aufbauend auf den praktischen Erfahrungen bei den bisherigen Bergungsaktionen und auch durch die weitere technische Unterstützung durch Roberto Galeazzi wurde schließlich ein Gerät gebaut, das seither von der SORIMA bei allen weitren Operationen engesetzt wurde. Die Beobachtungskammer wurde vorzugsweise für vorausgehende Untersuchungen benutzt, da es die Gezeitenströmungen schwierig machten, die Panzertauchgeräte in stabiler Position zu halten. Die Kammer bot schließlich den unschätzbaren Vorteil der Rundumbeobachtung, und das Ballastsystem erlaubte auch hier im Notfall ein sofortiges Aufsteigen. So wurden die Panzertauchgeräte für solche Arbeiten reserviert, für die die Beobachtungskammer untauglich war. Als zusätzliche Einrichtungen waren starke elektrische UW- Lampen und ein Elektromagnet äußerst wichtig. Mit letzterem ließen sich Trümmerteile entfernen oder man konnte auch solche Teile wiedererlangen, die bei der Bergung abgebrochen waren. Für Taucharbeiten im flacheren Wasser standen außerdem normale Helmtauchausrüstungen zur Verfügung. Im Mittelmeer Zunächst begann SORIMA seine Bergungsarbeiten auf dem Dampfschiff Washington, das zwei Meilen vor der italienischen Küste in 90 Meter Tiefe lag. In drei Jahren wurden 7000 Tonnen Fracht geborgen, darunter Stahl, Kupfer, 300 Eisenbahnwaggons und sieben Lokomotiven. Es war eine Arbeit, die die Anerkennung von Bergungsexperten aus aller Welt fand. Im Herbst und Winter 1929 barg SORIMA 450 Tonnen Kupfer und 200 Tonnen Zink aus dem Wrack der Primo am Capo Palos aus 75 Meter Tiefe. Die Bergungsarbeiten wurden im Frühjahr 1930 in der Bucht von Genua am Wrack des Dampfschiffes Ravenna in 90 Metern Tiefe fortgesetzt, wobei große Mengen Wolle und Schmierfette geborgen wurden. Im Atlantik Im Sommer 1928 hielt die Artiglio auf die französische Atlantikküste zu, wo die See rauer war als im Mittelmeer. Ihr erstes Ziel war das Dampfschiff Elisabethville, von welchem sie den Safe aus dem Postraum zu bergen gedachten, in dem man Diamanten vermutete. Als sie das Wrack mittels eines Stahlseiles gefunden hatten, das von zwei Schiffen aus durch das Meer geschleift wurde, wurde dieses gesprengt, um Zugang zu erhalten, ohne jedoch den Safe selbst zu finden. Immerhin wurde ein weiterer aus der Kapitänskajüte geborgen, der allerdings nichts Wichtiges enthielt. Später stellte sich heraus, dass sich niemals Diamanten an Bord dieses Schiffes befunden hatten. Stattdessen wurden einige Kisten mit Elfenbein geborgen, dessen Verkauf gerade die Kosten für dieses Unternehmen deckte. Diese ersten Erfahrungen im Atlantik machten deutlich, dass einige Ausrüstungsteile, speziell das Anker- und das Mooringsystem verstärkt werden mussten, um mit dem starken Wellengang und den Gezeitenströmungen besser zu Recht zu kommen. Die Egypt war ein P&O-Schiff von 8000 Bruttoregistertonnen, das der Reederei Peninsular & Oriental Steam Navigation Company in London gehörte und 1897 gebaut wurde. Es verließ London am 19. Mai 1922, um mit 294 Mann Besatzung und 44 Passagieren nach Bombay zu reisen, wobei weitere Passagiere in Marseille zusteigen sollten. Sie hatte außerdem sieben Tonnen Goldbarren an Bord, und ebenso waren 40 Tonnen Silberbarren und Münzen tief im Schiffsinneren geladen. Am Abend des 20. Mai kollidierte die Egypt bei dichtem Nebel mit dem Frachter Seine ungefähr 25 Meilen SSW von Ouessant vor der französischen Küste. Die Egypt wurde mittschiffs auf der Backbordseite gerammt und so beschädigt, dass sie innerhalb von nur 20 Minuten sank, während die Seine den Zusammenstoß überstand. Nur 250 Passagiere und Crewmitglieder wurden gerettet, die restlichen wurden nicht gefunden. Anhand der SOS-Signale, die von zwei Radiostationen an der französischen Küste empfangen wurden, war es möglich, die ungefähre Unglücksstelle festzustellen. Die Versicherungsgesellschaft Lloyds in London zahlte für den Verlust des Schiffes und plante einen eigenen Bergungsversuch. Die Planung oblag einem bekannten Gutachter, Herrn Sandberg, der vorsah, die Bergung durch die „International Salvage Union“ ausführen zu lassen, einem Tochterunternehmen von Lloyds. Als erstes musste das Wrack gefunden werden. Damit wurde eine schwedische Bergungsgesellschaft beauftragt. Nach zwei Monaten Suche glaubte Kapitän Hedback des schwedischen Expeditionsschiffs Fritjof, die Egypt nahe der angenommen Peilung gefunden zu haben. Wie sich jedoch herausstellte, war dem nicht so, und wo auch immer die Tragödie wirklich stattgefunden haben mag – alleine die Wassertiefe schloss den Einsatz von Helmtauchern aus. Ursprünglich beabsichtigte Herr Sandberg deshalb, ein spezielles UW-Bergungsgerät zu entwickeln, was jedoch nicht verwirklicht wurde. Stattdessen wurde konsequenterweise im Herbst 1925 ein Vertrag zwischen Herrn Sandberg und der französischen Bergungsfirma „Union d’Enterprises Sous Marin“ geschlossen, welche Herrn Terme gehörte. Deutsche Taucher, die Neufeldtund- Kuhnke-Panzertauchgeräte benutzten, hatten während des Sommers 1926 ebenfalls keinen Erfolg. Daraufhin wurde ein dritter Versuch unternommen, sodass schließlich am 8. August 1928 ein Vertrag mit der SORIMA unterzeichnet wurde. Ab Juni 1929 begannen die Schiffe Artiglio und Rostro mit ihrer Arbeit. Verschiedene Male glaubten sie Objekte gefunden zu haben, die sich jedoch bei genauerer Untersuchung lediglich als Felsen herausstellten. Da die Wetterbedingungen in diesem Sommer außerordentlich schlecht waren, wurde entschieden, dass die Rostro zum Wrack der Elisabethville zurückkehren sollte, um weiteres Elfenbein zu bergen und einen neuen Versuch zu unternehmen, um die vermuteten Diamanten doch noch zu finden. Die Artiglio wurde in der Zwischenzeit mit einem Galvanometer ausgerüstet. Dieses sollte kalibriert werden, und es wurden damit Tests an bekannten Schiffsuntergangsstellen durchgeführt. Die Ergebnisse waren jedoch nicht zufriedenstellend, und da sich das Wetter weiter verschlechterte, entschied Quaglia, die Suchoperationen für diesen Winter auszusetzen und erst 1930 wieder aufzunehmen. Anfang Juni 1930 konnte die Wracksuche erneut beginnen, wobei weitere Nachforschungen dazu führten, dass sich die Artiglio und Rostro auf Areale von je 6x10 Meilen konzentrierten. Dabei wurde die Methode mit einem 900 Meter langen Schleppseil, das von zwei Schiffen durchs Meer geschleift wurde, so verbessert, dass es von Bojen gehalten, den Meeresgrund nicht mehr berührte. Trotzdem blieb es noch immer an verschiedenen Objekten hängen, die alle von Tauchern untersucht wurden, ohne jedoch fündig zu werden. Dann endlich, am 30. August wurde mehr oder weniger durch Zufall etwas Metallenes am Bodengewicht einer abgetriebenen Boje entdeckt. Es war ein kleiner Davit, der entsprechend den Originalzeichnungen zur Egypt gehörte. Nachdem Taucher die Stelle genauer in Augenschein genommen hatten, fand man endlich das Wrack, welches aufrecht auf dem Meeresgrund stand. In den Folgetagen wurden weitere Objekte geborgen, darunter ein großer hydraulischer Davit und der Safe aus der Kapitänskajüte, welcher allerdings keine Wertsachen enthielt. Nach dem Lokalisieren des Wracks war es nun an der Zeit, mit zahlreichen verschiedenen Sachverständigen, Organisationen und Privatleuten Übereinkünfte zutreffen, um einen Überblick über ihre Ansprüche und auch über öffentliche Abgaben zu gewinnen. Das alles nahm Zeit in Anspruch, und im Hinblick auf den bevorstehenden Winter und die sich erneut verschlechternden Witterungsbedingungen entschloss man sich, die SORIMA-Schiffe wieder abzuziehen und für andere Arbeiten in ruhigere Gewässer zu verlegen. Anfang Oktober trafen die beiden Schiffe Artiglio und Rostro am Wrack des Dampfschiffes Florence H. ein, das ein paar Meilen vor dem Hafen von St. Nazaire durch eine Explosion an Bord gesunken war. Durch die recht enge Hafeneinfahrt musste das Wrack zunächst von der Munition befreit werden, die es geladen hatte. Erst dann konnte man mit den Sprengungen beginnen, zunächst mit kleineren, dann aber auch mit heftigeren Chargen, die jedoch allesamt ohne Wirkung blieben. Deshalb versuchten sie es schließlich sehr viel näher erneut. Nachdem Helmtaucher die Sprengladungen verlegt und wieder an Bord zurückkehrt waren, zogen sich beide Schiffe rund 300 von der Wrackstelle zurück. Das übliche Warnsignal wurde gegeben und die Sprengung ausgelöst, die dieses Mal eine gewaltige Explosion verursachte, wodurch eine rund 300 Meter hohe Wassersäule und auch Trümmerteile hoch in die Luft geschleudert wurden. Nur einen Augenblick später versank die Artiglio. Die Rostro eilte sofort herbei und rettete sieben ihrer Freunde und vier weitere Verletzte, unter ihnen auch Gianni. Acht ihrer ehemaligen Kameraden blieben jedoch für immer verschwunden. Nicht nur von der materiellen Seite, sondern vor allem aus menschlicher Sicht stellte das Unglück einen schrecklichen Verlust für die SORIMA dar. Schließlich war nicht nur die Artiglio, sondern über die Hälfte einer Crew zu beklagen. Ungeachtet dieser Katastrophe entschied sich Quaglia zur Rekrutierung neuer Crewmitglieder, und er kaufte einen älteren Dampftrawler, der etwas größer war als die verlorene Artiglio. Das Schiff wurde überholt und mit dem ausgerüstet, was man von dem alten bergen konnte, darunter der stählerne Mast, Seilwinden und ein Drehkran. Es wurde auf den Namen Artiglio II getauft und am 4. Mai 1931 in Dienst gestellt. Nur zwei Tage später traf die Gesellschaft ein neues Unglück, als die Raffio, die an einem anderen Wrack arbeitete, kenterte und ebenfalls verloren ging. Glücklicherweise überlebte die gesamte Besatzung mit Ausnahme eines Heizers. Die Überlebenden stießen später zu den Crews von Artigio II und der Rostro. Am 6. Juni verließ die Artiglio II den Hafen, musste aber wegen allzu heftigen Seegangs wieder zurückkehren. Erst zur Mitte des Monats beruhigte sich die See soweit, dass sie wieder auslaufen und direkt über der Egypt sechs Anker ausbringen konnte. Die Stelle, an der das Gold und andere Wertgegenstände verstaut waren, fand sich tief im Wrack, drei Decks weiter unten in einem Stauraum, der 8 x 2,5 x 3 Meter maß. Um dorthin zu gelangen, wurde der Weg frei gesprengt und die Trümmer mit Stahlgreifern entfernt. Am 30. Juni war man in etwa fünf Meter vom Stauraum entfernt, und am 6. Juli waren es nur noch zweieinhalb. Dann verschlechterten sich die Wetterbedingungen wieder und machten es unmöglich, weiter zum Ziel vorzudringen, sodass erst am 15. August das Deck über dem Stauraum erreicht wurde. Jetzt wurden alle möglichen Trümmerteile entfernt. Es ging darum, ausreichend Platz zu gewinnen, bevor das letzte Deck vorsichtig entfernt wurde, um einen guten Zugang zum Schatzraum zu erhalten. Und wieder verschlechterten sich die Wetterverhältnisse, sodass erst am 17. November der erste Taucher in einer Beobachtungskammer hinunter gelassen werden konnte. Er berichtete, dass alles in Ordnung sei, aber Anfang Dezember entschloss man sich doch, erneut die weiteren Arbeiten auf das nächste Frühjahr 1932 zu verschieben. Im Mai 1932 kehrte die Artiglio II zum Wrack zurück. Zunächst mussten einige Trümmerteile entfernt werden welche im Lauf des Winters auf das Deck über dem Stauraum gefallen waren. Erst am 9. Juni drang man ein. Zunächst wurde nur ein erstes Holzstück von einem Kasten geborgen, in dem das Gold verpackt war, und am nächsten Tag fand man einige Packen indischer Rupia-Geldnoten. Erst am 22. Juni stieß man auf die ersten Goldbarren, und in den Tagen darauf fand man weitere Gold- und Silberbarren. Dann verpflichtete das französischen Marineministeriums die beiden Schiffe Artiglio II und Rostro schnellstens zur Untergangsstelle des verunglückten U-Bootes Promethee, das, 92 Meter lang, 1930 gebaut wurde und am 8. Juli im Britischen Kanal gesunken war. Es ging darum, Näheres über das Schicksal der 92 eingeschlossenen Seeleute zu erfahren. Immerhin hoffte man noch Überlebende finden. Sofort nach Erreichen wurden Panzertauchgeräte eingesetzt, aber man bekam keine Antwort mehr auf Klopfzeichen an der Außenwand. Weitere Untersuchungen mit Hilfe der Beobachtungskammer ergaben, dass auch eine Hebung des U-Bootes mit den gegenwärtig zur Verfügung stehenden Mitteln unmöglich war. Zurück an der Egypt wurden die Arbeiten erneut durch eine lange Schlechtwetterperiode unterbrochen. Trotzdem blieb man an Ort und Stelle und setzte zunächst Bojen, um die Untergangs- stelle exakt zu fixieren, bevor man bis zur Folgesaison in den Hafen zurückkehrte. Im Frühjahr 1933 wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Man entdeckte bald einige kleine Wertsachen, die im Vorratsraum verstreut herumlagen. Etwas Sediment hatte sich abgesetzt, doch die Größe der Greifer machten es unmöglich, diese Kleinteile zu erfassen. Um auch dieses Problem zu lösen, wurde ein Vakuumgreifer entwickelt und zur Bergungsstelle geliefert. Er erwies sich sehr effizient, sodass selbst kleinere, verstreut liegende Münzen gut aufgesaugt werden konnten. Allerdings war es nicht möglich, die komplette Ladung noch vor den Winterstürmen zu bergen, und so kam die Artiglio II 1934 zurück, um die Bergungsarbeiten abzuschließen. Alles in allem wurden 98%, das sind sieben Tonnen Goldbarren und fast 40 Tonnen Silberbarren geborgen, darunter fast 90% aller Münzen. Ein ausgezeichnetes Ergebnis, wenn man all die Tragödien und Schwierigkeiten bedenkt, die sich während dieser Zeit ergeben hatten. Der Gesamtgewinn belief sich auf rund eine Million Pfund Sterling und wurde folgendermaßen aufgeteilt: 37,5% gingen an die Versicherer und der Rest an die Aktionäre der Bergungsaktionen. Während und nach den Arbeiten an der Egypt waren die anderen Schiffe der SORIMA-Flotte mit verschiedenen Bergungen anderer Wracks entlang der französische Küste und den westlichen Ausläufern des Britischen Kanals beschäftigt. Es geht über den Rahmen dieses Artikels hinaus, sich auch in diese Aktivitäten zu vertiefen, deshalb nur so viel: Große Mengen an Stahl und Nichteisenmetallen wurden von acht Wracks geborgen, dabei Kupfer, Bronze, Aluminium, Zinn, Zink, aber auch weiteres allgemeines Ladegut, das alles verkauft wurde. Erwähnenswert noch, dass während der Winter, in denen die Artiglio II nicht an der Egypt arbeiten konnte, diese an verschiedenen Bergungsaktionen in besser geschützten Lagen teilnahm. 1939, während des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges entschloss sich Quaglia, den Atlantik zu verlassen. Die Artiglio II und die Arpione kehrten nach Italien zurück, zu denen einen Monat später am 16. September auch die Rostro stieß. Leider gibt es keine weiteren Informationen über die Rolle der SORIMA während des Zweiten Weltkrieges, nur dass die Artiglio II als Blockadeschiff vor einem der italienischen Häfen versenkt wurde. Nach dem Krieg wurde die Artiglio II 1945 gehoben und aufpoliert. Zusammen mit der Rostro und einer neuen Raffio wurde die SORIMA-Flotte wieder zu voller Stärke aufgebaut, um unmittelbar nach dem Krieg Bergungsarbeiten entlang der italienischen Küste durchzuführen. Weiterhin wurde geplant, auch die Aktivitäten im Atlantik wieder aufzunehmen. 1948 wurde der moderne Dampftrawler Scalpay erworben, der 1942 auf Kiel gelegt wurde. Mit seinem Sonarsystem war es nun möglich, die Suche nach Wracks weit effektiver voranzutreiben. Zusammen mit dem Wrack der Raffio, die sie suchten, wurden zehn weitere in der Bucht von Biscaya gefunden, die jedoch keine Garantie auf Gewinn versprachen. 1950 wurden zwei Wracks weiter im Norden entdeckt, deren Untergangsstellen mit Bojen für die kommende Saison markiert wurden. Von den älteren SORIMA-Schiffen wurde die Arpione 1951 abgeschrieben, während die Rostro durch die 1941 gebaute, moder nere Rostro II ersetzt wurde. 1951 entdeckte die Scalpay zwei andere Wracks, die ausreichende Resultate für die drei Schiffe Artiglio II, Raffio und Rostro II versprachen. 1952 lokalisierte die Scalpay ein weiteres Wrack, von dem man annahm, dass es die North Cambria war, mit einer Ladung von 2600 Tonnen Kupfer und Zinn. Mit den Bergungsarbeiten wurde begonnen, bevor geklärt war, ob es sich wirklich um dieses und kein anderes Wrack handelte. Doch dafür hatte die britische Regierung bereits die Bergungsrechte einer anderen Bergungsgesellschaft, nämlich der Risdon Beaseley Ltd. übertragen. Zum Schluss einigten sich beide Gesellschaften, die SORIMA führte die Arbeiten weiter durch unter der Bedingung, dass die Einnahmen geteilt wurden. Im Mai 1953 wurde ein weiteres Wrack ausgemacht, das tatsächlich die North Cambria war. Die Arbeiten durch die Rostro wurden jedoch bis August verschoben, weil zunächst Wertgegenstände aus der Flying Enterprise geborgen werden sollten, einem amerikanischen Libertyschiff, das im Januar 1953 gesunken war. Nachdem später für zwei Monate an der North Cambria gearbeitet wurde, zeigten sich die Ergebnisse dermaßen enttäuschend, dass die Rostro und die Scalpay für den Rest des Jahres nach anderen ergiebigeren Wracks suchten. 1954 wurden Untersuchungen an zahleichen Wracks durchgeführt. Die Erträge gingen weiter zurück, vor allem durch einen Einbruch bei den Rohstoffpreisen. Das sah fast wie ein böses Omen für die dramatischen Ereignisse des Jahres 1955 aus, als Quaglia starb und sein Chef-Bergungsioffizier einen schweren Herzinfarkt erlitt. Ungeachtet dessen liefen die Arbeiten der SORIMA zunächst weiter, bis die Firma 1956 ihre Arbeit einstellte. Die Artiglio-Foundation Die Artiglio Europa Foundation wurde auf Initiative des Rotary Clubs von Viareggio Versilia ins Leben gerufen. Dieser Name wurde wegen des SORIMA-Schiffes Artiglio gewählt, das Taucher aus Viareggio an Bord hatte, die viele internationale Anerkennungen für ihre besonderen Leistungen bei den Bergungsaktionen im Mittelmeer und im Atlantik zwischen 1920 und1940 bekommen hatten. Die Stiftung geht verschiedenen Aktivitäten nach, darunter - der Sammlung von Informationen, - der Herausgabe von Büchern, Filmen, DVD’s usw., - der Sammlung und Konservierung von Gerätschaften und ihre Ausstellung in einem lokalen Schifffahrtsmuseum, - die Zusammenarbeit zwischen entsprechenden nationalen und internationalen Schifffahrtsmuseen, - der Restaurierung der Beobachtungskammer, die von Gianni konstruiert wurde, - die Förderung von Gedächtnisveranstaltungen und - die Organisation von entsprechenden Treffen und Seminaren. Weitere Informationen auf der Webseite: www.artiglio.org Die erste ArtiglioInternationale 2007 Seit 2001 organisiert die Stiftung jedes zweite Jahr ein Seminar, wobei neue Informationen über die Artiglio präsentiert und Preise vergeben werden. Es sollen solche Persönlichkeiten, Vereinigungen und Organisationen geehrt werden, die sich besonders um die Erforschung der UW-Welt verdient gemacht haben, die Unterwasserbergungen oder andere großartige Leistungen auf nationaler oder internatonaler Basis durchgeführt haben. Im Jahr 2007 war es Hans van Rooy, der geehrt wurde, Managing Director der niederländischen Firma „Smit Salvage“, die auf diesem Gebiet zu den größten Gesellschaften der Welt zählt. Die Entscheidung durch den Verwaltungsrat fiel durch die exzellente und auch einfallsreich durchgeführte Großtat bei der Hebung des russischen U-Bootes Kursk in der Barentssee, wie auch durch die Bergung des japanischen Fischfangforschungsschiffes Ehime Maru aus 600 Metern Tiefe im Pazifik. Später gingen weitere Preise an: Jean Le Garrec, den früheren Vizepräsidenten der französischen Parlaments, an die italienische Radio- und Fernsehgesellschaft und an die italienische Historische Tauchergesellschaft. Ansonsten wurden geehrt: J. Y. Cousteau 2001, Comsubin 2003, Robert Stenuit 2005, Sylvia Earle 2009, Folco Quilici 2011 und Guido Gay 2013. Übersetzung aus dem Englischen: Wolfgang Freihen Abbildungen: Archives Artiglio Europe Foundation und aus dem Archiv von Jan de Groot Quellen und Danksagung: Claude Rebault: l’Or et laGriffe Allan C. Crothall: Welth from the Sea Davit Scott: Seventy Fathoms Deep and the Egypt’s Gold Robert Davis: Deep Diving and Submarine Operations Roy Martin & Lyle Craigie Halkett: Risdon Beazly Marine Salvors Robert Stenuit: l’Or a la Tonne The Artiglio Foundation: Verschiedene Publikationen Mein spezieller Dank für die geschätzte Mitarbeit gebührt den Herren Borias Giannaccini, Dr. Francesco Sodini und Herrn Professor Marco Fabricio Saettone von der Artiglio Europe Foundation Am 20. April 2010 beginnt es auf der Ölplattform „Deepwater Horizon“ zu brennen, und nur zwei Tage später geht sie vor der Küste Louisianas unter. Mehrere hundert Millionen Liter Rohöl gelangen als Folge über einen Zeitraum von fast drei Monaten in den Golf von Mexico. Es ist der größte Ölunfall der USA, der zweitgrößte weltweit. Und doch tragen solche Unfälle, wie auch Havarien von Tankern, etwa der „Exxon Valdez“, der „Torrey Caynon“ oder der „Prestige“ gerade mal 10% des Öls bei, das Jahr für Jahr in die Ozeane gespült wird. Die restlichen 90% stammen überwiegend vom ganz normalen, weltweiten Schiffsverkehr und der Reinigung ihrer Tank- und Lagerräume. Das nur zum Vergleich: In dieser Serie stellen wir in bunter Folge typische Arbeiten vor, wie sie von Berufstauchern durchgeführt werden. Wir beginnen mit dem Beitrag Ohne Taucher geht es nicht Ölsperrenbau Von Dieter Harfst Die schwimmende Ölsperre ist die älteste Form der Ölbekämpfung auf dem Wasser. Den Schwimmkörper können wir uns wie einen an beiden Enden verschlossenen und mit Luft gefüllten Schlauch vorstellen. Dieser Schwimmkörper ist unten mit einer Schürze versehen, die das Öl zurückhalten soll. Viele solche aneinandergereihte Schläuche werden auch heute noch bei großen Ölunfällen eingesetzt, z.B. bei Tankerhavarien oder bei Unfällen von Bohrinseln. Allerdings ist ihr Nutzen begrenzt, denn bei hohem Wellengang und starkem Wind wird das austretende Öl unter der Schürze hindurch gedrückt. Außerdem gibt es Spezialschiffe, die den Ölteppich von der Wasseroberfläche abschöpfen können. Wir wollen uns heute mit ganz anderen und sehr viel effektiveren, allerdings auch kleineren Ölsperren auseinandersetzen, die von Berufstauchern installiert und gewartet werden. Aus umweltpolitischen Gesichtspunkten begann man Anfang der 1960er Jahre in Häfen die Verladanlagen entzündbarer Schweröle und bereits raffinierter Brennstoffe mit solchen permanent installierten Sperren auszurüsten. In Deutschland z. B. in Hamburg oder Brunsbüttelkoog und Raunheim bei Frank- furt/Main, in Frankreich in Le Havre, Lavera bei Marseille, in Dünkirchen und auch in Nordafrika, in Algier und Tobruk. Die Firma Rudolf Harmstorf, Wasser- und Dükerbau, Hamburg- Altona und Lübeck-Teerhofinsel, sowie die Düsseldorfer Firma Mannesmann, Abteilung PE-Kunststoff-Rohrproduktion, entwickelten gemeinsam Ölsperren für die o. g. Bereiche. Dabei gewannen Polyäthylen-Rohre eine besondere Bedeutung, in diesem Fall waren es Rohre der Druckstufe PN 10. Es ging dabei um Sonderanfertigungen mit einem oberen Wulst für den Halt der hierfür speziell entwickelten Düsen. 1962 wurde in Hamburg von der Firma Harmstorf die erste Öl- sperre verlegt. 1963, nach Abschluss meiner zweijährigen Ausbildung bei der Firma Taucher Prehn in Lübeck, wurde ich nach kurzer Gesellenzeit bei der Taucher-, Düker- und Wasserbaufirma Rudolf Harmstorf in die Abteilung Ölsperrenbau übernommen. Als junger Helmtaucher schon von Berufs wegen neugierig, fragte ich nach der Legende dieser äußerst wichtigen technischen Einrichtung. Warum – nun, das war vollkommen klar, aber wo her kam die Idee? Mein damaliger Bauleiter Heinrich Planken, ebenfalls gelernter Helmtaucher, erzählte mir die Geschichte: „Es gab in den 50er Jahren beim Strom- und Hafenbau in Hamburg einen Tauchmeister der seinen Tauchern bei der Arbeit zusah. Dabei bemerkte er, dass in der unglaublich dreckigen Brühe rund um die Blasen des Tauchers in einem gewissen Abstand das Wasser völlig frei von Unrat war. Das brachte ihn auf eine Idee, die er umsetzte und sich als Blasentechnik patentieren ließ,“ und da lag es nahe, mit einer Hamburger Fachfirma zusammenzuarbeiten: So entstand im Hafen der Stadt Hamburg die erste Pressluft-Ölsperre. Das System der Pressluft-Ölsperre Nach Einsätzen in Le Havre und Lavera wurden auch in Brunsbüttelkoog am Nord-Ostsee-Kanal solche Ölsperren installiert. Damit im Falle eines Ölunfalls das Öl nicht in den Nord-Ostsee-Kanal gelangen sollte, wurde im Ölhafen im Auftrag des Wasserbauamtes Brunsbüttelkoog eine Pressluftsperre gebaut. Dazu wurde auf der Sohle des Ölhafens ein mit Betongewichten beschwertes HDPE-Rohr verlegt. In diesem waren Düsen eingelassen, und mittels eines in einem Gebäude installierten Kompressors wurde es mit Druckluft beschickt. Die aus den Düsen austretenden Luftblasen - je größer die Tiefe, desto feinere Blasen - stiegen nach oben. Bei nachlassendem Wasser- druck wurden die Blasen während ihres Aufstiegs größer, zerteilten sich und erzeugten so an der Oberfläche einen regelrechten Wassersattel: Das von diesem abfließende Wasser verursachte eine Strömung, die das andrückende Öl zurückdrängte, bzw. eingrenzte. Die Düsen werden nach Vorgaben der Ingenieure gebohrt. Dabei treffen verschiedene Faktoren zusammen: 1. Je größer die Wassertiefe, umso kleiner die Bohrung im Düsenaustritt. Dabei wird der Düsenabstand etwas vergrößert. In flacherem Wasser sind etwas größere Bohrungen und ein etwas engerer Düsenabstand erforderlich, wobei sich das alles jedoch nur plus/minus im Millimeterbereich abspielt. 2. Länge der Gesamtleitung von der Kompressor-/Verdichteranlage bis ans Ende, wo ein Entwässerungsventil bei Start des Verdichters erst einmal die Leitung entwässert. Die Entwässerung über den Düsenaustritt allein würde bei akuter Gefahr zu lange dauern. 3. Der Düsenrohrquerschnitt mit den o. g. Faktoren, aber auch die Länge der Leitung müssen genauestens aufeinander abgestimmt sein, damit auch am Endpunkt der Druck noch ausreichend ist. Zu dieser Zeit hatte man die Erkenntnis gewonnen, dass ein HDPE-Rohr DN 90 PN 10 das günstigste und beste Ergebnis bringen würde bei einer begrenzten Länge von zirka 80 bis 90 Metern. Das von Harmstorf gebaute und patentierte Ölabschöpfgerät Auf der Harmstorf ’schen Trave-Werft in Lübeck wurde viel experimentiert, geeignetes Material getestet und es wurden Geräte entwickelt, die zur Bekämpfung und Verhinderung von Ölunfällen beitragen konnten. So wurde unter der Leitung von Oberingenieur und Werftinspektor Heinz Grunau u. a. auch ein Ölabschöpfgerät konstruiert, um das innerhalb der Sperre gehaltene Öl zu entfernen: Ein kardanisch zwischen Schwimmkörpern aufgehängter Überlauf saugte das Öl von der Wasseroberfläche ab. wobei das Ganze durch einfache Regulierung der Pumpenleistung auf die jeweils erforderliche Ölschichtstärke eingestellt werden konnte, Nur ein Minimum an Wasser wurde mitgefördert. Über Abscheider – in diesem Fall mit Koks befüllte Kammern – konnte das Öl an Land entsorgt werden. Das separierte Wasser floss ins Gewässer zurück. Dieter Harfst beim Montieren der Düsen Nach Fertigstellung des mit Düsen bestückten HDPE-Rohres DN 90 PN 10 und einem Beschwerungsrohr DN 75 PN 6, beschwert mit einem sechskardeeligen verzinkten Draht, wurde der verbundene Strang zu Wasser gelassen. Die Drahtseile waren auf den Schiffen der Flotte als Hiev-, Festmacher- oder Schrapperseile nicht mehr zu gebrauchende Reste, die normalerweise in den Schrott geworfen worden wären. Meist waren es 6x19 Drähte, sechs Kardeelen, je bestehend aus 19 feineren Drähten, den Litzen, geschlagen oder verdrillt über eine sogenannte Seele aus Hanf oder Draht und zwischen 28 und 36 mm Durchmesser. Dazu wurden an den Pierenden der beiden Hafeneinfahrtseiten senkrecht nach unten laufende, bis auf die Hafensohle reichende Gleitschienen montiert, in denen ein Wagen mit Rohrkrümmern geführt wurde. Die Verbindungen mit dem Düsenrohr wurden mittels sogenannter Krokodilmuffen hergestellt. Da das Drahtgewicht mit dem gefülltem Belastungsrohr nicht ausreichte, wurden von einem örtlichen Unternehmen gefertigte Betongewichte zusätzlich aufgebracht. Bei später gefertigten Anlagen wurden die Betonbeschwerungen direkt auf das Düsenrohr montiert. Gleitschiene in Vorderansicht, über die das mit Düsen versehene Rohr in die Tiefe gelassen wird Wir waren noch in Italien, in Livorno, wo eine Ölsperre repariert werden musste. Zu dieser Zeit herrschte in Oberitalien eine Hochwasserkatastrophe. Die Wassermassen strömten im Arno gewaltig, und die Ufermauer war um einen ganzen Meter überspült. Von dort aus konnte man die Durchlässe der den Fluss überspannenden Ponte Vecchio nur noch erahnen, und in Grosseto hingen ausgeschwemmte Barhocker drei bis fünf Meter hoch in den Bäumen… Im gleichen Jahr – 1966 – wurden zwei Ölsperren in Tobruk verlegt. Nach Verzögerung trafen die als Ringbund gelieferten HDPE-Rohre für die erste Sperre ein, und die zweite Ölsperre sah etwas anders aus: Anstelle des Beschwerungsrohres wurden vor Ort gefertigte Betongewichte nach Mannesmann-Vorgaben direkt zwischen den Düsen in zuvor berechneten Abständen aufgebracht und auf der Sohle vor der zirka 200 Meter ins Meer hinausreichenden Schweröl-Verladepier in bis zu 22 Metern Wassertiefe verlegt. Mitte Februar 1967 waren wir wieder daheim in Deutschland. Auch heute noch erinnere ich mich gerne und oft: Bei einem Taucheinsatz in 22 Meter Wassertiefe und sehr klarer Sicht wurde aus einiger Entfernung beim langsamen Auftauchen beobachtet, dass die austretenden Luftblasen in zirka 10 Meter Tiefe so aussahen, als würden sie einen „auf den Hut“ bekommen. Abrupt schwenkten sie zur Seite, verzweigten sich und stiegen an anderer Stelle weiter hoch an die Oberfläche. Die Ursache war eine veränderte Wasserdichte an einer Temperaturgrenze, einer sogenannten Sprungschicht. Und noch etwas wurde beobachtet: Ein großer Schwarm silbrig glänzender Fische, jeder einen halben Meter groß, beobachtete die Blasen genauso gespannt wie ich – ein tolles Schauspiel! Gleitschiene in der Seitenansicht, hier allerdings defekt, weil zu schwach berechnet, sodass der Wagen heraussprang. Dafür deutlich zu sehen: Die Zuleitungen zum Bogenwagen mit dem Beschickungs- und Beschwerungsrohr und den Krokodilmuffen-Verbindungen 1969 wurden von Heinrich Planken, Hermann Wendland und mir nach umfangreichen Versuchen die bisherigen Stahldüsen auf Messingdüsen umgestellt. Der Grund dafür war simpel: Seegetier hatte die austretenden Luftblasen wohl als Wellness empfunden und sich besonders dort angesiedelt, wo sie die Strömung an der Mannesmann-Konstruktion besonders genossen, wie man bei Tauchkontrollen oft feststellen konnte. Bis zu einem Drittel der Gesamtlänge waren die Düsen dicht und nicht mehr funktionsfähig. Im Mittel kamen drei Düsen auf einen Meter HDPE-Rohr. An der Wasseroberfläche aufschwimmendes Düsenrohr ei- ner Pressluft-Ölsperre Das bedeutete im Jahr 1969 auch, dass die in Tobruk 1966 verlegten Sperren umgerüstet werden mussten. Schon zum Vorarbeiter ernannt, wurde ich von der Firmenleitung in Hamburg- Altona gefragt, ob ich „ausnahmsweise“ als Kenner der Anlagen in dieser Region die Düsen unter Wasser auswechseln würde. Natürlich – wer wagt da schon zu widersprechen – zumal bei dem deutlichen Hinweis, dass anschließend der Vertrag für die Ernennung zum Bauleiter unterschriftsbereit in Hamburg bereitliege… So ging es mit leichtem Tauchgerät, mit dem man in Deutschland nach den Richtlinien der Seeberufsgenossenschaften nicht tauche durfte, mit kleinem Bauer-Kompressor und Ersatzteilen im Gepäck per Lufttransport nach Bengasi. Von dort aus sollte es mit einem klapprigen, aus Wellblech gefertigtem Flugzeug einer inländischen Fluggesellschaft nach Tobruk weitergehen, doch der Vogel kehrte um und landete wieder auf dem Flugfeld von Bengasi. Drei Tage Reparatur standen dort an, die wir uns wirklich nicht leisten konnten. Also fuhren wir mit dem Taxi die 300 Kilometer an der Küste entlang nach Tobruk. Das Material wurde später zugestellt, und natürlich lief hier alles, wie wir auch später feststellten, bedeutend gemächlicher ab als in unserer hektischen europäischen Welt… Dieter Harfst im Tauchanzug 1963 kurz vor dem Abstieg in Le Havre, hier zusammen mit Kurt Stanke und Ricardo Florez In Tobruk waren die Unruhen nach der Machtübernahme Gaddafis am 1. September 1969 noch überall deutlich spürbar, und vieles war anders als bei unserer Arbeit 1966. Und so kam es, wie es kommen musste: Ich fotografierte bei einer Visite der mir noch gut in Erinnerung gebliebenen Stadt auch einen LKW mit einem Dromedar hinten drauf. Das Ganze sah aus wie „Knorzels Umzug“, allerdings war da auch ein bewaffneter Soldat dabei. Ja, den hätte ich wohl besser nicht ablichten sollen. Jedenfalls landete ich in dieser turbulenten Zeit sehr schnell direkt am Marktplatz im Polizeigefängnis, aus dem wir 1966 schon einmal unseren Bauleiter Hein Planken heraus geholt hatten. Die Zelle hatte sich nicht verändert, und der dort noch tätige britische Direktor der BP holte mich heraus. So konnte ich nach einigen Tagen zusammen mit unserem Harmstorf-Bootsmann Paul Buhse, der als Taucherhelfer fungierte, mit der recht gleichförmigen Arbeit beginnen. Bis zum 23. Dezember nachmittags hatten wir es dann endlich geschafft, und am 1. Feiertag kam ich in der Frühe wieder zu Hause an. Insgesamt – ich habe es mal nachgerechnet – erforderte das runde 45.000 Umdrehungen mit dem Sechskantschlüssel!! Kurz darauf wurde ich zum Bauleiter ernannt, und in Westerrade begann der Schreiber dieser Zeilen das Heim zu bauen, in dem er noch heute mit seinem „Sechser im Lotto“ wohnt, wie er seine häusliche Chefin liebevoll nennt, und in dem er noch immer derartige Beiträge und ganze Bücher schreibt… Dieter Harfst, geboren 1941, Wasserbauwerkmeister seit 1967, Tauchermeister ab 1975, arbeitete bei verschiedenen renommierten Taucherfirmen, bis er 1982 seinen Weg in die Selbstständigkeit findet. Seit 2002 im Ruhestand. Er ist Buchautor, hält nach wie vor Vorträge, in denen er aus seinem Berufsleben erzählt und gehört zum festen Mitarbeiterstamm unserer Zeitschrift. Abbildungen: Firma Rudolf Harmstorf (2) Dieter Harfst (6) Die Entwicklungsgeschichteder Tauchcomputer Von Wolfgang Freihen Als ich mit dem Tauchen anfing; gab es noch keine Tauchcomputer. Zu dieser Zeit tauchte man mit Tiefenmesser und Taucheruhr. Dazu klebte man sich eine Austauchtabelle auf den Ärmel seines Tauchanzuges. Schon bald merkte man, einen Schleppzeiger am Tiefenmesser haben zu müssen, um zweifelsfrei die erreichte Maximaltiefe ablesen zu können. Genauso durfte sich – auch das war keinesfalls selbstverständlich – der Tauchzeitring an der Uhr nur nach links drehen lassen, denn nur so hatte ein unbeabsichtigtes Verstellen keinerlei gesundheitsschädigende Folgen. Nach wie vor nachteilig blieb jedoch, dass wechselnde Tauchtiefen, wie beim Sporttauchen üblich, nicht berücksichtigt wurden. Einzuhaltende Dekompressionspausen waren dadurch in aller Regel zu lang, denn alles richtete sich ausschließlich nach der erreichten Maximaltiefe und der Gesamttauchzeit. Kein Wunder, dass die Bemühungen um realistischere Anzeigen mittlerweile über fünf Jahrzehnte zurückreichen. Gerade diese Anfangstage sind jedoch besonders interessant, um die damaligen Schwierigkeiten aufzuzeigen. Selbst große Organisationen, bei denen Geld kaum eine Rolle spielte, scheiterten letztlich an dieser Aufgabe: So beauftragte die US-Navy Anfang der 1950er Jahre die Scripps Institution of Oceanography mit einer Untersuchung über die Auswirkungen des Drucks auf den menschlichen Körper, und man überlegte, wie man dies in ein entsprechendes Rechenmodell einfließen lassen kann. In dieser Studie von 1953 wurden die zu erfüllenden Kriterien zusammengefasst: Vom Taucher mitgeführt, sollte das Gerät mit wechselnden Tauchtiefen genauso fertig werden, wie mit dem Reststickstoffgehalt bei Wiederholungstauchgängen. Auch ein Vorschlag zur Konstruktion war beigefügt, den die Firma Foxboro bei der Realisierung des ersten Gerätes, des „Decomputer Mark I“ umsetzte. Dieses Gerät, dessen Anzeigen auf den Halbsättigungszeiten zweier unterschiedlicher Gewebe basierte, arbeitete rein mechanisch. 1955 wurde es zur Begutachtung bei der US-Navy eingereicht, deren Naval Experimental Diving Unit (NEDU) jedoch die Konstruktion wegen nicht übereinstimmender Anzeigen mit der US-Navy Tauchtabelle verwarf. Das Gerät wurde mit Auflagen zur Modifizierung zurückgereicht, doch Foxboro nahm keinerlei Veränderungen mehr vor. Der „Decomputer Mark I“ verschwand damit wieder in der Versenkung, und die Navy legte ihre Vorstellungen hinsichtlich eines automatischen Anzeigegerätes wieder auf Eis. Stattdessen folgten 1957 neue US- Navy Tabellen für Nullzeit- und Wiederholungstauchgänge. Als sehr viel besser erwies sich die nächste Entwicklung aus dem Jahr 1959, nämlich das „Dekompressiometer“ von SOS in Italien. Auch dieses von Carlo Alinari konstruierte Gerät war noch kein Computer im eigentlichen Sinne, sondern arbeitete ebenso rein mechanisch, doch war die Konstruktion, bei der nur ein einziges Gewebe berücksichtigt wurde, sehr viel eleganter: Beim Tauchen übertrug sich der Umgebungsdruck auf ein Gas in einem Plastiksack, das von dort über einen Keramikfilter zu einer Bourdonröhre gelangte, deren Formveränderung das Messergebnis auf das Display übertrug. Es arbeitete in gewissen Grenzen problemlos, zeigte aber bei größeren Tiefen Abweichungen zu den Tabellen. Das auch mitunter bei wiederholten Abstiegen. Trotz seines „Gedächtnisses“ von sechs Stunden waren Modifizierungen der angezeigten Dekompressionszeiten angebracht. Bei uns wurde erstmals 1961 über das Dekompressiometer berichtet. Ab 1962 war es in unseren Sportgeschäften verfügbar und schon bald gehörte es zur Standardausrüstung. Foxboro Decomputer Mark I Andere in der Folgezeit entwickelte Anzeigegeräte arbeiteten ebenfalls gasmechanisch. Dabei wurden bereits mehrere Gewebe berücksichtigt, auch semipermeable Silikonfilter eingesetzt. Der Erfindungsreichtum war enorm, blieb allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Die Geräte waren temperaturempfindlich, nicht alterungsbeständig und hatten Anzeigen, die kaum besser waren als die vom „Dekompressiometer“, sodass dieses weiterhin das weltweit am häufigsten benutzte Gerät blieb. Lediglich die Analogserie „Marc VS“ von DCIM, dem Defense and Civil Institute of Environmentl Medicine in Kanada vom Ende der 1960er Jahre hielt allen Tests stand, kam allerdings wegen seines hohen Preises und umfassender Wartungs- und Kalibrieranforderungen für Sporttaucher nicht in Frage. Auch ein elektrischer Rechner war zu dieser Zeit nicht unbedingt besser. Der erste entstand 1963. Es war der „Tracor“ von Texas Research Associates. Dass auch er keinen Durchbruch brachte, lag an den damals üblichen Bauelementen, der dadurch bedingten Größe, an den erforderlichen Abgleichungsvorgängen und dem gesamten Energiehunger. So behielten die mechanischen Anzeigegeräte trotz ihrer Nachteile die Nase für die kommenden 15 Jahre vorn. Sie waren nicht nur angenehm klein, sondern erforderten keine Batterien und keine besondere Wartung. Der nächste Entwicklungsschritt hin zu unseren heutigen digitalen Geräten erfolgte wie beim „Tracor“ ebenfalls in der Neuen Welt: Mitte der 1970er Jahre wurde dort zunächst mit zwei landgestützten Tischcomputern experimentiert, bis daraus 1979 der erste Tauchcomputer „XDC-3“ der Firma CTF Systems entstand. Er arbeitete bereits mit Mikroprozessoren und wurde „Cyber- Diver“ genannt. Im gleichen Jahr erschien der „XDC-4“, der bereits Mischgase berücksichtigen konnte. Die Geräte waren noch längst nicht so klein wie heutzutage. So wog das erste Nachfolgemodell „CyberDiver II“ von 1980 noch ganze 1,2 kg, doch blieb der Hauptnachteil die Stromversorgung. So brauchte der „XDC3“ noch alle vier Stunden einen neuen Batteriesatz, und auch der „Dacor Dive Computer „DDC“ scheiterte an diesem Problem und an den nur schwer zu beschaffenden Spezialbatterien. Dazu trugen u. a. die damals üblichen LED-Anzeigen bei. Erst der „Orca Edge“ (Electronic Dive Guide) von 1983 hatte erstmals eines der heute üblichen LC-Displays und kam Deckblatt des SOS-Prospektes u. a. dadurch mit normalen Batterien auf eine Betriebszeit von zunächst 12 und später 48 Stunden. Wenn auch nur als Nullzeitcomputer, so berücksichtigte er immerhin 12 Gewebe und war entsprechend genau. Jeden Tag konnte nur ein Gerät gebaut werden, sodass er für den Export nicht zur Verfügung stand. Auch die anderen Geräte waren bei uns so gut wie unbekannt. Interessant ist in diesem Zusammenhang noch eine weitere Zahl, die etwas über die Entwicklungskosten aussagt: So gaben die beiden US-amerikanischen Firmen US-Divers und Oceanic zusammen ganze 1,5 Millionen US-Dollar aus, um schließlich ab 1983 einen gemeinsamen Computer unter zwei Namen zu vermarkten: „DataScan 2“ und „DataMaster II“. Orginalzeichnungen von Franz Rothbrust Bei uns fing unter Wasser das Computerzeitalter ebenfalls 1983 an, und zwar mit einer echten europäischen Gemeinschaftsleistung, dem „Hans Hass Deco-Brain“: Entwickelt vom Liechtensteiner Ingenieur Jürgen Hermann, basierend auf Schweizer Tabellen und Algorithmen des Atemphysiologen Prof. Dr. Albert Bühlmann, benannt nach dem österreichischen Tauchpionier Dr. Hans Hass, ausgeführt nach der Formgebung des deutschen Diplom-Designers Franz Rothbrust und vertrieben von Divetronic in der Schweiz. Ursprünglich war der „Deko- Brain“ aus dem schon 1981 auf der „boot“ vorgestellten Prototypen „Divetronic I“ entstanden, doch ergab erst seine endgültige Winkelform einen unverrutschbaren Halt am Arm. Die Anzeige erfolgte in digitaler Art und Weise, wenngleich ursprünglich ein graphisches Display vorgeschlagen war. Es war der weltweit erste „wirkliche“ Tauchcomputer, der Wiederholungstauchgänge und wechselnde Tauchtiefen genauso berücksichtigte wie den geringeren Luftdruck beim Bergsee- tauchen. Sofern die Geräte dicht waren, arbeiteten sie im Großen und Ganzen problemlos, doch konnten sich in Extremfällen hin und wieder harmlose Taucherflöhe im Bereich der Haut bemerkbar machten. Dem wurde durch den verbesserten „Deko-Brain II“ von 1985 abgeholfen, dessen Algorithmus*) mit konservativeren Parametern rechnete. Wenn trotzdem die Produktion schon 1987 eingestellt wurde, so wegen unüberwindlich scheinender Dichtheitsprobleme infolge schlechter Montage in Fernost. Sein Nachfolger, der „Microbrain“, kam 1988 jedoch nicht - wie man hätte erwarten können - aus Winterthur, sondern von Dacor“ in den USA, und anstatt seiner wurde ein anderer Schweizer Computer, der „Aladin“ von Uwatec für die nächsten Jahre der meist gekaufte. Algorithmus: methodischer Rechenvorgang, der nach einem sich wiederholenden Schema abläuft. Aladin Tauchcomputer Schon bei diesen Geräten hatte sich die gesamte elektronische Technik sehr viel weiter entwikkelt, und heutzutage scheint es kaum noch technische Probleme zu geben.. Ebenso hat sich unser Wissen um die physiologischen Zusammenhänge gewaltig erweitert. So wusste man zuvor beispielsweise noch nichts von Mikroblasen. Auch der Aufstiegsgeschwindigkeit wurde bei weitem nicht die Beachtung geschenkt, wie es heutzutage der Fall ist. All dieses neuere Wissen soll natürlich ebenso in die Berechnungen einfließen. Die Ära der Tabellen, Tiefenmesser und Taucheruhren schien damit endgültig vorbei zu sein, und doch sollte man den Umgang damit (siehe weiter unten) auch heute noch immer beherrschen. * 1908 entwickelte Sir John Scott Haldane nach Druckkammerversuchen mit Ziegen die ersten Austauchtabellen, die eine gefahrlose Rückkehr zur Oberfläche gestatteten sollten. Damit der im Körper gelöste Stickstoff abgeatmet werden konnte, musste das Austauchen langsam erfolgen. Je nach Grad der Stickstoffsättigung wurden dazu bestimmte Dekostopps in Tiefen von 15, 12, 9, 6 und 3 Metern Tiefe vorgeschrieben. Ausgegangen wird dabei von Mittelwerten: Schließlich kann kein Computer exakt anzeigen, was im eigenen Körper vor sich geht. Er kann lediglich nachvollziehen, wie die Verhältnisse im Durchschnitt sind. So gibt es große und kleine Taucher, schlanke und auch fettleibige, und außerdem gibt es Von diesem Tauchcomputer gibt es mittlerweile verschiedene Ausführungen unter Wasser leichte und schwere Arbeiten zu verrichten. Es gibt starke Strömungen, besonders niedrige Wassertemperaturen und enorme psychisch Belastungen. All das erfordert jeweils einen anderen Luftverbrauch. Besonders viel Stickstoff wird bei langen und tiefen Tauchgängen eingelagert, bis schließlich eine komplette Sättigung vorliegt. Jedenfalls hat es trotz Einhaltung all dieser Mittelwerte hin und wieder Dekounfälle gegeben, sodass die Tabellen in der Folgezeit immer weiter verfeinert wurden, um auch derartigen Gegebenheiten zu entsprechen. Dazu wurden die Austauchzeiten verlängert und Austauchgeschwindigkeiten immer weiter reduziert, die Intervalle zwischen den einzelnen Tauchgängen besser berücksichtigt usw. usw. Eine Reihe verschiedener Austauchtabellen sind so im Laufe der Zeit entstanden, für die allesamt die Haldane’schen Erkenntnisse die Grundlage bilden. Bei uns am bekanntesten sind die Tabellenwerte von Professor Albert Bühlmann und Dr. Max Hahn, die sich speziell den Besonderheiten des Sporttauchens annehmen und sehr sichere Austauchzeiten beinhalten. Berücksichtigt werden dabei verschiedene Gewebearten, „schnelle“, d. h. stark durchblutete und „langsame“, wie Gelenk- und Fettgewebe und dazu noch zahlreiche weitere, die sich zwischen diesen beiden Extremen befinden. Bei den Dekompressionsmodellen werden diese Gewebe als Kompartimente bezeichnet. Moderne Computer der Neuzeit sind normalerweise keine reinen Tabellenleser mehr wie die ersten aus den USA, sondern folgen verschiedenen dynamischen Algorithmen. So arbeitet z. B. die Firma Suunto nach dem RGBM-Prinzip. Hinter dieser Buchstabenfolge verbirgt sich das „Reduced Gradient Bubble Model“, übersetzt das „Modell der reduzierten Gasblasenbildung“. Dieser Algorithmus berücksichtigt sowohl gelöste, als auch freie Gase, also Mikroblasen und deren Verhalten in den Geweben und im Blut des Tauchers. Gleichzeitig geht Suunto von einer kontinuierlichen Kompressionskurve aus, die gegenüber der klassischen, gestuften Dekompressionsform ein eleganteres Dekompressionsprofil ergibt. Uwatec arbeitet dagegen mit dem sogenannten PDIS-Algorithmus („Profile Dependend Intermediate Stop“-System, was ein stufenförmiges Austauchmodell darstellt, das vom jeweiligen Tauchprofil abhängig ist. Es beachtet ebenfalls das Vorhandensein von Mikroblasen, baut jedoch grundsätzlich auf den Erkenntnissen von Professor Albert Bühlmann auf, und gibt dementsprechend einzuhaltende Tiefenstopps vor. Heutige Computer können über ein Interface an einen Laptop angeschlossen werden, um so seine Tauchgänge graphisch nach zu erleben und ein digitales Logbuch anzulegen. Ausgehend vom zunächst noch recht „klobig“ wirkenden „Hans Hass Deko- Brain“ ist dank der immer kleiner werdenden elektronischen Bauelemente das Gesamtaussehen der Tauchcomputer immer kleiner geworden. Einige haben nur noch die Größe einer Armbanduhr. Das sieht elegant aus, doch ist hierbei die Ablesbarkeit gegenüber Computern mit einem größeren Display stärker eingeschränkt Eine gute Bedienbarkeit auch mit Handschuhen ist unabdingbar. Je mehr Kompartimente der Algorithmus berücksichtigt, desto sicherer sind die Anzeigen. Trotzdem sollte der Tauchcomputer auch persönliche Anpassungen zulassen, um noch konservativere Berechnungen zuzulassen. Das kann z. B. sinnvoll sein, wenn besonders extreme Tauchbedingungen vorgesehen sind oder wer –so wie ich – schon einmal einen schweren Dekompressionsunfall erlebt hat. Wer vollends auf der sicheren Seite liegen möchte, kauft sich ein luftintegriertes Gerät, und er achtet außerdem darauf, dass gleichzeitig auch die Pulsfrequenz berücksichtigt wird, die durch ein besonderes Brustband gemessen und per Funkübertragung zum Computer geleitet wird. Dadurch werden der Luftverbrauch und die Durchblutung gleichermaßen berücksichtigt. Die Anbringung eines luftintegrierten Computers in einer Konsole ist heutzutage nicht mehr empfehlenswert. Heutzutage benutzt man dazu einen Sender, denn der Hochdruckschlauch stellt u. U. gar ein Sicherheitsrisiko dar, und die Aufgabe des Finimeters wird in diesem Fall ebenfalls vom Computer mit übernommen. Besonders elegant schließlich, wer sich eine Computermaske von Oceanic/Hollis zulegt, die als „DataMask II UD“ angeboten wird. Allerdings lässt sich da kein anderer Computer einbauen, aber man hat das Display ständig vor Augen, sodass Warnhinweise besser wahrgenommen werden als wenn sie nur von einem akustischen Signal begleitet werden. Wer schließlich vorhat, auch mit Nitrox und/ oder Trimix zu tauchen, sollte gleich zu einem Gerät greifen, das sich von normaler Druckluft auf solche künstlichen Atemgemische umstellen lässt. Den Möglichkeiten sind also kaum noch Grenzen gesetzt, und für die Kaufentscheidung sollten derartige Überlegungen im Vordergrund stehen anstatt nur auf den Kaufpreis zu achten. Schließlich vertrauen wir diesem Gerät unsere Tauchsicherheit an. Natürlich muss man sich mit dem Umgang seines Tauchcomputers vertraut machen, und wer mit künstlichen Atemgaszusammensetzungen tauchen möchte, der muss auch diese Einstellungen richtig vornehmen. Dann aber verlässt man sich im Allgemeinen darauf, dass man alle sicherheitsrelevanten Daten einfach ablesen kann. Doch auch Computer können – wie alle technischen Geräte – unvermittelt ausfallen. Auch teuerste Autos versagen mitunter ihren Dienst, und Flugzeuge stürzen ab… Beim Tauchcomputer muss das nicht nur an alten Batterien liegen. Vielleicht gibt es ja auch schon solche, die eine nachlassende Batteriespannung rechtzeitig anzeigen. Die Ursachen für den Ausfall eines solchen Gerätes können jedenfalls vielfältig sein. Was aber dann? Nun, meist hört man da auf Nachfrage, doch noch eine Uhr und einen Tiefenmesser dabei zu haben. Genügt das aber wirklich? Der Tiefenmesser müsste mit einem Schleppzeiger versehen sein, um die erreichte Maximaltiefe ablesen zu können, und an der Taucheruhr müsste der Tauchzeit- ring richtig eingestellt sein. Schließlich gehört auch noch eine Tauchtabelle dazu, die auf einer Kunststoffkarte aufgedruckt ist. Obwohl der Umgang damit seit der Erfindung der Tauchcomputer kaum noch geübt wird, muss das Wissen um den richtigen Umgang damit für solche Sonderfälle nach wie vor vorhanden sein – vor allem, wenn es sich auch noch um Wiederholungstauchgänge handelt. Haben Sie da alles wirklich parat, können Sie da noch einen kühlen Kopf bewahren und wissen Sie, wie viel Reststickstoffgehalt Sie tatsächlich noch in ihrem Körper haben? Man kann nur hoffen, dass Sie das alles richtig bedenken und entsprechend handeln! Früher, als man noch mit dem einfachern, mechanischen Dekompressiometer tauchte, gehörte das zur Selbstverständlichkeit. Aber gilt das auch noch heute?? Die enorme Akkuratesse der modernen Tauchcomputer verleitet doch geradezu zur Bequemlichkeit! Ich habe da also durchaus meine Zweifel, und manch einer wird beim Ausfall eines solchen Gerätes auch schon zumindest an den Rand einer Panik geraten sein… Für einen solchen Fall vertraue ich da lieber auf einen Zweitcomputer! Und noch etwas: Pflegen Sie Ihre beiden Computer, setzen Sie sie keiner unnötigen Sonnenbestrahlung aus und bringen Sie Ihren Namenszug darauf an oder ihre Initialen: Es sind schließlich Ihre ganz persönlichen Sicherheitsgeräte, die Ihre eigenen Tauchdaten gespeichert haben. Deshalb sollten Sie nie verliehen oder mit anderen Computern verwechselt werden. Galileo, das Spitzen- gerät von Uwatec. Man beachte den Brustgurt, mit dem die Herzfrequenz gemessen und per Funk übertragen wird. BEYONDBOUNDARIES Die Kompressoren“schmiede“ von Lenhardt & Wagner Von Bernhard Schuster und David Apfeltaler Neue Firmenanlage L&W in Lampertheim - Hüttenfeld Kennengelernt haben sich die beiden Firmengründer Wolfgang Lenhardt und Bernd Wagner beim Motorradfahren. Ein erster gemeinsam hergestellter Sportauspuff für die Rennmaschine des damaligen Rennfahrers Wolfgang Lenhardt war der Anfang. Die Voraussetzungen waren ideal: Beide kamen aus Berufen der Metallverarbeitung. Die Rennerfahrung des einen wurde durch die Meisterprüfung des anderen ergänzt, was 1975 zur Firmengründung führte. Der anfänglich kleine Zweimannbetrieb war bereits nach zwei Jahren auf 15 Mitarbeiter angewachsen und siedelte 1980 von Heppenheim an der Bergstraße nach Lorsch um. Mittlerweile befindet sich das Herstellerwerk in Lampertheim-Hüttenfeld. Die Gründerjahre 1973 bauten Wolfgang Lenhardt und Bernd Wagner eine Sechszylinder- Rennmaschine in Eigenproduktion. Sie hatte 300 ccm und brachte es auf zirka 90 PS. Da die Vielseitigkeit und Sportlichkeit der beiden keine Grenzen kannte, ließ Bernd Wagner sein Hobby, das Sporttauchen, auch in den Beruf einfließen. Der engagierte Taucher beschäftigte sich nun ebenso intensiv mit der Technik von Tauchausrüstungen und Kompressoren. Dabei entwickelte und konstruierte er wesentliche Neuerungen. So konnte es nicht ausbleiben, dass L&W in Taucherkreisen immer bekannter wurde und heute zu den renommiertesten Herstellern von Atemluftkompressoren gehört. Dazu eine frühe Aussage von Bernd Wagner: „Reine Atemluft ist das Wichtigste für einen Taucher. Die zur Verdichtung benötigten Aggregate müssen eine hohe Leistung haben, sicher und bedienungsfreundlich sein, vor allem aber auch erschwinglich.“ Diese Zielsetzung liegt seither der gesamten Planung und Konstruktion der Atemluftkompressoren von L&W immer zugrunde. Die Firma entwickelt und konstruiert fast alle Teile selbst, und bei der Fertigung werden bei ständiger Qualitätskontrolle höchste Maßstäbe angelegt. Die Firma Lenhardt & Wagner zeichnet sich auch dadurch aus, gezielt auf spezielle Kundenwünsche einzugehen. Die Kompressoren werden in verschiedenen Leistungsstufen weltweit vertrieben. Solides Wachstum Lenhardt & Wagner gehört seit Jahren zu den führenden, renommierten Unternehmen im Bereich der Hochdruck- und Atemluftanwendungen. Ein weltweites Netzwerk von Händlern und Kundendienststellen sorgt für ein stetiges und solides Wachstum des Unternehmens. Die persönliche Nähe und der direkte Draht zu den weltweiten Kunden ist dabei besonders entscheidend. Es hilft, die Produkte stetig zu verbessern und zu optimieren. Während der letzten drei Jahrzehnte konnte der Einsatzbereich von L&W Produkten konstant ausgebaut und neue Märkte geschaffen werden. Dies liegt hauptsächlich an eingebrachten Investitionen in die Entwicklung und Optimierung der Produktpalette, sowie der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Impor- Das Unternehmen im Zeitraffer 1975 Wolfgang Lenhardt und Bernd Wagner gründen das Unternehmen L&W. Schwerpunkt ist die Entwicklung und Fertigung von Auspuffanlagen sowie das Optimieren von Motoren für Motorräder. 1980 Beginn des Verkaufs und der Überholung von Hochdruck- Kompressoren. 1993 Entwicklung des ersten L&W Hochdruck-Kompressors „LW 450 E“. Die Modelle „LW160“ und „LW225“ mit Elektro- bzw. Benzinmotor folgen. 1996 L&W arbeitet mit Auer Berlin (inzwischen MSA Auer) zusammen. Markteinführung des „LW450 ES“ Silent-Kompressors mit nur 62dB. Erweiterung der Produktionslinie für Kompressoren. 1997 Die Produktion von Auspuffanlagen wird aufgegeben. L&W konzentriert sich von nun an nur noch auf Hochdruckanwendungen. 2000 Die Modellreihen „LW260 E“ sowie „LW260 ES“ gehen mit großem Erfolg auf den Markt, zudem wird das Lieferprogramm kontinuierlich erweitert. Kompressoren wie der „LW 210 E/ES“ sowie die “Compact“ Baureihe folgen. teuren in fernen Ländern. Mittels eigener L&W Vertriebsbüros in Singapur und China konnte der Kundenstamm auf dem asiatischen Markt bereits erheblich vergrößert werden, auch hier verlassen sich die Kunden auf den Service und die Zuverlässigkeit der L&W-Produkte und das „Made in Germany“. Neben Atemluftkompressoren und entsprechenden Peripheriegeräten bietet L&W unter anderem Kompressoren, Speicher und Filter für den nötigen Hochdruck zur effizienten Fahrzeugbetankung mit Erd- und Biogas. Ebenso zählt das Verdichten von Inertgasen wie Argon, Helium oder Stickstoff für industrielle Anwendungen, wie z.B. Schweißen oder Laserschneiden, zu den besonderen Kompetenzen. 2002 Einstieg in den Industrie- und Erdgas-Markt mit der Entwicklung des „LW720 E“. Erste Erdgastankstellen werden mit L&W Kompressoren ausgestattet. Zur vollständigen Marktabdeckung wird kurz darauf der „LW1300 E“ als Spitze der Produktpalette von L&W vorgestellt. 2004 Nach Erschließung des europäischen Marktes erfolgt die Erweiterung des Vertriebsgebiets auf den Asien-Pazifik- Markt. Vorstellung des lang erwarteten „LW100 E“, der mit solider Bauart überzeugt. Überarbeitung der Modellreihe „LW210“ auf „LW230“, „LW 260“ auf „LW 280“, Einführung des „LW570 E/ES“. 2006 Beginn der Planung eines neuen Produktionsstandorts. Formel-1-Teams wie Ferrari, Torro Rosso und Red Bull setzen auf Technologie von L&W. 2009 Umzug in die neuen Firmengebäude in Lampertheim Hüttenfeld. Die Kapazitäten wurden erweitert und der neue Standort bietet mit insgesamt 14.000 m² genügend Potenzial für zukünftiges Wachstum. 2010 Entwicklung großer Hochdruckkompressoren bis 30.000 l/min, bis 420 bar. Geprüfte L&W Qualität Höchste Qualität, sowie eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Verbesserung der L&W-Produkte sind die maßgebliche Vorgabe in der täglichen Aufgabenumsetzung. Daher erfüllt L&W alle EU-Vorgabenormen. Die Firma ist zertifiziert nach DIN ISO 9001:2000. Auf Anfrage sind die Produkte aber auch mit Abnahmen durch andere zertifizierende Behörden wie TÜV, Germanischer Lloyd, DNV, GOST, UDT oder ABS möglich. Im Bereich der Atemluftversorgung betreut L&W eine breite Anwenderschicht, wie zum Beispiel Feuerwehrleute im Einsatz, Sport- und Berufstaucher, darunter auch Tech- und Nitroxtaucher. Diese Kunden müssen sich bei der Ausübung ihrer Tätigkeit bedingungslos auf die Qualität und die Sicherheit der L&W-Produkte verlassen können. Die Mitarbeiter sind sich ihrer Verantwortung stets bewusst und haben es sich mit fachlicher Kompetenz und Erfahrung zur Aufgabe gemacht, den enormen Anforderungen gerecht zu werden. Durch ständige Qualitätskontrollen im eigenen Hause stellt sich L&W täglich neuen Herausforderungen. Schulungsraum Das L&W Netzwerk In allen Teilen der Welt wird die Zuverlässigkeit und die umfassende Betreuung. der L&W-Produkte geschätzt. Sie bieten ein Höchstmaß an Belastbarkeit und Wartungsfreundlichkeit. Geringe Betriebskosten und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sind für L&W selbstverständlich. Durch das weltweite Händler- netz können sich die Kunden stets auf besten Service und erstklassige Unterstützung verlassen. Ein besonderes Angebot von L&W sind die persönlichen Schulungen, die in speziell eingerichteten Schulungsräumlichkeiten im Stammwerk Lampertheim-Hüttenfeld durchgeführt werden. Hierbei werden die Kunden mit dem korrekten Umgang und der eigenständigen Wartung der Kompressoren und Zubehörteile vertraut gemacht. David Apfeltaler Seit über 5 Jahren Ihr Ansprechpartner bei Lenhardt & Wagner für: · Planung und weltweiter Verkauf von Atemluft- und Hochdruckanlagen · Marketing · Technischer Support - Fehleranalyse · An- und Verkauf von Gebraucht- kompressoren Bernhard Schuster, taucht seit 1964. Herausgeber der Zeitschrift „Tauch- HISTORIE“, Tauchlehrer im Verband Deutscher Sporttaucher, Instructor Trainer im Verband Europäischer Sporttaucher. Wer ist eigentlich… Franz X. Ostermeier Von Wolfgang Freihen Es sind keine rosigen Zeiten, in die Franz Xaver Ostermeier 1936 in München hineingeboren wird. 1938 erkrankt der Vater an einer schweren Lungentuberkulose. Er wird operiert, verliert seine Arbeit und erhält eine kleine Rente, die hinten und vorne nicht reicht. Die Mutter, Laborantin in einer Apotheke, muss nun durch weit schwerere Arbeiten und sogar Putzen für den Lebensunterhalt der Familie sorgen. Der Zweite Weltkrieg beginnt mit all seinen schrecklichen Folgen. Dabei wird die Wohnung der Eltern durch eine Luftmine verwüstet und die Stadt zu zwei Dritteln zerstört. Nichts ist mehr wie es war, und schlechter kann es kaum noch werden. Der Vater wird als nicht kriegsverwendungsfähig eingestuft, was ihm vermutlich das Leben rettet. Mit sechs Jahren wird Franz eingeschult. Er besucht bis nach dem Krieg fünf verschiedene Schulen, die nach und nach beschädigt, zerstört oder vom Generalstab beschlagnahmt werden. Der Marschschritt ganzer Kompanien hallt durch die Flure, und in den letzten Kriegswochen werden Opas mit Panzerfäusten, Handgranaten, Maschinengewehren und Karabinern für den Volkssturm dort ausgebildet. Es ist ganz einfach schrecklich! Der kleine Franz Ostermeier mit seinen leider viel zu früh verstorbenen Eltern Nach der Kapitulation – der Einmarsch der Amerikaner erfolgt am 1. Mai 1945 – ist die Bevölkerung erleichtert: Der braune Spuk ist endlich vorbei! Man lebt jedoch weiterhin zwischen Trümmern und Ruinen. Hunger und Mangelwirtschaft begleiten einen auf Schritt und Tritt. Schwarzmarktgeschäfte greifen um sich. Man kann wenigstens wieder ruhig schlafen: Es gibt keine Fliegeralarme mehr, die Versorgung jedoch liegt weiterhin im Argen. Die Fabriken sind zerstört und die Arbeitslosigkeit ist groß. Man muss sehen, wie man über die Runden kommt, und ausgerechnet da stirbt auch noch die Mutter an Krebs – Franz ist gerade mal neun Jahre alt. Die Zeiten sind also – kurz gesagt – chaotisch. Franz ist an allem Möglichen interessiert, am meisten an dem, von dem man besser die Finger lässt: In der Schule wird mit gefundenen Pistolen gehandelt, und in den Ruinen, im Wald, und auf Friedhöfen kann man zu dieser Zeit überall scharfe Munition finden, und einige Wochen danach explodiert in einem defekten Opel Kadett Fundmunition, die Franz zum Verhängnis wird. Schwer verbrannt wird er aus dem Wrack gerettet und mit einem Leiterwagen in die Hautklinik gebracht. Taxis oder andere Autos stehen nicht zur Verfügung. Große Hautpartien an der rechten Hand, am Arm und auf der Brust sowie das ganze Gesicht sind verbrannt. Das Augenlicht kann glücklicherweise gerettet werden, doch die Brandwunden bleiben für viele Jahre sichtbar. Da sehr erfindungsreich, baut der Vater jetzt mechanisches Holzspielzeug. Noch nicht einmal Nägel sind zu bekommen, und doch wird die Küche zur Fabrik. Franz beizt die Holzteile, und der Gestank von Holzleim durchzieht die ganze Wohnung. Die Währungsreform 1948 bereitet dem jedoch ein Ende. Die Schaufenster sind plötzlich voll hochwertiger Waren, und selbst das raffinierteste Holzspielzeug ist nicht mehr abzusetzen. Jetzt ist Blechspielzeug gefragt! Der Marshallplan lässt auf einen Wirtschaftsaufschwung mit politischem Neuanfang und auf die Aussöhnung mit den Nachbarstaaten hoffen. Im letzten Schuljahr erhält Franz auch Einblicke in die Holz- und Metallbearbeitung, und nach dem Abschluss der Volksschule nimmt Franz Ostermeier 1950 auf Anraten seines Vaters eine Konditorlehre an: „Dann kannst Du später einmal auf einem Passagierschiff anheuern und Dir nebenbei die Welt anschauen…“ Er beginnt mit einer 6x9-Box zu fotografieren. Dann stirbt sein Vater während seines 2. Lehrjahres, und noch im gleichen Jahr besucht er eine Fotoausstellung im Münchener Lenbachhaus, die ihn tief berührt und seinen weiteren Lebensweg bestimmen wird. Es ist „The Family of Man“ von Edvard Steichen mit Fotos der berühmtesten Fotografen der Welt. Sie sind überall aufgenommen und zeigen Menschen aus allen Kontinenten, gleichgültig, welchen Glauben oder welchen Beruf sie haben, wie sie wohnen, arbeiten und ihre Feste feiern. Die Fotografie beginnt ihn zu faszinieren, doch zunächst einmal muss er seine Lehre 1953 ordentlich abschließen. Er kauft sich eine Kleinbild-Spiegelreflexkamera und seine ersten Motive findet er in München, in der Stadt, in der er auch heute noch lebt. Ein Nachbar weiht ihn in die Geheimnisse und Tricks der Dunkelkammerarbeiten ein. Mit einem gebrauchten Novoflex- Balgengerät und einem alten Messingobjektiv aus einer 100jährigen Plattenkamera von Auer Dult baut er sich ein Teleobjektiv, aus einem alten Mikroskop einen Mikrovorsatz für den extremen Nahbereich. Er macht Portraits lebender Ameisen, die er erst einmal vor das Objektiv bekommen muss: Dazu bastelt er einen Miniatur-Fototisch aus zwei unterschiedlich großen Kupferblättchen, die er mit Kaugummi gegeneinander isoliert, mit einer Batterie verbindet und mit Wasser besprüht. Der Ameise bleibt da keine Fluchtmöglichkeit. Sie erstarrt in ihrer Bewegung, bis der selbst gebaute Fotoflux-Birnchenblitz zündet und das formatfüllende Ameisenportrait „im Kasten“ ist… Er bildet sich zunächst selbst zum Fotografen und Fotolaboranten aus. Dabei liest er alles, was ihm darüber in die Hände fällt, und bald schließt sich auch eine richtige Fotolehre an. Dabei beschäftigt er sich gestalterisch mit der Fotografik, auch mit Fotocollagen und der Kolorierung von Schwarzweißaufnahmen, die schließlich wie echte Farbaufnahmen aussehen. Er entwirft Schallplattenhüllen und lernt den Umgang mit der Linhof-Technika. Dazu kommen erste Versuche mit einer 16 mm Siemens- Filmkamera. In den Spätvorstellungen des Filmkunsttheaters in Schwabing ist er jetzt jeden zweiten Abend auf den billigsten Plätzen Stammgast: Zwar gibt es eine Filmhochschule in Berlin, doch ohne Abitur?? Nun, auch so kann man das Handwerk des Filmemachens lernen und – er schafft es! Hans-Hermann Koeppe und Franz Ostermeier auf dem MarinSolar®-Stand der VDST-Tagung 1977 in Stuttgart Von 1952 – 1964 nimmt Franz Ostermeier mit Erfolg an einer Reihe Fotowettbewerben und Jugend-Fotoausstellungen im In- und Ausland teil. So u.a. bei der Photokina in Köln, der IFA, der Internationalen Foto-Ausstellung in München, bei „Jugend sieht Europa“ 1957 in Paris und Washington und beim VDAV. 1958 und 1959 erhält er erste und zweite Preise für seine Bilder vom Deutschen Gewerkschaftsbund. 1961 wird er mit dem Deutschen Jugendfotopreis geehrt, und 1964 ist er bei der „Weltausstellung der Photografie“ von Karl Paweck in München dabei. Weitere erste Preise erzielt er in Paris beim Deutsch-Französischen Jugendfotowettbewerb und danach bei einem anderen großen Wettbewerb in Prag. In dieser Zeit arbeitet er bereits als freier Journalist für verschiedene Illustrierten, Tages- und auch Wochenzeitungen. 1957 unternimmt er zusammen mit einem Freund seine erste größere Reise per Fahrrad, Zelt, Benzinkocher und zwei Kameras. 3000 km geht es zunächst quer durch Frankreich nach Paris, dann über den Kanal nach Großbritannien und von dort in die Beneluxländer, bevor es – da mit Fahrrad nicht erlaubt – im „Blauen Express“ von Ostberlin über Polen, Warschau, Minsk, Smolensk 3000 km bis nach Moskau zu den kommunistischen Weltjugendfestspielen weitergeht. Er trifft Menschen aus allen Bevölkerungsschichten. Franz Ostermeier sammelt dabei interessante und bewegende Fotos. Er findet im Westen wie im Osten hinter dem „Eisernen Vorhang“ durch den Krieg traumatisierte Menschen wie bei uns. Seine Erlebnisse spiegeln sich in seinen Fotos wieder, finden Beachtung und bilden die Basis für seine spätere Tätigkeit als Kameramann und Dokumentarfotograf. Franz Ostermeier im Gespräch mit Gerhard Binanzer auf der VDST-Tagung in Stuttgart 1977 Die Reisetätigkeit ist genau das Richtige, was er sucht. Sie setzt eine gute Planung voraus, nicht nur, was das Budget anbelangt, sondern er muss einen Plan für seine Ziele machen, Geschichtsbücher wälzen , Neues dazulernen, was er dokumentarisch fotografieren möchte, aber in der Schule nie gehört hatte. Dementsprechend ist die Route zu wählen, und wenn sich dabei einige Extras ergeben, dann gilt es natürlich, auch diese einzufangen. Bei den meisten Reisen ist er alleine unterwegs. So auch 1958, da geht es per Schiff auf der Donau über Bulgarien und Rumänien wieder in die UdSSR, diesmal in die damals für Touristen gesperrte Stadt Odessa am Schwarzen Meer – einmal auf der Potjomkin-Treppe stehen! Sie ist weltberühmt geworden durch den Schwarzweißfilm „Panzerkreuzer Potjomkin“ über den Aufstand der Matrosen 1905. Eine besondere Überraschung ergab sich auf den russischen Dampfer: Ein rumänischer Postbote kam an Bord, fragte nach einem Herrn O-ster-mei-er und überbrachte ihm das in München nicht zustellbare und dann weitergeleitete Telegramm mit einer Einladung zur Photokina nach Köln. Eine solch logistische Meisterleistung traute man eigentlich der Post im Ostblock nicht zu. Es war die Einladung zur Preisverleihung auf der Photokina in Köln 1958. Dort wird ihm das „Photokina-Auge“, die höchste deutsche Auszeichnung für die besten Bilder auf der Bilderschau „Jugend Fotografiert“ verliehen, übereicht von keinem Geringeren als dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss! Das sind schon gewaltige Erfolge! Und wieder steht eine neue Reise bevor: Dazu wird der Mercedes verkauft, und dann geht es 1963 für sechs Monate mit Rucksack, vier Kameras, einem Tonbandgerät und einem Sack voller Filme mit dem „Orient- Express“ nach Istanbul. Von dort aus dann zu Fuß, per Esel, Dolmusch-Taxi (einem Sammeltaxi), mit Bus und Bahn kreuz und quer auf den Spuren der Kreuzritter und Hethiter durch die Türkei, hin zu den frühchristlichen Höhlenkirchen nach Göreme, sowie nach Aleppo in Syrien zum ältesten Bazar des Orients. Von 1965 bis 1975 hat Franz Ostermeier erstmals eine feste Anstellung als TV-Kameramann und Fotograf bei einer skandinavischen TV-Agentur. Er ist viel unterwegs, zwei Millionen Kilometer mit dem Auto durch ganz Westeuropa und Skandinavien, auch nach Israel und Ägypten. Dann seine Hochzeitsreise mit dem Tauchschiff durch die Bahamas. 1974 erkrankt er schwer an den Nieren und verliert schließlich seinen Job. Er versucht einen Neuanfang und liebäugelt mit einer Weltumsegelung. Seit 1965 besitzt er mehrere Boote und eine Tauchausrüstung, erkundet die damals noch menschenleere Südküste Jugoslawiens, macht alle Bootsführerscheine, lernt Navigation, kauft sich ein Kajütboot für den Chiemsee, mit dem er auch zusammen mit seiner Frau ins Donaudelta fährt und es dort zu Wasser lässt: Pure Natur und Pelikane filmen… 1976 lernt er den Flugnavigator und Nordpolarsegler Axel Czuday kennen, der bei seinem ersten Versuch, die Nord-Ost- Passage im Segelboot zu bezwingen, in russischen Gewässern verhaftet wird. Er will es jedoch noch einmal versuchen, und unbedingt Franz Ostermeier als Kameramann mit seiner Profi-TV- Ausrüstung zur Dokumentation dieses Abenteuers dabei haben. Doch dazu kommt es nicht – aus verschiedenen Gründen, und die kostbare Arriflex-Ausrüstung ist noch nicht einmal versicherbar. Dafür arbeitet Franz Ostermeier mit dem Weltumsegler Joachim Campe zusammen, dessen Weltumsegelung mit Familie (Frau, vier Kindern und Lehrerin) später in dreizehn Folgen im Bayerischen Rundfunk und der ARD gezeigt wird. Drei dieser TV-Filme entstehen durch die Mitarbeit von Franz Ostermeier. Vor der Abfahrt entscheidet sich Franz Ostermeier doch anders. Er will jetzt alles in seine Firma MarinSolar®investieren und seine neuen Ideen realisieren: Ein neuartiges Blitzsystem, dann die erste UW-Stereokamera und Makro-Stereo-Objektive für die Nikonos zusammen mit seinem Tauchkollegen Hans-Herrmann Koeppe, Chefkonstrukteur bei der Firma Rodenstock in München. Er ist nicht nur Konditor, Kameramann, Fotograf und Journalist – er ist eigentlich „Mädchen für alles“, und durch seine vielen Reisen und die dabei gesammelten Erfahrungen ist er zum reinsten Abenteurer geworden. Dabei hat er nicht nur interessante Erlebnisse, sondern mitunter auch äußerst unangenehme und gefährliche Begegnungen, so z. B. mit den „Grauen Wölfen“, rechtsgerichteten Terroristen in der Türkei, welche ihn aus dem Zug stürzen wollen, weil er dazwischen ging, als diese Studenten im Zug verprügelten. Der Griff zur Notbremse und ein türkischer Armeeoffizier bewahren ihn vor diesem Schicksal… Sportlich zählen Bergsteigen, Skifahren und Segeln und Tauchen zu seinen Hobbys. Vor allem die UW-Welt wird ihn von nun an immer weiter in ihren Bann ziehen. Hier prägt ihn ein Lichtbildervortrag von Hans Hass Anfang der1950er Jahre ganz besonders. 1965 beginnt er mit der UW-Fotografie, zunächst noch recht einfach mit einer Zeiss-Ikonta 4,5 x 6, einer praktischen Klappkamera in der Barakuda „Gummibox“, einem flexiblen UW-Gehäuse, später aber auch mit der RolleiMarin und den verschiedenen Nikonos Kameras. 1966 erwirbt er seinen ersten Tauchschein beim Tauchpionier Peter Kopp in Hurghada am Roten Meer. Unmittelbar danach wird er als Beleuchter für Haiaufnahmen beim UW-Filmer Peter Kitt engagiert. Zwölf muntere Haie auf einmal – fürs erste ein bisschen viel – da hat sich Franz doch einen etwas ruhigeren Einstieg vorgestellt… Franz Ostermeier bei Filmaufnahmen auf dem Segelboot von Familie Campe Gerade die UW-Fotografie und der UW-Film werden sein neues Spezialgebiet. Er unternimmt viele Tauchreisen, lernt fast das gesamte Mittelmeer kennen, auch die Karibik und die Malediven. Dabei probiert er alle konstruktiven Maßnahmen in der Praxis selbst, unternimmt Langzeittests mit verschiedenen Kunststoffen, Filterfolien und Aufklebern im Meerwasser. Durch die intensive Beschäftigung mit diesem Metier und die langjährigen Erfahrungen als Kameramann entstehen neuartige technische Ideen, Konstruktionen und Problemlösungen für die UW-Fotografie, den UW-Film und die UW-Beleuchtungstechnik, was schließlich 1977 zur Gründung seiner Firma MarinSolar® führt. Damit tritt Franz Ostermeier wieder in die Fußstapfen seines Vaters: Seine Küche wird zur „Fabrik“, in der bahnbrechende Ideen umgesetzt werden. Die Nachfrage ist erstaunlich. Bald muss eine neue Fertigungsfirma am Bodensee ausfindig gemacht werden, die den Ansprüchen für größere Stückzahlen gerecht wird und einen entsprechenden Maschinenpark hat. Seine neue Lebensgefährtin Hannelore lernt sofort das Tauchen, kümmert sich um die Bilanzen und ist mit großem Engagement auch auf den Messen dabei. Franz Ostermeier mit seiner Lebensgefährtin Hannelore in Kuba Er präsentiert seine Produkte auf über 50 nationalen und internationalen Foto-, Tauchsport- und Bootsmessen, so u.a. auf VDST- Tagungen, der „boot“ in Düsseldorf, der „SPOGA“ und der „Photokina“ in Köln, der „ISPO“ in München, der „DEMA“ in den USA und der „Diving Convention“ in Kanada. Die Anwender sind Sport-, Berufs- und Forschungstaucher, und zu den Kunden zählen weiterhin das Fernsehen mit den ARD-Anstalten und die deutschen Marinetaucher zur Kampfmittelräumung in der Nord- und Ostsee. Franz Ostermeier beim Akkuladen mit neu entwickelten Klappgeneratoren im Sinai-Lighthouseriff Für weitere interessante Produkte werden Lichtsysteme entwikkelt, so z. B. für die weltweit erste Super-8-Amphibienkamera Eumig Nautica. Es ist ein Auftrag über 2,4 Millionen DM. Jetzt muss die professionelle Großserienfertigung organisiert werden, und es wird auch höchste Zeit für ein eigenes, ganztägig geöffnetes Spezial-Ladengeschäft in München, das nicht nur Sporttauchern, sondern auch professionellen Kunden mit Rat und Tat zur Seite steht. Hier ist Franz Ostermeier mit seinen Spezialkenntnissen in seinem Element. So etwas fehlt bislang weltweit. Selbst Filmhochschulen haben dafür noch keine fachkompetenten Ausbildungsprogramme. Tatsächlich kommen seine Kunden von überall her, aus den USA, von Canada, Südamerika, den Ostblockländern, sowie aus Ägypten, der Südsee usw. Als schließlich die Fremdkosten gesenkt werden müssen, wird ein eigener, umfangreicher Maschinenpark angeschafft. Ein Meister wird eingestellt, aber natürlich kann Franz Ostermeier diese Maschinen auch selbst bedienen. Beim Fräsen, Bohren und Drehen kann ihm niemand was vormachen. Es fällt ihm leicht, dem gelernten Konditor! Portrait Franz Ostermeier vor seinem Geschäft in München Die letzte Phase seines Wirkens ist von der digitalen Revolution geprägt, welche völlig neuartige fotografische, film- und lichttechnische Errungenschaften hervorbringt. Die Frauenhofer Gesellschaft lädt ihn zur Begutachtung der ersten LED-Lichtquellen ein, kann aber noch keine neutral-weißen Muster vorweisen. Franz Ostermeiers Planungen bleiben für den Tag X in der Schublade und dann – wird auf einmal die Firma verkauft. Ein Herzinfarkt 1996 hatte seine Spuren hinterlassen und die neue Lichtrevolution beginnt etwas später. Da ist er bereits raus aus dem Geschäft: Nach 27 erfolgreichen Jahren verkauft Franz Ostermeier seine Firma an „ewa®-marine“. Heute ist er im Ruhestand – doch was bedeutet das? Natürlich stellt jemand, der ein Leben lang derart beweglich war, nicht einfach die Füße unter den Tisch. Vielmehr ist er noch immer sehr lebendig, ein glänzender Erzähler, und so dokumentiert er immer noch kulturelle Veranstaltungen mit bekannten Künstlern und Schriftstellern in München, und natürlich stellt er sein umfangreiches analoges und digitales Fotoarchiv aus 40 Ländern, welche bis ins Jahr 1952 zurückeichen als „Photographicas für Sammler“, für Publikationen oder Ausstellungen auf Anfrage zur Verfügung. Sein Traum wäre eine eigene Fotogalerie in München – sehr verwegen im Zeitalter der ungeheuren digitalen Bilderfluten weltweit… Um dazu Näheres zu erfahren, können Sie ihn im Internet unter fox-foto-media@mnet-online.de direkt kontaktieren. Fotos: Franz X. Ostermeier Lichtzauber mit MarinSolar® -Blitzgeräten Von Wolfgang Freihen 1977: Ich kann mich noch sehr gut an dieses Jahr erinnern: Gerade ist mein Buch „Unterwasser-Fotopraktikum“ erschienen. Genau rechtzeitig zur VDST-Jahrestagung in Stuttgart kommt es auf den Markt, aber der Kosmos-Verlag bringt es ganz einfach nicht fertig, es dort vorzustellen, obgleich sich genau zu diesem Zeitpunkt die meisten deutschen Sporttaucher hier versammelt haben - genau die Klientel, für die dieses Buch geschrieben wur de, und das auch noch in der gleichen Stadt, in der der Verlag zu Hause ist! Dusseliger lässt sich eine solche Gelegenheit zur Präsentation eines neuen UW-Fotobuches, das sowieso nur einen begrenzten Leserkreis anspricht, ganz einfach nicht verschlafen! 1977: Es ist das gleiche Jahr, in dem Franz Ostermeier seine Firma „MarinSolar®“ gründet, und die erste Gelegenheit, seine „Zauberstäbe“ auf dieser Fachtagung zu begutachten. Es ist das gleiche Jahr, in dem ich ihn kennen lerne, eine Zeit, in der noch immer die meisten UW-Fotos mit Blitzbirnchen aufgenommen werden. Der Umgang mit Elektronenblitzen unter Wasser ist noch längst nicht allgemein üblich. Auch in meinem Buch gehe ich noch nicht darauf ein. Wenn sie zum Einsatz kommen, so sind es handelsübliche Elektronenblitzgeräte für den Überwassergebrauch, die in wasserdichte Gehäuse eingebaut sind. Zumeist sind es Eigenbauten, und so habe auch ich meinen „Braun F 70“, ein leistungsstarkes, professionelles Gerät gegen Ende der 1960er Jahre in ein zylindrisches UW Gehäuse montiert. Es ist recht großvolumig, größer als meine „RolleiMarin“. Dank einer selbst gebauten elektronischen Schaltung ist noch nicht einmal eine wasserdichte Verkabelung erforderlich, sondern ich kann die ganz nor male Steckverbindung an der „RolleiMarin“ nutzen, die normalerweise für den Kolbenblitz zur Verfügung steht. Dagegen sind die „MarinSolar®“-Blitzer „CRS Combi“ wunderbar handlich. Das CRS steht für Colour Revolving System, womit ein Kunstlicht- und zwei Graufilter unter schiedlicher Dichte, sowie ein Licht-Diffusor als Breitstrahler gemeint sind. Diese kann man je nach Erfordernis vor den Reflektor schwenken. Über den oben aufsitzenden, drehbaren 360°-Sensor wird der kabellose Sklavenblitz gezündet. Man kann darüber hinaus aber auch – dafür steht das Wort „Combi“ – gleich mehrere Sklaven- blitze zünden, um eine bessere Ausleuchtung oder besondere Effekte, wie Seiten- und/oder Gegenlicht zu erzielen. Die hauteng angepassten Plexiglasröhren sind Platz- und Gewicht sparend und dadurch extrem leicht. Die „Osram PM 25 electron“ Blitzgeräte waren ursprünglich für den Überwassergebrauch als Aufsteck-Blitzgeräte gedacht. Der weiter vom Objektiv entfernte Reflektor ergab eine plastischere Lichtführung und verhinderte die Überstrahlung besonders naher Motivteile. Die 25 steht dabei für die Überwasser-Leitzahl*), die unter Wasser (25:3) zirka der LZ 8 entspricht. Die Blitzer werden durch zwei AA-Zellen oder baugleiche Akkus mit Energie versorgt, die gut zur Belichtung von bis zu drei Kleinbild- filmen ausreichen. Für den UW-Gebrauch gibt es diese Geräte in verschiedener Ausführung: Mit Synchronkabel für Nikonos- Kameras, mit Steckdose als Kabelblitz für Nasszündung z. B. am RolleiMarin und mit Sensor als Zweit-, Dritt- oder Viertgerät, denn dieses System ließ sich durch die später entwickelte Klammertechnik phantastisch erweitern. Die bei den Nikonos-Kameras üblichen wasserdichten 3-, bzw. 5-poligen Steckdosen setzten sich auch an verschiedenen UW-Kameragehäusen anderer Hersteller durch, sodass die Blitzer auch dort ohne Umbau benutzt werden konnten. Als UW-Gehäuse dienen Plexiglasröhren, die oben und unten durch O-Ring gedichtete, drehbare Stöpsel verschlossen werden. Am unteren Stöpsel befindet sich eine Metallzunge, über die der Batteriekontakt einfach unterbrochen werden kann. Die Blitzgeräte können so auch mit dicken Handschuhen leicht an- und ausgeschaltet werden, und auch der Blitzsensor lässt sich leicht zum Auslösen in Richtung des synchron gekabelten Blitzreflektors drehen. Losgelöste Sklavenblitze können somit auch von hinten gezündet werden, was einen Kabelsalat im Riff erspart. Korrosionsfreie Kunststoffschrauben dienen zur Sicherung, damit sich die Stöpsel nicht unbeabsichtigt lösen. Perfekt konstruiert wurde das Ganze von Hans-Hermann Koeppe aus München. Eleganter geht es kaum! Jeder einzelne dieser UW-Blitzstäbe hat jedoch eine viel geringere Leistung als mein eigener Elektronenblitz. So bedarf es denn für mich zunächst eines Umweges, um die Vorzüge der MarinSolar-Blitzer wirklich kennen und schätzen zu lernen: Zurzeit fotografiere ich nämlich wegen meiner Lichtbildervorträge noch ausschließlich mit der „RolleiMarin“ unter Wasser. Sie wird zu dieser Zeit wohl als die beste UW-Kamera gepriesen – aber was heißt das schon? Eine für alle verschiedene Aufnahmengebiete „beste“ Kamera gibt es ganz einfach nicht, und so ist sie denn auch für Aufnahmen im extremen Nahbereich ganz einfach ungeeignet: 6x6-Kameras haben bei gleicher Abblendung einen *) Berechnungswert: Einzustellende Blende = Leitzahl durch Entfernung in Metern deutlich geringeren Schärfentiefentiefenbereich als Kleinbildauf- nahmen. Um auch solche Dias bei meinen Vorträgen zeigen zu können, kaufe ich mir schließlich eine „Nikonos III“ hinzu und benutze bei den Vorträgen den großen Rollei-Projektor, mit dem man gemischt beide Formate im gleichen Vortrag zeigen und fast gleich groß auf die Leinwand projizieren kann. Für Nahaufnahmen wird die Nikonos mit einem Zwischenring versehen, in den das Objektiv einrastet. Darunter wird der Distanzrahmen angeschraubt, der die exakte Aufnahmeentfernung und gleichzeitig auch den Bildausschnitt einwandfrei anzeigt. Die Kamera selbst wird in der Kameraschiene befestigt, und die beiden außen an der Kameraschiene angesetzten Blitzstäbe können nun das Motiv regelrecht in die Lichtzange nehmen. Dazu werden sie ein wenig nach innen verdreht, sodass der Lichtschein genau auf den Distanzrahmen ausgerichtet ist. Natürlich soll dabei das Motiv nicht von allen Seiten mit der gleichen Helligkeit bestrahlt werden, sondern es muss schon eine deutliche Schattenwirkung vorhanden sein, die trotzdem eine einwandfreie Durchzeichnung gewährt. Das lässt die Aufnahme plastischer erscheinen und erzeugt Bildtiefe. Hierzu kommt nun das CRS-System mit den aneinander geschweißten meerwasserbeständigen Filterfolien zum Einsatz, wobei zwischen einem lachsfarbenen Kunstlichtfilter und den beiden Graufiltern gewählt werden kann. Sie befinden sich in einem zweiten, kurzen Acrylglaszylinder mit leichtgängigen O-Ringen als Hemmung, die wohl ein leichtes Vorschwenken zulassen, aber ein ungewolltes Verrutschen auf dem Blitzzylinder verhindern. Um zusätzliche Lichtbrechungen zu vermeiden, werden die Filterzylinder durch kleine Bohrungen geflutet. Die Filterfolien sind also gänzlich von Wasser umspült und können jederzeit leicht mit Süßwasser gereinigt werden. Man kann die Blitzgeräte natürlich auch ohne Filter benutzen. Der Folienzylinder wird dazu einfach nach unten verschoben, um die volle Lichtleistung zu nutzen, während der hell- oder dunkelgraue Filter die Lichtleistung um eine, beziehungsweise 2,5 Blendenstufen reduziert. Das Vorschalten des Kunstlichtfilters (3200°K) reduziert den Blaustich (minus eine halbe Blendenstufe). Die Kameraschiene ist nicht nur einfach schwarz eloxiert, sondern trägt darüber außerdem noch eine recht teure Pulverbeschichtung. Bei den Nahaufnahmen wird bei mir der mit Synchronkabel versehene Blitzer ohne Filterring benutzt, während der Sklavenblitz ein vorgeschaltetes dunkelgraues Filter hat. Ursprünglich befindet sich bei der gelieferten Kameraschiene die Kamera genau in deren Mitte. Ich bringe jedoch neue Bohrungen an, wodurch wohl die Beschichtung verletzt wird, aber ich kann dadurch die Kamera gänzlich zur linken Seite verschieben (auf der Abbildung rechts). Später werden die Schienen ebenfalls von Neuheit her so geliefert. Außerdem baue ich auf der gegenüberliegenden Seite noch ein Distanzstück von etwa 30 mm Stärke ein. Das sieht wohl nicht so elegant aus, aber dadurch rückt der mit Sensor und dunklem Graufilter versehene Blitzer noch etwas weiter vom Objektiv ab als der mit Synchronkabel auf der anderen Seite. Das hat den Zweck, die abgestrahlten Helligkeitsunterschiede noch etwas mehr zu verstärken. Wie Versuche ergeben, kann jedes Bild (Entfernung wird auf 8 gestellt) mit der kleinsten Blende aufgenommen werden, vorausgesetzt, es wird nicht gleich ausgelöst, wenn die Blitzbereitschaftslämpchen aufleuchten. Dabei ist es auch gleichgültig, welchen Zwischenring man verwendet: Die unterschiedliche Auszugsverlängerung wird durch die automatisch erfolgte Veränderung der Blitzerentfernung kompensiert. Das ist phantastisch! Um die Kameraeinstellung brauche ich mich also überhaupt nicht mehr zu kümmern, sondern jeder Blitz wird so zum Treffer! Da der Distanzrahmen gleichzeitig den Bildausschnitt anzeigt, benötige ich auch keinen aufgesetzten Rahmensucher mehr. Es ist nicht notwendig, die Kamera ständig am Auge zu behalten. Vielmehr kann ich den günstigsten Bildausschnitt mit der Kamera am ausgestreckten Arm festlegen und genau dann auslösen, wenn es mir am sinnvollsten erscheint. Für das Blitzen im Normalbereich gibt es auch einen einfachen Handgriff, den man auf einer Seite befestigt, während die Blitzer – zwei, drei oder vier – zusammengeklammert auf der anderen Seite befestigt oder frei mit der Hand geführt werden. Im Handgriff lassen sich Autoschlüssel und/oder ein Reservefilm und Ersatzbatterien gut geschützt unterbringen. Ebenso gibt es in gleicher Ausführung eine Safety Box für den absoluten Notfall, sollte man abgetrieben sein oder schnelle Hilfe für einen Tauchkameraden benötigen. Sie hat Platz für die Leuchtpistole „Komet M 15“ inklusive Notraketenmunition rot-weiß-grün mit einer Steighöhe von 70 Metern, die am Tag auf zwei Kilometer Entfernung sichtbar ist und nachts bis 20 km. In gleicher Manier wird auch eine etwas kleinere Sucherlampe mit 20 W Halogenbirne und Spot-Reflektor geliefert, ideal vor allem für Nachtaufnahmen. Sie kann mit zwei Kunststoff-Doppelklammern an einer Blitzröhre befestigt werden. Die Sucherlampe ist mit einem wieder aufladbaren, austauschbaren 12 V/0,5 Ah NiCd-Akku bestückt und hat eine Brenndauer von etwa 20 Minuten. Geliefert wird die Lampe mit einem Ladegerät 110/220 V – 12V/50 mA mit LED-Ladekontrolle ohne Abschaltautomatik. Bei dem MarinSolar®-System hat man wirklich an alles gedacht: So gibt es dazu auch einen Transportkoffer in verschiedener Ausführung aus Aluminium, in dem die Ausrüstung durch Kunststoffeinlagen gut geschützt ist. Weiterhin einen „Metrawatt“-Belichtungsmesser (dessen Fertigung jedoch leider bald eingestellt wurde), der über dem mit Synchronkabel versehenen Elektronenblitz eingebaut werden kann, Doppelklammern, mit deren Hilfe mehrere Blitzer zu einer Einheit zusammenfasst werden können, ebenso einen Beinhalter, der ähnlich wie das Tauchermesser am Unterschenkel befestigt wird, in dem man einen weiteren Blitzer oder die Safety Box einklemmen kann, ebenso ein Einbeinstativ, an dem sich mit Sensor bestückte Blitzer zur kreativen Fotografie mit besonderen Lichteffekten anbringen lassen, die man (möglichst unsichtbar) im Bildfeld aufstellen kann. 1977, als die MarinSolar-Blitzer zum ersten Mal vorgestellt wurden, dachte man im Allgemeinen – so auch ich – zunächst einmal an ein Gerät mit einer möglichst großen Leitzahl. So ließen sich auch Fische im Nahbereich wunderbar „freistellen“, denn nach hinten fällt die Blitzwirkung im Quadrat zur Entfernung ab: Der Hintergrund wurde ganz einfach wegen der starken Abblendung automatisch pechschwarz und die Farben des Fisches leuchteten bei solchen „Pseudonachtaufnahmen“ besonders schön. Natürlicher wirken jedoch solche Aufnahmen, wo auch der Hintergrund noch Zeichnung besitzt oder das Wasser im Hintergrund schön blau oder im Süßwasser auch grün aussieht. Um diesen Effekt zu erreichen, musste das Tageslicht so berücksichtigt werden, dass der angeblitzte Vordergrund sich in der richtigen Entfernung befand, damit Blende und Zeit so gewählt werden können, dass sich eine vernünftige Mischlichtaufnahme ergibt. Das kann man auch dadurch erreichen, dass die Aufnahmerichtung schräg zur Oberfläche gewählt wurde, wodurch das Bild gleichzeitig mehr an Plastizität gewinnt. Das also waren die Tricks zu der Zeit, in der noch stets „full power“ geblitzt wurde. Dass es auch anders ging, erkannte ich erst während des Gebrauchs der MarinSolar®-Blitzer und später, als man auch mit halber oder viertel Leitzahl blitzen konnte. Wie sich zeigte, war gerade die geringe Leuchtdichte eine der besonderen Stärken der MarinSolar®-Geräte: Man konnte mehrere so miteinander kombinieren, dass man jeder Aufgabe gewachsen war. Sie waren ideal, um das Licht jederzeit so zu dosieren, wie man es gerade brauchte. Die wirkliche Gesamtleitzahl ergab sich dabei nicht etwa durch einfaches Addieren der Einzelleitzahlen, sondern . entsprechend der Formel Ln = L vn, wobei n die Anzahl der verwendeten Blitzer bedeutet. 1977 gab es - wenn überhaupt - nur ganz wenige Blitzgeräte, bei denen schon mit Teillast geblitzt werden konnte. Hier ergab sich das ganz einfach von alleine. Man konnte die Blitzer aber auch in anderer Art und Weise zur Bildgestaltung nutzen: Indem man mit Sensoren versehene Blitzstäbe einem Tauchkameraden in die Hand gab und ihn am Riff oder am Höheneingang fotografierte. Dann gaben die Sklavenblitze ihre Strahlkraft ab, wenn man selbst den Auslöser drückte und damit den eigenen Blitz zündete. Auf diese Art und Weise ließ sich gleichzeitig der zu erfassende Rotbereich dehnen: Diese Farbe wird nämlich nach 5 - 6 Metern Lichtweg im Wasser komplett herausgefiltert, d. h. der komplette Lichtweg ist beim Blitzen immer die Entfernung vom Blitzer zum Motiv und von dort zur Kamera zurück, und alle Motive fangen so im allgemeinen ab Aufnahmeentfernungen von etwa 2,5 - 3 Metern an zu verblauen. Das gilt für leistungsstarke Blitzgeräte genauso wie für die kleinen MarinSolar®-Blitzgeräte. Durch das Loslösen von der Kamera kann man dagegen Rot auch noch auf weit größere Entfernungen sichtbar machen. Durch die Lösbarkeit der mit Sensoren ausgerüsteten Blitzer konnte man darüber hinaus Aufnahmen auch so stellen, als würde man seinen fotografierenden Tauchpartner genau in dem Augenblick ablichten, als dessen Blitz zündete. All diese entfesselten Blitztechniken gaben einem ungeahnte Gestaltungsmöglichkeiten. So konnte man Gegenlicht erzeugen, die Blitzer in der Tiefe staffeln usw. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt! Produktfotos: Franz X. Ostermeier Alle anderen Fotos: Wolfgang Freihen Fertigungshalle: Beinhalter Der Nachbau einer Transportkiste für die Rolleimarin Wie ein kleines Foto eine internationale Zusammenarbeit auslösen kann Von Franz Rothbrust Der Weg nach Australien ist sehr weit, führt um den halben Globus, eine Unterwasserkamera ist empfindlich und teuer. Folgerichtig haben Franke & Heidecke ihren ersten Unterwasserkamera- Prototyp in einer stabilen Transportkiste verstaut bevor er im Dezember 1952 zu Hans Hass an das Große Barriere Riff verschickt wurde. Er sollte das Gerät im Einsatz prüfen und falls erforderlich letzte Verbesserungsvorschläge machen. Die Empfangsbestätigung von Hans Hass zum Rolleimarin- Prototyp vom 16. Januar 1953 © Hans-Hass-Institiut Das kleine Foto Das Foto von 1952 in Originalgröße © Hans-Hass- Institut Ein winziges Foto dieser Holzkiste bekomme ich zum ersten Mal während meiner Arbeit am Text über die Entwicklung der Rolleimarin zu Gesicht (siehe dazu TauchHISTORIE Nr. 1/2013). Richard Weiß, Konstrukteur bei Franke & Heidecke (Rollei), hatte das Bild in der ersten Bedienungsanleitung zur Rolleimarin eingeklebt. Ein kleines verblasstes Schwarzweiß-Foto, eine Inhaltsliste und einige Briefzeilen dazu, mehr an Informationen gab es nicht. Nur wenige Details waren auf dem 60 Jahre alten kleinen Bild zu erkennen. So eine Kiste, möglichst originalgetreu mit allem Drum & Dran, hätte ich gerne besessen. Andrés Clarós, Unterwasserkamera- Sammler aus Spanien und John Wild, Rollei-Sammler und Herausgeber der Zeitschrift „Club Rollei User“ aus England, zeigten ebenfalls Interesse. Gemeinsam beschlossen wir die Kiste zu rekonstruieren. Um den Verpackungskasten, wie er im Inhaltsverzeichnis genannt wird, möglichst originalgetreu nachbauen zu können, brauchten wir detaillierte Informationen. Dazu wurde das kleine Foto sehr hoch auflösend am Computer eingelesen. Die Details hätten jedoch im Laufe der Jahre verblasst oder ganz verschwunden sein können. Die Auflösung des damaligen Schwarzweiß- Filmes war sehr hoch, der Abbildungsqualität der Objektive entsprechend. Bei Rollei hatte man das Foto fachgerecht entwickelt und so kamen während der digitalen Bearbeitung viele wichtige Details wie von Geisterhand zum Vorschein ... Das war kein einfacher, gewöhnlicher Verpackungskasten, sondern eine sorgfältig angefertigte Aufbewahrungskiste mit Zubehör- und Ersatzteilfächern, sowie allem notwendigem Werkzeug zur Wartung am Unterwassergehäuse. Auf dem Bild der Folgeseite erkennen wir in der linken Seite verstaut, den Prototyp „PR 230“, wie er von Claus Prochnow in seinem Buch „Rolleireport 2“ genannt wurde. Auf den Namen „Rolleimarin“ haben sich Hans Hass und Franke & Heidecke erst später geeinigt. Darunter ist in einem eigenen Fach der zusammengefaltete Rahmensucher auszumachen. Rechts der aufgeklappte Deckel mit verschiedenen Werkzeugen. Zwei Gabelschlüssel, ein Doppel- Ringmutterschlüssel für die Verschraubungen der Frontscheibe und Sucherlupe. Daneben zwei handgeschmiedete Schraubenzieher. Unten in der rechten Ecke ein Fach, aus dem eine Rollei-Filterschachtel herausschaut. Sie enthält die gelisteten Farbfilter. Der aufgeführte Triebschraubenzieher war leider nirgendwo zu sehen. Was ist eigentlich ein Triebschraubenzieher, wozu dient er? Das kleine Foto digital bearbeitet und vergrößert © Hans-Hass-Institut Das Inhaltsverzeichnis zum Verpackungskasten © Hans-Hass-Institut Die Abmessungen Den Prototyp PR 230 hatte Andrés Clarós in Neustadt zur Wartung, so konnte er genau vermessen werden, um daraus auf die Dimensionen der Kiste zu schließen. Das war aber leichter gedacht als getan. Die linke Seite des Fotos mit dem Unterwassergehäuse war stark perspektivisch verzeichnet und daher unmöglich genaue Abmessungen daraus zu ermitteln. Dies gelang bei einigen Details, aber die addierten Maße machten keinen Sinn, passten nicht zusammen, waren so nicht stimmig. Eine perspektivische Korrektur am PC brachte ebenfalls keine besseren Ergebnisse, ganz im Gegenteil. Die rechte Deckelseite des Bildes war weniger verzerrt. Der Ringmutterschlüssel passte auf den vorderen Schraubring am Unterwassergehäuse, dessen Durchmesser bekannt war. Nach dem Einzeichnen des Schraubrings konnte für die Deckelseite ein stimmiger Abbildungsmaßstab errechnet werden. Die so ermittelten Deckelmaße waren in sich schlüssig. Die linke Kistenseite mit der Kamera musste dem entsprechen. Aus den Abmessungen des Unterwassergehäuses ließ sich mit einiger Sicherheit die Höhe der Kiste herleiten. So standen jetzt die äußeren Abmaße der Kiste halbwegs fest. Weitere Rätsel Ein Rätsel blieben die Ersatzteilfächer, es gab nur einen knappen Hinweis im Inhaltsverzeichnis: ...„unter bezeichn. Stelle im Kasten fest eingeschrb.“… Selbst bei starker Vergrößerung war im Originalfoto nicht zu erkennen wie diese Fächer im Detail aussahen. Die beiden Schraubenzieher waren selbst gemacht, geschmiedeter Werkzeugstahl, gebogene und verlötete runde Griffe. Warum keine handelsüblichen Schraubenzieher verwendet wurden, blieb ein Rätsel. Vielleicht waren sie in jenen Nachkriegsjahren noch Mangelware, eigentlich schwer vorstellbar. Dann war da noch der Triebschraubenzieher. Was damit genau gemeint, wozu er verwendet wurde, konnten wir immer noch nicht erklären. „Google“ auch nicht. So vergingen einige Monate in denen wir uns mehr oder weniger auf der Stelle bewegten ohne die noch offenen Fragen beantworten zu können. Uns konnte nur ein weiterer Fund im Hans Hass Archiv und oder sonstiges Wunder weiterhelfen. . . Kommissar Zufall Das Wunder geschah! Eines schönen Tages entdeckte Andrés Clarós ein Rolleimarin Stereo-Unterwassergehäuse samt Transportkiste im Internet! Es wurde unter „Haushaltsauflösungen“ feilgeboten. Welch ein Fund! Nach kurzer Recherche konnte Michael Jung bestätigen: „Die Kiste stammt aus dem Besitz von Hans Hass!“ Bedauerlicherweise war die Doppel-Rolleiflex- Stereokamera nicht dabei. Sie war einige Jahre zuvor verkauft worden und im Sommer 2013 fand sie bei einer Auktion von „Westlicht“ in Wien abermals einen neuen Besitzer. Die Stereokamera- Transportkiste entsprach in den meisten Details jenem Verpackungskasten den wir nachbauen wollten. Sie war lediglich etwas breiter, passend zur Stereokamera. Endlich konnten wir sehen wie und wo die Ersatzteile untergebracht waren, die genauen Maße abnehmen, die Details der Konstruktion studieren. Der geheimnisvolle Triebschraubenzieher fehlte leider auch hier. Das Stereo- Unterwassergehäuse von Hans Hass, 2012 bei einer Haushaltsauflösung entdeckt. Franke & Heidecke haben nur drei solcher Stereokamera- Gehäuse in Braunschweig gebaut. Eines davon ist verschollen, zwei existieren noch. Aber das ist eine andere Geschichte über die in einer der nächsten Ausgaben der „TauchHISTORIE“ zu lesen sein wird. Es gab aber noch ein Problem. Die Einbauten im Deckel waren nicht in der gleichen handwerklichen Sorgfalt gebaut wie die Kiste selbst. Das ist gut auf dem vergrößerten Foto an einigen Details zu erkennen. Die Halterungen der Gabelschlüssel und Schraubenzieher wirken „gebastelt“, die einzelnen Holzteile passten optisch nicht zusammen. Was tun? Einerseits wollten wir die Kiste originalgetreu nachbauen, andererseits sollte sie in jedem Detail perfekt sein. Ein befreundeter Restaurator meinte, dass es durchaus üblich sei, bei Nachbauten handwerkliche Fehler zu korrigieren. Dann ist unsere Kiste eben keine originalgetreue Replik sondern „nur“ ein Nachbau. Jetzt war ich als Designer gefordert, die Halteteile für die Werkzeuge zu überarbeiten ohne dabei allzu sehr vom Original abzuweichen. Die Herstellung Alle Teile für den Bau der Kiste konnten nun gezeichnet werden. Als nächstes mussten wir noch geeignete Handwerksbetriebe für die Herstellung finden. Unser Sammelfreund Jaroslav Knotek aus Tschechien empfahl den Restaurator & Schreiner, Josef Filip. Er bekam den Auftrag, die ersten fünf Kisten zu bauen. Sie wurden in Stil und Machart der 1950er Jahre gefertigt. Wie beim Original hat Filip die Eckverbindungen aufwändig verzahnt und mit Knochenleim verklebt. Schutzkappen für Kistenecken gab es im Handel nur noch verchromt, zudem waren sie größer als am Original. Filip hat sie verkleinert und danach sandgestrahlt um den Chrom zu entfernen. Zusammen mit den Messingschrauben wurden sie anschließend im Säurebad optisch gealtert. Das verwendete Deckel-Filmscharnier stammt aus alten Beständen der1950er Jahre. Das Holz hat Filip mit Kaliumpermanganat behandelt, um ein wenig Patina zu erzielen. Abschließend wurde das Buchenholz mit Öl imprägniert. Auch das Kastenschloß wurde fachgerecht nachgebaut, da es nicht mehr im Handel zu erwerben war. Diese Aufgabe hat Jan Provita aus Tschechien übernommen. Provita ist auf die Restaurierung von Waffen aus dem 18. und 19. Jahrhun-Unsere Kiste hat sich „herumgesprochen“, in den kommenden dert spezialisiert. Die von ihm gebauten Schlösser entsprechen Monaten werden wieder welche für interessierte Sammler gebaut. genau dem Original. Geöffnetes Ersatzteilfach der Stereo-Rolleimarin Kiste mit Wellen und anderen Kleinteilen. Die Kisten kommen! Jarolsav Knotek brachte zum 7. Internationalen Klassik-Tauchertreffen die Kisten aus Tschechien mit nach Neustadt. Seit den ersten Arbeiten an der Rekonstruktion war ein Jahr vergangen und so war die Spannung beim Ausladen groß. Die gute Arbeit der tschechischen Handwerker hat alle begeistert. So war aus dem Projekt eine schöne internationale Zusammenarbeit entstanden. * Die Transportkisten sind von Franke & Heidecke leider nie in Serie hergestellt worden, sie waren letztlich wohl zu teuer. Die Rolleimarin hat man stattdessen in soliden Segeltuchtaschen ausgeliefert. Es sind nur die Kiste für den ersten Prototyp und jene zur Rolleimarin Stereokamera bekannt. Sie zeigen mit welchem Aufwand und Enthusiasmus Franke & Heidecke zusammen mit Hans Hass am Projekt „Rolleimarin“ gearbeitet haben, welcher Stellenwert ihm beigemessen war. Derzeit arbeiten wir an einem mehrsprachigen Begleitheft, es soll jeder Kiste beigelegt werden. Darin wird ausführlich deren Rekonstruktion beschrieben. Den Text über die Entwicklung der Rolleimarin sowie deren erste Bedienungsanleitung wird darin ebenfalls nachgedruckt. Das Rätsel um den Triebschraubenzieher haben wir am Ende auch gelöst. Ein Rollei-Mechaniker gab den entscheidenden Hinweis. Er wusste zwar nicht, was ein Triebschraubenzieher ist, meinte jedoch beiläufig, daß man die Entfernungseinstellung an der zweiäugigen Rolleiflexkamera „Trieb“ genannt hat. Sofort war klar, mit jenem Triebschraubenzieher wurde die Klemmschraube am Adapter zur Entfernungseinstellung der Rolleiflex angezogen. Oder hat jemand eine andere Erklärung? Der Triebschraubenzieher am Adapter zur Entfernungseinstellung. Die Innenansicht. Unten in der linken Ecke das Ersatzteil- fach für Wellen und Hutmanschetten passend zu den Gehäusedurchführungen. Rechts in der Mitte das Fach für die flachen Gehäusedichtungen. Ganz unten schaut der Rahmensucher aus seinem Fach. In der Kistenmitte die Aufnahme für das Unterwassergehäuse. Dieses Teil ist von unten ausgehöhlt, darin gelagert sind eine Gehäusefrontscheibe und Sucherlupe als Ersatzteile. Bild ganz oben: Der fertige Nachbau mit Rolleimarin Prototyp PR 230 Prototyp PR 230 Mitte: Nachbau und Original Unten: Die „Kistenmacher“ Von links nach rechts: John Wild - England Franz Rothbrust - Deutschland Dr. Andrés Clarós - Spanien Jaroslav Knotek - Tschechien 68 7. Internationales Klassik-Tauchertreffen 7. Internationales Klassik-Tauchertreffen 15./16. Juni 2013, Neustadt an der Weinstrasse und Marxweiher Von Franz Rothbrust Bernd Wagner (links) und Jan de Groot (2. von links) begrüßen die Gäste Foto: Franz Ostermeier Galeazzi Panzertaucher, Sammlung Bernd Wagner Foto: Helmut Knüfermann Eigentlich sind zwei Tage zu kurz, viel zu schnell vorbei, die Eindrücke sind noch präsent, klingen noch in den Ohren. Mehr als fünfzig Sammler aus zehn Ländern waren wieder in die Pfalz gekommen, die Autos voll gestopft bis in den letzten Winkel. Das ist gut, das Treffen lebt von den ausgestellten Kostbarkeiten, ob Kreislaufgeräte, Bücher, Helm- oder Schwimm- Tauchausrüstungen – alles trägt zum Erfolg des Ganzen bei. Das Treffen begann beim Kompressorhersteller Lenhard &Wagner in Hüttenfeld an der Bergstrasse. Bernd Wagner hatte alle Teilnehmer eingeladen, seine Sammlung alter Tauchtechnik zu sehen und begrüßte die Gruppe zusammen mit Jan de Groot. In der Empfangshalle beeindruckten ein Galeazzi Panzer-Taucher, eine russische Observationskammer und Vitrinen voller schöner Taucherhelme. Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Etagen, Taucherhelme, Pumpen, Schuhe, Schwimmtauchausrüstungen und vieles mehr waren zu sehen. Die großartige Sammlung hat alle in ihren Bann gezogen. Sie ist in Qualität und Vielfalt herausragend. Eine informative Führung von Bernd Wagner durch die Produktionshallen seiner Firma rundete die Veranstaltung ab. http://www.lenhardt-wagner.de Am Nachmittag trafen wir uns in einem über hundert Jahre alten Saal im malerischen Winzerdorf „Königsbach“ bei Neustadt zur Konferenz. Vor Beginn der internationalen Veranstaltung hielt die Historische Tauchergesellschaft e. V. ihre erste Mitgliederversammlung nach der Vereinsgründung vor zwei Jahren ab. Am späten Nachmittag füllte sich der Saal mit den angereisten Gästen zur offiziellen internationalenVeranstaltung. Die „Historical Diving Society“ war durch mehrere Präsidenten vertreten: Jean Grepinet - HDS Frankreich, Wieslaw Washkowski – HDS Polen, Jiri Trpik – HDS Tschechien. Die weiteste Anreise hatte Adair Ribeiro, der schon zum zweiten Mal aus Sao Paulo nach Neustadt gekommen ist. Es war eine besondere Freude, die Erstausgabe unserer Zeitschrift „TauchHISTORIE“ an alle Gäste zu verteilen. Es folgten bebilderte Vorträge zu tauchhistorischen Themen: Jan de Groot, HTG/ DE/NL: „Erste Entwicklungen der Helmtauchtechnik in England und den Niederlanden“. Zu Beginn des Vortrags standen erste Entwicklungen in England: Der Rauchschutzhelm von Charles Dean 1823, die halbgeschlossene Ausrüstung von Augustus Siebe von 1828. Dazu kamen der geschlossene Anzug mit Helm von Edwards und später die verbesserte Ausrüstung von Siebe, die nach 1839 entstanden ist. In den Niederlanden begann die Entwicklung mit der ersten Tauchausrüstung, die Van Geuns 1836 von Siebe erworben hat. Die holländische Marine hat etwa zur gleichen Zeit eine solche Ausrüstung bestellt. Die ersten Helme aus Niederländischer Produktion stammen von „Bikkers“ in Rotterdam (1841), sie waren halb geschlossen. Als Fazit kann angesehen werden, dass die Entwicklung einher ging mit der Industriellen Revolution und war geprägt von ihrem Fortschritt und technischen Möglichkeiten. Der Bedarf in 7. Internationales Klassik-Tauchertreffen 69 Holland als Küstenland war entsprechend groß für den Unterwasserbau und die Bergung versunkener Schiffsladungen. Frank Werthwein, HTG/ DE : „Zweischlauchregler aus Ost- und West- Deutschland“. Frank gab einen umfassenden Überblick zu allen in Deutschland je hergestellten Zweischlauch- Atemreglern. Bilder von Lungenautomaten aller Hersteller wurden präsentiert, die Besonderheiten herausgestellt: Auer, Berlin Divers, Barakuda, Dräger, Mohnsam, Medi, MLW, Schick & Tauchtechnik. Einer der vorgestellten Regler von AUER ist in Sammler- kreisen völlig unbekannt, es existiert nur ein Katalogbild ohne nähere Bezeichnung. Oldrich Lukš, HDS/ CZ: „Historische Helmtauchausrüstungen aus Museen und Sammlungen in Tschechien“. Oldrich zeigte Bilder zweier Helmtauchausrüstungen von Franz Clouth im Besitz des Prager Technischen Museums. Eine davon wurde nach dem ersten Weltkrieg für Unterwasserarbeiten in der Elbe benutzt. Sie war mit einem Regler nach Rouquayrol- Denayrouze ausgestattet. Ein weiterer, sehr seltener Helm von Franz Clouth, wohl der einzige weltweit, ist auch in Prag zu sehen. Der Drei- Bolzen- Helm wird über schwenkbare Gewindebolzen und Ringmuttern mit dem Schulterstück verbunden. „Helmflansch mit Klappschraubenanschluss“ wurde die Konstruktion 1894 genannt. Auch das vordere Fenster wird mit einer solchen Ringschraube verschlossen. Im Prager Museum ist noch ein „Leichttauchge- rät“ zu finden. Ein Dräger „Pioniertauchgerät“ ist in Besitz eines privaten Sammlers in Tschechien. Aus dem Vortrag von Oldrich Lukš, Helmflansch mit Klapp- schraubenanschluß von 1894 Die Vorträge sind zu einem wichtigen Bestandteil unserer Veranstaltung geworden. Den Referenten möchte ich nochmal ausdrücklich danken. Den Sonntag verbrachten alle Teilnehmer im Schatten einer großen Pappel bei sonnigem Wetter am Marxweiher in der Nähe von Speyer. Pavillons und Biertische waren schnell mit Sammlungen alter Tauchausrüstungen belegt. Kartons voller „Flohmarkt- Artikel“ stapelten sich. Unsere Freunde aus Tschechien öffneten, wie in jedem Jahr, ein mitgebrachtes Fass Pilsener, der Tag konnte kommen. Helmtauchausrüstungen und Schwimm- Tauchgeräte vieler europäischer Hersteller lockten neugierige Zuschauer an. Einige äußerst seltene Exemplare standen im Mittelpunkt des Interesses: Ein Zweischlauchregler, von dem nur ein Exemplar in Sammlerkreisen bekannt ist, ein Dräger PA60/1. Ein Pirelli „Explorer“ lag unscheinbar zwischen seltenen Automaten von „Salvas“, um nur einige zu nennen. Beeindruckend war die Ausstellung von MEDI und Dräger Kreislaufgeräten und Uwe Busch’s russisches „IDA 71“. Giancarlo Bartoli aus Italien stellte wunderschöne Taucherhelme nebst Zubehör von „Galeazzi“ aus. John Wild aus England zeigte seine Rolleimarin I Unterwasserkamera mit der Seriennummer 511 und verschiedene Modelle von Wulf Koehler’s „WKD“ Rollei SL 66- Gehäusen. Erfreulicherweise ist in jedem Jahr mehr an Tauchliteratur zu sehen. Rolf Vötsch hatte wieder alte und seltene Bücher, Bedienungsanleitungen und Tauchzeitschriften mitgebracht. Es würde einige Seiten füllen alle mitgebrachten Geräte aufzulisten, alle Aussteller zu nennen. An dieser Stelle möchte ich nochmals allen Teilnehmern für Ihr Kommen danken, ganz besonders jenen, die keine Mühe scheuten und Ihre Sammlungen mit an den Marxweiher brachten. Es hat uns sehr betroffen gemacht, dass unser Ehrenmitglied Hans Hass am gleichen Sonntag in Wien gestorben ist. Wir hatten eine Woche danach die traurige Nachricht von Michael Jung erhalten. Künftig wird unser Treffen auch immer ein Gedenken an seinen Todestag sein. Wer einmal an unserem Treffen teilgenommen hat, kommt in den folgenden Jahren wieder, das freut uns und spornt an, die Veranstaltung von Jahr zu Jahr attraktiver zu gestalten. 2014 findet sie am 21. und 22. Juni statt. Die Planung ist schon im Gange. Russische Observations kammer, Sammlung Bernd Wagner Foto: Franz Ostermeier 70 7. Internationales Klassik-Tauchertreffen Giancarlo Bartoli und Andrés Clarós diskutieren um den Preis für die Boutan- Replik. Foto Franz Ostermeier Galeazzi Taucherhelm ausgestellt von Giancarlo Bartolli Foto: Franz Rothbrust Michael Müller und Helmut Knüfermann bereit zum Tauchgang Foto: Franz Rothbrust Rolf Vötsch HTG/DE (rechts) zeigt Oldrich Lukš HDS/CZ die Teile der Sammlung Bernd Wagner Foto: Franz Rothbrust Erstausgabe des „Delphin“ von 1954 Foto: Franz Rothbrust 7. Internationales Klassik-Tauchertreffen 71 Däger- Helmsammlung von Ulf Barthel aus Brandenburg Foto: Uwe Busch Frank Werthwein’s Schatzkiste Foto: Franz Rothbrust Kostbarkeiten Ausklang im Gartenlokal Buchbesprechungen Frank Werthwein: 50 Jahre Scubapro – Der Atemreglerhersteller Ein Streifzug durch die Firmengeschichte und Produktvielfalt des Herstellers Der Titel zeigt, dass sich das Buch vor allem an solche Tauchsportler wendet, die Tauchausrüstungen des Allround-Ausstatters Scubapro bevorzugen, und die sich weiterhin besonders für Atemregler interessieren. Der Aufarbeitung der 50jährigen Firmengeschichte wird breiter Raum gewidmet. Ebenso wird gezeigt, wie sich die Tauchausrüstungen während dieser Zeit verändert haben, und welche Einflüsse dabei den Entwicklungen von Scubapro zu verdanken sind. Zum Lesen ist es empfehlenswert, mit dem Atemreglerteil zu beginnen, bevor man sich der eigentlichen Firmengeschichte zuwendet, die sich an der Aufeinanderfolge der einzelnen Sammelkataloge orientiert. Dabei wird die Vielzahl der von Scubapro vertriebenen Tauchgerätschaften deutlich, auch solcher, die von ganz anderen Firmen hergestellt wurden. Da allerdings hätte der Leser, der nicht über diese Kataloge verfügt, teilweise gerne mehr über einzelne Ausrüstungsteile erfahren, so z. B. über das Dekompressiometer. Hier ist vor allem unverständlich, nur von „anfänglichen Ungereimtheiten“ zu lesen. Hier wäre es sinnvoll gewesen, entweder auf eine solche Wertung zu verzichten oder die Grenzen dieses mechanisch arbeitenden Gerätes sachlich erklärt zu bekommen. Ebenso wäre es z.B. beim Jet-Schnorchel interessant zu erfahren, warum dieser „neue Maßstäbe“ setzte und zum „Klassiker“ wurde. Solche pauschalierte Urteile, von denen es mehrere gibt, lassen viele Fragen offen. Auch wenn man es erwarten möchte, es ist kein Atemreglerbuch im üblichen Sinne! So bleiben u. a. die Anfänge membrangesteuerter Lungenautomaten völlig im Dunkel, da sich Scubapro seit seiner Gründung dem Bau kolbengesteuerter 1. Stufen verschrieben hat. Doch auch hier wird über die Funktion - gleichgültig ob balanciert oder nicht - genauso wenig im Detail erklärt wie über die Wirkungsweise des koaxialen Spulenventils. Das ist insofern äußerst bedauerlich, weil dadurch die genialen Weiterentwicklungen durch Scubapro nicht so greifbar werden, wie es ansonsten möglich gewesen wäre. Trotz solcher Unzulänglichkeiten ist es empfehlenswert, das Buch schon alleine wegen der Bedeutung dieses Unternehmens seiner Taucherbibliothek einzuverleiben. W. F. Broschiert mit farbigem Firmenlogo, Format ca. 15 x 21 cm 275 Seiten mit vielen sw. und farb. Abbildungen Verlag Books on Demand, Norderstedt, 2013 ISBN 9783848253531 Preis: 39,90 Euro Dieter Harfst: Helm-Taucherei auf alten Postkarten und sonstigen Raritäten Ein reizvolles Buch, in dem der ehemalige Berufstaucher Dieter Harfst den Lesern einen Einblick in einen Teil seiner gesammelten Schätze gewährt: Echt gelaufene Postkarten mit Helmtauchermotiven, ergänzt durch zahlreiche Ausschnitte aus alten Katalogen und auch Büchern. Ursprünglich war das Thema schon einmal als dünnes Heftchen erschienen. Hier jedoch liegt das Ganze nicht nur im größeren Format, sondern auch erweitert und mit entsprechenden Kommentaren versehen als schön gestaltetes Buch vor, das jeden an der Helmtaucherei Interessierten ganz einfach ansprechen muss! W. F. Broschiert mit farbigen Titelbildern, Format DIN A4 74 Seiten mit vielen sw. und farb. Abbildungen Tauch-Info-Büro und Verl. Norbert Gierschner, Berlin, 2013 ISBN 978-3-937522-31-9 Preis: 21,80 Euro Dieter Harfst: Zwischen Dükern, Wasserbau und Meeresgrund Ein Helmtaucher erzählt aus seinem Arbeitsleben Wir sprechen von der 2. verbesserten und erweiterten Auflage, die in völlig neuem Layout mit größeren Abbildungen und vielen interessanten Dokumenten und Zeugnissen versehen ist. Eine außerordentlich hübsche Lektüre! Zwar hätte ich mir teilweise ein wenig mehr sachliche Informationen zum Beruf und zur Ausbildung eines Helmtauchers gewünscht, wie es früher war und wie es heute ist. Ebenso, was die Umschulung zum Schwimmtaucher und die Ausbildung eines Sprengmeisters anbelangt. Schließlich wollen viele außer einer spannend geschriebenen Lebensgeschichte gleichzeitig mehr Hintergrundwissen zu diesem Berufsbild in sich aufnehmen. Harfst ist ein glänzender Erzähler, der einen auch zum Schmunzeln bringt, und der mit diesem Buch gleichzeitig eine recht interessante Milieustudie vorlegt. Kurzum: Eine außerordentlich lesenswerte Lektüre mit vielen schwarzweißen Fotos. W. F. Broschiert mit farbigem Titelbild, Format DIN A4 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 178 Seiten mit vielen s/w Abbildungen Tauch-Info-Büro und Verl. Norbert Gierschner, Berlin, 2013 ISBN 978-3-937522-40-1 Preis: 15,80 Euro Martin Rauschert: Mein erstes Wort war Pinguin Es ist das erste Buch einer dreibändigen Autobiographie von Martin Rauschert: „Mein Leben ist nur Hobby“. Das eigentlich gehört auf die Titelseite und nicht nur beiläufig im Inneren erwähnt. Ansonsten eine reizvolle Schilderung, in der gleichzeitig deutlich wird, wie grundsätzlich anders die Entfaltungsmöglichkeiten in der DDR waren. Die meisten Tauchgerätschaften bis hin zu den UW-Kameragehäusen mussten selbst gebastelt werden. Das allerdings tat der Begeisterung keinen Abbruch. So beschreibt der Autor sehr lebendig seine Tauchfahrten zu den verschiedensten einheimischen Binnengewässern, zur Ostsee und zum Schwarzen Meer, und er schildert, wie die Taucherei sein gesamtes weiteres Leben bestimmt: So berichtet er von seinem Pädagogik- und Biologiestudium, seiner Doktorarbeit und auch darüber, wie der GST-Sporttaucherschein auf einmal nicht mehr ausreichte und zu weiteren UW-Arbeiten eine Berufstaucherprüfung Voraussetzung wurde. Vor allem beeindruckt die Vielzahl der im Laufe der Zeit durchgeführten Arbeiten unter Wasser – von der Fotografie und dem Filmen bis hin zu Kino- und Fernsehfilmen, auch über die Benutzung von Klarwasservorsätzen bei der Arbeit an Spundwänden in trüben Gewässern. Die Aufgaben werden immer interessanter, reichen bis zu einer Expedition an Bord eines DDR-Handelsschiffes ins Roten Meer, und ausführlich schildert er UW-archäologische Arbeiten am Broschiert mit solarisiertem s/w Titelfoto, Format DIN A 4 133 Seiten mit vielen s/w Fotos Tauch-Info-Büro und Verlag Norbert Gierschner, Berlin 2012 ISBN 978-3-937522-35-7 Preis: 14,80 Euro wohl längsten Brückenbauwerk des 12. Jahrhunderts, das sich im Oberückersee befindet, wobei er sich teilweise bei Null- Sicht nur tastend vorarbeiten kann. Rauschert besucht auch im Auftrag der DEFA die UW-Station „Schelf 1“ in Bulgarien, er nimmt dort am Tauchexperiment „Schelf-Tschernomor“ teil. Höhepunkt seiner taucherischen Tätigkeit sind Besuche der russischen Antarktisstation „Bellinghausen“, wo er zweimal für jeweils anderthalb Jahre verweilt. Darüber wird in den beiden Folgebänden berichtet. W. F. Dietmar Steinbach: Nur Tauchen im Kopf Autobiographie eines DDR-Tauchers. Ein außerordentlich interessantes Buch! Mit jeder Seite, die mich tiefer in das Leben des Autors hinter dem Eisernen Vorhang eindringe lässt, die mir seine Gedanken und seine sich wandelnde Einstellung zur DDR bis zur politischen Wende verstehen lässt, aber auch seine taucherischen Erlebnisse und Erfolge lassen das Buch immer reizvoller werden. Schließlich konnte ich mit dem Lesen überhaupt nicht mehr aufhören, bis ich endlich ganz am Schluss angelangt war. Das Buch ist ganz einfach großartig geschrieben! Man hat fast den Eindruck, unmittelbar dabei zu sein! Es ist weit mehr als nur die Geschichte eines begeisterten Sporttauchers und UW-Fotografen, der auf UW-Fotowettbewerben bis weit über die Grenzen der DDR bekannt wird. Zugleich ist es ein zeitkritisches Buch, dass das Leben ganz normaler DDR-Bürger in unserem sozialistischen Bruderstaat weit besser beschreibt, als sich das üblicherweise in politischen Büchern nachvollziehen lässt. Durch die Beschreibung ganz normaler Geschehnisse, der persönlichen Geschicke des Autors und seiner Clubkameraden wird das Leben hinter der Mauer auch für uns „Wessies“ richtig greifbar. Es wird deutlich, wie ohnmächtig ganz normale DDR- Bürger der Willkür dieses Staatsapparates ausgesetzt waren. Es beschreibt aber auch, wie der Spaß am Tauchen trotzdem in heimischen Gewässern, in Höhlen, an der Ostsee und in sozialistischen Bruderstaaten ausgelebt werden konnte. Es zeigt ebenso, welch bürokratischer Aufwand mitunter zur Planung einzelner Reisen selbst innerhalb der DDR erforderlich war, welche Tricks angewandt werden mussten, um westliche Tauchliteratur lesen zu können und wie durch bastlerisches Geschick UW-Kameras und ganze Tauchausrüstungen daheim entstanden. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre! W. F. Broschiert mit farbigem Titelbild Format ca. 15 x 20 cm 308 Seiten mit zahlreichen Fotos Südwestbuch, SWB- Verlag, Stuttgart, 2012 ISBN 978-3-942661-36-2 Preis: 20,00 Euro Michael Jung: Hans Hass – Erster in allen Meeren Die Basis dieses Buches ist der 1994 im Verlag Stephanie Naglschmid erschienenen Band „Hans Hass – Ein Leben lang auf Expedition“. Dazu fehlen lediglich die ursprünglichen einleitenden Worte. Dafür jedoch ist der vorliegende Band nicht nur ein einfacher Reprint, sondern er wurde grundsätzlich überarbeitet und mit vielen zusätzlichen schwarzweißen Abbildungen versehen. Vor allem jedoch wurden zwei Kapitel neu hinzugefügt: „Zurück ins Meer“ und „In Memoriam“. Ebenso wurden die Zeittafel und die Publikationen von Hans Hass ergänzt. Die neu hinzugekommenen Kapitel sind hervorragend ausgearbeitet, sodass auch diejenigen, die vom späteren Schaffen dieses großen Naturforschers nur ein wenig mitbekommen haben, sich ein lückenloses und abgerundetes Bild dieses leidenschaftlichen und äußerst engagierten Wissenschaftlers machen können. Ein sehr gutes Buch, das von den Anfangstagen der Sporttaucherei berichtet, über sämtliche Hans-Hass-Expeditionn bis hin zu den Möglichkeiten des Schwimmtauchens in der UW-Forschung – kurz: Ein Buch, das jeder Tauchsportler unbedingt in seiner Bibliothek haben sollte! W. F. Broschiert mit farbigem Titelfoto Format DIN A 4 162 Seiten mit vielen s/w Fotos Tauch-Info-Büro u. Verlag Norbert Gierschner, Berlin, 2013 ISBN 978-3-937522-44-9 Preis: 16,80 Euro Norbert Gierschner: Nur tauchen, schreiben, reisen Teil 1: Mein abenteuerlichstes Jahrzehnt Ich dachte schon, dass Norbert Gierschner bereits das Wesentliche aus seinem Taucherleben in dem Band „Mit selbstgebauten Schwimmflossen; Tauchgeräten und Kameragehäusen“ (siehe TauchHISTORIE Nr. 1/2013) niedergeschrieben hätte. Doch dem ist nicht so. Sein neuestes Buch enthält keine Wiederholungen. Stattdessen beschreibt er sehr anschaulich, wie sich sein Leben in der DDR abspielte, wie sich die Stasi umsonst um ihn bemühte und er trotzdem Reisen in den Westen zu verschiedenen Zielen entlang des Mittelmeeres und bis hin in die Karibik unternehmen konnte. Ein sprachlich sehr schön gestaltetes Buch, in dem spannend nicht nur die Reiseerlebnisse lebendig werden, sondern auch die Blüten der DDR-Bürokratie. Ebenso finden sich auch die oft sehr verschlungenen Wege zu seinen frühen Veröffentlichungen. Eine sehr schöne Lektüre mit vielen Schwarzweiß-Fotos. W. F. Broschiert mit farbigen Titelfotos Format DIN A 4 190 Seiten mit vielen s/w Fotos Tauch-Info-Büro u. Verlag Norbert Gierschner, Berlin, 2013 ISBN 978-3-937522-42-5 Preis: 14,80 Euro Sandra Forty: Sharks Ein großartiger Bildband mit über 170 meist ganz- oder gar doppelseitigen Farbfotos vieler Haiarten. Dazu wird in Kurzform über die Lebensräume und die Verteilung der Haie gesprochen, wir erfahren alles Notwendige zur Evolution dieser Tiere. Auch das Angeln und das Finning gehören mit zum Thema. Dazu finden wir Aufstellungen der in den USA geltenden Gesetze, bevor die einzelnen Arten im Detail vorgestellt werden. Ein sehr interessanter Band, der vor allem durch seine Bilder besticht! W. F. Harter Einband mit farbigem Titelbild und ebensolchem Schutzumschlag Format 23,8 x31,3 cm 256 Seiten mit vielen Farbfotos Taj Books International LLC, USA, 2013 ISBN-13: 978-1-84406-317-8 Thomas P. Peschak: Sharks & People Exploring our Relationship with the Most Feared Fish in the Sea Ein großartiges Buch, weitaus mehr als nur ein einfacher Bildband! Der Autor, einer der ganz großen Haifischspezialisten, CEO der „safe our seas Foundation“, entdeckte eine Methode, um einzelne Haie individuell an der jeweiligen Ausformung ihrer Rückenflosse zu erkennen, so wie das bei uns Menschen durch Fingerabdrücke geschieht. Als es schließlich möglich wurde, Haie mit Sendern zu versehen, um ihre Wanderungen über Satelliten zu verfolgen, gehörte „Nicole“, ein Weißes Haiweibchen zu den allerersten, bei denen dies praktiziert wurde. Es schwamm von Südafrika zur Westküste Australiens und auch wieder zurück – der erste Nachweis solch gigantischer Wanderungen! Wir wissen heute weitaus mehr über diese Tiere als noch vor10 Jahren, und doch haben wir uns in der Zwischenzeit innerlich so weit von ihnen entfernt, dass unser Allgemeinwissen über diese Tiere geradezu archaisch anmutet. Wir überblicken offenbar auch noch immer nicht die Gefahren, die von unserem Handeln für das Überleben dieser Tiere ausgehen. Dieses Buch zeigt die Haie in ihrem normalen Leben und fängt die Schönheit dieser Tiere nicht nur in phantastischen Fotos ein, sondern zeigt auch all die schrecklichen Seiten des Finnings, der Überfischung usw. Dieses Buch könnte dazu beitragen, um diese missverstandenen und fehl beurteilten Tiere in Zukunft weitaus besser zu sehen! Es ist ein Umweltbuch par excellence, eines der besten, das ich je in die Hand genommen habe!! Mit einem großen bibliographischen Register, mit Berichten aus dem Leben der Haie, über Schutzzonen, den Haitourismus, ihr besondere Gefährdung und auch die Fotografie dieser Tiere. Es ist alles drin, was man unbedingt über sie wissen sollte. Machen Sie sich selbst ein Bild davon! W. F. Ganzleinen mit farbigem Schutzumschlag Format ca. 33x27,5 cm quer 196 Seiten mit vielen Farbfotos The University of Chicago Press, 2013 ISBN-13: 978-0-22604789- 8 und ISBN: 0-226-04789-X Preis: 27,80 Euro Weingarten - Wandkalender: Haie 2014 Ein sehr schöner Wandkalender im großen Format mit 12 erstklassigen, farbigen Haiaufnahmen bekannter internationaler UW-Fotografen. Sehr ansprechend! W. F. Wandkalender 2014: Haie 2014 Rückseitig mit starkem Karton, Ringbindung Format zirka 45,0x34,5 cm KV & H-Verlag Weingarten, Unterhaching, 2013 Artikel Nr. 3311699 ISBN: 978-3-8400-5961-2 Preis: 19,99 Euro Heye - Wandkalender: Wunder der Meere 2014 Edition Alexander von Humboldt Ein sehr großer Wandkalender mit 12 phantastischen Fotos von David Doubilet. Besonders schön dabei, dass sich nochmals auf der letzten Übersichtsseite ausführlichere Angaben zu den jeweiligen Fotos finden. Gleichzeitig erkennt man, in welchen Meeren weltweit die einzelnen Aufnahmen entstanden sind. Sehr schöne Motive, die schon allein durch die ungewöhnliche Größe ganz besonders gut zur Geltung kommen. W. F. Wandkalender 2014: Wunder der Meere 2014 Format zirka 78 x 58 cm Rückseitig mit starkem Karton, Ringbindung mit doppeltem Aufhänger KV & H-Verlag, Unterhaching, 2013 Artikel Nr. 22164 ISBN 978-3-8401-2021-3 Preis: 49,00 Euro 76 Vorschau und Impressum Vorschau Im nächsten Hefte werden wir uns ausführlich mit dem Dräger- Taucherschlitten für Helmtaucher auseinandersetzen, gefolgt von Beiträgen über die sehr viel handlicheren Taucherschleppbretter, um auch schwimmtauchend größere Areale absuchen zu können. Ein weiter Schwerpunkt beschäftigt sich mit der Geschichte des Kompasses im Allgemeinen, wir werden über UW- Navigationsgeräte berichten und über frühe internationale Wettbewerbe im Orientierungsauchen. Ebenso setzen wir natürlich unsere Berufstaucherserie „Ohne Taucher geht es nicht“ fort, wir stellen weitere interessante Persönlichkeiten vor, und auch Sporttaucher und UW-Fotografen werden wieder voll auf ihre Kosten kommen. Impressum Historische Tauchergesellschaft e.V. Villenstraße 6, 67433 Neustadt/Weinstr. Tel.: Fax: Email: www.historische-tauchergesellschaft.de Verlag: Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH Ernst-Udet-Straße 17, 67435 Neustadt/Weinstr. Tel.: Email: Redaktionsleitung: Wolfgang Freihen Nassauer Straße 12, 65510 Idstein/Ts. Tel.: Email: wolfgang.freihen@???-ev.de Autoren dieses Heftes: David Apfeltaler Wolfgang Freihen Jan de Groot Dieter Harfst Michael Jung Michael Müller Franz Rothbrust Bernhard Schuster Gerhard Wegner Anzeigenleitung: Thomas Scholz Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH Ernst-Udet-Straße 17, 67435 Neustadt/Weinstr. Tel.: Mobil: Fax: Email: Foto: Bernhard Schuster Abonnentenservice: Sybille Walter-Schuster Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH Ernst-Udet-Straße 17, 67435 Neustadt/Weinstr. Tel.: Fax: Email: Erscheinungsweise: 2 x jährlich Layout: Angela Theis Produktion: Druck & Werbevertrieb Medien-Verlag GmbH 67435 Neustadt/Weinstr. Alle Artikel in der „TauchHISTORIE“ sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Verwertung, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, die Aufnahme und Verarbeitung in elektronischen Systemen und Medien, aber auch für Hörfunk, Film und Fernsehen und ebenso für alle bisher noch unbekannte Verfahren. Alle in diesem Heft enthaltene Angaben wurden von den Autoren und der Redaktion nach bestem Wissen erstellt und sorgfältig überprüft. Trotzdem können inhaltliche Fehler nicht ausgeschlossen werden. 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